wer kann mir helfen?

Neti84
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wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Hallo zusammen, bin 33, verheiratet, Vater einer 2jährigen Tochter und seit ca 6 Wochen an einer Depression erkrankt. Bin in Betreuung und nehme Medikamente.
Hatte früher mehrere depressive Episoden und jetzt nach 3 Jahren leider wieder ein Rückfall.
Ich fühle mich sehr verzweifelt und ängstlich, weil ich befürchte, die Verantwortung für meine Familie nicht mehr tragen zu können. Und ich schäme mich dafür. Ich habe im beruflichen Bereich mein Selbstvertrauen verloren und war in den letzten Wochen mehrere Tage krankgeschrieben.
Meine Frau ist sehr verständnisvoll und hat mich die letzten Jahre immer unglaublich unterstützt. Trotzdem tut es mir sehr leid und weiß, dass was jetzt geschieht, eigentlich überhaupt nicht geht. Trotzdem bin ich jetzt wieder voll drin.
Fühle mich als Versager und möchte bald wieder gesund und voll leistungsfähig sein. Ich weiß, dass was ich beschreibe auch Symptome der Krankheit sind; trotzdem habe ich Mühe zu akzeptieren, dass was ich erlebe, nicht die ganze Realität ist.
Katerle
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Katerle »

Herzlich willkommen Neti im Forum.
Deine Verzweiflung kann ich nachempfinden und deine Befürchtung, jedoch muss das nicht EIntreffen was du befürchtet. Ich hatte auch zu wenig Selbstvertrauen und wurde krank und dennoch Verantwortung gegenüber meinen Kindern, obwohl ich auch ziemlich in der Engel war. Niemand braucht sich dafür zu schämen, krank geworden zu Sein, jeden kann es erwischen. Und du bist auch kein Versager. Sich einzugestehen, krank zu sein, ist wichtig, um gesund zu werden, nur das erfordert auch Zeit und Geduld. Schön, das dich deine Frau
Dabei unterstützt. Alles gute bei deinem Weg. Mit Hilfe einer Therapie kannst du wieder mehr Selbstvertrauen gewinnen. LG Katerle
Katerle
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Katerle »

In der enge sollte das heißen...
Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Hallo Katerle,

ganz herzlichen Dank für die tröstenden Worte.
Ich bin es mir eigentlich bewusst, dass ich mich nicht schämen muss und dass ich nicht ein Versager bin; aber trotzdem kommen diese Gefühle und Ängste bei mir hoch. Ich denke, es hat damit zu tun, dass ich nicht möchte, dass es so weit kommt wie es jetzt gekommen ist. Ich dachte, ich bin konstant und robuster als früher; aber anscheinend eben nicht.
Ich nehme an, diese Gefühle und Ängste sind halt einfach typisch bei einer Depression, es sind Symptome der Krankheit.
Was macht ihr, wenn ihr selber solche Gedanken habt? Mir fällt es sehr schwer im Moment, diesen nicht zu viel Raum zu geben, diese zu dementieren oder zu ignorieren.
Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Was habt ihr für Strategien, um mit der Depression klarzukommen und den Weg in Richtung Heilung zu gehen? Was für Aktivitäten macht ihr?
Mir passiert es immer wieder, dass ich verzweifle, sehr unruhig werde, enttäuscht und wütend mir gegenüber bin, mich verurteile und weine, jedoch bringt es mich nicht weiter. Ich möchte es nicht mehr so weit kommen lassen und diese Energie anders kanalisieren können. Vielleicht gelassener lernen darauf reagieren oder mehr hoffnungsvolle Gedanken finden
Katerle
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Katerle »

Danke LaLeLu für den Hinweis. Damit hast du völlig recht. Wie mache ich das am Besten? LG Katerle
Katerle
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Katerle »

Ich habe es gefunden und danke dir LaLeLu nochmals für deine Erklärung. Wieder was dazugelernt.
Glg

@ Neti

Das solche Gedanken immer wieder kommen gehört zum Krankheitsbild. NaJa du kannst dich auf andere Gedanken bringen, indem du Dinge tust, die dir guttun. Das erfordert etwas Übung und funktioniert auch nicht gleich. Aber wenn du dranbleibSt dann wirst du feststellen das diese Gedanken weniger werden.
Also ich erlernte eine Entspannungsübung, welche ich bis heute anwende und machte auch Spaziergänge. Oder ich höre Musik bzw. Widme mich meinem Hobby. Vielleicht hast du auch was, das dich auf andere Gedanken bringt und dir Spaß macht. Sport oder Bewegung kann auch hilfreich sein.

Wünsche dir viel Erfolg,
Katerle
Katharina72
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Katharina72 »

:hello: neti,
ja es sind alles symptome einer - mehr oder weniger ausgeprägten - depression.
Du nimmst antidepressiva, hast Du das glück schon in einer therapie zu sein?

Ich glaube, dass man als erstes sich selbst eingestehen und akzeptieren muss
dass man erkrankt ist und zwar an einer depression. In dieser phase befinde
ich mich selber gerade auch.
Was das ganze so schwer macht ist, dass Du nichts physisches "vorweisen"
kannst, hättest Du jetzt ein gebrochenes bein, würdest Du eine welle von
mitgefühl erleben.
Bei Dir kommen sicherlich noch existentielle ängste dazu in puncto beruf.
Vielleicht sind da die versagensängste bei männern noch grösser als bei frauen,
aber da bin ich mir nicht sicher.
Trotz aller aufklärung und öffentlichkeitsarbeit über das thema depression
ist eine depression immer noch mit einem stigma behaftet.
Sie ist nicht sichtbar, höchstens für einen selbst wenn z.bp. das gesicht
versteinert. Wie soll man das gefühl der verzweiflung und hoffnungslosikeit
und auch der schuldgefühle anderen menschen erklären?
Sie können es vielleicht rational verstehen, aber sie können es nicht
FÜHLEN!
Ich wünsche Dir, dass Du an einen guten therapeuten gerätst
(ich würde mir an Deiner stelle auf jeden fall professionelle hilfe holen)
und dass die depression bei Dir nur eine kurze episode ist.
Eines kann ich Dir aber versichern: es bleibt nicht so wie es jetzt
ist, es gibt auch wieder hellere tage!
Es gibt nur kein allgemeingültiges rezept zur heilung, leider!!!
lieben gruss
Katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Liebe Katharina,
danke für deine Worte. Ich denke auch, dass es wichtig ist, die Krankheit zu akzeptieren um weitere Schritte machen zu können. Aktuell bin ich auch in Behandlung bei einem Psychiater, der mich schon mehrmals begleitete. Ich wünsche dir Katharina auch alles Gute, Geduld und Ausdauer!
Ich bin mir manchmal nicht sicher, wie stark meine Depression ist: hier ein etwas aktives Beispiel des letzten Samstages: ein Freund war mit seiner Frau zu Besuch; an diesem Tag hab ich Frühstück für meine Familie gemacht, dann etwas geputzt, mich geduscht, dann das Essen vorbereitet, dann kam der Besuch, anschliessend waren wir noch draussen und habe noch Abendessen gemacht. Das waren eher viele Aktivitäten, wurde v.a. beim Besuch von meiner Frau stark unterstützt. Am Abend war ich sehr erschöpft. Wie ist das bei euch? Was könnt ihr, während ihr krank seid, noch machen? Seid ihr dann den ganzen Tag im Bett?
Bittchen
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Bittchen »

Lieber Neti,

um deine Frage zu beantworten,ich finde, du bist noch sehr aktiv,das würde ich nicht oft schaffen.
Die Frage ist eher ,wie fühlst du dich dabei ?
Machst du das weil du es willst oder zwingst du dich dazu,um weiterhin gut zu funktionieren.
Ich habe schon alle Phasen der Erkrankung gehabt.
Mal leichter,da ging noch viel,aber die Stimmung war schlecht und ich hatte keine Lust,konnte aber noch viel machen,meist zu viel.
So ähnlich wie du,ich habe zu wenig Pausen gemacht und wollte mich zu Aktivitäten zwingen,anstatt mir mehr Ruhe zu gönnen.
Mir ging es dadurch auch schnell schlechter.
Richtig ist dann Bewegung an der frischen Luft und sich ganz viel Gutes zu tun.
Dass dein Freund da war ist gut,andere Menschen sind wichtig.
Auch das gute Verhältnis zu deiner Frau ist ganz toll.
Mit dem Töchterchen beschäftigen kann auch gut tun.
Du machst es richtig,aber es kommt darauf an,ob du das so auch willst,oder ob du dich zu viel unter Druck setzt..
Welch ein Schweregrad deine jetzige depressive Phase hat ,lässt sich virtuell nicht messen,das kann nur dein Psychiater beurteilen.
Die mittelschwere Phase,das war schon sehr anstrengend bei mir.
Im Haushalt ging sehr wenig, konnte nicht kochen, konnte nicht Auto fahren,viele Ängste und ständig kreisende Gedanken.
Angst raus zu gehen, ich zog mich immer mehr zurück.
Viel auf dem Sofa und sehr viel Hoffnungslosigkeit.
Schwere Depression: Da ging nichts mehr,mein ganzer Körper hat innerlich gebebt und ich bin freiwillig in die Akutklinik gegangen, auch wegen,Suizidgedanken usw.
Ich war nie den ganzen Tag im Bett,sonder ich bin oft vor Unruhe hin und her gegangen.
Das ist nicht schön und besonders ätzend.
Dann bin ich da gelegen vor Erschöpfung ,wie im Koma.
Das gönnt man seinem ärgsten Feind nicht.
Passe gut auf dich auf,Überforderung ist nicht gut,aber nichts tun kann auch nach hinten los gehen.
Nur kleine Schritte machen,immer wieder kleine Aktivitäten ,die du gerne machst.
Es wird wieder besser,aber es ist gut dass du in Behandlung bist .
Versuche auch einen Psychotherapeuten zu finden,das ist bei einer mittelschweren Depression Standard,auch Medikamente,um aus dem Loch raus zu kommen.
Gute Besserung und ja,du brauchst Geduld,aber es geht immer wieder vorbei.
Wir wissen nur nicht genau wann.

Gute Besserung und liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Hallo Bittchen,
herzlichen Dank für die Antwort. Ich kenne die Unruhe, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit mit Umherlaufen sehr gut. Das ist extrem unangenehm.
Meine Aktivitäten sind schon eher erzwungen, von meinem Gefühl her würde ich liegen, schlafen. Aber das bringt mir nichts. Mir hilfts, wenn ich etwas mache. Eine Balance aus Aktivität und Ruhe scheint mir wichtig.
Mir gefällt der Gedanke, dass man sich so behandelt, wie man eine Person, die man mag. Eine solche Person würde man unterstützen, ermutigen, nur bedingt kritisieren und annehmen, wie sie ist.
Oft bin ich mit mir selber sehr hart und vernichte mich dafür, wie ich bin (obwohl ich weiss, dass ich eine gute Person bin), was eigentlich sehr absurd ist. Ich würde mich keiner anderen Person gegenüber so verhalten (ausser evt böswilligen, agressiven Menschen gegenüber, aber auch dann sehr beschränkt).
Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

ich konnte bis jetzt zum Glück arbeiten; ich habe das Glück, dass ich wenig überwacht werde und wenig Kontakt zu meinem Vorgesetzten haben kann; zudem habe ich viele Freitage; aber es ist doch sehr belastend.
Teilweise war ich abwesend, schwitzte stark und konnte belastende Gedanken schlecht ausblenden; fühle mich Kollegen gegenüber ängstlich und probiere mich zurückzuziehen in mein Zimmer und so wenig Kontakt als möglich zu haben; auch ist es belastend, eine Fassade aufrecht zu behalten; diejenigen von euch, welche Arbeiten: kennt ihr das auch? Wie schafft ihr einen Arbeitsalltag?
Zarra
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Zarra »

Hallo Neti84,

bevor das ganz untergeht:
diejenigen von euch, welche Arbeiten: kennt ihr das auch?
Klar, - würde zumindest ich sagen.

Das andere: Es gibt keine Patentlösungen. Die Menschen, ihre jeweilige depressive Angeschlagenheit und auch ihr Arbeitsumfeld können so unterschiedlich sein ... Außerdem war/ist es bei mir selbst oftmals von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde leicht anders (... gleich bleibt dabei, daß es mir nicht gut geht). D.h., einmal ist es gut, daß ich mich aufraffe (und manchmal vielleicht auch leicht zusammenreiße) und mit den KollegInnen Pause mache. Ein andermal ist es für alle Beteiligten besser, wenn ich mich möglichst zurückziehe - z.B. wenn mögliche Tränenausbrüche zu wahrscheinlich wären oder auch das momentane "Nicht-Mitreden-Können" mich selbst zu sehr runterziehen würde (in einem größeren Kollegenkreis geht das an sich oft ja durchaus, wenn man sonst nicht die WortführerIn ist; manchmal tut mir einfaches Dabeiseinkönnen auch gut; und es gibt diese anderen Fälle, in denen es nur ungut wäre).

Zusammenfassend wirkst Du ein bißchen so auf mich, als ob Du die Krankheit einerseits nicht wahrhaben möchtest (das kenne ich) und auch so, als ob Du sie mit irgendeiner Aktivität o.ä. wegscheuchen könntest - ... und zumindest meine persönliche Erfahrung sagt, daß das in aller Regel gerade so nicht geht. Ein Stück heißt paradoxerweise "Zulassen, Akzeptieren", ein zweites wichtiges "Nach-sich-Schauen" ("was brauche ich?").
Aktuell bin ich auch in Behandlung bei einem Psychiater, der mich schon mehrmals begleitete.
Reicht das? Siehst Du ihn überhaupt häufig genug? Psychiater sind unterschiedlich, sowohl inhaltlich als auch ihr sonstiges Gesamtbemühen.

Wenn es nicht Deine erste Episode ist: Warst Du schon mal in psychotherapeutischer Behandlung? Ist das bei dem Psychiater eventuell sogar eine? Oder stände das nun an?

Ich finde es auch nicht so wichtig, irgendeine Schwere oder Nicht-Schwere festzulegen; wichtiger ist, was für Dich ansteht, daß es Dir wieder besser gehen kann. - Zu dem Tag im Bett (eben meine persönliche Antwort): 1 (!) kompletter Tag im Bett kann durchaus hilfreich sein, wenn (!) man vollkommen erschöpft ist. Wenn man nur aus Antriebslosigkeit auf das Bett verfällt oder an Tag 2 ohne sonstigen Krankheitsanlaß: Es wäre einfach ungut, mehr als ausreichend nötig da zu verweilen, da zu einem Wohlfühlen immer auch etwas Bewegung und Tätigkeit gehören, ob diese Spaß machen oder nicht. "Etwas Bewegung und Tätigkeit" heilen nicht, sie verhindern aber u.U. unnötige Verschlimmerung des eh schon schlechten Zustandes. Und das sollte möglichst auch nie vollkommen überfordernd sein etc.

LG, Zarra
Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Hallo Zarra,

vielen Dank für deine Erfahrung; es ist gut zu hören, dass es nicht nur mir so ergeht.
Betreffend Akzeptanz der Krankheit: ev hast du da nicht unrecht: wenn es mir sehr schlecht geht mit starker Verzweiflung und Weinrn und Hoffnungslosigkeit kommen bei mir auch Wut auf mich und Gleichzeitig belasten mich Schuld- und Schamgefühle (va meiner Familie gegenüber). Ich weiss aber auch, dass ich selbst nicht so viel dafür kann; trotzdem gelingt es nicht so recht, dass ich versöhnlich, tröstend und verständnisvoll mir gegenüber sein kann. Das bin ich am lernen.
Psychiater sehe ich alle 2 Wochen; er kennt mich gut und ich fühle mich gut aufgehoben bei ihm. Ob er eine Therapie macht mit mir, ich denke mal schon. Oft bringe ich Themen mit, welche wir dann gemeinsam besprechen.
Bittchen
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Bittchen »

Lieber Neti,

alle zwei Wochen den Psychiater sehen,Medikamente und was besprechen, kenne ich sehr gut.
Das war sehr lange auch meine Behandlung der rezidivierenden Depression.
Das langt nach meiner Erfahrung nicht.
Da war ich hier in der Nähe in der PIA,da war auch gleich die Akutklinik dabei.
Versuche eine Psychotherapie zu machen,in der du jede Woche einen Termin hast.
Das halte ich für sehr wichtig,denn um sich auf Dauer besser fühlen zu können,gehört auch Veränderung dazu.
Grundlose Schuld- und Schamgefühle in der Krise,kenne ich zu gut.
Das sind Symptome der Krankheit.
Warum solltest du Schuld haben oder dich schämen?
Bei schweren körperlichen Krankheiten, hättest du das auch nicht.
Du hast dir den Mist nicht gewünscht,es hat dich getroffen,da wirst du Einiges aufarbeiten können in einer Therapie.
Es gibt noch mehr Möglichkeiten,Klinik ,Reha usw.und auch selbst kannst du viel für dich tun.
Zur Akzeptanz gehört in erster Linie dazu,dir jede Hilfe zu suchen,die es gibt.
Keinen Druck machen,immer arbeiten gehen müssen,ist ganz großer Druck.
Wenn du jetzt zu Hause bist,mache nur Dinge die dir gut tun !!!
Schone dich,du bist krank,nur man sieht es von Außen nicht.
Gib bitte nie die Hoffnung auf,es geht vorbei!!!

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Hallo Bittchen,

ganz herzlichen Dank für deine Worte und Erfahrung.
Es erleichtert mich zu hören, dass auch du Schuld- und Schamgefühle in der Krise kennst. Mich belastet es sehr, dass ich z.B. manchmal am Morgen nicht fähig bin, mit meiner Tochter zu spielen; oder dass ich nicht wirklich für meine Frau da sein kann. Ich weiss, dass dies Symptome der Krankheit sind;aber wenn es mir sehr schlecht geht, kann ich das nicht sehen.
Und immer wieder denke ich, dass ich etwas falsch gemacht habe; und dass ich darum jetzt in dieser Situation bin.
Vielleicht habe ich auch tatsächlich etwas falsch gemacht; nur gibt es ja auch viele Faktoren, für welche ich nichts dafür kann: meine Art zu sein, meine Gene, mein Körper, meine Eltern im Kindesalter. Wohl gibt es auch Anteile an meinem Verhalten, welche zur Depression führten; jedoch ist dies nur ein Element der Verursacher.
Bei mir sind die Mörgen sehr schwierig und ab dem Nachmittag wird es besser. Am Abend habe ich teilweise sogar das Gefühl, ganz normal sein zu können. So bin ich nicht ständig nur negativ. Immerhin.
Bittchen
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Bittchen »

Lieber Neti,

bei mir ist es morgens auch am schlimmsten,gegen Abend kann ich mich oft sehr viel leichter fühlen.
Da habe ich Hoffnung,morgen ist es gut,aber der nächste Morgen ist dann wieder sehr schwierig.
Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt,dass es so ist und doch ist die Enttäuschung,wenn ich mich am nächsten Morgen wieder so schlecht fühle, immer noch belastend.
Versuche weiter deinem Tag Struktur zu geben,kleine Schritte machen.
Hier hat mal eine Betroffene geschrieben:"An manchen Tagen langt es nur dazu ,ein Bonbonpapier aufzuheben."
Das trifft es sehr gut,es ist einfach so und es geht auch wieder vorbei.
Einen guten Tag und schmuse mit deinem Töchterchen,das tut ihr und dir gut.

LG Bittchen
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Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Liebe Bittchen,

vielen Dank für die Reaktion.
Ich denke, es bringt ja nichts, wenn man sich verurteilt, dass man sich am Morgen schlecht fühlt; das Morgentief ist ja auch ganz typisch. Aber vielleicht ist das Verurteilen auch bis zu einem gewissen Grad ein Zeichen dafür, dass man sich wünscht, dass es besser geht. Ich hab schon gehört, dass es gewisse Fälle gibt, da fühlt man nichts mehr und wird sehr apathisch; dies scheint ja nicht der Fall zu sein und ist vielleicht auch ein Zeichen, dass die Chancen auf eine Verbesserung absolut real sind.
Struktur habe ich genug, weil ich am Arbeiten bin; ich muss eher schauen, dass ich mich nicht zu sehr belaste. Aber am Ende des Tages gibt es mir auch ein gutes Gefühl, dass ich mich traute, zu gehen. Denn ein Hauptverursacher der Krankheit sehe ich im beruflichen Bereich. So bekomme ich nicht Angst vor der Angst. Ich bin natürlich im Moment nicht auf der Höhe, aber ich denke, das macht ja nichts, solange keine übermäßige negative Kritik meiner Kunden und Vorgesetzten kommt.
Bittchen
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Bittchen »

Lieber Neti,

wenn du noch arbeiten gehen kannst,sehe ich das positiv.
Ja,das nicht mehr fühlen können,war für mich ganz schwierig auszuhalten.
Dass hatte ich in einer schweren Phase,aber das ist bei mir auch wieder vorbei.
Wenn man Emotionen, wie Weinen zeigen kann,ist das ein gutes Zeichen,dass es auch wieder bergauf gehen kann.
Das habe ich sogar gerade auf der Depressionstagung in Leipzig so gehört.
Ziehe die Reißleine,trete auch auf der Arbeit kürzer und passe auf dich auf.
Du brauchst aber auch weiterhin Geduld.
Aber die Psychotherapie lege ich dir doch sehr ans Herz.

LG Bittchen
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kaizer
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von kaizer »

Hallo!

Ich kenne das mit der Stimmungsaufhellung zum Abend auch, bin immer wieder überrascht, wie normal ich mich abends oft fühle, aber am nächsten Morgen sieht die Welt leider meist wieder anders aus.

Ich bin nicht sicher, ob das eine natürliche Schwankung ist, die einfach im Tagesrhythmus aufgrund von Hormonen etc. passiert. Manchmal denke ich auch, dass mich einfach der allgemeine Alltagstress, das geschäftige Treiben draußen, die gefühlten Anforderungen der Leistungsgesellschaft unterbewusst mitreißen, während sich mein Gemüt dann wieder beruhigt, wenn auch die Stadt und das Leben abends wieder zur Ruhe kommen und mir das Gefühl geben, dass es ok ist, sich zu entspannen und nichts mehr erwartet wird, die Anforderungen des Tages quasi von mir abfallen...

Auf einer einsamen Insel wäre es vielleicht anders. :)

Lieben Gruß
Kaizer
Bittchen
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Bittchen »

Hallo Kaiser,

da gebe ich dir recht.
Stress ist der Auslöser für Depressionen,egal ob physisch oder psychisch,er schadet uns.
Da sind die Menschen auch unterschiedlich empfindlich,
oder wenn es zuviel psychischer Druck ist, sagt der Körper stop.
Am Abend sind wir in der Regel auf Entspannung gepolt.
Da können wir sehen,was das Unterbewusstsein mit uns macht.
Wir können nur heraus finden,was uns so viel Stress macht und das dann versuchen abzustellen.

Liebe Grüße Bittchen
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Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Lieber Kaizer,

danke für die Nachricht.
Ich denke, das Morgentief wird durch unterschiedliche Aspekte ausgelöst; wohl mal körperlich betreffend Hormonen etc, dann wohl auch wegen der Sicht, dass der ganze Tag vor einem liegt und dann die Depression selbst, es ist ein häufiges Symptom der Krankheit.
Auch wenn ich gesund bin habe ich ein Morgentief, während der Krankheitsphase wird es stark verstärkt.
Mir hilft es, wenn ich ein paar kleine Dehnungsübungen mache und etwas im Stehen mache (zB die Küche aufräumen) oder wenn ich einen Moment an der frischen Luft bin. Ebenfalls hilfreich, wenn ich mir nett zuspreche (zB "ich bin dein Freund, unterstütze dich. Ich gebe mir Mühe und ich bin achtsam und geduldig mit mir. Ich trage Sorge zu mir....") und mir Mut für den Tag mache.
Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Hallo zusammen,

bei mir geht es grad überhaupt nicht gut.
Gestern habe ich beruflich an einem Thema gearbeitet, das für mich sehr schwierig ist. Ich will es nicht konkretisieren; aber im Endeffekt führt es dazu, dass ich mich beginne, mit anderen zu vergleichen und dass ich mich dabei selbst abwerte.
Ich habe dann Gedanken wie: "Was du machst, ist nicht genügend und nicht gut genug" oder "Du bist nicht fähig, dies zu machen" oder "Ich habe es nicht verdient, meinen Job auszuüben, weil ich es nicht gut genug mache"
Mich macht dies so traurig, weil ich eigentlich weiss, dass ich mir, bei dem was ich mache, Mühe gebe und ich denke, dass das, was ich tue, auch ok ist. Aber trotzdem fehlt mir im Moment oft die Kraft, dass ich mir selbst Wert gebe; ich wünschte mir, dass ich das, was ich tue, pragmatischer sehen könnte.
Ich weiss, dass ich meine Arbeit gerne mache;
aber es ist nicht so, dass ich jetzt mit voller Leidenschaft dabei wäre, oder dass ich brilliant wäre in meinem Bereich. Und ich denke, das ist auch ok so. Vielen wird es in ihrem Beruf ähnlich gehen. Trotzdem ertappe mich immer wieder dabei, dass ich brilliant oder extrem leidenschaftlich sein möchte, aber ich werde dem natürlich nicht gerecht und dann beginne ich mich mit solchen Personen zu vergleichen, welche sehr erfolgreich sind in meinem Bereich und beginne mich dann fertig zu machen.
Kennt ihr dies auch, dass ihr euch stark zu euren Ungunsten vergleicht?
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Zarra »

Hallo Neti,
Kennt ihr dies auch, dass ihr euch stark zu euren Ungunsten vergleicht?
Ja.

LG, Zarra
Neti84
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Re: wer kann mir helfen?

Beitrag von Neti84 »

Danke Zarra für die Rückmeldung.
Und habt ihr Strategien, um dagegen vorzugehen?
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