Die Gefühle bewegen sich...

[axelito]

Hallo Ronja,

wie möchtest du genannt werden? Ronja oder Wibke. Für was steht eigentlich 75 vor Ronja? Für mich ist es einfacher mit dir über einen Namen zu kommunizieren.

Phuu...mal ganz ruhig...Wieso mustest du dich gut vorbereiten? Auf was? Warum kam es dazu, das dich diese Frau verletzen konnte? Schreib dein Frust ruhig hier rein,okay. Wag es!gandolph

[wiggerl]

Lieber Gandolph,

ich habe die Zugehfrau seit meiner Kindheit gekannt. Seit Juli 2003 war sie im Altenheim. Seither wechselten sich Lungenentzündung und andere Krankheiten ab. Zuletzt wurde sie an einem eitrigen Knie operiert. Hiervon erholte sie sich nicht mehr. Sie wurde 92 Jahre alt. Den letzten Geburtstag haben wir im November gefeiert.

Sie war wie eine Angehörige. Deshalb geht mir ihr Tod recht nah. Aber - objektiv gesehen - war für sie das Leben zuletzt nur noch Leiden. Sie wurde wirklich erlöst. Ich versuche laufend, mir diese Tatsache zu vergegenwärtigen und damit den Schmerz über ihren Heimgang zu überwinden.

[axelito]

Hallo Hartmut,

schön das du dich meldest.
Jetzt erfasse ich erst einmal,wie nah dir dieser Mensch wahr. Ich fange an zu verstehen.. Schließlich sind viele gemeinsame Jahre in deiner Trauer dabei. Das läßt eben nicht gleich los. Mir gings schon beim lesen deiner vorletzten Einträge schlecht. Da war ne große Last in deinen Einträgen. Das habe ich selbst in Berlin erspürt. Ich möchte das du weißt,das du gern hier dein Verlust reinschreiben kannst. Du hörst so vielen hier im Forum zu, da ist der Zeitpunkt gekommen, dir Unterstützung abzuholen.
Ich möchte dir sehr gern zuhören. gandolph

[axelito]

Hallo Ronja,

hat sich deine Angst(letzter Eintrag) um dich erst einmal beruhigt? Wie hast du die letzte Nacht geschlafen?
Nimmst du eigentlich Medikamente?Gandolph

[axelito]

Hallo alle Zusammen,

heute hatte ich wieder ne Therapiesitzung.
War echt ne bittere Pille für mich. Heute hat mein Therapeut zu mir gesagt,das er nichts gutes für mich tun kann. Ich bin ein super kritischer Mensch. Sein Eindruck ist der,das ich nichts annehmen kann. Sondern ich alles hinterfrage und mich für schlecht gelaufene Pläne verantwortlich mache. Und ich im Grübeln weglaufe vor mir selbst und den Alltagssituationen...

Ich fing damit an, das ich heut morgen Streit mit meiner freundin hatte. Schon am morgen,so um 8.30h hab ich Fernsehen geguckt. Ist sonst nicht mehr meine Art. Erstens weil ich schon seit 7.00h wach im Bett gelegen habe und zweitens ich so viel grübelte,das ich mich mit dem Fernsehen abgelenkt habe. Doch alles das wußte meine Freundin nicht,sondern merkte nur wie ich eben Fernsehen sah. Ich kam gar nicht dazu ihr das alles zu erzählen. Schon war das Frühstück mit Streit belastet. Denn sie mahnte mich an, das ich doch viele andere Dinge noch zu erledigen habe. Ich war sauer auf sie. In meiner Depressionsphase hab ich einfach keine Lust etwas zu tun. Und das wußte sie. Ich hatte aber das Gefühl, das sie das alles ausgeblendet hatte.

Das zweite was mir auf dem Herzen liegt, ist das ich rationale Aufgaben und emotionale Aufgaben ständig trenne und somit ich mich selbst nicht verstehe,was gerad eigentlich passiert. Wißt Ihr wie das ist? Ich fühle mich so alleine, ohne selbst orientiert zu sein. Nie sicher im Denken und Fühlen sein. Unverstanden,blöd im Kopf,unfähig im Herzen zu fühlen. So sieht es in mir zur Zeit aus. Kann mir jemand helfen,die Knoten im Hirn zu lösen? Was mache ich da? Hab keine Ahnung...gandolph

[axelito]

hallo alle Miteinander,

mein Leben ist total verkorkst. Ich verlasse mich und die Anderen,bevor ich es überhaupt merke. Ich bekomme keinen Zugang zu mir. Grüble, um überhaupt etwas zu tun(um wieder zu merken, das ich mich wieder und wieder verlassen habe, bekomme von mir nichts mit). Doch eine Erlösung ist nicht in Sicht. Ich verstehe mich nicht mehr. Weiß nicht mehr weiter.gandolph

[Ronja75]

Lieber Gandolph,
mensch habe ich gestern gelitten: ich habe Deine Beiträge gelesn und konnte nicht antworten, weil die Tastatur meines Notebooks kaputt ist. Das dauert auch noch 10 Tage, bis die wieder repariert ist. Heute bin ich in die Uni gefahren, um von hier aus zu schreiben.
Also wundere Dich nicht, wenn ich zur Zeit nur spärlich antworte.

Aber nun mal zu Dir:

Was ist Dir nur passiert, dass es Dich so plötzlich wieder erwischt hat??

Dein Therapeut hat nur teilweise recht: er kann nichts gegen Deine Depression, Deine Ängste, Deine Handlungsweisen tun. Das kannst nur Du selbst. Was er aber schon kann ist Dir zuhören, Dich begleiten, Dir zur Seite stehen und Dich beraten.
Insofern kann er natürlich schon was für Dich tun, aber vielleicht nicht das, was Du Dir wünschst?

Der Streit mit Deiner freundin kommt mir sehr bekannt vor: ich höre auch immmer mal so Sätze wie "Das muss doch jetzt langsam gut sein" "Dir gehts doch besser" "die Depressionen hattest du doch im letzten Jahr"
Manche Leute blenden nach und nach aus, dass diese Krankheit nicht so einfach wieder vorbei ist, sondern immer wieder in kleinen und größeren Rückschlägen auf sich aufmerksam macht - und das man da nicht immer was gegen tun kann. Ich verstehe, dass Du sauer auf sie bist, aber es ist schon auch hart, mit einem depressiven Menschen befreundet zu sein.

Dein letzter Beitrag hat mich ziehmlich geschockt. Nein, ich will jetzt keine Entschuldigung hören, ich will nur sagen, dass ich in dem Moment des Lesens sehr gut mitfühlen konnte, wie es Dir geht.
Mit ganz viele Deiner Aussagen hast Du übrigens Unrecht, auch wenn Dir das sicher so erscheint und es sich im Moment so anfühlt:
Wenn Du noch merkst, dass Du Dich und andere verlassen hast, dann hast Du den Zugang zu Dir noch nicht völlig verloren, denn dann könntest Du das nicht mehr merken.
Und auch Dein Leben ist nicht verkorkst. Du erlebst wieder schreckliche Tage, die Dir Deine Krankheit zumutet.
Aber die werden vorüber gehen, so wie auch andere Krisen schon vorübergegangen sind. Hab Vertrauen! Es fühlt sich nicht so an, aber es wird wieder aufhören.
Mein Arzt hat mir mal einen Zettel geschrieben, der hängt jetzt neben meinem Bett. Darauf steht nur ein Satz: "Es geht vorbei"
Es ist schwer, das zu glauben.
Die Erlösung ist nicht in Sicht. Das stimmt. Aber das liegt nicht daran, dass sie so weit entfernt ist, sondern daran, dass Du sie nicht sehen kannst, was wiederum an Deiner Depression liegt.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, um aus dieser Phase wieder raus zu kommen!
Wie geht es Dir heute?
Scheu Dich nicht, mir Deine Telephonnummer zu schreiben, wenn Du meinst, das ein Telephonant mit mir Dir guttun könnte.
Ich würde mich total freuen!!

Noch ein paar Antworten auf Fragen von Dir aus den letzten Tagen:
Die 75 ist mein Geburtsjahr.
Ich nehme 150 mg Trevilor täglich und bei Bedarf Eunerpan oder Atosil.
Und ja, mir geht es wieder besser!

Ganz liebe Grüße,
Ronja

[wiggerl]

Lieber Gandolph,

ich würde Dich als hypersensibel einstufen und das durchaus positiv sehen. Du bist einfach ein guter Kerl. Deshalb macht Dir das immer schlimmer werdende Umfeld, womit wir ja alle zu kämpfen haben, besonders viel zu schaffen. Vielleicht solltest Du ja wirklich nicht alles bis zur letzten Kleinigkeit hinterfragen, sondern manches einfach hinnehmen, wie es ist. Ich versuche laufend, Belastungen, auch gefühlsmäßige, abzubauen. Wenn z. B. jemand meint, nur er habe unbedingt Recht, dann gebe ich ihm schließlich Recht, auch wenn ich es besser weiß. Warum soll ich mich streiten und Energie vergeuden?

Ich finde es wunderbar, dass Du Dir immer Zeit nehmen und mir zuhören willst. Aber zur Zeit verspüre ich keinen so großen Drang, mich hier so ausführlich wie im letzten Herbst zu melden. Aber ich werde natürlich immer wieder einmal hier vorbeischauen und auch Dir gerne zuhören. Es ist jedenfall gut, dass Du hier schreibst, wenn Du wieder einmal von einem Depressionsschub gebeutelt wirst.

[Ronja75]

Lieber Gandolph, ich vermisse Dich! Wie gehts Dir inzwischen? Immer noch so total mies und vezweifelt? Ich denk' an Dich, Ronja

[kr]

Hallo gandolph,

muss mich nach den zehn Tagen Abwesenheit erst mal wieder reinlesen. Ihr habt mir alle doch sehr gefehlt. Ich denke an Dich und hoffentlich erreichen Dich meine Wünsche für den neuen Tag.

Liebe Grüße
Kleiner Rabe

[axelito]

...liebe Ronja,

ich hoffe du bist mir jetzt nicht enttäuscht. Ich will dir schon lange ne Mail schreiben. Doch ich bin eher technisch passiv eingestellt und hab noch nicht herausgefunden wie ich im Outlook dir ne Mail mit meinen Namen senden kann. ...sorry...
Brauch noch ne´n Moment länger...Ich schreibe Dir. I´s fest versprochen....drück....

Seit meinen letzten Eintrag bin ich immer stärker ins Tal gerutscht. Meine Depri.-schübe hab ich zugelassen und eben nicht verdrängt. Die Folge: Unendlich Weinen,leeres unendliches Weinen...sehr traurig sein...getragen von dem Gefühl von mir weg zu Grübeln,mich nicht zu erspüren. So als ob sich in mir ne unsichtbare Wand aufgestellt hat, die alles abblockt was sich in mir nährt(also ich zu mir selbst). Mich nicht zu fühlen, fühlt sich grauenvoll an...
Da bin ich so sehr starr blockiert,das ich nichts,gar nichts auf die Reihe bekomme...
Nur noch elende-alleinsein-Gefühle beherrschen mich, lassen mich ein bischen Sterben,Hoffnungen werden begraben,alles erscheint mir sinnlos...( mir is jetzt gerad wieder zum weinen zumute...kann gerad nicht weiter schreiben...
Wenn ein Tränentropfen beginnt,
die Wange entlang zulaufen,
weint die Seele.
Dann kann ich nichts mehr tun,
dann will ich mich verkriechen,
will Abschied nehmen,
warte ab wie ein kleines Kind.
Mich durchfließen destruktive Gefühle,
lassen mich spüren,
wie winzig klein ich zu ihnen bin.
Sie durchbrechen jede Wand,
greifen nach meiner Existenz.
Hilfe, ich kann mich nicht schützen,
sie trommeln sich ein,
in meinen Kopf.
Sie tanzen ihr eigenes Lied,
ohne das ich es will.
Hört auf, brülle ich´s in mir rein,
doch wie entfesselt,
tanzen sie Ihr eigenes Lied.
Bumm,bumm...
Ohne das ich sie steuern kann,
verlangen sie nach Taten.
Zerstöre dich...schreits in mir drin,
dann hat das alles ein Ende.
Meine Träne von vorhin,
die von der Wange,
die kullert immer noch.
Damit weiß ich, ich soll Leben! Gandolph

[axelito]

Hallo Hartmut,kleiner Rabe,

endlich beginne ich wieder auf eigenen Beinen zu stehen.Mir gehts nicht gut. Und doch versuche ich zu schreiben. Das gibt mir die Chance mich aus dem Loch zu ziehen.

@Kleiner Rabe,
erzähl wie war dein herrlicher Ausflug? Viel Schnee? Hast du viel Bergluft mitgebracht. Schick mal was durch das Netz zu mir,kann das pur brauchen. Versprochen?
Welche Entdeckungen hast du erleben dürfen?
Komm erzähl mir was,plaudere auf mich ein,
es gibt Momente da will ich sein,
es wird mir gut tun,
dich zu hören.

@Hartmut,
was steckt dahinter,das du den Anderen Ihr Recht geben kannst? Natürlich kenne ich das auch von mir, doch mir gehts dabei nicht immer gut.gandolph

[axelito]

Hallo Ronja,

mich berühren deine Einträge. Spontan fühle ich mich von dir angenommen. Dafür will ich dir Danke sagen.

[kr]

Lieber Gandolph,

gern will ich Dir erzählen von leuchtenden Sonnen, von Schneekristallen, die in den Himmel fliegen, von der Eisfee ganz oben am Gipfel von Freude und Traurigkeit:

Wenn der Himmel so klar ist, dass ich denke: "Berge und Täler, auch die entferntesten Gipfel kann ich jetzt berühren", dann, in diesem Moment erkenne ich das Licht und den Schatten meines Lebens. Ein kurzer Augenblick voller Freude und Trauer zugleich, den ich nie wieder vergessen werde, den ich behalten möchte, doch der so flüchtig ist wie die Schneeflocken auf meiner warmen Stirn.

Ich kann im Wind tanzen und würde am liebsten zu Schnee verbrennen, der in Spiralen pulvrig in den Himmel fliegt. Die Anstrengung ist groß, kalt und heiss wird mir auf dem Weg nach oben, muss auch an´s Aufgeben denken, doch nur ganz kurz, um wieder Luft zu holen und den müden Füßen eine Erholung zu gönnen.

Ganz oben brennt die Sonne ihre Kraft in meinen Kopf. Gefährlich und schön ist die Eisfee, die am Gipfel nur auf mich zu warten scheint. Allein wie ich, sehnt sie sich nach meiner Gesellschaft und der Wunsch bei ihr zu bleiben wird immer größer. Doch ich bin wieder zurück, mit all den Gefühlen und Tränen, die ich glaubte im Schnee begraben zu können.

Hoch fliegen die Dohlen in den Bergen. Sie zeigen mir meine Begrenztheit aber auch meine Kraft, die einzusetzen ich mich so selten wage.

Ganz liebe Grüße vom
Kleinen Raben

[axelito]

...kleiner Rabe...

wie ein Schimmer voller Licht,
pralles sattes Gelb,
durchzieht deine Erinnerung meine Seele.
Ich werd durchlässiger,
mit deinen Erinnerungen,
weil sie voller Kraft doch sind.
Da ein Eiskristall,
dort die Dohle,
herrlich wie die Natur uns begrüßt.

Wir können uns Zeit nehmen,
können in uns verharren,
können in uns hineinspüren,
können eine Melodie hören,
können uns freuen das wir LEBEN!

Für mich ist es noch Sehnsucht,
so zu Können.
Doch bald wird auch für mich,
die Sonne erstrahlen,
wird auf meiner Nase kitzeln.
Ich und mein Seelenvogel,
werden uns erwärmen,
und mit innerer verbundener Lebenskraft,
die Berge des Lebens besteigen.gandolph

Lieber Kleiner Rabe,

danke das du geschrieben hast. Mir gibts Kraft. Werd meine Hoffnung nicht begraben. Werd sie in mir tragen. Und verschwenden werd ich sie auch nicht. Dazu ist sie viel zu kostbar. Gandolph

[axelito]

...an die liebe Ronja,

in dem Thread von Rufus hab ich dein Eintrag gefunden. es geht um einen geschützten Raum finden...

Mir fällt dabei ein,das der geschützte Raum nur du selbst sein kannst. Er ist immer da wenn du etwas brauchst. Falls er -wie bei mir-mal auch leer ist, so teile dich mit.
Was meinst du? gandolph

[kr]

Lieber Gandolph,

es ist die gleiche Sonne, deren Strahlen uns an der Nase kitzelt, uns ins Herz leuchtet und unsere Seele erwärmt. Der Schnee in den Berge, der Sand am Meeresstrand knirschen bei jedem unserer Schritte. Sturm und Wind, Bäche und Wellen singen die Melodie unseres Lebens. Aus der Vergangenheit führen die Wege in die Gegenwart und in eine Zukunft, die ganz allein wir bestimmen. Mut, Kraft und Geschicklichkeit werden unsere Helfer sein, wenn wir auf den Landkarten unserer Hoffnungen nach dem richtigen Weg suchen. Die vergangenen Siege und Niederlagen sind nicht vergessen, wenn wir neue Räume betreten, um sie mit unseren Gedanken und Gefühlen zu füllen, wenn wir immer noch etwas ängstlich ganz langsam die Türen zu unserer Zukunft öffnen, um hindurch zu gehen. Heute, jetzt, sofort den ersten Schritt zu wagen, mag er auch noch so klein sein wünsche ich Dir, mir, uns allen.

Grüße vom
Kleinen Raben

[axelito]

...an kleinen Raben...

ist die Tür die Veränderung?
Welch Blicke erreichen mein Herz?
Oft ist es die Verwirrung,die mich erreicht,
plötzlich zu erspüren,
gerad ist nichts Vertautes mehr da.
Was dann fühlen?
Zurückgehen etwa eine Viertelstunde,
so sagte es mir eine Familientherapeutin.
Doch meine Angst überwiegt,
erstarre im Innersten,
will mich verkriechen.
Denn Orientierunglos,Mißtrauisch zu mir sein,
war mein System.
Gab mir in schweren Stunden,
einen Halt.
Doch dieser Halt ist tückisch,
läst Gefühle nicht zu.
Läst keinen Sonnenstrahl ins Herz,
ist destruktiv und zerstörerisch zu mir,
hab gelernt meine Wut, die Aggression,
gegen mich zu lenken.

Ist es auch ein Stück Erde die uns zusammenhält?
Uns die Kraft gibt,unser Leben anzunehmen, wie es ist? Woran können wir erleben lernen und sicher sein, das Veränderung das Beständigste ist? Gandolph

[axelito]

Hallo liebe Anklicker,

seit ich ein Kind(seit ich denken kann) bin, lebe ich mit einer Antriebs- und Interessenlosigkeit.
Viele Jahre davon musste ich mir anhören,wie faul ich sei. Und das habe ich mir gefallen gelassen.Hab es sogar geglaubt. Und habe damit leben gelernt.
Für mich bedeutet dies heute, das ich es los werden will. Doch je mehr ich versuche höchst diszipliniert zu sein, um so mehr entferne ich mich von mir selbst. alles wird mir schnell zuviel. So zB.wie heute und gestern. Ich war den ganzen Tag zu Hause und hab mich sehr mühsam bewegt. Hab ein bischen den Haushalt gemacht und sonst vor dem Feernsehen meine Zeit verbracht. Mich ekelt das an. Kann mich aber auch zu nichts aufraffen.
Wer kennt das? Und wie ist es euch damit ergangen? Gandolph

[wiggerl]

Lieber Gandolph,

ich gebe Anderen Recht, obwohl ich anderer Meinung bin, weil ich mich mit einem andernfalls entstehenden Zwist nicht mehr belasten möchte. Was nützt es zu streiten, wenn man den Anderen sowieso, jedenfalls zur Zeit, mit seinen Argumenten nicht erreichen kann? Nach meinen Erfahrungen verschlimmert das "Recht haben um jeden Preis" die Depression.

Aber ich wehre mich dennoch, wenn ich verbal angegriffen werde. Das ist zur Erhaltung des seelischen Gleichgewichtes schon nötig.

[kr]

Lieber Gandolph,

entschuldige, wenn Du warten musstest, doch ich brauchte etwas Zeit, um mit der neuen Situation im Forum klar zu kommen. Hier kann man schon mal erkennen, dass wohl die Veränderung doch das Beständigste in unserem Leben ist .

Mir scheint, dass Du und ich völlig unterschiedlich an Situationen herangehen. Du analytisch nachfragend bis ins letzte Detail, ich mit dem Gefühl, aus dem Bauch heraus und manchmal wild entschlossen ohne die Folgen recht zu bedenken. Das soll keine Wertung sein, auch will ich nicht der Gleichmacherei Vorschub geben. Doch mir scheint, dass wir da etwas lernen können. Denn was ist eine Entscheidung wert ohne Überlegung, und was nutzen Gefühle, wenn man ohne zu denken wild herumrudert. Ich glaube von beiden Seiten das richtige Maß wäre wohl gut.

Das Leben anzunehmen wie es halt ist. Ein schöner Gedanke doch nicht einfach in die Tat umzusetzten. So viele leidvolle Dinge, Ungerechtigkeiten, Verzweiflung und noch viel mehr stürzen jeden Tag auf uns ein. Nur ich muss erkennen, dass ich dafür nicht zuständig bin, nicht sein kann. Ich muss mich mit der Tasache abfinden, dass ich weder die Welt retten kann noch den gesamten Schmerz zu meinem eigenen mache darf. Wenn ich das nicht tue, weiss ich nicht mehr ein noch aus, frage mich wass soll ich machen, wie solls weitergehen – und da gibt es keine Antwort, ich trete auf der Stelle und der Teufelskreis der Depri beginnt von neuem

Auch müssen wir uns wohl die Frage beantworten: Wie stellen wir uns unser Leben nach der Heilung vor? Sicher ist es nicht so, dass wir nur noch mit einem Lächeln und voller Freude ständig unterwegs sind. Es wird meiner Meinung nach auch dann Wut, Verzweiflung, Eifersucht, dunkle Gedanken und Tränen geben, nur wir können dann damit umgehen, geraten halt nicht in den Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen zu scheinen gibt. Vielleicht werden wir nicht in dieser Gesellschaft funkionieren wie ein Uhrwerk, wie es allgemein erwartet wird. Nur ist das so schlimm? Ist es nicht wichtiger menschlich zu sein und zu handeln?

Wie die Wege aus dem Kreis herausführen muss wohl jeder für sich selbst herausfinden, mit oder ohne Hilfe. Mir hilft auch das Forum, dass ich nicht „im eigenen Saft schmore“, Denkanstösse bekomme durch die Meinung anderer und meine Überlegungen und auch meine Gefühle hier schreiben kann – und so soll´s auch weitergehn.

Kleiner Rabe

[Ronja75]

Liebe Leute,
ich bin wieder da!!!

@ gandolph: Der geschützte Raum muss in einem selbst liegen, dass ist schon klar. Aber dafür muss man in sich einen Raum haben, in dem man für andere unerreichbar ist und das fällt mir schwer. Mein Therapeut gebraucht dafür das Bild eine Hauses: Während man normalerweise einen Vorgarten, einen Geartenzaun, eine Haustür usw. hat, kann man bei mir sofort reinspazieren und ich sitze dann verängstigt in einer Ecke und weiß nicht, wie ich den anderen wieder rauskriege... Muss mal in nen Baumarkt und mich nach Schlössern und Türen umsehen...

Q Hartmut: Streiten ist schwer, wenn man in einer schlimmen Phase ist. Das schlimmste für mich ist dabei, dass sich die Ebenen noch mehr vermischen als sonst: wenn jemand nicht meiner Meinung ist fühle ich mich total abgelehnt und das ist schlimm. Und ich kanbn auch umgekehrt schlecht unterscheiden, ob ich mit jemandem einfach nicht einer Meinung bin, oder ob ich ihn nicht leiden kann.
Dennnoch ist es natürlich wichtig, sich und seine Meinung zu vertreten. Meintest Du das allgemein, oder geht es um was konkretes?

Liebe Grüße,
Ronja

[axelito]

Liebe Ronja,

man, bin ich froh dich wieder zu hören...

Ist es ein Wink von irgendwoher, das ich Dich gerade jetzt wieder im Netz sehe?...
Gut, das deine Tastatur wieder funktioniert.

Ja, bei mir liegt das Thema wieder an in der übernächsten Woche arbeiten zu gehen. Mich graut´s davor wieder arbeiten zu gehen. Ich hab keine Lust, keinen Antrieb...Mir ist nach zu Hause bleiben zu mute. Doch irgendwie muss ich mich wieder auf Arbeit blicken lassen. Sonst droht vielleich der Verlust. Das ist zwar nur ne´Vermutung, doch will ich eine Kündigung nicht hoch beschwören. Und doch hab ich Angst. Angst davor zu versagen,zu erstarren, nichts im Kopf zu haben...Dahinter steckt das Gefühl ohne den richtigen Informationen, Entscheidungen zu treffen. Doch das kann ich nicht. Ich weiß gar nicht ob das überhaupt ein Mensch bewerkstellen kann.gandolph

[Ronja75]

Lieber Gandolpoh,
es gibt keine Zufälle...
Musst Du denn gleich wieder voll arbeiten? Oder steigst Du erstmal mit ein paar Stunden ein?
Gibts nicht irgendwas bei der Arbeit, au das Du Dich freust? Kollegen wiedersehen oder sowas?
Versagen. Hartes Wort. Selbst wenn Du irgendwelche Fehler machst oder etwas nicht schaffst finde ich das kein Versagen. Versagen wäre eher, wenn Du erst gar nicht hingehst, oder?

Und was ist denn für Notsituationen mit Deinem geschützten Raum? Den nimmst Du doch mit zur Arbeit...

Liebe Grüße,
Ronja

[wiggerl]

Liebe Ronja,

ich kenne das auch, dass ich mich abgelehnt oder angegriffen fühle, nur weil jemand meine Meinung nicht teilt. Doch das ist inzwischen besser geworden. Jetzt zieht es mich furchtbar runter, wenn ich mich mit jemandem streiten müsste, nur um meine Meinung durchzusetzen. Da empfinde ich es als einfacher, den Disput zu beenden und dem anderen Recht zu geben, anstatt mich in eine Kräfte raubende Diskussion einzulassen.

Konkret habe ich das schon öfter mit meiner Frau erlebt. Und siehe da: gelegentlich hat sich hinterher herausgestellt, dass ich doch Recht hatte. Und der Familenfrieden war nie bedroht.

Ich kann aber auch gut damit leben, in einer Diskussion nachzugeben, obwohl ich mich im Recht wähne, ohne dass sich dies eindeutig herausstellt. Der innere Frieden ist mir inzwischen einfach wichtiger!