Katzenjammer

Antworten
Katzenstube
Beiträge: 21
Registriert: 20. Aug 2017, 12:44

Katzenjammer

Beitrag von Katzenstube »

Hallo Ihr Lieben,
als Teenager-Spätlese muss ich leider bekennen, dass die jahrelang in mir aktive Depression auf Grund hoher Belastungen (Pflegefall und Tod meiner Mutter, deren Wohnungsauflösung, Erbschaftsangelegenheiten ect.) meine Gesundheit ruiniert haben (kaputte Hüften) und ich selber meine Psyche selber leider nicht mehr stabilisieren kann.

Über Jahre habe ich erfolgreich - mal mehr, mal weniger - alle meine Erziehungsmuster ausgeblendet und versucht ein positives Lebensgefühl zu entwickeln. Nicht ganz einfach in der heutigen Berufslage, die mir durch die Wirtschaftskrise eine Arbeitslosigkeit bescherte. Jahresjobs, kurze Arbeitslosigkeit, wieder neue Chancen - leider auch neue Ängste es nicht zu schaffen haben das Selbstwertgefühl angekratzt.

Als meine Mutter zum Pflegefall wurde habe ich mich übernommen und neben der Hüfte, die lt. Chirurg ausgetauscht werden muss, brach nun meine ganze Fassade zusammen. Ich bin also hier um den ersten Schritt zu tun: zu wissen, ich selber kann mir nicht alleine helfen und ich muss zukünftig vieles in die Wege leiten. Der Anfang wird bestimmt von der Suche nach einem guten Hausarzt. In meiner Region erscheint es leider unmöglich kompetente Psychotherapeuten zu besuchen, da es hier keine gibt. Die einzige Alternative sind einige km entfernte Menschen, deren Aktionen über Tablettengabe nicht hinausgehen. Auch zurückgeworfen hat mich meine Verantwortung ihr gegenüber, durch die der mühsame Abstand zur strengen und leistungsorientierten Erziehung, mich wieder in das Kind-Schema gebracht hat: "du kannst nichts"...

Leider hat meine langjährige Hausarztpraxis auf meine Hüftschmerzen mit einer Gabe von Tilidin in hoher Menge reagiert, aber leider nicht auf Entzündung mittels Blutabnahme testen wollen; deshalb also die Suche nach einem Hausarzt dem ich vertrauen, bzw. ich anvertrauen kann.

Stabilität in meinem Leben bieten meine Katzen, eigentlich Streuner, die ich versorge, die aber mittlerweile alle auch in mein Haus kommen. Meine älteste Hauskatze mit 17 Jahren scheint aber nun auch noch den letzten Weg gehen zu müssen, was mir noch die letzte Kraft raubt. Ich besitze einige wenige, aber gute und zuverlässige, Freunde ansonsten Onkel und Tanten, die auch schon älter sind und einige davon ebenfalls im Sterben liegen.

Ich bin berufstätig, merke aber, dass ich komplett durch die letzten Jahrer überfordert bin und durch Urlaubszeit und eine Tätigkeit, in der ich Gummipuppe und Mittler zwischen allen Parteien sein soll, in welcher ich mich zerrieben fühle.

Ich erhoffe mir hier die eine oder andere Idee zu erhalten und mit Euch eine rege Kommunikation führen zu können, durch die ich mir selber wieder auf die Beine helfen kann.

Herzlichen Gruß von Katzenstube
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Katzenjammer

Beitrag von Bittchen »

Liebe Katzenstube,

was du schreibst ist mir hinreichend bekannt,vor allen Dingen die Erziehungsmuster.
Auch ich bin ein noch älteres "Mädchen"mit einem Elternhaus,in dem Pflichten und Leistung an erster Stelle stand.
Durch sehr viel anerzogene Denkweise,das gehört sich so,"Das haben wir auch so gemacht",bin ich auch immer wieder in die Überforderungsfalle geraten.
Harmonie,gut funktionieren,immer geliebt werden wollen.
Familie immer an erster Stelle,bis zu Selbstaufgabe,das geht an die Substanz.
Ich nehme mal an ,du lebst im Moment ohne Partner,so liest es sich zumindest.
Da ist es natürlich noch mal schwieriger abwesend zu sein,wenn Tiere zu versorgen sind.
In erster Linie würde ich aber doch, an deiner Stelle, für meine körperliche Gesundheit sorgen.
Eine Hüft-Op ist heute ja nicht mehr so eine ganz große Sache und lässt sich sehr selten vermeiden.
Da sehe ich im Bekanntenkreis sehr gute Ergebnisse.
Schmerzmittel können sehr auf die Psyche gehen,lese dir da mal die Nebenwirkungen durch.
Auf Dauer bringt das nichts und treibt dich immer mehr in die Verzweiflung.
Bei mir wirkt sich zum Beispiel ein gängiges Magenmittel(Omiprazol) ganz stark negativ, auf meine Depression aus.
Nach der OP und darauf folgender Reha kannst du dich schon viel stabiler fühlen und auch für deine angeschlagene Psyche was tun.
Die Einsicht jetzt deine älteste Katze gehen lassen zu wollen,tut weh.
Das habe ich gerade mit unserem geliebten Hund hinter mir und die Trauer darüber, ist noch nicht abgeschlossen.
Da wünsche ich dir viel Kraft.
Viel mehr Ideen habe ich erst mal nicht.

Ich hoffe mal,ich konnte deine Sorgen nachempfinden und meine Sicht hilft dir etwas weiter.

Gute Besserung und liebe Grüße

Bittchen
Katzenstube
Beiträge: 21
Registriert: 20. Aug 2017, 12:44

Re: Katzenjammer

Beitrag von Katzenstube »

Hallo Bittchen,
danke für Deine Zeilen. Ja, es ist schon gut, wenn nachempfunden werden kann, wie die feinen Fäden der Generationen so weiterwirken und weiter gewoben werden.

Noch habe ich einen Job, den ich aber durch die Länge der Krankheit von Hüft-OP und Reha verlieren würde. Davon mal abgesehen möchte ich diese OP noch herauszögern weil eine künstliche Hüfte nicht ewig hält. Ich habe nun nächste Woche einen Termin bei einem Orthopäden (dem ersten, mal sehen, ob dieser etwas bewirkt oder noch ein weiterer befragt wird) um erst mal zu sehen, was waren die Auswirkungen durch meine Schonhaltung und die Rückenschmerzen. Der Chirurg hat ganz klar gesagt dass beide Hüften im Eimer sind - aber weitere fachliche Meinungen können mir helfen. Da es fraglich ist, ob ich mit 55 noch einen Job kriege (der jetzige ist auch befristet) wird sich einfach in den nächsten Monaten zeigen was passiert. Kommt eine Kündigung vom Arbeitgeber, dann geht es sofort ans Thema Hüfte. Deshalb bin ich auch derzeit dabei mir mehrere Expertenmeinungen einzuholen.

Bei der neuen Hausärztin hatte ich gleich einen Nervenzusammenbruch (es kam ein sterbender Patient, dem es so ging wie meiner Mutter vor zwei Monaten) und das komplette Programm Notarzt, Maschinen ect. hat mich komplett zurückgeworfen. Sie wollte mich gleich krank schreiben, weil ich nicht arbeitsfähig sei. Auch hier musste ich sagen: Noch habe ich einen Job. Der geht mir nicht über alles! Aber ich will jetzt erst mal für mich recherchieren um dann meinen Weg zu planen - in Ruhe, mit Ärzten, die hinter mir stehen wenn es dann um die Schikanen der Arbeitsagentur geht bei einer Arbeitslosigkeit.

In zwei Monaten ein Termin beim Psychiater. Ich habe seit Jahrzehnten Probleme, es wird Zeit diesen ans Zeug zu gehen.

Medikamentös wurde ich auf die Schilddrüse / Unterfunktion eingestellt bzw. werde gerade eingestellt und habe Citalopram erhalten, wobei ich noch die Anfangsprobleme habe mit Grauschleier vor Augen ect. Aber ich denke, es ist der richtige Weg um mit allem mal irgendwie besser fertig zu werden.

Ob ich überhaupt etwas aufarbeiten kann vermag ich nicht zu beurteilen, aber es muss einfach irgendwie Licht in das Dunkel der Überlastung kommen. Ich war schon immer ein etwas traurig gestimmter Mensch, aber ich konnte noch schönes sehen, was mir derzeit doch sehr schwer fällt. Durch die Nähe in der Pflege meiner Mutter ist deren gesamtes Angstbild natürlich schön auf mich übertragen worden, ich habe es zugelassen dieses anzunehmen. Also eine gewisse Zeit hatte ich Angst vor allem und vor jedem: dem neuen Auto, dem Handy mit Anrufen aus dem Pflegeheim oder Krankenhaus, dem Briefkasten mit erneuten Schreiben der Krankenkasse die dies und jenes nicht übernimmt, der Gesundheit meiner Streuner und dabei konnte ich selber nicht mehr kriechen, was jegliche Angst noch unterstützt hat, weil ich vieles nicht mehr bewältigen konnte.

Dadurch, ja richtig erkannt, dass ich Single bin muss ich alles alleine stämmen, was alles andere als einfach ist. Vor allen Dingen bin ich nicht mehr in der Lage mich zu konzentrieren und mir etwas zu merken, bei einem neuen Job natürlich nur super..... Aber wie gesagt: Pest (krank sein und den Job verlieren) oder Cholera (Arbeitsagentur mit den unmöglichsten Jobvorschlägen und Verhalten).

Lieben Gruß und danke für Deine Zeilen
von Katzenstube
Christiane1
Beiträge: 583
Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Katzenjammer

Beitrag von Christiane1 »

Hallo Katzenstube, willkommen,

kann man alternativ nicht auch mal ganz schön wütend werden, wenn man sich nach "wunderbarer" Kindheit früher um ein oder beide Elternteile kümmern darf im Alter später?
Ich (53) beschäftige mich zwangsläufig auch öfter mit dieser Frage, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn mein Elternhaus anders gewesen wäre.

Das eigene Wissen um Zusammenhänge schützt nicht vor den Folgeerkrankungen einer strengen oder sonstwie entarteten Kindheit, aber es schadet auch nicht.
Mein Eindruck ist, dass du jetzt einen guten Gesprächspartner brauchst in Form eines Therapeuten
und das wäre mein erster Rat an dich.

Ich habe ebenfalls eine Katze (nur eine;-), meine erste ist 2009 nach 21 Lebensjahren gestorben und es war knüppelhart für mich damals. Als sie zu mir kam, war ich 24 Jahre jung und dann mit Mitte vierzig loslassen zu müssen, war gar nicht vorgesehen in meinem Plan. Inzwischen ist meine zweite Katze sieben Jahre alt und ich habe schon mal hochgrechnet...

Herzliche Grüsse
Christiane
Antworten