Hallo an alle - Meine Geschichte - Sorry für die Länge!

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Lonely9188
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Registriert: 27. Sep 2017, 19:26

Hallo an alle - Meine Geschichte - Sorry für die Länge!

Beitrag von Lonely9188 »

Hallo ihr Lieben :hello:

Da ich keine Kategorie hierfür gefunden habe, würde ich mich gern hier mit meiner Geschichte vorstellen.

Mein Name ist Lonely, ich bin 29 Jahre alt (in 3 Monaten 30).
Ich stamme aus einer Beziehung meiner Mutter mit einem alkoholabhängigem Schläger.
Meine Geburt war schon recht spektakulär, da meine Mum nicht bemerkt hat, dass sie schwanger war, bis halt die Wehen einsetzten.
(Mittlerweile denke ich aber eher, dass sie die Schwangerschaft einfach nur verdrängt hat und nicht wahr haben wollte.)
Die einzigen Erinnerungen, die ich an diese Zeit habe (ca.0.-4. Lebensjahr) sind Bilder die ich kaum beschreiben mag. Mein Erzeuger hat meine Mum regelmäßig vergewaltigt und auf's übelste zusammengeschlagen (mehrfache Kiefer-, Rippenbrüche etc.) und genau diese Bilder sind bei mir hängen geblieben. Nachdem ich vor ca. 3 Jahren erstmals mit meiner Mum über diese Geschehnisse geredet habe, habe ich auch noch erfahren, dass ich 2 ältere Halbbrüder von meinem Vater mit einer anderen Frau habe. Ich hatte zwar immer eine Erinnerung an einen großen Bruder, aber dachte lange, dass es nur eine Art fiktiver Freund war, den ich mir ausgedacht habe um einen Bechützer zu haben.
Meine Mum war auch sehr erschrocken darüber, dass ich mich noch an Dinge erinnere, die um mein 2. Lebensjahr geschehen sein müssen.

Um mich aus der ganzen Situation zu befreien und um auch selbst da raus zu kommen, aber dennoch Vollzeit arbeiten zu gehen, gab meine Mum mich zu meinen Großeltern (ihren Eltern), ich war dann nur noch am Wochenende bei meiner Mum.
Dort erging es mir allerdings nicht wirklich besser...
Meine Großeltern waren leider nie wirklich in der Lage Gefühle zu zeigen.
Ich kann mich nicht daran erinnern auch nur einmal ein "Hab dich lieb" oder ähnliches gehört zu haben.
Meine Oma hielt sich wohl schon immer für was Besseres (habe ich auch von meiner Mum und ihren Geschwistern erfahren), wollte in Luxus leben, Pelzmäntel tragen etc. obwohl mein Opa nur ein einfacher Zechenarbeiter war. Ihr war nie irgendwas gut genug, brachte ich eine 2 nach Hause war es zu schlecht, denn es hätte es ja auch eine 1 sein können, hatte ich 5 kg zu viel auf den Rippen hieß es gleich "schau dich mal an wie fett du bist, deine Freundinnen sind viel dünner!", wenn mein Erzeuger meine Mum mal wieder zusammengeschlagen hat "siehst du, dass hat deine Mutter davon, wenn sie so ein dummes Stück ist" oder wenn eine meiner Schlaghosen (damals voll im Trend ^^), die ich mir von meinem Taschengeld gekauft hatte, etwas aufgeribbelt an der Ferse war, kam sie nicht wieder in meinen Kleiderschrank, nachdem meine Oma sie nicht auf Hochwasser-Höhe gekürzt hatte und ich sie nie wieder anziehen konnte, wenn ich nicht die Lachnummer überhaupt sein wollte.

Im Kindesgarten- sowie Grundschulalter konnte ich nie alleine schlafen, ich habe fast jede Nacht geträumt, dass meine Mama sterben würde, war bis 12/13 Bettnässer (wofür ich übrigens auch jedes Mal Ärger bekommen habe).
Habe auch so gut wie jeden Abend nach meiner Mama geschrien und geweint. Dann kam immer mein Opa zu mir.
Mein Opa war mein absoluter Held, er war mehr Vater für mich als mein Erzeuger es je sein würde. Er konnte einem zwar auch keine Gefühle mitteilen, aber er konnte sie zeigen. Jedes Mal wenn ich geweint habe, kam er zu mir, hat sich neben mich gelegt und hat mir selbsterfundene Geschichten von den Waldtieren erzählt. Meine Oma bestreitet übrigens bis heute jemals irgendwas von meinem Leid mitbekommen zu haben (ich habe damals echt das Haus zusammengeschrien), sogar, dass mein Opa mich getröstet hätte und meint besser als bei ihr hätte ich es niemals haben können...
Vielleicht hat ihr mein Opa auch einfach nur nie davon erzählt, keine Ahnung...

Leider wurden wir von meinem Erzeuger immer weiter gestalkt, meine Mum musste 5 mal umziehen (selbst da hat er sie teilweise gefunden, die Tür eingetreten und sie vor meinen Augen [ich musste mich im Bad einschließen und hab alles durchs Schlüsseloch beobachtet] verprügelt), er hat Telefonterror bei meinen Großeltern betrieben, weswegen ich nie ans Telefon gehen durfte, obwohl ich mich immer so auf den Anruf meiner Mum gefreut habe. Außerdem durfte ich nie allein zur Schule gehen, es kam sogar dazu, dass mein Erzeuger mir vor dem Haus meiner Großeltern aufgelauert hatte als ich zur Schule musste, um mich zu "klauen".

Meine Mitschüler haben natürlich auch schnell gecheckt, dass ich ein leichtes Opfer bin... Meine 2 "besten Freundinnen" haben mich nach der Schule immer gezwungen die "Todesrolle" am Reck zu machen und haben mir gedroht, sonst nicht mehr meine Freundinnen sein zu wollen. Aus Angst noch mehr als meine Mum zu verlieren, habe ich es immer gemacht, selbst wenn es 1 Std. gebraucht hat um mich zu trauen. Zu Hause bekam ich dann immer großen Ärger, da meine Großeltern dachten mein Erzeuger hätte mich verschleppt (mittlerweile auch gut nachvollziehbar, aber damals fühlte ich mich nur als würde ich Ärger dafür bekommen Freunde zu haben).

Auf dem Gymnasium ging es dann weiter, ich war immer etwas fülliger, aber dort wurde ich nun zu "Potty, dem Potwal", ich wurde immer weiter gemobbt, entwickelte Hass gegen mich selbst (zu dem ganzen Hass den ich sowieso gegen meine Umwelt hatte) und begann schließlich mit 11 mich zu schneiden.
Wohl darauf bedacht, mir nichts anmerken zu lassen, schaffte ich es ganze 5 Jahre lang mich fast täglich zu schneiden, ohne dass irgendwer davon mitbekam.
Flüchtete mich in die Gothic-Szene, wo ich endlich Menschen zu finden glaubte, die mich wirklich verstehen.

Als ich mit 17/18 durch meine beste Freundin auf XTC und Pepp gebracht wurde, dachte ich endlich die Lösung für meine Probleme gefunden zu haben und auch das Svv hörte auf.
Ich war halt ab dem jedes Wochenende drauf und hab unter der Woche meinen Alltag einigermaßen erledigt, aber nur in der Hoffnung am nächsten We wieder glücklich sein zu können.

Bin dann auch direkt mit 18 ausgezogen in eine andere Stadt, wo ich ein FSJ machen durfte. Dort wurde ich aber nach ca. 9 Monaten gekündigt, da ich mittlerweile 3-4 Tage die Woche aufgrund der Drogen wach war und demnach oft auch nicht pünktlich erschienen bin, bzw. sogar teilweise ganze Arbeitstage einfach verpennt habe.

Meine erste große Liebe verließ mich dann für eine meiner besten Freundinnen.
Es folgte noch eine Beziehung im Sauerland, wo ich allerdings geschlagen und wie Dreck behandelt wurde (inkl. gebrochener Nase).
Daraufhin eine Beziehung mit einem Speedjunkie sowie eine mit einem sehr besitzergreifenden und eifersüchtigen Mann (wollte sogar Kameras intallieren um zu sehen wann ich ein und aus gehe, obwohl ich den ganzen Tag nur heulend und deppressiv in der Wohnung verbacht habe).

Nun habe ich endlich den Partner meines Lebens gefunden, wir sind seit 2 Jahren zusammen und ich verliebe mich jeden Tag aufs Neue in ihn.
Nur habe ich das Problem, dass ich es nicht unter einen Hut bekomme, Freundschaften und Beziehungen gleichzeitig zu pflegen, das überfordert mich total.
Ich habe also vor gut 2 Jahren den Kontakt zu all meinen Freunden abgebrochen um mich auf meinen Partner konzentrieren zu können. Mittlerweile fühle ich mich aber nur noch einsam, auch weil mein Partner null Verständnis für meine Situation hat, bzw. meine Gefühle nicht nachempfinden kann, das sagt er mir auch ganz offen.

Zur Zeit habe ich also nur mich selbst um mit meinen Problemen klar zu kommen, die letzten 3 Tage waren sehr intensiv, ich habe eigentlich nur geheult.
Hauptgrund ist eine Anzeige wegen leichter Körperverletzung, entstanden auf einer Hochzeit. Ich kann mich leider null an diesen Vorfall erinnern, aus Erzählungen habe ich erfahren, dass ein Mädel mich wohl aus den Büschen fischen wollte (ja so sieht es leider aus, wenn ich trinke -.-) und als ich wach wurde, bin ich direkt auf sie los und hab ihr das Gesicht zerkratzt. Ich erkenne mich so überhaupt nicht wieder und schäme mich so sehr dafür... Habe nun Post bekommen von einem Täter-Opfer-Ausgleich, das würde mich vor einem Prozess bewahren. Würde das auch unheimlich gerne machen, einfach schon aufgrund meines schlechten Gewissens, aber ich kann mich einfach nicht überwinden, meine Angst dem Mädel ins Gesicht sehen zu müssen und mir selbst schuld eingestehen zu müssen ist zu groß. Habe schon eine Erinnerung erhalten und sollte mich eigentlich diese Woche melden. Umso größer wird jetzt halt meine Angst vor den Konsequenzen die folgen könnten.

Momentan weiß ich einfach weder Ein noch Aus, ich krieg es nicht mal hin, meinen Haushalt zu führen, habe keinerlei sauberes Gechirr mehr etc. das gammelt seit Monaten vor sich hin, schaff es nicht zum Zahnarzt zu gehen, obwohl ein Backenzahn abgebrochen ist und weh tut, lebe von Hartz 4, da ich es nicht schaffe regelmäßig zur Arbeit zu erscheinen (war bereits 3 Jahre vom Amt aus arbeitsunfähig, habe dann versucht mein Abi per Abi-Online zu machen und selbst das nicht geschafft) und sehe einfach keinen Ausweg aus diesem Teufelskreis.

Dazu kommt noch, dass ich mich selbst, mein Äußeres hasse und eklig finde und durch mein ständiges Versagen überhaupt kein Selbstbewusstsein mehr habe. Ich traue mich kaum noch auf die Straße, deute jedes Lachen als Gelächter über mich und jeden Blick als Abwertung.

Ich schaff es noch nicht mal mir selbst Hilfe zu suchen, da ich panische Angst vor'm Telefonieren hab. Schaffe es also nur an guten Tagen Telefonate zu führen (ca. 1-2 pro Monat) und wenn dann niemand ran geht denk ich direkt wieder Sachen wie "kein Wunder, du bist es auch nicht wert, dass man dir hilft" oder ähnlichen Mist und trau mich dann gar nicht mehr nochmal anzurufen.

Wo könnte ich Hilfe finden? Mein Freund ist berufstätig und kann erst ab 20 Uhr bei mir sein, weswegen er mich halt nicht anstupsen kann was zu tun. Er sagt mir zwar ständig, dass ich was tun soll, aber sobald ich allein bin, bin ich wie gelähmt. In meinem Kopf sehe ich das ganze Chaos um mich, plane zig Dinge/Wünsche, die ich mir erfüllen will, aber ich kriege nichts davon hin. Manchmal esse und trinke ich sogar nichts, bis mein Freund dann Abends zu mir kommt und einfach keine Ruhe gibt, bis ich nicht was zu mir genommen habe.
Und das ganze Chaos im Kopf plus die Nicht-Fähigkeit irgendwas zu tun führt natürlich dazu, dass ich mich noch unnnützer fühle...

Weiß momentan einfach nicht weiter und brauche unbedingt Menschen die mich verstehen, bzw. mir nachempfinden können und falls ihr mir sogar Tipps geben könntet, wäre ich umso dankbarer!

Liebe Grüße, Lonely
Katerle
Beiträge: 11379
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Hallo an alle - Meine Geschichte - Sorry für die Länge!

Beitrag von Katerle »

Hallo Lonely, erst einmal herzlich Willkommen im Forum.

Krass und grauenvoll, was dir passiert ist..., mir fehlen die Worte...
Das ist garnicht so abwägig, sich noch an Dinge erinnern zu können in dem Alter... Ich erinnere mich auch noch...

Mit der Angst vorm Telefonieren habe ich auch heute noch zu kämpfen, was aber auch damit zusammenhängt, dass ich schwerhörig bin.
Nutze doch die Tage, wo deine Angst nicht so groß davor ist, zu telefonieren. Und zwar könntest du dir aufschreiben, was du sagen möchtest, nur so als Gedankenstütze.

Hat dein Freund auch mal Zeit in der Woche oder frei, dass er dich mal unterstützen könnte oder hast du noch ne Bekannte oder einen Bekannten in deiner Nähe, der dir helfen könnte? Allein ist es manchmal schwer, aber manchmal geht es leider nicht anders.

Wünsche dir ganz viel Mut!
Liebe Grüße
Katerle
knalltüte
Beiträge: 71
Registriert: 25. Dez 2016, 22:19

Re: Hallo an alle - Meine Geschichte - Sorry für die Länge!

Beitrag von knalltüte »

Hallo
telefonieren ist auch nicht meine Stärke. Ich versuche das wann immer möglich zu vermeiden. Ich habe mir angewöhnt wenn es geht direkt vorbei zu gehen. Also ich will z.B. einen Termin beim Hausarzt dann gehe ich dahin und mache einen Termin aus. So brauche ich fast nie irgendwo anzurufen.

Du könntest z.B. auch mal bei einer Beratungsstelle vorbeigehen und dort einen Termin ausmachen, die können dir dann bestimmt auch weitere Hilfe vermitteln. (mir haben die dann einen Termin bei einem guten Psychiater ausgemacht z.B.)

Sollte der Alltag wirklich so gar nicht mehr funktionieren gibt es natürlich immer die Möglichkeit über die Notaufnahme in die nächste Psychiatrie zu gehen. Dort findest du auch erstmal Entlastung und kannst wieder Kraft tanken um dann die nächsten Schritte gehen zu können.

Liebe Grüße
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Hallo an alle - Meine Geschichte - Sorry für die Länge!

Beitrag von anna54 »

Hallo Lonely
deine Geschichte ist so voll von Leid und Schmerz,dass es sicher nicht möglich sein wird,ohne fachliche Hilfe da raus zu kommen.
Aber erst mal willkommen im Forum,ich wünsche dir hier viele gute Beiträge!
Gut,dass in eine guten Beziehung leben kannst,schütze und bewahre es dir,aber auch das wird ohne gute Unterstützung schwer werden.
Hast du fachliche Hilfe?!!!
Ganz liebe Grüße
anna54
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