Hallo liebgemeint,
du fragst dich, warum manche hier sich so persönlich angegriffen fühlen… Ich würde dir gerne meine Gedanken dazu schreiben, was ich denke, was der Auslöser dafür sein könnte, dass du solche Reaktionen bekommst.
Zitat Succubus:
Werte "liebgemeint", es wird sehr deutlich dass du verletzt bist. Aus dieser Verletzung heraus schlägst du gerade ohne Sinn und Verstand um dich.
Diesen Eindruck habe ich auch. Und ich denke, dein Gesamteindruck kommt nicht allein durch diesen einen Thread, sondern durch das, was du in allen Threads bisher geschrieben hast. So wie du schreibst, merkt man (vor allem am Anfang) deutlich deine Verärgerung.
Zitat Succubus:
ich habe nichts von dem persönlich genommen oder sonst was. Ich finde es trotzdem eine Frechheit davon auszugehen, dass der Partner seine Krankheit bewusst ausnutzt.
Ich habe es auch nicht als persönlichen Vorwurf angesehen, sondern auch so gesehen, dass du einfach sauer bist und deine Meinung dazu sagen wolltest. Aber auch wenn es nicht persönlich gemeint war, regt es mich trotzdem auf, wenn man Depressiven vorwirft, ihre Krankheit auszunutzen. Deshalb schreibe ich dir mal, was mir dazu einfällt.
Zitat liebgemeint:
Ich weiß eigentlich auch nicht, warum manche hier sich persönlich angegriffen fühlen...
Niemand pauschalisiert und behauptet, dass Depressive ihre Krankheit generell ausnützen.
Im Thread „Das Umfeld“ hast du die Beziehung zu deinen früheren Freundinnen beschrieben und versucht zu erklären, dass es auch Angehörige nicht leicht haben und eben Ratschläge geben, weil sie wirklich nur helfen wollen. Das finde ich auch nachvollziehbar. Allerdings hast du dich erst auf deine Freundinnen bezogen, aber dann uns als Mitleser angesprochen.
Du hast beispielsweise geschrieben:
Aber eines der Symptome eurer Krankheit ist es, erstens alles damit zu rechtfertigen, dass ihr nunmal krank seid und, dass man als Angehörige/Freundin daneben verrecken könnte, und es ist recht egal.
DAS finde ich sehr verallgemeinernd und kommt (für mich!) ziemlich aggressiv rüber! Sich mit der Krankheit aus allem rauszureden, ist definitiv kein „Symptom“. Sobald du das als Symptom betitelst, sprich als Kriterium für die Definition, was als Depression gilt und was nicht, schließt das sämtliche depressive Menschen ein, denn jeder von „uns“ hat ja depressive Symptome.
Und ja, irgendwann kommt man zu dem Punkt und lässt euch in Ruhe, so wie ihr es euch wünscht. Denn man kann keinen Menschen in einen Kasten sperren und ihn bei Bedarf auspacken. Und wenn er einem nicht zur Stimmung passt, wieder wegpacken. In der restlichen Zeit kann man alle Aggressionen an ihm auslassen, ihn ignorieren, beleidigen, lieb haben, weg stoßen,... denn, man kann ja nichts dafür, man ist ja KRANK!
„Man“ ist definitiv nicht so. "Man" ist gleichzusetzen mit „jeder“. Aber nicht jeder wünscht sich in Ruhe gelassen zu werden. Du nimmst die Erfahrungen mit deinen Freundinnen und überträgst sie auf alle Betroffenen. Und dann regt sich „man“ halt auch auf
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(Genauso „man“ wie bei dir: Nicht jeder Betroffene geht wegen deiner Beiträge an die Decke)
ich es einfach nicht mehr aushalten konnte, dass man seine Probleme stundenlang wälzt, aber nicht VERSUCHT, sie zu lösen. Und diesen Eindruck bekommt man nunmal, wenn die eine es nicht mal schafft , zum Arzt zu gehen, verlangt aber vom ganzen Umfeld Rücksichtnahme, umgekehrt nimmt sie aber keine. Die andere bricht immer wieder ihre Therapien ab und ja, bei ihr ist es wirklich so, dass sie ohne Essstörung nicht mehr sie selbst ist und das eigentlich nicht mehr ändern kann, sagt sie selbst.
Ja, es ist oft so, dass man als Depressiver viel jammert und es nicht gebacken kriegt, was zu ändern. Ich habe ein ganzes Jahr lang fast nur noch gejammert, weil mein Leben so beschissen war, und konnte meine Probleme nicht in Angriff nehmen, weil ich gar nicht wusste, was mit mir los war und auch keine Lösung sichtbar war, die ich in meinem Zustand hätte umsetzen können. Geschweige denn, dass jemand da war, der mir helfen hätte können. Mittlerweile weiß ich auch, dass ich in dieser Zeit sehr anstrengend war.
Du schreibst auch, dass deine Freundinnen es nicht geschafft haben, sich Hilfe zu holen bzw. Therapien durchzuziehen. Das hört sich für mich an, als wäre es für dich ein Pipifax, zum Arzt zu gehen, eine Therapie zu machen, etc. Ist es aber nicht.
Ich habe mittlerweile schon öfters in Kliniken von Ärzten/Therapeuten den Spruch gehört „Sie wollen doch gar nicht!“ oder ein Gespräch der Pfleger über mich mitbekommen: „Ich weiß nicht, ob sie nicht kann oder nicht will…“
Das ist ein Satz und eine Unterstellung, die mich (!) auf die Palme bringen!
Natürlich will ich mich ändern! Sonst würde ich nicht Therapien machen, wäre nie freiwillig in die Kliniken gegangen, würde keine Konflikte angehen und hätte in den letzten Jahren gar nichts geändert. Das hab ich aber, und das aus eigener Motivation. Ich fand und finde es immer noch unverschämt, mir zu unterstellen, ich wolle ja gar nichts ändern.
Oft ist es so, dass es innere Widerstände gibt, wegen denen man die Sachen, die andere von außen sehen und für die Lösung halten, nicht annehmen kann und nicht (sofort - manchmal erst nach Jahren) umsetzen kann. Damit will ich nicht das Verhalten von deinen Freundinnen verharmlosen, sondern dir sagen, dass es mit Sicherheit nicht nur mich so aufregt, wenn einem jemand unterstellt, man will ja bloß nicht. Wenn man nicht wollte, würde das ja heißen, dass man sich auf seiner Krankheit ausruht und andere manipuliert und ausnützt. Aber das tue ich mit Sicherheit nicht. Und die meisten anderen Betroffenen auch nicht. Aber wenn man das immer wieder unterstellt bekommt, dann reagiert man einfach auch gereizter auf solche Aussagen. Vielleicht haben deine Freundinnen sich wirklich auf ihrer Krankheit ausgeruht, vielleicht konnten sie wirklich nicht, das kann ich nicht beurteilen. Aber vielleicht geht es hier anderen auch so wie mir, wenn sie solche angedeuteten Vorwürfe hören.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass du eher der Typ bist, der Sachen so schnell angehen will wie möglich und das auch von anderen verlangt. Das kann ich nachvollziehen, mich nervt es auch, wenn manche Leute ewig nicht in die Puschen kommen. Aber mir kommt es vor, als würdest du bei deinem (Ex-)Freund in Aktionismus verfallen und ziemlich ungeduldig sein. Manche Sachen brauchen einfach (leider) viel Zeit.
Es ist wirklich gut, dass er freiwillig in die Klinik geht. Davon könnten manche Angehörige nur träumen. Und dass er da hingeht, obwohl er selber in der Psychiatrie arbeitet, das ist nicht ohne.
Mir geht es in meinem Beitrag nicht um Haarspalterei, sondern ich will dir nur rückmelden, was der Grund dafür sein könnte, warum du solchen Gegenwind bekommst.
Jetzt muss ich aber dann auch mal ins Bett…
Gute Nacht,
DieNeue