Depressionen - Neue Behandlungsansätze

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Minocyclin
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Depressionen - Neue Behandlungsansätze

Beitrag von Minocyclin »

Hallo zusammen,

hier alle Ansätze, welche ich bisher zur Behandlung von Depressionen angesammelt habe:

Ansatz Nr. 1 - Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer/Amphetamine/Benzodiazepine
Ansatz Nr. 2 - Antibiotika (u.a. Minocyclin)
Ansatz Nr. 3 - Schilddrüse
Ansatz Nr. 4 - Facial-Feedback-Theorie
Ansatz Nr. 5 - Elektrokrampftherapie (EKT)

Ansatz Nr. 1 - Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer/Amphetamine/Benzodiazepine
Seit ca. 3,5 Jahre nehme ich täglich 20 mg Escitalopram Zentiva (ehemals Escitalopram Cipralex) gegen immer wiederkehrende mittelschwere bis schwere Depressionen sowie Zwangsstörungen (Zwangsgedanken, Zwangshandlungen, Zählzwang, etc.) ein. Zur Antriebssteigerung nehme ich seit ca. 6 Monaten zusätzlich täglich 150 mg Bupropion-neuraxpharm zu mir. Im aktuen Bedarfsfall (Schlaflosikgkeit) greife ich zusätzlich auf 1,0 mg Lorazepam (Tavor) zurück.

Die Zwangsstörungen konnten mit Hilfe von Escitalopram Cipralex gut eingedämmt werden. Die Depressionen haben sich hingegen innerhalb der letzten 3,5 Jahre verschlechtert. In Q4/2016 hat sich ein sehr starker Emotional Blunting Effekt eingestellt, welcher seitdem mit mäßigem Erfolg durch Bupropion-neuraxpharm behandelt wird.

Zunächst einige Aussagen zur Wirksamkeit von gängigen Antidepressiva (aus ZEITmagazin Nr. 25/2016 24. Juni 2016 - http://www.zeit.de/zeit-magazin/2016/25 ... ressiva-se" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; rotonin-medikamente):

"Irving Kirsch, 73, graues Haar, sitzt in seinem Professorenbüro an der Harvard Medical School und wartet, bis die Skype-Verbindung zu ihm steht. Gründlich und freundlich wird er in den nächsten eineinhalb Stunden Fragen beantworten. Dieser Mann ist ein Wissenschafts-Star, bejubelt von den einen, bekämpft von den anderen. Kirsch hat 2008 das Vertrauen in die Wirksamkeit von Antidepressiva erschüttert, in den USA eine große Debatte ausgelöst. In Deutschland wurde zwar über seine Ergebnisse berichtet (auch in der ZEIT 10/08), aber die Debatte beschränkte sich auf ein Fachpublikum. Seltsam, denn seine Erkenntnis ist spektakulär.

Irving Kisch hat über Jahre die Studien der Pharmafirmen ausgewertet, mit denen sie sich um die Zulassung für ihre Antidepressiva bewarben. Kirschs Clou war: Er schaute sich nicht nur die Studien an, die die Pharmafirmen freiwillig veröffentlichten, sondern auch die, die sie geheim hielten – über den Freedom of Information Act, ein amerikanisches Recht auf Transparenz, verschaffte er sich Einblick.

Am Ende verglich er die Patienten, die ein Medikament erhalten hatten, mit denen, die eine gefakte Pille bekommen hatten, ein Placebo also. Sein Ergebnis: Vielen Patienten ging es nach der Behandlung besser. Allerdings war es in den meisten Fällen egal, ob sie ein echtes Mittel oder eine Zuckertablette geschluckt hatten. Nur bei einer kleinen Gruppe sehr schwer Erkrankter übertraf die Wirkung der Medikamente die der Placebos. Für diese Menschen gibt es sehr gute Gründe, die Tabletten einzunehmen.

Über die vielen anderen aber sagt Kirsch seitdem: Es seien nicht die Wirkstoffe in den Antidepressiva, die helfen. Der Erfolg der Pillen sei ein Scheinerfolg.

"Mich hat das selbst überrascht", sagt Kirsch. "Ich hatte auch gedacht, dass Antidepressiva sehr gut wirken. Die Daten haben mich aber überzeugt, dass das falsch ist." Es gebe, behauptet er, keine wirklichen Zweifel mehr. Nur Detaildiskussionen über die Daten: Gerade haben Forscher aus Göteborg zum Beispiel eine Untersuchung veröffentlicht, die bestätigt, dass es – betrachtet man alle Depressionssymptome – tatsächlich kaum Unterschiede zwischen der Wirkung von Medikamenten und Placebos gibt. Allerdings habe sich bei einem Teil der Patienten, die die Medikamente nahmen, ein nicht unwichtiges Symptom, nämlich die niedergedrückte Stimmung, doch stärker als mit einem Placebo verbessert. Andere Studien haben Kirschs Resultate in Gänze bestätigt."

+
Ein Placebo namens Prozac
Eine Metastudie zeigt: Viele Antidepressiva wirken nicht besser als Scheinmedikamente
http://www.zeit.de/2008/10/Ein_Placebo_namens_Prozac" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Ansatz Nr. 2 - Antibiotika (u.a. Minocyclin)
Durch eine Dokumentation auf arte bin ich auf die Minocyclin-Therapie-Studie der Charité Berlin aufmerksam geworden. http://www.arte.tv/de/videos/063624-000 ... e-hoffnung" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Hierzu einige Studien:

Adjunctive minocycline treatment for major depressive disorder: A proof of concept trial.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28578592" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
CONCLUSION:
While the primary outcome was not significant, the improvements in other comprehensive clinical measures suggest that minocycline may be a useful adjunct to improve global experience, functioning and quality of life in people with major depressive disorder. Further studies are warranted to confirm the potential of this accessible agent to optimise treatment outcomes.

A pilot, open-label, 8-week study evaluating the efficacy, safety and tolerability of adjunctive minocycline for the treatment of bipolar I/II depression.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28599348" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
CONCLUSION:
Results from the pilot study suggest that adjunctive minocycline may exert antidepressant effects in individuals with bipolar depression, possibly by targeting inflammatory cytokines.

Systematic review and meta-analysis of the efficacy and safety of minocycline in schizophrenia.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28181901" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
CONCLUSIONS:
Minocycline appears to be an effective adjunctive treatment option in schizophrenia, improving multiple relevant disease dimensions. Moreover, minocycline has an acceptable safety and tolerability profile. However, more methodologically sound and larger RCTs remain necessary to confirm and extend these results.

Desweiteren möchte ich auf einen Kommentar des Users daemmm1 vom 17.04.2015 unter einem Spiegel Online Artikel verweisen:

"Die Serotonin-Hypothese ist mittlerweile auch in der Medizin widerlegt und die Wirksamkeit von Antidepressiva ist fragwürdig (siehe Robert Whitaker).
Interessanterweise hilft bsw. das Antiobiotikum Minocyclin relativ stark antidepressiv. Es hat eine im zentralen Nervensystem antientzündliche Wirkung.
Ebenso ist das Homocystein im Schnitt höher bei Depressiven.

Ich lehne die Monoamin-Hypothese kategorisch ab und bin der Überzeugung, dass dieser Ansatz, der hier am Artikel präsentiert wird, der deutlich bessere ist. Fischöl bsw. wirkt antientzündlich und es gibt mittlerweile eine ganze Fülle an placebo-kontrollierten Studien:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21939614" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21903025" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21673208" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21784145" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22640930" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Menschen mit Gilbert-Syndrom, die eine erhöhte Bilirubin-Produktion haben (das über Enzymhemmung antientzündlich wirkt) erkranken nur 50% so häufig an psychiatrischen Erkrankungen.
Es gibt zahlreiche Studien zu antientzündlichen Medikamenten wie ASS und Schizophrenie (placebo-kontrolliert).
Diese Hypothese ist die Zukunft. Die alte ist Müll."

Quelle: http://www.spiegel.de/forum/gesundheit/ ... -depressio" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; nen-ausloesen-thread-274443-4.html#postbit_27700247

Wichtig in jedem Fall: Ein großes Blutbild erstellen lassen und von einem fachkundigen Arzt begutachten lassen. Anhaltspunkte, die auf eine Entzündung hinweisen können, finden sich in den CRP-Werten. C-reaktivee Proteine werden in der Leber gebildet und ins Blut abgegeben. Diese sind Eiweiße im Blut, deren Blutkonzentrationen im Rahmen entzündlicher (infektiöser und nichtinfektiöser) Erkrankungen ansteigen. Erst wenn das Blutbild auf eine Entzündung hinweist würde ich auf ein entsprechendes Präparat (Minocyclin oder eben COX-2-Hemmer) zurückgreifen. Nach der Medikation (z.B. nach 6 Wochen) erneut ein großes Blutbild erstellen lassen und vom selben Facharzt vergleichen lassen.

Ansatz Nr. 3 - Schilddrüse
http://www.forum-schilddruese.de/Schild ... .htm?ID=86" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

The Link between Thyroid Function and Depression
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3246784/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Thyroid function in clinical subtypes of major depression: an exploratory study
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC394331/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Ansatz Nr. 4 - Facial-Feedback-Theorie
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagno ... on-falteng" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; laetter-als-allround-genie-a-1135488.html

Ansatz Nr. 5 - Elektrokrampftherapie (EKT)
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrokrampftherapie" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich bitte um Meinungen/Erfahrungsberichte zu den oben aufgeführten Ansätzen und um weitere Ansätze.


Danke.

Grüße
Flussi
Beiträge: 102
Registriert: 28. Mai 2017, 13:34

Re: Depressionen - Neue Behandlungsansätze

Beitrag von Flussi »

Zu Ansatz 3 (Schilddrüse), lieber Minocyclin, kann ich nur sagen, dass ich eine starke Unterfunktion habe, die mit Schilddrüsenhormon täglich behandelt wird. Wenn die Schilddrüsenwerte zu niedrig sind, wirds auch im Kopf lethargisch.

LG Flussi
Cindy6
Beiträge: 47
Registriert: 11. Feb 2017, 13:06

Re: Depressionen - Neue Behandlungsansätze

Beitrag von Cindy6 »

Hallo,

ich habe ebenfalls eine SD-Unterfunktion (Hashimoto) und habe auch schon mehrfach unfreiwillig eine durch Überdosierung ausgelöste Überfunktion mitgemacht.

Die Symptome sind echt ätzend und ähneln denen einer agitierten Depression (zumindest bei mir). Im Einzelnen waren das innere Unruhe, Nervosität, Herzrasen (hoher Puls), Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Durchfall, Gewichtsabnahme, Muskelschmerzen und einige mehr.

Und T3 habe ich auch schon bekommen, das habe ich auch im Niedrigdosisbereich (5 µg) nicht vertragen.

Wie gesagt, bei einer agitierten Depression eher kontraproduktiv, für jemanden der gar nicht mehr aus dem Bett kommt, dem könnte es evtl. helfen.

Grüße

Sonja
tuvok
Beiträge: 10
Registriert: 30. Mai 2017, 16:43

Re: Depressionen - Neue Behandlungsansätze: facial feedback

Beitrag von tuvok »

Diese Facial-Feedback-Hypothese finde ich interessant: Ich verzeichne damit jedenfalls bei mir gewisse schnelle Erfolge in Situationen, wo ich leicht depressiv bin. Grinsen wie ein Affe, und schon fühle ich mich etwas besser...
https://de.wikipedia.org/wiki/Facial-Feedback-Hypothese" onclick="window.open(this.href);return false;
MagicMops
Beiträge: 32
Registriert: 9. Mai 2017, 13:52

Re: Depressionen - Neue Behandlungsansätze

Beitrag von MagicMops »

Hallo zusammen,

diesen Bericht habe ich vor einigen Tagen auf youtube entdeckt und finde ihn ziemlich gut:

https://www.youtube.com/watch?v=zNmdKmZ ... 4A&index=4" onclick="window.open(this.href);return false;


Es wird vor allem der Ansatz verfolgt, dass es ein Zwischenspiel zwischen dem von Entzündungen geschwächtem Immunsystem und dem darauf reagierenden Hirnstoffwechsel ist.
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