Wunschbriefkasten

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Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Wunschbriefkasten

Beitrag von Gertrud Star »

Ich wünsche mir nach vielen Jahren vergeblichen Mühen mit Therapien, Medikamenten, Tagesstätten, Kliniken, dass das Thema Hochbegabung/Hochsensiblität in die o.g. Einrichtungen als Wissen einzieht. Zumindest sollte jeder dort Beschäftigte und auch die niedergelassenen Ärzte und Therapeuten eine Hochbegabung vermuten können und zum entsprechenden Test schicken können, sowie die eigenen Grenzen kennen und kommunizieren können gegenüber den Klienten/Patienten. Sie sollten auch wissen, dass nicht jeder Therapeut damit umgehen kann und dem Patienten eher schaden kann.

Außerdem mangelt es (zumindest hier) an hilfreichen Anlaufstellen, die man nicht selbst bezahlen muss bzw. die nicht über Privatversicherung laufen. Kassenzulassung und Hochbegabung passt (noch) nicht zusammen, absolut nicht (systemisch gedacht).

Die Diagnostik dahingehend müsste Standard sein, beim geringsten Verdacht. Das war bei mir ein Vierteljahrhundert nicht der Fall.
Dazu müssten sich die Profis dahingehend erstmal bilden oder meinetwegen auch zwangsgebildet werden, bezüglich "was ist das überhaupt", Erscheinungsformen, Schwierigkeiten und Kompetenzen dadurch, dadurch erlittene Traumata, Klischees (die ja die Nichterkennung verhindern).

Es passiert dadurch soviel Unheil mit den Patienten, bis manche nach Jahrzehnten jede Hoffnung verlieren, trotz oder wegen Behandlung/Betreuung.
Nachdem sie viele Jahre lang in der Sozialhilfe u.ä. gefangen sind und finanzielle Probleme haben, die psychischen und somatischen Beschwerden immer größer wurden.

Bei scheinbar mangelnder Compliance sollte man auch immer daran denken, dass der Mensch hochbegabt sein könnte und das selbst nicht weiß, sich selbst nicht einordnen kann und die Selbststeuerung immer schlechter funktioniert.

Mich hält momentan nur der Kontakt mit "solchen Menschen" aufrecht und ermöglicht mir Aufarbeitung, Mut mich überhaupt testen zu lassen (doch wo, ohne Selbstzahler zu sein?), Gefühle aushalten, Traumata konkret benennen. Überhaupt wieder beginnen zu dürfen, die Führung im Leben zu übernehmen.

Dabei dürfen keinesfalls die Älteren, Minderheiten und Frauen vergessen werden, auch die können "sowas" sein. Nämlich Hochbegabt, damit etwas anders und auch bei Therapiebedarf etwas anders. Beim "geistig Behinderten" denkt ja auch keiner daran, dass die Standardmethoden zwangsläufig helfen müssen. Und vom 100er-Wert sind beide gleich weit entfernt.
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Wunschbriefkasten

Beitrag von Gertrud Star »

Außerdem wünsche ich mir, dass sämtliche Profis endlich mal registrieren, dass mit jahrzehntelanger Sozialhilfe bzw. Hartz IV vieles nicht zu realisieren ist, was einem gut tut. Immer nur "um den Block spazieren, weils nix kostet" (mal als Beispiel genannt, ich weiß es klingt recht provokativ) reicht bei weitem nicht aus. Teilhabe setzt mehr als den Regelsatz voraus, solange der so niedrig ist. Denn die Welt ist materiell. Auch der Kaffee im Cafe um die Ecke kostet, und in Ballungsräumen verdammt viel.
Wer die Familie weit weg hat, und Freunde aufgrund Dauerkrankheit und Dauerarmut verloren, soll scheinbar nur noch dahin integriert werden, wo alles sehr wenig kostet: Tagesstätten. Das ist auf Dauer nur schädlich. Daran ändern kann u.U. viele viele Jahre lang weder Patient noch Therapeut. Letzte Aussage bezieht sich besonders auf meinen Beitrag von oben: Da wo die Ursache nicht gefunden wird wegen mangeldner Diagnostik, bessert sich nix, auch die Finanzen nicht.
Was nicht sein soll, wird nicht gesehen? Ist dann der Patient "schuld"?
Kroki
Beiträge: 814
Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

Re: Wunschbriefkasten

Beitrag von Kroki »

  • Ich wünsche mir, das Depressionen nicht mehr als individuelle Schwäche, sondern als echte Erkrankung gesehen werden.
  • Depressionen werden unter anderem auch durch die Arbeits- und Lebensbedingungen in unserer Gesellschaft ausgelöst.
  • Viele depressive Erkrankungen, die heute auftreten, gehen letztlich auf unverarbeitete intergenerational weitergegebene Traumata unserer Eltern und Großeltern aus dem Zweiten Weltkrieg zurück.
  • Nach meiner Erfahrung besteht der Kern der Depression auf körperlicher Ebene in einer deutlich erhöhten Vulnerabilität in allen Stress-Situationen.
  • Bei der Mehrzahl der Fälle von chronisch-rezidivierenden Depressionen handelt es sich um Folgen von Kindheitstraumata.
  • Wissenschaftler, die die Entstehung und Behandlung von Depressionen erforschen, sollten die Erfahrungen der Betroffenen stärker in ihre Überlegungen einbeziehen.
  • Helfen könnte ein ganzheitlicher integrativer Ansatz in der Therapie:
    Vernetzung von stationärer, teilstationärer und ambulanter, psychotherapeutischer und medikamentöser sowie tiefenpsychologischer, verhaltens-, körper- und kreativtherapeutischer Behandlung.
  • Als ganz besonders hilfreich erlebte ich persönlich:
    • - den Aufenthalt in der Parkklinik Heiligenfeld Bad Kissingen, einer psychosomatischen Klinik mit einem ganzheitlichen und integrativen Therapiekonzept,
    • - eine ambulante Psychotherapie nach der Methodik der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) nach Steven C. Hayes bei einem erfahrenen Psychotherapeuten sowie
    • - einen 8-Wochen-Kurs in Stressreduktion durch Achtsamkeit (MBSR) nach Dr. Jon Kabat-Zinn.
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