Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen wird

liebgemeint
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Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen wird

Beitrag von liebgemeint »

Für mich stellt sich langsam die Frage, ab welchem Zeitpunkt man von Angehörigen zum Betroffenen wird.
Vor lauter Rücksichtnahme, Verständnis etc., wann sind die eigenen Ressourcen aufgebraucht, zu welchem Zeitpunkt kommt man selbst zu einem Punkt, an dem man selbst Hilfe braucht?
Wie lange schafft man es, stark zu sein, wann kommt der Knall, an dem man merkt, es geht nicht mehr. Nicht, weil man nicht will, sondern weil man nicht KANN.
Mich würde interessieren, wie es für euch als Angehörige, wenn ihr merkt, es geht nichts mehr. Wie viele suchen sich selbst Hilfe, weil die Angehörige sind ud nicht mehr wissen, wie sie diese Last tragen sollen?
lisamarie25
Beiträge: 111
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Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo liebgemeint,
also ich hoffe, dieser Moment kommt nie. Obwohl ich denke, wir Angehörige haben alle so Momente, wo wir nicht mehr können. Ich selbst mache das Ganze ja jetzt auch schon über zwei Jahre mit (etwa 1,5 mit Diagnose, 1 vor Diagnose wo ich mir teilweise einfach nur dachte er ist schrecklich aber nicht wusste wieso)
Ich persönlich habe gelernt, sehr viel hin zu nehmen. Ob das gut oder schlecht ist kann ich dir nicht sagen, ich gehe aber besser damit um. Ich tue alles um ihn nicht zu kritisieren. An Tagen wie heute, wo ich mich sehr gefreut hätte ihn zu sehen und mir gewünscht hätte, wir wären wirklich ins Kino gegangen wie er es seit einer Woche versprochen hatte habe ich eine Freundin getroffen, habe viel geweint, Zeit alleine bzw mit den Hunden verbracht und ihm erst ganz spät am Abend geschrieben als ich fähig war, nett gute Nacht zu sagen, ohne den Vorwurf, dass ich wieder mal ein WE alleine verbracht habe... er weiß es eh. Er weiß eh, dass ich die Zeit lieber mit ihm verbracht hätte.... wir sind mittlerweile so weit, dass ich ihn 2-4 mal pro Woche sehe. Dass "zugibt" wenn er müde ist und unser Treffen absagt, weil er den ganzen Tag nicht aus dem Bett kommt. Dass er sich auch in meiner Wohnung ins Schlafzimmer legt und sich ausruht, wenn er nicht mehr kann... dass er sich entschuldigt, wenn er unsere Treffen nicht einhält bzw zu spät kommt und dass er zumindest kein böses Wort mehr an mich richtet und wir täglich (meist mehrfach) schreiben. In letzter Zeit telefonieren wir sogar gelegentlich über FaceTime.
Ich muss dir sagen wir haben seit ich mich zurück nehme und nicht mehr Dränge und ihm nicht mehr permanent sage wie schade ich es finde, dass wir dies und jenes nicht machen, nicht mehr gestritten. Und es kommt mehr von ihm. Gelegentlich rutscht es mir noch raus, dass ich gerne etwas unternommen hätte wenn er nicht kann. Er entschuldigt sich dann und zeigt Verständnis für mich.
Es ist nicht einfach einen kranken Partner zu haben und selbst nicht krank zu werden aber es geht.
Wir haben dieses Jahr im November zB zum ersten mal seinen Geburtstag gemeinsam gefeiert und er konnte richtig Freude zeigen. Das zwar in den vorherigen zwei Jahren nicht möglich.
Ich habe auch die Weihnachtsgeschenke schon schön dekoriert in meiner Wohnung liegen und er sieht sie sich ganz begeistert wie ein kleines Kind an. Dieses Verhalten zeigt er seit 2 Monaten. Wir sind jetzt 2,5 Jahre zusammen und er hatte früher NIE Freude an Geschenken zeigen können. Du kannst dir vorstellen, wie frustrierend das für mich war.
Ich musste ihm früher das Essen meistens per Kurier SCHICKEN wenn ich für uns beide gekocht habe. wir haben sehr selten geplant gemeinsam gegessen, meist war das spontan in einem Lokal oder ganz spontan zu Hause weil ich eben gerade da war.
Mittlerweile kann ich ihn zum Essen einladen, er kommt verlässlich, freut sich und bedankt sich für das gute Essen. Oder wir planen gemeinsames Kochen (und machen es dann auch).
Ich versuche, die kleinen Erfolge und Fortschritte zu feiern und mich daran zu erfreuen. ZU sehen, wie es weiter geht und besser wird hilft mir in den schweren Momenten.
So versuche ich, nicht auch krank zu werden. Er ist jetzt viel mehr für mich da als früher. Er sagt mir mittlerweile auch, dass er für mich da ist. Er hat mir vor einer Woche sogar gesagt, dass er mich liebt. Das hatte ich ein ganzes Jahr lang nicht gehört..... Dennoch gibt es Tage, an denen ich mich so wie heute alleine fühle.
Ich hoffe, dass uns diese Tage nie krank machen, dass wir weiterhin gesund bleiben und hier im Forum Trost finden wenn wir uns traurig fühlen.
Dir alles Liebe und Kopf hoch.
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von malu60 »

Liebe Liebgemeint,
oft liegt es schon an der Partnerwahl.Es gibt CO-Abhängige,auch bei Psychischen -Erkrankungen.

Ich schreibe Dir hier als Betroffene,im Angehörigen Thread habe ich mich teils mehr als schlecht gefühlt,bei dem was Du über diese "Spezi,s-Depressive/Bipolare geschrieben hast.

Liebe heißt manchmal auch loslassen.Ich hab alles gelesen und denke,es ist immer gut,in Selbsthilfegruppen,oder in Beratungsstellen zu gehen.Therapie braucht einen langen Atem.

Für mich ist Dein "Ex-FRreund sehr klar,Deinen berechtigten Ansprüchen kann er nicht genügen,er muss sich schützen,eben weil er nix geben kann.....Du forderst echt,auch diese nur um ihn kreisen ist mehr als ungesund......Gibt es keine anderen Inhaltr in Deinem Leben!?

Was ist mit Job und Kind,Hobbys?

Auch wenn Dir die Krankheit nicht bekannt war,Suicidversuche sind mehr als Alarmsignale.
Manchmal ist es fürsorglich,wenn ein Partner die Reißleine zieht.
Ist es in der Hochphase einer Liebe (Bipolare können auch die Liebe übersteigern)fällt dies Zurückweisung bestimmt extrem schwer.

Du kommst mir so vor,als glaubst Du nicht an Deinen Wert,Fremdgehen ohne Grund sosehr zu befürchten zeugt davon,dass da noch keine Bewährungsphase überstanden wurde.

Als Hauptanliegen hat ein psychisch Kranker nicht den Wunsch sich zu binden,erst Recht nicht,wenn er sich gefühlt in einer funktionierenden Beziehung glaubt zurück ziehen zu müssen.

Klar,manche Männer holen sich das fürs Ego,hab ich in Klinken beobachten können.Wird aber meist von Therapeuten unterbunden und stört,bez.betäubt gar nur die Symphtome.

Solch einem Mann würd ich eh keine Träne nachweinen.Für mich ich das auch kein Krankheits-Merkmal,eher Charakter,also unterstell doch sowas nicht aus wohl Minderwertgkeitsgefühl.
Eine starke Schulter,die der Verlust erforderlich macht,findest Du bestimmt nicht bei ihm z.Z.
Ist wohl etwas viel verlangt,wenn ich ums Überleben kämpfen müßte,......kann ich das nicht mehr leisten,sorry...nix verstanden......Rückzug ist die einzige Chance manchmal,sich all den
Durchaus berechtigten Wünschen der Ex-Partner zu entziehen.

Jedes Gespräch mit Betroffenen kann aber ein Lichtstrahl sein,deshalb,ja,nur deshalb ist diese Forum so erfolgreich. Du kannst Dir seine Liebe wünsche,mehr ...Leider zur Zeit nicht

Es wäre zu wünschen,dass ich falsch liege
Bin Beetroffene,62Jahre alt,Alleinerziehende,Klinkerfahrene,Beziehungserfahrene ,ja und habe Beziehungen meist langjährige beenden müssen als Selbstschutz und glaubte den Partner auch "Vom Mitleid befreien zu müssen.Desgleichen gute Freundinnen,diewirklich Guten sind geblieben.Meine Sohn,hätte ich aus Liebe auch gerne eine depressive Mutter erspart,er ist 42J
und mußte bei mir sein.Ihm zu Liebe ging aber immer was,mit viel Ehrlichkeit,manchmal wurden gar die Rollen vertauscht....da war nix mit starker Mamaschulter,dies wurde aber auch nicht
eingefordert,Kinder leiden still,oder ziehen sich in sich selbst zurück,was nochmal auch einer depressiven Mutter unendlich leid tut.Nachher läßt es sich nicht ungeschehen machen,darüber dosiert reden hilft. Wir sind nicht kalt und schlecht,nur zeitweise krank.

Ich wünsche Dir,dass Du gesund bleibst,denn wenn Frauen zu sehr lieben,dann aber am Besten für Alle ,docj sich selbst. Liebe Deinen Nächsten wie sich Selbst,so heißt es doch.
Alle Gute für Dich malu
Leben ist mehr
riverflow
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Registriert: 4. Apr 2014, 11:30

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von riverflow »

"Jedes Gespräch mit Betroffenen kann aber ein Lichtstrahl sein,deshalb,ja,nur deshalb ist diese Forum so erfolgreich. Du kannst Dir seine Liebe wünsche,mehr ...Leider zur Zeit nicht"

Sorry, ich lese das schon ganz lange mit und bewundere es, wie ernsthaft sich liebgemeint mit den Beiträgen auseinandersetzt und wie reflektiert sie auf die teilweise heftigen Bemerkungen reagiert.

Habe ich das also richtig verstanden, mit ebenfalls Betroffenen kann man reden, mit dem Partner aber nicht?
Ich bin langjährig selbst betroffen mit mehreren Diagnosen, auch chronisch und auf der anderen Seite habe ich auch schon ein Praktikum im psychiatrischen Bereich absolviert, aber so habe ich mich nie verhalten!
Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass z.B. eine Depression ein so heterogenes Gebilde ist, aus so extrem vielen unterschiedlichen, teils entgegengesetzten Symptomen bestehen kann, dass sich selbst Betroffene untereinander ohne verbalen Austausch nicht verstehen würden. Warum soll also da die Kommunikation möglich sein, während es nicht möglich ist, sich dem Partner wenigstens ein klein wenig zu erklären?


Liebe kann man auch nicht mit Hobbylosigkeit gleichsetzen. Ein Paar ist in der Summe mehr als zwei Einzelpersonen (ich glaube, die Aussage stammt von dem Paartherapeuten Jürg Willi).
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von malu60 »

Hallo Liebgemeint,
Entschuldige mein Posting von gestern,ich erlebte totale Isolation während depressiver Phasen und hatte große Angst vor berchtigten Wünschen seitens Partner und Familie,Alles war zu nah und erinnerte mich an mein Unvermögen.Alles war Forderung für mich.
Am Liebsten wäre ich von der Bildfläsche verschwunden,GsD hätte ich es dem Sohn zuLiebe nie in Erwägung gezogen...so fühlte es sich bei mir aber permanent an.Null Wert,null Glaube an mich.

Daher brach ich Beziehungen aus vermeintlichem Selbstschutz ab.

Heute bin ich in Freundschaft mit Ex-Partnern verbunden.Ich konnte mich immer erklären,wenn es vorbei war,mit der tiefsten Erkrankungsphase,wieder aufnehmen der Beziehung ging meist nicht,da hatte ich viel Vertrauen zerstört und die Angst,dass es wieder kommt hat mich auch mich minderwertig fühlen lassen........Bin seit 10Jahren alleine,das ist nicht schön......

Sorry,ich hab mich in Deinem Partner wieder erkannt,dabei geht sowas garnicht.Erstmal bin ich als Frau ganz anders,dann als Mutter nochmal anders.Besser erstmal drüber schlafen,dann schreiben.....ich hab auch Zuviel gelesen und fühlte mich als Betroffene betroffen von Manchem was Du liebgemeint schriebst. Ich wünsche Dir,das es gut wird malu
Leben ist mehr
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Katharina72 »

:hello:
@ liebe malu,
ich weiss nicht, warum Du Dich entschuldigst!?
Du hast Deine sicht der dinge geschildert und das
ist gut so.Du hast niemanden beleidigt oder in
unangemessener weise geschrieben.
Ich kann daran nichts verwerfliches finden.
lieben gruss
Katharina
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
liebgemeint
Beiträge: 70
Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von liebgemeint »

Hallo an euch alle :)
Erstmal @malu: ich hab mich nicht angegriffen gefühlt und du musst dich nicht entschuldigen, alles gut. Das Einzige, was mich ein bisschen traf oder was ich halt ganz anders sehe ist, dass es den Anschein für dich hat, als hätte ich sonst nichts zu tun, als um meinen Partner zu kreisen. So ist es nun nicht. Ich habe Freunde, Familie, eine Beruf, der mich sehr fordert, also auch andere Dinge im Kopf. Aber klar, wenn man von permanentem Kontakt ( auch von ihm aus ) plötzlich umschalten muss und sich zusammenreißen muss, dass man den anderen nicht mit Nachrichten "stört", dann ist das für mich extrem. Und wenn ich wüsste, dass nach seinen 5 Wochen Klinikaufenthalt alles wieder "gut" wird, um es simpel auszudrücken, dann wäre es auch etwas anderes.
Ich habe mittlerweile begriffen, dass ich nichts TUN kann, ihm nicht wirklich helfen kann im Moment. Aber ich vermisse ihn und ich wünschte einfach, er würde mir schreiben, dass er an mich denkt oder so. Vielleicht gibt es Menschen, die das besser aushalten oder besser damit umgehen können. Das mag sein. Aber nichts desto trotz bemühe ich mich. Ich habe ihm vor 3 Tagen geschrieben, dass ich verstehe, dass er gerade keine Kommunikation mit mir gebrauchen kann, ich mich aber, wenn er Lust hat zu schreiben, freue. Also dass ich ihm seine Ruhe lasse, ich des aber nicht aus Desinteresse mache. Naja, man kann sich denken, dass ich keine Antwort bekam. Schade. Und ja, es verletzt mich. Es macht mich traurig und es fällt mir noch schwerer, daran zu glauben, dass er überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben möchte, oder ob er uns abgehakt hat.

@lisamarie: ich bewundere deine Geduld sehr! Ich denke, ich wäre da wie du. Ich würde mich auch kümmern um ihn. Es ist bestimmt schwer, recht wenig zurück zu bekommen, ein ganzes Jahr kein "ich liebe dich" zu hören. Ich denke, das würde ich nicht recht packen. Aber vielleicht gewöhnt man sich daran, ich weiß es nicht. Oder man schraubt seine Erwartungen ganz weit runter. Die ersten 6 Monate waren ja toll und wir sind zusammen verreist, haben viel unternommen.
Ich hab mich gefreut, dass ich einen Freund habe, mit dem man quasi Pferde stehlen kann. Es hat jeder Bereich gepasst. Wenn wir alleine waren, war uns keinen Moment langweilig. Es waren wirklich sehr tiefe Gefühle da, die anders waren als einfache Verliebtheit. Ich habe es so empfunden, dass er meine zweite Hälfte ist und umgekehrt war es auch so. Ich bekam Liebesbriefe, Gedichte, selbstgebastelte Geschenke,.... es war einfach traumhaft. Wie es wieder wird und OB es wieder wird, weiß ich nicht und das wird mir auch keiner beantworten können. Ich weiß ja auch nicht, wie es sein wird, wenn wir uns nach der Therapie treffen. Ob ich dann in der Lage bin, ähnlich weiter zu machen wie vorher. Ob er nach der Therapie ganz anders ist, oder "der Alte". Ich hoffe jedenfalls, ich kann nur halb so viel Geduld aufbringen wie du :)

@riverflow: danke für deine Unterstützung und dafür, dass du meine Beiträge gelesen hast. Ich bin auch immer noch der Meinung, dass ein wenig Kommunikation möglich wäre. Es erwartet ja keiner Liebesbekundungen oder Versprechungen. Es wäre einfach schön gewesen, wenn er sich über mein Geschenk gefreut hätte, dabei hat er es offenbar nichtmal aufgemacht. Angst vor emotionalem Inhalt war sein Kommentar. DAS konnte er mir ja auch schreiben, nicht wahr? ER konnte mir auch schreiben, dass ich keinen Fehler gemacht habe. Darum gehe ich davon aus, dass er auch hätte schreiben können, dass er voraussichtlich 5 Wochen in der Klinik bleiben wird, dass er mir schreibt,wenn es ihm besser geht oder so. Wie lange er vermutlich bleiben wird, habe ich von einem gemeinsamen Freund erfahren, nicht von ihm.
Ich reime mir das so zusammen: er weiß selber gerade nicht, ob er jemals wieder eine Beziehung (mit mir) schafft. Deswegen schreibt er auch nicht "lass mich in Ruhe" oder dergleichen. Aber er schreibt auch nichts Verbindliches, weil er mir keine unnötigen Hoffnungen machen will.
Er befindet sich in einem Stadium der Gefühllosigkeit und das kann er im Moment nicht ändern und darunter leidet er genauso.
Ich fühl mich einfach wie in einem Vakuum. Weiß gerade nicht, wohin ich meine Gefühle für ihn stecken soll. IHN kann ich nicht mit meinen Sorgen behelligen, IHM kann ich nicht sagen und zeigen, dass ich ihn liebe. Ja, und ich weiß auch nicht, ob ich mich "einfach" daran gewöhnen soll, dass es vorbei ist und dass er nicht mehr zu meinem Leben gehört, oder soll ich warten und hoffen und meine Liebe für ihn "konservieren"?
Schönen Nachmittag wünsche ich euch :hello:
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo Malu, hallo Liebgemeint,

Also ich finde diesen Thread toll und auch den Beitrag von Malu ganz hilfreich. Es ist für mich wirklich eine große Hilfe, nachlesen zu können, wie sich Betroffene fühlen und wie die Wünsche und Forderungen von uns Angehörigen empfunden werden. Ich denke durchaus, dass es leichter fällt, solche Gedanken wie es Malu gemacht hat, in einem anonymen Forum nieder zu schreiben als dem eigenen Partner ins Gesicht zu sagen.
Auch die Aussage von Liebgemeint's Freund, er hätte sich nicht getraut, das Geschenk zu öffnen aus Angst vor emotionalen Inhalt finde ich sehr spannend. Wie ihr wisst, hatte ich dieses Problem mit meinem Partner ja sehr lange. Dieser hatte mir in der Anfangszeit für Geschenke nur sehr knapp oder gar nicht gedankt, ein Jahr später dann hat er wenn er ein Geschenk bekommen hat oft Tage später erst darauf reagiert und erst seit November 2017 schafft er es, Geschenke die er bekommt vor mir zu öffnen und sofort Freude zu zeigen. Ich habe dieses Thema nie angesprochen, da er auf Druck jeder Art sehr schlecht reagiert. Die Erklärung von Liebgemeint's Freund scheint mir aber sehr vernünftig und erklärt jetzt im Nachhinein für mich auch, warum mein Partner so gehandelt hat.

Ich persönlich finde im Forum immer Trost und gute Anregungen wie ich mich verhalten soll.

Gestern hatten wir zB auch wieder eine Situation, die mich dazu gebracht hat, im Forum Geschichten anderer zu lesen und mich so zu trösten.... es hilft mir, dass ich nicht alleine bin und es euch auch so geht. Indem wir quasi gemeinsam kämpfen, und ich lesen kann, wie es in euch Betroffenen aussieht, werde ich viel verständnisvoller und nehme mir so manches nicht mehr so zu Herzen.

Wie ich euch erzählt habe, läuft es bei uns gerade ja sehr gut. Wir haben vor einigen Tagen sogar über das Thema gemeinsame Wohnung gesprochen. Ganz vernünftig, mein Partner meinte, momentan fände er es besser wenn wir noch getrennt wohnen und ich meinen Vertrag für ein weiteres Jahr verlängere, Ende nächsten Jahres könnten wir uns aber überlegen, ob wir uns nicht gemeinsam eine große Wohnung nehmen. Ich finde es gut, dass wir über so Themen sprechen können.
Er wünscht sich jetzt auch einen Hund, der mit ihm zusammen lebt. Wir haben ja schon zwei kleine Hündinnen (2kg und 1kg, sie sind winzig) die bei mir leben. Sein Bulldog der bei seinen Eltern lebte ist jetzt verstorben und er würde gerne wieder einen adoptieren. Die Eltern haben sich bereit erklärt, den Hund wieder zu nehmen falls er nicht kann. Im Gespräch mit der Tierschutzorganisation die uns überprüft hat, ob wir geeignet sind, den Hund aufzunehmen, war es ihm ein Anliegen, mich auch vorzustellen und er hat mich gefragt, ob ich mit dem Hund Gassi gehen würde wenn er nicht kann, was ich natürlich gerne mache. Er hat für die Adoption einen recht langen Fragebogen ausfüllen müssen, wo er mich als seine Lebensgefährtin vorgestellt hat und angegeben hat, der Hund würde Teil unserer Familie sein, wir würden uns gemeinsam um ihn kümmern, er hat auch unser Leben beschrieben. Wir beide und die Eltern als alternativer Lebensplatz wurden besucht und interviewt. Ich fand es ganz schön, dass er endlich beginnt, auch wieder gegenüber Fremden zur Beziehung zu stehen und sich aktiv mit uns und unserer Zukunft auseinander setzt.


Gestern hatte ich - und jetzt kommt das Negative - mit einem Bekannten von ihm Kontakt, mit dem wir beide beruflich zu tun haben (wir beide haben ja ein gemeinsames Unternehmen). Ich musste herausfinden, dass er mich seinem Bekannten anscheinend als seine "Geschäftspartnerin" vorgestellt hatte. Denn der Bekannte meinte gestern zu mir "du solltest dir echt einen Freund zulegen, damit du nicht mehr so viel arbeitest".
Innerlich bin ich gekocht vor Wut und wollte meinen Partner sofort damit konfrontieren. Das Thema Anzweifeln der Beziehung hatten wir ja zur Genüge.

Ich habe heute lange im Forum gelesen und mich wieder beruhigt. Mein Partner hatte - wie Malu auch von sich schreibt - ganz lange das Gefühl, er könne einer Beziehung nicht gerecht werden und wollte sich schützen in dem er sich permanent von mir trennte. Jetzt macht er gerade die Erfahrung, dass es doch funktionieren kann und wir auch beide glücklich sein können. Wir haben enorme Fortschritte gemacht. Ich versuche mich also mich darauf zu besinnen und nicht zu drängen, weil er anscheinend einer Person mit der wir beruflich zu tun haben warum auch immer nichts von uns erzählt hat (das kann natürlich auch sein, weil er einen neutralen Kontakt zu diesem Bekannten will).
Es fällt mir schwer, mir nicht immer alles persönlich zu nehmen und nicht sofort mit einem Vorwurf zu reagieren, wie ihr seht, versuche ich aber zu lernen.... versuche ruhig zu bleiben und mir lieber meinen Unmut hier von der Seele zu schreiben als sofort meinen Partner unter Druck zu setzen. In einer ruhigen Minute und einem für uns beide guten Moment werde ich das Thema ansprechen.... aber ganz behutsam und nicht mit der Keule so wie ich es gestern fast im ersten Ärger getan hätte....

Ich wünsche euch allen, Angehörigen und Betroffenen noch viel Kraft und einen schönen Sonntagabend!
liebgemeint
Beiträge: 70
Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von liebgemeint »

Hallo Lisamarie!

Es freut mich sehr, dass es bei dir gerade so gut läuft und ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. :)
Davon bin ich ja leider meilenweit entfernt. Ich hadere sehr damit, so sehr ich es auch drehe und wende, dass wir erstens keinen Kontakt haben und ich keine Ahnung habe, ob er überhaupt noch an eine Zukunft mit uns glaubt. Ich selbst bin hin und hergerissen, zwischen, nicht aufgeben und an ein Phantom glauben. Wie ich schon recht oft mittlerweile geschrieben habe, macht es mir sehr zu schaffen, dass unsere Beziehung quasi auf Eis liegt, oder auch beendet scheint, ich aber zu wissen glaube, dass dies nur deswegen geschah, weil er mich schützen will und sich im Moment einfach nicht in der Lage fühlt, eine Beziehung zu führen. Ich schreibe ihm alle paar Tage mal etwas. Einmal letzten Dienstag und heute. Heute habe ich ihm einen Ausschnitt aus einem unserer ersten Nachrichten geschickt, in dem ich schrieb:"ich denke, wenn man weiß, dass der andere das ist, was man will, dann ist es vielleicht nicht automatisch einfach, aber man weiß, wofür man einen Weg gehen will und diese Entscheidung zu treffen, macht vieles einfacher." Da kannte ich ihn nich nicht mal persönlich und da wusste ich noch nichts von seinem "Problem". Ich habe nachgeschickt, dass ich das damals schrieb und heute auch noch so meine.
Wie zu erwarten kam keine Antwort. Ich rechne schon gar nicht mehr damit. Ich denke darüber nach, ob er vielleicht deswegen nichts schreibt, weil er meint, ich würde irgendwann einfach aufhören, wenn er mich lange genug ignoriert. Mein Gedanke dabei ist aber, dass wenn eine klitzekleine Chance besteht, dass er sich vielleicht doch ein bisschen darüber freuen kann, dass ich uns nicht aufgebe, dann ist es mir das wert.
Ich habe natürlich auch Angst davor, dass es ein böses Erwachen gibt und er irgendwann einmal schreibt, dass ich ihn in Ruhe lassen soll und dass wir keine Zukunft haben.
Probieren muss ich es irgendwie aber trotzdem. Schon allein deshalb, weil ich nicht möchte, dass er meint, ich habe ihn aufgegeben.
Ich werde erst einmal damit leben müssen, dass von ihm nichts kommt. Aber ich hoffe auch, dass eines Tages eine Nachricht kommt, eine Positive.
Am 9. Dezember habe ich Geburtstag, da wollten wir eigentlich zusammen in Dublin sein. Daraus wird nichts, auch wegen seinem stationären Aufenthalt, oder gerade deshalb.
EIgentlich ist mir mein Geburtstag nun nicht so wichtig, Dieses Jahr ist es ein bisschen anders, ich sehe ihn als Stichtag an. Wir haben uns dann ca 5 Wochen nicht gesehen. Ich denke, wenn ich ihm ein bisschen was bedeute, dann wird er mir eine Nachricht schreiben und mir gratulieren. Tut er das nicht, werde ich versuchen, die Sache zu vergessen. Ich bin der Meinung, dass, egal wie es wem geht, ein Geburtstagsgruß drin sein muss.
Ich hab gerade einen Kloß im Hals. Ich gebe zu, ich bemitleide mich gerade ein wenig selbst. Dass diese Situation kommt, wo man sich an Strohhalmen festhalten muss, dass man eine Nachricht als so wichtig erachten muss, tut weh.
Aber ich denke, ich brauche ein Licht am Ende des Tunnels. Und wenn dieses Licht nicht erscheint, dann wird es kein Zurück mehr geben. Ich glaube, dass jeder, sei es ein Betroffener oder ein Angehöriger mich verstehen und mir vielleicht Recht geben wird. Sollte er sich an meinem Geburtstag nicht melden, kann ich ein Häkchen unter die Sache machen, denn dann WILL er einfach nicht. Ob das dann an seiner Krankheit liegt, oder nicht, ist dann recht egal.
Schönen Sonntag
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo Liebgemeint,

Ich verstehe dich gut und ich kann sehr gut nachvollziehen wie du dich fühlst. Wie ich dir schon in einem früheren Post geschrieben habe, kann ich mich sehr gut daran erinnern als ich genau deine Gedanken hatte. Wie gesagt, die Krankheit ist ein Lernprozess in dem unser größer Freund die Faktoren Zeit und Geduld sind....
Ich habe euch ja zB erst heute Nachmittag mit dem Vorfall seines Bekannten erzählt und dass ich ganz knapp davor war, ihn damit zu konfrontieren, dann aber entschieden habe, erst selbst ruhig zu werden und es dann in einem ruhigen Moment anzusprechen. Überraschung, es ist nicht mehr nötig: heute hatte ich wieder mit seinem Bekannten zu tun und siehe da, der war nur neugierig, mein Partner hatte sich gar nicht dazu geäußert, ob wir ein Paar oder Geschäftspartner sind und da mein Partner auch auf seinen Bekannten so verschlossen wirkt traute er sich nicht direkt zu fragen. Jetzt wo er mich langsam kennenlernt und merkt, dass ich offener bin, wollte er es indirekt über mich herausfinden. Hat er mir heute selbst gesagt....

Das Problem ist, dass wir wenn wir so verletzt worden sind, oft auch Kleinigkeiten schon völlig falsch interpretieren und sofort an die Decke gehen.

Zu deinem Geburtstag, das ist natürlich wirklich ein wichtiger Tag für dich und jeder rational denkende Mensch würde dir gratulieren wenn du ihm wichtig bist. Andererseits, wie viele Menschen melden sich aus Höflichkeit bei uns nur weil wir Geburtstag haben? Die Gleichung er meldet sich = ich bin ihm noch wichtig funktioniert bei dieser Krankheit leider nicht, im Gegenteil. Es kann sein, dass er sich meldet, weil du ihm wichtig bist, es kann sein, dass er sich aus Höflichkeit bei dir meldet oder es kann sein, dass er sich nicht bei dir meldet obwohl du ihm sehr wichtig bist. Mein Partner hat zB mit Feiertagen und Geburtstagen ein massives Problem. Er reagiert VOR den Feiertagen gut darauf, sprich plant, Geschenke zu kaufen, plant, Essen zu gehen, plant dieses und jenes zu unternehmen. Wenn der Tag dann kommt, kann es gut sein, dass er völlig untertaucht.
Mein Geburtstag im ersten Jahr unserer Beziehung lief so ab:
Ich hatte ihn zu meiner 30iger Feier eingeladen. Er wollte unbedingt kommen. Am Tag meines Geburtstages hat er mich angerufen, mir gratuliert, zugesagt er kommt später. Dann kam er nicht. Um 23 Uhr habe ich die Feier abgebrochen weil ich es emotional nicht mehr gepackt habe und so enttäuscht war. Ich habe ihm geschrieben, er schickte mir ein "Beweisfoto", dass er im Bett lag. Damals wusste ich noch nichts von seiner Depression und fand den Fakt, dass er an meinem 30igsten Geburtstag einfach nur im Bett lag schrecklich. Um 1 Uhr morgens bin ich dann zu ihm gefahren und wir haben alleine bei ihm zu Hause "gefeiert" und am Tag danach gefrühstückt.
Mein Geburtstag im 2. Jahr unserer Beziehung: ich habe - mittlerweile mit dem Wissen, dass er unter Depressionen leidet und Menschenaufläufe nicht mag - vorgeschlagen, dass nur wir beide feiern. Er war einverstanden. Im Wissen, dass er vielleicht nicht auftaucht, habe ich mit einer Freundin einen Plan B ausgemacht. Er hat sich am gesamten Wochenende meines Geburtstages nicht bei mir gemeldet. Bis zum heutigen Tag - etliche Monate später - hat er mir nicht gratuliert.

Ca ein halbes Jahr nach diesem Vorfall hat er es geschafft, mir zu erklären, dass er mir unbedingt einen so schönen Tag machen wollte und er mir ein so tolles Geschenk bereiten wollte, dass er es im Endeffekt nicht geschafft hat. Der Druck den er verspürte war einfach zu groß. Er hatte Angst, ich würde sein Geschenk nicht mögen, er hatte Angst, er würde es an dem Tag nicht schaffen, mir gerecht zu werden - Resultat: er hat sich in seinem Bett verkrochen und gar nichts gemacht.

Ich wünsche dir von Herzen, dass es bei deinem Freund nicht so schlimm ist und er nicht ganz so schlecht mit dem Thema Feiertage und Geburtstag umgeht (auch zu Weihnachten hat mir mein Freud einmal nichts gesagt und mich einfach alleine gelassen, einmal hat er mir am Tag danach frohe Weihnachten gewünscht und heuer bereiten wir seit Anfang November Weihnachten vor, dh es ist mir mittlerweile egal, ob er sich am 24 meldet, wir hatten in der Vorweihnachtszeit schon so viele schöne Momente, dass es mir ehrlich gesagt nichts mehr ausmacht, wenn am 24 nichts kommt...)
Wie ich euch erzählt habe, haben wir es in 2,5 Jahren erst heuer geschafft SEINEN Geburtstag gemeinsam zu feiern, Auch das war in den Vorjahren unmöglich.

Zusammenfassend gesagt: ich würde dir raten, ein Ultimatum NIE an einen wichtigen Tag zu hängen. Druck funktioniert bei Depressionen leider nie und wichtige Tage sind etwas vor denen es Menschen die an Depressionen leiden oft graut. Wenn du nicht mehr kannst bzw nicht mehr willst, beende die Beziehung. Lebe dein Leben weiter. Solange du noch Hoffnung hast, kämpfe weiter, du machst das momentan ganz richtig.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Zarra »

Hallo,

ich kann mich lisamaries Posting nur anschließen!

Empfundener (!) Druck verschlechtert nur alles, empfundene (!) Erwartungshaltung, der man meint (!) nicht genügen zu können.

Nichtsdestotrotz (ich bin und war aber vielleicht nicht ganz so schlecht dran wie Eure Partner): Ich glaube schon, daß man - in gesünderen Zeiten (!) - Absprachen versuchen kann, an die man dann in schlechteren erinnern kann. Ich schreie oft "nein", weil ich meine, daß es mir zuviel ist - wenn dann jemand vor mir steht UND OHNE Erwartungen einfach NETT zu mir ist, knalle ich garantiert nicht die Tür zu, sondern bin ebenfalls so nett wie es geht, und manchmal ist es dann für beide okay. Derjenige darf dann aber natürlich nicht gleich mit der nächsten Urlaubsplanung anfangen, weil er (!) das toll und beschwingend findet, weil mich das dann komplett überfordern würde. Und ich bin dann teils oft einfach nicht "schwingungsfähig"; wenn es aber etwas mehr "Formales" gibt, was Euch helfen würde, kann man das dem depressiven Partner durchaus sagen - xy mal eine Postkarte ohne Inhalt, eine SMS mit Smilies, was weiß ich ... Und das vielleicht nicht auf einen Tag festlegen, sondern eher ein Zeitfenster, wobei viele Depressive "gerne schieben", so daß es auf das gleiche hinauslaufen kann ;). Man kann und sollte dem anderen, in dem Fall dem Depressiven, aber auch klar machen, daß einem etwas daran liegt ... und auch mal die Frage stellen: Wie würde es dir gehen, wenn ...? Manchmal braucht es vielleicht auch den Anstoß von außen für den Perspektivenwechsel.

LG, Zarra
liebgemeint
Beiträge: 70
Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von liebgemeint »

Hallo lisamarie und zarra!

Ein Ultimatum stelle ich natürlich nicht, also ihm nicht, eher mir selber.
Ich sag mal so, gestern habe ich gesehen, dass er auf facebook eine neue "Freundin" zugefügt hat. Man sieht von ihr nix, nur ein Katzenbild. Ja, ich komme mir wie eine Stalkerin vor und ja, ich fühle mich unwohl dabei. Von wegen Vertrauen und so...
Ich meine, es ist ja kein Beweis für irgendwas. Vielleicht irgendeine alte Bekannte, vielleicht eine neue Bekanntschaft ohne großen Hintergrund in der Klinik. Gestern hat mich diese Tatsache aber wütend gemacht. Er ist eigentlich kein großer facebooker und hat dort auch nur 33 Freunde. Also Leute, die er wirklich kennt und als wir uns kennenlernten, hat er von damals 42 auf 30 reduziert, weil er meinte, da hätte er nie Kontakt also umsonst. Ich schreibe das deswegen, weil er nicht der Typ ist, der x Anfragen schreibt oder annimmt.
Das, was ich obendrein geärgert hat war, dass ich mir für mich dachte:"ach, dazu hat man schon die Energie und Zeit und Bock, dass man Freundschaften auf FB bestätigt oder versendet, wie dann auch immer". Mir aber eine winzige Kleinigkeit an Info zukommen lassen, aber nicht.
Ich hab ja schon von unserem gebuchten Trip berichtet, dass daraus halt nun nix wird, wegen der Klinik. Nun habe ich ihn vor 2 Wochen gebeten, dass er mir eine Bestätigung von der Klinik schicken soll, dass er krank geschrieben ist oder sowas auf die Art. Mit dieser Bestätigung hätte ich zumindest eine Chance, dass ich den Flug kostenlos stornieren kann.
Damals hat er gemeint, er wird schauen, dass er dort was bekommt. Nun habe ich ihn vor 3 Tagen nochmal danach gefragt, kam aber natürlich nix.
Ich hoffe, es ist verständlich, dass mich die Kombination aus diesen Dingen sehr ärgert.
@lisamarie: hat dein Freund von Anfang an, seit du ihn kennengelernt hast, Depressionen, bzw, hast du das gleich gewusst/gemerkt ? Sorry, falls ich dich das schonmal gefragt habe. Ich bin schon etwas durcheinander, was ich wo geschrieben und gelesen habe :roll:
Es fällt mir eben schwer, damit umzugehen, dass so rein gar nichts von ihm kommt. Ein gemeinsamer Freund hat ihm auch gestern mal geschrieben wie es ihm geht. Er bekam soweit ich informiert bin auch keine Antwort. Oder er schreibt ihm bewusst nicht, weil er weiß, dass ich es erfahren würde, oder unser gemeinsamer Freund sagt es nicht, weil mein (ex)Freund ihn darum gebeten habe.
Ich merke langsam, wie ich mich in diese Denkschleifen reinlassen kann. Nicht wirklich gut, wie ich finde. Wenn ich arbeite, geht es mir im Moment am besten, denn da bin ich abgelenkt. Wenn ich Zeit habe, dann schaue ich, wann er online war oder so Blödsinn, wie eine kontrollsüchtige Kuh. Ich bin sonst nicht so, ich bin nur verunsichert.
Gestern war ich kurz davor, ihn auf die neue FB Freundin anzuschreiben. Ich hab beschlossen, eine Nacht darüber zu schlafen. Heute war es dann besser. Ich hab mir eingeredet, dass es harmlos ist.

Nun eine Frage an euch beide: was denkt ihr, wie finde ich nun am besten heraus, wie für ihn unser Beziehungsstatus aussieht, oder ob er überhaupt andenkt, dass wir wieder eine Zukunft haben? Versteht ihr, was ich meine? Ich kann mir einfach schwer vorstellen, NOCH 4 Wochen ohne Antwort zu bleiben, ohne irgendwelche Indizien, wie es mit uns vielleicht weiter geht.
Einerseits versuche ich mich zu beruhigen und rede mir ein, dass wenn ich abgehakt wäre, würde er mir das vielleicht deutlich schreiben. Dann denke ich, er KANN es vielleicht nicht und wartet ab, bis es mir zu blöd wird. Oder er will mich am Bandl halten und schaut mal, wie es nach dem Aufenthalt ist.
Ich fände es schlimm, wenn ich die Wochen durchhalte, mich zurück halte, anstrenge, meine Gefühle für ihn aus der Ferne zu erhalten und dann teilt er mir mit:"du, ich hab mich eh nie gemeldet, was hattest du denn gedacht, warum?"
Vor einigen Wochen konnten wir über ALLES reden, insbesondere über Gefühle. Jetzt kann/darf ich nichts mehr fragen, kann ihm meine Ängste und Bedenken nicht mitteilen, er kann mich nicht trösten, er kann mir nicht durch seine reine Anwesenheit zeigen, dass er mich liebt, wie es vorher nunmal war.
Ich suche immer noch einen Strohhalm...
Birko
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Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Birko »

Hallo liebgemeint
Ich lese dich schon länger und wollte mich nicht äussern, da ich betroffene bin.
Aber mal ganz ehrlich, selbst in meiner schlimmsten Zeit, und ich war ganz unten, habe ich meine Angehörigen nicht so behandelt. Habe mich zurückgezogen usw. Aber ich habe ihnen immer gezeigt, dass ich sie liebe. Ich ließ mich auch zum Arzt begleiten lassen. Für meinen Mann war es schlimm und er hat bei den Kindern auch geweint, weil er so hilflos war.
Also ich kann das Verhalten nicht unbedingt einer Depression zuschreiben.
Sorry
malu60
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Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von malu60 »

Liebgemeint,ich bin auch etwas unruhig,und empfinde die Reaktionen Deines Freundes sehr befremdlich.Okay,ich beendete Beziehungen,nahm aber nie neue Kontakte auf,auch nicht bei F.B.

Ich empfinde eine große Unsicherheit Deinerseits.Es dreht sich immer noch darum:Liebt er mich noch,bleibt er bei mir,wen baggert er an.....er,er,er

Mist ist,er ist nicht in der Lage,Dir eine Bescheinigung zu besorgen,damit Du den Flug stonieren
kannst.....Ich ,als depressive Partnerin,die auch Beziehungen aus "Selbstschutz "beendet hat,
hätte niemals einem Partner sowas vorenthalten.....

In Kliniken wird auch niemand in Watte gepackt,Beziehung wird oft thematisiert und ich habe
da sehr viel über mich und mein Verhalten gelernt.
Meine Beziehungen zerbrachen,weil ich immer mit Sohn alleine wohnte,dadurch konnte ein Partner mich nicht halten und mir nicht beweisen,dass ich auch krank, liebenswert war.
Eigentlich hab ich mich von mir selbst getrennt ,mich bestraft,weil ich mich so geschämt hab.

Die fröhliche,lustige Frau war weg,also dachte ich, ich wär nix mehr......
Eine feinfühlige,sensible,leidende und liebende Mutter war aber noch immer da....sehr da.

Ich hätte freiwillig auch noch liebende Gefühle hervorkramen können,wurde etwas gefordert,oder angedachte "Events"war ein Graus,wie Du das erlebt hast,liebe LIsamarie,so haben meine
Partner es auch erfahren.Weihnachtsfeste im Bett (den Kopf voller Geschenkideen),Geburtstage allein,aus Angst,dem Allen nicht gerecht zu werden.Nie,weil mir der "Andere"egal war,eher das Gegenteil,ich wollte endlich mal beweisen,dass ich eine gute Partnerin bin...und gerade dann gings s daneben also Decke übern Kopf und große Scham und wieder von mir enttäuscht.

Was Du mit dem Geschäftspartner erlebt hast,das ist richtig typisch Lisamari,für dieses blöde
"Kopfkino",das macht soviel kaputt...Vertrau drauf,Ihr seid "Hundeeltern",basta...wie schön!!!

Alles,was Du schreibst,liebe Liebgemeint,versuche ich zu verstehen.....,es gelingt mir nicht.....

Seit er Euer Bild entfernt hat,zweifle ich daran,dass dieser Mann weiß,was er will.Auch aktiv neue Bilder und neue Freunschaftsanfragen zu beantworten,hat nix mit Depression zu tun.
Es sei denn,Männer ticken ganz anders,ich hatte GsD keine depressiven Männer als Partner.

Es gibt in Kliniken Treffen mit Angehörigen (1xdie Woche zum Kaffee z.B.),als Partnerin kannst Du um ein Gespräch bitten,Du kannst ihn besuchen,er ist ja nicht "eingesperrt".

Wenn es die große Liebe ist,wird er sich sogar freuen,ich hab mich immer gefreut,wenn Ex-Freunde oder Freundinnen einfach gekommen sind,auch wenn ich sie vorher weggebissen hatte.

In der Klinik wird man aufgefangen,wenn es ihm damit schlecht ginge.!?

Ich würde mir nicht den Geburtstag versauen lassen und dieses in der Schwebe bleiben ist höchst ungesund für Dich............hol Dir doch die Krankenhausbescheinigung ab,das ist doch ein schlüssiger Grund hinzufahren.So hat Du wenigstens keine Stornogebühren zu zahlen....

Klären was ist,ist viel besser,als Kopfkino.Ich wünsch Dir Mut,der Sache mal ins Auge zu blicken.
Natürlich ist es ein wunderbares Geburtstagsgeschenk,wenn die Liebe bleibt,das wünsche ich Dir
Leben ist mehr
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo ihr Lieben,

ich habe heute bis spät gearbeitet und muss zugeben, ich habe mich schon darauf gefreut, euch zu schreiben ;-)
@liebgemeint: als wir uns kennengelernt haben wusste keiner von uns beiden von seiner Depression. Er hat die Diagnose erst bekommen, als bei uns alles in Trümmern lag und auch sonst sein Leben aus der Bahn geworfen war. Ich glaube daher kamen auch viele Probleme, er hat sich in dieser Zeit selbst nicht verstanden und auf seine Umgebung mit Zorn und Wut - aus seiner Verzweiflung heraus - reagiert. Leider hat er in dieser Zeit auch viel getrunken. Seit er gar nicht mehr bzw nur mehr sehr selten trinkt und die Diagnose hat, ist es langsam besser geworden.
Ich glaube, es macht einen großen Unterschied, ob ein Betroffener schon lange mit seiner Krankheit lebt und diese entsprechend als Krankheit einstufen kann oder ob er frisch erkrankt bzw frisch diagnostiziert wurde und noch gar nicht wirklich weiß was mit ihm und seiner Umwelt los ist.

Ich glaube auch, jede geht anders mit seiner Krankheit um, ein Klassiker ist sicher, sich zu Hause zu verkriechen, ganz still zu werden und am liebsten mit niemanden mehr zu sprechen. Andere flüchten sich in neue Freundschaften und Bekanntschaften - gerne auch online wo man oberflächlich Kontakt aufnehmen kann und der sein kann, der man gerne wäre.

Ich befürchte, wir können den aktuellen Status nicht wirklich herausfinden, denn ich glaube das weiß er selbst so genau nicht. Ich denke, er glaubt im Moment, er ist nicht fähig eine Beziehung zu führen. Wenn du ihn jetzt darauf ansprichst, bekommst du sehr wahrscheinlich keine oder eine negative Antwort. Wenn die Liebe zu ihm groß genug ist, schreib ihm einfach weiter. Wenn er wirklich krank und kein totaler Arsch ist, wird er sich darüber freuen und sobald es ihm besser geht, wird er fähig sein, dir das zu sagen. Und er wird dir danken.
Ich habe meinem Partner in Phasen in dem es ihm sehr schlecht ging einfach weiter geschrieben. Manchmal kam tagelang nichts, dann vielleicht ein Smylie, als es ihm ganz dreckig ging kamen sogar böse Worte wie lass mich in Ruhe. Wie gesagt, das war in der Anfangszeit vor der Diagnose bzw als die Diagnose frisch war.
Später dann, als es ihm wieder gut ging, hat er sich für seine kühle Art in dieser Zeit entschuldigt und mir gesagt, wie froh er war, dass ich mich bei ihm gemeldet hatte und wir dankbar er ist, dass ich immer zu ihm gestanden bin.
Dich zu ignorieren weil er nicht antworten kann oder nicht weiß was er antworten soll oder mit der Situation einfach überfordert ist, ist Teil der Krankheit. Insbesondere wenn diese für ihn neu ist.
Dich zu ignorieren, damit er dich "langsam los wird" wäre einfach nur charakterlos und absolut unentschuldbar.
Welche der beiden Varianten auf ihn zutrifft werden wir leider erst mit der Zeit erfahren.

Seit mein Partner und ich seine Krankheit kennen, kommen solche Dinge bei uns nicht mehr vor und er schafft es - egal wie es ihm geht - sich kurz bei mir zu melden und sei es nur um mir zu sagen, dass er heute nicht aufstehen kann.

@malu, liebe Malu, vielen Dank für deine Worte. Ich finde das toll, wie du das alles beschreiben kannst. Glaub mir, so ist es auch für deine Angehörigen viel viel leichter. Ich glaube das wichtigste ist Vertrauen und Kommunikation zwischen Angehörigen und Betroffenen. Und ganz ganz ganz viel Behutsamkeit und Verständnis. Wenn man als Angehöriger mal verstanden hat und nachempfinden kann, wie schrecklich der Druck aus Sicht des Betroffenen ist, ist die Erwartungshaltung auch gleich ganz anders. Und wie du richtig sagst liebe Malu, depressive Menschen sind meist besonders feinfühlig und sensibel. Wenn man als Angehöriger mal verstanden hat, wie gerne der depressive Partner Geburtstag, Weihnachten etc gefeiert hätte, und wie sehr er sich über ein schönes Geschenk Gedanken gemacht hat, ist es nicht mehr schlimm, wenn die Feier dann nicht am Tag X stattfindet oder wenn es kein Geschenk gibt. Wie ich euch erzählt habe, mein Partner und ich verbringen gerade eine so schöne Vorweihnachtszeit, das der Druck vom 24 völlig weg ist. Das funktioniert für uns beide gut.
Mein Partner hat kürzlich auch begonnen, Listen anzufertigen mit Dingen die er unbedingt erleben möchte. Dazu gehören zB Fahrradtouren von denen er jetzt schon zwei mit einem Freund gemacht hat. Oder die kleine Geburtstagsfeier die er und ich bei mir zu Hause für ihn gemacht haben. Wir haben zu Mittag gefeiert und den Abend als Option frei gehalten. Im Endeffekt wollte er am Abend lieber schlafen aber das war für uns beide ok, weil wir zu Mittag schon schön gefeiert hatten.
Das ist unsere Strategie, um schöne Momente gemeinsam zu erleben und trotz der Depression an unserer Partnerschaft zu arbeiten.

Ich glaube, man muss etwas "um die Depression" herum arbeiten und sehr kreativ sein, dann kann man es schaffen.
malu60
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Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von malu60 »

Hallo Zusammen,
ich komme gerade von meiner vorletzten Verhaltenstherapie-Stunde.Seit fast 2jahren arbeite ich,nach 10Jahren Pause,mit einem jüngeren Mann ca.45J,ich ja 62J.
Nun,es ist bei mir ein langer Weg,den ich mit der Depression zurücklegen mußte.Heute,bin ich seltener erkrankt,trotz Frühverrentung ist es mir endlich besser gelungen meinen Tag zu strukturieren. Die Therapie hat entscheidend dazu beigetragen.

Heute erlebte mich der Therapeut sehr ernst....sehr bei mir....Wir sehen uns nun aber auch nur alle 6Wochen,langsam wird mir das Setting fremd.
Unsere Vertrauensbasis ist klasse...er sagt oft,ich kann das Ihnen ja sagen,wir kennen uns ja gut.... Es ging um seinen Doktorhut,der in der Ecke stand u.a.,ich kenne auch seine 4Kinder,seine Frau,alles ist sehr dörflich,da gibt es auch gemeinsame Bekannte.
Ganz anders,als meine vielen Therapien in Köln......hier sitzt mir ein Mensch gegenüber.......

Heute sagte er mir,dass ich selbst zu Beginn,in der "schweren Depressionsphase"(er hatte einen Hausbesuch gemacht,weil ich so fertig war und nicht konnte),
immer noch verbindlich und freundlich und bemüht gewesen sei.Ich hätte eine hohe Kompetenz im Umgang mit Menschen........Ich hab mich sehr gefreut und ihm gesagt,dass das schon die Früchte jahrelanger Therapien sind.

Ich bin mein eigener Fachmann/Frau und heute kann ich erklären,wie ich mich fühle,auch was ich grad nicht kann.Ja,und da trennt sich dann die Spreu vom Weizen.

Ein Freund sagte mal nach einem Jahr Beziehung zu mir: Du warst ja eh nur krank!!!!!
Das hat mir so weh getan und meine Instinkte waren wohl mehr als gut,diesen Mann habe ich nicht an meiner Seite haben wollen.Dennoch,heute gibt es wieder Kontakt,selten auf einer anderen Ebene. Die Krankheit wollte mir immer etwas sagen,bis heute,ich muss mich mit meinem Empfinden auseinander setzten......klar werden....ja und nein müssen stimmen.

Im Moment bin ich sehr traurig,dass ich nie länger als 7Jahren Beziehung leben konnte.
Wie gerne hätte ich eine ehrliche,Beziehung,wo Liebe eine Basis ist ,die trägt.(gehabt?!)
Rücksicht auf den Partner nehmen heißt heute,in meinem Alter, nicht nur mit Depressionen umgehen lernen,auch körperl.Gebrechen müssen akzeptiert werden.Es schmerzt,wenn dann gar
"Schlimmes"passiert und man ist wieder allein,oder hat immer Angst,vordem Tod gar.....

So meine Gedanken,die dem Thera.heut garnicht gefielen.Er wünscht mir den Mut,nochmal eine Liebe zu wagen..........dann so,wie Du es machst,liebe Lisamarie.....
Wir würden unsere Regeln finden,jeder Rücksicht auf den Anderen...viel sprechen...
Behutsam das Pflänzchen Liebe hegen und pflegen...ja,und schätzen....Liebe ist das größte
Geschenk und sie kann heilen und Berge versetzen.Ohne sie ist alles nix

Das gabs auch schon in meinem Leben,ich konnte es nicht aushalten,wußte halt nicht wie...
Ihr macht das prima,es ist nicht leicht.......es lohnt sich,diese Arbeit..es kann viel zur Gesundung beitragen.Bei den Betroffenen leben die Meisten in langjährigen Ehen...es geht also schon....
Liebe,nachdenkliche Grüße Malu
Leben ist mehr
liebgemeint
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Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von liebgemeint »

Hallo ihr Lieben!
Ich habe die Antworten teilweise nicht ins letzte Detail gelesen und ich weiß auch gerade nicht, was ich alles schon geschrieben habe. Ich bin im Moment ziemlich am Boden und versuche mich, über den Tag zu retten, mich mir Arbeit abzulenken und auf meine Bedürfnisse zu schauen. Nichts desto trotz ist mir das Forum schon recht wichtig geworden und ich freue mich immer, wenn ich sehe, dass jemand was geschrieben hat.
Gestern habe ich mit unserem gemeinsamen Freund telefoniert, Ich kenne ihn seit meiner Kindheit. Er hat gerade selbst Eheprobleme und so wechselt sich unser Jammern ganz gut ab ;)
Er hätte ihm auch geschrieben, aber keine Antwort bekommen.
Andererseits hat er mir auch erzählt, dass mein (ex)Freund sogar am 1. wochenende nach Hause gefahren ist. Er hat dies durch einen Freund meines Exfreundes erfahren. In der Klinik, wo er ist, geht es ihm anscheinend nicht besonders. Es wird einfach nichts getan. Die Physiotherapeutin setzt sich selbst während der Behandlung auf Fitnessgeräte und lässt ihn auf dem Laufband stehen zB.
Er war ja bereits schon einmal dort und hatte sich viel davon versprochen. Leider scheint diese Klinik recht schwach zu sein. Ich habe die Bewertungen gelesen und war echt schockiert. Ich wollte ihn damals nicht damit behelligen, weil ich dachte, das wäre kontraproduktiv.
Offenbar ist er diese Woche in meiner Heimatstadt bei einer Therapeutin. Das verstehe ich wiederum auch nicht, weil er ja eigentlich stationär wäre....
Es stimmt, dass ich mir das sehr zu Herzen nehme, dass er mir nicht schreibt, dass er aber Freundschaftsanfragen an nimmt. Es zerreißt mich und ich frage mich warum er nicht in der Lage ist, mir auf ein "wie geht es dir" zu antworten. Ich bin tief erschüttert über sein Verhalten. Ich bin hin und hergerissen zwischen meinem Bauchgefühl und euren Meinungen. Ich denke alle Eventualitäten durch und komme nicht wirklich zu einem Schluss.
Ja, ich denke mir selber, dass ich vielleicht einfach los lassen muss, mich nicht mehr damit auseinander setzen soll. Dass er vielleicht doch nur ein Arsch ist. Die Gedanken habe ich sehr wohl.
Viele von euch Betroffenen schreiben, dass man immer einen Weg finden kann, dem anderen zu zeigen, dass man sich freut, wenn man eine Nachricht bekommt, dem andren mitteilen möchte, dass alles ok ist soweit.
Eine Bemerkung hier war auch: Vielleicht liegt es am Geschlecht. Vielleicht sind wir Frauen da etwas fähiger und weniger egoistisch. Ich weiß es einfach nicht. Ich denke immer an das, was vorher war und wie schön wir es hatten. Vielleicht muss ich einfach einsehen, dass er mich nicht mehr will, dass er seine Depression nur als willkommenen Grund sieht, mich abzuschießen.
Alles ist möglich.
Wie gesagt, ich stehe auch nicht darauf, jemandem ein Ultimatum zu stellen. Aber das stelle ich nicht ihm, zumindest kommuniziere ich es nicht. Es ist ein Ultimatum für mich selbst, weil ich denke, dass wenn er mir nicht mal an meinem Geburtstag schreibt, dann wird er es vermutlich nie wieder tun.
Ich klammere mich an Hoffnungen und rechtfertige alles mit seiner Krankheit, aber im Inneren drin hab ich vielleicht nur Schiss, mir einzugestehen, dass es vorbei ist und vielleicht gar nicht im direkten Zusammenhang mit seiner Krankheit steht.
Ich bin einfach mutlos und verzweifelt zur Zeit und denke darüber nach, ihn einfach ( nicht einfach!) loszulassen und ihn unter der Kategorie "war wohl nix" ein zu ordnen....
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Liebgemeint,

kennst du die 5 Phasen ďer Trennung? Die erste Phase ist das "Nicht wahr haben wollen".

Manchmal ist es gut zu wissen, warum man gerade so empfindet wie man empfindet.

Google mal ... Vielleicht verstehst du dich und deine Gefühle dann besser. Du hast offensichtlich sehr geliebt. Trennungen (auch wenn es derzeit keine "richtige" Trennung ist, so erlebst du das ja bereits wie eine Trennung) sind immer schmerzhaft.

Da passiert etwas in dir.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und vor allem ganz bald emotionalen Frieden. Vielleicht kannst du ihn loslassen. Wenn er dich will wird er schon zu dir kommen (ich weiß, dass ist leichter gesagt als gelebt).
Pass auf dich auf.

Herzlichst
Luna
liebgemeint
Beiträge: 70
Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von liebgemeint »

Liebe Luna!
Vielen Dank für deine Worte...innerlich weiß ich, dass ich, egal, wie es ausgehen wird, ihn für den Moment gehen lassen muss, was mir sehr schwer fällt...
Ich komme gerade nicht damit zurecht, dass ich vor wenigen Wochen noch sein ein und Alles, seine große Liebe war und jetzt nicht mal mehr eine Antwort wert bin. Irgendwie leugne ich vielleicht die Tatsache, dass es vorbei ist.
Ich kenne diese Theorie der Trennung und sie ist richtig. Ich versuche aber, alle normalen Abläufe zu verleugnen und für mich Antworten zu suchen, die alles mit deiner Krankheit erklären könnten. Ich weiß, es mag dumm sein. Ich weiß, ich verzögere vielleicht das Unausweichliche...
Ich arbeite gerade an mir selbst, an meiner Geduld, an meinem Ichsein,...
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Zarra »

Hi Ihr, hi liebgemeint,

bei Facebook tippe ich zwar auf Klinikkontakt (und würde die "Dinger" deshalb dann erst recht gern dort verbieten ;) ;) - die sehen sich ggf. doch ;)); null (!) Kontakt zur Partnerin finde ich aber auch komisch. Hat er eigentlich Kontakt zu seiner Familie, mit der Du ja auch irgendwie etwas zu tun hattest?
Mit dieser Bestätigung hätte ich zumindest eine Chance, dass ich den Flug kostenlos stornieren kann.
Habe ich leider verbaselt, doch das hatte ich neulich schon schreiben wollen: Selbst wenn Du die Bestätigung hast, hast Du leider schlechte Chancen! Erstens werden in den allermeisten solchen Fällen psychische Erkrankungen anders gehandhabt als körperliche und die Versicherungen schließen das aus (ja, geht so eigentlich nicht ganz, scheint aber so zu sein); was für Euren Fall eventuell dazukommt, ist, daß es eine Vorerkrankung gab. Du tust also gut daran, das für Dich zu planen - und ehrlich, ich würde Dich sehr ermuntern, das mit jemand anders zu machen!! Oder zur Not auch allein! Daheim rumeiern und an ihn denken bringt nichts. Ihn in der Klinik besuchen kannst Du auch danach. - Also ganz unabhängig davon, was aus dieser Beziehung wird - einfach für DICH!!! (Damit schaden kannst Du ihm nicht (so, wie er sich verhält und da er in einer Klinik ist, Dich also vor Ort nicht braucht). Aber Du kannst Dir etwas Gutes tun.)
Ein gemeinsamer Freund hat ihm auch gestern mal geschrieben wie es ihm geht. Er bekam soweit ich informiert bin auch keine Antwort. Oder er schreibt ihm bewusst nicht, weil er weiß, dass ich es erfahren würde, oder unser gemeinsamer Freund sagt es nicht, weil mein (ex)Freund ihn darum gebeten habe.
Ja, Denkschleifen; ... zu kompliziert, als daß Du gut damit leben könntest. :( (Nicht böse gemeint von mir. Eher: Tu Dir das nicht an.) - Und ich würde Dir für Dich sehr raten, ihm liebevoll (!), aber auch bestimmt (!) zu schreiben, daß Du Dich erst wieder mit ihm befaßt, wenn von ihm etwas kommt, weil Du sonst durchdrehst - was nicht der Sinn sein kann; daß Du zwar Tage warten kannst, aber nicht Monate.
was denkt ihr, wie finde ich nun am besten heraus, wie für ihn unser Beziehungsstatus aussieht, oder ob er überhaupt andenkt, dass wir wieder eine Zukunft haben? Versteht ihr, was ich meine? Ich kann mir einfach schwer vorstellen, NOCH 4 Wochen ohne Antwort zu bleiben, ohne irgendwelche Indizien, wie es mit uns vielleicht weiter geht.
Ich verstehe zwar, was Du meinst. Doch da ich nie in einer ähnlichen Situation war ... Ich hätte als Depressive wahrscheinlich die Angst, daß der andere nicht mehr mit mir will; ich bin da aber eher die Zickige und vor zig Jahren hätte es wahrscheinlich eher unerquickliche Telefonanrufe hin und her gegeben, auch blöde Beschuldigungen von meiner Seite aus (daß der andere es nicht ehrlich meint, mich nicht mag, ... etc. blabla, halt depressiver Quatsch oder Quatschähnliches). Ich hätte mich aber garantiert nicht gar nicht gemeldet.
malu hat geschrieben:Wenn es die große Liebe ist,wird er sich sogar freuen,ich hab mich immer gefreut,wenn Ex-Freunde oder Freundinnen einfach gekommen sind,auch wenn ich sie vorher weggebissen hatte.

In der Klinik wird man aufgefangen,wenn es ihm damit schlecht ginge.!?
Tendenziell kann ich malus Worte unterschreiben.
Ich kann mir einfach schwer vorstellen, NOCH 4 Wochen ohne Antwort zu bleiben, ohne irgendwelche Indizien, wie es mit uns vielleicht weiter geht.
Einerseits versuche ich mich zu beruhigen und rede mir ein, dass wenn ich abgehakt wäre, würde er mir das vielleicht deutlich schreiben. Dann denke ich, er KANN es vielleicht nicht und wartet ab, bis es mir zu blöd wird. Oder er will mich am Bandl halten und schaut mal, wie es nach dem Aufenthalt ist.
Ich fände es schlimm, wenn ich die Wochen durchhalte, mich zurück halte, anstrenge, meine Gefühle für ihn aus der Ferne zu erhalten und dann teilt er mir mit:"du, ich hab mich eh nie gemeldet, was hattest du denn gedacht, warum?"
Also wenn Dein Freund so schwer depressiv ist, wie ich mir das vorstelle, dann kann er momentan nichts zu Eurem "Beziehungsstatus" sagen - meine Meinung. Sehr wohl hätte ich in meinen (!) schlimmsten Zeiten sagen können, daß ich mir wünsche, daß der andere dennoch bleibt. Und irgend etwas in diese Richtung müßte Deinem Freund eigentlich auch möglich sein - finde ich.
Vor einigen Wochen konnten wir über ALLES reden, insbesondere über Gefühle. Jetzt kann/darf ich nichts mehr fragen, kann ihm meine Ängste und Bedenken nicht mitteilen, er kann mich nicht trösten, er kann mir nicht durch seine reine Anwesenheit zeigen, dass er mich liebt, wie es vorher nunmal war.
Das kann ich mir halt nicht vorstellen! ... irgend etwas stimmt an dieser Darstellung nicht oder Dein Freund hat wirklich eine absolute Kehrtwendung gemacht. So (!!) wäre das bei mir nicht gewesen. Es wäre anders gewesen, klar - doch wenn ich vorher über alles Emotionale geredet hätte (Gefühle: Es gibt ja nicht nur Verliebtheit, sondern auch Ärger, Traurigkeit etc.), dann hätte ich nicht plötzlich nachher gar nichts mehr mit dem anderen geteilt. - Keine Ahnung, ob er ein Mann ist, der seine Freundinnen fast wie seine Hemden wechselt. ??? - Und weißt Du: Wenn ich mit jemandem wirklich so eng verbunden war, wie Du es beschreibst oder fast schon beschwörst, dann suche ich doch eine Aussprache, wenn ich schon eine Trennung will; sorry, so bin halt ich gestrickt und das würde ich auch von einem Partner erwarten, egal ob depressiv oder nicht. Irgendeinen losen Bekannten, mit dem man lieber nichts zu tun haben will, läßt man "im Regen stehen" und meldet sich einfach nicht mehr; aber doch nicht jemand, ...

LG, Zarra
Luna1966
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Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Luna1966 »

Liebe Liebgemeint,

es ist doch nur verständlich, dass du die Welt gerade nicht mehr verstehen kannst. "Gestern" wart ihr noch eine feste, glückliche Einheit und "heute" schafft er es nicht mal, "hallo" zu schreiben.

Das blöde in Partnerschaften ist, dass vieles alleine entschieden wird. Alleine im Kopf und mir scheint, dein (Ex)freund hat seine Wahl bereits getroffen. Ob die nun lautet, gerade oder immer keinen Kontakt zu dir haben zu wollen, weiß ja keiner. Wie lange das schon in seinem Kopf rumspukt weiß auch keiner. Fakt ist aber, dass du diesen Zustand sehr schwer ertragen kannst.

Nun ist es bei Depressionen ja oft so, dass sie immer wieder kommen (können). D.h. du wirst diesen Zustand in dein Beziehungsmuster einbauen müssen wenn du mit ihm zusammen bleiben willst. Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du mit ihm zusammen noch öfter diese Art von "Beziehungspausen" erleben. Lisamarie hat es gut beschrieben - 2 Jahre Beziehung mit depressiven Phasen und nur ganz wenig Fortschritte/Veränderungen.
Manch einer fühlt sich wohl als "Krankenschwester" und das ist auch gar nicht verwerflich. Aber mir scheint, du suchst eher die starke Schulter zum Anlehnen. Und genau das ist dein Freund nicht und wird es auch nie (wieder) sein.

Du musst für dich klären, ob sich dieser Kampf für dich lohnt, ob du dir so ein Leben vorstellen kannst - in der zweiten Reihe und auf der Wartebank- oder ob er vielleicht doch nicht ganz das ist, was du dir für deine Zukunft wünscht.

Vor wenigen Wochen hat sich mein Sohn nach 2,5 Jahren von seiner Freundin getrennt. Es passte einfach nicht mehr, seine Liebe war weg.
Auch er war ziemlich feige, hat es mit ihrem Kinderwunsch und seinen anderslautenden Zukunftsplänen begründet. Sie fiel in ein tiefes Loch, konnte nichts wirklich verstehen, für sie schien alles gut gewesen zu sein. Auf Kinder hätte sie für ihn verzichtet.
Ich habe meinem Sohn den Kopf gewaschen, ihm gesagt, dass sie nicht abschließen kann wenn er nicht den Mut hat, ihr das Beziehungsende zu erklären. So authentisch, dass sie es verstehen und vor allen Dingen annehmen kann denn das sei er ihr nach 2,5 Jahren schuldig. Es wird in jedem Fall weh tun, mit einer feigen Ausrede entzieht man sich nur einer unangenehmen Aussprache (diesen Weg scheinen Männer gerne zu gehen ;-))
Es gab eine neue, sehr ehrliche Aussprache und nun kann sie das ende akzeptieren. Das nimmt niemanden die Trauer aber verkürzt den Schmerz ungemein.

Ich wünsche dir von ganzen Herzen, dass du bald weißt woran du bist. Entweder weil er es dir von sich aus sagt oder weil du den Mut fasst ihn um eine ehrliche Aussprache zu bitten, egal wie diese dann aussieht.

Herzliche Grüße

Luna
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Zarra »

Hallo,

noch als Anmerkung:
Luna hat geschrieben:Nun ist es bei Depressionen ja oft so, dass sie immer wieder kommen (können). D.h. du wirst diesen Zustand in dein Beziehungsmuster einbauen müssen wenn du mit ihm zusammen bleiben willst. Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du mit ihm zusammen noch öfter diese Art von "Beziehungspausen" erleben. Lisamarie hat es gut beschrieben - 2 Jahre Beziehung mit depressiven Phasen und nur ganz wenig Fortschritte/Veränderungen.
Aus meiner Sicht: Ja und Nein.

Ja, Du mußt mit dem Wiederauftreten der Krankheit rechnen.

Doch auch Depressive können in manchen Hinsichten dazulernen. D.h. leider nicht, daß alles geht, was sich der nicht-depressive Partner wünscht. - Ich schreibe einfach mal von mir (und das ist jetzt auch nicht typisch depressiv, das hat nicht jede/r Depressive): Ich bin "gern" "kommentarlos aus dem Zimmer gerannt", wenn ich mich völlig unverstanden und abgelehnt fühlte. (Für meine interne Logik war das wohl schlüssig!) ... BIS in einer Klinik mir daraufhin ein Therapeut mitteilte, 1. daß er das unmöglich und kein gutes Verhalten einer anderen Person gegenüber findet UND 2. daß er sich Sorgen gemacht habe (ich bin damals daraufhin im Wald spazierengegangen, weil er ja wohl nicht gewillt war, sich mit mir zu befassen - und er hatte tatsächlich in der Klinik nach mir geforscht (passiert ja auch keineswegs immer)). Egal, was bei der ersten Begegnung ablief, kam das zweite sehr authentisch rüber. Und seither versuche ich wirklich SEHR (und ich glaube, es gelingt mir auch), andere nicht einfach stehenzulassen. Da mir an Beziehungen etwas liegt, sage ich dem anderen ggf., daß ich eine Auszeit brauche, daß ich aber dann und dann da und da sein werde und lasse ihm/ihr wenn möglich auch die Gelegenheit zu einem Gegenvorschlag.

LG, Zarra
Luna1966
Beiträge: 784
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Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Luna1966 »

Jetzt musste ich glatt ein bisschen schmunzeln, Zarra,

denn das, was du beschreibst machte auch mich lange aus - Fluchtreflex pur;-). In meiner langen Ehe war das nie ein Thema - mein Exmann wusste ja, dass ich nur einmal um den Block gehe und dann wieder nach Hause komme.

In meiner jetzigen Partnerschaft war das anders - mein Lebensgefährte verzweifelte nahezu daran wenn ich unser Haus verließ. Aus Rücksicht auf ihn habe ich auf dem Dachboden ein Rückzugszimmer eingerichtet. So wusste er wo ich war und ich konnte "flüchten".

Ja, sowas ist änderbar. Aber du und auch ich haben unser Verhalten zum Wohlbefinden eines anderen geändert. Wir waren einsichtig und haben an uns gearbeitet.

Ob diese Art von angepasstem Verhalten bei dem (Ex)freund von liebgemeint noch auftritt, nach all den Wochen der - nennen wir es mal - "Schweigsamkeit"?
Möglich ist alles aber meine Lebenserfahrungen haben bisher gezeigt, dass sich ein so lange bestehendes egoistisches Verhalten nicht einfach so ändert. Aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel.

Wir dürfen alle gespannt bleiben. Dir, liebe Liebgemeint wäre es wirklich zu wünschen - manchmal gehen Träume ja auch in Erfüllung.

In diesem Sinne

Luna
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Zarra »

"Von alleine" gibt es eigentlich nur dann, wenn es wirklich hauptsächlich an der Biochemie liegt. - Bei mir z.B., ob ich spontan wirklich lächle, ob ich frohgelaunt ansprechbar bin.

Beim anderen braucht es allermindestens eine Rückmeldung über das Verhalten, die passend (!) ankommt. Und dann braucht es schon auch noch ein wenig Anstrengung von demjenigen.

-------------

Und was man an Luna und mir sieht: Lösungen können durchaus unterschiedlich aussehen, eben individuell anders sein.
liebgemeint
Beiträge: 70
Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von liebgemeint »

Hallo ihr Lieben!
Ich befinde mich gerade in einem Loch. Diesmal allerdings in einem, das anders ist, als das zuvor. Ich habe diese Situation nicht mehr ausgehalten, mein Druck und meine Anspannung war einfach zu groß, um ihm geduldig entgegen zu treten. Ich hab meinem Frust gestern freien Lauf gelassen und ihm geschrieben, dass es mich ärgert, dass er für mich wenige bis eigentlich gar keine Worte übrig hat, dass ich ein wenig was für mich habe, dass ich dran bleiben und an uns glauben kann. Dass ich es scheiße finde, dass ihn ein Freund besuchen darf, dass er eine neue FB Freundin hat und ich nichts bekomme.
Ich weiß, es wird für manche ein Fehler sein, aber für mich war es richtig. Die neue Facebookfreundin ist eine alte Bekannte, die er seit 20 Jahren kennt, laut seinen Aussagen und er fühlt sich von mir kontrolliert. Ich habe ihm beschrieben, warum ich ihm immer wieder geschrieben habe, nämlich, weil ich ihm zeigen wollte, dass ich Verständnis für seine Situation habe und ihm aber das Gefühl gegen möchte, dass ich da bin. Ich hab gefragt, warum er so mit mir umgeht, wenn er genau weiß, wie hart und verletzend das für mich ist. Er wüsste es nicht, hat er geantwortet und ich ich sollte ihn bitte in Ruhe lassen.
Tja, jetzt weiß ich es wenigstens. Es tut sehr weh und ich verstehe ihn nicht, aber das ist ja nichts Neues. Ich hab ihm noch geschrieben, dass ich sein Verhalten zum Kotzen finde und keine Krankheit der Welt das rechtfertigt. Ich werde ihn nicht mehr "nerven" und "kontrollieren", ich gebe es auf.
Was vorher war, wie groß auch unsere Zuneigung einmal gewesen sein mag, es hat sich erledigt. Ich habe nie gedacht, dass ER mich jemals so mies behandeln würde.
Es bleibt ein übler Beigeschmack des unwichtig seins, des nichts wert für ihn seins. So, als wäre man eine ausgelutschte Beziehung, deren Rest einen nur mehr nervt und der man nichts Gutes mehr abgewinnen kann.
Es ist verletzend und ich fühle mich schlecht, weil ich an etwas fest gehalten habe, was der andere offenbar schon längst abgehakt hatte. Und das quasi von heute auf morgen.
Zurück bleibe ich, verlassen von seinem Egoismus. SO sehe ich das nunmal.
Kein Mensch hat so eine Zurückweisung verdient.
Komisch ist auch, als ich ihm noch nette Nachrichten schrieb, kam nichts. Jetzt, wo ich Tacheles geredet hab, kam was. Als wäre ihm dies Willkommen gewesen, mir die Schuld zu geben, dass ich ihn kontrolliere, dass nun das "Schluss machen" gerechtfertigt wird. Denn: wer ist nun schuld daran? Ich.
Aber es ist ok, oder es wird ok. Jetzt bin ich gerade nur schockiert und traurig über so viel Kälte und Unverständnis von seiner Seite.
Ich wünsche euch einen schönen Tag
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