Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

[Löwengazelle]

Mir fällt es schwer, diesen Text zu schreiben, aber heute habe ich das Gefühl zu platzen, wenn ich schweige.

Seit Ende September/Anfang Oktober bin ich in eine schwere Depression gerutscht. Zwei Wochen vor den Herbstferien war es dann so schlimm, dass ich meinen Arbeitsplatz quasi fluchtartig verlassen habe: Zuerst zwei Tage Überstundenausgleich, dann vier Tage Arbeitsunfähigkeit und dann drei Wochen Urlaub. Seit dem 04.11. bin ich arbeitsunfähig, die AU läuft am 05.12. aus.

Vor drei Jahren hatte ich einen Zusammenbruch (Burn Out/schwere Depression) und war 6 Monate in einer psychotherapeutischen Tagesklinik. Seitdem mache ich sowohl Einzel- als auch Gruppentherapie.

Aktuell sind meine Medikamente erhöht worden und ich nehme morgens 200 mg Sertralin und abends 100 mg Trazodon. Bei Bedarf, wenn die innere Unruhe zu stark wird, nehme ich zusätzlich 1/2 Bromazepam.

Ich arbeite als Führungskraft im öffentlichen Dienst. Da ich verbeamtet bin, muss ich mir keine Sorge um den Erhalt meines Arbeitsplatzes machen. Dennoch möchte ich mich nicht weiter krank schreiben lassen, weil ich befürchte, mein Team im Stich zu lassen und quasi aufs Abstellgleis als die Kranke oder Nicht-Belastbare gestellt zu werden. Ich hänge an meinem Job, ich brauche die Anerkennung dort.

Mein Therapeut (auch Arzt) ist der Meinung, ich solle ich eine psychiatrische Klinik gehen, um überhaupt wieder stabilisiert zu werden und aus der Gefahrenzone der Suizidalität zu kommen. Davor habe ich furchtbare Angst, weil ich mich nicht so krank fühle. In der gestrigen Gruppe konnte keine nachvollziehen, dass ich wieder arbeiten möchte und sie halten mich für kränker als ich mich selber.

Meine Gedanken drehen sich im Kopf, ich komme nicht zur Ruhe. Ich beschäftige mich heute mit Handarbeiten, damit die Hände etwas zu tun haben, aber innerlich bin ich völlig unruhig.

Zudem freut sich mein Mann, weil er meint, es geht mir besser, ich möchte ihm diese Freude nicht nehmen. Meinen Kindern kann ich diese Grübeleien auch nicht zumuten und mir fällt es schwer, mich ihnen zu zu wenden.

Ich habe das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken und weiß nicht, wie ich wieder daraus komme.

Sorry für den langen Text,
Petra

[malu60]

Hallo Pertra,und herzlich willkommen im Forum.
Hab gelesen,wie es Dir z.Zt.geht und verstehe Dich sehr gut.Medizinisch bist Du gut versorgt und als Beamtin nicht unter Druck (kenn ich auch,bin Pensionärin).
Was Du zu Kinder und mann schreibst...ja es ist so schwer für uns Mütter...

Kann sein,dass eine Klinik wirklich angezeigt wäre.Du beruhigst Dich mit Handarbeiten,vielleicht auch körperl.Aktivitäten....dies hilft ein wenig.

Dein Arbeitsgebiet gibt Dir Anerkennung und deshalb ist es gut,wenn Du dort wieder Fuß fassen kannst.Wir sind aber alle zu ersetzen(leider!?).Es ist erstmal notwendig,dass Du Dich erholt und stabil fühlst,sonst wird das auf Dauer nix.Schön,dass Du hier schreibst,und ich wünsche Dir einen guten Austausch. Einen lieben Gruß und ein einigermaßen erträgliches Wochenende malu

[Zarra]

Hallo Löwengazelle,

... ich spekuliere mal, da Du wohl schon mal etwas Ähnliches geschrieben hast:

Ich hänge an meinem Job, ich brauche die Anerkennung dort.

Ist das "Kompensieren", zuviel (!) Kompensieren dadurch vielleicht mit das Problem?!?

Dein Engagement in Ehren (... nicht im Stich lassen etc.). Das zieh mal ab, weil es an sich gut ist.

Und reines Nicht-Arbeiten löst in den seltensten Fällen das ganze Problem wirklich. (Es kann aber tierisch entlasten!)

Du schreibst, daß Du Einzel- und Gruppentherapie hast. Was kam da hoch, raus?!?

Dann, mal platt gefragt: Kannst Du denn arbeiten, wenn Du Dich so schlecht fühlst? Oder ist das einfach ein Wunschtraum, was Du gerne hättest?

LG, Zarra

[Löwengazelle]

Liebe Zarra, liebe Malu,

Vielen Dank für eure Antworten. Gestern Abend habe ich noch lange mit meinem Mann gesprochen. Ich erwäge nun ernsthaft, in eine Klinik zu gehen.

In der Tat generiere ich aus meinem Beruf viel Anerkennung. Es ist leicht verdiente Anerkennung, weil ich genau weiß, was ich tun muss, um sie zu erhalten. Anerkennung ist für mich eng mit Leistung verknüpft. Ohne etwas geleistet zu haben, kann ich Anerkennung nicht für mich annehmen, geschweige denn sie mir selber geben. Ich weiß, woher dieses Verhalten kommt, aber bisher fehlt mir der Schlüssel, meinen Selbstwert wahrzunehmen.

Montag habe ich den nächsten Termin beim Arzt. Ich wünsche mir, dass ich es schaffe, seine Vorschläge anzunehmen.

LG Petra

[Katerle]

Herzlich Willkommen Löwengazelle, hier im Forum.

Nimm das ernst, was dein Therapeut dir rät und gehe in eine Klinik. Es ist auch keine einfache Entscheidung, diesen Schritt zu wagen, aber der bessere Weg. Drücke dir ganz fest die Daumen für Montag bei deinem Arzt. Alles Gute bei deinem weiteren Weg, Katerle.

[Bine85]

Hallo Petra,

ich kann gut verstehen, dass du aufgrund deiner Krankheit Angst hast als nicht mehr belastbar zu gelten. Aber würdest du einer Freundin raten in diesem Zustand arbeiten zu gehen?
Du darfst es dir wert zu sein auf deine Gesundheit und dich zu achten!
Ich finde das auch eine gute Idee mit der Klinik.

Vielleicht ist das nun der Zeitpunkt auf die Suche nach dem Schlüssel zu gehen, ihm ein Stück näher zu kommen oder ihn sogar zu finden?

Ich wünsche dir viel Mut und Kraft.

LG, Sabine

[Empathie58]

Hallo Petra,

Dein innerer Kritiker scheint ein besonders hartnäckiger Bursche zu sein, der Dir so leicht keine Anerkennung gönnen möchte. Es fällt schwer, sich davon zu befreien, aber Du kannst es schaffen.

Bereitet Dir Deine berufliche Tätigkeit "nur" deshalb Freude, weil Du dort Anerkennung bekommst, oder hast Du auch unabhängig davon Spaß an Deiner Arbeit? Für mich hört es sich danach an, dass Dir in Deinem Leben generell Anerkennung fehlt und Du sie für Dich am einfachsten im Beruf erhalten kannst.

Ich finde es gut, dass Du Dich entschlossen hast, Dir professionelle Hilfe zu holen, auch wenn jetzt ein wenig Angst vor der eigenen Courage durchklingt, wenn Du an einen eventuellen Klinikaufenthalt denkst. Außerdem hast Du in Deinem Mann offenbar einen Partner, der zu Dir hält und mit dem Du vertrauensvoll sprechen kannst. Das ist sehr viel wert!

Ich wünsche Dir von Herzen, dass es Dir - allein oder mit fremder Hilfe - gelingt, Dich (wieder) selbst zu lieben und anzunehmen, mit Deiner Krankheit, Deinen Ängsten, Deinen Gedanken, Deinen Gefühlen, mit allem, was Dich ausmacht. Das darf alles sein, Du bist in Ordnung so. Du bist das Wichtigste in Deinem Leben, nicht das, was andere (vielleicht) von Dir denken.

Liebe Grüße

[Löwengazelle]

Guten Morgen ihr Lieben,

Vielen Dank für die aufmunternden und unterstützenden Worte. Heute ist der Tag meines Arzttermins. Ich bin schon sehr aufgeregt und unruhig. Ich habe mir fest vorgenommen, heute tatsächlich über die Option eines stationären Aufenthalts und die weitere Krankschreibung zu sprechen.

Jetzt wünsche ich mir nur, dass ich das auch so schaffe und nicht die Krankheit die Führung übernimmt und ich wieder auf der Stelle trete.

Liebe Grüße,

Petra

[Katerle]

Guten Morgen Petra,

du wirst das schaffen..., denke an dich und drücke dir ganz fest die Daumen... LG Katerle

[Löwengazelle]

Guten Morgen,

kurzes Update: Am 07.12. stelle ich mich in der Klinik vor. Ich habe eingesehen, dass es so nicht weitergeht. Bis dahin habe ich meine Medikamente umgestellt.

Vielen Dank nochmals für euren Zuspruch.

LG Petra

[Katerle]

@ Petra

Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Weiterhin alles Gute, Katerle.

[Emma52]

Liebe Petra, alles Gute, Emma

[Empathie58]

Guten Morgen, liebe Petra,

schön, dass Du für Dich eine klare Entscheidung treffen konntest.

Alles Gute auf Deinem Weg. Du bist niemals allein.

Liebe Grüße