Verzweiflung... immer noch

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retrochallenge1
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Verzweiflung... immer noch

Beitrag von retrochallenge1 »

Guten Abend, ich schreibe hier, weil ich mit niemandem reden kann zur Zeit und ich einfach meinen Mitmenschen nicht immer auf die Nerven gehen will mit meiner Scheiß- Depression.
Entschuldigt die Ausdrucksweise.
Gefühlt bin ich eine Ewigkeit krank, seit Mai. Zunächst eine mittelschwere Depression und zwei Wochen später dann noch tiefer gerutscht. Ich habe jetzt das dritte AD. Habe inzwischen wieder erhöht. Die Nebenwirkungen machen mich schwach und schwächer. Seit 6 Wochen nehme ich Sertralin. Mein Antrieb ist manchmal besser, manchmal bin ich so erschöpft und habe so starke Beklemmungen im Brustbereich, wie ein Eisenring und Gewichte am Hals als Gefühl. Ich kann mich dann nur wieder hinlegen. Subjektiv ist das katastrophal, weil ich normalerweise sehr aktiv und straight bin.
Ich erwarte sehnsüchtig jeden Tag den Nachmittag, an dem ich dann ein paar Stunden habe, wo es besser ist.Manchmal beschleicht mich die Beklemmung auch abends, so wie jetzt. Ich lag heulend auf dem Sofa, habe das Gefühl ich kann mich so doch niemandem zumuten. Ich bin schon seit Monaten keine gute Ehepartnerin mehr.
Mein Zustand ist so schwankend. Ich meine nichts hilft, obwohl ich in Therapie bin, aber leider nur alle vier Wochen, weil ich quasi für eine neue Therapie bis Januar gesperrt bin, nimmt mich mein Therapeut trotzdem. Er sagt es ging ja besser, weil ich alles mache, was zu tun ist. Ich raffe mich wirklich auf. Mache Dinge, die mir Spaß machen. Lese, kümmere mich um Haushalt und Kinder, so gut ich kann, mit vielen Pausen. Manchmal kann ich noch nicht mal meine Tochter auf den Arm nehmen, weil mir das zu anstrengend ist.
Meine Konzentration hat sich verbessert, ich vergesse nicht mehr so viele Wörter. Das ist ja auch gut, aber der Rest?
Mir geht es immer noch zwischen minus 2 und minus 4.
Es stagniert so. Das macht mich verzweifelt. Wann geht es denn endlich besser? Wann kann ich wieder arbeiten ?
Mit jeder Panikatacke verschiebt sich alles weiter nach hinten.
ich bin glücklicherweise nicht angestellt und muss mir keine Sorgen um Lohnfortzahlung machen, oder, dass meine Existenz gefährdet wäre. Das ist alles gut.
Aber mein Leistungsbogen ist klein, mehrere Termine in der Woche , diese Woche waren es zwei, sind schon zuviel für mich und ich sehne mich dann danach meine Zeit selber zu bestimmen, nach meinem Schneckentempo. Ich nehme mir täglich etwas Kleines vor, brauche aber manchmal ewig, bis es dann gemacht ist. Mir fehlt die Kraft.
Ich habe schon über eine Reha nachgedacht, aber eigentlich kann ich meinen Mann nicht mit den beiden Kleinen allein lassen, denn er ist bipolar und das ist für die Kinder schlimmer, als eine Mutter, die die Traurigkeitskrankheit hat.
Ich weiß. dass meine Schwierigkeiten nur durch die Krankheit kommen, aber ich fühl mich so gefangen.Es ist als wäre alles in meinem Inneren in einen Metallkäfig eingesperrt.
Heute wäre ich am liebsten den ganzen Tag in den letzten Winkel unter meinen Schreibtisch gekrochen. Hab ich natürlich nicht gemacht.Ich habe einen Kuchen gebacken , meine Wäsche gemacht und eine kleine Babyhose genäht. Immerhin drei Sachen, früher waren es viel mehr!(:
Übernächste Woche ist meine Ärztin wieder da. Da geh ich sofort hin.
Ich habe gelesen , dass es bis zu 12 Wochen dauern kann, bis Sertralin richtig wirkt.Ich will auch nicht weiter aufdosieren, ohne Rücksprache, weil ich dann erst mal noch tiefer falle. vielleicht ist es auch nicht das Richtige für mich. Citalopram und Escitalopram konnte ich überhaupt nicht vertragen. Gut ging es mit bis Mai. Da hatte ich Duloxetin.
Vielleicht liest ja jemand meine Zeilen und hat noch ein paar Tipps für mich.
Vielen Dank schon mal.
rc1
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Verzweiflung... immer noch

Beitrag von Bittchen »

Liebe retrochallange,

herzlich willkommen und gut dass du hier über dich schreiben kannst ,auch das ist bei Depressionen nicht selbstverständlich.
Da du keine Psychotherapie machen kannst im Moment ,nehme ich mal an,dass du wiederholt erkrankt bist und schon Erfahrung mit Depressionen hast.
Mir fällt nur auf ,du schreibst seit Mai ,hast du eine erneute Krise.
Die Symptome die du beschreibst,kenne ich alle sehr gut und sind extrem belastend.
Ein paar Monate ist ja oft nicht viel Zeit ,um sich mit der Erkrankung wieder besser zu fühlen zu können.
Was du brauchst ist Geduld, keinen Druck !!!
Das ist mit zwei kleinen Kindern nicht einfach,denn die müssen versorgt werden.
Mit Gewalt wieder gesund werden zu wollen ,wieder funktionieren wollen wie vorher,das geht nicht.
Denn durch diese Überforderung sind wir ja krank geworden.
Es ist wirklich zu bewundern ,wie du doch noch deinen Haushalt aufrecht hällst und für das Wohl deiner Familie sorgst..
Medikamente können Erleichterung bringen,aber sie heilen die Ursachen der Erkrankung ja nicht.
Eine psychosomatische Klinik und auch im Anschluss daran eine Reha,kann dir gut helfen.
Das kannst nur du beurteilen, inwieweit du das umsetzen willst.
Durch eigene Erfahrung,kann ich dir zu diesem Weg raten.
Ich war in einer Klinik ,da konnten die Kinder mitgebracht werden,wurden tagsüber betreut und gingen sogar in die Schule da.
Da ich schon sehr lange erkrankt bin,gab es in meinen jungen Jahren diese Möglichkeit noch nicht.
Da war ich sehr beeindruckt,dein Arzt wird dir da weiter helfen können.
Was du selbst für dich tun kannst,da scheinst du sehr viel schon zu wissen.
Mich haben die Bücher von Josef Giger-Büttler zum Umdenken gebracht.
Kein Wundermittel,aber da habe ich eine Anleitung bekommen,zuerst an mich zu denken.
Eine Egoistin bin ich noch lange nicht,aber ich achte besser darauf, was ich mir wirklich zumuten kann.
Heute bin ich schon sehr viel älter wie du, aber Stress und Druck sind schädlich,wenn du eine Krise bewältigen willst,das gilt auch noch heute für mich .
Die Erkrankung deines Mannes, kann ich mir auch sehr belastend vorstellen.
Ist er mit den passenden Medikamenten gut eingestellt ?
Was heißt du bist keine gute Ehepartnerin mehr?
Ist dein Mann ein guter Partner ?
Wenn nicht,sollte auch er was tun,um sich besser zu fühlen und sich in die Familie einbringen zu können.
Ob das geht,kann ich ja nicht beurteilen,aber du brauchst Entlastung.
Eine gute Mutter sorgt zuerst für sich,das ist ein guter Rat,aber nicht immer leicht umzusetzen..
Vor allen Dingen solltest du keine Schuldgefühle haben ,weil du krank bist,das hättest du bei einer anderen Krankheit,nicht die Psyche betreffend, ja auch nicht.
Zwei erkrankte Elternteile ist auch für die Kinder sehr schwierig,die sollten an erster Stelle kommen.
Ein Kindheit mit depressiven Eltern kann sich auf das ganze weitere Leben auswirken.
Kann es sein ,dass du auf deinen Mann zuviel Rücksicht nimmst und du die ganze Verantwortung trägst ?
Tue jetzt was für dich und fordere Hilfe ein,sonst kann die Spirale sich immer weiter nach unten drehen und das will keiner.

Gute Besserung und liebe Grüße

Bittchen
retrochallenge1
Beiträge: 71
Registriert: 14. Feb 2015, 14:35

Re: Verzweiflung... immer noch

Beitrag von retrochallenge1 »

Hallo Bittchen, danke fürdeine Antwort.
Mein Mann entlastet mich, wo er kann. Seit Februar ist er in Rente.Er ist auch gut eingestellt und bereits bei den Frühwarnzeichen werden weitere Medikamente gegeben.
Er macht mir keinen Druck und ist froh, dass ich lebe und er tröstet mich. Ich versuch ja auch offen mit der Situation umzugehen, bin gut informiert und sehe die Krankheit nicht als Tabu. Ich versuche auch der schlechten Zeit Positives abzugewinnen.Ich habe selber meinen Zustand erst als kritisch wahrgenommen, als ich mir vorstellte in meiner Arbeit aus dem Fenster des vierten Stocks zu springen. Diese Gedanken sind schon überwiegend überstanden.
Ich habe auch sehr liebe Freunde, die mich so nehmen wie ich bin und nichts daran finden, dass ich oder mein Mann krank sind. Sie wissen das und gehen wirklich super damit um.
Im Grunde kann ich mich von außen gesehen gar nicht beschweren.
Nur bin ich mir selbst zuviel. Manchmal finde ich mich so schrecklich.
Ich mache ja Fortschritte. Also ich erkenne mich im Spiegel wieder. Das ging anfangs nicht.
Ich hatte schon mal eine mittelschwere Depression, verursacht durch anhaltende starke Schmerzen.
Gut anderthalb Jahre war alles gut, bis es wieder anfing, aber schlimmer als vorher. Verursacht durch zuviel Stress in der Arbeit und das ständige aperto sein müssen dort.
Viele Grüße
rc1
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Verzweiflung... immer noch

Beitrag von Bittchen »

Liebe retrochallange,

das liest sich ja sehr gut,dass dein Mann und dein Umfeld so viel Verständnis hat ,ist schon sehr viel Wert.
Auch wie ihr mit der Krankheit umgeht ist vorbildlich.
Da kann ich nur ,dir alles Gute wünschen und gebe die Hoffnung nicht auf.
Es wird wieder besser,aber der Weg bis dahin ist schon sehr anstrengend.
Das wirst du und dein Mann ja auch gut beurteilen können.
Mit deiner Ärztin zusammen wirst du weiter sehen.

Einen besseren Tag heute.

LG Bittchen
Michael1967
Beiträge: 126
Registriert: 3. Apr 2017, 13:14

Re: Verzweiflung... immer noch

Beitrag von Michael1967 »

Ich habe noch einen Tipp für dich für die Medikation, bis jetzt scheint es so zu sein, dass die beiden SSRI (Citalopram & Sertralin) jeweils eine schwache Besserung erzielten. Daraus wird man irgendwann den Schluss ziehen müssen, dass die SSRI insgesamt wenig hilfreich sind.
Das Duloxetin scheint besser gewesen zu sein, also wenn man in dieser Gruppe weiter denken möchte, dann ist das Milnacipran die nächst beste Variante. Hier wäre eine sehr viel stärkere Aktivierung (über das noradrenerge System) zu erwarten.
Nur mal so dahingestellt, wie es weitergehen könnte, wenn das Sertralin weiterhin versagt.
Du hast nach meinem Eindruck weiterhin sehr deutliche depressive Symptome, das wollte ich auch als Rückmeldung geben. Die Kritik beziehe ich nicht auf dich (Du quälst dich ja eh' den ganzen Tag) sondern auf das Medikament. Stand der Dinge: ...bis jetzt versagt das Sertralin, schonungslos betrachtet.
Die Symptome mit der Beklemmung und dem Stress-Empfinden in der Brust, kenne ich sehr gut. Achte auf dieses Symptom vorallem wenn es um die Frage nach der Besserung geht. Verschwindet es oder besteht es fort?! Die Symptome rühren von einem (für die Depression typisch) hohen Cortisol-Spiegel her. Daher kommt der paradoxe Eindruck: voll der Stress-Alarm im Körper, aber nicht das geringste bisschen Antrieb, um in irgendeiner Weise darauf reagieren zu können.
retrochallenge1
Beiträge: 71
Registriert: 14. Feb 2015, 14:35

Re: Verzweiflung... immer noch

Beitrag von retrochallenge1 »

Hallo Michael1967 und Bittchen,
vielen Dank für Eure Informationen und guten Wünsche.
Besonders werde ich mich mal über das Milnacipran informieren.
Ich war zwei Wochen in Frankreich, nahe der Provence in den Bergen.
Da ging es mir zwischendurch ganz gut, obwohl ich da auch eine schwere Panikattacke hatte.Aber insgesamt war ich natürlich auch den ganzen Tag an der Luft und es war der absolut still. Nur 6 Häuser, keine Autos, nur Natur und natürlich Sonnenschein.
Ich konnte schlafen, wenn mir danach war, relaxen. Das geht hier zwar auch, aber meine Symptome sind einfach subjektiv gesehen schlimm.
Ich werde auf jeden Fall das Medikament in Erwägung ziehen, wenn ich bis in 2 Wochen keine weitere Besserung bemerke.
Ich muss allerdings sagen, dass meine Dosis echt nicht soo hoch ist. Aber die Nebenwirkungen, vor allem auch die negativen Gedanken haben sich erhöht.
Meine Ärztin hat mir nur was andres verschrieben, weil ich so runter war, und sie meinte, der Antrieb müsste gesteigert werden.
Mit dem Duloxitin habe ich mich im Gleichgewicht gefühlt, über ein Jahr lang. Ich habe es allerdings nicht nur wegen der Depression genommen, sondern auch wegen einer Neuropathie im Bein.

Ich habe mich gefreut, dass Ihr mir geantwortet habt. Viele Grüße rc1
retrochallenge1
Beiträge: 71
Registriert: 14. Feb 2015, 14:35

Re: Verzweiflung... immer noch

Beitrag von retrochallenge1 »

Liebe Forumsmitglieder, ich melde mich mal wieder. Erst nochmal ganz lieben Dank an Bittchen für die stärkenden Worte und an Michael mit seinem grandiosen Tipp Tianeurax.
Seit heute genau 2 Wochen nehme ich Tianeurax.
Ich habe endlich das Gefühl es bewegt sich was in meinen Kampf gegen die Depression.
Ich habe keine Nebenwirkungen und wenn ich morgens aufstehe, dann werde ich nicht durch die Wucht einer starken Brustbeklemmung niedergedrückt.
Ich bin dennoch nur sehr vorsichtig optimistisch.
Für mich selbst bin ich immer noch die größte Enttäuschung.Ich halte mich am Leben, weil die Menschen in meiner Familie mich brauchen.Oft wandern meine Gedanken zu meiner heißgeliebten Arbeit, zu meinen Kollegen, zu meinem neuen Chef, den ich durch die Krankheit noch nicht kennen lernen konnte.
Ich stelle mir Fragen über Fragen, was halten die Menschen von mir? Eigentlich kann mir das egal sein, aber nur eigentlich. Ich habe in mir so eine große Wut. Ich könnte oft alle Menschen, die so lapidar sagen: Die ist krank, die hat was Psychisches so umhauen und boxen und schreien, alles raus lassen. Ich wünsche diesen Menschen nur einen Tag mit so einer Krankheit...
Ich habe Angst vor den Vorurteilen und , dass ich nicht als Mensch wahrgenommen werde, mit meinen doch auch guten Zügen und Wesensmerkmalen.
Mich wirft noch so viel aus der Bahn, die kleinsten Kleinigkeiten werfen mich um.
Das Problem für mich ist immer noch,außer meinem Therapeuten kann ich so gar niemandem von meinem Innenleben berichten, weil sich keiner einfinden kann in diese kleine Hölle.
Gestern habe ich einen Test bei ihm gemacht, wie es mir in den letzen sieben Tagen ging, und noch einen anderen über Persönlichkeitsmerkmale.
Ich bin gespannt , was dabei herauskommt.
Ja und eine neue Therapie hab ich auch auf den Weg gebracht, wenn die Krankenkasse es dann wg, Akutfall hoffentlich genehmigt.
Es ist nicht alles schlecht, aber für mich noch zu Vieles nicht gut.

Auf jeden Fall schon mal Danke fürs Lesen.

Ich versuch es mal mit Mark Forsters "Sowieso".
Einen schönen Tag allen.
rc1
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Verzweiflung... immer noch

Beitrag von Katharina72 »

hallo rc :hello:
ja hallo, ich melde mich auch mal wieder nach etlichen wochen, notgedrungen leider!!!
Aber ich glaub mich kennt hier sowieso keiner, ich war auch keine viel-schreiberin, eher eine
stille viel-leserin ...
Ich hatte gedacht ich hätte das schlimmste überstanden nach einem fürchterlichen
einbruch im mai/juni.
und nun hat es mich wieder eingeholt, es geht mir richtig scheisse, ich hab einen fürchterlichen
druck auf dem brustkorb, ich kann kaum atmen und ich habe fürchterliche angst dass es
noch schlimmer wird, obwohl ich vom kopf her weiss, dass es auch wieder besser wird
ist wieder diese verzweiflung da. Und mit wem kann man darüber reden, wer versteht das
denn? Eben: keiner, kein mensch!
liebe rc1
im gegensatz zu Dir habe ich leider noch keinen therapeuten, ich hab erst im
november einen termin bei einer neurologin, anmeldung vor 1/2 jahr, katastrophal!
notfallmässig in eine psychiatrische ambulanz kriegen mich keine zehn pferde :cry:
ich hatte ein paar wochen eine deprifreie zeit, meinte ich zumindest.
Neu ist bei mir eine unglaubliche wut, auf meinen mann, auf ... ... eigentlich auf alles.
Neu ist aber auch, dass ich diese wut jetzt auch "raushau", z.bp. gegenüber meinem
mann und anderen. Einerseits befreit mich das, andererseits erschreck ich mich und mich beschleicht
dann ein schlechtes gewissen und dann ärgere ich mich wieder darüber.
Liebe rc1 Du siehst ich kann Dir leider keine ratschläge geben - wie denn auch -
aber Du liest zumindest, dass Du nicht allein mit Deinen gefühlen und gedanken
bist.
Im gegensatz zu mir bist Du "priveligiert", Du bist schon in therapie und ich hoffe dass Du
bald richtig gute erfolge merkst und fühlst.
Ich wünsche uns beiden gute besserung!!!
lieben gruss
Katharina
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
retrochallenge1
Beiträge: 71
Registriert: 14. Feb 2015, 14:35

Re: Verzweiflung... immer noch

Beitrag von retrochallenge1 »

Hallo Katharina, ich freue mich sehr, dass du dich gemeldet hast.Es ist immer leichter mit Menschen sein Leid zu teilen, als daran zugrunde zu gehen. Ich habe gute und schlechte Tage, davon bisher so viele schlechte tage, dass die guten kaum ins Gewicht fallen. Aber es gibt sie tatsächlich.Mein Druck auf dem Brustkorb hat sich ein bisschen verflüchtigt, wobei ich mich gerade so geärgert habe über jemanden, von dem ich so ein Verhalten nie gedacht hätte, dass es mir fast die Luft zum Atmen nimmt und meine Wut unendlich groß scheint.
Mein Problem ist, dass ich mich immer noch wertlos fühle, dabei weiß ich eigentlich meinen menschlichen Wert bei meinen Mitmenschen durchaus gut einzuschätzen.
Man ist halt 24/7 mit sich selbst zusammen und kann nicht weg von sich.Ich gehe mir oft selber auf die Nerven.
Es ist sehr schade, dass du noch keinen Therapieplatz hast und quasi in der Warteschleife hängst. Ich kann dir auch keinen qualifizierten Rat geben, wie es für dich erträglicher wird. ich kann dir nur erzählen, wie ich versuche die Depression zu vernichten.
Natürlich nehme ich brav meine Medikamente, 3x Tianeurax am Tag und Amitryptillin, das ich eigentlich nicht wegen der Depression nehme, sondern wegen einen chronischen Nervenschaden im Bein. da ist aber auch die Dosierung echt minimal. Zwischen 10-15 mg.
Nun was soll ich schreiben, ich habe 4 Anläufe mit den Medikamenten gebraucht, und wäre ich nicht dauernd hier im Forum unterwegs und gäbe es nicht euch liebe Forianer, vielleicht hätte ich mir wirklich schon was angetan.
Es ist hier zu lesen und zu schreiben immer ein kleiner Befreiungsschlag.
Ich versuche jeden Tag raus zu gehen. Spazieren mit meinem Mann und den momentan beiden kleineren Kindern, denn das dritte ist auch gerade ausgezogen zum Studium:(
Ich versuche mir viel die Zeit frei zu halten, um selber zu entscheiden, wie ich sie verbringe. D.h. nicht jeden Tag Termine. Das stresst mich . Komisch das zu schreiben.
Und ich mache das, was ich außer meiner heißgeliebten Arbeit, die mich letztendlich in diese Depression gestürzt hat, alle Dinge zu machen, die mir gut tun.
Ich mache den Haushalt sehr gerne und räume viel auf, da ich Ordnung brauche, wenn es schon im Kopf nicht richtig funktioniert. Mir fehlen oft die Worte und ich muss mich sehr anstrengen beim Reden. Das fällt einem Fremden sicher nicht auf, aber ich habe manchmal das Gefühl ich habe Amnesie.
Ich nähe und bastle, kümmere mich um die beiden Hasen usw. Ich versuche auch das ganz bewusst zu genießen. Ich weiß nämlich, wenn mich das Lehrersein wieder einholt, brüte ich wieder stundenlang über den Arbeiten usw.
Ich denke die Depression in die richtige Bahn zu lenken, so dass man damit leben kann ist ein langwieriger Prozess.
Das was sehr gut tut, ist die Musik, da gibt es hier ja auch schon Einiges zu zu lesen.
ich höre im Moment sehr gerne Mark Forster, weil die Texte so gut zu meinem Leben passen und mich immer irgendwie froh machen.
Es wäre schön, wenn du noch weiter schreiben würdest. Erzähl doch mal was.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall Durchhaltevermögen, denke daran: es geht ja auch mal besser irgendwann.
Fange klein an, das ist schon ein Erfolg.
Ganz liebe Grüße
rc 1
Marion
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Verzweiflung... immer noch

Beitrag von Katharina72 »

:hello: hallo marion,
mir sind ca. fünf beiträge "verloren" gegangen, warum weiss ich nicht, dabei war ein längerer beitrag an Dich.
Ich hab mich darüber sehr geärgert, aber was solls, shit happens.

Ich hoffe, dass es Dir in der zwischenzeit ein stück weit besser geht?!
Mir geht es, gerade jetzt, wieder sehr schlecht.
Die angst und verzweiflung schnüren mir fast den brustkorb ab.
Medikamentös nehme ich seit ewigen jahren Amitriptylin in ziemlich hoher dosis, vom hausarzt
verschrieben, quasi routinemässig.
Du schreibst von Deinem heissgeliebten beruf als lehrerin, na da treffen sich ja zwei, ich bin
ebenfalls pädagogin, aber nicht lehramt sondern diplomstudiengang.
GSD bin ich aber nicht mehr berufstätig, ich bin "in rente", so dass ich zumindest nicht
mehr den druck habe funktionieren zu müssen und ich auch keine existenziellen ängste mehr
haben muss.
Wie ist das bei Dir, wirst bzw. willst Du wieder in Deinen beruf zurück - der Dich nach Deinen worten erst
in die depression hinein katapultiert hat? Oder denkst Du daran Dich umzuorientieren?
Bist Du verbeamtet oder kommen da auch finanziell noch existenzsorgen dazu?
Die sache mit dem mangelnden bzw. gar nicht mehr vorhandenen selbstwertgefühl kenn ich nur
zu gut, das ist wohl eines der zentralsten symptome einer depression.
Die frage ist nur, warum ist das so und woher kommt das, warum fühle ich mich wie ein nichts?
Und das obwohl ich von mir behaupten würde, dass ich "ein guter mensch" bin.
Die wut in mir wird immer schlimmer, manchmal kriegen dann auch meine nahesten menschen
ungerechter weise was ab, aber wenn ich die wut nicht heraus lasse, dann erstick ich
daran.
Diese sch ... depression macht soviel kaputt!
Ich kann mal wieder nicht schlafen, ich werd jetzt noch musik hören, irgendwas mit meditation,
vielleicht hilfts, mal sehen ...
Herzliche grüsse von mir
und Dir soll es besser gehen!!!
Katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
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