Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
das Fest ist vorbei,es waren mehr als 100Leute da,viel mehr,weil das gute Wetter ganze Familien angezogen hat,wo sich eigentlich nur die Reiter angemeldet hatten.

Egal,wie immer hat alles gereicht----einige haben geholfen,viele haben nur genossen.
Meine Nerven haben geflattert,ich kann immer wieder nur durchhalten und aushalten.

Gestern bin ich nach den Aufräumarbeiten regelrecht geflüchtet,mußte hier weg,später bin ich mit Bedarfsmedikamtion ins Bett gegangen.
Mir fehlt einfach ein Mensch an meiner Seite,der mich dann versteht und diese Dimensionen hier kennt.
So ein Problem von mir,immer allein vor riesigen Aufgaben zu stehen,weil ich keine Hifle holen kann. Ich gebe dann noch immer----auch wenn ich selbst völlig fertig bin.

Zu geben und dann zu hoffen,dass man etwas freiwillig bekommt------das ist mein Irrtum.
Als ich gestern aufgeräumt habe,hat eine Pferdefrau mir geholfen,sie hat einiges ins Haus rübergetragen----ich lade sie auf einen Kaffee ein----und das Problem begann.

Sie fing an meinen Hund zu streicheln,setzte sich an den Küchentisch und fand dann,mein Hund würde haaren----und präsentierte mir einen riesigen Haufen Hundehaare,die alle auf dem Fußboden landeten.
Irgendwann hätte ich sie am liebsten rausgebeten,weil ich nur noch den Staubsauger holen konnte----sie hat wohl immer noch nicht verstanden.
Meine Erklärung,diesen Hund könne man nur draußen bürsten---------keine Reaktion.

Nebensache,aber was tu ich mir da an,ich lasse mir Dinge gefallen,die einfach nicht gehen.
Mal ist es eine übergriffige Schwägerin,die auch nach 40Jahren Ehe mit sagen will,ich trage meinen Familiennamen nicht berechtigt.
Mal sind es hier Hofleute,die einfach glauben,wenn ich freundlich bin, kann man mit mir machen,was sie wollen.
Grenzen setzen,ja das sagt sich so leicht,wir wollen hier ein freundliches Miteinander,wir sind Dienstleister für Menschen,die hier Geld bezahlen,dass wir ihre Pferde versorgen.

Diese riesige Enttäuschung,weil bei mir nicht ankommt,was meine Tochter an Anerkennung und Dank erlebt-------ich bin zeitversetzt anwesend,muss oft flüchten,mich rausziehen.

Ich sorge nicht für mich,ich koche für alle,esse aber selber nicht.
Wenn nur einer mir einen Kaffee bringen würde----wenn nur einer eine nette Geste rüberbringen würde-----meine Seele verhungert am gedecktem Tisch.
Das kann ich niemandem erklären,ich werde gesehen,wie ich hier erscheine,die nette Frau,die immer sich um alle und alles kümmert.

Das ändert weder eine Therapie noch irgendeine Behandlung.
Ich habe von mir kein Bild,ich habe von mir keine Wirklichkeit----ich scheine nur.

Wenige Menschen kennen mich,so angeschlagen,so voller Narben,so voller Schuldgefühle,die mich am Boden halten. Nur nicht auffallen,nur nicht versagen---meine Träume verfolgen mich,klagen mich an,ich steh vor Gericht---erwarte ein vernichtendes Urteil.

Also passe ich mich an,bleibe freundlich und werde verletzt---immer und immer wieder.

Nur Menschen mit noch mehr Narben glauben für Bruchteile mich zu verstehen.

Eine Ausnahme gibt es,eine ganz wertvolle Freundschaft ist entstanden,da bin ich ich,da werde ich ertragen,da verstelle ich mich nicht. Aber wir sind noch zu weit entfernt,ich habe noch nicht den Mut,diese Kilometer einfach zu fahren,noch müssen wir uns verabreden und immer einen erreichbaren Treffpunkt finden.

Gestern habe ich einen neuen Kalender angefangen,immer ein Wendepunkt,weil ich dann sortiere und überdenke,was will ich,kenne ich mich,kenne ich endlich meine Bedürfnisse,warum hab ich nicht den Mut, wieder anzupacken,wo ich letztlich meine Talente habe.

Ich verkaufe mich unter Preis-lasse mir aufdrücken,was die anderen erwarten---.
Ich lasse mir angst machen,immer wieder---nur die richtige Taste drücken und ich werde klein und kleiner.
Ausmisten,wegwerfen und nur meine Dinge bewahren------------das wünsche ich mir so sehr.
In Wahrheit hab ich noch das alte Haus,niemand nimmt sich die Zeit,mir zu helfen.
Verloren,weil die Dinge einfach ihren Lauf nahmen,mal die Depression,mal die Notwendigkeiten in meiner Familie,mal einfach die Angst,die mich lähmen kann.

Ich erstarre vor Angst,täglich----ich passe mich an und lebe ein Leben,dass mir nur noch einen Rest zugesteht.
In dem Gespräch mit der Ärztin,letzte Woche in der Ambulanz----sollte ich auf die Schnelle antworten,warum ich nicht gegangen bin,warum ich zugelassen habe,was mir das Leben angetan hat-----ich mir angetan habe.
Es gibt keine Antwort,außer,dass da niemand war,der mir auch nur einen Moment zugestanden hätte,dass ich überhaupt eine Wahl hätte.
Schnellschüsse,wie, sie leben auf dem Land,auch noch mit Pferden,---------das sei doch wunderschön,Scherbenland.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
gestern war ein Termin meiner Familie im Wohnheim meiner Schwester,meine Eltern haben das Geldgeschenk zu ihrem Jubiläum dort gespendet.
Gleichzeitig ist der Bus,in dem unsere Schwester saß verunglückt,das war Stress pur,sie kam eine Stunde später,jetzt ist wieder Kümmern angesagt,auffangen,einfach da sein.

Das Miteinander ist in diesem Wohnheim so wertvoll,man kommt immer ins Gespräch,wird ernst genommen und ist einfach auch willkommen.
Unsere Schwester macht Fortschritte,die wir über viele Jahre nicht gesehen haben,die gar nicht mehr vorstellbar waren.
Wir können ihre Begleitung absprechen,jeder erfüllt den Teil,der gerade möglich ist.

Ich wohne sehr nah dran,schaue einfach vorbei,wie es gerade passt.
Aber ich habe keine Verantwortung,mich muss nichts,darf aber alles,das ist so wunderbar.

Meine Tochte und ich haben einen Sessel gekauft,den sie dringend braucht.
So ist meine Schwester, wie es immer war,ein wichtiger Teil in meinem Leben.
Unsere Eltern haben gestern in dem Gespräch wieder einmal deutlich gemacht,wie wichtig diese Veränderung für sie ist,dass sie es in den vergangenen Jahren so schwer hatten,weil sie den Kontakt zu der so kranken Tochter nicht mehr hatten.

Weil die anderen sich kümmerten,konnte ich dann noch pünktlich zu dem Vortrag: chron.Depression-erkennen-annehmen-überwinden.
Das Bündnis Depression veranstaltet jährlich einen Themenabend. Eine psychiatrische Klinik unterstützt, es gab zwei Arztvorträge,dann einen lebhaften Austausch.

Es war diesmal besser,die Besucher-über 120 wurden eingebunden,es gab immer die Möglichkeit zu fragen,oder seine Meinung abzugeben.
Fehlende Fachärzte,lange Wartezeiten auf Therapie und letztlich immer wieder der Hinweis,erst in einer Selbsthilfegruppe ernst genommen worden zu sein.
Das haben die anwesenden Ärzte als Signal verstanden,und haben sich ehrlich dazu geäußert.
Zwei Angehörigengruppen haben sich vorgestellt,das war auch notwendig,wobei die Angehörigen berichteten,irgendwann auch Betroffener geworden zu sein,selbst erkrankt zu sein.

Ich habe neue Leute getroffen,neue Kontakte geknüpft,eine Veranstaltung wird im nächsten Jahr zum Thema stattfinden,daran werde ich auch einen Anteil haben.

Wieder hab ich den Arzt getroffen,der jetzt mit der Psychosomatik in unser leeres Krankenhaus einzieht,da will ich einen Fuß in der Tür halten,mal sehen,was sie aus der Kapelle des Hauses machen.
Ich komme meinen Zielen immer wieder ein Stück näher,aber im Schneckentempo.
Aber ich bleibe sichtbar,wie gestern in dieses Veranstaltung.

Ich ersticke manchmal in Pflichten,aber letztlich bleibt immer wieder die Kraft,etwas Wichtiges zu bewegen,zwischen Kochtopf und Laptop kann so viel entstehen.
Mut gebraucht es,den richtigen Moment gebraucht es,dann sich hinzustellen und ehrliche Worte auszusprechen,gestern war mir das möglich,ich bekam viel Zuspruch.

Früher war immer die Angst und auch der Vorwurf,ich würde mich verzetteln,in zu vielen Töpfen zu rühren,nein es war immer das,was in der Phase meines Lebens wichtig war.
Ich habe jetzt einen Ort,wo ich das machen kann,wozu ein langes Berufsleben notwendig war,ein Leben mit Erfahrungen und Krisen.

Wer ein offenes Haus hat,der hat viel zu tun---
aber letztlich ist das genau die Möglichkeit----Nähe zu leben,zu erleben.
Ich weiß,wie es dir geht
mal in der Selbsthilfegruppe,sicher im Forum,aber auch in den vielen Begegnungen im Alltag,wir selbst haben es in der Hand,unsere Krankheit alltäglich zu machen.
Mir gelingt das oft,bei meinen nächsten Angehörigen leider fast nie.
So ein Abend fordert seinen Preis,aber dort entsehen die Impulse nie aufzuhören,auch mit dieser Krankheit ein gutes Leben zu führen.
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
jetzt sagt mein Sohn die Reise ab,wir wollten drei Tage ans Meer,zuletzt war ich vor sieben Jahren dort.
Die Wohung ist gebucht,jetzt müssen wir neu planen.
Gestern war wieder viel los,zu viel los.
Ich bin neben der Spur,komme nicht in meinen Rhythmus,verzettel mich in Kleinigkeiten.

Gestern wollte ich im alten Haus einige Jacken holen,ich mußte sofort wieder raus----Luftnot,Panik.

Hab dann hier einfach weiter gemacht,ein neues Pferd,neue Leute----einfach irgendwie funktioniert.

Packen fällt mir immer schwer,wegfahren fällt mir immer schwer,zu schwer,dass es überhaupt lohnt,das durchzustehen.
Ich fürchte die Kälte,ich fürchte die Erinnerungen----
Eben ruft mein Vater ein,wieder neue Sorgen-----wo ist die Tür----durch die alle in mein Leben latschen.
Ich passe nicht auf mich auf----ich finde meine Sachen nicht,ich verliere überall die Übersicht und das ist immer der Anfang einer Krise.
Angst macht sich breit----und ich krieg es nicht gestoppt.

Es gibt Tage,da läuft das Leben wie auf einem anderen Gleis an mir vorbei,und ich finde nicht den Übergang.
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

raus aus der Situation,Pause ,nur Ruhe,so finde ich zu mir selbst zurück.
Spazieren gehen und Meditation ,das hilft mir kurz.
Die Gedanken ganz abschalten und Atemübungen machen.
Auch leichte Jogaübungen über das Atmen sind hilfreich.
Mehr fällt mir nicht ein.
Von ganzem Herzen gute Besserung.
LG Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Katharina72
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Katharina72 »

:hello: anna54
ich seh Dich, hier von der nordsee ...
Du wolltest ans meer fahren, nun gehts doch nicht.
Ich glaube wettermässig verpasst Du nix, das wetter hier ist schon recht herbstlich, richtig
rauh, heute ist eine grosse ausnahme, es sind um die 20 grad, dabei hatten wir die letzten
tage schon die heizung an, ich frier immer so.

liebe anna, ich guck oft hier herein und lese Deine beiträge.
Ich will Dir einfach nur mal sagen, dass ich Dich bewundere wie Du Dein innenleben
beschreiben kannst, manchmal liest sich das schon fast "poetisch".
Das ist eine grosse gabe die Du hast!!!

Ich hoffe, dass Du jetzt nicht wieder in eine krise rutscht, vielleicht kannst Du noch ein
stoppschild setzen, aber wie, das ist dann immer die grosse frage.
manchmal gelingts und manchmal eben nicht.
Vielleicht kannst Du öfter mal in den stall gehen zu Deinen geliebten pferden und dort
ein stück ruhe und trost finden und wieder kraft auftanken?!
Und schreib weiter hier soviel, ich glaube dass Du hier von ganz vielen
gelesen und gesehen wirst.
Du bist eine starke frau anna, auch wenn Du es selber nicht glauben willst bzw.
glauben kannst.
Ich wünsch Dir, dass Dir ganz viele menschen über den weg laufen die
DIR gut tun!!!
Alles Liebe
Katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
Herd04
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Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna,

es ist gar nicht schlimm, dass mir Katharina die Worte "weggenommen " hat. Ich wollte auch sagen, dass du wie kaum jemand anders deine Gedanken, deine Gefühle, deinen " Ist-Zustand", die Erwartungen und auch die vielen Enttäuschungen treffend beschreiben kannst.

Und so oft frage ich mich, wann du dich mal einfach fallenlassen und einfach deine Gedanken mal ausschalten kannst. Wann kommst du mal zu einer Ruhe, die länger anhält? Deinen Beiträgen entnehme ich, dass da immer eine Getriebenheit da ist, die mich zum Beispiel auf Dauer zermürben würde.
Ich freue mich immer , wenn du Erfreuliches , dich Aufbauendes - deine Blumen,die Kinder, die gelungenen Feste - erzählst. Das könnte so wohltuend sein, wenn nicht ständig Negatives eintreten würde.
Wenn ich könnte, würde ich dir ganz viel Geborgenheit in allen Bereichen schicken. Das beinhaltet natürlich vor allem den Wunsch, dass man dich wahrnehmen soll.
Das passiert im Forum, von dem ich glaube, dass es dir eine große Hilfe ist. Ich würde dir so sehr wünschen, dass Signale davon in deiner Wirklichkeit ankommen.

Ganz liebe Grüße, auch an Bittchen und Katharina, von Edda
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von malu60 »

Hallo liebe Anna,ich schließe mich da an,lese sehr gerne Vom "Hof",hat soviel positive Kraft,Stall,Kinder,Essen,einfach das volle Pogramm,diese "Lebensbeschreibung",wäre mein Traum,da zu wirken.Dabei Deine Leistungen im Blick,Manager bis zur Hengstdressur.Es ist wie ein toller Roman,wenn,s gut läuft..........Ich denke auch,das Du als das gesehen wirst,was Du bist:die Seele von dem Ganzen......

Da es aber für Dich keine Erfüllung gibt,mutest Du Dir wohl doch "Grandioses"zu.Depressionen lassen sich aber nicht täuschen.Die kleinen Schritte genießen,Ruhe einhalten,nachspüren,nicht geben,geben,geben
auch von den Menschen gutes sich geben lassen,sich bemuttern,bekochen,trösten,helfen...lassen.....
bringt viel Ruhe,Liebe und Anerkennung auf beiden Seiten.

Ich habe gehört,dass es für Jeden eine große Freude ist,helfen zu dürfen,also sollte ich sie auch annehmen.
Wer schwach sich zeigt ,ist nicht krank.Wer seine Kraft im Geben und Nehmen zu erhalten weiß,gar aufzutanken kann dabei,lebt im Jetzt.Das versuche ich,am Besten klappt es,wenn ich meine Bedürfnisse (Gesundheitsvorsorge) an 1.Stelle setzte.Fühlt sich egoistisch an,weil immer erst die Anderen..,die wollen...die brauchen.....doch so bleiben meine Tage im grünen Bereich.Dafür kann nur "ich" sorgen,das ist mitlerweile sogar zu meiner Pflicht geworden.Machmal fällt es mir schwer,ich fühl mich auch lieber tatkräftig bis zum Anschlag,doch die Erfahrung zeigt,nachher lieg ich wieder auf der Nase.
Da ich das nicht will,ich stabil und verlässlich sein will, beim Ehrenamt und bei meinen wenigen Verpflichtungen seh ich meinen Erfolg darin,froh und zufrieden zu sein,auch mitten drinn bei dem was ich tue.Dies fiel mir ein,als ich jetzt las,wie schnell wieder "Alles"auf Dich einstürmt,Boah Hilfe....malu (nicht falsch verstehen,ich lese sehr,sehr gerne bei Dir,nur manchmal ist es für "Mich" nicht stimmig,too mutch,oder spricht vielleicht der Neid aus mir,ob so eines "reichen,vielfältigen Leben.)Allein die Kaminbeschreibung ,wäre mein Traum,oder ,oder....
Ich wünsche ein Wochenende im Herbstzauberlicht,Allen,malu
Leben ist mehr
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebes Bittchen,liebe Katharina,liebe Edda,liebe malu
wir konnten neu planen und fahren in zwei Stunden los.
Noch ist nichts gepackt,zwischen Waschmaschine und Trockner türmen sich Berge.
Aber der Koffer steht da und ich fange gleich an.
Gestern kam noch ein Hilferuf meiner kranken Schwester,Zahnbrücke abgebrochen,für sie volle Panik.
Mußte dann einen Notfalltermin finden,und das Ergebnis war nicht gut,vier Zähne weggefault und eine Zahnop. ist notwendig.
Das wird eine große Baustelle,wahrscheinlich geht es nur in Vollnarkose.
Stunden habe ich gebraucht,Fahrzeit,Wartezeiten und wieder zurück zum Wohnheim.

Dann war ich platt,bis ich wieder in den Stall mußte,ein Pferd hatte schlimme Koliken,da fragt keiner,ob man fit genug ist.
Aber so ist halt immer mein Leben,viel los,viel Aufregung,nie kommt eine längere Auszeit.

Egal,ich werde jetzt ans Meer fahren,meine Tochter ist einmalig,sie ist der Grund,dass ich dieses Leben führe. Wir ergänzen und wunderbar,ich muss nur nach diesen Tagen wieder damit klar kommen,dass sie ganz wenig Zeit für mich hat.

Ich freue mich inzwischen auf die kleine Reise,die Aufregung hat sich gelegt.
Danke für eure lieben Worte!
anna54
irma
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Registriert: 25. Sep 2015, 18:06

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von irma »

Liebe Anna,

Wenn du so schreibst, ich liege noch im Bett, werde ich ganz unruhig, weil du so getrieben wirst. Das ist absolut kein Vorwurf oder Neid. Ich würde dein Leben gar nicht aushalten.

Ich wünsche dir, dass du dich in den Tagen fallen lassen kannst und zu dir findest. Lange Spaziergänge am Meer, anschließend Tee oder gar Kakao, mein Lieblingsgetränk im Herbst und Winter und ein gutes Buch dazu.

Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung.

Irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebe irma
mich macht das Leben hier auch kribbelig,ich gewöhne mich aber daran.
Wichtig ist immer,dass ich meins auch mache.
Daher habe ich ja immer Aktivitäten neben dem Hof als ganz wichtig gesehen.
Meine Tochter und mein Mann leben hier ihren Traum,wenn man das so nennen kann.
Ich mußte irgendwie mitziehen,was ich aber letztlich auch wollte,mir fehlte nur das sichere Gefühl,dass ich das tue,was ich auch will.
Immer wieder hin und her gerissen.
Aber meine Tochter ist toll,nie würde ich darauf verzichten wollen,sie hier zu unterstützen.

Nur ist meine Belastbarkeit immer wieder so verschieden,dass ich fast noch kein Maß für die Dinge habe,das hat die Depression wohl gefressen.

Nun hab ich alles gepackt,meine Tochter steht noch in der Reithalle und gibt Unterricht!
Wetten,dass sie noch duschen und packen muss. Sie ist es gewohnt,alles auf den letzten Drücker hinzubekommen.
Das macht mir kribbelig,aber es nützt wirklich nichts,sich aufzuregen,sie lebt das so,mit Tieren ist das so.

Balturm ist mein Traum,ich hab so viele Urlaube mit den Kindern dort genossen,nur hinkommen ist schwer,wegfahren ist schwer.
Immer hatte ich die Angst,ich verliere auch dort die Leichtigkeit,kann das Meer nicht genießen.
Oft habe ich das auch so erlebt,dass das Schwere noch schwerer wurde.
Es gibt kaum eine Beschreibung für den Druck der auf dem Herzen lang,wenn ich am Meer entlang ging und nicht den Regenbogen sehen konnte.

Aber ich habe dort aber auch den Umschwung erlebt,dass ich mich da rausziehen konnte,dass ich mich öffnen konnte für Momente die dann ganz wichtig waren.
Zu erleben,es gibt diese Dingen noch in mir,ich hab das nicht verloren,es ist nur verschüttet.

Baltrum war die Inseln,die klein genug war,ruhig genug war,langsam genug war.
Man geht nur zu Fuß und das Tempo wird immer ruhiger.
Meine Tochter hat den kleinen Reiterhof dort über alles geliebt. Stunden über Stunden haben wir dort verbracht---und hinlaufen war immer toll,auch im Regen.

Einmal hab ich ein Gespräch mitten im Sand der Dünen erlebt,als eine alte Frau erzählte,dass ihre Tochter nun einen Reiterhof hat und der Beginn der Pferdeliebe auf Baltrum entstanden ist.
Nun bin ich in der Situation,ich erinnere mich noch gut an dieses besondere Begegnung.

Wege entstehen beim Gehen,losgehen,etwas wagen,den richtigen Moment festhalten,was hab ich alles gehört,dass genau das mein Untergang sein wird.
Ich war uneinsichtig in vielen Therapiestunden,weil mein Gegenüber null Ahnung hatte,von dem,was mich verbindet---mit meiner Familie,besonders mit meiner Tochter.
Auch ihr wurde unterstellt,sie sei unreif,wenn sie nicht weggehen würde---.

Sie wollte den Hof,schon als ganz kleines Kind,sie hat es durchgesetzt,das Schicksal hat mitgespielt.
Es ist eine große Last,weil es nur Arbeit ist,aber was ist sinnvoller als mit Tieren und deren Menschen ein gutes Leben zu führen.
Das große Haus scheint mir oft zu riesig,aber immer wieder ist es einfach voll---und dann hab ich ein gutes Gefühl,wenn ich nur die Unruhe überwinde.

Meine Eltern verreisen auch eine Woche,immer denke ich,dass es die letzte Reise ist.
Meine kranke Schwester hat sich wieder beruhigt,die gute Versorgung in diesem Wohnheim ist ein Geschenk des Himmels.
Gut,dass wir gestern geklärt haben,was los ist mir den Zähnen,Unsicherheiten verträgt sie nicht.
Sie hat noch angerufen,sich bedankt und mir eine gute Reise gewünscht,das ist jetzt möglich,fast unvorstellbar noch vor Monaten.

Ich werde manchmal aufgefressen von der Fülle der Anforderungen,aber das ist so genau meine Aufgabe,sich zu kümmern,mir fällt das leicht.
Dosieren läßt es sich schwer,das ist meine Schwachstelle,dass ich die Grenzen zu spät erkenne,zeitversetzt erst reagiere.

Gelassenheit und die notwendige Ruhe,dass ist meine Baustelle,keine Entspannungstherapie,kein anderes Traninig konnte ich umsetzen.
Mein Körper kennt das nicht,will das nicht.
Mal sehen----Muscheln in meiner Hand----nur noch Meer.
Welch ein Glück,dass ich mich getraut habe.
anna54
Katharina72
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Katharina72 »

Also schon wieder ist mir hier, wie auch schon woanders, ein beitrag "flöten" gegangen, das ärgert mich
jetzt richtig, ich bin auf 180, zumal ich buchstabe für buchstabe auf dem tablet schreiben muss weil
ich wg. einer heftigen wirbelsäulenkrankheit nicht am pc sitzen kann.
Es muss keiner antworten, ich wollt nur eben meine wut rauslassen!!!
Sorry, Katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
wohin geht die reise
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
ich wünsche dir gute Tage auf Baltrum. Wer, wenn nicht du, hätte das verdient.
Alles Liebe
lore
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Katharina,ich fühle mit dir,so schade,wenn die Technik einen ausbremst,kannst du noch mal schreiben?!!
Liebe wohin geht diereise danke für die lieben Worte!

Die Reise begann mit viel Aufregung,weil wir hier schlecht wegkommen,weil immer alles andere wichtiger scheint.
Die Autofahrt war eine Katastrophe,zwei Stunden im Stau gestanden,dann eine Irrfahrt mit Navi,wir haben um 17.58 die Karte für die Fähre gezogen,um 18Uhr legte sie ab.

Aber die Zeit auf Baltum war Seelennahrung pur,wir hatten Sonne pur und konnten Stunden im Strandkorb verbringen.
Schade,wie immer weiß ich,dass das eine Ausnahme war. Daher tut es auch heftig weh,weil ich die Insel nicht allein erreiche.

Mir fällt es schwer,zu genießen,es ist immer auch die andere Seite allgegenwärtig.
Aber die Eindrücke werden bleiben,diese schöne Wohnung,das Meer,diese Leichtigkeit,einfach im Sand zu liegen.
Immer war es mein Ziel,Baltrum allein zu erreichen,immer wurde mir bewußt,das genau schaffe ich nicht.
Diesen Ort,wo die Langsamkeit und Leichtigkeit einen im ersten Schritt auf der Insel bewußt wird,und man in einem anderen Leben ist. Wehmut,wenn man dann so schnell die Taschen wieder packen muss.

Wehmut,dass es nur eine Auszeit war,das ein fast normales Fühlen möglich war,Wehmut,dass ich nicht dort leben kann,wo sie Seele zu hause sein möchte.

In all den Jahren der Depression hab ich erlebt,dass Baltum mich liebt und ich jede Sekunde dort atmen kann,ausatmen kann,ohne diese Zentnerlast.

Jetzt holen mich die Probleme wieder ein.
Ich will nicht,diesen Trotz werde ich mir erhalten,ich will nicht.
Inseln muss ich mir hier schaffen,meine Tochter ist so aktiv,holt mir alle Blumentöpfe
weg,steht mit dem Trecker vor der Tür und räumt auf.
Da soll noch einer sagen,ich hätte eine Wahl.
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
hier zieht ein schlimmer Sturm durch,es gibt Orkanwarnung.
Einen Reiterhof in der Nachbarschaft hat es schlimm getroffen. Wir können leider kein Tier mehr aufnehmen,weil alle Ställe voll sind.
Notfalls müssen wir die Halle zur Verfügung stellen.
Noch eine Stunde,dann soll das Schlimmste hier durch sein.
Gott,sei Dank bin ich nicht allein am Hof.
Morgen mehr
anna54
Gertrud Star
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe Anna,
von dem Sturm habe ich gelesen. Hier ist nicht viel davon zu merken.
Mir fällt auf, dass du "zur Verfügung stellen müssen" schreibst. Sicher seit ihr nicht der einzige Hof, den es nicht so arg erwischt hat. Und in solcher Not verlangt wahrscheinlich niemand, dass die Pferde in gewohntem Standard untergebracht werden. Hauptsache sicher, das dürfte für die meisten die Hauptsache sein.
Dann wäre zu unterscheiden zwischen einer kurzfristigen Notlösung, und falls woanders aufgebaut werden muss einer längeren Übergangslösung. Und da hast du auch ein Wort mitzureden, wieviel du unter welchen Bedingungen bereit bist zu geben.
Gruß Gertrud
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Katharina72 »

Liebe anna,
ich stimme Gertrud 100 % zu,
DU solltest bestimmen was auf Deinem hof
und von DIR leistbar ist!
lieben gruss
Katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Hallo Anna,

meine Tochter rief gestern aus Berlin an,da hat auch der Sturm so getobt.
Da war ich froh,dass ich nicht wusste was abging ,sonst hätte ich mir große Sorgen gemacht.
Es sind in Deutschland schon 8 Menschen durch das Unwetter gestorben.
Jetzt habe ich mich natürlich informiert,oft schaue ich die vielen negativen Nachrichten nicht.
Dir kann ich nur alles Gute wünschen und dass ihr dieses Mal verschont geblieben seid,
das nehme ich mal so an,ist beruhigend.
Wenn solche Notfälle eintreten kann man nur zusammenstehen und sich gegenseitig helfen.
Hauptsache die Pferde haben erst einmal ein Dach über dem Kopf und es sind keine Menschen zu Schaden gekommen.
Da bin ich gespannt was du schreibst.
Viel Kraft wünsche ich dir ,aber wenn du helfen kannst ,wächst du ja oft über dich hinaus.
Da gehe bitte nicht bis zur totalen Erschöpfung!!!

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
wohin geht die reise
Beiträge: 349
Registriert: 16. Sep 2016, 11:44

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
auch bei uns hat Xavier gewütet. Die riesengroße Tanne ist umgekippt, GsD. ist niemand zu Schaden
gekommen. Ich kann mir vorstellen, dass die Pferde sehr unruhig waren.
Ich seh es ähnlich wie Bittchen, dass man im Notfall zusammensteht und sich gegenseitig hilft.Ich wünsch dir viel Kraft.
lore
irma
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Registriert: 25. Sep 2015, 18:06

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von irma »

Hallo ihr Lieben,

mein Sohn lebt ja auch in Berlin. Als er gestern am Neuköllner Rathaus vorbeiging, flogen Dachpfannen auf die Bürgersteig. Da haben wir großes Glück gehabt, dass er nicht getroffen wurde.

Der S-Bahnverkehr war eingestellt, zum Teil fuhren keine Busse, Straßenbahnen und die U-Bahn nicht, weil sie zum Teil überirdisch fährt. Tja und die Deutsche Bahn sowieso nicht.

Der gesamte Hauptbahnhof war überfüllt. GsD war mein Sohn nicht sehr betroffen. Er hatte gestern frei und war nur privat unterwegs.

Ein Sturm und der Verkehr in den großen Städten steht still. Wie abhängig wir doch sind.

War das nun der erste Herbststurm oder Klimawandel?

Irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
jetzt ist die ganze Aufregung vorbei,die Bilder aus anderen Teilen des Landes waren schlimm.
Angst vor der Angst,dass das immer wieder mein Problem sein wird.

Ich wohne im Wald,mitten unter Bäumen,von denen bei einem Sturm über hundert umgerissen wurden.

Lasse ich mich von der Angst beherschen,das ist immer wieder mein Thema.
Ich kann durch die Angst gehen,ich kann sie wegschieben und auch vergessen,manchmal kann ich die vertagen,auflösen kann ich sie nicht,sie lauert im Hinterhalt.

Besiegen und Stärke fühlen,das ist mein Ansatz.
Was mich stärkt,das sind Erfahrungen,dass ich dieses Trotzdem leben kann.
Manchmal packe ich meine Tage voll,manchmal lasse ich mir alles aufbürden,mal kann ich loslassen und abgeben,manchmal gelingt das nicht mal ansatzweise.

Ich passe auf mich auf,ich fühle wieder,was mein Leben ausmacht,außer Angst habe ich wenig gefühlt. Da waren Mauern und meterdicke Betonschichten.

Funktionieren zu müssen,weicht der Erfahrung: Funktionieren zu können,aber eben auch nicht.
Freiwilligkeit,das kenne ich so wenig,das ist mir im Fühlen noch so fremd.
Erstarren vor Angst,die ich auch noch gut verstecke,das war mein Leben,ewig.
Funktionieren,weil sonst die Erstarrung in der Depression noch schlimmer wird,das sind Gradwanderungen,das sind Erfahrungen,die immer wieder auf den Prüfstand gehören.

Wie wenig habe ich gelebt,weil ich das so wollte----ganz sicher gehören dazu die vielen Momente der menschlichen Begegnungen,die einen so großen Schatz ausmachen,dass ich viel in Kauf genommen habe.

Wenn ich jetzt sehe,wie meine kranke Schwester in seltenen Momenten aufblühen kann,dann ist das die Sicherheit für mich,ich bin auf dem richtigen Weg.
Es schwankt,es gibt viele kritische Stimmen,es gibt die Verlogenheit,oft bin ich allein mit der großen Last.
Gestern hab ich ein Geschenk gefunden,eine Zeile,neben all dem Müll der in der Zeitung stand:
Eine Schwester ist wie ein Stück Kindheit,
das man gehalten darf.

Meine Schwester war das größte und freudigste Stück Kindheit,dass ich hatte.
Ich hab sie nicht verloren.
anna54

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anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
die Sonne bringt es an den Tag,scheinbare Leichtigkeit,Sehnsucht nach Wärme und einfach Leben.

Am Samstag hab ich einen großen Tisch mitten auf den Hof gestellt,zwanzig Teller drauf und den Suppentopf mittendrin.
Wir haben einfach genossen,dass wir zusammensitzen,reden,essen und Zeit vergehen lassen.

Ein Moment,selten genug für mich,dass ich das auch genieße,nicht nur für die anderen renne.

Mein Pflaumenkuchen war noch warm wurde einfach aus der Hand gegessen.

Später hat mich dann der Alltag wieder eingeholt,trotzdem bleibt der Moment,die Erfahrung,nicht über die Dunkelheit,die Kälte zu klagen,sondern die Sonne zu suchen.

Heute bin ich erschöpft,kann mich ausruhen,lesen,schreiben,und einfach langsam in die Woche starten.
Geschwister machen Stress,meinen die mich----ich übe mich in Langsamkeit und suche bessere Lösungen.
Was ist mir wichtig,wo lasse ich mich zu schnell in Pflichten ziehen.
Warum rege ich mich noch über Dinge auf,die einfach nicht lösbar sind,also Gelassenheit erfordern. Ich mache oft die gleichen,alten Fehler,weil ich nicht aufpasse,nicht nachspüre,woher kommt dieser Ärger,diese Lähmung,wo bin ich selbst wieder über alle Grenzen gelatscht.

Manchmal ist es Zeit,die Richtung zu hinterfragen,aber nicht immer heute.
Sonne,überall---ich muss noch immer lernen,mir das Licht zu konservieren,im Moment stapel ich Einmachgläser----sie stehen für die Hoffnung,die Fülle des Sommers hinüberzuretten in den Winter.
Der Kamin brennt am Abend,das ist meine Zeit zu lesen und zufrieden zu hause zu sein.
Ängste stürmen auf mich ein,Sturm ist nicht jeden Tag,wie werd ich ich Gerümpel im Kopf wieder los.
Gerümpel,das Wort ist wieder da,hatte es verloren,es bezeichnet diese Anhäufung von Negativgedanken und Negativgefühlen,die sich einfach einschleichen und den Blick auf die Sonne verstellen,raus damit.
anna54
irma
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von irma »

Liebe Anna,

dein Post hört sich hoffnungsvoll an, sogar noch mehr als das. Freue mich, das von dir zu lesen.

Positive Gedanken, genießen und bewahren. Ich wünsche dir, dass es lange so bleibt.

Sonnenstrahlen und schöne Momente gibt es immer wieder.

Ich war heute auch mit meiner Therapeutin spazieren. Es war so schön warm.

Irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
der letzte Sonnentag,der alles gab,was es zu sehen,zu riechen und zu staunen gibt.
Der letzte Grasschnitt,der noch ansatzweise einen Duft nach Heu gibt,die grasenden Pferde rund um mein Haus,die Sommerblumen,die noch immer sich ausstrecken,jede Blüte kostet das Licht aus.

Dann gehe ich noch eine große Runde in den Bauerngarten der Nachbarschaft,die Dalien stehen in jeder Farbe und Fülle,dass es prachtvoller kaum sein kann.
Die ersten leeren Beete zeigen das Ende des Gartenjahres deutlich,daher wird jede Blüte noch kostbarer. Große Körbe mit Kürbissen,Schalen voller Tomaten,Äpfel,Birnen,noch ist Ernte möglich.

Meine Nachbarn feiern heute das Fest der goldenen Hochzeit,ich hab sie durch den Umzug fast aus den Augen verloren.
Aber ich pflücke Blumen und gestalte einen riesigen Strauch,der ist die Überraschung heute,und ich freue mich mit,weil immer das Verschenken die doppelte Freude ist.
Wie oft hab ich mich in diesen Garten geflüchtet,wenn die Schwere,der Schmerz der Depression unerträglich wurde----Blumen haben mich gerettet,immer wieder.

Am Abend verweilen noch ganz viele auf unserem Hof,einige verreisen heute,die Ferien beginnen,andere freuen sich auf entspannte Zeiten,wenn weniger Pflichten anstehen.
Plötzlich sehen wir eine große Formation Kraniche über uns hinwegziehen,die untergehende Sonne macht das Bild einmalig.

Dass immer der schwierigste Platz vorn abgewechselt wird,das machen uns die Vögel vor,dass ich mitgetragen,mitgezogen werde,dass ich ein wichtiger Teil des Ganzen bin----danke an euch,liebe Zugvögel,zieht noch ein paar Schleifen,bevor ich euch wieder aus den Augen verliere.
Hoffnungsschleifen,suchen-finden-auskosten!
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
bin zur Zeit der Nothafen für die Kinder meiner Schwester,sie ist in Frankreich,der Vater müßte sich kümmern,es geht alles schief.
Trennungszeit,Trennungskrieg.
Die jüngere Tochter ist ganz bei mir,die ältere pendelt jeden Tag,der Sohn bleibt beim Vater.
Eine ganze Woche geht das so,und die Mädchen berichten jeden Tag von noch schlimmeren Ereignissen mit dem Vater.
Das geht mir sehr nah,ich hab vieles jetzt zurückgestellt,und wir versuchen jeden Tag hier Normalität zu leben.
Es zerrt an meinen Nerven,ich kann das nur begrenzt aushalten.
Jede Kleinigkeit macht mich unsicher,da unsere Straße ausgebaut wird,haben wir mal keinen Strom,dann kein Wasser,dann kann ich den Hof nur über lange Umwege erreichen.
Aber ich kriege es hin,meine Familie hilft,zusammen können wir den Kindern hier ein Stück Sicherheit geben.

Viel Zeit verbringe ich mit ihnen in der Küche,sie sind Vegetarier,ich lerne neue Rezepte.
Wie wichtig Normalität ist,das ist wieder einmal so glasklar.
Wir machen den Kamin an,wir gestalten die Abende gemütlich,wir laufen mit dem Hund durch die Felder und Wiesen,wir lenken uns ab.
Aber wir sprechen auch über die wichtigen Dinge,die angepackt werden müssen.

Letztlich ist das große Haus jetzt genau richtig,die Mädchen haben einen schönen Raum,und wenn alle Stricke reißen,holen wir den Bruder auch noch hierher.
Über den Vater lohnt sich kein Wort,Chefarzt einer großen Fachklinik,leider als Mensch eine Null.

Meine Schwester macht eine Woche Urlaub in Frankreich,das ist die einzige Auszeit seit Jahren.
Heute ist in unserer großen Familie eine Hochzeit und eine Taufe,beides hätte ich mitfeiern können,jetzt bin ich froh,dass ich absagen konnte.
Ich will hier sein und mit den Kindern kleine Schritte wagen,wieder Boden unter den Füßen zu bekommen,einfach da sein----.
So hat meine Rolle hier auf dem Hof immer wieder die Beständigkeit,dass ich mich kümmere,dass ich das Ohr bin,dass zuhört,dass ich immer für ein gutes Essen sorge und der Sessel vor dem Kamin einläd,die Kinder bekommen eine Decke und kuscheln sich ein.

Kinderzeit, Zeit mit Kindern,mein größtes Talent,darauf war mein Beruf aufgebaut,jetzt meine vielen Aktionen hier auf dem Hof,Kinderzeit ist heute so rissig,unsicher und schwer.
Ich binde die Schütze um,die grauen Haare hochgebunden,bewußt wie aus alten Zeiten,stelle ich den Topf auf den Herd und heiße alle willkommen.
Wie geht es dir,was kann ich für dich tun?
Und letztlich mache ich das alles nur für mich!
anna54
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

ich lese so gerne ,wie du immer wieder deine Balance findest und für Andere da bist.
Du bist eine Schwester,Tochter,die man wie eine Stecknadel, im Heuhaufen suchen kann.
Auch ich versuche immer mein Bestes und will ein guter Mensch bleiben.
Manchmal ist das nicht einfach,immer wieder sind da auch Enttäuschungen,selbst von Freunden,wo man das nie gedacht hätte.
Freunde hat man oft nur in guten Zeiten.
Kummer und Sorgen teilen, belastet,das passt nicht immer in die vermeintlich heile Welt .
Viele vergessen dabei,wie schnell das auch vorbei sein kann.

Dir ganz liebe Grüße

Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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