Kann ich nicht mehr glücklich sein??

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Fabii
Beiträge: 1
Registriert: 12. Okt 2017, 10:33

Kann ich nicht mehr glücklich sein??

Beitrag von Fabii »

Ich bin 21 und stehe mitten im Leben, habe grade meine Ausbildung herausragend
bestanden, habe einen tollen Job, einen tollen Lebensgefährten,eigentlich ein schönes Leben wo drauf ich sehr stolz sein kann den meine Vergangenheit sieht garnicht rosig aus.

Ich leide seit 7 Jahren an PTBS also an einer Post traumatischen Belastungsstörung mit schlimmen depressiven Episoden. Ich habe in gewissen Situationen flashbacks die mich wirklich niederschlagen.
Bisher konnte ich meinem sozialem Umfeld meine psychische Verfassung gut verstecken doch nun fällt es mir immer schwerer da die schlimmen depressiven Phasen immer häufiger kommen und länger andauern. Ich nehme zurzeit keine Medikamente und mache auch keine Psychotherapie.

Ich bin mir sicher alle die hier sind kennen die Angst vor der Trauer, den seelischen Schmerz und die schlimme Schuld die man fühlt oder die Gefühls Leere die man in schlimmen Phasen hat wo es dann nur noch um andere Dinge geht..

Ich denk ich brauche einen Tipp von euch.. ich weiß nicht mehr wie sich das glücklich sein anfühlt, mein letztes wares lächeln ist schon ewig her.

Was kann ich tun?
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Kann ich nicht mehr glücklich sein??

Beitrag von Bittchen »

Herzlich willkommen liebe Fabi,

du bist ja genau wie ich schon sehr früh auf.
Du hast ja trotz deiner Krankheit und Jugend schon sehr viel erreicht.
Gerade sich mit Depressionen zu verstecken und die Fassade aufrecht halten,
kostet viel Kraft.
Wir Betroffenen hier ,kennen zum größten Teil deine Symptome.
Es es im Netz sehr viele Tipps wie du dich selber aktivieren kannst.
Sport ,Freunde treffen usw.,das als ersten Tip.
Wenn das nicht mehr genügt,ist dein nächster Ansprechpartner dein Hausarzt.
Der wird erst einmal körperliche Ursachen ausschließen,Schilddrüse usw.
Der kann dir auch Wege aufzeigen wie du da wieder raus kommen kannst.
Psychiater und Psychotherapeuten sind die Fachleute bei unserer Erkrankung.
Richtig ist, auch mit Menschen deines Vertrauens ,über deine gesundheitlichen Probleme zu sprechen.
Vielleicht war es in letzter Zeit auch zuviel,was du gestemmt hast und du hast dich überfordert.
Da sind wir betroffenen auch Meister drin.
Sehr oft gehen wir über unsere Grenzen.
Aber das kannst nur du beurteilen.
Deine Vergangenheit kann an deinem jetzigen Zustand eine große Rolle spielen.
Hier wissen wir sehr gut ,wie belastend eine Depression sein kann.
Unbehandelt kann es auch gefährlich werden.
Lasse dir helfen und es geht auch wieder vorbei.
Aber du solltest Geduld haben,es ist kein Schnupfen.
Angst ,Trauer ,Schuld,die innere Leere,alles Symptome der Krankheit.
Wir haben keine Schuld,wir sind erkrankt.
Die Akzeptanz der Depression ist der erste Schritt.
Es ist eine Krankheit wie jede Körperliche auch,nur das Leid dahinter ist nicht zu sehen.
Ich hoffe ich konnte dir etwas weiter helfen und wünsche dir gute Besserung.

Liebe Grüße Bittchen

PS.Es gibt hier auch ein Forum Fideo s.U.,da tauschen sich junge Leute aus.
Vielleicht willst du da auch mal rein schauen.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Philosophin
Beiträge: 390
Registriert: 26. Jan 2015, 12:42

Re: Kann ich nicht mehr glücklich sein??

Beitrag von Philosophin »

Hey Fabii,

ich bin genauso alt wie du und mir geht es sehr ähnlich. Ich leide schon seit vielen Jahren an Depressionen und versuche diese meist so gut wie möglich vor meinem sozialen Umfeld zu verstecken- das raubt aber enorm viel Kraft. Derzeit setze ich alle Hoffnung in eine Psychotherapie. Von Medikamenten halte ich nicht viel.

Bist du noch in der Lage, arbeiten zu gehen?
Kommt eine (erneute?) Psychotherapie für dich infrage?

Ich wünsche dir alles Liebe und Gute!
Philosophin
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Kann ich nicht mehr glücklich sein??

Beitrag von Bittchen »

Hallo ihr zwei,

die depressive Störung immer zu verstecken,kostet Kraft,die ihr zur Bewältigung eures Alltags braucht.
Natürlich kommt es sehr darauf an,mit wem man darüber spricht,aber Freunde oder Menschen denen ihr vertraut ,sollten eingeweiht sein.
Da kann man zwar auch auf die Nase fallen,aber für mich war es sehr entlastend,mich auch mal
über meine psychischen Probleme unterhalten zu können.
Oft gab und gibt es Unverständnis für die Krankheit als solche,aber überwiegend habe ich gute Erfahrungen gemacht.
Bei Arbeitgebern,Kollegen usw wäre ich allerdings vorsichtiger,da solltet ihr abwägen.
Das sind meine sehr langen Erfahrungen,wenn Freunde wissen,warum man sich zurück zieht oder manche Aktivitäten einfach zu viel sind,ist es einfacher.
Es ist für mich immer wieder erschreckend,wie viel Schamgefühl unter uns Betroffenen noch herrscht.
Es ist eine Krankheit wie jede andere auch,jeden kann es treffen.
Wenn wir selber nicht offen sein können,wie sollte es unser soziales Umfeld Verständnis haben können ?
WIR SIND NICHT VERRÜCKT !!!
Aber ich gebe zu,in jungen Jahren ist es schwierig.
Wenn die Krankheit sehr lange und schwer auftritt,kann es nicht immer verborgen werden.
Immer mehr, für mich wichtige Menschen, wussten bei mir mit der Zeit Bescheid.
Enge Familie sowieso.
Das war für mich eine Erleichterung.
Heute gehe ich sehr offen mit meiner Erkrankung um,da bin ich mit der Zeit viel selbstbewusster geworden.
WIR MÜSSEN UNS NICHT SCHÄMEN !!!

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Neti84
Beiträge: 56
Registriert: 23. Sep 2017, 20:42

Re: Kann ich nicht mehr glücklich sein??

Beitrag von Neti84 »

Hallo zusammen,

bei mir sind im Moment nur mein Arzt, meine Frau und meine Schwiegereltern eingeweiht.
Die Beziehungen von der Seite meiner Familie sind schwierig; da habe ich, v.a. meiner Mutter gegenüber zu wenig Vertrauen.
Freunde habe ich wenige, habe aber 3 ganz Gute, die ich einweihen könnte und welche mich verstehen könnten.
Berufliches Umfeld erwähne ich nichts. Es ist schon streng, dies zu verstecken; aber bei meiner Arbeit nicht so belastend, weil ich wenig Kontakt mit Kollegen haben muss und mehr Kontakt mit den Kunden habe.
Medikamente haben mir persönlich immer wieder geholfen, ich habe den Eindruck, auch im Moment, seit 3 Tagen. Ich schwitze zwar mehr als sonst, aber damit kann ich leben.
Philosophin
Beiträge: 390
Registriert: 26. Jan 2015, 12:42

Re: Kann ich nicht mehr glücklich sein??

Beitrag von Philosophin »

Liebe Bittchen,

eigentlich stimme ich dir da voll und ganz zu, dass man sich für Depressionen nicht schämen sollte.

Aber ich sehe, dass es da zwei Seiten gibt: Die eine ist die, zu sagen, dass man unter Depressionen leidet. Und die andere ist, zu zeigen, dass man unter Depressionen leidet.

Mir persönlich fällt es nicht so schwer, über meine Depression zu sprechen (natürlich immer mit einem breiten Lächeln im Gesicht). Aber wirklich zu zeigen, wie ich mich fühle, oder zu offenbaren, was die Depression wirklich für mich bedeutet, kann ich nicht. Wer will schon mit einem dauerdepressiven Menschen zusammen sein?

Was wäre, wenn ich mich bei einem Treffen mit Freunden so zeigen würde, wie es mir im Augenblick wirklich geht:

Ich nicht über die Erzählungen meiner Freunde lachen würde, nicht mitreden würde, nur passiv in einer Ecke stünde, wohlmöglich anfangen würde, zu weinen!? Wie lange würde das gut gehen, bis mich jeder meiden würde? Ganz abgesehen davon, dass das ein bisschen merkwürdig ist, ein Mensch, der z.B. auf einer Party traurig, teilnahmslos, passiv und eben depressiv in einer Ecke steht.

Aber es muss ja auch nicht die Party sein, schlimm genug ist ja auch schon ein Telefonat:
Wie soll ich darauf antworten, wenn meine Freundin am anderen Ende der Leitung sagt: "Ich freue mich schon so, dich bald wieder zu sehen!"
Soll ich dann meiner Depression entsprechend sagen: "Ich freue mich nicht, weil eigentlich ist mir das Treffen mit dir ziemlich egal! Ja, eigentlich ist es sogar eine riesen Zusatz-Belastung für mich und ich wünschte, du würdest das Treffen doch noch absagen im letzten Moment!

Die Depression hat aus mir eine gute Schauspielerin gemacht- vielleicht auch nur eine erbärmliche Lügnerin. Aus der Not heraus. Weil ich meine Freunde nicht verlieren will.

Ich weiß nicht, wie ich es anders handhaben soll...
die meiste Zeit ziehe ich mich zurück, um diesem Dilemma zu entgehen und nicht noch mehr Kraft dadurch zu verlieren, eine Fassade aufrecht erhalten zu müssen.

Kannst du das nachvollziehen, Bittchen?

Ganz liebe Grüße
Philosophin
Christiane1
Beiträge: 583
Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Kann ich nicht mehr glücklich sein??

Beitrag von Christiane1 »

Hallo Fabii,

du hast die Ursache bei dir schon benannt. Eine so starke PTBS, auch noch in deinem Alter und bei dieser Dauer und Schwere, kann gar nicht anders als zur Depression führen. So gesehen, auch wenn sich das blöd anhört, fühlst du im Verhältnis ganz normal.
Ein hoher (innerer) Stresspegel macht auf Dauer krank und ich würde dir gern mitgeben, dir beizeiten Hilfe in Form einer Psychotherapie zu suchen als Beispiel, um das sieben Jahre zurückliegende Trauma in deinem Tempo anzugehen. Nicht wegdrücken oder übertünchen, sondern darüber sprechen. Das ist wichtig und hilft dir vielleicht auch, das Erlebte zu kontrollieren und nicht umgekehrt und mit der Zeit nicht mehr überfallartig als flashbacks erleben zu müssen.

Ich bin drei Jahrzehnte älter als du und war damals auch ein kleiner Überflieger, aber meine Vergangenheit in dem jungen Alter hatte auch mich damals schon übermässig belastet.
Mit der Zeit wurde bei mir daraus eine chronische Depressivität, die ich im Grunde immer nach dem Belohnungsprinzip bekämpfte. Das ging viele Jahre auch ganz gut, aber der Preis ist zu hoch, sich dennoch immer schlecht zu fühlen und vom "Monster" weiterhin verfolgt zu werden.

Ich gratuliere dir zu deiner tollen Ausbildung und Job und Lebensgefährten. Jetzt hast du eine gute Basis für dich geschaffen, die Dämonen mal richtig anzugehen.

Herzliche Grüsse
Christiane
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Kann ich nicht mehr glücklich sein??

Beitrag von Bittchen »

Liebe Philosophin,

ich stimme dir zu,es ist nicht einfach und ich ziehe mich auch zurück,wenn es mir zu schlecht geht.
Aber zu sagen:"Mir geht es im Moment nicht gut,ich habe eine depressive Phase,ich komme heute nicht."
Das ist eine sehr starke Aussage und es wird auch mit der Zeit leichter.
Das ist schon genug,wer uns kennt und mag,wird es verstehen.
Wenn es dann besser wird und wir wieder mit machen können,dann ist, so tun als ob,eher antidepressiv.
Genauso,wie wenn du dich morgens vor den Spiegel stellst und lächelst.
Das ist eine Botschaft an unser Gehirn.
Echte Freunde werden das verstehen,nachfragen und dich auch immer wieder kontaktieren,auch wenn du nicht so gut drauf bist.
Es ist so wichtig,dass wir immer wieder mit der Außenwelt in Verbindung bleiben.
Auch selbst mal anrufen und ganz belanglose Dinge reden,das geht nicht immer, das mache ich aber spontan,wenn ich mal wieder einen Lichtblick habe.
Nie vergessen,es gibt ein Leben nach der Depression,wir sind nicht dazu verdammt,für immer krank zu sein.
Es gibt und gab,zumindest bei mir, auch immer wieder gute Phasen.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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