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Riese1974
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Registriert: 16. Okt 2017, 17:33

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Beitrag von Riese1974 »

Hallo an alle,
dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Ich habe mich erst vor wenigen Tagen angemeldet. Dies wird ein langer Text und jeder liest ihn auf eigene Gefahr. Ich schreibe hier meine Gedanken nieder. Ich wäre froh wenn dies jemand von euch lesen und auch beantworten würde, aber ich will niemanden triggern.

Ich bin 43 Jahre alt. Bei mir wurden im Jahr 2007 mittelschwere Depressionen festgestellt. Im Jahre 2010 lautete die Diagnose dann schwere Depressionen. Ich war schon in zwei Kliniken, 2007 und 2013. Die Klinikaufenthalte waren schön, doch im Grunde waren sie nur Urlaub von meinen Problemen. Mir hat die Zeit dort gut getan, aber das Problem ist und bleibt der Alltag. Die Klinikaufenthalte waren eine Auszeit vom Alltag. Und auch wenn ich dort viele Angebote wahrgenommen habe und gesehen und erlebt habe was man alles machen kann, habe ich nichts davon in meinen Alltag mitgenommen. Ich schaffe es nicht all die Dinge in meinem Alltag zu platzieren. Entweder fehlt mir die Zeit, die Kraft oder die Motivation oder was ein Hauptgrund ist: Der Sinn dahinter.
Mein bester Freund hatte bei meiner Hochzeit im Jahre 2002 gesagt, das ich ein Suchender bin und das er den Eindruck hat das ich angekommen bin. Das dachte ich auch, doch es war ein Irrtum. Ende 2009 habe ich mich von meiner Frau getrennt und seit 2011 bin ich nun offiziell geschieden. Ich suche immer noch. Doch ich weiß nicht wonach ich suche. Ich denke in erster Linie suche ich nach dem Sinn. Den Sinn für das alles hier. Ich frage mich manchmal ernsthaft warum und für was soll ich all das machen? Ich habe keine konkreten Suizidgedanken, aber ich frage mich warum ich jetzt noch 20, 30 oder 40 Jahre weitermachen soll.
Wenn ich mir die Welt anschaue, dann gefällt mir nicht was ich da sehe. Es gibt sicherlich viele schöne Dinge, aber die schlechten und negativen Dinge werden immer größer und immer mehr. Ich habe immer öfter den Eindruck das ich nicht hierher gehöre. Ich versuche schon zu filtern, ich schaue so gut wie keine Nachrichten mehr, habe mich bei den meisten Gruppen auf Facebook abgemeldet und die meisten Kanäle auf Youtube aus meinen Favoriten rausgeschmissen. Ich war auch mehr als vier Jahre auf einer Ratgeberseite aktiv und habe dort Fragen beantwortet. Ich habe ja nun einiges an Lebenserfahrung und es hat mir Spaß gemacht anderen Leuten zu helfen und Ratschläge zu geben. Doch vor ein paar Tagen wurde es mir zu viel und ich habe mich abgemeldet. Ich konnte die ganzen Fragen nicht mehr lesen und wollte sie auch nicht mehr beantworten. Mir ist auch klar geworden, das es nach 10 Jahren Depressionen doch endlich mal für mich weitergehen muss. Doch so gut meine Ratschläge für andere waren, für mich selbst finde ich kein Rezept.
Ich sehne mich nach früheren Zeiten und wenn ich 20 oder 30 Jahre zurück denke, dann fühle ich mich gut. Ich lebe immer öfter in der Vergangenheit, an meine Großeltern die damals noch gelebt haben und an glückliche Momente. Sicher war damals auch nicht alles super, aber ich denke das sehr vieles besser war als heute. Die moderne Gesellschaft widert mich irgendwie an. Das ist krass, aber ich finde keine anderen Ausdruck um das Gefühl zu beschreiben. Ich war schon immer irgendwie ein Eigenbrötler und Einzelgänger, aber in den letzten Jahren ist es durch die Depression noch schlimmer geworden. Dabei habe ich schon Interesse an politischen und gesellschaftlichen Dingen. Dann fange ich doch wieder an Nachrichten zu schauen und Berichte zu lesen. Doch dann kommt der Punkt wo mich das alles runter zieht und ich gebe es wieder auf.
Ich denke mein Rückzug in die Vergangenheit kommt auch daher, weil es in meinem Hier und Jetzt keine positiven Erlebnisse und Ereignisse mehr gibt. Wenn mein persönliches Erleben im Hier und Jetzt positiver wäre, dann würden mich wahrscheinlich auch die äußeren Bedingungen nicht mehr so runterziehen. Ich hoffe irgendwie das es besser wird, aber ich glaube es nicht. Ich vermisse die Zeit als ich noch frei und unbeschwert war und die persönlichen und weltlichen Probleme mich nicht nieder drückten. Ich habe mit Sicherheit auch ein Problem mit dem Älter werden. In den letzten Jahren sind so viele bekannte Menschen gestorben. Menschen die man aus Kinder- und Jugendtagen kannte und die in gewisser Weise Wegbegleiter waren. Bud Spencer zum Beispiel. Oder Götz George. Wenn ich ihre Filme sehe, dann wird mir bewusst das diese schon 30 oder 40 Jahre alt sind. Und das sie jetzt tot sind. Immer öfter sehe ich Filme in denen ein Teil der Darsteller schon tot ist und da wird mir bewusst das ich selbst auch schon 43 Jahre alt bin. Damit bin ich nicht uralt und wenn Gott oder das Schicksal es so wollen, habe ich noch mein halbes Leben vor mir. Aber viele Dinge die mich bisher begleitet haben verschwinden aus meinen Leben. Meine Großeltern sind schon seit Jahren tot. Mein Vater ist 75 und meine Mutter ist 71 Jahre alt. Wenn sie beide sterben bin ich allein und ich habe niemanden mehr. Davor habe ich irgendwie Angst. Und ich habe auch irgendwie Angst mit 60, 70 oder 80 irgendwo einsam und allein zu sterben.
Es ist irgendwie so als ob ich bis vor 10, 15 Jahren ein Gerüst um mich hatte, ein Gerüst das mich stützte und begleitete. Und dieses Gerüst ist in den letzten Jahren nach und nach weg gebrochen. Geliebte Menschen sind gestorben, geliebte Tiere sind gestorben, geliebte Schauspieler und Musiker sind gestorben. Die Welt hat sich verändert, in meinen Augen nicht zum Besten. Wenn heute alles so toll ist, warum schütten sich immer mehr Menschen mit Alkohol und Drogen zu? Da stimmt doch was nicht.
Ich habe ein kurzes Interview mit dem Hirnforscher Gerald Hüther gesehen. Darin ging es um die Frage „Was ist dein Lebenssinn?“ Das frage ich mich ständig. Darin sagt er das man versuchen soll seinem Dasein einen Sinn zu geben, das man für etwas lebt. Und das man sich fragen sollte wer man sein will. Doch wie man das erreicht und heraus bekommt, das weiß ich bis heute noch nicht. Ich bin komplett ahnungslos. Bei der Frage „Wer man sein will“ stört mich irgendwie das selbst wenn man eine Antwort auf die Frage findet, das man da zwar dann versuchen kann so zu werden, aber in den allerwenigsten Fällen wird das gelingen. Weil es Umstände gibt, die man nicht beeinflussen kann und verhindern das man zu 100 Prozent so wird wie man will. Und meistens ist es doch so das wir fast immer etwas sein wollen was wir nicht sein können. Und bei vielen ist es auch der Grund weshalb wir krank geworden sind. Weil wir den eigenen Ansprüchen nicht genügten. Da bleibt dann noch die Frage nach dem Sinn. Wie gebe ich meinem Leben einen Sinn? Wie und wofür lebe ich überhaupt? Ich weiß es nicht. Und ich habe manchmal den Eindruck und das Gefühl das ich die Antwort nie finden werde.
Meine Mutter hat mir mal gesagt, das sie sich schon ihr ganzes Leben lang langweilt. Sie hat immer etwas gesucht was sie erfüllt. Meine Mutter hat viel ausprobiert, doch nichts gefunden was sie auf Dauer erfüllt. Die Sachen waren mal für eine gewisse Zeit ok, aber dann war es wieder vorbei. Ich glaube das ich das von meiner Mutter in gewisser Weise „geerbt“ habe. Das macht mich traurig und irgendwie ist es entmutigend. Ich bewundere Menschen die einen Plan haben, die etwas haben für was sie brennen, für das sie leben, etwas wofür sie sich einsetzen, etwas das sie glücklich macht, etwas wo sie wissen „Genau das ist mein Ding“. Ich habe so etwas nicht und ich wüsste auch nicht wo ich anfangen sollte mir der Suche.
Einer meiner größten Probleme ist wahrscheinlich das ich als Kind und Jugendlicher zum Teil nie ermutigt wurde etwas zu tun. Meine Mutter hat zwar schon versucht mich für verschiedene Dinge zu motivieren, aber meine Großmutter hat es irgendwie geschafft mich negativ zu beeinflussen. Vielleicht liegt es auch in meinen Genen. Vor einigen Jahren habe ich erfahren, das sich mein Großvater mütterlicherseits in den 1920er-Jahren aufgehängt hat. Er war depressiv. Mein Großmutter hat bei vielen Dingen gesagt „Ach was willst du damit?“, „Das ist doch nichts?“, „Das machst du eine Zeit lang und dann gibst du es wieder auf“, „Das machst du eh nicht lange“. Das sitzt irgendwie so tief drin in mir, das ich nicht weiß, wie ich es wieder raus bekomme. Teilweise denke ich selbst so.
Ich hatte jetzt Urlaub und ich wollte mal wieder etwas Sport machen. Doch im Urlaub bekomme ich oft den Arsch nicht hoch. Die erste Woche vom Urlaub geht gar nichts. Erst in der zweiten Woche werde ich etwas aktiv und ärgere mich das schon eine Woche rum ist. Und dann denke ich an die Zeit nach dem Urlaub. Ich stehe morgens um 04.15 Uhr auf und gehe um 05.15 Uhr aus dem Haus zur Arbeit. Nachmittags komme ich zwischen 17.15 und 17.30 Uhr nach Hause. Wenn ich noch einkaufen muss, wird es 18.00 Uhr. Da ich morgens so früh aufstehen muss, gehe ich dann meistens zwischen 20.30 und 21.00 Uhr schlafen. Sicher könnte ich dann noch Sport machen, aber oft fehlt mir einfach die Kraft, Energie und ehrlich gesagt auch die Lust und Motivation dazu. Aus diesem Grund habe ich dann in der zweiten Woche auch keinen Sport gemacht und jetzt ist Wochenende, der Urlaub ist vorbei. Und so geht es mit allem, alles bleibt wie es ist, nichts ändert sich. Dabei weiß ich ganz genau das sich was ändern muss, wenn es besser werden soll. Aber ich finde keine Lösung, keinen Ansatz. Und mir fehlt auch die Kraft un Energie die Dinge konsequent durchzuziehen und ich habe es auch nie richtig gelernt.
Doch es gab mal eine Zeit in der ich es geschafft habe. Vor 20 Jahren bin ich 2, 3 Jahre lang regelmäßig 3 mal die Woche ins Sportstudio gegangen. Ich war fit und hatte kein Übergewicht so wie heute. Wenn ich jedoch auf diese Zeit zurück schaue, dann kommt es mir manchmal vor wie ein anderes Leben. Auch bei anderen Situationen in meinem Leben ist das so. Ich frage mich dann wie ich das seinerzeit geschafft habe. Und ich frage mich was passiert ist, das ich es jetzt nicht mehr schaffe und wie ich es erreiche, damit ich wieder dahin komme.
Wenn mich heute einer fragen würde „Was würdest du gerne machen?“ Ich wüsste keine Antwort. Ich komme mir vor wie ein Schüler der keine Ahnung hat und in der Schule vor eine leeren Schultafel steht. Wenn die Aufgabe lauten würde „Schreibe all die Dinge auf die dich interessieren, die dir Spaß machen“, dann würde mir nichts einfallen. Ich habe durch viele Umstände mein Leben zurückgeschraubt und auf ein Minimum reduziert. Im Grunde ist es nur noch ein existieren und kein Leben mehr.
Die Klinikaufenthalte konnten mir da auch nicht weiterhelfen. Sicher fühlte ich mich in den Kliniken wohl und lebte dort auf. Bei meinem ersten Klinikaufenthalt habe ich so viel gelacht wie in den vorangegangenen 10 Jahren nicht. Das hat gut getan, auch bei meinem zweiten Klinikaufenthalt. Doch ich wußte das es daheim nicht mehr so sein wird. Denn da warteten all die unbeantworteten Fragen und ungelösten Probleme.
Und die Therapien haben mir auch nicht weiter geholfen. Die erste Therapeutin hat meistens nur zugehört und nur wenig gesagt. Da konnte ich zwar erzählen, aber eine Lösung habe ich dort auch nicht gefunden. Der zweite Therapeut, bei ihm hatte ich nur 10-15 Sitzungen, meinte immer ich sollte aktiv werden. Ich sollte rausgehen, mich ins Cafe hocken, spazieren gehen usw. Das war gut gemeint und schon gut, aber auch das brachte mich nicht weiter.
Das Problem ist auch das ich nicht der Typ bin, der sich alleine in ein Cafe hockt. Ich kann solche Aktivitäten auch alleine nicht genießen. Ich würde es dort nicht lange aushalten. Und einen Ausflug machen, sich etwas anschauen, etwas besichtigen, kann ich auch nicht allein genießen. Mir fehlt dann einfach jemand mit dem ich das teilen kann, jemand mit dem ich das gemeinsam genießen kann. Aber ich habe niemanden, ich bin alleine. Ich hätte schon gerne eine Partnerin, aber ich fühle mich nicht liebenswert. Ich fühle mich nicht fähig eine Partnerschaft zu führen. Ich hätte Angst das meine Erkrankung meine Beziehung belastet und das die Beziehung für mich eine Belastung wäre.
Ich bin bei einigen Partnerbörsen angemeldet. Aber wenn ich die ganzen Profile der Frauen sehe, dann verlässt mich der Mut. Teilweise haben die Frauen große Ansprüche, genau wie die Männer. Und: Wer will schon einen kranken Mann? Eine Partnerin würde mir mit Sicherheit gut tun, doch ich bezweifle das ich eine finden werde. Zumindestens nicht solange sich bei mir nichts ändert.
Ich denke auch manchmal das ich erst Mal dafür sorgen sollte das ich auf die Spur komme und ich mein Leben in den Griff bekomme. Erst wenn ich das geschafft habe, kann und sollte ich an eine Beziehung denken. Doch wie schaffe ich das, wie soll ich das schaffen? Ich weiß es nicht!
Hinzu kommt auch, das mich meine letzte „Beziehung“ schwer mitgenommen hat, in vielerlei Hinsicht. Dank dieser letzten Beziehung wurden meine Depressionen schlimmer und dank dieser Beziehung bin ich auch in der Privatinsolvenz gelandet. Das heißt ich habe auch im Moment keinen finanziellen Spielraum. Das macht mir sehr zu schaffen und das lastet auf mir wie ein Betonklotz der mich nieder drückt. Zum Glück endet die Privatinsolvenz im August 2018. Ich habe also nur noch weniger als ein Jahr wo ich durchhalten muss. Aber diese Zeit wird noch sehr anstrengend. Und ich befürchte das wenn ich bis dahin kein Konzept, keine Lösung, keine Antworten auf meine Fragen gefunden habe, sich dann nicht viel ändern wird. Dann habe ich zwar mehr Geld, aber es geht weiter wie bisher.
Ich habe jetzt viel geschrieben und ich fühle mich leer. Danke an alle die das hier lesen. Ich würde mich über eine Antwort freuen.
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Leer

Beitrag von Luna1966 »

Lieber Riese.

Ich habe deinen langen Bericht fasst vollständig gelesen. Du schreibst sehr grübelnd - vielleicht ist das dein Naturell oder aber du befindest dich gerade in der Abwärtsschlaufe. Dennoch schreibst du so, dass man deine Gedanken gerne liest

Ich kann mir gut vorstellen, dass du in dem Frage- und Antwortenforum eine echte Bereicherung für viele dort gewesen bist. Ich kann mir aber auch vorstellen, wie ermüdend das für dich gewesen sein muss. Immer nur geben, nicht genug nehmen zu können...

Die Einsamkeit und die Leere in deinem Leben lese ich auch deutlich heraus. Der Wunsch nach Zweisamkeit. Ein ganz natürliches Bedürfnis - finde ich. Leider ist aber gerade der Wunsch nach einer guten Partnerschaft so schwer zu befriedigen. Da reichen Singleseiten nicht aus (aus meiner Sicht ist die Schnelllebigkeit dort ohnehin Gift für das Selbstbewusstsein von Depressiven).

Wie du den Sinn deines (restlichen) Lebens nun erkennen bzw. Noch wichtiger FÜHLEN kannst, kann ich dir leider auch nicht sagen. Aber ich kann dir sagen, dass es schade gewesen wäre, hätte ich heute morgen nicht deine Gedanken lesen können. Sie sind inhaltlich wirklich sehr wertvoll.

Ich wünsche dir, dass du in einen guten Austausch hier im Forum kommst. Reale Treffen mit Gleichgesinnten werden immer mal wieder (je nach Wohnort) angeboten - Rubrik "Beziehungen im Forum". Vielleicht wäre sowas ja ein erster Schritt aus deiner Einsamkeit heraus. Dann "kennt" man sich und muss nicht alleine im Cafe sitzen um vor die Türe zu kommen.

P.S. Mit Gewichtsproblemen haben auch viele zu kämpfen. Da gibt es auch Wege, die man GEMEINSAM gehen kann - neben dem Sportcenter. Sich gegenseitig zu einem gesünderen Eßverhalten motivieren z.B. - das geht dank Internet auch über's Handy.

Sei nochmal herzlich Willkommen

Luna
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Leer

Beitrag von Bittchen »

Lieber Riese,

herzlich willkommen.
Auch ich habe deinen Text ganz gelesen .
Da bin ich beeindruckt ,wie gut du dich, trotz deiner Krankheit, ausdrücken kannst.
Für mich bin ich froh,dass ich wieder so einen langen Text,konzentriert lesen kann.
Das war auch schon ganz anders.
Luna hat ja schon sehr viel Richtiges dazu geschrieben.
Die Zeilen zu lesen,bei deinem noch recht jungen Alter,meine älteste Tochter ist 42 Jahre,
erschreckt mich .
Du bist in einer sehr resignierten Stimmung und den Sinn des Lebens konnte uns noch keiner richtig erklären,der liegt ja bei jedem Menschen woanders.
Depression ist ja die Krankheit der Losigkeit,freudlos,wunschlos,antriebslos usw.
Da kann ich dir nur wünschen ,dass du doch die Tipps deines Therapeuten wahr nehmen kannst und auch alleine etwas unternimmst.
Steter Tropfen höhlt den Stein.
Kontakte sind sehr wichtig und alleine im Cafe sitzen ist immer noch besser, wie im stillen Kämmerlein hocken und Trübsal blasen.
Da wirst du auch keine Kontakte Knüpfen können.
Wir werden die Welt nicht verändern,was im Moment so ab geht, ängstigt mich,aber es macht mich auch wütend.
Nur Ellenbogen und ich ,ich,ich,das ist für uns Betroffene Gift.
Sich da den positiven Dingen zuwenden ist da gesünder.
Wir können nur aktiv gegen unsere Krankheit angehen.
Das macht oft keinen Spaß und ist auch anstrengend,aber leider geht es nicht anders.
Finanzielle Probleme sind auch nicht gerade förderlich für unser Gemüt,aber du siehst Licht am Ende des Tunnels.
Wie wäre es,wenn du anfängst auf dich stolz zu sein,weil du dich aus dieser Misere raus gekämpft hast ?
Das zu schaffen ist eine ganz große Leistung.
Einen guten Austausch hier,wir geben keine Ratschläge ,sondern teilen unsere Erfahrungen.
Da hast du bestimmt viel mit beizutragen.
Was ich dir schreibe,weißt du schon,aber manchmal muss man wieder daran erinnert werden,was schon mal aus dem Loch geholfen hat.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Birko
Beiträge: 501
Registriert: 20. Apr 2015, 13:33

Re: Leer

Beitrag von Birko »

Hallo riese

Auch ich habe dich gelesen, obwohl ich lange, engbeschriebene texte, eher nur überfliege. Aber du faszinierst mich, ich empfinde dich interessant.
Kommst gut an, finde ich und du bist so ehrlich.
Leider bist du dir selber im weg. Was du in deiner kindheit erlebt hast, wie z.b. das bringt doch eh nix, usw.
kenn ich nur zu gut. In diesem bereich bin ich ähnlich.
Allerdings kann ich mich selber mittlerweile ganz gut motivieren, manchmal wie fremdgesteuert, aber ich mach es.
Ich gehe z. B. gern schwimmen. Früher hab ich immer gedacht, alle lachen über mich. Irgendwann habe ich das abgelegt. Ich fing an, mich bewusst zu mögen. Habe das regelrecht trainiert. Irgendwann war es im Gehirn verankert.
Oder ich habe angst in den bergen, mein mann nicht, bergtouren waren immer sehr schön, aber angstbesetzt. Dann zog ich mich immer runter. Irgendwann habe ich gesagt, ich mache nur noch leichte touren und mir ging es besser.
Versuch mal, deine positiven seiten zu sehen. Die hast du. Das merkt man an deinem text. Falls du probleme mit dem gewicht hast, ändere es. Nur DU kannst den anfang machen.
Du sendest signale an dein umfeld und wenn die negativ besetzt sind, kommen die negativ zurück.
Das gehirn lässt sich umpolen durch andere Gedanken. Versuch es, geh raus, auch ohne lust.
Ich gehe dreimal die woche ins Fitnessstudio. Das ist mittlerweile in mir verankert. Der körper wird durchblutet, die gedanken ändern sich.
Mag dich und die anderen mögen dich. Versuch es mal.es ist schwer, ich weiss, aber machbar.

Gruss
mime
Beiträge: 1321
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Leer

Beitrag von mime »

Hallo Riese,

ich denke, dass du einigen hier mit manchen Sätzen aus der Seele sprichst. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Lebens zum Beispiel oder dass man nicht annehmen kann, selbst auch positive Eigenschaften zu haben, mit Interesse länger am Ball an irgendetwas zu bleiben usw. kennen bestimmt viele hier.

Was du vom Sport usw. schreibst: naja, bei deinen Arbeitszeiten ist es für mich durchaus verständlich, dass du nicht am späteren Abend noch Energie hast für eine sportliche Tätigkeit. Schließlich braucht man auch seinen Schlaf, um leistungsfähig zu bleiben.

Vielleicht wäre es möglich, zunächst ein bisschen Bewegung in deinen Alltag zu integrieren (falls du es arbeitsmäßig nicht sowieso schon inne hast) oder am Wochenende / Freitag Abend etwas zu machen. Ich finde es immer wichtig, dass einen Sport & Co. nicht noch mehr unter Druck setzen, als man ihn sowieso schon innerlich spürt. Man könnte sich evtl. einem Anfängerkurs anschließen (vielleicht gibt es Laufgruppen, die wenig Geld kosten oder andere Treffpunkte/Vereine, bei denen man nicht viel Geld in Verein und Ausrüstung investieren muss), um locker wieder reinzukommen in die Bewegung (ggf. später auch in den "Sport") - das könnte evtl. den Druck nehmen, von jetzt auf gleich fit werden zu müssen, sondern man könnte es ganz langsam angehen.

Hm, ja, Spaß zu empfinden dabei, ist natürlich auch schwierig. Aber vielleicht kann es motivierend wirken, wenn man es schafft, für eine gewisse Zeit vielleicht einmal pro Woche (oder alle 2 Wochen) etwas zu tun. Ganz locker, ohne Leistungsdruck. Denn: für Depressive kann es ja schon mal ein Erfolgserlebnis sein, überhaupt unter Menschen zu gehen und gemeinsam etwas zu machen.

Zum Thema Partnerschaft kann ich nicht viel sagen, außer: ich kann nachvollziehen, was du schreibst (dass man sich selbst erst mal akzeptieren lernen sollte, bevor es ein/e Partner/in kann usw.). Die Ansprüche, die sich da evtl. in Singlebörsen lesen (ich selbst kenne mich da nicht so aus), kann m. E. sowieso niemand erfüllen - das ist genauso wie mit Stellenanzeigen, das sind Wunschvorstellungen (und haben oft nichts mit der Realität zu tun).

Vielleicht wäre das ein Ansatzpunkt: Selbstakzeptanz. Ich habe auch sehr lange gebraucht (und übe heute noch daran), bis ich mich etwas besser akzeptieren konnte. Ich bin mir sicher, dass du durchaus viele positive Eigenschaften hast, auch wenn du dich derer vielleicht noch nicht so richtig bewusst bist.

Bemerkenswert finde ich, dass du es (fast) geschafft hast mit der Privatinsolvenz. Ich kann mir vorstellen, dass daran viele (auch diejenigen, die nicht an Depressionen erkrankt sind) scheitern, sich an die Vorgaben zu halten, das Verfahren einzuleiten usw., und du hast es sogar mit Depression geschafft, da am Ball zu bleiben. Hut ab! Insofern: Das ist sehr wohl konsequent, auch wenn du dir Konsequenz eigentlich absprichst.

Du hast geschrieben:
Wie gebe ich meinem Leben einen Sinn? Wie und wofür lebe ich überhaupt? Ich weiß es nicht. Und ich habe manchmal den Eindruck und das Gefühl das ich die Antwort nie finden werde.

Ohja, solche Gedanken kenne ich nur zu gut... eine Antwort habe ich auch noch nicht darauf. Ich denke schon, dass unser Leben einen Sinn hat oder wieder bekommt (oder ich hoffe es zumindest), auch wenn das im Gedankengut einer Depression erst mal schwierig ist - vielleicht findet man ja im Laufe des Lebens noch heraus, wofür es sich zu leben lohnt. Man muss möglicherweise erst im Kleinen damit anfangen lernen, also mit kleinen Dingen, die für einen selbst Sinn machen (es muss ja nicht gleich der große Lebenssinn sein).

So, ich könnte jetzt noch ganz viel schreiben, aber ich denke, fürs erste soll es genügen.

Alles Gute dir und viele Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Riese1974
Beiträge: 6
Registriert: 16. Okt 2017, 17:33

Re: Leer

Beitrag von Riese1974 »

Hallo und vielen Dank für eure Beiträge und Anregungen!

Ich freue mich sehr darüber und ehrlich gesagt, hätte ich nicht damit gerechnet, das mein Text solche Reaktionen hervor ruft.

Ja, ich glaube das ich generell zum grübeln neige. Und auch schreiben fällt mir ansonsten ganz leicht. Aber es gibt auch Tage, so wie heute, an denen es mir sehr schwer fällt, meine Gedanken auszudrücken.

Zur Zeit bin ich übrigens nicht in Therapie. Ich war es bis Februar letzten Jahres. Bei dieser dritten Therapeutin war ich mehr als ein Jahr. Sie war auch gut, besser als die zwei vorherigen Therapeuten, aber irgendwie hat mich die Therapie nicht weiter gebracht. Ich habe die Therapie dann abgebrochen und bin nicht mehr hingegangen.

Das Problem bei einer Therapie für mich ist, das man seine Termine hat, aber an diesen Terminen ist man nicht immer in der Lage seine Probleme zu besprechen und zu bearbeiten. Vor allem nicht, wenn man mal gerade in einer Hochphase ist. Wenn alles läuft sind die Probleme ganz weit weg und ich tue mir dann schwer darüber zu reden und darauf einzugehen. Ich genieße dann einfach die Zeit in der es läuft. Ich hatte den Eindruck das wenn ich eine Hochphase hatte und von einer Therapiesitzung kam, das es dann wieder bergab ging.

Aktuell nehme ich also keine Medikamente, mache keine Therapie und bei meinem Psychiater war ich auch schon seit mehr als 2 Jahren nicht mehr.

Motivation ist das Zauberwort. Die hätte ich gerne. Ich wüsste auch gerne, wie ich mich motivieren kann. Dinge tun reicht irgendwann auch nicht mehr aus, zu mindestens mir nicht. Im Grunde macht man dann irgendwann nur noch die Dinge die man tun muss, wie zum Beispiel Arbeit.

Ich finde es ganz schlimm, das wir als Menschen so vielen Einflüssen ausgesetzt sind, gegen die wir nichts machen können. Und ich finde das diese Einflüsse immer größer, immer mehr und immer negativer geworden sind. Sicher gab es schon immer Dinge die man hinnehmen musste. Aber das war doch mal eine Zeit lang auf einem erträglichen Maß. Das ist es inzwischen nicht mehr.

Mir fällt es schwer dies einfach zu akzeptieren, denn ich denke auch, wenn es alle nur akzeptieren, wird sich auch nichts ändern.

Ein aktuelles Beispiel: Mein Drucker ist defekt. Meine Mutter und mein Stiefvater haben ihn mir Ende 2012 geschenkt. Es ist ein Multifunktionsgerät. Ich habe schon mit dem Hersteller gesprochen und die haben mir schon gesagt, das sich eine Reparatur nicht mehr lohnt. Der Druckkopf kostet 70 Euro und dann weiß man nicht ob nicht noch mehr kaputt ist. Mir wurde dann gesagt, das ich froh sein könnte das es so lang gehalten hat, denn normalerweise hält ein Drucker nur drei bis vier Jahre!

Ich meine das kann es doch nicht sein. Ich kann mit dem Gerät jetzt gar nichts mehr machen. Nicht mal mehr etwas einscannen. So etwas regt mich tierisch auf, weil es auch eine sinnlose Verschwendung ist. Im Grunde wird sich nichts daran ändern, das geht immer so weiter bis die ganze Erde kaputt ist. Ich weiß das, aber ich ertrage den Gedanken nicht dabei einfach nur zuzuschauen.

Es ist ein Kampf gegen Windmühlen und weil dieser große Kampf aussichtslos ist, erscheint mir vielleicht auch mein eigener Kampf so sinnlos. Ich frage mich warum ich noch kämpfen soll. Nur um das ganze Elend weiter zu ertragen und mit zu verfolgen?

Mit Sicherheit mache ich mir über zu vieles zu viele Gedanken. Ich sollte mich mehr auf mich konzentrieren. Aber ich kann nicht einfach so leben als würde mich das alles nichts angehen. Ich fühle mich betroffen und verantwortlich.
T Ally
Beiträge: 595
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Leer

Beitrag von T Ally »

Hallo Riese,

Deine Beiträge habe ich gelesen und verspüre den Wunsch, Dir zu antworten. Du sprichst mir in Teilen aus der Seele. Diese Welt und viele Menschen darauf gehen mir auf den Zeiger. Diese Verantwortungslosigkeit, Verschwendung, das Profitstreben. Der mitfühlende Mensch bleibt auf der Strecke und die Unternehmen interessiert nur noch die Gewinnmaximierung. Muss gespart werden, werden Mitarbeiter entlassen, das geht am schnellsten und effektivsten. Mit dem Resultat, dass die verbleibenden noch weiter ausgequetscht werden.
Leider arbeite ich in einer Branche, die dies gerade sehr extrem umsetzt. Was mich wundert ist, dass das Geschäft dennoch am Laufen gehalten wird. Dabei sind wir unterbesetzt...

Ich habe für mich kein Mittel, mich dem zu entziehen. Nachrichten ignorieren und die Augen vor der Welt verschließen halte ich allerdings auch nicht für geeignet, denn irgendwie muss man ja im Alltag weiter klarkommen und mit Verleugnung klappt das m.E. nicht.

Leider weiß ich nicht, wie ich dieser Entwicklung etwas entgegensetzen könnte. Gern würde ich im Kleinen gemeinnützig arbeiten, nur fehlt mir die Kraft dazu. Eine Idee habe ich, aber die Welt werde ich damit nicht retten, vielleicht könnte ich das Leben von ein paar Menschen damit etwas einfach gestalten. Wenn denn nur endlich Belastbarkeit und Kraft zurückkommen würden. Leider vermisse ich diese seit Jahren und habe selten das Gefühl, das einzelne gute Tage dazwischen liegen.

Deine Grübelneigung kommt mir sehr vertraut vor, da mein Kopf immer in Action ist. Wenn ich äußerlich zur Ruhe komme, dann sitze ich gern in meiner Wohnung ohne akustische Reize. Leider ist das Haus sehr hellhörig, so dass ich aus den anliegenden Wohnungen einiges mitbekomme, das hilft mir dann aber über meine ständigen Ohrgeräusche hinwegzuhören. Richtige Ruhe hatte ich lange nicht.
Wenn Abends meine Gedanken kreisen und mich nicht zur Ruhe kommen lassen, dann setze ich einen Rat meiner Therapeutin um. Ich denke permanent "eins", immer und immer wieder. Das ist etwas in der Art Meditation und lenkt die Gedanken ab, irgendwann schlafe ich dann ein. Man kann jedes Wort dafür nehmen und es in ständiger Schleife denken, dann kommt man aus den Spiralen raus. Sobald sich wieder ein unerwünschter Gedanke einschleicht, wieder bewusst mit "eins" anfangen. Mir hilft es gut und es ist ohne jeden Aufwand. Zur PME kann ich mich nicht aufraffen... Zudem fühle ich mich derzeit ohnehin nur grenzenlos erschöpft und muss nicht runterfahren.

Momentan habe ich keine Therapie, nehme nur Medikamente und stelle deren Wirkung in Frage. Allerdings hat mir seinerzeit in der Klinik ein Arzt gesagt, dass ich an einer Hirnstoffwechselstörung leide und die eben mit Medikamenten behandelt werden sollte. Vielleicht ist es für Dich ein Weg, Dich aus der aktuellen Situation zu befreien. Einen Termin bei Deinem Psychiater solltest Du doch zeitnah vereinbaren könne, wenn Du schon in einer Kartei enthalten bist.
Ich erkläre mir meine Depression zum Einen wie gerade beschrieben und dann mit den unguten "Programmierungen". Wobei ich mich frage, warum es mit diesen Denkschemata so lange gut gegangen ist. Ich weiß zwar aus meiner Jugend (ich hatte schon damals viel Kopfschmerzen und auch unbegründete traurige Zeiten), dass ich in der Schule für andere eingetreten bin und sehr für Gerechtigkeit gekämpft habe; aber je älter ich wurde, desto weniger konnte ich das.

Ein Abitur habe ich nicht und fühle mich daher den Menschen mit Abitur unterlegen. Daher mag ich nicht den Mund aufmachen, da die anderen ohnehin viel schlauer sind als ich und dann meine Dummheit bemerken würden. Das fing extrem in der Ausbildung an, als die drei Jahre Altersunterschied deutlich zu bemerken waren und ich des öfteren vorgeführt wurde. Seither halte ich lieber den Mund. Und mein Selbstbewusstsein ist quasi nicht mehr vorhanden.

Lieber Riese, ich verstehe Dich sehr gut und kann jetzt keine schlauen Ratschläge geben, da auch ich noch um meinen Lebensmut und -willen kämpfe. Aber ich hoffe, es hilft Dir zu spüren, dass Du mit diesem "Weltschmerz" nicht allein bist.
Grad kann ich kaum mehr einen klaren Gedanken fassen und ende daher liebe.

Ich wünsche Dir alles Gute - für die anstehende Arbeitswoche und überhaupt ;)
irma
Beiträge: 1002
Registriert: 25. Sep 2015, 18:06

Re: Leer

Beitrag von irma »

Hallo,

Nein mit diesem Weltschmerz seid ihr wirklich nicht allein. Welches Thema man auch beleuchtet, alles ist im Argen. Hunger, Aufrüstung, Arbeitslosigkeit, Mieterhöhungen, Verdrängung der Mieter aus Städten, ein großes Problem in Hauptstädten durch Tourismus, Krieg, Terror, Umwelt, Klimawandel, Pflegenotstand, Überalterung, Moral, Profitgier, Waffenexporte. Hab ich alles? Bestimmt nicht. Und keine Lösung auch nur für eines dieser Probleme. Manches soll auch gar nicht gelöst werden, könnte schlecht für die Wirtschaft sein. :roll:

Ha, und dann noch die eigenen. Wenn man über alles nachdenkt, kommt man nicht nur ins Grübeln, sondern Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Ich glaubd yuch, es war noch nie so schlimm, wie zu dieser Zeit. Die Frage kommt auf, warum nicht alle Menschen darunter leiden. Vielleicht wäre unsere Welt dann etwas besser? Unsere Politiker kennen manche Notstände nicht. Können wir etwas ändern?

Aber ich will euch und mir nicht den Sonntag verderben.

Versucht euch den Rest vom Wochenende zu erholen.

Liebe Grüße
Irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Leer

Beitrag von Gertrud Star »

Naja, ob bei solchen langen Arbeits-Wegezeiten-Mix in Kombi mit Verschuldung alles nur noch als Weltschmerz bezeichnet werden kann, ist fraglich. Da sind sicher gerechtfertigterweise melancholische bis depressive Anteile dabei.

Ich denke, dass in Zeiten größerer gesellschaftlicher Umwälzungen aber der Weltschmerz größer ist, ganz allgemein und auch gerechtfertigterweise. Denn es gibt mehr Unsicherheiten, Kriege, Elend und soziale Spaltung. Ehe sich das reguliert, dauert das mehr als 2-3 Generationen, und zwischendurch gibt es viele Verlierer, die oft als Schuldige und Asoziale abgestempelt werden.
Riese1974
Beiträge: 6
Registriert: 16. Okt 2017, 17:33

Re: Leer

Beitrag von Riese1974 »

Hallo und vielen Dank für eure Rückmeldungen.

Ich kann euch leider erst heute antworten, da ich unter der Woche zu kaputt war um noch etwas zu schreiben.

Es ist wie Gertrud Star geschrieben hat Meine aktuelle Situation drückt mich runter. Die Arbeit macht mir im Moment Spaß, da sie mich geistig fordert. Aber der Arbeitsweg kotzt mich an, da ich es hasse mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.

Mein Arbeitsweg beträgt 46 Kilometer (einfache Strecke) und selbst wenn ich mit 90 km/h hinter den LKWs hinterher fahre, brauche ich für eine Strecke nur 30 bis 40 Minuten. Aber der Zug ist für mich die günstigste Möglichkeit um auf die Arbeit zu kommen.

Zusätzlich beschäftigt mich das Weltgeschehen. Ich versuche es immer auszublenden, aber wenn ich im Fernsehen, im Internet nur eine kurze Meldung sehe, fängt mein Gehirn schon wieder an zu rattern.

Naja, mein bester Freund versucht mich aufzumuntern. Er sieht immer alles nur positiv. Das ist schön, aber es nervt mich manchmal auch. Denn ich denke das es ein Stück weit auch Selbstverarschung ist.

Ich versuche diese Woche ein paar Schritte nach vorne zu machen. Warum weiß ich nicht. Ich mache es einfach. Auch wenn ich nicht weiß wofür und ob ich die Kraft dazu finde.
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Leer

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Riese,

einige deiner Probleme kenne ich noch von früher, speziell die Kombi von Verschuldung (auch durch jemand anderen ausgelöst) plus sehr lange Arbeitswege. Auch bei uns in der Familie waren einige Menschen weit überdurchschnittlich schlau und etwas melancholisch, einer starb sehr jung an einer schweren Krankheit.

Es fehlt so ständig an finanziellem Spielraum und zeitlichem Freiraum. Vor allem in der Kombination ist das sehr schwierig auf Dauer auszuhalten. Man merkt es nur nicht so richtig, weil man sich daran gewöhnt, sondern meist erst hinterher.
Und in solch einer Anspannungssituation wäre es auch super, wenn einem jemand Arbeit daheim abnehmen würde. Ist aber leider nicht so.

Ich finde es gut, dass dir die Arbeit Spaß macht, und dass dein Freund dich aufmuntert und gnadenlos die positive Sicht dir darstellt. Den Tipp von jemand anderem, wenigstens alle 1-2 Wochen mal eine positive Aktivität würde ich eventuell versuchen. Aus meiner Erfahrung kann man das nur in einzelnen Momenten etwas tun, weil die Zeit fehlt. Manchmal muss einem auch jemand anderes mitreißen, auch wenn einem das brutal oder wie anlügen vorkommt. Das ist der Lebenssituation und der Schlappheit geschuldet.
Doch es ist schön, dass du noch einiges Schönes in deinem Leben wahrnimmst, auch wenn die Zeit für positive Aktivitäten sehr eingeschränkt ist.

Nichts mit in den Alltag von der Klinik nehmen, wird so nicht ganz stimmen. Du hattest vielleicht ganz große Hoffnungen, dass es dir hinterher dauerhaft besser geht, was unter deinen Lebensumständen nicht so ganz funktioniert und funktionieren kann.

Sei etwas weniger streng mit dir. Du bist an die Grenzen des Machbaren gekommen. Man erhofft sich da von der Therapie super Erfolge und merkt die Begrenzungen nicht mehr wirklich, die einen die Lebenssituation auferlegt.

Es ist gut, dass du dich schon vor Ablauf der PI schon innerlich darauf einstellst, was du verbessern könntest. Vielleicht schreibst du schon mal zwanglos auf, was du machen könntest, ohne an Pflicht zu denken, also an eine Durchführungspflicht. Einfach so mal träumen.
Vielleicht kann ja auch erst dann eine Therapie greifen, oder du schaffst es so.
Es ist ja nicht mehr super lange hin, bis du Erleichterungen in deinem Leben haben wirst.

Weil du von Übergewicht sprichst: Warst du schonmal beim Arzt, den Blutzucker bestimmen lassen? Bei mir beginnt Altersdiabetes, und Diabetes macht auch schlapp.

Liebe Grüße
Gertrud
Riese1974
Beiträge: 6
Registriert: 16. Okt 2017, 17:33

Re: Leer

Beitrag von Riese1974 »

Hallo Gertud,

ich danke dir für deinen Beitrag.

Ja ich bin beim Hausarzt unter Kontrolle. Habe auch Bluthochdruck und lasse ein Mal im Jahr mein Blut kontrollieren. Zum Glück ist alles in Ordnung.

Ich weiß das einen die Klinik nicht heilt. Das hat auch ein sehr guter Therapeut dort gesagt. Er sagte die Klinik macht sie nicht gesund. Doch ich hatte mir erhofft, das ich dort die Impulse bekomme, die bei mir für ein Aha-Erlebnis sorgen. Das es einfach Klick macht.

Ich hatte schon mal geschrieben das sich mein Leben wie ein großes verknotetes Knäuel anfühlt. Ich will und erwarte nicht das jemand kommt und mir das alles aufdröselt. Ich will einfach nur den Anfang finden. Den Anfang der es mir ermöglicht dieses Knäuel nach und nach zu entknoten.

Ich weiß das dies ein Prozess ist, das wird nicht über Nacht passieren. Ich komme mir vor wie ein Maler vor einer leeren Leinwand der nicht weiß was er malen soll, wie ein Autor der vor einem leeren Blatt an seiner Schreibmaschine sitzt und nicht weiß was er schreiben soll. Ich bin einfach nur ratlos.

Ja, mein Freund versucht mich aufzumuntern, aber manchmal nervt mich seine positive Sichtweise. Mir fallen dann einfach nur die ganzen negativen Aspekte des Lebens, nicht nur meines Lebens, ein. Und dann kommt mir diese überaus positive Sicht fast wie Idiotie vor.

Ja, die Verschuldung drückt mich runter und lastet wie ein Betonklotz auf mir. Ich habe meine Ansprüche schon auf das absolute Minimum gesenkt. Aber nicht nur wegen der Privatinsolvenz, sondern auch wegen der Ereignisse und Erlebnisse der letzten Jahre.

Ich will und werde mich nicht mehr mit unnötigen Dingen belasten und nur noch das kaufen was ich wirklich zum Leben brauche. Wenn die Wirtschaft denkt sie würde nächstes Jahr einen kauffreudigen Konsumenten hinzu gewinnen, der einiges nachholen will und in einen Kaufrausch verfällt, dann hat sie sich ganz gewaltig verrechnet.

Mir geht es hauptsächlich darum Freiheit zu gewinnen, finanzielle Freiheit. Ich will niemanden etwas schuldig sein und ich will das ich die Dinge die ich brauche auch kaufen kann.
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Leer

Beitrag von Bittchen »

Lieber Riese,

ich schließe mich Gertrud an,du bist bald befreit von deinen großen finanziellen Sorgen.
Das wird dir auch helfen, wieder positiver in die Zukunft sehen zu können.
Auch ich bin kein Freund von reinem "Positiven Denken,"aber realistischer sollten wir schon sein.
Da versperrt uns die Krankheit oft die Sicht und zieht uns durch die Hoffnungslosigkeit runter.
Jeder Schritt,auch die Klinik,kann ein Schritt zu mehr Lebensqualität sein.
Ja ,Geduld habe ich auch sehr lange lernen müssen,aber es wird wieder besser.
Die Welt zu verändern,ist eine unlösbare Aufgabe für den Einzelnen.
Für mich gilt:"Ich möchte anständig durchs Leben gehen und trotz vieler Probleme,mir den Glaube an das Gute erhalten."
Dass fällt mir durch viele menschliche Enttäuschungen auch nicht immer leicht.
Eine Liste hilft da.
Da schreibe ich auf eine Seite,was ich im Leben noch Gutes habe und was schlecht läuft,auf die andere Seite.
Die Seite,was es noch Gutes in meinem Leben gibt ,ist immer länger.
Auch wenn es nicht gerade was mit Geld zu tun hat.
Das hilft mir dankbar zu sein.
Sich von unnötigen Ballast zu befreien ist gut.
Das trifft für unsere Seele zu, aber auch für unser Konsum verhalten.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Riese1974
Beiträge: 6
Registriert: 16. Okt 2017, 17:33

Re: Leer

Beitrag von Riese1974 »

Hallo Bittchen,

ich war einige Zeit nicht online.
Ich danke dir für deinen Beitrag.

Im Moment ist Stillstand. Es geht nicht weiter. Warte auf einen Termin, den ich am Montag habe. Setze meine ganze Hoffnung da rein. Weiß gar nicht was passiert, wenn er nicht die erhoffte Erlösung bringt. Will gar nicht daran denken, auch um den Druck nicht zu erhöhen und um meine Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Sonst wird die Enttäuschung wieder zu groß.

Liebe Grüße
Andres
Riese1974
Beiträge: 6
Registriert: 16. Okt 2017, 17:33

Re: Leer

Beitrag von Riese1974 »

Hallo,
ich wünsche allen ein frohes neues Jahr. Vor allem viel Kraft und Gesundheit.
Die Feiertage waren soweit ganz gut. Leider hat sich der Sohn einer Arbeitskollegin kurz vor Weihnachten umgebracht. Er hatte sich vor den zu gelegt. Diese Nachricht hat mich schon ziemlich getroffen.
Für das neue Jahr hatte ich viele neue Ideen und Motivation, aber an Neujahr kamen auf einmal dunkle Wolken in mir auf. Ich weiß nicht warum, vielleicht wegen der Arbeit, vielleicht auch wegen meinem Geburtstag am 02.01. Der gestrige Tag war dann auch tatsächlich der Horror. Ich hatte in der Nacht nur sehr wenig geschlafen und saß total gerädert vor dem PC und durchsuchte das Internet nach Adressen von Psychiatern. Ich war auch auf der Internetseite der ersten Klinik in der ich im Jahre 2007 war. Mir kam der Gedanke da wieder hinzugehen. Arbeiten war ich nicht.
Nachmittags war ich bei meiner Mutter und meinem Stiefvater. Das es mir richtig beschissen ging habe ich mir nicht anmerken lassen. Meine Mutter ist 71 Jahre alt und ich will sie nicht damit belasten. Ich weiß das sie das fertig machen würde, wenn sie wüsste wie es in mir aussieht.
Ich bin jetzt krank geschrieben und daheim und seit heute geht es mir wieder besser. Die Hoffnung und Motivation ist auf einmal wieder da. Ich weiß nicht was das die letzten zwei Tage war. Aber ich bin froh das dieser Schub wieder vorbei ist.
Pummelchen
Beiträge: 1634
Registriert: 2. Sep 2015, 17:21

Re: Leer

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Riese,

alles Liebe und Gute zu deinem gestrigen Geburtstag. Gut das es dir wieder besser geht. Das du vor deiner Mutter dir nichts anmerken lassen willst kann ich gut verstehen. Das ging mir auch immer so, aber meine Mutter hat es meistens gespürt und gemerkt das es mir mir nicht gut geht.
Ich kenne das auch das einen die Depression plötzlich anfliegt, manchmal einfach so, zeitweise evtl. begründet. Mit dem Sohn deiner Arbeitskollegin das würde mir auch sehr nahe gehen, das ist einfach schrecklich!!!
Wünsche dir gute Besserung, es geht bestimmt wieder bergauf! Liebe Grüße Pummelchen
Yoshy
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Registriert: 10. Dez 2017, 17:30

Re: Leer

Beitrag von Yoshy »

Hallo Riese,
ich hatte genau das gleiche bei mir auf der Arbeit!
Vor 2 Jahren.
Der Junge einer Kollegin legte sich auch auf die Gleise! Gerade 16 Jahre alt.
Mich hat das so belastet und ich habe mir den Kopf zerbrochen. Bei mir waren es die Denkweisen und Kommentare der "gesunden" Kollegen. Da hab ich wieder gemerkt,wie ich doch total anders ticke!

LG
Yoshy
Bebsi
Beiträge: 7
Registriert: 1. Jan 2018, 12:30

Re: Leer

Beitrag von Bebsi »

Hallo Riese1974,

ich habe mir eben deinen langen Eingangstext dieses Threads durchgelesen und mich in deinen Aussagen durchaus widererkannt.

Ich bin seit Jahren auf der Suche nach einem Sinn für mein Leben, aber es will mir nicht gelingen diesen zu finden. So lange es mir halbwegs gut geht, komme ich damit zurecht, aber sobald mich wieder die negativen Gedanken und Emotionen übermannen, stellt sich auch mir immer wieder erneut die bohrende Frage, wofür ich das alles ertragen soll und muss.

Ich kenne ebenfalls dieses Gefühl, dass ich hier einfach nicht hingehöre, dass ich in dieser Welt schlichtweg nichts verloren habe. Ich fühle mich oft fremd und einsam - besonders, wenn ich versuche dem durch gesellschaftliche Kontakte und Aktivitäten zu entkommen. In Menschengruppen empfinde ich meine "Andersartigkeit" meist noch viel stärker. Ich kann den meisten Dingen, die anderen Freude und Erfüllung bringen, einfach nichts abgewinnen. Und auch für mich selbst finde ich oft nichts, was mir Freude bereitet.

Meine Beziehungen sind bisher auch stets gescheitert, die letzte erst vor einigen Wochen. Ich leide immer noch sehr darunter. Ich versuche nach jeder neuen Verletzung, meine Gefühle endlich zu kontrollieren und unterdrücken, sodass sie mir nicht mehr schaden können, sodass ich für andere nicht mehr emotional angreifbar und verletzlich bin. Ich weiß natürlich tief im Inneren, dass das weder der richtige noch ein gangbarer Weg ist. Aber oft spiele ich mir diesbezüglich selbst etwas vor, einfach um erstmal weiter zu funktionieren. Am Ende sehne ich mich wie die meisten Menschen natürlich nach einem Partner, aber mit jeder neuen Enttäuschung baue ich mehr Misstrauen und Angst auf. Das führt unweigerlich zu einem ständigen inneren Konflikt.

Ich werde gleichfalls von anderen Leuten durchaus als Ratgeber geschätzt, aber mir selbst bin ich nie ein guter. Das ist schon ziemlich ironisch.

Dein Weltenschmerz ist mir ebenfalls sehr vertraut. Er begleitet mich, seit mich die Pubertät aus meiner glücklichen und behüteten Krankheit gerissen und der Beginn der Krankheit diese Phase noch zusätzlich erschwert hat. Ich habe diesen plötzlichen Bruch wohl bis heute nicht wirklich verarbeitet, bzw. habe ich nie gelernt mit der neuen Situation wirklich einen gesunden Umgang zu pflegen.

Liebe Grüße

Bebsi
Musikant
Beiträge: 43
Registriert: 19. Nov 2017, 05:34

Re: Leer

Beitrag von Musikant »

Hallo Riese1974, hallo Bebsi, hallo zusammen,

es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von Jedem. Daher möchte auch ich ein paar Zeilen zum Thema beitragen.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens und der Versuch einer Einordnung des Ichs in diese Welt ist völlig normal und beschäftigt mindestens seit der Antike die einfachen Menschen bis hin zu den größten Philosophen.
Ebenso empfinde ich es als normal, dass man sich über das Weltgeschehen Gedanken macht und z.B. die ungleiche Verteilung von materiellem Reichtum auf der Welt kritisiert, oder sich beispielsweise darüber aufregt, dass der mächtigste Mann der Welt sich intellektuell noch im Kleinkindalter befindet (wobei ich jetzt mit dieser Aussage keine Kleinkinder beleidigen möchte) und dabei allerhand Schaden anrichtet.

Wo sehe ich also meinen Sinn im Leben?
Hmmm … darüber muss ich erst einmal sehr lange nachdenken, denn es gibt so unglaublich viele Missstände auf der Welt, die ich gerne abstellen würde. Ich denke, das wäre eine lohnenswerte Aufgabe für mich, weil ich ja ein guter Mensch bin und auch mal meine persönlichen Interessen zur Seite schiebe, um anderen zu helfen (jedenfalls sagen das andere über mich).
Und ich denke immer noch nach…
… tut mir leid, aber es dauert noch, weil es einfach so viel ist, über das ich nachdenke.
Und immer tun sich Fragen auf und erzeugen wiederum neue Fragen, die ich doch so gerne beantworten möchte und die mich ganz sicher ein Stück näher an den Sinn meines Lebens heranführen.

Und wo bitteschön bleibe ich auf dieser gedanklichen Reise? Wo sind die Lösungen meiner eigenen Probleme? Und habe ich eigentlich genug Kraft (und Zeit) immer nachzudenken, wie ich die Probleme anderer lösen könnte?
Wo ist er denn nun, der Sinn meines Lebens???

Und dann schaue ich auf mich selbst und sehe, dass ich nicht mehr gesund bin. Ich sehe, dass ich nur begrenzt Kraft und Zeit zur Verfügung habe. Und ich sehe auch, dass allein schon bei mir manche Probleme einfach noch nicht gelöst sind. Und ich frage mich, ob der Sinn meines Lebens nicht wenigstens zu einem kleinen Teil auch darin besteht, gut zu mir zu sein und für mich selbst so zu sorgen, dass ich mit meinem Leben ein kleines Stückchen zufriedener bin?

Wie wäre es denn, z.B. mal etwas Sport zu machen? Nordic-Walking wäre toll, weil ich da an der frischen Luft bin, fast alle Muskeln in meinem Körper trainiere und ich nach einer Zeit sogar größere Kraftreserven aufbaue die hilfreich bei der Bewältigung meiner Krankheit wären? Und wie wäre es, wenn ich auch noch eine gute Bekannte zum Nordic-Walking motiviere, die ebenfalls gesundheitliche Probleme, aber keinen Antrieb hat, alleine zu trainieren und wir uns dann einmal die Woche treffen, um an diesem Tag gemeinsam zu walken?
Was wäre, wenn ich mal anfange, Musikstücke zu komponieren und zu arrangieren? Musik ist schließlich das, was mich seit meiner Kindheit begleitet und mir sehr am Herzen liegt. Nicht nur das Musizieren selbst, sondern auch das Schreiben von Musik wäre vielleicht etwas, was mir einen gewissen Sinn im Leben geben würde. Wie wäre es, wenn ich dann für einen guten Freund zu seinem Geburtstag mal ein Stück komponiere, das dann von seinem Orchester gespielt wird? Also, der würde sich ganz bestimmt freuen und für mich wäre es auch eine schöne Arbeit, die ich ausgesprochen gerne machen würde, denn ich kenne mich schließlich.
Und wie wäre es eigentlich, mal wieder etwas Grün auf dem Balkon zu haben? Ich mag doch so gerne die Natur und freue mich vielleicht über blühende Pflanzen, die ich selbst gezogen habe und pflegen muss, damit sie gut wachsen. Und wie wäre es, beim Kauf der Samen darauf zu schauen, dass die Pflanzen nicht nur schön sind, sondern auch für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge Nahrung bereitstellen? Dann hätte ich auf jeden Fall auch für die Natur etwas getan und helfe im Rahmen meiner (begrenzten) Möglichkeiten, die Umwelt ein ganz kleines Stückchen zu erhalten.

Wäre das etwa der Sinn meines Lebens? Bin ich deswegen auf dieser Welt?
Ich weiß es nicht.
Vielleicht sollte ich mir auch nicht zu viel den Kopf darüber zerbrechen, sondern einfach mal anfangen, zu machen. Ich glaube nämlich, dass ich es zu einem kleinen Teil selbst in der Hand habe, mir mein Leben angenehm zu gestalten und ich glaube auch, dass ich damit schon ganz schön viel zu tun hätte.
Einen Versuch ist es allemal wert und dann schaue ich nach einer Zeit, ob es mir gut tut, oder ob ich es besser wieder lasse, um doch diesen einen großen Schritt zu gehen und gleich die ganze Welt zu retten …
Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach' Zitronenlimonade draus!
Musikant
Beiträge: 43
Registriert: 19. Nov 2017, 05:34

Re: Leer

Beitrag von Musikant »

ein Nachtrag:
Der einleitende Satz meines vorherigen Beitrags bezieht sich (mit etwas Augenzwinkern) auf mich. Ihr habt nämlich alle schon so viele gute Worte geschrieben, dass mein Beitrag eigentlich überflüssig ist. Ich habe lediglich meinem Drang nachgegeben, auch etwas zu diesem für mich wirklich spannenden Thema zu schreiben, das mich schon seit vielen Jahren beschäftigt.
Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach' Zitronenlimonade draus!
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