Depression beim Partner - nicht schon wieder!

liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Ich wollte noch schnell eines der vielen Beispiele nennen, die einen Angehörigen traurig und wütend zugleich machen können, die für Kopfschütteln sorgen und einem wirklich zusetzen.
Meine bipolare Freundin unternimmt ja, außer Kochen und Shoppen nicht besonders viel. Über einen längeren Zeitraum haben wir ausgemacht, dass wir bei einem Flohmarkt verkaufen wollen. Sie meinte, dass sie schon einige Kisten zusammen hätte, es machte den Anschein, als freue sie sich auf diese Unternehmung. Schließlich kam dann wieder schlechtes Wetter dazwischen, wir machten uns aber keinen Stress deswegen. Ein paar Wochen später war gutes Wetter angesagt und ich fragte, ob wir nun mitmachen sollen. Sie meinte darauf, dass sie nun schon das meiste weggeschmissen hat und eigentlich nichts mehr zum Verkaufen übrig wäre, weil sie dachte, das wird sowieso nichts mehr. Ich fand das etwas komisch, aber gut. Ich fragte sie, ob sie Lust hätte, mit mir meine Sachen zu verkaufen, weil es zu zweit lustiger wäre. Sie war einverstanden. Wenig später stand ein Termin, an dem ich sie und ihren Freund zum Essen zu mir nach Hause eingeladen habe. Also meinte ich, der Flohmarkterlös käme für Essen und Getränke zum Einsatz.
Wir hatten echt einen schönen Tag, viel zu Lachen, Wir waren echt ausgelassen und es war keine Minute fad.
Dann war das Essen. Es gab Steaks, weil wir gut verdient hatten. Ich habe wirklich sehr gutes, teures Fleisch besorgt und mir viel Mühe gegeben, dass alles gut wird.
Jedenfalls hat sie mal zunächst beklagt, dass das so viel Fleisch wäre. Danach war es ihr ein Problem, dass ich keine Pfeffersauce dazu gemacht habe ( ach ja, ich habe vorher gefragt, was sie gerne zum STeak dazu hätten ). Jedenfalls war das Essen dann irgendwie gleich etwas getrübt.
Ich muss noch dazu sagen, dass Helloween war und wir uns geschminkt hatten. Auf einmal verschwand sie im Bad und kam mit aufgeklebten Augenbrauen und einem schwarz bemalten Zahn zurück. Sah echt cool aus. Ich selbst war ganz weiß und hatte überall Blut... also war ich nun auch nicht gerade "hübsch"
Ihr Freund sah sie überrascht an und meinte: ui da gibt es heute aber keinen Kuss mehr ( war lustig gemeint ). Nach ca 10 Minuten rannte sie erneut ins Bad, um sich abzuschminken. Ihr Freund und ich waren wieder erstaunt. Sie meinte dann, dass sie es scheiße fände, wenn ihr Freund sie unerotisch fände und dann die ganze Zeit mich anstarren würde, weil ich hübscher wäre. (????). ( Zur Info: ihr Freund und ich sind seit Jahren befreundet und waren es schon, als sie noch nicht da war )
Es hat sich dann irgendwie aufgeschaukelt, weil sie wiedermal Tipps haben wollte, was sie mit ihren Kindern tun sollte, weil sie nicht lernen etc. Ich hab mal gesagt, sie soll den Fernseher aus dem Zimmer nehmen. Aber das war ihr zu anstrengend. Ich wusste, dass dieses Gespräch wieder in die falsche Richtung ging und wollte das Thema wechseln. Daraufhin bekam ich die Rechnung präsentiert:dass mich ihre Probleme null interessieren würden ( ähm, darüber sprechen wir eh 90% der Zeit ) und dass ich ja nicht wüsste, wie dies und das ist ( dass der Ex nicht viel zahlt etc. - aber ich alleinerziehend und mein Kind HAlbwaise...aber mir geht es sowieso besser etc etc. ).
Jedenfalls hat sie mir an den Kopf geworfen, dass sie sowieso nicht zu dem Scheiß Flohmarkt wollte und dass sie es beschissen fand, dass sie mit mir MEIN Zeugs verkauft habe. Na vielen DANK auch.
Jedenfalls ist sie dann abgedampft. Ihr Freund blieb noch kurz sitzen, wusste aber auch nichts dazu zu sagen. Dann kam sie wieder hereingerauscht und meinte, dass er jetzt kommen soll, weil sie will jetzt nach Hause. Und wie immer, machte er, was sie wollte. Er hat erst versucht, sie zu beruhigen, aber das ist sowieso sinnlos. Er weiß, dass es keinen Sinn hat und macht, was sie will.
MIttlerweile geht es auch ihm schlecht und er leidet unter Depressionen. Wenn ER seine Ruhe möchte, dann überhäuft sie ihn mit Aufmerksamkeiten, zwingt ihn zum Kuscheln, all das, was SIE in den Momenten aber nicht will.
Zu Silvester hat sie sich, nach 1 Glas Sekt ins Bett gelegt, bevor sie vorher peinliche Sachen bei Activity zum Besten gab, als wäre sie total besoffen. Kurz vor Mitternacht haben wir alle versucht, sie zu wecken. Ich, ihr Freund, meine Tochter, ihr Sohn. Nichts half.
Wir haben dann Blei gegossen und angestoßen. Um halb eins kam sie heraus und meinte, ob denn schon Mitternacht wäre. Jedenfalls hat sie erst angefangen zu heulen und hat sich von ihrem 12 jährigen Sohn trösten lassen, wie ein kleines Kind und anschließend hat sie uns nach der Reihe aufs übelste beschimpft, dass wir sie nicht geweckt haben, sie nicht dabei haben wollten etc.
Somit war Silvester vorbei.
Ihr Freund und sie sind immer noch zusammen. Ich bin mit beiden nicht mehr befreundet. Mit ihr nicht, auf Grund der Tatsachen udn mit ihm nicht, weil er einfach das tut, was sie möchte, oder sich komplett zurück zieht. Außerdem wäre es für sie ein Verrat, wenn er mit mir weiter befreundet bliebe.
Succubus
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Succubus »

@DieNeue: Danke, genau so war es auch gemeint!

@liebgemeint:
liebgemeint hat geschrieben:Ich hab nichts gegen Gegenwind. Ich bin es gewohnt, dass es Menschen gibt, die ihr Leben verplempern, sich in ihre eigene Welt retten und damit vielleicht sogar zufrieden sind.
Und damit ist für mich schon alles gesagt :roll: Du scheinst vom Geschriebenen nur zu lesen und aufzunehemn was zu deiner Überzeugung passt, somit ist auch jede Mühe umsonst dir nahe zu bringe wie es deinem Ex in so einer Situation geht und was du als ehem. Angehörige tun kannst.
Zwar schreibst du, dass du mal in einer ähnlichen Situation gesteckt hast, doch blendest du den Aspekt wieder aus, dass jeder dabei sehr individuell ist. Dir hat etwas geholfen aus dieser Situation rauszukommen? Es ist klasse dass es dir dadurch jetzt wieder besser geht, doch ist das was dir geholfen hat keine Patentlösung und kann sogar kontraproduktiv für den ein oder anderen sein. Du kritisierst das Verhalten einer Freundin, merkst aber nicht wie ähnlich du dich doch im Bezug auf deinen Ex verhälst.

Jeder Mensch hat seine Ecken und Kanten, jeder Mensch macht Fehler und jeder Mensch hat Probleme. Problembewältigung verläuft in Etappen, Außenstehende haben kein Recht zu beurteilen ob die einzelnen Etappen schnell genug in Angriff genommen werden und schnell genug abgeschlossen werden.

Ich wünsche dir ehrlich gemeinte Gelassenheit und Einsicht für diese Situation.
Don't feed the troll :-)
liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Hallo Succubus!
Ich weiß nicht, ob du dir nur diesen einen Satz herausgezogen hast aus meinen letzten beiden Postings, oder, ob du alles gelesen hast. Ich kann es leider gerade nur zurück geben, nämlich, dass du nur das herausfilterst, was für dich eine Beleidigung ist, aber nicht alles Andere liest, wie es einem damit geht, wenn man über Jahre der Fußabstreifer für Launen ist.
Ich verstehe ja nicht, warum Betroffene ihr Umfeld einerseits anjammern und andererseits aber das Gegenüber verantwortlich machen und verurteilen, wenn man versucht, etwas vermeintlich Hilfreiches zu tun.
Ich möchte schon darum bitten, auch die anderen Zeilen wahr zu nehmen, denn die mag ja keiner sehen.
Dieser eine Satz ist komplett aus dem Zusammenhang gerissen. Aber klar, das kenne ich schon: Man redet 10 Stunden wohlwollend, hört sich zig Stunden das Jammern an, wird um Hilfe und Ratschläge gebeten und dann bleibt am Ende ein lausiger Satz stehen, an dem sich aufgehangen wird.
Was einem der Kranke alles gesagt hat, wie er einen über Jahre vor den Kopf gestoßen hat, kommt nicht aufs Tableau. Und wenn, dann wird dies alles mit der Krankheit entschuldigt. Wie man es dreht und wendet, das ist unerträglich.
liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Und JA, es ist zermürbend und enttäuschend, wenn man nie eine starke Schulter hat, sondern diese immer sein muss. Es kostet viel Kraft, ein Angehöriger zu sein. Mir kann keiner erzählen, dass der Betroffene das nicht erahnen kann. Wie auch cinderella schreibt, dass sie immer die Starke sein muss, er aber keine Anstalten macht, sich irgendwie zu bemühen, statt dessen wird sie gedemütigt. Und manche Betroffene verstehen, dass dies nicht ok ist. Andere wiederum meinen, er wäre ein Mensch mit 2 gebrochenen Beinen, den man zum Gehen zwingt. Ich denke, wenn man sich die Mühe macht, und liest und versucht zu verstehen, was Angehörige durchleiden, dann bekommt man vielleicht eine Ahnung davon, dass man den Eindruck gewinnt, nicht mehr unterscheiden zu können, wer unter der Situation mehr leidet.
Ich wünsche allen hier alles Gute
cinderella58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von cinderella58 »

Ich war jetzt hier längere Zeit nicht mehr online und meines Erachtens ist das ganze etwas aus dem Ruder gelaufen. Wenn ich die Beiträge so lese scheint es mir, als wenn das Betroffenenlager die Angehörigen und umgekehrt in die Pfanne hauen wollte.

Und um die noch ein letztes Mal zu thematisieren: das war das Resultat von Depression im Zusammenhang mit Alkohol und nein mir ist es nicht egal, ob unsere Bude evt. über Nacht abgebrannt wäre. Dass jemanden so etwas passieren kann, das steht außer Frage. Auch ohne Alkohol und ohne Depression. Aber depressive Erkrankungen sind kein Freibrief, sich so gehen zu lassen und Alkohol zu konsumieren, dass andere Menschen in Gefahr geraten. Wenn sich jemand gegen ärztlichen Rat und trotz Warnung in Verbindung mit Tabletten die Kante gibt, bitte, seine Entscheidung. Genau wie jeder selbst entscheiden könnte, sich mit Promille ans Steuer zu setzen.

Es geht nicht um Küsschen geben und Bitte und Danke. Aufgeklärte Angehörige, und zu denen zähle ich mich, wissen, dass man in vielen Dingen zurückstecken muss. Nur kann ich nicht einfach alles hinnehmen. Z.B. vom Partner (?) im Rauschzustand angepöbelt zu werden, und das nicht als Ausrutscher, sondern immer öfters. Ich ärgere mich dann auch irgendwann, wenn er in seiner, nennen wir es mal komfortablen Situation mit Aufenthalt in einer Tagesklinik seit 6 Wochen, mit Vertrauenspersonen die er da hat, von denen er positiv berichtet und die in Krisenphasen Ansprechpartner sind, aus vielem schöpfen kann und ich muss zusehen, wie ich klar komme. Und ich mag keinen Alkohol, der Weg ist mir blöderweise versperrt. :shock:
Nicht aufgeben!
Succubus
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Succubus »

cinderella58 hat geschrieben:Es geht nicht um Küsschen geben und Bitte und Danke. Aufgeklärte Angehörige, und zu denen zähle ich mich, wissen, dass man in vielen Dingen zurückstecken muss. Nur kann ich nicht einfach alles hinnehmen. Z.B. vom Partner (?) im Rauschzustand angepöbelt zu werden, und das nicht als Ausrutscher, sondern immer öfters.
Und genau das hat auch niemand gesagt, körperliche wie auch verbale Gewalt sind ein absolutes Tabu. Solch ein Verhalten hat mit Depression nichts zu tun.
In Kombination mit Alkohol kommt Gewalt leider öfter vor, über so etwas muss man reden und darf es sich auch nicht gefallen lassen...egal ob gesund oder krank.
Wie man persönlich zum Thema Alkoholkonsum steht, sollte nicht auf einen anderen übertragen werden. Gerne darf man sich Sorgen um den Konsumierenden machen, man darf es auch total scheiße finden...doch letzendlich bleibt es die Entscheidung des Konsumierenden wie er damit umgeht (und ich möchte hier jetzt betonen dass ich dieses Verhalten nicht gut heiße, bevor hier Diskussionen losgehen). Gründe für übermäßigen Alkoholkonsum gibt es massig.
Ob eine Kombination von Medikation und Alkohol in Frage kommt (und wir reden hier von Wein /Bier,etc. zum Essen, nicht von Party machen und sich die Kante geben), sollte mit dem behandelnden Psychiater besprochen werden. Die Eskalation des Alkoholkonsums sollte definitiv Thema in der Therapie sein, wenn es denn bewusst als Schmerzbewältigung gedient hat.

Es gibt aber durchaus Situation die zu ernst genommen werden oder falsch verstanden werden können. Verletzungen z.B. entstehen schnell, besonders gerne wenn es um nicht-persönliche Kommunikation geht (damit meine ich Dinge wie WhatsApp, facebook,und und und). Dinge die stehen gelassen werden, lassen sich meist eher auf Vergesslichkeit zurückführen als auf irgendwas anderes. Wenn daraus eine Gefahrensituation entstanden ist, ist das natürlich furchtbar...doch ausflippen oder sich übermäßig ärgern bringt doch nichts. Das ändert nichts an der Vergesslichkeit, noch an der entstanden Gefahrensituation.
cinderella58 hat geschrieben:Ich ärgere mich dann auch irgendwann, wenn er in seiner, nennen wir es mal komfortablen Situation mit Aufenthalt in einer Tagesklinik seit 6 Wochen, mit Vertrauenspersonen die er da hat, von denen er positiv berichtet und die in Krisenphasen Ansprechpartner sind, aus vielem schöpfen kann und ich muss zusehen, wie ich klar komme.
Wieso ärgerst du dich? Weil du nicht solche Möglichkeiten hast?
Wenn du Hilfe benötigst, solltest du dir welche suchen. Auch für Angehörige gibt es Angebote.
Den Begriff "komfortable Situation" kann ich z.B. in keinster Weise nachvollziehen...für mich waren Klinikaufenthalte in keinster Weise komfortabel. Hilfreich ja, aber komfortabel nein.

Edit: Mit meinem Verweis auf das Suchen von Hilfe, wenn diese benötigt wird ist keineswegs gemeint dass du dich noch mehr verbiegen musst oder ähnliches. Es ist so gemeint, dass die Situation für beide Seiten belastend ist und es eben auch von Nöten sein kann, dass sich Angehörige professionelle Hilfe suchen damit es ihnen besser geht. Wenn das der Fall sein sollte, dann mach das. Suche dir die Unterstützung die du benötigst von Stellen und/oder Personen die dir diese geben können.
Zuletzt geändert von Succubus am 19. Nov 2017, 21:32, insgesamt 2-mal geändert.
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liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

@succubus: niemand sagte, dass ein Klinikaufenthalt angenehm ist, es geht darum, dass man sich als Partner in gewisser Weise verraten fühlt, wenn ANDERE all das Vertrauen ernsten, das man als Partner vielleicht auch verdient hätte, da man ja mit dem Menschen zusammen ist.
Ich möchte wirklich darum bitten, abgesehen von körperlicher oder verbaler Gewalt, die jeder als tabu ansieht, das zu sehen, was gemeint ist.
Ich denke, hier ist die Wahrnehmung des ganzen verschoben, wenn sich der Angehörige nun selber Hilfe suchen soll. Ganz nach dem Motto:"Belaste deinen armen Partner nicht noch mehr, gehe selber zur Therapie, dass du endlich lernst adäquat mir deinem kranken Partner umzugehen.
Wir alle hier, die Angehörigen, sind so schon mehr als gewillt, Rücksicht, Verständnis etc an den Tag zu legen. Nun herzugehen und dem Angehörigen zu sagen :" DU hast das Problem, nicht dein Partner, lass ihn in Ruhe und such dir für dich selbst Hilfe, ist genau der Grund dafür, dass man langsam W.o. gibt und nicht mehr kann.
Ich finde es ganz schön anmaßend, ehrlich gesagt, dass Betroffene erwarten, dass der Angehörige alle Hebel in Bewegung setzt, um mit der Situation klar zu kommen. Der Betroffene aber nicht belastet werden darf.
Einem Angehörigen zu unterstellen, er würde den Betroffenen nicht verstehen ( wollen ), ist echt schräg.
Wie WOLLEN und TUN es, soweit es uns möglich ist. Der Betroffene KANN nicht. Mein Verständnis hört dort auf, wo der Betroffene von uns Angehörigen alles erwarten, wir dies aber nicht im Entferntesten dürfen.
Cinderella liebt ihren Lebensgefährten und ich lieb meinen Freund. Aber es kommt der Punkt, an dem dem man sich überlegen muss, ob man die Kraft dafür hat, oder nicht, Das hat nichts damit zu tun, dass wir nicht wollen, dass wir kein Verständnis hätten. Es geht darum, dass jeder Mensch, ob gesund oder krank einen Anker braucht, einen Funken Hoffnung.
Ist dieser nicht da und es heißt auch noch, WIR sollen uns nun Hilfe suchen, weil es gäbe ja ausreichend Einrichtungen dafür, finde ich ehrlich gesagt, ziemlich arrogant, tut mir leid.
Es ist sehr wohl möglich, dass man als Betroffener auch ein BISSCHEN Rücksicht nimmt un dem anderen zeigt, dass die Mühe nicht umsonst ist.
Es ist sehr wohl möglich, wenn man mit Therapeuten reden kann, sich auch diesbezüglich Hilfe zu suchen und eine Methode zu finden, dem Partner zu zeigen, dass man es schätzt, dass er da ist.
Wenn es wichtig ist, wird man auch lernen können, mit Angehörigen so umzugehen, dass man sie nicht permanent vor den Kopf stößt. Es geht, mit Verlaub gesagt, nicht immer nur um einen selbst, man muss sich auch die Arbeit antun, herauszufinden, wie man mit Mitmenschen und vor allem nahe stehenden Personen umgeht, auch wenn es einem nicht besonders geht.
Es steht wohl außer Frage, dass jeder ANgehörige, der sich in diesem Forum anmeldet, das Anliegen hat, seinem betroffenen Angehörigen zu helfen, auf welche Weise auch immer. Wir sind verzweifelt, ausgelaugt und ratlos. Es sei uns bitte auch zugestanden, dass es uns so geht wie euch, dass wir nicht mehr KÖNNEN. Wir haben eurer Meinung nach mehr Kraft. Wir sind eurer Meinung nach diejenigen, die Verständnis aufbringen können, weil wir angeblich stark sind.
Das sind wir aber nicht, im Gegenteil. Wir sehen unsere Partner/Verwandte/Freunde, die andere Menschen werden, die handlungsunfähig sind. Wir sehen, wie unsere Partner zu Menschen werden, die wir nicht kannten, wir sehen unsere Beziehungen, die einmal stark und unerschütterlich waren, zerbrechen, wir leiden, wir sind verletzt. Nicht nur ihr seid leidtragend, wir sind es auch.
Und entschuldigung, wir nehmen das alles in Kauf, weil wir lieben, weil wir Hoffnung haben, nicht, weil wir euch hassen und euch ärgern oder quälen wollen, nein, weil wir euch lieben und euch nicht aufgeben wollen. Wir nehmen Verletzungen und Zurückweisung in Kauf, weil wir hoffen, dass wieder bessere Zeiten kommen und weil wir nicht weg laufen.
Kein Angehöriger macht etwas aus Boshaftigkeit, sondern aus Liebe und Fürsorge. Dass dies ein psychisch Kranker so nicht sehen kann, ist für uns ohnehin schon schwer, wenn wir dann den Eindruck vermittelt bekommen ( so wie ich gerade hier ), dass WIR das Problem haben und Hilfe brauchen, bin ich echt nicht mehr im Klaren.
Ich sehen, dass du Succubus, das, was ich schreibe, nicht mehr beantwortest. Viellleicht bin ich dir unangenehm, zu verständnislos. Wenn du dich aber genauso anstrengst,mich zu verstehen, wie ich es versucht habe, Betroffene zu verstehen, wirst du vielleicht erkennen, dass ich nichts böse meine, sondern dass ich einfach auch möchte, dass Betroffene sich AB und ZU darauf einlassen, sich zu überlegen, was das alles für uns Angehörige bedeutet. Mehr erwarte ich nicht, denn wir dürfen nichts erwarten.
Ich wehre mich aber davor, mich zum Täter machen zu lassen. Ich wehre mich davor, dass man mir sagt, ich wäre verständnislos. Ich wehre mich davor, dass der Betroffene das ewige Opfer ist, noch mehr in die Enge getrieben von den Angehörigen, ohne die der Betroffene nämlich gar keinen Halt mehr hätte.
Ich hab mich darauf eingelassen, Ich versuche, es auszuhalten, ich versuche ihn zu verstehen.
Ich lasse mir nicht anlasten, dass ich all dies nicht versuche.
Es geht nicht darum, wem es schlechter geht, es geht darum, dass ein gewisser Respekt gewahrt werden muss.
Ein"mach noch selber eine Therapie, lass dir selber helfen, denn du hast eben das Problem", finde ich wenig hilfreich.
Diesen Egoismus finde ich unangebracht..
Empathie58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Empathie58 »

liebgemeint hat geschrieben:Es steht wohl außer Frage, dass jeder ANgehörige, der sich in diesem Forum anmeldet, das Anliegen hat, seinem betroffenen Angehörigen zu helfen, auf welche Weise auch immer. Wir sind verzweifelt, ausgelaugt und ratlos. Es sei uns bitte auch zugestanden, dass es uns so geht wie euch, dass wir nicht mehr KÖNNEN. Wir haben eurer Meinung nach mehr Kraft. Wir sind eurer Meinung nach diejenigen, die Verständnis aufbringen können, weil wir angeblich stark sind.
Das sind wir aber nicht, im Gegenteil. Wir sehen unsere Partner/Verwandte/Freunde, die andere Menschen werden, die handlungsunfähig sind. Wir sehen, wie unsere Partner zu Menschen werden, die wir nicht kannten, wir sehen unsere Beziehungen, die einmal stark und unerschütterlich waren, zerbrechen, wir leiden, wir sind verletzt. Nicht nur ihr seid leidtragend, wir sind es auch.
Genauso habe ich mich damals als liebender Ehemann gefühlt.

Dass meine Frau sich dann einem anderen Mann zugewandt und mich verlassen hat, war für mich überraschend und verletzend, dies vor allem aufgrund der Art, in der das geschah. Selbstverständlich war das meine eigene, subjektive Wahrnehmung, und ich gehe davon aus, dass meine Frau auf ihre Weise ebenfalls gelitten hat. Ich halte nichts davon, das Maß der Betroffenheit gegeneinander aufzuwiegen. Damit ist niemandem geholfen.
Emma52
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Emma52 »

Hallo,

danke, die Neue, auch ich kann mich Dir nur anschließen.

Seit ich denken kann, musste ich mit Unterstellungen leben. Ich möchte KEINE Angehörigen mehr, die mir nicht vertrauen und ihre Angst, mich sogar in die schlimmsten Ecken stellt.

Sollte ein Mensch wirklich Missbrauch betreiben, dann sprechen wir hier nicht von Depressionen, Angsterkrankung, .....

Ohne vertrauen, trotz Angst, geht gar nichts. Und Liebe erst recht nicht.

Grenzen ja, Unterstellungen nein.

Alles Gute, Emma
liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

@empathie: mir tut das immer wieder leid, wenn ich lese, dass letzenendes der Partner, der gesund ist verlassen wurde, der alles versucht hat, den depressiven Partner zu unterstützen. Turt sehr weh, wenn sich der Partner dann plötzlich bei einem fremden Menschen besser aufgehoben fühlt und man selber zurück bleibt. Verwirrt, Verletzt.
Ich lebe auch gerade mit der Angst, dass sich mein Partner ( Beziehung gerade auf Eis, aber nicht aufgegeben ) in der stationären Therapie von anderen Frauen mehr verstanden fühlt. Wie ich schon einmal geschrieben habe, besteht ja die Befürchtung, dass er denken könnte, dass er mit einer Partnerin, die ähnlich tickt, was die Krankheit betrifft, besser klar kommt, weil die ihn besser versteht und er sich nicht erklären muss....

@Emma:
Ja, Vertrauen ist wichtig, aber es fällt mir persönlich manchmal schwer zu vertrauen, weil ich zum Beispiel jetzt gerade nicht weiß, was gerade in ihm vorgeht. Denkt er noch an mich? Zieht er das Andauern unserer Beziehung überhaupt noch in Erwägung? Dinge eben, die automatisch daherkommen, wenn man wenig bis gar kein Feedback bekommt. Als Angehöriger muss man sich oft was zusammen denken, weil man sonst wenig Auskunft bekommt.
Ich muss schon sagen, dass ich mich hier manchmal ein bisschen angegriffen fühle, wenn Betroffene den Angehörigen vorwerfen, sie wären unmöglich mit ihrem Verhalten.
Dass Betroffene da weniger Möglichkeiten haben in Sachen Handlungsflexibilität, ist mir schon klar. Allerdings lähmt es einen Angehörigen auch, wenn er einfach nichts machen kann.
Ich war immer ein lösungsorientierter Mensch. Mir selbst fällt es schwer, wenn ich keine echte Lösung für etwas finde. In dieser Situation befinde ich mich gerade.
Ich bin hilflos, hab ein schlechtes Gewissen, fühle mich, als würde ich jeden Tag versuchen, eine glatte Mauer hinauf zu klettern und rutsche immer wieder ab. Ich suche nach einer Stelle in der Mauer, die mir ermöglicht, meinen Fuß zu fixieren, dass ich mich hochziehen kann.
Diese Stelle kann mir aber nur mein Freund zeigen, denn nur er kennt diese Mauer und weiß, wo ich meinen Fuß sicher hinstellen und mich hochziehen kann.
Diese Stelle kann ein Satz sein, eine Geste, ein Tipp. Einfach ein kleiner Hinweis, was ich tun soll, außer nichts.
Denn, wenn ich diese Mauer nicht hoch komme, dann hocke ich einfach davor, analysiere Zentimeter für Zentimeter und suche für mich selbst eine Aufstiegsmöglichkeit, die ich aber nicht finde.
Dazu kommt die Sorge, dass auf der anderen Seite der Mauer andere Menschen sind, die die Stelle gezeigt bekommen haben. Ich kann nicht drüber schauen und ich hab keine Ahnung, ob er gewillt ist, mir die Stelle zu zeigen.
Also mit dem Vertrauen ist es schwer für mich, Vertrauen muss sich ja auch entwickeln. Als wir dieses halbe Jahr eine unglaublich schöne Zeit hatten, hab ich ihm blind vertraut, aber da war er ein anderer und er hat sich mir gegenüber auch ganz anders verhalten. Es ist das erste Mal, dass ich in diese Situation mit ihm komme. Klar finde ich, dass man da Ängste hat.
Wenn das ein Betroffener nicht verstehen mag/kann, dann liegt das vielleicht daran, dass sich Betroffene manchmal das Recht heraus nehmen, auf Grund ihrer Krankheit, keine andere MÖGLICHKEIT zu haben, als sich so oder so zu verhalten.
Ich denke, wie ich auch schon oft erwähnt habe, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, einem Angehörigen ein Gefühl von "alles ok" zu geben.
liebgemeint
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Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Was ich mich auch frage: Was ist, wenn wir einmal krank sind, es uns eine zeitlang dreckig geht? Ist dann der depressive Partner für einen da? Hat man dann auch mal eine starke Schulter, oder gibt man nur und hat kein "Anrecht" auf Schwäche und Krank sein?
Empathie58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Empathie58 »

@liebgemeint
Ich verstehe Deine Ängste nur zu gut. Du liebst Deinen Partner und möchtest ihn nicht verlieren. Es ist, wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung als Angehöriger weiß, durchaus realistisch, dass es im geschützten Raum einer Klinik zu intensiven zwischenmenschlichen Kontakten kommt, die eine bestehende Partnerschaft gefährden oder sogar zerstören können. Wenn das passiert, kannst Du wenig bis nichts dagegen tun. Das klingt sehr nüchtern. Tatsächlich steckt viel mehr dahinter: Wenn Du Deinen Partner liebst, wirst Du Dich damit nicht "einfach" abfinden können. Es macht traurig, verzweifelt und vielleicht auch wütend.

Das muss jedoch nicht zwangsläufig geschehen. Die Angst vor diesem Szenario findet zurzeit erst einmal in Deinem Kopf statt.

Im Moment ist es schon schlimm genug für Dich, dass die Beziehung auf Eis liegt, auch ohne dass eine andere Frau im Spiel ist. Gleichzeitig spürst Du, dass Deine Kräfte aufgezehrt werden, dass Dein Partner Dir gewissermaßen Energie entzieht, während Du umgekehrt befürchten musst, im Fall eigener Krankheit oder wenn Du schlicht selbst einmal Geborgenheit brauchst und in den Arm genommen werden möchtest, bei Deinem Partner keinen Halt (mehr) zu finden.

Der Grat zwischen Liebe und Selbstaufgabe ist mitunter sehr, sehr schmal. Ich wünsche Dir von Herzen, dass es Dir gelingen möge, für Dich zu sorgen und dabei lieben zu können.

Vielleicht hilft Dir auch ein wohlwollender Blick zurück auf das, was Du bisher geschafft hast, darauf, dass Du die Kraft hattest, all das durchzustehen. Es ist eine Leistung, auf die Du in jedem Fall stolz sein kannst. :)

Liebe Grüße!
Emma52
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Registriert: 4. Nov 2016, 00:01

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Emma52 »

Liebe liebgemeint,

ich will Dich nicht angegreifen, wer bin ich schon. Du hast recht Kommunikation ist alles. Ja, kleine Zeichen sind möglich.

Mir tut es richtig weh, was Du mitmachst und "nur" weil Du ihn liebst.

Ich habe gegenüber meinen Mann und Familie ständig Schuldgefühle, wegen meiner Unfähigkeiten. Und bei mir funktioniert es nicht - wg. Krankheit.

Eins halte ich Deinem Freund aber vor, er hat es vorher gewusst und hätte Dich informieren müssen. Es betrifft nämlich immer auch den Partner. Und deshalb ist es dann nicht privat. Und der Angehörige hat es auf seiner Art, genauso schwer wie der Betroffene.

Du machst es genau richtig.

Aber eins weiss ich, wenn die Liebe echt ist, dann kann keine andere Frau oder Mann dazwischen kommen. Auch ohne Krankheit ist das so.

Wir bleiben ja immer noch Menschen. Wir sind nicht die Krankheit, wir haben die Krankheit, wir leiden daran. Und auch wir müssen lernen. Und wenn wir nicht alleine bleiben wollen, dann müssen auch wir Beziehungarbeit leisten, wie alle anderen auch.

Achte weiterhin gut auf Dich. Vielleicht ist er auch nicht der Richtige.

Dir nur das Beste, Emma
Succubus
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Succubus »

liebgemeint hat geschrieben: Ich denke, hier ist die Wahrnehmung des ganzen verschoben, wenn sich der Angehörige nun selber Hilfe suchen soll. Ganz nach dem Motto:"Belaste deinen armen Partner nicht noch mehr, gehe selber zur Therapie, dass du endlich lernst adäquat mir deinem kranken Partner umzugehen.
Wir alle hier, die Angehörigen, sind so schon mehr als gewillt, Rücksicht, Verständnis etc an den Tag zu legen. Nun herzugehen und dem Angehörigen zu sagen :" DU hast das Problem, nicht dein Partner, lass ihn in Ruhe und such dir für dich selbst Hilfe, ist genau der Grund dafür, dass man langsam W.o. gibt und nicht mehr kann.
Ich finde es ganz schön anmaßend, ehrlich gesagt, dass Betroffene erwarten, dass der Angehörige alle Hebel in Bewegung setzt, um mit der Situation klar zu kommen. Der Betroffene aber nicht belastet werden darf.
Einem Angehörigen zu unterstellen, er würde den Betroffenen nicht verstehen ( wollen ), ist echt schräg.
Wie WOLLEN und TUN es, soweit es uns möglich ist. Der Betroffene KANN nicht. Mein Verständnis hört dort auf, wo der Betroffene von uns Angehörigen alles erwarten, wir dies aber nicht im Entferntesten dürfen.
Cinderella liebt ihren Lebensgefährten und ich lieb meinen Freund. Aber es kommt der Punkt, an dem dem man sich überlegen muss, ob man die Kraft dafür hat, oder nicht, Das hat nichts damit zu tun, dass wir nicht wollen, dass wir kein Verständnis hätten. Es geht darum, dass jeder Mensch, ob gesund oder krank einen Anker braucht, einen Funken Hoffnung.
Ist dieser nicht da und es heißt auch noch, WIR sollen uns nun Hilfe suchen, weil es gäbe ja ausreichend Einrichtungen dafür, finde ich ehrlich gesagt, ziemlich arrogant, tut mir leid.
Es ist sehr wohl möglich, dass man als Betroffener auch ein BISSCHEN Rücksicht nimmt un dem anderen zeigt, dass die Mühe nicht umsonst ist.
Es ist sehr wohl möglich, wenn man mit Therapeuten reden kann, sich auch diesbezüglich Hilfe zu suchen und eine Methode zu finden, dem Partner zu zeigen, dass man es schätzt, dass er da ist.
Wenn es wichtig ist, wird man auch lernen können, mit Angehörigen so umzugehen, dass man sie nicht permanent vor den Kopf stößt. Es geht, mit Verlaub gesagt, nicht immer nur um einen selbst, man muss sich auch die Arbeit antun, herauszufinden, wie man mit Mitmenschen und vor allem nahe stehenden Personen umgeht, auch wenn es einem nicht besonders geht.
Es steht wohl außer Frage, dass jeder ANgehörige, der sich in diesem Forum anmeldet, das Anliegen hat, seinem betroffenen Angehörigen zu helfen, auf welche Weise auch immer. Wir sind verzweifelt, ausgelaugt und ratlos. Es sei uns bitte auch zugestanden, dass es uns so geht wie euch, dass wir nicht mehr KÖNNEN. Wir haben eurer Meinung nach mehr Kraft. Wir sind eurer Meinung nach diejenigen, die Verständnis aufbringen können, weil wir angeblich stark sind.
Das sind wir aber nicht, im Gegenteil. Wir sehen unsere Partner/Verwandte/Freunde, die andere Menschen werden, die handlungsunfähig sind. Wir sehen, wie unsere Partner zu Menschen werden, die wir nicht kannten, wir sehen unsere Beziehungen, die einmal stark und unerschütterlich waren, zerbrechen, wir leiden, wir sind verletzt. Nicht nur ihr seid leidtragend, wir sind es auch.
Und entschuldigung, wir nehmen das alles in Kauf, weil wir lieben, weil wir Hoffnung haben, nicht, weil wir euch hassen und euch ärgern oder quälen wollen, nein, weil wir euch lieben und euch nicht aufgeben wollen. Wir nehmen Verletzungen und Zurückweisung in Kauf, weil wir hoffen, dass wieder bessere Zeiten kommen und weil wir nicht weg laufen.
Kein Angehöriger macht etwas aus Boshaftigkeit, sondern aus Liebe und Fürsorge. Dass dies ein psychisch Kranker so nicht sehen kann, ist für uns ohnehin schon schwer, wenn wir dann den Eindruck vermittelt bekommen ( so wie ich gerade hier ), dass WIR das Problem haben und Hilfe brauchen, bin ich echt nicht mehr im Klaren.
Ich sehen, dass du Succubus, das, was ich schreibe, nicht mehr beantwortest. Viellleicht bin ich dir unangenehm, zu verständnislos. Wenn du dich aber genauso anstrengst,mich zu verstehen, wie ich es versucht habe, Betroffene zu verstehen, wirst du vielleicht erkennen, dass ich nichts böse meine, sondern dass ich einfach auch möchte, dass Betroffene sich AB und ZU darauf einlassen, sich zu überlegen, was das alles für uns Angehörige bedeutet. Mehr erwarte ich nicht, denn wir dürfen nichts erwarten.
Ich wehre mich aber davor, mich zum Täter machen zu lassen. Ich wehre mich davor, dass man mir sagt, ich wäre verständnislos. Ich wehre mich davor, dass der Betroffene das ewige Opfer ist, noch mehr in die Enge getrieben von den Angehörigen, ohne die der Betroffene nämlich gar keinen Halt mehr hätte.
Ich hab mich darauf eingelassen, Ich versuche, es auszuhalten, ich versuche ihn zu verstehen.
Ich lasse mir nicht anlasten, dass ich all dies nicht versuche.
Es geht nicht darum, wem es schlechter geht, es geht darum, dass ein gewisser Respekt gewahrt werden muss.
Ein"mach noch selber eine Therapie, lass dir selber helfen, denn du hast eben das Problem", finde ich wenig hilfreich.
Diesen Egoismus finde ich unangebracht..
Du solltest mal anfangen einen Gang runterzuschalten und nicht alles als Angriff auf dich oder andere Angehörige zu werten. Ein Verweis auf das Suchen von Hilfe ist nichts Negatives. Dass du derlei Dinge in so einen Satz hineininterpretierst...ist traurig.
Ich habe weder
"Belaste deinen armen Partner nicht noch mehr, gehe selber zur Therapie, dass du endlich lernst adäquat mir deinem kranken Partner umzugehen.",
"mach noch selber eine Therapie, lass dir selber helfen, denn du hast eben das Problem"
noch
"DU hast das Problem, nicht dein Partner, lass ihn in Ruhe und such dir für dich selbst Hilfe"
geschrieben oder gemeint.
Succubus hat geschrieben: Wenn du Hilfe benötigst, solltest du dir welche suchen. Auch für Angehörige gibt es Angebote.
Dies ist ein ganz normaler Verweis darauf, dass es auch für Angehörige Hilfsangebote gibt. Denn wer Hilfe oder Unterstützung benötigt, sollte nach dieser suchen.
Das habe ich gemacht, das haben auch schon viele andere gemacht...egal ob selber betroffen oder "nur" angehörig.
liebgemeint hat geschrieben:Es ist sehr wohl möglich, dass man als Betroffener auch ein BISSCHEN Rücksicht nimmt un dem anderen zeigt, dass die Mühe nicht umsonst ist.
Es ist sehr wohl möglich, wenn man mit Therapeuten reden kann, sich auch diesbezüglich Hilfe zu suchen und eine Methode zu finden, dem Partner zu zeigen, dass man es schätzt, dass er da ist.
Wenn man dem Betroffenen die Zeit lässt, ist so vieles mehr möglich. Doch in einer akuten Phase ist eben sehr vieles erst einmal nicht möglich. Es braucht Zeit bis die Wahrnehmung wieder halbwegs funktioniert...oder man nicht bei jeder Kleinigkeit zusammenzuckt. Das hängt von der Phase des Einzelnen ab. Es ging nie darum, dass über Jahre hinweg nur Rücksicht genommen wird ohne dafür vom Partner was zurückzubekommen.
Auch hat die Fähigkeit mit einem Therapeuten zu sprechen nichts damit zu tun, seine Emotionen gegenüber Angehörigen auszudrücken. Wer sagt denn, dass die ersten Gespräche mit dem Therapeuten immer produktiv sind?
Eine gemeinsame Kommunikation findet man auch nur gemeinsam, dafür ist weder der Betroffene noch der Angehörige alleine verantwortlich.
Doch das braucht alles Zeit. Man braucht Geduld. Beide Seiten brauchen Geduld.
liebgemeint hat geschrieben:Wenn du dich aber genauso anstrengst,mich zu verstehen, wie ich es versucht habe, Betroffene zu verstehen, wirst du vielleicht erkennen, dass ich nichts böse meine, sondern dass ich einfach auch möchte, dass Betroffene sich AB und ZU darauf einlassen, sich zu überlegen, was das alles für uns Angehörige bedeutet. Mehr erwarte ich nicht, denn wir dürfen nichts erwarten.
Ich beschäftige mich nun schon mehrere Jahre mit dem Thema Depression und anderen psychische Erkrankungen. Ich bin nicht nur selber Betroffen sondern habe auch Erkrankte im familiären Umfeld.
Deswegen werde ich mir nicht unterstellen lassen, ich hätte kein Verständnis für Angehörige.
Betroffene sollen sich ab und zu (?!) überlegen, was das alles für die Angehörigen bedeutet? Was glaubst du denn wieso so viele Erkrankte meinen, die Angehörigen wären besser ohne sie dran? Weil sie denken es ist so einfach? Weil das alles in ein paar Wochen vorbei ist und man eigentlich keinen Bock mehr auf den anderen hat? Nope, sorry...das ist nicht.
Neben den Selbstzweifeln und dem Selbsthass, macht man sich noch selber Vorwürfe dass man so eine große Last ist für all die anderen. Für die ganze Familie, für die ganzen Freunde, für die Arbeitskollegen, und und und. Meinst du vielleicht das mit "sich ab und zu mal überlegen was das für die Angehörigen bedeutet"?
liebgemeint hat geschrieben:Ich wehre mich aber davor, mich zum Täter machen zu lassen. Ich wehre mich davor, dass man mir sagt, ich wäre verständnislos. Ich wehre mich davor, dass der Betroffene das ewige Opfer ist, noch mehr in die Enge getrieben von den Angehörigen, ohne die der Betroffene nämlich gar keinen Halt mehr hätte.
Niemand hat hier Angehörige als Täter und Betroffene als Opfer betitelt.
Nun ja, und wer einem Halt gibt, entscheidet man immernoch selber. Nur weil jemand diese Rolle haben möchte, heißt es noch lange nicht dass er die geeignete Person dafür ist.
liebgemeint hat geschrieben:@succubus: niemand sagte, dass ein Klinikaufenthalt angenehm ist, es geht darum, dass man sich als Partner in gewisser Weise verraten fühlt, wenn ANDERE all das Vertrauen ernsten, das man als Partner vielleicht auch verdient hätte, da man ja mit dem Menschen zusammen ist.
Ich persönlich würde mir Gedanken machen wenn ich mich verraten fühlen würde, sollte mein Partner einem Therapeuten Dinge anvertrauen die er mir nicht anvertraut. Wenn es soweit ist, weiß ich dass ich in weiteres Problem habe das ich dringend mit meinem Therapeuten besprechen muss. Auch die Kommunikation mit anderen Betroffenen kann unglaublich hilfreich sein, die Art des Verständnisses die dort vorhanden ist, ist eine ganze andere.
Was ich meinem Partner mitteile, und was ich meinem Therapeuten mitteile sind 2 Paar Schuhe. Der Therapeut hat eine professionelle Distanz zu mir und meiner Geschichte, es ist quasi ein Fremder vor dem ich nicht das Gesicht wahren muss und der mir helfen kann mir erst einmal selber Dinge einzugestehen bevor ich diese ggf. gegenüber Anderen preisgeben kann. Das Vertrauen zu einem Therapeuten unterscheidet sich in meinen Augen zu dem Vertrauen dass man gegenüber dem Partner oder anderen Angehörigen empfindet.
Nun ja...und Vertrauen hat man nun mal nicht einfach inne, nur weil man zusammen ist oder weil man eine bestimmte Berufsbezeichnung trägt. Vertrauen baut sich mit der Zeit auf.
Don't feed the troll :-)
liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Hallo Empathie!
Ja, genauso ist, es, wie du es schreibst. Es zermürbt mich. Ich habe Alpträume, die genau solche Szenarien durchspielen. Ich weiß, dass ich das mit mir selbst ausmachen muss, weil ich mit ihm mal darüber nicht reden kann und will. Naja, was heißt, nicht will? Klar würde ich gerne mit ihm reden, ihm meine Ängste anvertrauen und es täte so gut, wenn er meine Ängste entkräften würde. Nur, ich weiß, dass das nicht geht, dass er nicht in der Lage ist, sich um mich und meine Sorgen zu kümmern, weil er selbst genug davon hat.
Ich befinde mich in einer Art Starre. Ich mache meine Arbeit, komme heim, lege mich ins Bett, schreibe hier im Forum und lese alles über die Krankheit ( wo ich nicht mal genau weiß, ob die Diagnose "bipolar", die er vor 8 Jahren bekommen hat, so stimmt, oder ob er "nur" depressiv ist ).
Ich suche nach Strohhalmen und frage mich egoistischerweise, wie er denkt über uns. Ich habe ein schlechtes gewissen, weil ich ihm etwas unterstelle, was vielleicht gar nicht der Fall ist. Ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich den Eindruck habe, ihm im Stich gelassen zu haben. Ich hab das Gefühl, dass ich zu wenig tue.

Hallo Succubus!

Ich habe mittlerweile schon einiges zum Thema Depression gelesen und auch deine Beschreibung des Zustandes kommt mir sehr bekannt vor. Er hat es mir mal so auf die Art beschrieben. Dass er unter Selbsthass leidet, denkt, eine Belastung zu sein für alle. Umgekehrt fühle ich mich auch als Belastung für ihn, weil ich ihm zumute, dass er zu allem Übel auch noch über mich(uns) nachdenken muss.
Wenn du sagst, dass man in der akuten Phase nichts mit Emotionen anfangen kann, dass man praktisch handlungsunfähig ist, dann hilft mir das schon irgendwie, weil ich versuchen kann, ihm diese, für mich so wirkende Ignoranz nicht übel zu nehmen.
Ich habe versucht, mir Hilfe zu holen, weil ich merke, dass ich immer "grauer" werde. Ich hab das Gefühl, total unattraktiv zu werden. Klingt oberflächlich, aber im Moment ist mein Strahlen weg. Ich schaue in den Spiegel und sehe aus, wie ein Häufchen Elend.
Jedenfalls habe ich alle Therapeutinnen, die mir empfohlen wurden, durchtelefoniert. Leider hat keine davon einen Termin vor Mitte, Ende Jänner frei.
Gerade jetzt vor Weihnachten sind alle ausgebucht. Ich hätte schon jemanden gebraucht, denn ich weiß auch, dass mein anstehender Geburtstag, Weihnachten und Silvester Zeiten sind, wo ich mich, trotz meiner Tochter, einsam fühle und darunter leide, dass mein Freund nicht da sein wird.
Es klingt vielleicht blöd, aber ich fiebere meinem Geburtstag entgegen, aber nur, weil ich hoffe, dass er mir Alles Gute wünscht. Dass ich an dem Tag vielleicht ein kleines Fädchen von ihm bekomme, dass ich merke, dass er an mich gedacht hat und mich nicht aus seinem Leben gelöscht hat. Und ich habe Angst, dass er sich nicht meldet, mir nicht gratuliert, dass mich das so enttäuscht, dass ich wieder tief traurig da sitze und meiner Verletzung und meinem Selbstmitleid freien Lauf lasse.
Im Moment, da ich nicht weiß, ob wir jemals wieder ein Paar werden, ist mein Vertrauen natürlich nicht besonders groß. Ich selbst würde nie auf die Idee kommen, mich nach einem anderen Mann umzusehen.
Ich denke, im jetzigen Moment hat er auch keine Lust und kein Interesse, sich einer anderen Frau zu zu wenden.
Jetzt ist noch nicht mal die erste Woche der geplanten 5 des stationären Aufenthalts vorbei. Ich hab keine Ahnung, was dort gerade abläuft. Ich nehme an, er wird Medikamente bekommen und Gesprächstherapie haben. Ich wüsste so gerne, ob es ihm schon besser geht, oder schlechter.
Jedenfalls habe ich ihm ja per Nachricht angeboten, dass er sich jederzeit melden kann, wenn er Lust und Energie dazu hat.
Ich habe einer guten Freundin von meiner Sache erzählt, die auch mitbekam, wie gut es uns im ersten halben Jahr ging und wie glücklich ich war.
Sie (verheiratet) meinte, dass das SEIN DING ist und ich nichts tun kann. Dass ich mir gut überlegen soll, ob ich mir das "antue". Dass ich darüber nachdenken solle, ob mir das gut tut.
Ich lese gerade ein Buch, in dem eine Frau ihren depressiven Freund begleitet ( Diagnose Depression nach 4 Monaten Beziehung ), sie beschreibt genau solche Situationen: Dass Menschen um Umfeld meinen, man gebe sich selbst auf, man lasse sich runter ziehen, man habe etwas anderes, besseres verdient. Und wie erschütternd das ist.
Mir ging es genauso, wie in dem Buch. Paradoxerweise habe ich genau an dem Tag, nachdem meine Freundin mir diese Dinge sagte, diese Textpassage im Buch gelesen.
Die Autorin hat so reagiert: Sie fragte, ob das Gegenüber, das ihr zur Trennung riet, ihren Ehemann verlassen würde, wenn er auf einmal Depressionen bekäme und wie sie es sehen würde, wenn ihr Mann sie verlassen würde, wenn sie krank werden würde.
Ich denke, das frage ich auch das nächste Mal. Dann wird kommen: naja, aber wir sind 20 Jahre verheiratet, haben 2 Kinder und ein Haus, das ist GANZ was anderes. Ihr kennt euch nicht so lange und habt keine gemeinsamen Verpflichtungen.
Für mich ist das aber anders. Ich liebe ihn und wenn ich das zu jemandem sage, dann meine ich das so und renne nicht weg.
Du hast recht, er hätte es mir sagen müssen. Ich denke, er hat es auch indirekt versucht, als er mir seine 2 Suizidversuche und einiges von seiner schweren Kindheit erzählte.
Als ich ihm einmal sagte, dass er der liebevollste Mensch wäre, den ich kenne, hat er mich ganz erstaunt angeschaut und gemeint, dass das seine Ex bestimmt anders sehen würde. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, weil er mir ja versicherte, dass ICH seine große Liebe wäre ( jaja ich weiß, man ist eben verknallt und so ).
Sorry, dass ich wieder so viel geschrieben habe. Ich bin sehr dankbar, dass meine Zeilen überhaupt wen erreichen und sich jemand die Mühe macht, sie zu lesen und mir auch noch zu antworten.

Liebe Grüße
liebgemeint
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Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

P.s.: Ich habe keine Bedenken, dass er den Therapeuten mehr Vertrauen schenkt, als mir. Das hab ich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Ich meine, dass er dort Mitpatientinnen hat, mit denen er sich austauscht ( was ja auch nicht verwerflich ist ), aber dass er vielleicht Gefühle entwickelt, die er für mich in seiner akuten Phase nicht empfinden konnte. Ich weiß, davor ist man die gefeit, aber in einem 24 Stunden Kontakt....
Außerdem verstehen ihn diese Frauen dann einfach besser, ohne dass er sich anstrengen muss, etwas zu erklären, wie es bei mir der Fall wäre. Ich weiß es einfach nicht
DieNeue
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von DieNeue »

Hallo liebgemeint,
liebgemeint hat geschrieben: Ich meine, dass er dort Mitpatientinnen hat, mit denen er sich austauscht ( was ja auch nicht verwerflich ist ), aber dass er vielleicht Gefühle entwickelt, die er für mich in seiner akuten Phase nicht empfinden konnte. Ich weiß, davor ist man die gefeit, aber in einem 24 Stunden Kontakt....
Außerdem verstehen ihn diese Frauen dann einfach besser, ohne dass er sich anstrengen muss, etwas zu erklären, wie es bei mir der Fall wäre.
Vielleicht als kleine Beruhigung: Es gibt auch Männer dort, mit denen er sich gut verstehen und sich austauschen kann, nicht nur Frauen ;-) Und es ist übrigens auch nicht jede Frau dort nett...
liebgemeint hat geschrieben:Dass er unter Selbsthass leidet, denkt, eine Belastung zu sein für alle. Umgekehrt fühle ich mich auch als Belastung für ihn, weil ich ihm zumute, dass er zu allem Übel auch noch über mich(uns) nachdenken muss.
Das war mir gar nicht bewusst, dass man sich als Angehöriger auch als Belastung fühlen kann. Ich denke auch immer, ich wäre für einen Partner nur eine Last, weil man mit mir nicht so viel unternehmen kann, ich nicht so unbeschwert leben kann, man viel Rücksicht auf mich nehmen muss, ich viel Zeit alleine brauche etc. Ich kann einfach nicht das "bieten", was man sich für eine "normale" Partnerschaft wünscht. Und da frage ich mich auch immer wieder, warum sich jemand auf mich einlassen sollte und ob er nicht irgendwann doch genug davon hat :?
Succubus hat geschrieben:Du solltest mal anfangen einen Gang runterzuschalten und nicht alles als Angriff auf dich oder andere Angehörige zu werten. Ein Verweis auf das Suchen von Hilfe ist nichts Negatives
Ich habe den Eindruck, deine Stimmung bzw. deine Empfindlichkeit geht gerade rauf und runter.
Mich irritiert es ein bisschen, dass du auf den Hinweis, dir selber Hilfe zu suchen, sehr empfindlich reagiert hast, denn du hast in deinem ersten Beitrag in diesem Thread selber gesagt, dass du überlegst, dir selber Hilfe zu holen:
liebgemeint hat geschrieben:Hast du dir schonmal überlegt, dir für dich selbst Hilfe zu holen? Ich bin gerade soweit, dass ich ( und das schon nach 4 Wochen!!) mir zu überlegen, selbst einen Therapeuten auszusuchen. Allein schon, um heraus zu finden, wie ich mit der Situation umgehen soll und ob ich es kann. Denn dann hat man wenigstens jemanden, dem man alles erzählen kann und der in der Lage ist, professionellen Rat zu geben.
Ich denke, dass es genau darum geht, wie Succubus auch geschrieben hat und was du auch für dich so formuliert hast: Dass du jemanden hast, dem du alles erzählen kannst und der für DICH da ist. Das du für dich rausfinden kannst, wie du mit den Schwierigkeiten gerade umgehen kannst. Und genau wie du geschrieben hast: Du bekommst professionellen Rat und keine Kommentare wie von deiner Freundin, die dich noch mehr verunsichern (trenn dich, warum tust du dir das an, etc.), sondern es geht darum herauszufinden, was du willst und was du brauchst, ohne dass dich jemand für irgendetwas verurteilt oder genervt ist.
liebgemeint hat geschrieben: Ich habe versucht, mir Hilfe zu holen, weil ich merke, dass ich immer "grauer" werde. [...]
Jedenfalls habe ich alle Therapeutinnen, die mir empfohlen wurden, durchtelefoniert. Leider hat keine davon einen Termin vor Mitte, Ende Jänner frei.
Ich finde es gut, dass du dir Hilfe holen willst. Du könntest dich auch an den sozialpsychiatrischen Dienst wenden (gibts bei der Diakonie, Caritas, etc. - einfach mal googlen, ob es in deiner Nähe auch so etwas gibt.)
Dort kann man sich beraten lassen, bzw. bei uns ist es so, dass man auch regelmäßigere Termine wahrnehmen kann und man so eine Begleitung hat z.B. als Überbrückung von Wartezeiten für eine Therapie oder auch einfach so. Meinem Vater haben die mal sehr geholfen. (Auch wenn er beim ersten Mal gedacht hat, der Typ wäre ne Schlaftablette, ;) Er ist dann trotzdem weiterhin hingegangen und hat sehr davon profitiert.
Das ganze ist kostenlos, unverbindlich und die Mitarbeiter haben auch Schweigepflicht. Und das Ganze ist nicht nur für Betroffene, sondern auch für Angehörige, gedacht.
Vielleicht gibt es ja in deiner Nähe auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige, wo du dich mit anderen betroffenen Angehörigen austauschen könntest.
liebgemeint hat geschrieben:Denn, wenn ich diese Mauer nicht hoch komme, dann hocke ich einfach davor, analysiere Zentimeter für Zentimeter und suche für mich selbst eine Aufstiegsmöglichkeit, die ich aber nicht finde.
Dazu kommt die Sorge, dass auf der anderen Seite der Mauer andere Menschen sind, die die Stelle gezeigt bekommen haben. Ich kann nicht drüber schauen und ich hab keine Ahnung, ob er gewillt ist, mir die Stelle zu zeigen.
Hm... um mal in diesem Bild zu bleiben: Vielleicht ist es aber gar nicht nötig oder möglich, dass du diese glatte Mauer hinaufkommst. Vielleicht gibt es ja auch nur von der anderen Seite Stellen, an denen man wieder auf deine Seite kommt. (wie die anderen allerdings hinter die Mauer gekommen sind, keine Ahnung ;) Vielleicht kommt man da nur hin, wenn man Depressionen hat...vielleicht hatten sie ja eine Leiter dabei und haben die mit rübergenommen?).
Oder vielleicht bräuchtest du auch eine Leiter, um mal ein bisschen über die Mauer linsen zu können...
liebgemeint hat geschrieben:ch lese gerade ein Buch, in dem eine Frau ihren depressiven Freund begleitet ( Diagnose Depression nach 4 Monaten Beziehung ), sie beschreibt genau solche Situationen: Dass Menschen um Umfeld meinen, man gebe sich selbst auf, man lasse sich runter ziehen, man habe etwas anderes, besseres verdient. Und wie erschütternd das ist.
Mir ging es genauso, wie in dem Buch. Paradoxerweise habe ich genau an dem Tag, nachdem meine Freundin mir diese Dinge sagte, diese Textpassage im Buch gelesen.
Die Autorin hat so reagiert: Sie fragte, ob das Gegenüber, das ihr zur Trennung riet, ihren Ehemann verlassen würde, wenn er auf einmal Depressionen bekäme und wie sie es sehen würde, wenn ihr Mann sie verlassen würde, wenn sie krank werden würde.
Ich denke, das frage ich auch das nächste Mal. Dann wird kommen: naja, aber wir sind 20 Jahre verheiratet, haben 2 Kinder und ein Haus, das ist GANZ was anderes. Ihr kennt euch nicht so lange und habt keine gemeinsamen Verpflichtungen.
Ja, das kann ich mir gut vorstellen, dass dann Sätze kommen würden wie "20 Jahre verheiratet, 2 Kinder, das ist ja was GAAAANZ anderes"... Klar könntest du jetzt den "Absprung" wagen, um einer Beziehung mit Schwierigkeiten zu entgehen. Vielleicht wäre das nach 20 Ehejahren tatsächlich schwieriger als am Anfang einer Beziehung, keine Ahnung. Es ist aber halt die Frage, wo die Grenze ist: Wie wäre es, wenn er nach einem Jahr Depressionen bekommen würde? Oder nach 5 oder 10?
Ich hab mal mit jemandem darüber geredet, dass ich ja niemals nen Mann kriegen würde, weil wer würde sich denn schon auf mich einlassen, wenn er von Anfang an wüsste, dass ich Depressionen habe? Die Person hat dann gemeint, dass man bei mir dafür wüsste, worauf man sich einlässt. Und es nicht erst in ein paar Jahren sozusagen die "böse Überraschung" gibt.
Und über die Frage, wie es einem selber gehen würde, wenn man selber verlassen würde wegen etwas, wofür man nicht unbedingt etwas kann, lohnt es sich auf jeden Fall nachzudenken. Und dabei ist es ja egal, was es für eine Krankheit ist. Oder was wäre, wenn die Sache einfach in einem halben Jahr überstanden wäre und fertig? Dann sind die Probleme weg, der Partner aber auch... :roll:
liebgemeint hat geschrieben:Ich denke, wie ich auch schon oft erwähnt habe, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, einem Angehörigen ein Gefühl von "alles ok" zu geben.
Ja und Nein.
Succubus hat geschrieben:Es ist sehr wohl möglich, dass man als Betroffener auch ein BISSCHEN Rücksicht nimmt un dem anderen zeigt, dass die Mühe nicht umsonst ist.
Es ist sehr wohl möglich, wenn man mit Therapeuten reden kann, sich auch diesbezüglich Hilfe zu suchen und eine Methode zu finden, dem Partner zu zeigen, dass man es schätzt, dass er da ist.

Wenn man dem Betroffenen die Zeit lässt, ist so vieles mehr möglich. Doch in einer akuten Phase ist eben sehr vieles erst einmal nicht möglich. Es braucht Zeit bis die Wahrnehmung wieder halbwegs funktioniert...oder man nicht bei jeder Kleinigkeit zusammenzuckt. Das hängt von der Phase des Einzelnen ab. Es ging nie darum, dass über Jahre hinweg nur Rücksicht genommen wird ohne dafür vom Partner was zurückzubekommen.
Das ist auch meine Erfahrung. Mir ging es eine zeitlang echt schlecht und ja, meine Mutter hat auch mal gesagt, dass man neben mir hätte sterben können, ohne dass ich es merken würde. Sie hatte auch Angst, in mein Zimmer zu kommen, wenn es bei mir ruhig war, weil sie Angst hatte, ich könnte mir etwas angetan haben und war dann immer heilfroh, wenn ich doch mal rausgekommen bin. Ich war in der Zeit auch total motzig, lag nur noch im Bett und hab viel geheult. Da kam von mir anderen gegenüber nichts positives mehr. Das muss furchbar für meine Familie gewesen sein, ich kann es nur erahnen, wie ich damals drauf war.
Aber das war wie in meinem Vergleich mit dem Ertrinkenden (weiß nicht mehr, in welchen Thread ich das geschrieben habe). Solange man ums Überleben kämpft, sieht man die Anderen nicht. Da hat man null Blick für Andere.
Allerdings blieb das bei mir nicht ewig so!! Dank der Medikamente ging es mir langsam wieder etwas besser und ich habe auch wieder mehr von den Anderen "mitbekommen". Meine Stimmung wurde wieder etwas besser und ich wurde auch wieder mehr wie vorher. Irgendwann ist meiner Mutter aufgefallen, dass ich ihr mal ein Kompliment gemacht habe. Das wäre in den düstersten Zeiten nicht denkbar gewesen. Und auch nicht vorstellbar, dass das wieder so sein könnte.
Mittlerweile habe ich eine ambulante Therapie bei einer sehr guten Therapeutin hinter mir und auch zwei Klinikaufenthalte (die nicht immer toll waren, die mir zwar geholfen haben, aber mich tw. auch fertig gemacht haben, wenn Therapeuten ätzend waren.). Von den Kliniken musste ich mich lange "erholen", war echt nicht einfach, schlechte Erfahrungen mit den Therapeuten dort zu verarbeiten. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich auf jeden Fall was gelernt habe und es auch mit der Zeit umsetzen konnte. Meine Hauptprobleme im Moment sind, dass ich sehr schnell reizüberflutet bin, deshalb viel Ruhe brauche, dass ich körperlich dauernd erschöpft bin, schnell überfordert bin. Ich bin immer noch launisch (wobei man mir neulich gesagt hat, dass ich schon immer etwas launisch war :shock: ) und immer wieder gereizt (bei Überforderung, Lärm, etc.), bin immer noch in Gesellschaft anderer ruhiger als früher, aber mein Umgang mit anderen Leuten ist definitiv ein anderer, sehr viel besserer als damals, als es mir extrem schlecht ging.
Ich bin freundlicher, mache anderen wieder mehr Komplimente, helfe anderen nach meinen Möglichkeiten, weil mir auch schon sehr viel geholfen wurde, versuche aber auch, mich nicht zu überfordern und muss da immer wieder Grenzen setzen (v.a. für mich selbst, wenn ich gerne etwas machen will, aber es eigentlich zu viel ist). Ich muss leider auch immer wieder Verabredungen absagen, wenn ich nicht kann und das nervt mich wahrscheinlich am allermeisten, weil es oft auch Sachen sind, die ich gerne machen würde und das dann echt deprimierend ist, es nicht zu schaffen. Aber ich mache anderen sehr gerne Geschenke, oder sage ihnen auch, dass ich sie gern habe, bin wieder humorvoll, schreibe viel auf WhatsApp mit meiner Familie, versuche auch schwierige Sachen anzugehen (es sind oft schwierige lange Prozesse, die mir oft viel zu lange dauern, aber ich weiß, dass ich da durch muss, wenn es mir langfristig besser gehen soll), wenn ich mal einen ziemlich guten Tag hatte, schreibe ich das meiner Familie, die sich dann sehr freut. (Allerdings muss ich auch aufpassen, dass ich nicht immer an Andere "reporte", denn jedesmal, wenn ich schreibe, dass es mir gut geht, dann heißt das auch immer, dass es mir an den anderen Tag nicht so gut geht, und das wiederum ist dann manchmal deprimierend und ernüchternd.
Und ja, manchmal jammere ich auch trotzdem noch und meine Familie kann nichts machen. Aber manchmal ist allein auszusprechen, dass es mir nicht gut geht, schon eine Hilfe.
Und ich weiß die Unterstützung durch meine Familie sehr zu schätzen und das sage ich ihnen auch immer wieder mal. Ich bin auch dankbar, dass ich mittlerweile eine schöne Wohnung habe, in der ich mich zuhause fühle, und nette Nachbarn, die mich ein bisschen an ihrem "normalen" Leben teilhaben lassen, dass ich wieder selber einkaufen gehen kann und nur noch sehr selten Angst davor habe, mir es tw. sogar auch Spaß macht und gut tut.
Meine Mutter hat mal, nachdem sie einen Ausflug ohne mich gemacht hatte, gemeint, dass sie einfach mal was machen wollte, wo sie auf niemanden Rücksicht nehmen muss. Das war schon ganz schön hart. Aber für mich auch verständlich. Ich hätte auch keinen Bock ständig auf jemanden Rücksicht zu nehmen und mein Leben auf das zu beschränken, was der Andere kann.
Ich habe mir auch schon öfters gedacht, dass wenn ich mal einen Mann hätte, würde ich auch wollen (zumindest vom Kopf her), dass er auch noch ein eigenes Hobby hat, dem er ohne mich nachgehen kann. Das wäre für mich, denke ich, zwar dann auch hart, weil er dann auch mit anderen Leuten Spaß hat, die ich nicht kenne, und da wahrscheinlich auch andere Frauen dabei wären. Aber ich würde auch nicht wollen, dass er nicht mehr das machen kann, was ihm Spaß macht, nur weil ich es nicht machen kann. Aber das sagt sich jetzt so leicht, wie es in Wirklichkeit dann wäre, keine Ahnung ;)

So, viel geschrieben... ich hoffe, ich konnte dir bzw. euch beiden ein bisschen Hoffnung machen, dass es auch wieder anders wird.
Ich war immer sehr zielstrebig und hätte am liebsten alles geplant, so schnell wie möglich alles abgearbeitet, um so schnell und direkt mein Ziel zu erreichen. Aber das funktioniert leider nicht immer so. Ich musste gezwungener Weise lernen, dass ich immer nur einen Schritt nach dem Anderen machen kann, weil ich den Weg zum Ziel nicht planen kann, ich nicht so kann, wie ich will oder wieder irgendwelche Schwierigkeiten auftauchen (die natürlich nicht eingeplant waren ;) )
Aber mittlerweile bin ich gelassener geworden und habe auch mehr Vertrauen, dass es Schritt für Schritt weitergeht. Ich wünsche euch viel Mut und Gelassenheit, immer einen Schritt nach dem Anderen zu gehen, auch wenn man nicht weiß, wo der ganze Weg schließlich hinführt.

Liebe Grüße und alles Gute!
DieNeue
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Zarra »

Hi liebgemeint ;) :),
(falls es Mißverständisse gibt, geben sollte - ich habe nicht alles in diesem Thread gelesen.)
Ich meine, dass er dort Mitpatientinnen hat, mit denen er sich austauscht ( was ja auch nicht verwerflich ist ), aber dass er vielleicht Gefühle entwickelt, die er für mich in seiner akuten Phase nicht empfinden konnte. Ich weiß, davor ist man die gefeit, aber in einem 24 Stunden Kontakt....
Außerdem verstehen ihn diese Frauen dann einfach besser, ohne dass er sich anstrengen muss, etwas zu erklären, wie es bei mir der Fall wäre. Ich weiß es einfach nicht
Man mag in einer Depression NICHTS fühlen, aber man ist nicht blöd. Ein bißchen Denken wird Dein Partner ja vielleicht noch können (früher hätte man gesagt: und nicht jedem Rock hinterherlaufen) - und wenn er das nicht kann, dann konnte er es auch schon vor der Depression nicht.
Man klebt in einer Klinik nicht 24 ;) :?: Stunden aufeinander und findet sich gegenseitig toll, jedenfalls nicht 99,9999901 % der Betroffenen.
Und man fährt auch nicht auf eine/n Mitpatienti/en ab, nur weil der/die einen ein bißchen versteht. - Mal ganz abgesehen davon, daß das eher psychotherapieabträglich ist ... (Klar, es gibt die Fälle, in denen es einfach paßt; es paßt aber schon nicht so gut, wenn es daheim einen Partner gibt, mit dem es davor wirklich gepaßt hat.)

Und wenn man Euch so leicht als Partnerschaft auseinanderbringen könnte, dann muß, müßte Eure Basis nicht gut sein.

"Professionelle Hilfe": Es soll nicht sarkastisch klingen, auch wenn es das eindeutig tut: Doch warum sollte es für Angehörige schnellere Hilfe als für Betroffene geben (solange sie nicht suizidal sind und teils noch funktionieren)?!?

Luna hat in dem anderen Thread einiges geschrieben, wie es laufen kann, wenn die Depression nicht mehr ganz so schwer ist. Sprich so etwas wie "Rückmeldungen", Absprachen etc. Auch wenn ich glücklichweise nie in den schwersten Umständen war, kann ich aber sagen, daß ich das nicht immer gekonnt hätte (und wenn ich jetzt vielleicht 5% meine, empfinde ich das aber schon als recht viel, ausreichend Irritation bei einem nahen (!) Gegenüber; und Dein Partner ist vielleicht eher bei 70-80%.)

LG, Zarra
Luna1966
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Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Luna1966 »

Liebe Zarra,
Zarra hat geschrieben:Auch wenn ich glücklicherweise nie in den schwersten Umständen war, kann ich aber sagen, daß ich das nicht immer gekonnt hätte (und wenn ich jetzt vielleicht 5% meine, empfinde ich das aber schon als recht viel, ausreichend Irritation bei einem nahen (!) Gegenüber
das hört sich ja schrecklich an.
Ganz schrecklich, was ich lese. Das tut mir sehr leid für dich, Zarra.

Vielleicht magst du ja erzählen, was du in dieser schweren Zeit mit deinem Jungen gemacht hast? Du warst doch alleinerziehend?
Vielleicht hilft es Liebgemeint, wenn sie erfährt wie eine Betroffene, die deine geschilderten Einschränkungen hat für ihren "Angehörigen" (deinen Jungen) die Lücke schließen konnte damit er irgendwie mit solchen (zurückziehenden) Situationen zurecht kommen konnte.

Liebe Grüße

Luna
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Zarra »

Liebe Luna,
Du verwechselst mich - ich lebe allein und habe keine Kinder.
LG, Zarra

Sorry, vielleicht hätte ich mich nicht einklinken sollen.

Kinder sind aber noch mal etwas anderes als erwachsene (!) Partner oder sonstige Angehörige. Nein, nein, ich meine nicht, daß es für erwachsene Angehörige einfach ist - aber sie haben dennoch ganz andere Relativierungsmöglichkeiten als Kinder und Jugendliche.

Doch auch im sonstigen Zusammenleben: Klar muß ich schauen, was ich noch irgendwie kommuniziere. Vermutlich ist das mit entfernteren Bekannten und FreundInnen einfacher.

LG, Zarra
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Luna1966 »

Ach, ist mir das jetzt aber peinlich ...

entschuldige bitte Zarra, ich muss dich wirklich verwechselt haben.

Du hast aber vollkommen recht - Freunde würde ich auch "ausgrenzen", denn da muss ich auch gestehen, fiel der eine oder andere dann auch mal bei mir runter. Nur die, die mir in dieser Zeit ganz nah waren (auch körperlich gesprochen durch das Zusammenwohnen) und meine Not sahen, denen habe ich mich IMMER schon verpflichtet gefühlt, Rückmeldungen und Fürsorge (wenn auch manchmal nur auf Sparflamme) zukommen zu lassen.

Aber vielleicht hat ja jemand anderes, der als Betroffener gar nicht mehr handeln kann einen Erfahrungsbericht, wie deren Angehörige mit der Schweigsamkeit umgehen.

Liebe Grüße einer leicht erröteten

Luna
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Zarra »

Liebe Luna,

gar kein Problem!!! :) :) - Seh' es locker!

Herzlich, Zarra
DieNeue
Beiträge: 5834
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von DieNeue »

Hallo liebgemeint,

Zitat liebgemeint:
"Wie gesagt, ging es mir vor einigen Jahren auch mal sehr schlecht. Ich war verzweifelt und handlungsunfähig. Allerdings wollte ich wieder ich sein und Lust aufs Leben haben. Deswegen hab ich alles dafür getan, dass es wieder so wird."
--> Mich würde interessieren, wie du es geschafft hast, aus der Handlungsunfähigkeit herauszukommen. Wie kam es dazu, dass du wieder handeln könntest? (Ist jetzt keine kritische Rückfrage, sondern das interessiert mich wirklich.)

Zitat Zarra: "Auch wenn ich glücklichweise nie in den schwersten Umständen war, kann ich aber sagen, daß ich das nicht immer gekonnt hätte."
Ich hätte das auch nicht immer gekonnt. Manchmal ist schon jeder Gedanke zu viel, jedes Antworten erst recht.

Zitat liebgemeint:
"Ich hab nichts gegen Gegenwind. Ich bin es gewohnt, dass es Menschen gibt, die ihr Leben verplempern, sich in ihre eigene Welt retten und damit vielleicht sogar zufrieden sind. Egal, ob krank oder nicht."
Ich verstehe nicht ganz, wie der erste Satz mit dem Rest zusammen hängt. Vielleicht magst du mir das noch erklären? Danke!

Viele Grüße,
DieNeue
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Zarra »

P.S. Ich wollte relativ ;) undepressiv schon nie alleinerziehend sein. Ich habe aber gerade dieser Tage wieder mit dieser Familien- und Kinderlosigkeit gehadert. Wenn ich mir die Situation von liebgemeints Freund vorstelle (es ist ja keineswegs sicher, daß ich sie mir richtig vorstelle - das mal ganz klar als Einschränkung), dann muß ich sehr froh sein, daß da nie direkt von mir abhängige Kinder und Jugendliche waren.

... vermutlich hätte ich [!] mit einem festen Partner "immer" "irgendwie" "kommuniziert". Doch ich bin eine Frau und kein "stoffeliger" Mann und ich war nie superschwerstdepressiv und habe gar, gar, gar nie nicht mehr auf Ansprache reagiert (... wäre aber u.U. "ausgeflippt", wenn mir etwas Normales viel, viel zuviel gewesen wäre). (Ich habe aber durchaus sehr eingeschränkt reagiert!! ... und ich glaube nicht, daß das einfacher ist; jedenfalls nicht für nahe Personen - für fernere mag das eine ganz akzeptable Verhaltensweise sein, doch bei näheren fehlen einfach die "Schwingungen".) - Es ist doch aber auch sehr individuell: Ich erinnere mich an einen "näheren Bekannten" :), bei dem ich manchmal nicht so recht wollte, lieber absagen wollte - er wußte um die Hintergründe, hat das in diesem Fall gut (!) ignoriert, mein Absageanruf wurde zu einem Quatschen ... und dann doch zu einem Treffen, bei dem ich mich anfangs oft komisch fühlte, es dann insgesamt aber gut war. Dazu muß aber einiges stimmen. Beide dürfen nur das hören, was die Beziehung trägt.
Luna1966
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Luna1966 »

Liebe Zarra,

ich bin schon sehr, sehr froh, dass ich Mutter 3er wunderbarer Kinder sein darf und auch sehr dankbar, dass diese Kinder mich so lieben wie ich (auch jetzt) bin.

Erst in der letzten Woche antwortete mein Sohn auf meine Frage, wie er sich den Umgang mit mir wünschen würde mit den Worten:"Wenn ich ehrlich sein darf, würde ich mir nur für dich wünschen, du würdest wieder ganz glücklich sein können".

So ist sein Umgang mit einer zeitweise gefühlskranken Mutter. Sehr mitfühlend.

Keiner der 3 wirft mir irgendwas vor und genau aus diesem Wissen heraus erkenne ich, dass alle 3 "keinen Schaden" erlitten haben. Schicksalsschläge, Krankheiten müssen viele ertragen - der Umgang damit ist entscheidend.

Das man krankheitsbedingt dazu neigt, sich in depressiven Phasen Selbstvorwürfe zu machen, ist glaube ich auch jedem klar.

Aber wie du richtig geschrieben hast, sind wir alle so verschieden und die Krankheit so vielschichtig - da wirklich einen Rat geben zu können der dann auch noch fruchtet, schafft ja nicht mal ein Therapeut. Auf einen Kinderwunsch sollte man meiner Meinung aber nach Abwägen aller Möglichkeiten nicht verzichten (Ausnahme natürlich diejenigen, die erkennen, dass sie wirklich nichts mehr machen können - dann wäre es ja auch sehr egoistisch und grob fahrlässig sich zusätzliche Verantwortung anzutun).

Ob der Freund von liebgemeint nun Kinder hat oder haben sollte ist glaube ich im Moment kein Thema. Es geht ja erstmal um die Gestaltung der (Ex)Beziehung der Beiden in depressiven Zeiten.

Und auch da sehe ich, dass es eben nicht selbstverständlich zu sein scheint, dass auch der depressive Partner ein geringes Maß an Verantwortung übernehmen kann.
Das macht eine Beziehung dann wohl absolut unlebenswert!

Liebe Abendgrüße

Luna
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