Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

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Seifenblase_Ka
Beiträge: 2
Registriert: 14. Sep 2017, 08:53

Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von Seifenblase_Ka »

Hallo Zusammen,

ich bin neu hier und momentan sehr verzweifelt.

Im April dieses Jahres wurde bei mir eine schwere Depression (rezidivierend) sowie PTBS diagnostiziert. Eigentlich kämpfe ich mit all dem seit ich 15 Jahre alt bin (heute:29). Da ich Lehramt studiert habe, kam eine Therapie nie in Frage, um eine Verbeamtung nicht zu gefährden. Leider gab es nach dem Examen keine Stelle für mich, trotz 1er-Examen. So ging ich in die freie Wirtschaft als Sekretärin. Dort war ich von 2014 bis August 2017. Aufgrund zunehmender Arbeitsbelastung (bis 60-Stunden-Woche), kaum Urlaub, schlechter Bezahlung (habe so viel wie eine Bürokauffrau nach der Ausbildung erhalten) und das schlimmste, massives Mobbing des Arbeitgebers, entwickelte ich starke körperliche Symptome (Schlaflosigkeit, Magenschmerzen, Erbrechen, Gliederschmerzen, Gewichtsverlust) und rutschte in eine seelische wie körperliche Erschöpfung. Nun wollte ich mir wirklich Hilfe holen und ging in die ambulante Therapie. Nach 5 Sitzungen dann Einweisung in eine psychosomatische Tagesklinik, in der ich 9 Wochen war und die ein Segen für mich war. Es ging mir wieder besser, ich habe wieder zu mir gefunden. In der Klinik habe ich viele Strategien entwickelt und rausgefunden, so meinte ich, dass der aktuelle Job im Büro nichts für mich ist und ich eigentlich doch Lehrerin sein möchte.

Ich war also von April bis Ende August 2017 krankgeschrieben. Ich bat meinen letzten Arbeitgeber um einen Aufhebungsvertrag (es gab bei einer 3monatigen Kündigungsfrist keine andere Wahl), trat somit jegliche Ansprüche meines noch gültigen Urlaubs von über 20 Urlaubstagen und 4 Tagen Überstunden ab und war da endlich raus. Ich hatte was neues gefunden: eine Stelle als Lehrerin. Den Vertrag unterschrieb ich voller Glück im August. Am 11.09. dieser Woche also hin zur Lehrerkonferenz, das passte noch. Dann dienstags, mein unterrichtsfreier Tag, ging es abends los: massives Erbrechen, nervlicher Zusammenbruch, starke Versagensängste, starke Suizidgedanken. Konnte mich kaum mehr beruhigen. Mittwoch musste ich mich natürlich krankmelden, da ich nicht aus dem Bett kam, total dehydriert war von dem Erbrechen, und so jetzt bin ich hier: wieder in einer tiefen Krise.

Ich fühle mich als starker Versager und habe unheimliche Zukunftsängste. Nicht einmal 2 Tage habe ich es geschafft im neuen Beruf...ich bin noch nicht einmal vor einer Klasse gestanden. Und ich weiß, eigentlich mag ich da gar nicht mehr hin. Ich schäme mich unheimlich für meine Situation. Ich denke, dass ich den Job jetzt wieder verliere...bin ja in der Probezeit und wenn man sich am dritten Tag schon krankmeldet :( ich muss sagen, dass ich in den letzten 2 Wochen sehr hart gearbeitet habe: habe die Stunden vorbereitet, Material erarbeitet, für meine AG Ideen erarbeitet und mich richtig gefreut auf das Neue. War bei der Lehrerkonferenz noch voller Elan und hab gleich eine zusätzliche Aufgabe übernommen. Und plötzlich geht nichts mehr.

Vielleicht kann ja jemand seine Gedanken oder Ideen mit mir teilen...
Vielleicht mir auch sagen, ob ich jetzt überhaupt irgendwie finanziell abgesichert bin? Der Vertrag läuft seit 1. 9., seit 13.9. bin ich krankgeschrieben, also bekomme ich keine Lohnfortzahlung oder?

Bin sehr verzweifelt und hoffe auf Hilfe...

Liebe Grüße

Seifenblase_KA
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von Zarra »

Hallo Seifenblase_KA,

zum Rechtlichen kann ich nichts sagen, - doch: Du könntest auch einfach eine Magen-Darm-Grippe haben o.ä. - d.h. Dein Arbeitgeber wird garantiert nicht sofort etwas unternehmen.

Ein bißchen zufällig zur Lohnfortzahlung gegoogelt:
http://www.karrierepropeller.de/lohnfor ... nat-krank/
http://karrierebibel.de/krank-in-der-probezeit/
https://rechtsanwaltarbeitsrechtberlin. ... t-was-nun/

Zum eigentllichen Problem:
Und ich weiß, eigentlich mag ich da gar nicht mehr hin.
Stimmt das wirklich? - Ist einer Deiner ehemaligen Therapeuten für Dich "greifbar"? Für eine Einschätzung hinsichtlich der Lehrerinnentätigkeit fände ich das am sinnvollsten. Dann: Es muß überhaupt nicht stimmen, doch für mich von außen liest sich das wie eine unter den gegebenen Bedingungen nachvollziehbare Angst-Reaktion, auch dieses recht schnelle Kippen. Die Frage ist ja, wie Du damit umgehen kannst - von psychischen Beruhigungsmöglichkeiten bis hin zu passenden Psychopharmaka; und ggf. zu Deinem vorigen Standpunkt zurückfinden kannst. ... oder ggf. zu einem neuen, doch irgendwie wirkt Dein schnelles Zurückschwenken nicht ganz überzeugend auf mich. Wie war früher das Unterrichten, das Stehen vor der Klasse für Dich? War es okay, oder eigentlich immer schon "zu anstrengend"?

Dann noch, unabhängig von allem: Dein Engagement in Ehren, doch wenn ich eins durch die Krankheit gelernt habe: Weniger ist oft mehr, weg von Perfektionismus-Streben, Ruhephasen einplanen - egal in welchem Job.

Herzlich, Zarra
Kaktusblüte
Beiträge: 25
Registriert: 27. Aug 2017, 09:39

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von Kaktusblüte »

Hallo Seifenblase,

ich kann dir auch nichts so richtig raten. Aber ich lese deine Verzweiflung.
Jetzt muss man wohl erstmal abwarten, was der AG sagt. Hast du schon mal darüber nachgedacht, die Karten offen auf den Tisch zu legen ? Sicher, das kann nach hinten losgehen. Aber was hast du zu verlieren ? Bist du zu lange krank, wirst du gekündigt, wenn die Belastung für den AG zu groß wird und wenn er erfährt, was Sache ist, wirst du vielleicht auch gekündigt. Aber es besteht dann immer noch die Chance, dass es den Druck etwas rausnimmt und es doch verständnisvolle Kollegen gibt.

Ich hab beides erlebt ... Jobverlust, als klar war, dass ich krank war - ich konnte während Krankheit gekündigt werden, weil ich beim Vorstellungsgespräch nicht angegeben hab, dass eine Krankheit meine Arbeitsleistung mindern könnte.
Und ich hab aber auch schon Verständnis erfahren, wo dann viel mit getragen wurde. Zwar nicht auf unbestimmte Zeit, aber dennoch. Es war mir dennoch unangenehm ... will man ja auch immer funktionieren.

Ich weiß, dass meine Antwort wohl nicht so hilfreich ist ... ich drück dir trotzdem die Daumen, dass am Ende alles gut wird.

Alles Gute
Kaktusblüte
keineKraft

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von keineKraft »

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Zuletzt geändert von keineKraft am 20. Sep 2017, 09:57, insgesamt 1-mal geändert.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von Zarra »

Hallo,

ich weiß es nicht und ich kann nicht für andere sprechen, doch ich glaube eher, daß man in Krisensituationen KEIN gutes Gespür für das Richtige hat - jedenfalls wenn es solche Sachen wie die generelle Berufswahl betrifft UND man lange Zeit von etwas anderem überzeugt oder zumindest angetan war. Und in solch einer heftigen Krise hat man NULL (!!!) Selbstwertgefühl - ich hätte mich in weniger heftigen Krisen als Seifenblases nicht einmal zum Regaleinräumen für würdig und fähig genug empfunden, und das meine ich ernsthaft.

Für mich liest sich das nach akuter, heftigster Krise. Und in der entscheidet man selten "Lehrerin: ja/nein" bzw. sollte diese Entscheidung zumindest nach außen hin aufschieben, bis es einem wieder etwas besser geht (gegen das ggf. innere Nein spricht deutlich weniger, WENN es entlastet), außer man hätte vorher schon dauernd damit gehadert und das wäre nun wirklich und auch noch in Wochen oder Monaten der Befreiungsschlag. So liest sich für mich aber Seifenblases Eingangsposting ganz und gar nicht.

Seifenblase, - wie geht es Dir inzwischen? Was macht das Erbrechen? Warst Du beim Hausarzt? ... oder? Was sagt ggf. der?

Für mich würde es stark davon abhängen, wie sich Seifenblase in den kommenden zwei Wochen fühlt und was ggf. professionelle Personen, die sie länger kennen, dazu sagen. Und in ihrer Situation würde ich von einem Outing abraten, wenn es sich nicht durch irgendwelche Gegebenheiten aufdrängt.

LG, Zarra
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
haben es gerade schon im Unterferorum "Umgang mit der Krankheit" geschrieben.
Dieses Forum ist leider kein Forum für PTBS...
Beste Grüße
von der Moderation
Kaktusblüte
Beiträge: 25
Registriert: 27. Aug 2017, 09:39

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von Kaktusblüte »

Entschuldigung. was genau hab ich falsch geschrieben ? (damit ich es vermeiden kann in Zukunft)
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von Nico Niedermeier »

Ich hatte jetzt hier eher Seifenblase_Ka angesprochen....
Die Moderation
Seifenblase_Ka
Beiträge: 2
Registriert: 14. Sep 2017, 08:53

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von Seifenblase_Ka »

Bevor ich nun etwas "falsches" schreibe: danke an die Moderation für den Hinweis. Heißt das, dass ich dann in diesem Forum nicht schreiben darf, weil ich zusätzlich PTBS habe? Ich sehe mich selbst als depressiv an und diese Krankheit auch als mein Hauptproblem :(
Katzenstube
Beiträge: 21
Registriert: 20. Aug 2017, 12:44

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von Katzenstube »

Das fände ich jetzt auch schade, wenn sich jemand ausklinken müsste. Mir ist auch klar, dass Hilfestellungen dann vielleicht etwas anders werden, aber oft hilft es ja sich einfach zu unterhalten und sich verstanden zu fühlen.

Ich fände es schön (verstehe aber schon den Hintergrund) wenn wir sagen könnten wir versuchen uns zu helfen, egal wie stark die Depression oder welche Begleiterscheinungen noch da sind. Richtig helfen (lassen) kann sich nur jeder selber, aber oft helfen Anregungen und einfach, dass jemand sich gehört fühlt.

Gruß von Katzenstube
gvman
Beiträge: 321
Registriert: 20. Okt 2015, 10:35

Re: Neue Arbeit, aber schon wieder krankgeschrieben

Beitrag von gvman »

Hallo Seifenblase. Hast Du von den Ärzten bzw. in der Klinik kein Medikament zur Stabilisierung bekommen? Ich finde es übrigens von der Moderation nicht gut, einen Hilfe suchenden Menschen abzuweisen. Dass eine Depression selten isoliert vorkommt und fast immer mit anderen Störungen Hand in Hand geht, ist doch bekannt. Sie beschreibt ja selber, dass die Depression gefühlt derzeit ihr Hauptproblem ist. Vielleicht kann man sich ja parallel in einem PTBS -Forum umschauen. Dies halte ich für sinvoll. Gr
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