Depression beim Partner - nicht schon wieder!

liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Liebe Cinderella!
Zum Einen hast du natürlich recht damit, dass das Verliebtheitsgefühl, dieser Rausch, sich irgendwann verabschiedet. Natürlich könnte man auch sagen: ok, er hat sich entliebt, oder es ist bei ihm einfach die Verliebtheit weg. Da glaube ich aber auch nicht dran, oder will es nicht. Er könnte, wenn er wollte ja sonst auch Schluss machen. Aber ja, vielleicht ist das eine Methode, nicht Schluss zu machen und dem anderen die Wahl zu überlassen.
Seine Schwester hat gesagt, es würde ihm um diese Jahreszeit nie besonders gut gehen und, dass es sich er bald besser werden wird. Was dann aus unseren Gefühlen geworden ist, kann ich natürlich nicht sagen.
Es ist ja nicht so einfach, dem anderen aus der Ferne, ohne tatsächlichen Kontakt, Gefühle zu zeigen, gerade, wenn von ihm im Moment nichts kommt und wenn man befürchten muss, dass jede Nettigkeit als Druck empfunden werden könnte....
Du hast recht, er hat eine bipolare Störung, ich dachte, das hätte ich erwähnt. Er ist aber, laut seinen Aussagen nicht sehr manisch, hat also keine extremen Hochs. Ist ja auch immer unterschiedlich.
Jedenfalls ist wichtig für uns ( dich und mich ), dass wir uns selbst nicht verlieren in unserem Bestreben, helfen zu wollen. Ich hoffe für uns beide, dass sich alles gut entwickelt und sich unser Kampf auszahlt. Und wenn nicht, dass wir beim nächsten Mal wissen, worauf wir uns nicht mehr einlassen wollen. Hätte ich von seiner Krankheit gewusst, ich weiß nicht, ob ich mich dann hätte so mitreißen lassen von dieser Geschwindigkeit und wäre vorsichtiger gewesen.
Aber ich dachte: So, endlich hast du das große Los gezogen, endlich dreht sich auch mal wer um dich und endlich hab ich Vertrauen und GUTE Gefühle für jemanden.
Man malt sich alles in den schönsten Farben aus ( ich bin da jedenfalls so :lol: )
Aber es hilft nix, Selbstmitleid auch nicht. Wir werden sehen, ob wir belohnt werden ;)
Ich schreibe aus Österreich, nahe der Grenze zu Bayern.
Wird scho werdn ;)
Liebe Grüße
Maria
Empathie58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Empathie58 »

Hallo cinderella und liebgemeint,

Eure derzeitige Lebenssituation erinnert mich stark an meine eigene vor nunmehr fast 5 Jahren, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Meine Frau wurde depressiv, und ich habe versucht, unsere Ehe zu retten, war zuversichtlich, dass unsere Liebe stärker sein würde als die Krise. Es tat sehr weh, dass sie mich plötzlich mit Vorwürfen überhäufte und (fast) kein gutes Haar an mir ließ. Irgendwann wusste ich nicht mehr recht, woher ich noch Selbstvertrauen und Kraft nehmen sollte, wollte aber dennoch an der Beziehung festhalten, rückschauend betrachtet vorwiegend aus Pflichtgefühl. Ich spürte, dass ich mehr zum - dafür nicht ausgebildeten - Therapeuten wurde und die vertrauensvolle Partnerschaft, die wir über viele Jahre hatten, immer mehr in den Hintergrund trat. Ich musste erkennen, dass ich es allein, ohne jede konstruktive Mitwirkung meiner Frau, nicht schaffen konnte. Dass sie sich dann einem anderen Mann zuwandte, den sie während eines mehrmonatigen stationären Aufenthalts kennengelernt hatte, und mir eröffnete, dass sie sich von mir trennen werde, war wiederum sehr schmerzhaft, zumal ich die Umstände als sehr demütigend empfunden habe.

Natürlich weiß ich, dass die Persönlichkeitsveränderung meiner Frau mit ihrer Erkrankung zusammenhängt, und es steht mir nicht zu, sie deshalb zu verurteilen. Für ihre Situation habe ich noch immer Mitgefühl, heute allerdings mit einem Abstand, der mir gut tut und mich nicht mehr daran hindert, für mich zu sorgen. Mir ist klar geworden, dass unsere Ehe unter diesen Umständen objektiv nicht fortgeführt werden kann, ohne jede Schuldzuweisung. Oder anders ausgedrückt: Es passt "einfach" nicht mehr. Wenn der Partner dauerhaft therapeutische Aufgaben übernehmen soll, gibt es keine Augenhöhe und damit auch keine "richtige" Partnerschaft mehr.

Von daher bin ich meiner Frau dankbar dafür, dass sie selbst den Schlussstrich gezogen hat. Dadurch bleiben mir Schuldgefühle erspart. Außerdem habe ich aus dieser Erfahrung gelernt. Sollte ich noch einmal in eine solche Situation kommen, werde ich mich (hoffentlich) daran erinnern, dass ich erst einmal erspüren muss, was für mich gut ist. Sollte das die Trennung von der Partnerin sein, ist es für das eigene Wohlergehen wichtig, diesen Schritt aus Überzeugung und ohne Schuldgefühle zu tun.

Meine Schilderung soll ausdrücklich kein Ratschlag für Euch sein. Auch wenn es sicher gewisse Parallelen gibt, ist jede Situation anders und erfordert individuelle Entscheidungen. Die könnt Ihr nur ganz allein für Euch treffen, damit sie sich für Euch stimmig anfühlen.

Ich wünsche Euch die Kraft, die für Euch richtigen Wege zu finden, und den Mut, sie dann auch zu gehen.

Liebe Grüße
Empathie58
liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Hallo Empathie!
Das tut mir leid, was du erlebt hast. Ich stelle mir das so schlimm vor, wenn der andere erst nach Jahren des Zusammenlebens depressiv wird. Bei mir ist es"wenigstens nur" aus der Verliebtheit der ersten 5 Monate in den Zustand übergegangen. Ich hab meinem Freund sehr deutlich gesagt, dass ich ihn unterstützen, aber ihm keine Therapeutin sein KANN. Ich bin im Moment einfach desillusioniert, so, als hätte sich jemand, mit dem ich ein paar Monate zusammen war, von mir getrennt, obwohl das nicht so ist. Ich trau mich gar nicht, meine Gefühle zu erspüren, weil ich nicht weiß, was heraus kommt dabei. Schlechtes Gewissen hab ich keins ( heute ), denn er WILL ja keine Hilfe von mir im Moment. Eigentlich bin ich eher wütend auf ihn, dass er mir das antut. Dass er so kühl ist, sich nicht meldet und meine, absichtlich schon sehr seltenen Anfragen, ob ich was für ihn tun kann, mit einem knappen "nein" abspeist. Ich weiß gerade nicht, wie ich es schaffen soll, meine Gefühle für ihn aufrecht zu erhalten, wenn von ihm so gar nichts kommt.
Du bist nun der Nächste, der erzählt, dass sich der Partner in der Therapie in wen anderen verliebt hat. Das macht mir mittlerweile schon Angst. Er hat einen stationären Aufenthalt vor. Stell ich mir sehr demütigend vor, wenn man für jemanden da sein will und es auch ist und dann wird man so verletzend abserviert. Auch, wenn du im Nachhinein froh darum bist.
Ich denke mir dann: Ach, dann lag es ja nicht an seiner Krankheit, dass er sich von mir abgewandt hat, sondern an mir. Denn mit der anderen Person gehts ja auch, oder?
Hast du deine Freundin in der Therapie besucht? Ist das so gedacht, oder sind Besuche unerwünscht?
Liebe Grüße
Maria
Empathie58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Empathie58 »

Liebe Maria,

herzlichen Dank für Deine Anteilnahme.

Ja, ich habe die Umstände unserer Trennung als sehr verletzend und demütigend empfunden. Ich hatte sogar den Mut, meiner Frau das zu sagen und mich somit "schwach" zu zeigen (heute weiß ich, dass es eher ein Zeichen von Stärke und Gefestigtsein ist, sich selbst solche Empfindungen einzugestehen und die eigene Verletztheit dann auch noch offenzulegen). Dieser Mut wurde allerdings nicht belohnt, denn wir sind darüber nicht wirklich in Kontakt gekommen. Vielmehr hat meine Frau nur darauf verwiesen, wie belastend die Situation für sie sei und damit einmal mehr (krankheitsbedingt?) allein ihr Interesse in den Mittelpunkt gestellt.

Zu Deiner Frage mit den Besuchen: Ich habe meine Frau mehrfach in der Klinik besucht. Die ersten Male waren noch von Liebe, Verständnis und beiderseitiger Zuversicht geprägt. Ihr Verhalten änderte sich jedoch, nachdem der neue Patient (ihr späterer Partner) in die Klinik kam. Besonders bitter war für mich, dass ich schon etwas gespürt und geahnt habe, als sie noch vehement bestritt, mit ihm etwas zu haben. Erst viel später, nach ihrer Entlassung, hat sie mir dann endllich reinen Wein eingeschenkt. So fühlte ich mich doppelt hintergangen.

Ich habe auch schon von zahlreichen anderen Paaren gehört, deren Beziehungen während einer stationären Therapie an einem neuen Mann oder einer neuen Frau zerbrochen sind. Vor diesem Hintergrund kann ich Deine Angst davor, dass Dein Partner einen stationären Aufenthalt plant, gut nachvollziehen. Andererseits kann Dir so etwas überall und jederzeit passieren, auch außerhalb einer Therapie.

Es ehrt Dich, dass Du Deine Situation gegenüber meiner damaligen Lage dadurch relativierst, dass Du auf die verhältnismäßig kurze Dauer Eurer Beziehung abstellst. Gleichwohl hast Du offenbar Angst vor dem Verlust Deines Partners, und dafür brauchst Du Dich nicht zu schämen. Der Trennungsschmerz trifft denjenigen, der ihn erleidet, mit voller Wucht. Da hilft es wenig, wenn es anderen vielleicht "schlechter" geht.

Du schreibst, dass Du Dich gar nicht traust, Deine Gefühle zu erspüren, weil Du nicht weißt, was dabei herauskommt, und dass Du nicht weißt, wie Du es schaffen sollst, Deine Gefühle für Deinen Partner aufrechtzuerhalten, wenn von ihm so gar nichts kommt. Wenn Du Dich anstrengen ("schaffen") musst, um Deine Gefühle für ihn zu bewahren, ist das ein Widerspruch in sich. Möglicherweise beherrscht Dich Deine Angst vor einer (möglichen, nicht unbedingt zwingenden) Trennung so sehr, dass sie Dich daran hindert herauszufinden, was Dein Bauchgefühl sagt. Was ist wirklich gut für Dich? Das kannst Du nur selbst herausfinden, und es wird Dir gelingen, wenn Du erfolgreich durch Deine Angst hindurchgehst und auch Ergebnisse erlaubst, die Dir Dein Verstand (vielleicht voreilig) verbieten möchte.

Das ist wahrlich nicht leicht, aber Du kannst es schaffen, es ist keine Zauberei.

Liebe Grüße
Empathie58
liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Hallo Empathie!
Ich kann echt nachfühlen, wie verletzend es ist, wenn man hintergangen wird. Da hast du Rücksicht genommen, wolltest die Sache mit ihr durchstehen, hast zurück gesteckt und dann ....
Mir selbst gelingt es nicht, alles auf die Krankheit zu schieben. Sicher, sowas kann einem immer, auch mit einem gesunden Partner passieren. Aber gerade, WENN man sich auf einen Menschen eingelassen hat, wo ALLES noch schwieriger ist, als in einer normalen Beziehung, dann kann man, Krankheit hin oder her auch ein wenig Wertschätzung erwarten. Wir schaffen es ja auch, wertschätzend zu bleiben und die Gefühle zu pflegen, obwohl wir an das Gegenüber nicht mal richtig rankommen.
Du hast recht, ich habe Angst davor, dass ich das Projekt als gescheitert erachten muss, weil ich es einfach nicht packe, wie es jetzt ist. Wenn er mich brauchen würde, ich ihm beistehen könnte, gerne, aber so...
Darum: wie lange soll das so weitergehen? Wie lange muss ich Geduld haben? WIe lange muss ich mich hilflos und zurückgewiesen fühlen? Mir ist echt zum Heulen. Ich wünschte, mein Freund würde dich ein wenig so verhalten, wie es manche von sich selbst beschreiben, dass sie es sehr wohl annehmen, dass der andere da ist und auch mal eine Umarmung in Anspruch nehmen würden.
Das vermutliche Scheitern der Reise, da geht es mir gar nicht mehr so ums Geld, es ist mir schon fast egal. Sicher, es ist schade drum, aber was mir mehr weh tut ist, dass ich seine Absage als Absage mir gegenüber auffassen muss, gerade WEIL er dies so kühl rüber bringt. :(
Liebe Grüße
Maria
Empathie58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Empathie58 »

Liebe Maria,

ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Dir zum Heulen zumute ist. Sich in einer Partnerschaft einsam zu fühlen ist schlimmer als keinen Partner zu haben. Diese Kälte ist so schwer zu ertragen! Du möchtest Liebe, Wärme und Zärtlichkeit geben und bekommen. Der Partner ist körperlich anwesend, aber emotional weit weg. Da fällt es schwer, die Person vom Verhalten zu trennen. Mir ist das damals überhaupt nicht gelungen, ich habe die Angriffe - ebenso wie Du jetzt - persönlich genommen. Entsprechend tief haben sie mich verletzt. Die offenen Wunden sind mittlerweile verheilt, aber die Narben bleiben. Sie gehören zu meinem Leben, ich habe mit ihnen Freundschaft geschlossen. Außerdem habe ich für mich daraus gelernt, dass es auch nicht der Sinn einer guten Beziehung sein kann, dem Partner wie ein Therapeut begegnen und ständig Rücksicht nehmen zu müssen. Dabei würde ich nämlich selbst auf der Strecke bleiben.

Wie lange Du Deine Situation erdulden musst, in der Du Dich hilflos, zurückgewiesen und abgewertet fühlst? Ich weiß wohl, dass die Antwort "gar nicht (mehr)" zu einfach wäre. Das würde nur funktionieren, wenn Du für Deinen Freund nichts mehr empfändest. Aber so ist es nicht, Du wünschst Dir weiterhin eine Partnerschaft mit ihm, er soll nur anders sein... Deine Hoffnung ist darauf gerichtet, dass er sein Verhalten ändert. Und Du selbst kannst nicht mehr tun als das, was Du bereits machst, nämlich ihm Deine Unterstützung anbieten. Diese Ohnmacht führt dazu, dass Du Dich hilflos fühlst. Du kontrollierst nicht Deine Lage, sondern sie beherrscht Dich.

Einen Ausweg aus diesem Strudel zu finden ist ganz, ganz schwer. Du hast meine Hochachtung dafür, dass Du das schon so lange aushältst. Letztlich kannst nur Du allein entscheiden, ob Du weiter hoffen oder einen Schlussstrich ziehen willst. Wie auch immer Du Dich entscheidest: Sei gut zu Dir selbst, höre auf das, was Dein Körper Dir sagt. Der ist unbestechlich, er wird nur leider oft nicht (rechtzeitig) wahrgenommen.

Liebe Grüße
Empathie58
cinderella58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von cinderella58 »

Hallo Emphatie,

danke für Deine lieben Worte für uns beide. In der Quinzessenz bleibt: es ist schwer. Oder positiver gesagt: nicht einfach. Aber ich kann nochmal für mich den ansatzweise positiven Aspekt sehen, dass ich aus der Sache lerne und gewinne.

Gewinne, mich mehr wertzuschätzen.
Üben darf, wertschätzende Kommunikation trotz schwieriger Sachlage einzusetzen.
Lernen kann, mit negativen Gefühlen wie Ohnmacht und Wut und Verzweiflung und Enttäuschung besser umzugehen, denn wegdiskutieren kann man die nicht.

Hallo Maria,

ich wusste nicht, dass Dein Freund an einer bipolaren Störung leidet, aber das erklärt einiges. Tröstet jetzt nicht unbedingt, aber man kann vieles besser zuordnen und verstehen. Mit einem solchen Kandidaten hatte ich ja auch schon zu tun und ich kann Deine Verzweiflung gut nachvollziehen.

Lernt man diese Menschen in der manischen oder nicht ganz so akuten Phase kennen, üben sie eine starke Anziehung aus - sie sind überaus charmant und charismatisch, vermitteln einem viel von unbeschwertem Leben, wahrscheinlich das, was man sich selbst oft wünscht. Es waren damals wunderschöne Monate in einer Leichtigkeit, die ich in meiner Ehe zuvor nie erlebt hatte, vor allem voller Wertschätzung. Das merkte ich später, als ich zu dem traurigerem Aspekt sehr viele seiner Freunde und Bekannten traf, die ich vorher nie kennengelernt hatte, und dank seines Charismas war der Freundeskreis sehr groß. So oft bekam ich von diesen "Fremden" gesagt:"Und Du bist also die Veronika, P. hat so viel von Dir erzählt, Du warst so wichtig für ihn, das Beste was ihm bisher begegnet war" usw. Eine ungeheure posthume Liebeserklärung, von der ich heute noch zehre. Aber in Frieden, nicht in Traurigkeit.

Als ich zuvor den Absturz in die Manie mitbekam, war ich absolut fassungslos. Ich bekam auf einmal einen Anruf (damals gab es noch keine SMS ;) ), er wäre zu wertvoll für nur eine Frau, er bräuchte mehrere. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, was sollte ich damit anfangen? Er war dann hochmanisch, hatte über eine Woche so gut wie gar nicht mehr geschlafen und ist tausende von Kilometern durch Deutschland gefahren. Irgendwann kam er dann mit dem Taxi und einem Kollegen (er arbeitete nach seinem krankheitsbedingtem Studienabbruch als Taxifahrer) zu mir und wollte Geld. Er würde eine Unternehmungsberatung gründen.

Nach langem langem Gespräch konnte ich ihn überreden, dass wir vielleicht doch wieder in die Klinik fahren sollten (wir hatten uns da kennengelernt), damit er sich etwas ausruhen könne. Er hat sich auf diese Finte eingelassen und dank des Kollegen sind wir zusammen hingefahren. Er war total erschöpft und meinte, dass es so gut wäre, dass ich jetzt da wäre, hat den Kopf in meinen Schoß gelegt, mir versichert, dass ich in seinem zukünftigen Unternehmen seine erste und einzige Vertraute sein würde und ähnliches. Ich konnte ihn dann in der Klinik abliefern, war so froh dass er dem freiwillig zustimmte und konnte ihn in die Verantwortung der bekannten Therapeuten abgeben. Uff. Später stellte sich heraus, dass er in einem Autogeschäft vier (!!!) Porsche geordert hatte, Betriebsfahrzeuge für seinen Unternehmenswahn! Sein Vater konnte das dann später mühsam wieder rückgängig machen.

Ich habe also selbst erlebt, welche Anziehungskraft solche Menschen haben und hatte dazu mal ein ganz tolles Buch, finde ich nur leider nicht mehr. :cry: Es gibt einen sehr guten Film mit Richard Gere, "Mr. Jones", den lohnt es sich anzusehen. Aus meinen Erfahrungen heraus weiß ich, dass das wirklich so ist wie das da gut gespielt wird. Der Film hat übrigens einen positiven Ausgang :)

Und was ich meinte mit dem "Liebesrausch" - das sind positive Hochgefühle und die helfe über depressive Phasen hinweg. Weil ich ja erst dachte, Dein Freund wäre unipolar in einer Depression gefangen. Dieser Hormonchemiecocktail in Hirn und Körper, der wirkt bei jedem. Ist ja auch sehr schön. :)

Versuche nichts persönlich zu nehmen. Ist nicht einfach, weiß ich auch, aber ich seh es inzwischen als Lernprozess bei mir. Da gibt es richtig Scheißtage und ich kann nichts anderes denken, aber dann besinne ich mich wieder auf mich. Ich gebe sehr gerne, aber lote gerade die Grenzen aus, wo zuviel zuviel ist. Wir sind verantwortlich für uns und unser Wohlergehen. Diese Verantwortung kann man nicht abgeben, das geht schief, keiner als man selbst weißt, was man wirklich braucht. Und ich erlebe ja selbst den Frust wenn ich denke "warum bekomme ich nicht was ich brauche", "ich mache doch auch für ihn" uns so etwas in der Art.

Kriegen wir hin!! :!:

Ich sende Dir eine solidarische Umarmung :)
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liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Hallo Empathie!
Danke für deine Worte. Ich hab ein massives Problem, das deine Situation von meiner unterscheidet: er ist auch KÖRPERLICH nicht anwesend! Wir leben nicht zusammen und somit sehe ich ihn im Moment nicht einmal.
Gestern hat er auf meine Nachfrage, wie es ihm ginge, wenigstens geantwortet. Es ginge und er wird stationär aufgenommen am Montag. Ich habe ihn gefragt, ob wir uns vorher nochmal sehen können. Keine Antwort. Eine spätere Frage zu einem Storno, hat er dann wieder beantwortet.
Ja, es ist frustrierend und ich werde schon langsam wütend, weil er mich hängen lässt. Ich weiß auch, dass ich das nicht mehr lange aushalten kann. Ich verstehe meine Rolle in dem Spiel nicht. Wenn er dann stationär ist, was soll ich dann tun? Wieder wochenlang warten?
Er meint, es täte ihm leid, dass es mir nicht gut geht. Aha....
Lg Ilona
liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Hallo Veronika!
Naja, charismatisch ist er schon, einen großen Freundeskreis hat er nicht. Was er sehr wohl super hinbekommen hat war, mir das Gefühl zu geben, dass ich die tollste Frau sei und mir keine Sorgen machen müsste, dass er sich das anders überlegt. Er hat mich davon überzeugt, dass nie etwas zwischen uns kommen wird, dass ich seine große Liebe bin und das immer so bleiben wird. Den Freunden, die ich kennen gelernt habe, hat er ständig vorgeschwärmt, wie verliebt er wäre etc. Er hat mich relativ schnell seiner Mama und seinen Schwestern vorgestellt, wir haben so viel geredet, gelacht, waren leidenschaftlich, dass wir relativ schnell viel voneinander wussten. Er hat mir auch erzählt, dass seine Kindheit nicht so toll war, wegen seinem trinkenden Vater und dass er mit Anfang 20 einen Selbstmordversuch unternahm, als seine Freundin mit ihm Schluss machte ( ich hab das unter "jung, verliebt und verletzt - jetzt will ich sterben" verbucht )
Er hat sich mit seiner letzten Beziehung, mit der er 11 Jahre zusammen war, nach einem Jahr bereits ein Haus gekauft. Also ich nehme an, bei ihr wird es ähnlich enthusiastisch zugegangen sein.
Immerhin haben sie 10 Jahre unter einem Dach gewohnt. Dazu meinte er, sie wäre wohl recht leidensfähig gewesen und hätte ihn einfach in Ruhe gelassen, wenn es ihm schlecht ging.
Das ist auch der Punkt. Sicher ist es schwer, mit jemandem zusammen zu leben, der krank ist. Es ist sicher nicht schwerer, getrennt zu leben in dieser Situation, aber es macht DInge einfach unmöglich. Das Gute daran: ich bin seinen Stimmungen nicht ständig ausgesetzt. Das Schlechte: ich habe überhaupt keine Möglichkeiten.
Ich hab keine Ahnung, wie es weiter geht. Wenn man zusammen lebt, dann ist man gezwungen, sich mal auszureden, wie man weiter macht. Wenn man getrennt lebt, kann der andere davon ausgehen, dass man einfach sein Leben weiter lebt, als wäre nichts, weil man ja keine gemeinsamen Verpflichtungen hat.

Veronika, die Story von deinem Ex ist ja auch mal wieder der Hit :(

Ich hab da auch was: Ich hab mal einen Mann kennengelernt ( im Internet juchuu), der war nach dem ersten Treffen Feuer und Flamme, hat mich nach Venedig eingladen, mir von der großen Liebe erzählt blabla!
Irgendwann, als er bei mir war, hat er eine Tablette genommen und ich hab gefragt, was das ist. Er hat mir verraten, dass es ein Antidepressivum ist. Ein bisschen komisch fand ich es zwar erst, aber hab dann darüber nicht mehr groß nachgedacht.
Er hat mir dann irgendwann von seiner Ex erzählt, dass sie eine Psychopathin sei, dass er noch Sachen bei ihr hätte, die aber nicht holen könnte, weil sie im Stande wäre, ihm was anzutun.
Eines Tages - wir wollten wandern fahren- sagte er mir in der Früh ab, weil es ihm nicht gut ginge. Psychisch. Ich meinte, der Ausflug würde ihm gut tun und hab ihm angeboten, ihn abzuholen und das Fahren zu übernehmen. Er war einverstanden. Kurz bevor ich mich ins Auto setzen wollte, kam eine sms und er sagte erneut ab.
Die Woche danach war alles wieder ok. Solche Situationen des spontanen Absagens kamen immer wieder vor, zwischendurch war aber eigentlich alles gut.
Ich hab immer wieder mitbekommen, dass seine Ex ihn versuchte anzurufen, bzw. schrieb sie ihm permanent Nachrichten. Ich dachte wirklich, dass sie spinnt.
Eines Tages kam die Wahrheit heraus, denn, ich habe mir ihre Nummer herausgesucht. Erst im Ansinnen, ih die Meinung zu pfeifen. Als ich mich bei ihr vorstellte, meinte sie: Ach, auf deinen Anruf hab ich schon gewartet. Ich war ziemlich überrascht. Jedenfalls meinte sie, sie wäre immer noch mit IHM zusammen und sie wusste, dass er eine zeitlang was mit mir laufen hatte, aber das käme öfter mal vor. Schluck. Ich hab ihr schon gesagt, dass er so von ihr redete, als wäre sie nicht ganz dicht und als wäre ich seine große Liebe. Das hat ihr gar nicht gepasst und sie meinte, das wärs jetzt gewesen mit ihm. Weil verarschen lässt sie sich nicht.
Jedenfalls haben wir einander solidarisch gezeigt und haben ihn total anrennen lassen. Nachdem er ja wusste, dass ich von ihr weiß, hat sich der Feigling erst versucht so heraus zu reden, dass sie in ihrem Wahn behauptet, dass sie noch zusammen wären. Später war dann ich die Wahnsinnige, die nun seine langjährige Beziehung zerstört hätte und was ich mir einbilde etc. ER hatte natürlich keine Schuld. Naja, am Ende war ich dann die Blöde und die beiden kamen wieder zusammen. PUNKT
Lustige Geschichte...
Jedenfalls kommen auch von solchen Erlebnissen dann meine Ängste, dass wieder sowas passiert.... Deswegen drehen sich meine Gedanken permanent um diese Sache. Denn es ist nicht nur seine Krankheit, die mir zu schaffen macht, sondern auch die Sorge, dass es nicht NUR die Krankheit ist....
liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Liebe Veronika!
Lies mal unter der Seite DGBS Angehörige zwischen Liebe und Abgrenzung - das, was der schreibt, hat mir die Augen geöffnet....
Ich hab meine Beziehung, nachdem er keinen Besuch möchte, was er mit dem Satz :"Ich will dich jetzt nicht sehen" ausgedrückt hat, auf Eis gelegt. Ich hab ihm geschrieben, dass ich das nicht mehr kann und will. Wenn er denkt, dass er mich permanent verletzen muss, ist er auf dem Holzweg.....
Alles Liebe
Maria
cinderella58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von cinderella58 »

Hallo Maria,

ich konnte Deinen Beitrag nur gerade überfliegen, ich muss zu den nächsten beiden Kurses, aber ich melde mich wieder.

Ganz ganz liebe Grüße an Dich und eine feste Umarmung!
Nicht aufgeben!
cinderella58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von cinderella58 »

Hallo Maria,

ich hab die von Dir angegebene Seite nicht gefunden, ist das Teil des Forums hier oder hast Du die ganz woanders gefunden?

Nach einigen Tagen wo es bei mir/uns ganz gut lief, kam es gestern schon wieder zur Alkoholeskalation. Und jetzt hab ich die Faxen dicke. Schon wieder bei mir eine Nacht fast ohne Schlaf, ich bin maßlos enttäuscht, ich kann und will auch nicht mehr. Und ich merke, dass es ich mich noch nicht einmal darüber aufrege, es kotzt mich einfach nur an. :shock:

Er ist in solch einer privilegierten Lage, er hat einen Platz in der Tagesklinik, er hat dort Vertrauenspersonen, er kann sich bei allen Schwierigkeiten Hilfe holen. Wenn es Probleme gibt, wenn er Angst oder Sorgen hat oder was sonst, wenn er mit mir nicht darüber sprechen kann oder will. Er muss sich nicht zudröhnen, was gar nichts hilft, sondern alles nur noch schlimmer macht. Siehe unter anderem Beziehung.

Die Härte: ich bin gestern Abend zum Glück nochmals im Flur gewesen und hatte mich gewundert, warum es in der Küche so merkwürdig roch, abgesehen von dem ekeligen Eiergeruch, weil zu nachtschlafener Zeit wieder Eier gebraten werden mussten. Küche war hellerleuchtet, die fettige Pfanne stand leer auf der noch eingeschalteten Herdplatte! Die ganze Bude hätte abfackeln können!!!!

Gestern Abend meinte er noch, dass er am anderen Tag nicht über den Vorfall sprechen wolle. Gut, lassen wir das, ich hab ihm nachts noch einen Brief geschrieben und ausgedruckt. Dann kann er meine Meinung dazu lesen. Was er mit der seinigen macht, ist mir egal.
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cinderella58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von cinderella58 »

Ach wie blöd, sorry, ich hatte jetzt erst gesehen, dass der Text gar nicht von Dir Maria war. :oops: So viel zum Thema Achtsamkeit.

Aber Ironie des Schicksals: alles Geschriebene von uns Betroffenen hier passt immer. Es ist schon sehr traurig. :?

Habt trotzdem alle einen schönen Tag.
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Bittchen
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Bittchen »

Liebe Cinderella,

es ist gar nicht selten,dass von Depressionen Betroffene sich Erleichterung durch den Alkohol suchen.
Das ist immer der falsche Weg und da sollte die Tagesklinik in Kenntnis gesetzt werden.
Denn da hilft die beste Therapie nicht,wenn sich dein Partner voll laufen lässt.
Ich weiß nicht inwieweit das Problem schon vorher bestand,aber Alkoholiker sind oft von Depressionen betroffen.
Da sagt man:"Was war eher da,das Huhn oder das Ei."
Ich erlaube mir da kein Urteil,nur eins weiß ich genau,
wenn er weiter auf diesem Trip bleibt ,wird es für dich immer schwerer,eine erfüllte Partnerschaft leben zu können.
Du kannst nur für dich, die Konsequenzen daraus ziehen.
Denn Depressionen und Alkohol ist eine höllische Mischung,die auch dich auf Dauer kaputt machen können.
Passe sehr gut auf dich auf.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
cinderella58
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von cinderella58 »

Hallo Bittchen,

ganz lieben Dank für Deine Rückmeldung, momentan tut es nur gut, wenn man Leute auf seiner Seite weiß.

Ich würde ihn nicht als Alkoholiker bezeichnen, wobei ich weiß, dass es dafür auch "weiche" Anzeichen gibt, z.B. dass Betroffene bestrebt sind, immer Stoff im Haus zu haben. Bei R. ists nur Bier. Aber was das verursacht wird ja nur zu deutlich klar.

Ich versuche mich mit seiner depressiven Erkrankung zu arrangieren und denke, das klappt auch gut. Aber mit der Trinkerei, die auch ohne Depression nur scheiße ist (sorry für den harten Ausdruck, aber genau das ist es) komme ich nicht klar. Ich fühle mich dann nicht ernst genommen, ich kann nicht auf kognitiver Ebene und wertschätzend mit ihm reden, im schlimmsten Fall eskaliert es wieder und ich werde übelst beleidigt. Mit Worten, die man hier nicht wiedergeben kann.

Genau Deinen Vorschlag habe ich mir auch überlegt, ich werde in der Tagesklinik anrufen und um ein Angehörigengespräch bitten, mit oder ohne ihm. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass das Alkoholthema von ihm tunlichst nicht angesprochen wurde. Alleine schon die Kombination mit Antidepressiva!!! :shock: (wenn er sie denn nimmt).
Nicht aufgeben!
liebgemeint
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Liebe Cinderella!
Ja, das mit dem Alkohol kann ich verstehen. Ich selbst merke, dass ich auch Gefahr laufe, mir eine Art Entspannung durch Alkohol zu verschaffen.
Wenn ich ich leer, angespannt, überlastet fühle, dann greife ich auch dazu. Es ist das einzige Mittel, das in der Gesellschaft in gewisser Weise anerkannt ist, das einem, zumindest für Momente, eine Entspannung verschafft, oder besser gesagt, eine kurzzeitige Erleichterung verschafft.
Im Moment eines Rauschzustands ist es so, dass man sich einfach freier fühlt, oder auch manchmal depressiver. Ich bin der Meinung, dass Alkohol den Grundzustand verstärkt. Das heißt, dass wenn man traurig ist, man noch trauriger wird, wenn man lustig ist,lustiger wird etc.
Ich denke, dass eine depressive Stimmung mit Alkohol besser zu ertragen ist, aber diese eher verstärkt. Es geht von einem Gefühl des "besser ertragens" über in ein Gefühl des "noch schlimmer machens oder nur kurzzeitg überlagerns"
Wenn du nun der Meinung bist, du könntest es jetzt nicht mehr tragen, bin ich die Erste, die das versteht.
Der link, den ich dir geschickt habe, geschrieben von einem Psychiater geht davon aus, dass manche psychisch Kranke, ihre Krankheit durchaus bewusst einsetzen. Dass auch ein psychisch Kranker weiß, ob er wen verletzt, dass ein psychisch Kranker keinen Freibrief erhalten darf und dass man ihm, trotz oder gerade wegen seiner Krankheit Grenzen aufzeigen darf und soll.
Bitte lies dir mal vor allem das, was LUNA in meinem Beitrag, als selbst Betroffene durch.
Genau das sind die Dinge, wo ich denke, dass es auch so funktionieren kann, egal, wies es wem geht.
Es kann einfach nicht sein, dass angenommen wird, wir nehem Rücksicht, ertragen alles und so weiter und der andere nutzt das alles aus und wir sind die Leid tragenden.
Was dein Freund mache, kommt ja einer Demenz gleich ( Herd anlassen und so )
ER verlässt sich komplett auf dich und vielleicht ist es an der Zeit, ihm diese Verantwortung wieder zu geben. Ich hab das Gefühl, dass dein Partner ALLES auf dich abläd, bis du keine Luft mehr bekommst.
Alles Liebe Maria
Succubus
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Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Succubus »

Jetzt muss ich mich hier aber auch mal einschalten...
...ja, es gibt Menschen die nutzen ihre Situation aus, doch dies hat NICHTS mit Depression zu tun!

Psychische Krankheiten (wie auch andere Krankheiten) haben verschiedene Schweregrade und eine Vielzahl an Symptomen, nicht jeder Patient leidet unter der identischen Kombination dieser.
Ich finde es eine Frechheit einem Kranken zu unterstellen er nutze seine Krankheit aus obwohl sich die Situation durch sehr geläufige Symptome erklären lässt.
Werte "liebgemeint", es wird sehr deutlich dass du verletzt bist. Aus dieser Verletzung heraus schlägst du gerade ohne Sinn und Verstand um dich. Viele Betroffene haben versucht dir nahezubringen, dass dein (ex?)Partner gerade nicht anders agieren kann weil er unabhängig von dir nichts mehr empfindet...ganz alleine der Krankheit geschuldet...und er sucht sich Hilfe!!Etwas das sich so viele andere Angehörige wünschen tut er einfach.
Doch du fordest und fordest immer das gleiche von ihm...gefühlvolle antworten.
ER KANN ABER NICHT! Nicht weil er nicht will, nicht weil er dich verletzen will...er ist krankheitsbedingt dazu nicht in der Lage. Du verlangst doch von einem mit 2 gebrochenen Beinen auch nicht Seil zu springen, oder?

Wenn du nicht mit den Symptomen deines Partners zurecht kommst, kannst du dich von ihm distanzieren. Doch mache ihn nicht dafür verantwortlich, er hat es sich gewiss nicht ausgesucht.
Don't feed the troll :-)
Luna1966
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Luna1966 »

Liebe Succubus,

keiner wirfst DIR persönlich irgendetwas vor. Es gibt immer persönlichkeitsbezogene unterschiedliche Verhaltensweisen - auch bei Depressiven.

Ich bin seit ein paar Jahren selber depressiv, angefangen mit totaler Aufgabe und suizidalen Versuch. Damals war ich nicht mal mehr in der Lage in den richtigen Bus zu steigen oder an der richtigen Haltestelle aufzusteigen. Es gab viele selbstgefährdende Situationen in dieser schweren Zeit.

Nun bin ich aber Mutter, DAMALS Single und Alleinerziehend, auch finanziell alleine für mich und meine Kinder verantwortlich und

NIEMALS habe ich meine Fürsorgepflicht für meine Kinder ganz eingestellt. Ich konnte irgendwann nicht mehr kochen, kam nicht mehr aus dem Bett, habe unentschuldigt auf der Arbeit gefehlt, weil ich nicht mal beim Arzt anrufen konnte, in 6 Wochen 20 kg abgenommen aber wenn meine Tochter mit ihren 14 Jahren von der Schule nach Hause kam, war schon irgendein Lieferservice da, und brachte ihr Essen. Die Mimimalstversorgung habe ich auch in dieser fpr mich katastrophalen Zeit gewährleistet (keine Sorge, es waren nur wenige Wochen bis ich erkannte, ich muss mir in einer Klinik helfen lassen, da komme ich nicht mehr alleine raus).

Nun bin ich ja nicht nur Betroffene sondern seit 2000 auch Angehörige einer betroffenen Schwester. Und diese unterscheidet sich in dem gemeinsamen Krankheitsbild gewaltig.
Während ich Probleme versuche zu erkennen und anzugehen, mir Verantwortungen bewusst bLeibe und hart an mir arbeite, ist meine Schwester nicht nur depressiv sondern auch ... Wie soll ich sagen - ein schnorrender Penner mit schwarzen Stumpen im Mund, zottelige, ewig ungekämmte Haare, mittlerweile Pflegegrad 2 mit bösartigen Charakter die ihre Depression gezielt einsetzt, damit ihr niemals jemand widerspricht und sie ihre Vorteile daraus zieht.
Ich habe immer Mitleid mit ihr gehabt, mich von ihr sehr schlecht und beleidigend behandeln lassen bis ich in meiner jetzigen Therapie lerne, dass einige Menschen sehr wohl ihre Krankheit einsetzen um sich Vorteile zu verschaffen oder ihren Frust bei anderen abzuladen. Hilfsbereite, mitfühlende pflichtbewusste Menschen sind da leichte Opfer.

Meine Schwester ist ein wenig vermögend, abbezahltes Haus, relativ gute Rente und Unterhalt ihres Ex-Mannes, Pflegegeld - erst gestern hat sie gemeinsam mit mir mal eben 3.000 Euro bar von der Bank abgeholt.
Nun sollte man doch denken, dass sie sich jede Hilfe "kaufen" könnte. Aber MITNICHTEN

Sie geht weiter als Penner durch's LEBEN und schnorrt auf Bahnhöfen Geld oder Zigaretten. Manchmal auch den Umsonstkaffee beim Bäcker. Das ist ihr Umgang mit ihrer Erkrankung. Wenn Sie jetzt sagt, sie müsse das tun weil sie ja so krank ist, dann antworte ich nur noch - du kannst dir ja Hilfe holen wenn du sie wirklich brauchst, dafür gibt es Pflegestellen und in ihrem Fall ja sogar noch gezahlten Pflege geld, welches sie schön spart (bei der Auswahl einer Pflegekraft würde ich ihr sogar helfen ;-)). Ich Grenze mich ansonsten ganz klar ab.

Ich habe jetzt gelernt mich davon zu distanzieren. Ich bin nicht für Sie verantwortlich, nicht soweit, dass es mir neben ihr schlecht geht. Wenn ich sie sehe, bleibe ich hart, ganz bei mir. Was tut mir gut, was will ich und wie kann ich mich abgrenzen.

Ich kann nur jedem raten, bei sich zu bleiben. Genau das lernen wir in Therapien ... mehr auf uns und unsere Bedürfnisse zu achten.
Für mich gilt das für BEIDE Parteien - Betroffener und Angehörigen. Mitgefühl ja, Rücksicht ebenfalls aber keine Selbstaufgabe.

Jeder ist für sich selbst verantwortlich und darf das, was er an Bedürfnissen hat ruhig äußern. Und wenn ein Betroffener das so nicht will, muss er seine Konsequenzen daraus ziehen.

Ich sehe die Beiträge hier nicht als Kritik an Depressive sondern nur als Kritik/Überlegung einer einzelnen Person, die eben auch an Depressionen erkrankt ist und seinen eigenen individuellen Umgang damit hat. Ich würde niemanden raten AUSZUHALTEN um am Enie selber zusammenzubrechen.

Sich schlagen, beleidigen und verletzen zu lassen ist ein NOGO - erst recht, wenn Angehörige dabei selber an ihre Grenzen gehen müssen. Alkoholmissbrauch um mit Situationen fertig werden zu können sind Alarmzeichen. Selbstfürsorge ist da angebracht

oder man wird den Weg in eine eigene psychische Erkrankung gehen.


Ich wünsche dir einen guten Start in den Samstag.

Grüße
Succubus
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Succubus »

Luna,
ich habe nichts von dem persönlich genommen oder sonst was. Ich finde es trotzdem eine Frechheit davon auszugehen, dass der Partner seine Krankheit bewusst ausnutzt. Und wie ich ja bereits schrieb...ja es gibt Menschen die nutzen das aus, doch das ist eine Charakterfrage...wenn ich schon immer so war werde ich alles nehmen was ich kriegen kann um es nach meinen Wünschen einzusetzen.

Aber weder eine stehengelassene Pfanne, noch eine simple Antwort wie "Nein" haben zwingend (wenn überhaupt) etwas mit bewusst verletzendem Verhalten zu tun.
Niemand spricht davon sich körperliche Gewalt oder Beleidungen gefallen zu lassen, doch man sollte auch nicht bei jedem Pups was Böses vermuten.
Ein "Nein" als Antwort ist einfach kurz gehalt und die Antwort auf eine Frage...nur weil da nicht noch Küsschen und Herzchen dabei sind und "bitte Schatzi, danke Schatzi, du bist so toll" ist das noch lange nicht beleidigend und auch nicht verletzend. Wenn ich als verletzend natürlich ansehe nicht mehr die Aufmerksamkeit zu bekommen die ich gerne hätte, dann ist es das.

Ich bin auch in einer Partnerschaft und konnte z.B in der akuten schweren Phase keine Berührungen ertragen. Ja, das war verletzend für meinen Partner...habe ich das bewusst gemacht? Nein, ich habe Traumate erlitten und in dieser Zeit Flashbacks gehabt...ich habe mich nur selbst beschützt und war nicht in der Lage ihm das ausfürlich zu erklären. Ich bin froh dass ich wegen solchen Dingen nicht als berechnend oder ausnutzend betitelt wurde, denn das war ich nie und bin ich auch nicht. Als ich wieder dazu in der Lage war, konnte ich den ganzen Spuk auch wieder aufklären und wir haben unsere Kommunikation gefunden.
Don't feed the troll :-)
DieNeue
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

ich denke, dass man jede Krankheit für sich ausnutzen kann.
Ich kann auch mit gebrochenem Bein den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen und mich von vorn bis hinten bedienen lassen, obwohl ich auch genauso gut meine Krücken nehmen und selber in die Küche humpeln könnte, um mir ein Brot zu machen.
Ich denke auch, dass es eine Charakterfrage ist. Ich will meine Krankheit nicht ausnutzen und mir wäre es sogar peinlich, wenn ich es täte und jemand bemerken würde, dass ich so eine billige Masche nötig habe.

Eine stehengelassene Pfanne würde ich auch nicht unter Absicht verbuchen. Niemand lässt eine Pfanne absichtlich auf der Herdplatte stehen, wenn die Platte noch an. Jedem ist klar, dass das gefährlich ist. Wieso sollte das jemand ansichtlich machen?
Ich weiß nicht, wie oft ich schon vergessen habe, den Herd auszuschalten...
Früher konnte ich nicht mal nachvollziehen, wie man etwas vergessen kann. Mittlerweile bin ich durch die Depressionen extrem vergesslich und schusselig geworden. (Auch wenn es sich vllt für Außenstehende so anhört, als würde ich das nur der Depression andichten, um mich rauszureden. Aber es ist tatsächlich so.)

Eine ausführliche Diskussion zum Thema Vergesslichkeit gab es hier mal:
http://www.diskussionsforum-depression. ... c.php?f=57" onclick="window.open(this.href);return false;

Liebe Grüße,
DieNeue
Luna1966
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von Luna1966 »

Hallo ihr Lieben,

ich bin komplett bei euch - Vergesslichkeit, eine bloßes "nein" ohne Küsschen etc sollten kein Grund sein, etwas Bösartiges zu vermuten.

Aber ich sehe da mehr die gesamten Zusammenhänge.

Mich würde es auch stark verunsichern, wenn ich meinem Partner im Internet kennenlerne, dieser dann dort dauerhaft online wäre, mich dabei ignoriert und dann auch noch schweigend alle gemeinsamen Bilder löscht.
Ich würde direkt nachfragen und ehrlich gesagt auch eine plausible Antwort erwarten.

Meine Tochter führt auch eine Fernbeziehung. Beide gesund (soweit man das beurteilen kann). Vor kurzem verabschiedete sich ihr Freund nach wenigen Minuten am Telefon mit den Worten:"Ich bin heute so kaputt, ich will nur noch schlafen". Eine Stunde später sah sie ihm immer noch bei Facebook schreiben. Auf meine Frage, was sie gemacht habe, sagte sie, sie habe ihn angerufen und gefragt, warum er nicht schlafe. Er hat es aufgelöst, ganz harmlos und die Sache war erledigt.

Nun ist man als Angehörigen vorsichtiger. Nimmt mehr hin, ist verunsicherter um ja nix falsch zu machen und den anderen nicht von sich fort zu treiben oder gar zusätzlich zu belasten und fragt eben nicht direkt nach. Man bedient sich einer harmlosen Alternative und bringt sich in Erinnerung. Dann sieht ein "nein" schon ganz anders und viel schroffer und ablehnender aus.

Ich habe aus diesen Thread herausgelesen, dass verbale Übergriffe, Alkohol, Überbelastung aller Parteien stattfinden. Da gibt es für mich kein besser - der "Depressive" muss geschont werden, der "Gesunde" muss ebenso geschützt werden.

Ich lebe krankheitsbedingt auch seit 2 Wochen getrennt von meinem Partner. Damit fordere ich viel von ihm ein. Er ist ja nicht krank und würde gerne weiterhin gemeinsam in einem Haushalt wohnen. Als Dank für sein Verständnis und seine Rücksichtnahme erhält mein Partner das mir Mögliche. Ich nehme soweit ich es kann auch auf seine Empfindlichkeiten Rücksicht, auch wenn er nicht depressiv ist. Aber vielleicht ist das gar nicht so selbstverständlich wie ich immer denke ...

Geben und Nehmen sollten sich die Waage halten, egal ob gesund oder krank, jeder so wie er kann.

Liebe Grüße

Luna

Nachtrag: Es gibt auch eine Alkoholdemenz. Auch in diese Richtung könnte man mal denken, wenn immer soviel Alkohol im Spiel ist.
... Fakt ist doch aber, dass es gar nicht alleine um eine stehengelassene Bratpfanne geht sondern um die Interpretation. Es zeigt deutlich, dass soviel mehr im argen ist. Oder würde sich einer von euch ärgern, wenn ein vertrauter Mensch vergisst, den Herd auszustellen? Man würde sich wohl eher sorgen!
liebgemeint
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Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Hallo!
Ich weiß eigentlich auch nicht, warum manche hier sich persönlich angegriffen fühlen...
Niemand pauschalisiert und behauptet, dass Depressive ihre Krankheit generell ausnützen.
Genauso, wie es Menschen mit Behinderung gibt, die diese bei jeder Gelegenheit nutzen, gibt es auch psychisch Kranke, die das tun.
Ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten. Mehr nicht. Wenn man sich als Partnerin eines Depressiven fragt, vor allem, wenn man sich noch nicht ewig kennt, ob das Gegenüber nicht KANN, oder nicht WILL, finde ich das durchaus legitim.
Ich selbst hatte vor 8 Jahren einmal eine Art Belastungsdepression. Ich kam nicht aus dem Bett, konnte mich nicht richtig um meine Tochter kümmern, nicht arbeiten. Trotzdem habe ich darauf geachtet, dass ich den Menschen, die sich Sorgen machen, immer wieder Rückmeldung gebe. Ich hab mich, trotz großer Schwierigkeiten aus dem Bett gequält, um meiner Tochter zumindest die Grundbedürfnisse zu erfüllen.
Es gibt immer 2 Seiten. Es ist ohnehin schwer, wenn man sich FÜR die Beziehung entschieden hat und der Partner einen dann im Regen stehen lässt. Es verunsichert nunmal und verletzt. Dass der Kranke nichts fühlt ist traurig, aber Angehörige fühlen eben trotzdem.
Ich hab meinen Freund zur Zeit eine Auszeit gegeben. Weil ich nicht will, dass er meint, er muss sich um mich kümmern. Ich selbst komme so auch etwas zur Ruhe, weil ich nichts erwarte.
Am Montag geht er in den stationären Aufenthalt, ich weiß nicht, für wie lange. Vermutlich wird sich das erst herausstellen.
Ich hatte ihm 2 Riesenpackungen seiner Lieblingsnascherei und ein Buch bestellt, als wir noch zusammen waren. Ich wollte ihm die Sachen zu seinem Aufenthalt mitgeben. Ich wollte, dass er was zu Naschen hat, ganz banal.
Nun, nachdem er mich zur Zeit nicht sehen will ( und ich das gerade auch nicht muss ), habe ich heute beschlossen, dass ich ihm die Sachen bringe. Ich hab ihm eine Karte dazu geschrieben, da hab ich ihm Kraft für die Therapie gewünscht und geschrieben, dass ich ihn nicht aufgebe und er sich nicht aufgeben soll, so in der Art - aber ohne etwas von ihm zu wollen.
Ich hab mich also 1,5 h ins Auto gesetzt und hab ihm das Paket vor die Türe gestellt. Ich hab gesehen, dass er zu Hause ist. Ich bin also schnell wieder weggefahren. Dabei hab ich gesehen, dass er in der Garage die Säge stehen hat. Und Teile seines neuen Bodens, den wir zusammen für ihn ausgesucht haben. Also war er wohl gerade dabei, diesen zu verlegen.
Nach einer Stunde hab ich von ihm eine Nachricht bekommen, warum ich nicht herein gegangen bin. Ich hab geantwortet, dass er mich ja zur Zeit nicht sehen will.
Er meinte dann, er habe noch nicht in die Kiste geschaut. Ich meinte, er braucht keine Angst haben, es wäre keine Bombe. ( wie witzig von mir )
Daraufhin meinte er, davor habe er keine Angst, sondern, dass es was Emotionales sei. Ich hab ihm versichert, dass es nichts Emotionales ist.
Wieder als Antwort: ich mache es nicht auf...
Ich hab ihm den Inhalt beschrieben und ihm versichert, dass nichts darin ist, wovor er sich fürchten müsse und dass ich nicht extra zu ihm gefahren bin, um ihm was extra zu machen, dass er das Paket aber auch wegschmeißen könne, wenn es ihm dann besser geht, ich erfahre es ohnehin nicht.
Naja, keine Antwort.
Genau das meine ich eben.
So schlecht scheint es ihm nun nicht zu gehen, denn seinen Boden kann er ja auch verlegen. Dass er mich gefragt hat, warum ich nicht reingekommen bin, überrascht mich dann wieder. In die Schachtel mag er nicht schauen, aber reinkommen hätte ich dann doch dürfen?
Keine Ahnung.
Außerdem kann er sehr wohl Nachrichten schreiben, wie man sieht. Wäre es da ein Beinbruch gewesen, einfach zu sagen: Danke fürs Paket? Ich finde nicht, denn das ist weder eine Emotion, noch mehr zu tippen als das ANdere.
Ich hab nun das Gefühl, ich hätte einen Fehler gemacht. Und vielleicht hätte ich rein gehen sollen. Nur wollte ich erstens seinen Wunsch respektieren und zweitens hatte ich Angst, dass er mich anders ansehen wird, als das letzte Mal, wie wir uns gesehen haben, denn da war noch Liebe da.
DieNeue
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Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von DieNeue »

Hallo liebgemeint,

du fragst dich, warum manche hier sich so persönlich angegriffen fühlen… Ich würde dir gerne meine Gedanken dazu schreiben, was ich denke, was der Auslöser dafür sein könnte, dass du solche Reaktionen bekommst.

Zitat Succubus:
Werte "liebgemeint", es wird sehr deutlich dass du verletzt bist. Aus dieser Verletzung heraus schlägst du gerade ohne Sinn und Verstand um dich.

Diesen Eindruck habe ich auch. Und ich denke, dein Gesamteindruck kommt nicht allein durch diesen einen Thread, sondern durch das, was du in allen Threads bisher geschrieben hast. So wie du schreibst, merkt man (vor allem am Anfang) deutlich deine Verärgerung.

Zitat Succubus:
ich habe nichts von dem persönlich genommen oder sonst was. Ich finde es trotzdem eine Frechheit davon auszugehen, dass der Partner seine Krankheit bewusst ausnutzt.

Ich habe es auch nicht als persönlichen Vorwurf angesehen, sondern auch so gesehen, dass du einfach sauer bist und deine Meinung dazu sagen wolltest. Aber auch wenn es nicht persönlich gemeint war, regt es mich trotzdem auf, wenn man Depressiven vorwirft, ihre Krankheit auszunutzen. Deshalb schreibe ich dir mal, was mir dazu einfällt.
Zitat liebgemeint:
Ich weiß eigentlich auch nicht, warum manche hier sich persönlich angegriffen fühlen...
Niemand pauschalisiert und behauptet, dass Depressive ihre Krankheit generell ausnützen.
Im Thread „Das Umfeld“ hast du die Beziehung zu deinen früheren Freundinnen beschrieben und versucht zu erklären, dass es auch Angehörige nicht leicht haben und eben Ratschläge geben, weil sie wirklich nur helfen wollen. Das finde ich auch nachvollziehbar. Allerdings hast du dich erst auf deine Freundinnen bezogen, aber dann uns als Mitleser angesprochen.

Du hast beispielsweise geschrieben:
Aber eines der Symptome eurer Krankheit ist es, erstens alles damit zu rechtfertigen, dass ihr nunmal krank seid und, dass man als Angehörige/Freundin daneben verrecken könnte, und es ist recht egal.

DAS finde ich sehr verallgemeinernd und kommt (für mich!) ziemlich aggressiv rüber! Sich mit der Krankheit aus allem rauszureden, ist definitiv kein „Symptom“. Sobald du das als Symptom betitelst, sprich als Kriterium für die Definition, was als Depression gilt und was nicht, schließt das sämtliche depressive Menschen ein, denn jeder von „uns“ hat ja depressive Symptome.
Und ja, irgendwann kommt man zu dem Punkt und lässt euch in Ruhe, so wie ihr es euch wünscht. Denn man kann keinen Menschen in einen Kasten sperren und ihn bei Bedarf auspacken. Und wenn er einem nicht zur Stimmung passt, wieder wegpacken. In der restlichen Zeit kann man alle Aggressionen an ihm auslassen, ihn ignorieren, beleidigen, lieb haben, weg stoßen,... denn, man kann ja nichts dafür, man ist ja KRANK!

„Man“ ist definitiv nicht so. "Man" ist gleichzusetzen mit „jeder“. Aber nicht jeder wünscht sich in Ruhe gelassen zu werden. Du nimmst die Erfahrungen mit deinen Freundinnen und überträgst sie auf alle Betroffenen. Und dann regt sich „man“ halt auch auf ;) (Genauso „man“ wie bei dir: Nicht jeder Betroffene geht wegen deiner Beiträge an die Decke)
ich es einfach nicht mehr aushalten konnte, dass man seine Probleme stundenlang wälzt, aber nicht VERSUCHT, sie zu lösen. Und diesen Eindruck bekommt man nunmal, wenn die eine es nicht mal schafft , zum Arzt zu gehen, verlangt aber vom ganzen Umfeld Rücksichtnahme, umgekehrt nimmt sie aber keine. Die andere bricht immer wieder ihre Therapien ab und ja, bei ihr ist es wirklich so, dass sie ohne Essstörung nicht mehr sie selbst ist und das eigentlich nicht mehr ändern kann, sagt sie selbst.
Ja, es ist oft so, dass man als Depressiver viel jammert und es nicht gebacken kriegt, was zu ändern. Ich habe ein ganzes Jahr lang fast nur noch gejammert, weil mein Leben so beschissen war, und konnte meine Probleme nicht in Angriff nehmen, weil ich gar nicht wusste, was mit mir los war und auch keine Lösung sichtbar war, die ich in meinem Zustand hätte umsetzen können. Geschweige denn, dass jemand da war, der mir helfen hätte können. Mittlerweile weiß ich auch, dass ich in dieser Zeit sehr anstrengend war.
Du schreibst auch, dass deine Freundinnen es nicht geschafft haben, sich Hilfe zu holen bzw. Therapien durchzuziehen. Das hört sich für mich an, als wäre es für dich ein Pipifax, zum Arzt zu gehen, eine Therapie zu machen, etc. Ist es aber nicht.
Ich habe mittlerweile schon öfters in Kliniken von Ärzten/Therapeuten den Spruch gehört „Sie wollen doch gar nicht!“ oder ein Gespräch der Pfleger über mich mitbekommen: „Ich weiß nicht, ob sie nicht kann oder nicht will…“
Das ist ein Satz und eine Unterstellung, die mich (!) auf die Palme bringen!
Natürlich will ich mich ändern! Sonst würde ich nicht Therapien machen, wäre nie freiwillig in die Kliniken gegangen, würde keine Konflikte angehen und hätte in den letzten Jahren gar nichts geändert. Das hab ich aber, und das aus eigener Motivation. Ich fand und finde es immer noch unverschämt, mir zu unterstellen, ich wolle ja gar nichts ändern.
Oft ist es so, dass es innere Widerstände gibt, wegen denen man die Sachen, die andere von außen sehen und für die Lösung halten, nicht annehmen kann und nicht (sofort - manchmal erst nach Jahren) umsetzen kann. Damit will ich nicht das Verhalten von deinen Freundinnen verharmlosen, sondern dir sagen, dass es mit Sicherheit nicht nur mich so aufregt, wenn einem jemand unterstellt, man will ja bloß nicht. Wenn man nicht wollte, würde das ja heißen, dass man sich auf seiner Krankheit ausruht und andere manipuliert und ausnützt. Aber das tue ich mit Sicherheit nicht. Und die meisten anderen Betroffenen auch nicht. Aber wenn man das immer wieder unterstellt bekommt, dann reagiert man einfach auch gereizter auf solche Aussagen. Vielleicht haben deine Freundinnen sich wirklich auf ihrer Krankheit ausgeruht, vielleicht konnten sie wirklich nicht, das kann ich nicht beurteilen. Aber vielleicht geht es hier anderen auch so wie mir, wenn sie solche angedeuteten Vorwürfe hören.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass du eher der Typ bist, der Sachen so schnell angehen will wie möglich und das auch von anderen verlangt. Das kann ich nachvollziehen, mich nervt es auch, wenn manche Leute ewig nicht in die Puschen kommen. Aber mir kommt es vor, als würdest du bei deinem (Ex-)Freund in Aktionismus verfallen und ziemlich ungeduldig sein. Manche Sachen brauchen einfach (leider) viel Zeit.
Es ist wirklich gut, dass er freiwillig in die Klinik geht. Davon könnten manche Angehörige nur träumen. Und dass er da hingeht, obwohl er selber in der Psychiatrie arbeitet, das ist nicht ohne.

Mir geht es in meinem Beitrag nicht um Haarspalterei, sondern ich will dir nur rückmelden, was der Grund dafür sein könnte, warum du solchen Gegenwind bekommst.
Jetzt muss ich aber dann auch mal ins Bett…

Gute Nacht,
DieNeue
neu-und-hilflos
Beiträge: 23
Registriert: 13. Mai 2017, 15:31

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von neu-und-hilflos »

@ DieNeue:
DANKE! Genau so!

@ liebgemeint:
ich habe versucht, dir in deinem eigenen Thread eine etwas gelassenere Sicht zu vermitteln, hat leider nicht geklappt. Was du die letzten Tage geschrieben hast, hat mich ziemlich irritiert. Bestätigung für die eigene Meinung bekommen zu wollen, ist bestimmt ein natürliches menschliches Verhalten. Dabei sollte man jedoch die Möglichkeit eines Irrtums nicht aus den Auegn verlieren. Ich wünsche dir trotz allem viel Glück!

@ cinderella58:
Es tut mir leid für dich, dass deinThread etwas „ausgeufert“ist, hoffentlich konntest du ihn trotzdem etwas für dich nutzen. Auf jeden Fall bist du eine starke tolle Frau und wirst bestimmt deinen Weg finden und gehen.

Liebe Grüße an alle!
liebgemeint
Beiträge: 70
Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Depression beim Partner - nicht schon wieder!

Beitrag von liebgemeint »

Hallo die Neue!
Ich hab nichts gegen Gegenwind. Ich bin es gewohnt, dass es Menschen gibt, die ihr Leben verplempern, sich in ihre eigene Welt retten und damit vielleicht sogar zufrieden sind. Egal, ob krank oder nicht. Wie gesagt, ging es mir vor einigen Jahren auch mal sehr schlecht. Ich war verzweifelt und handlungsunfähig. Allerdings wollte ich wieder ich sein und Lust aufs Leben haben. Deswegen hab ich alles dafür getan, dass es wieder so wird.
Ich weiß schon, dass es Menschen gibt, die das nicht KÖNNEN, ich hab aber genauso Menschen kennengelernt, die mir nahe standen, die es nicht konnten, weil sie ihre Krankheit nicht aufgeben WOLLTEN. Ich weiß, eine Essstörung ist wieder was Anderes, noch dazu, wenn diese gepaart ist mit Borderline. Aber genauso weiß ich aus eigener Erfahrung, nicht erst wegen meinem Freund, dass zum Beispiel diese Freundin ihre Sachen nicht los bekommt, weil sie dadurch auch eine gewisse Kontrolle hat, die sie nicht abgeben will. Außerdem suhlt sie sich darin, dass sie bemitleidet wird. Das ist sowieso der letzte Gefallen, den man jemandem tun kann. Mitleid ist kein guter Helfer.
Sie hätte wieder zum Arbeiten beginnen müssen, nach fast einem Jahr Krankenstand. In dem Jahr passierte nicht viel. Sie hatte einen Therapieplatz, den sie sausen ließ, weil sie der Ansicht war, das bringt eh nichts, statt dessen hat sie sich für einen anderen beworben, wo sie wusste, dass die Wartezeit enorm ist. 3 Wochen vor Arbeitsbeginn bekam sie dann einen Platz. Das war natürlich zu knapp. Letztenendes hat sie ihren Krankenstand auf Arbeitsunfähig umschreiben lassen. Und was macht sie nun? Wieder nichts...
Die andere Freundin ( bipolar) wechselt alle 2 Jahre ihren Job, weil ALLE anderen sind gemein und verstehen sie nicht. Ihre Kinder verstehen sie nicht und ihr Lebensgefährte auch nicht. Immer sind die anderen schuld, sie nicht. Als wir mal einen Streit hatten und ich meinen Schuldanteil daran zugab ( eher deswegen, weil ich wollte, dass sie nicht denkt, die ganze Schuld tragen zu müssen ), kam von ihr lediglich:"Du weißt eh, dass ich nicht anders kann, das ist wegen meiner Krankheit". - Ehrlich gesagt finde ich nicht, dass das reicht und ok ist. Ein bisschen Selbstreflexion wäre schon auch mal angebracht.
Ich lese hier immer wieder davon, dass ich verlange, dass einer mit 2 gebrochenen Beinen läuft. Das stimmt ganz und gar nicht. Ich weiß auch, dass es einem Depressiven nicht schmeckt, wenn man ihm unterstellt, dass er seine Krankheit ausspielt.
Ich finde ja, dass hier sehr viel Verständnis aufgebracht wird für Betroffene, Angehörige sollen endlich mal kapieren, dass der Betroffene nicht KANN.
Ich will es mal so ausdrücken: Ich weiß von 3 Arbeitskollegen, dass sie Depressionen haben und Medikamente nehmen. Es ist aber trotzdem möglich, mit ihnen zu reden und auf professionelle Art und Weise, Dinge von ihnen einzufordern.
Wenn man liest, was Angehörige durchmachen und wie sie verletzt werden - und dies teilweise wirklich mit dem Anschein, dass die Krankheit als Freibrief für alles benutzt wird, dann denke ich schon, dass dies auch einen Betroffenen zum Denken anregen kann.
Ich bin froh, dass mein Freund sich stationär betreuen lässt. Die Angst, dass er dort eine andere kennen lernt, ist für mich mittlerweile zweitrangig. Ich möchte, dass es ihm besser geht. Punkt.

Es ist für Angehörige so, als würden sie täglich versuchen, einen Kaktus zu umarmen.
Warum sich der Kranke ständig angegriffen fühlt, verstehe ich nur bedingt. Ich hab es so verstanden, dass er meint, dem anderen nicht gut zu tun und versucht vielleicht, ihn weg zu drängen. Andere wiederum klammern sich an ihren Partner.
Ich denke, so oder so, kann der Betroffene, wenn er eine bessere Phase hat, dem Partner oder den sonstigen Angehörigen die Sachlage besser erklären.
Die ehemalige Freundin mit der bipolaren Störung wollte in guten Phasen NICHT darüber reden. Da war dann das Thema nicht präsent und damit erledigt.
Ich meine, es muss jeder so leben, wie er will oder kann, aber er darf sich dann nicht wundern, wenn auf einmal niemand mehr da ist, weil die Energie, die Hoffnung bei jedem einmal aufgebraucht ist.
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