Hallo Hobbes,
ich habe deinen Thread neulich gelesen, aber jetzt nicht mehr alles im Kopf, was du geschrieben hast... möchte trotzdem was dazu schreiben und hoffe, dass es nicht am Thema vorbeigeht.
-Hobbes- hat geschrieben:Mein Therapeut meinte, ich brauche als Ausgleich mehr Dinge, die ich (gerne, und von mir aus) „machen will“ und nicht nur Dinge, die ich „tun muss“. Dumm nur, dass ich gar nichts will (Außer daheim dösen, schlafen, essen, und lustlos vor PC/TV sitzen), und mich nichts interessiert und nichts Freude bereitet. So wird aus dem „Ich will gerne … xyz machen“ wieder ein „Ich muss etwas tun wollen“ und „Irgendwas MUSS mich doch interessieren“.
Ich glaube darum hilft Verhaltenstherapie bei mir auch wenig. Ich schaffe es nicht Hausaufgaben und Übungen umzusetzen, aus Antriebslosigkeit und teils bestimmt auch aus mangelnder Disziplin und Verantwortungsbewusstsein.
Das ist immer so einfach gesagt, man soll Dinge tun, die man von sich aus will. Aber das ist ja gerade das Problem bei der Antriebslosigkeit. Es gibt viele Dinge, von denen ich weiß, ich sollte sie machen, weil sie eben gemacht werden müssen (einkaufen, essen machen etc.) und dann gibt es Sachen, die ich mir für mich vorgenommen habe (die mir normalerweise/ an anderen Tagen auch (mittlerweile wieder)Spaß machen), die könnte ich auch machen. Aber tun tu ich nichts, weil ich mich weder dazu aufraffen kann, etwas zu tun, was ich muss noch irgendwas zu tun, was mir normalerweise Spaß macht. Ich sitze dann wie festgeklebt auf dem Sofa und komm da nicht weg. Und denke mir die ganzen zeit, was ich denn jetzt von den tausend Dingen, die ich machen könnte, mache und dass ich doch eigtl was tun wollen sollte. Egal, was es ist, es ist alles sinnlos es zu tun. Warum kann ich mich nicht mal aufraffen Dinge zu tun, die mir wann anders (einigermaßen) Spaß machen/Spaß gemacht haben?? Gerade bei diesen Sachen müsste es doch gehen!
--> Antwort von meiner Therapeutin: Auch Gesunden macht nicht jeden Tag Spaß, was ihnen grundsätzlich sonst schon Spaß macht. Wenn man gerne reiten geht, hat man deshalb nicht jeden Tag Bock drauf reiten zu gehen. Von daher ist es eigtl nicht ganz so schlimm, wenn ich keine Lust habe, irgendwas zu machen, was mir sonst Spaß macht. Ist relativ normal, dass sowas auch schwankt. Das fand ich ein bisschen beruhigend.
Ich kenne das auch gut, wenn man weiß man sollte wollen, aber man will nicht bzw. man kann nicht irgendwas tun wollen. Das erzeugt dann echt einen Druck, weil man sich immer denkt, "ich muss was machen, ich muss doch wollen, ich kann hier nicht immer nur rumhängen, dann wird es nur schlimmer, aber ich kann auch nichts machen, weil ich nichts machen will. Aber ich sollte doch wollen! Bei anderen Leuten funktioniert das doch auch!"
Richtig bescheuert wird es dann, wenn man sich denkt, man muss lernen, Dinge zu machen, die man nicht machen muss, sondern weil man sie einfach machen will/ sie gerne macht. Da wird bei mir sehr schnell ein "Ich
muss etwas machen, was ich
nicht machen muss". Das "müssen" kommt dann quasi wieder durchs Hintertürchen herein.
Oder bei mir war es auch: Ich muss lernen, gelassener damit umzugehen, wenn Dinge nicht perfekt sind. Daraus folgte bei mir: Ich muss perfekt damit umgehen, wenn Dinge nicht perfekt sind.
![Augen verdrehen :roll:](./images/smilies/icon_rolleyes.gif)
So einfach ist es leider nicht, Dinge umzusetzen.
-Hobbes- hat geschrieben:
Mein vorletzter Therapeut stellte mir mal die Frage „Wenn sie morgen früh aufwachen würden und sich gut und unternehmungslustig fühlen würden, was würden sie dann tun?“
Ich hätte auch keine Ahnung, was ich dann tun würde... ich weiß auch schon nicht mehr, wie sich "normal" sein anfühlt
![Traurig :(](./images/smilies/icon_e_sad.gif)
(Vielleicht ganz gut, sonst würde ich wahrscheinlich durchdrehen, wenn mir der Abstand zwischen meinem Zustand und "normal" total bewusst wäre?!?)
Wahrscheinlich würde ich es gar nicht glauben können und nur auf dem Sofa sitzen und glauben, ich bin im falschen Körper... vielleicht würde ich mich auch einfach mal völlig entspannt aufs Sofa legen. Ich steh eigentlich unter Daueranspannung, da wäre allein das schon mal schön.
Hab mich auch schon gefragt, was ich machen würde, wenn ich plötzlich gesund wäre. Vielleicht lange in den Urlaub fahren oder ne mega Party schmeißen, weil die Sch... endlich vorbei ist.
![Lachend :lol:](./images/smilies/icon_lol.gif)
Aber wahrscheinlich würde ich wirklich erstmal total bedeppert dasitzen.
-Hobbes- hat geschrieben:
Schützen…. Hmm vielleicht vor Erfahrungen: schlechten („Uhhhh…das ist aber uninteressant, langweilig und anstrengend, dabei hat es mir früher Spass gemacht!!)
Diese Erfahrung habe ich auch schon oft gemacht und es ist wirklich deprimierend. Bei Sachen, die mir früher Spaß gemacht haben, ist es tw. sogar so, dass es mich mehr auslaugt, als dass es mir Energie gibt.
Ich habe festgestellt, dass es für mich besser ist, neue Sachen zu machen. Da habe ich keinen Vergleich zu früher. Es funktioniert nicht mit allen Sachen, auch neue Sachen sind tw. anstrengend und meine Energie und mein Interesse überleben nicht lange (wahrscheinlich auch, weil ich dann gleich zu hohe Ansprüche an mich habe) Aber dann lass ich es halt wieder.
Mittlerweile habe ich das Gärtnern für mich entdeckt oder auch mit dem Fahrrad planlos durch die Gegend fahren und die Gegend entdecken tut mir gut. Beides macht mir keinen Druck, weil ich keinen Vergleich zu früher habe und auch keine anderen Leute dabei sind, die alles viel besser können als ich, weil sie gesund sind. Das finde ich immer deprimierend, wenn ich mit gesunden Leuten zusammen bin, weil man dann erst recht sieht, was man alles nicht mehr kann bzw. wie das Leben eigentlich sein könnte.
Vielleicht findest du ja irgendwas, was du noch nie gemacht hast, aber immer mal machen wolltest?
Wenn ich extrem antriebslos bin, dann geht nicht wirklich was, dann bleibt der Haushalt liegen und ich bekomme den ganzen Tag gar nichts hin. Wenn ich etwas weniger antriebslos bin, dann hilft es manchmal, "einfach" irgendwas leichtes im Haushalt zu machen wie Müll rausbringen, kehren etc. Dann habe ich zumindest schon mal angefangen etwas zu tun und der Anfang (runter vom Sofa) ist getan.
-Hobbes- hat geschrieben:Sport oder allgemein zuviel Anstrengung macht mich unglaublich müde und Kopfschmerzen. Selbst nach 1h gemächlich Radfahren muss ich mich erstmal hinlegen >.
Ich bin auch sehr erschöpft und k.o., 1h Radfahren ist für mich auch schon extrem viel, und das obwohl ich ein E-Bike habe. Meine Erschöpfung war aber schon mal schlimmer. Früher hab ich mich "Steigungen" hochgeschleppt, die für andere Leute nicht mal im Ansatz ersichtlich waren ("Es war so anstrengend da über den Platz zu laufen, weil es da leicht den Berg hochgeht..." - "Hä? Da ist doch gar keine Steigung?!?! Das ist doch ganz eben!"... Mittlerweile sehe ich auch, dass es dort nicht "den Berg hochgeht", nicht mal einen Hügel, nicht mal einen kleinen Hubbel, aber ich weiß trotzdem noch, dass es sauanstrengend war, mich da über den Platz zu schleppen.)
Mittlerweile mache ich viel mit dem E-Bike, da komme ich weiter rum und hab auch das Gefühl, ich bin sportlich
Aber mach dir mit dem Sport keinen Stress. Ich hatte immer den Druck, dass ich Sport machen sollte, weil das ja so gut für die Stimmung ist. Bei mir war die Stimmung hinterher immer schlechter und ich hab versucht immer mehr zu machen, weil es ja nicht "funktioniert" hat. Bis mir eine Ärztin mal gesagt hat, dass ich keinen Sport mehr machen sollte, nur leichte Spaziergänge, weil mein Körper mittlerweile so erschöpft und im Eimer ist, dass er sich erstmal richtig erholen muss, bevor ich ihn wieder mehr belaste (gibt auch sehr viele Leute, denen Sport gut tut, bei mir war es anders. Ich möchte über dieses Thema auch gar keine Diskussion anfangen, nur den Hinweis geben, dass es auch anders sein kann mit der Auswirkung von Sport.)
Durch viel Ruhe und auch durch den Wegfall von äußeren Stressfaktoren (bessere Wohnsituation, keine finanziellen Probleme mehr, kein Jobcenter mehr am Hals) ist meine Erschöpfung ein bisschen besser geworden.
So, das wars von meiner Seite aus. Hoffe, es ging nicht zu sehr am Thema bzw. deiner Situation vorbei.
Viele Grüße und alles Gute,
DieNeue