Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

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Ähre
Beiträge: 7
Registriert: 28. Okt 2017, 15:54

Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Ähre »

Grüß Euch!
Ich bin noch nicht lange in diesem Forum. Seit ein paar Tagen verfolge ich die Einträge.
Ich bin 58 und leide seit einem Jahr unter Depressionen. War 11 Wochen auf der Psychiatrie und bin bei einem Therapeuten.
Ich arbeite gerne, es macht mir Freude zu singen und mir gefällt es unter Leuten zu sein.
Dennoch schleichen sich immer wieder längere Phasen von Traurigkeit und Niedergeschlagenheit ein. Ich weiß, dass diese Phasen vergehen, wünsche mir aber einen besseren Umgang damit.
Vielleicht hilft es mir, meine Krankheit zu akzeptieren. Wenn ich nur wüsste, wie das geht.
Kann mir jemand helfen?
Ähre
Tink
Beiträge: 419
Registriert: 6. Jan 2016, 09:54

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Tink »

Tja liebe Ähre...
Leider gibt es dafür kein Patentrezept.
Wie akzeptiert man sowas?
Du sagtest du arbeitest gerne... Es gab doch bestimmt Mal eine Zeit wo du krankgeschrieben warst? Ein Bruch oder sowas??? Wie konntest du das akzeptieren? Nicht so leistungsfähig zu sein wie gewohnt? Vl hilft der Ansatz.
Auf der anderen Seite will man es eigentlich akzeptieren? Heißt akzeptieren nicht auch sich damit abzufinden??? Ein Objektiv gutes und glückliches Leben und man kann es zeitweise nicht genießen und ist traurig???
Damit will man sich doch nicht abfinden oder??? Also mir geht es zumindest so...
LG Tink
Ähre
Beiträge: 7
Registriert: 28. Okt 2017, 15:54

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Ähre »

Liebe(r) Tink!
Danke für deine Antwort. Wie ich krank geschrieben war, hatte ich so viel damit zu tun, überhaupt mit der Krankheit leben zu können, später dann, zwischen Krankenhaus und Reha hab ich dann versucht, wieder ins Leben zurückzufinden. Und irgendwie hat es mir sogar gut getan, nicht immer den Macher zu spielen, sondern einfach auch zu genügen, ohne dass man etwas leistet.
Akzeptieren bedeutet nicht dagegen ankämpfen, das hilft ohnehin nichts, sondern vielleicht die Krankheit fragen, was sie mir sagen will.Depression, was willst du mir sagen? Ich weiß ja nicht, ob du selbst betroffen bist. Wahrscheinlich schon. Welche Antwort würde dir die Depression geben?
LG Ähre
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Bittchen »

Hallo Ähre,

herzlich willkommen.
Die Depression hat dir doch schon die Antwort gegeben.
Es hat dir gut getan nicht mehr der Macher zu sein,das sagt doch viel aus.
Akzeptieren heißt für mich,einsehen ,dass ich nicht endlos belastbar bin,dass ich kürzer treten soll.
Kleine Schritte,mehr Pausen und immer wieder für mich gute Momente einbauen.
Achtsam sein.
Heute habe ich mir bewusst ein Eis gegönnt und auch ein Stück Kuchen,obwohl ich in letzter Zeit ganz selten Süßes esse.
Genuss ohne Reue,das geht wieder,da bin ich dankbar.
Etwas mehr Bewegung ins Leben bringen,aber auch Ruhe genießen können.
Akzeptieren können:"Heute läuft es nicht so gut."
Morgen ist auch noch ein Tag und nicht immer wieder denken:"Da geht doch noch was."
Das mache ich noch noch mal eben,dieses Verhalten macht uns krank.
Kein Leben verläuft immer nur glücklich,auch keine Erkrankung macht uns fröhlich,schon gar nicht eine depressive Störung.
Es ist eine Krankheit wie jede Andere auch,nur nicht immer sichtbar.
Einen guten Umgang damit,wenn ich wieder mal stillgelegt worden bin,habe ich noch nicht gefunden.
Aber ich bin schon sehr lange erkrankt und gebe nie die Hoffnung auf .
Außer Geduld haben,fällt mir nicht viel ein.
Denn es geht immer wieder vorbei,es gibt auch wieder gute Zeiten.
Dafür lohnt es sich immer wieder weiter zu machen.
Das ist für mich auch Akzeptanz.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Neti84
Beiträge: 56
Registriert: 23. Sep 2017, 20:42

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Neti84 »

Liebe Ähre,

ich kenne es sehr gut, Mühe mit der Akzeptanz der Krankheit zu haben. Ich verurteile mich jeweils, bin wütend mir gegenüber und fühle mich schuldig. Dazu kommt, dass viele Menschen nicht recht verstehen, was Depression ist. Am Donnerstag erzählte ich einer Kollegin, dass ich in den letzten Monaten Depression habe; und sie hat es kurz konstatiert und dann das Thema gewechselt. Empfand ich als sehr krass und kalt von ihr. Ich bin überzeugt, dass wenn ich ein gebrochenes Bein hätte, dass dann mehr Anteilnahme da wäre. Mir geht es überhaupt nicht darum, dass Menschen Mitleid haben mit mir, oder mir aufgrund der Krankheit mehr Aufmerksamkeit geben; es geht mir darum, dass sich die Menschen für die Krankheit interessieren, weil sie sich ja für mich als Mensch interessieren. Und die Krankheit ist nun einmal ein Teil von mir.
Nun habe ich aber mit der Zeit bemerkt, dass mein Verhalten nicht förderlich ist. Es geht mir nicht besser, wenn ich mich verurteile, beschuldige und wütend zu mir bin. Also ist dieses Verhalten nicht förderlich, so dass ich gesund werde. Ich habe mit der Zeit realisiert, dass mein Verhalten typische Symptome der Krankheit sind. Und dies wiederum hat mich dabei unterstützt, zu akzeptieren, dass ich diese Krankheit habe. Für mich hat dies nichts mit aufgeben oder resignieren zu tun, sondern mit einem Fortschritt. Im Moment bin ich krank und kann darum nicht gleiches leisten, wie wenn ich gesund bin. Und das ist ok und logisch so.

Auch wenn wir vielleicht manchmal denken, wir sind eingebildet krank, faul, Versager oder doof im Kopf; das ist egal. Die Krankheit existiert und es gibt sehr viele Betroffene.

Bis ich jedoch an diesen Punkt kam, hat es lange gedauert. Als es mir gar nicht gut ging, hab ich dies vielleicht mit dem Kopf verstanden; geglaubt aber habe ich es nicht. In dieser Phase dachte ich dann, dass diese Gedanken lediglich da sind, um mich zu beruhigen; aber ich war in diesem Moment fest davon überzeugt, dass ich schuldig bin und ganz viel dafür kann, dass es mir nicht gut geht.

Inzwischen gelingt es mir immer mehr, mich mit mir selber zu versöhnen, nicht zu stark auf Leistung dafür auf mein Wohlergehen konzentriert zu sein und so kleine Schritte aus der Krankheit zu machen. Trotzdem bin ich noch sehr vorsichtig und noch nicht zu optimistisch.

Ich hoffe sehr, dass dir meine Schilderungen helfen und wünsche dir alles Gute.
Ähre
Beiträge: 7
Registriert: 28. Okt 2017, 15:54

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Ähre »

Im Moment bin ich krank und kann darum nicht gleiches leisten, wie wenn ich gesund bin. Und das ist ok und logisch so.
Kleine Schritte,mehr Pausen und immer wieder für mich gute Momente einbauen.
Danke, beides hilft mir einen Schritt weiter. Besonders wenn ich aufstehe, denn dann dauert es, bis ich in die Gänge komme
LG
Ähre
Neti84
Beiträge: 56
Registriert: 23. Sep 2017, 20:42

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Neti84 »

Hallo Ähre,

schön, das freut mich sehr!

Liebe Grüsse
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Katerle »

@ Ähre

Herzlich Willkommen hier im Forum.

Die Krankheit akzeptieren heißt, sich erst einmal einzugestehen, krank zu sein. Desweiteren sich keinen Druck machen, denn sonst überforderst du dich. Sich einzugestehen, dass du nicht mehr so belastbar bist, wie früher. Alles Gute Katerle.
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von malu60 »

Hallo Ähre und willkommen im Forum,
ich seh es wie Katerle,das Schwerste ist es,zu akzeptieren,dass ich krank bin!Nicht faul,nicht zu blöd,krank eben.Kann Einer nicht laufen,wegen Beinbruch o.a. ist alles klar.Uns sieht es Keiner so schnell an,denn da gehen wir auch noch über unsere Grenzen und versuchen zu schauspielern,so lange es irgendwie geht!!! Das ist total falsch,hab es erst gemerkt,als nix mehr ging.

Es ist schwer mit der Krankheit ein gutes Leben zu haben,aber nicht unmöglich.Liebe Grüße malu
Leben ist mehr
Zena_HH
Beiträge: 36
Registriert: 23. Okt 2017, 10:03

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Zena_HH »

Hallo, Ähre, die Krankheit zu akzeptieren ist nicht einfach, für mich zumindest.
Bin ich gerade im Schub und es ist richtig, in den Rückzug zu gehen, weil ich mich so regeneriere, oder ist es an der Zeit, mich zu überwinden mal wieder "in die Puschen" zu kommen? Ich will mich keinesfalls auf der Krankheit ausruhen, aber eben auch ohne Schuldgefühle die Grenzen respektieren, die sie mir aufzeigt. Ein Drahtseilakt. Ich rede seit einiger Zeit offener über die Krankheit, nicht immer in tiefgreifenden "Problemgesprächen", sondern auch mal so, wie man über eine Grippe redet.
Ähre
Beiträge: 7
Registriert: 28. Okt 2017, 15:54

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Ähre »

Grüß euch, danke für die vielen Beiträge.Besonders das Verlangsamen, das Nicht-mehr soviel-Leisten-Müssen hilft.Heute bin ich auf einmal angestanden, konnte nicht mehr weiter, bin aber dann doch wieder gegangen.Sich keinen Druck machen, spricht mich auch an. Aber, was macht ihr, wenn es für Augenblicke ganz dunkel wird?
LG
Ähre
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Bittchen »

Hallo Ähre,

diese Augenblicke gehen vorbei.
Wenn es aber lange und zu dunkel wird ,hilft nur der Gang zum Facharzt und evtl.eine Akutklinik.
Zum eigenen Schutz solltest du dich dann an eine vertraute Person wenden und darüber reden.
Aber das wirst du wissen,nach 11 Wochen Psychiatrie.
Es wird wieder besser,aber du brauchst Geduld .
Hier sind viele Langzeitbetroffene.
Nie die Hoffnung verlieren,es lohnt sich zu leben ,auch mit der Krankheit.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Katerle »

@ Ähre

Wenn es für Augenblicke ganz dunkel wird, nehme ich das erstmal so an und überlege, was ich tun kann, dass es wieder heller wird. Mir hilft dann auch mir einer vertrauten Person zu sprechen. Ansonsten schließe ich mich Bittchen an, einen Facharzt zu Rate zu ziehen. LG Katerle
Ähre
Beiträge: 7
Registriert: 28. Okt 2017, 15:54

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Ähre »

Danke liebes Bittchen und liebes Katerle. Noch eine Bitte. Welches Buch hat euch im Zusammenhang mit der Depression am meisten geholfen. Es gibt ja unzählige auf dem Markt.
LG Ähre
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Katerle »

Also mir hilft das Buch von Dr.Rolf Merkle,"Wenn das Leben zur Last wird" (Depressionen überwinden, ins Leben zurückkehren) sehr.
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Bittchen »

Guten Morgen Ähre,

ja, das Buch ,was Katerle empfiehlt, finde ich auch sehr gut.
Die Bücher von Josef Giger-Büttler haben mich auch immer wieder ein Stück weiter gebracht.
Mir hat das Lesen immer weiter geholfen,zu verstehen und zu akzeptieren,dass ich an einer Krankheit leide.
Das es Hilfe gibt und ich auch selbst was tun kann,um aus dem Loch wieder raus zu kommen.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Katerle »

Ganz am Anfang waren die Bücher von Angelika Kallwass mir eine sehr große Stütze. Schaue auch heute immer gerne wieder rein. Meine lieblingsbücher, "Stark gegen die Angst " und das "Burn-out-Syndrom. Weiterhin das Buch von Rolf Merkle, "So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen" und die Bücher von Doris Wolf. LG
Zena_HH
Beiträge: 36
Registriert: 23. Okt 2017, 10:03

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Zena_HH »

Etwas spiritueller, kein Ratgeber, aber sehr wärmend: "Wege durch die Depression" von Anselm Grün.
Ähre
Beiträge: 7
Registriert: 28. Okt 2017, 15:54

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Ähre »

Jetzt ist wieder einmal so eine Stunde, wo nichts geht.
Anna-B
Beiträge: 18
Registriert: 6. Nov 2017, 20:48

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Anna-B »

Hallo Ähre,
es ist gerade dunkel in Dir?
Ähre
Beiträge: 7
Registriert: 28. Okt 2017, 15:54

Re: Phasen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit

Beitrag von Ähre »

Dunkel nicht, aber ich hab mich so antriebslos gefühlt.Jetzt war ich draußen.Jetzt geht es wieder besser
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