Unentschlossenheit bei Jobwechsel

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iffy04
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Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von iffy04 »

Hallo in die Runde,
es gibt ein Verhalten an mir, das mich im Moment sehr belastet. Ich arbeite nur 30% und die Arbeit wird immer weniger, d.h. wenn ich richtig ranklotzen würde, könnte ich es auch in 20% schaffen. Meine Kollegen sind sehr nett, die Atmosphäre ist gut, die Bezahlung schlecht.
Nun verfolge ich schon seit Monaten den Stellenmarkt und wurde zu einigen Vorstellungsgesprächen eingeladen. Erst letze Woche erhielt ich wieder eine Zusage, aber ich finde immer wieder Gründe die Stelle nicht anzutreten. Ich freue mich über die Einladungen, gehe hin und schon im Rausgehen holt mich dieses komische Gefühl ein und ich möchte am liebsten weglaufen. Dann quäle ich mich einige Tage mit der Einscheidungsfindung und mir wird ganz schlecht, bis ich dann doch wieder absage. Dann bin ich zuerst erleichtert - aber nach einiger Zeit fühle ich mich als Versager: " Du schaffst das eh nicht, es wird immer alles so bleiben wie es ist, du wirst nie mehr verdienen, alle anderen arbeiten viel mehr und es schaffen es auch" usw.
Mich würde jetzt interessieren, ob das jemand von Euch kennt oder ob ihr meint, dass das ein typisches depressives Verhaltensmuster ist oder ob da evtl. eine andere Blockade oder Glaubenssatz dahinter steckt?!
Ich verstehe mich selbst nicht, warum bewerbe ich mich immer wieder und ziehe nachher doch den Schwanz ein? Wahrscheinlich ist das die Angst vor der Mehrbelastung - aber so wie es jetzt ist bin ich echt unterfordert (sowohl zeitlich als auch inhaltlich) und ich weiß, dass ich mehr kann.
Ich freue mich auf Eure Meinungen dazu ;)
Happy Girl
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Registriert: 23. Nov 2016, 22:02

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von Happy Girl »

Klingt für mich so, als hättest du große Angst vor etwas Neuem / Unbekannten. Haben nicht die meisten Depressiven ein geringes Selbstbewusstsein? Dabei hast du dich schon Zusagen erhalten, hast also keinen Grund für Selbstzweifel.
Wenn du dich immer wieder bewirbst will ein Teil von dir doch eine Änderung / Verbesserung. Vielleicht hilft es ein Datum zu setzen bis wann du dich entschieden haben willst, ob du bleibst oder gehst?
iffy04
Beiträge: 431
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Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von iffy04 »

Ja, genau. Ein Teil von mir will Veränderung und andere Teile haben wohl tierisch Angst, „es“ nicht zu schaffen. Ich habe große Selbstzweifel und vielleicht tut es mir deshalb so gut Einladungen oder sogar Zusagen zu bekommen. Und nachdem ich mich erstmal aufgewertet fühle kommt die Angst.
Ich habe große Probleme mit dem Schlafen, habe Untergewicht und bin dann total fertig und denke „siehst´e, würdest du nie schaffen, gut, dass du abgesagt hast.“ und so drehe ich mich ewig im Kreis :(
Zarra
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Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von Zarra »

Hallo Iffy,
da Du keine Begründungen angibst oder sagst, daß es sie gibt, warum die Stellen nicht passen, nicht gut sind, etc. etc. - ich kenne solch ein Verhalten nicht: Wenn man sich von einer vorhandenen Stelle aus bewirbt (und nicht irgendwie vom Jobcenter o.ä. dazu "gezwungen" wird), will man eigentlich die Stelle auch. So kenne ich es. Von mir. Von anderen. Sonst würde man ja auch gar nicht erst die Bewerbungsmühen auf sich nehmen. Also ich kenne es eher so, daß ggf. die Blockade davor ist, man sich gar nicht erst bewirbt. (Und in gewisser Hinsicht paßt das mehr zu Depressivem, finde ich. Denn Du wendest ja eine ganze Menge Energie - für dann nichts auf. ... ist das ein Muster??)
Oder willst Du einfach nicht von Deiner jetzigen Stelle weg (und magst das nicht zugeben?)?!!?
LG, Zarra

P.S. Hat sich gerade überschnitten. - ... doch warum ist dann nicht einfach: "Gut is'" mit der jetzigen Stelle, den jetzigen Anforderungen? Warum schaust Du nicht nach etwas Schönem, Nettem, Entspannendem, sondern schreibst Bewerbungen? - Weißt Du, Aufwand sollte sich auch lohnen. Und man sollte ihn in die richtige Richtung betreiben. (Nein, nein, ich tue das sicher auch nicht immer. Doch so als Richtschnur und als Erinnerung.)
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von iffy04 »

Tja, etwas schönes, nettes, entspannendes suchen....ich habe dann wohl das Gefühl nicht genug zu leisten und kann mich nur schwer entspannen, es steht mir dann nicht zu.
Ich bin körperlich ein ziemliches Wrack und habe so die Ausrede nicht mehr zu können. Und um diese Ausrede aufrecht zu erhalten, behandele ich mich weiterhin schlecht, esse wenig, treibe mich an
Ach mann:(
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von Zarra »

Tja, ...

Letztendlich kannst nur Du das ändern. - Ja, ich weiß, daß das nicht so einfach ist - sonst hättest Du es längst getan. Doch ein bißchen kannst Du Dich ja vielleicht auch austricksen. Man kann sich auch Saunastunden und kreative Malstunden (als Beispiel) "verordnen" statt: Bewerbungen schreiben. - So super regenerierend ist Arbeit selten; selbst dann, wenn sie Spaß machen sollte.
Yoshy
Beiträge: 36
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Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von Yoshy »

Hallo Iffy,
ich bin genau in dieser Situation, in meinem alten Job wurd die Arbeit immer weniger und an ein aufstocken der Stunden war nicht zu denken. Jetzt hab ich eine neue Stelle, war als ich die Zusage bekam megastolz und voller Hoffnung. Jetzt da es wirklich ernst wird, also letzter Arbeitstag im alten Job........grätscht mir meine Depression wieder dazwischen. Wie das ganze jetzt weitergeht weiß ich ehrlich auch noch nicht. Ich hoff ich bin stark genug es zu packen. Du hast die Zweifel schon vor Deiner Entscheidung, die hatte ich nicht......! Fragt sich nun was das kleinere Übel ist, ich probiers grad aus!
Dir alles Gute, LG Yoshy
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von iffy04 »

Hallo Yoshy,
ich kenne dieses Gefühl, bei mir kam auf einmal Panik auf und ich wollte mich nur noch in mein Schneckenhaus verkriechen. Aber vielleicht kannst du es als Chance sehen etwas Neues in Angriff zu nehmen und sei stolz auf dich, das kannst du wirklich sein. Ich weiß - leichter gesagt als getan.
Macht es Dir mehr Angst, dass du mehr Stunden arbeitest oder die neue Aufgabe?
Hab gesehen, dass du morgen einen Termin bei deinem neuen Arbeitgeber hast - wünsche Dir dafür alles Gute und viel Selbstbewusstsein.
LG
Yoshy
Beiträge: 36
Registriert: 10. Dez 2017, 17:30

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von Yoshy »

Hi Iffy,
eigentlich wäre es, wenn ich nicht gerade in einer Krise stecken würde zwar auch anstrengend mehr Stunden zu arbeiten und mich im neuen Aufgabengebiet einzuarbeiten....aber durchaus machbar.
Ich bin aber so unglaublich unkonzentriert, der Kopf fühlt sich wie Watte an....das machts mir grad echt schwer. Ich hab sehr viel Kundenkontakt, das kostet echt Kraft wenn man doch am liebsten einfach niemanden sehen und nix hören möchte. Naja morgen bin ich wieder einen Schritt weiter,
und hoff mit jedem kleinen Schritt wirds wieder heller und leichter. Das mit dem kaum Essen, kenn ich auch ....statt das man sich in der Krise versucht, sich gut um sich selbst zu kümmern, macht man sich so auch noch fertig.
LG Yoshy
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von Katharina72 »

Hallo Iffy,
also Ich glaube nicht, dass ängste vor einer neuen arbeitsstelle etwas spezifisch
depressives sind.. Ich denk, das es erstmal ein zutiefst normales menschliches empfinden ist, es ist eine unbekannte grösse, man weiss nicht was einen erwartet
und da ist es eigentlich "normal" unsicher, selbstzweifelnd, vielleicht auch etwas
ängstlich zu sein.
Allerdings gibt es da aus meiner sicht eine grenze.
Du schreibst, dass Du Deinen körper absichtlich schlecht behandelst, damit Du
Du nach aussen hin als "Wrack" (Deine worte, nicht meine!) sichtbar bist und Du damit
quasi für Dich und nach aussen eine erklärung/entschuldigung hast, eine neue stelle nicht anzunehmen, nicht annehmen zu müssen bzw. zu können.
Ich weiss jetzt nicht wie Deine konkrete situation ist, verlangt dass z.bp. die arge,
dass Du Dich laufend bewirbst oder machst Du das von Dir aus?
bist Du in einer therapie, wo Du dieses thema mal bearbeiten kannst und unterstützt
wirst?
Ich versteh, dass Du aus der armutsfalle raus möchtest, aber um den preis dass
Du mit Deinem körper raubbau betreibst?! Vielleicht gibt es andere möglichkeiten
Deine finanzielle lage zu verbessern, z.bp. die "tafel", mietzuschuss und andere
sachen?
Liebe Iffy, beende doch den spuk, sei ehrlich mit Dir selber, hör auf mit dem
raubbau an Deinem Körper, Du hast nur einen!
vielleicht kannst Du zu einem anderen zeitpunkt nochmal einen anlauf für
eine andere stelle nehmen, vielleicht mit therapeutischer unterstützung - ?
Sei es Dir selber wert Iffy, ich weiss, gerade mit dem selbstwertgefühl ist es ja
bei depressiven nicht weit her ... deswegen wäre ja auch eine unterstützung
wohl so wichtig für Dich?

Ich wünsch Dir alles Gute und dass Du irgendwann - auf einem GESUNDEN Weg -
einen tollen job mit richtig guter bezahlung bekommst!

lieben gruss
Katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von iffy04 »

Danke Katharina,
Ich möchte klarstellen, dass ich von niemandem gezwungen werde mehr zu arbeiten, schon gar nicht von offizieller Seite, d.h. die finanzielle Situation ist es nicht (klar, mehr wäre schön - aber wir kommen auch so klar).
Und dass ich mich „absichtlich“ schlecht behandel um nicht „mehr“ zu können, ist schon eine Therapie Erkenntnis (derzeit bin ich jedoch nicht in Therapie). Ich möchte es selbst, ich denke wenn ich mehr arbeiten würde, würde es sich positiv auf mein Selbstwertgefühl auswirken.
Ich stimme dir absolut zu, dass jeder Bammel vor einer neuen Stelle hat, aber bei mir nimmt es panikartige Züge an und ich habe dann echt Angst komplett durchzudrehen. Es muss etwas, ein unbewusster Glaubenssatz, eine verborgene Erfahrung oder was auch immer in mir vergraben sein, was mich immer wieder Bewerbungen schreiben lässt, megastolz über Zusagen ist und dann wieder Panik bekommt und sich als Versager fühlen und noch weiter in die Depression rutschen lässt.
Ich will jetzt erstmal keine neue Stelle, sondern nochmal intensiv Therapie machen um aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Ich würde gerne eine Analyse versuchen (Zeit hab ich ja:))
Habt Ihr Erfahrung damit?
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von Zarra »

Liebe Iffy,

klar macht äußere Anerkennung und im Gegenzug äußere Kritik etwas mit allen, auch und erst recht mit Depressiven. Trotzdem glaube ich nicht, daß eine hohe Stellung einen inneren Selbstwertkonflikt heilen kann; maximalst deckelt sie ihn gut.
Außerdem gibt es bei Dir ja schon massive Symptome. Bei jemandem, der nur ein wenig unzufrieden mit seiner jetzigen Stelle wäre (der aber keine psychische Krankheit und erst recht keine gravierenderen psychosomatischen Symptome hätte), könnte ich mir vorstellen, daß ihm solch ein "Aufstieg", solch ein "Weiterkommen" wirklich und dauerhaft gut täte.

Ich finde Deinen Therapieansatz gut (gute Therapie an sich; zu Analyse möchte ich mich bedeckt halten, das hängt ja auch stark von der konkreten Einzelperson ab). Ich denke, daß Du Unterstützung bräuchtest, es Dir gut gehen zu lassen, daß es "Dir gutgehen darf".

LG, Zarra
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von iffy04 »

Da triffst Du den Nagel auf den Punkt: "gut gehen lassen darfst" - das ist so verdammt schwer. Mein Kopf weiß, dass jeder Mensch die gleiche Daseinsberechtigung hat, aber ich fühle meine nicht. Hatte ja schonmal geschrieben, dass ich als Ersatzkind geboren wurde, mich nie "richtig" gefühlt habe und mir dies als Kind auch oft so vermittelt wurde.
Ich versuche seit fast 50 Jahren alle möglichen Strategien um dieses schreckliche Gefühl "übersehen zu werden" weg zu organisieren, zu überspielen, zu deckeln.
Es holt mich scheinbar jedoch immer wieder ein.
Traurige Grüße
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Unentschlossenheit bei Jobwechsel

Beitrag von Zarra »

Vielleicht noch das: Es DARF Dir auch bei einer neuen, u.U. anspruchsvolleren Arbeit, die Du gut bewältigst und für die Du gut bezahlt wirst, gut gehen!!

(... vielleicht geht es gar nicht um die Arbeit, sondern um relativ verquere Beweisungs- und Strafmuster?!??)

Und ich drücke Dir die Daumen, daß Dir eine erneute Therapie gut dabei hilft!
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