Ich weiß nicht was ich machen soll....

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Downtown
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Ich weiß nicht was ich machen soll....

Beitrag von Downtown »

Mein Partner leidet rückblickend schon lange an depressionen ohne das es uns bzw. Mir bewusst war. Als wir uns vor 7 jahren kennenletnten war es aber noch nicht so schlimm.nach der geburt des 1. Kindes hat er sich irgendwie voll abgewand. Er war mit allem anderen beschäftigt aber nicht mit uns. Dann ging ea mal wieder besser bei kind nr.2 wurde es dann auch immer schlimmer. Er ist nur negativ. Alles was ich sage oder tue meint er mache ich um ihn zu ärgern. Ich könnte im dauerlauf neben ihm her laufen mir arm und beine ausreißen und es würde nicht genügen. Er ist total schnell gereizt mit den Nerven am ende. Alles und jeder ist schlecht. Ich selbst sehe immer schlimmer aus, mir wird langsam selbst alles egal und das will ich nicht. Ich brauche all meine kraft für die kinder aber ich kann bald für mein mann kein verständniss mehr entgegen bringen. Er meint ich rede ihm das alles nur ein und sieht nicht wie es mir dabei geht. Ich habe keinen den ich um hilfe bitten könnte der mich entlastet um selbst mal wieder klar zu denken. Ich weiß gerade wirklich nicht weiter. Ich liebe Ihn aber langsam wird mir alles egal.... das ist min selbstschutz irgendwie. Ich merke nur das es mich mit runter reisst und ich nicht mehr vorran komme. Er fährt bald in kur hat aber keine genaue diagnose und hat auch nicht vor sich vorher hilfe zu holen. Wie soll ich damit umghen. Ich habe oft das gefühl ich muss nur laut genug schreien und dann versteht er es, ihn alles vor augen halten..... ich weiß das es falsch ist. Aber ich kann nicht mehr. Bei aller liebe und verständniss ich bin auch noch da und unsere kinder auch. Ich versuche meinen kleinen alles zu ermöglichen aber meine kräfte schwinden und ich fühle mich so allein. Er meint sogar ich manipuliere die kinder aber so klein sie auch sind, sie spüren und sehen dich wenn der papa nur schlät. Sie kommen nichtmal auf die idee ihn nach was zu fragen. Es macht mich traurig. Sorry irgendwie bin ich abgekommen aber ich musste mir mal etwas luft machen. Es geht schon zu lange so. Ich kann diese negative gedrückte stimmung nicht mehr ertragen und wenn er dann ur plötzlich gut gelaunt ist, dann bin ich die negative die ja die stimmung vermiest. Ich kann bei den schwankungen nicht mehr schritt halten. Vielleicht hat jemand ein tip für mich. Ich mag einfach so nicht mehr. Vorschläge schonmal zur paarthrrapie..... wird ins lächerliche gezogen. Ich bin tod traurig überdiese sotuation.
Dani05
Beiträge: 11
Registriert: 5. Jul 2017, 21:29

Re: Ich weiß nicht was ich machen soll....

Beitrag von Dani05 »

Hallo Downtown,
Ich schreibe als „Angehörige“.
Als ich Deine Geschichte gelesen habe, kam sie mir so schrecklich bekannt vor. Genau der gleiche Ablauf- über Jahre hinweg und so richtig nach den Geburten der Kinder ist es immer schlimmer geworden, ohne dass einer von uns es als Depression benannt hätte. Allein schon das Gefühl anzusprechen, dass hier ganz gewaltig etwas nicht stimmt, wurde als unerhört angesehen. Das was ich damals als schon fast bösartiges, extrem aggressives, ungerechtes, faules etc. Verhalten wahrgenommen habe, erkläre ich mir inzwischen vor dem Hintergrund einer Depression.
Wir haben damals eine Paarberatung begonnen, weil ich entdeckt hatte, dass er mir fremdgegangen ist, und ich dachte, wenn ihm nur jemand sagen würde, dass bestimmtes Verhalten so völlig daneben ist, würde er dem glauben und anders handeln. Im nachhinein ein absurder Ansatz.
Erst der völlige Absturz vor ziemlich genau einem Jahr mit ernsthaften Ansätzen zum Suizid, hat uns beiden (aber auch das hat gedauert, er hat immer von bilanzsuizid geredet) die Augen geöffnet.
Der Zeitpunkt deines Postings abends an Heiligabend lässt erahnen, wie fürchterlich es Dir gehen mag.
Depression gehört nach meiner Erfahrung in eine wirklich professionelle Behandlung, also Therapie. Erst mit der damit verbundenen Einsicht kann sich etwas ändern.
Unser erster Versuch der Paartherapie ist damals gescheitert, weil niemand erkannt hat, dass es um mehr als Beiderseitig hervorgerufene Eheprobleme geht. Der Berater war diesbezüglich völlig blind.
Nach dem „Absturz“ und einer halbherzigen Therapie meines Mannes (er hat anscheinend im Einvernehmen mit dem Therapeuten beschlossen, dass eine Therapie nichts bringt bzw. Er „nicht mehr depressiv“ sei, obwohl ich hier im Alltag etwas völlig anderes erlebe, bis hin zum Wunsch, dieses Leben nicht weiter zu führen) haben wir jetzt einen zweiten Versuch gestartet. Der neue Therapeut weiß um die Vorgeschichte. Und trotzdem: mein Mann realisiert nach wie vor nicht, wie sehr er durch die Depression geprägt ist und was das für unser Leben bedeutet. Und reagiert deshalb auch auf den Therapeuten entsprechend abweisend. Wenn Ihr also doch eine Paartherapie macht, kann ich nur raten, auf jeden Fall einen qualifizierten Therapeuten auszusuchen, der sich tatsächlich auch mit Depressionen auskennt.
Entschuldige, dass ich so aushole, worauf ich hinaus will:
Ohne die Einsicht bei Deinem Mann geht nichts. Eine Paartherapie ist für mich begleitend sinnvoll, aber eben keine Therapie der Depression. Auch wenn dies eine Krankheit ist, für die Dein Mann nichts kann, darfst Du Dich, Dein Leben und vor allem Deine Kinder nicht dauerhaft opfern, sondern musst darauf achten, dass ihr nicht gänzlich mit reingerissen werdet. Du kannst unterstützen, motivieren, versuchen, ihm zu helfen; aber den Schritt gehen muss er. Und wenn er ihn nicht gehen wird, musst du nach dir und den Kindern schauen, um nicht selbst zu Grunde zu gehen.
Das ist eine fürchterliche Abwägung, das verstehe ich, weil ich selbst an dem Punkt bin.
Vielleicht wird mich ein „Betroffener“ jetzt kritisieren, dass man so im Zweifel einen Menschen allein lässt, der nichts für diese Krankheit kann. Aber dauerhaft, Tag für Tag, all das mitzuerleben, übersteigt zumindest meine Kräfte.

Einen wirklichen Rat kann ich Dir also leider auch nicht geben, außer auf Dich zu achten. Zu versuchen, ihn dazu zu bringen, Hilfe anzunehmen, so lange Deine Kräfte reichen. Und Du es den Kindern gegenüber verantworten kannst. Wenn Du noch niemanden hast, versuch jemanden zu finden mit dem Du reden kannst, ab und zu Deine Geschichte erzählen kannst. Wenn es ganz schlimm war, hat mir im Zweifel auch ein Anruf bei der Telefonseelsorge geholfen, auch wenn das die Situation erst mal nicht ändert. Auch Beratungsstellen der Kommunen oder Kirchen können helfen, die Situation für dich zu sortieren. Und nicht zuletzt: vertrau Deinem Gefühl.

Ich wünsche Dir Kraft und trotz all der Belastung immer wieder helle Momente,
Lg Dani
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Ich weiß nicht was ich machen soll....

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi Downtown,

wir sind lustigerweise am selben Tag mit unseren Problemen „online“ gegangen, was alleine schon eine Antwort wert ist. Mir hat alleine das schreiben darüber schon geholfen. Der Austausch mit einem guten Freund war da nicht so hilfreich, denn zum einen kennt er meine Partnerin nicht mit dieser Facette, und zum anderen kennt er auch nicht die Krankheit. Das wird schon wieder, war dann der Tipp und der richtige Moment dies anzusprechen wird schon von alleine kommen. Prinzip Hoffnung halt. Ich hingegen bin mir mittlerweile ziemlich sicher der wird eher nicht kommen.
Ich habe mal vor langer langer Zeit eine Diplomarbeit zum Thema Schreibprozessforschung abgetippt und ein Satz darin ist mir hängen geblieben: Schreiben ordnet Gedanken. Und dies kann ich nach meiner Erfahrung nach dem Schreiben hier nur bestätigen. Es hat sich bei mir dadurch einiges getan. Vor meinem geistigem Auge erscheint einfach ein Muster das ich wahrscheinlich nicht durchstoßen kann, bzw. ich werde es versuchen und wenn dieser Versuch scheitert, werden ich die Partnerin ziehen lassen.

Dany05 hat dir ja schon den guten Rat gegeben, gib auf dich acht. Und Recht hat sie. Es ist bestimmt nicht einfach, wenn bei euch auch noch Kinder mit im Spiel sind. Aber dir bleibt immer noch eine Person die dir helfen kann... das bist du selbst. Du hast in der Vergangenheit viel Kraft gehabt und wirst es wohl auch in der Zukunft haben.

Bei mir hat sich durch das schreiben hier einfach ein Muster offenbart, das wohl immer problematisch in unserer Beziehung bleiben wird. Ich habe kein Problem damit einen Partner zu helfen oder zu unterstützen, ganz im Gegenteil, dies macht ja eine gute Partnerschaft aus. Nur wird es in meiner Beziehung wohl auf nicht absehbare Zeit immer einseitig bleiben. Und ganz ehrlich, darauf habe ich keine Lust. Und selbst wenn sich die Situation bessern würde, so werde ich mir wohl bis zu meinem Lebensende auf die Zunge beißen, wenn ich den Satz sage: Das schaffst du nicht, das wird nichts oder ähnliches - spontan gesagt in irgendwelchen Bagatellesituationen wie etwa beim Kartenspielen. So ein Satz könnte man einfach wieder klarstellen, eigentlich kein Problem. Das Problem sehe ich eher in der bis ans Lebensende mitschwingenden Rücksichtnahme solche Sätze möglichst nicht zu sagen. Und da komme ich auf einem weiteren Punkt der mich stört. Ich habe keine Ahnung, ob es so etwas gibt wie Co-Depression, ähnlich dem Co-Alkoholismus. Ich behaupte jetzt etwas sehr provokant, dass sich die Welt eines depressiven Menschen eh nur um sich selbst dreht. Da bleibt wenig Platz für Andere. Ich habe viel in diesem Forum gelesen, als Herangehensweise an die Probleme mit meiner Partnerin – um sie zu verstehen. Aber letztlich ist dieses Forum eine Art Blase, in der es nur um die Befindlichkeiten von Betroffenen geht. Diese hinterlassen allerdings bei ihren Angehörigen / Partnern durchaus beträchtlichen Schaden. Ich habe zu diesem Thema bei Betroffenen wenig nennenswertes gelesen. Sie sind ja mit sich selbst beschäftigt. Auch in dem Teil des Forums für Angehörige beschäftigen wir uns nur mit den Betroffenen. Das ist ja für die Betroffenen auch mit Sicherheit wirklich wichtig – ist ja auch ihr Forum. Aber als Angehöriger bzw. Partner... … … stellt sich mir die Frage, ab welchem Zeitpunkt gebe ich mein Grundrecht auf glücklich sein auf.
OK, ich kann leicht reden, denn in meiner Beziehung gibt es keine Abhängigkeiten (Kinder, Geld) und auch ist sie noch lange nicht so tief.

Liebe Downtown, wenn du die Kraft hattest, dies was du geschildert hast über Jahre durchzustehen, hast du auch Kraft für ganz andere Dinge.
Downtown
Beiträge: 2
Registriert: 24. Dez 2017, 01:06

Re: Ich weiß nicht was ich machen soll....

Beitrag von Downtown »

Vielen lieben Dank erstmal für eure Antworten.
Es hat mir wirklich gut getahen Antworten von Menschen zu bekommen, die wirklich wissen und nachvollziehen können wie es mir gerade geht. Ich habe mich lange davor gesträubt hier zu schreiben, da ich meinem Mann nicht in irgendeiner Art in den Rücken fallen möchte aber wie du schon schreibst Dani05 man muss auf sich achten und das ist jetzt einfach ein weiterer Weg damit umzugehen.
Wie schon geschrieben, eine wirkliche Diagnose haben wir (noch) nicht. Aber im Rahmen meiner Ausbildung und meines weiteren Beruflichen verlaufes bin ich sehr Wohl wenigstens im Ansatz mit dem Thema vertraut und alles deutet darauf hin. Ab und an setzt er sich selbst mit dem Thema auseinander und sagt von sich aus er habe bestimmt Depressionen was uns aber auch nicht weiter bringt.
Ich setzte mich im Moment viel mit mir selbst auseinander und versuche irgendwie wenigstens meinen inneren Frieden zu bekommen, lese viel über Achtsamkeit, Entspannung, Geisteswissenschaft....... ein Stück weit hilft es mir auch nur kommen diese einbrüche so heftig oft unvorbereitet intensiv das man sich kaum davor schützen kann.
FrequentFlyer auch deinen Beitrag habe ich gelesen und habe wirklich viel Respekt davor wie Du mit der Sache umgehst. Du strahlst über deine Worte schon eine so unglaubliche Ruhe und verständnis aus das deine Frau sich eigentlich nur glücklich schätzen kann.
Die meisten wären sicher schon weggelaufen ( das sage ich zumindest immer meine Mann :) )
Es ist einfach schwer die Richtigen Worte zu finden, wenn es die überhaupt gibt.
Ansprechen oder nicht.... das ist wirklich gut gefragt. Ich neige leider zum ansprechen und Diskutieren in der Hoffnung mein Mann sagt : Mensch, du hast recht- was ja definitiv nicht passieren wird. Wirklich mehr machen wie da sein kann man wohl nicht. Ich bin da ganz bei dir, das es neben dem Co- Abhängigen auch den Co- Depressiven gibt. Genau das habe ich die letzte Zeit so oft gesagt. Ich neige teilweise selbst dazu in seine Verhaltensrollen zu fallen, aber nur wenn er da ist. Ich bin eigentlich ein Lebenslustiger Typ habe viele Interessen und liebe es mit den Kinder draussen zu sein aber auch das wird immer zur nichte gemacht.
Ist das bei euch auch so. Alles was mir Spaß und freude bereitet ist seiner Meinung nach total doof überflüssig, mit den Kindern unterneheme ich zu viel und muss auch nicht ständig mit denen Backen; Kochen; Raus....... Am liebsten hätte er das wir alle schweigend vor dem Fernseher sitzen. Leider habe ich auch oft das Gefühl meine Kinder vor seinen Launen schützen zu müssen. Er liebt sie und er würde über leichen für die Kinder gehen- keine Frage aber im Alltag ist er nur selten zu bewegen sich vielleicht auch mal mit Ihnen zu beschäftigen. Jeztzt triffte ich schon wieder ab ....
Ich könnte auch ein Buch schreiben - bestimmt geht es euch nicht anders. Aber es tut wirklich gut sich mal ein bisschen von der Seele zu schreiben.

FrequentFlyer deiner letzter Satz ist sehr schön . Ab welchen Zeitpunkt gebe ich mein Grundrecht auf glücklich sein auf.

-Ich hoffe garnicht-

Wobei ich im moment an einem Punkt bin und durchatme wenn mein Mann auf die Arbeit fährt und ich ein paar Stunden alleine bin.


Auch euch wünsche Ich viel Kraft und bedanke mich nochmal für eure Antworten
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