Hat jemand Tipps für mich? (mein Partner hat Depressionen)

[Franzi86]

Liebe Forummitglieder,

ich freue mich, dass ich hier aufgenommen wurde und hoffe, dass ich ein paar Ratschläge, liebe Worte oder andere Sachen hier erfahren kann. Oder einfach nur ein bisschen Verständnis..

Hier eine Zusammenfassung meiner Situation:

Mein Partner und ich sind seit 7 Jahren zusammen.
Vor 6 Jahren bin ich für Ihn von Sachsen nach Bayern gezogen und habe damit fast alle Freunde und auch Eltern nicht in meiner Nähe..

Mein Partner war schon immer eher ein ruhiger Typ, der nicht so gut mit anderen Menschen oder Emotionen klar kommt. Aber mein Brummelbär war immer lieb zu mir .

Vor 2 Jahren kam auf einmal sein totaler Zusammenbruch. Er konnte kaum noch zusammenhängend sprechen, hatte BlackOuts, konnte Nachts nicht mehr schlafen, konnte teilweise nicht mehr richtig laufen und wusste manchmal nicht mehr wer ich war! Er fad auf einmal auch alles langweilig und dass das Leben keinen Sinn mehr macht.

Nach etlichen Wochen Ärztemarathon wurde festgestellt, dass er körperlich fit ist, aber er eine starke Depression und Burnout hat.

Er hat eine Therapie angefangen er hat sich einen Hund gewünscht, das haben wir auch ganz schnell realisiert. Er war auch schon mehrere Wochen in einer Klinik. Nach dem Klinikaufenthalt war es ersteinmal etwas besser.

Jetzt geht er nur noch einmal pro Woche zur Therapie. ab und zu auch noch zum Krisen-Therapeuten (Suizidgedanken).

Er hat bis vor kurzem Oszitalopram in höchster Dosis genommen. Er war also so gut wie nur am Schlafen oder Schlaf-Ähnlichem Zustand.

Körperlichen Kontakt scheut er vollständig (seit Monaten keine Umarmung, kein Kuss und auch kein Sex).
Auch liebe Worte findet er keine. Eigentlich möchte er gar nicht mit mir reden. Sobald ich eine Frage stelle ("Wie war dein Tag?") meint er, ich soll ihn in Ruhe lassen.

Seit 2 Jahren hat er nicht mehr gefragt, wie es mir eigentlich geht.
Ich fühle mich sehr allein.
Seine Eltern sollen nichts von der Krankheit wissen, weil es ihm peinlich ist. (Meine natürlich auch nicht).

Seine Tabletten werden jetzt gerade reduziert, gaanz langsam, aber er hat jetzt noch mehr Stimmungsschwankungen und schläft wieder nicht schlägt nachts um sich.


Was soll ich nur tun?
Ich liebe ihn. Er kann nichts für seine Krankheit und ich möchte ihm beistehen.
Seit 2 Jahren versuche ich den gesamten Haushalt zu schmeißen, habe meine Angst vor Hunden für ihn überwunden, versuche ihn irgendwie aus seinem Loch zu locken und im Büro versuche ich auch dass alles super läuft. Ich soll jetzt auch noch die Arbeit für einen Kollegen für 2 Wochen übernehmen (also 2 Wochen doppelte Arbeit!).

-> Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich kann nicht mehr!
Wie soll ich mich verhalten? Wie soll ich mit meinem Partner umgehen?(auf alles Rücksicht nehmen, weil er krank ist. Oder ist es falsch ihn mit Samthandschuhen anzufassen??)

Ich bin einfach fertig und fang auch schon grundlos das weinen an..


Tut mir leid dass es so lang geworden ist.
Ich freue mich über jede Antwort.

Liebe Grüße, Franzi

[LisaSusi]

Hallo Franzi,

hört sich ja nach ner richtig schwierigen Situation an, für die es sicher keine einfache Lösung gibt.

Ich kann nur von mir reden. JA dein Partner ist krank und bedarf auf jedenfall viel Rücksichtsnahme. Aber auch du bist ein Mensch und wichtig in der Beziehung. Du kannst ihn nur unterstützen wenn es dir gut geht. Es ist okay, dass du nicht immer die Starke sein kannst, das geht ja gar nicht und ist viel zu viel erwartet von dir.

Wäre denn ein erneuerter Klinikaufenthalt was für ihn? Du meintest ihm ging es danach besser und du hättest in der Zeit mal Zeit für dich und zu Kräften zu kommen. Wieso er seine Medikamente absetzt, wenn es dann wieder schlimmer wird, versteh ich nicht ganz aber das hat er ja vermutlich schon mit seinen Ärzten besprochen.

Aber hier geht es ja nicht um ihn sondern um dich. Vielleicht kann das Forum hier ein Ort für dich sein, in dem es um deine Sorgen und Ängste geht und eben nicht um deinen Partner. Ich hab den Eindruck du bist recht streng zu dir, versucht alles (Arbeit, Haushalt) perfekt zu machen, während du noch jemand Krankes zuhause hast.

Ich fänd es auch vollkommen okay, wenn du dir selbst Hilfe in Form von Therapie suchst. Da lernst du dich ein bisschen besser abzugrenzen, auf dich zu achten, und wie du mir der ganzen Situation umgehen kannst. Auch gibt es ja vielleicht eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe. Oft hilft ja schon der Gedanke, dass man nicht alleine ist, und dass es noch andere Menschen gibt, die die gleichen Gedanken und Gefühle haben.

Pass auf jeden Fall gut auf dich selber auf! Nur wenn es dir gut geht, kannst du für andere da sein!

[Dani05]

Hi Franzi,

Ich wünschte, ich hätte einen Rat außer "du musst auf Dich achten". Das muss Du in Deiner Situation, keine Frage.
Nur weiß ich auch, dass das leichter gesagt als getan ist.

Und dass es nur begrenzt in der (akuten) Situation hilft, wenn gerade alles zu viel und nicht schaffbar scheint.

Da du auch völlig isoliert mit der Situation scheinst, kann ich mir vorstellen, dass das fast das Schwierigste ist: eigentlich nur das Bedürfnis zu haben, auch mal schwach sein zu dürfen, sich zu jemandem hinsetzen zu dürfen, der die Situation versteht und sagen zu können: "ich kann eigentlich gar nicht mehr". Bestätigt zu bekommen, dass es gerade einfach total kacke ist, obwohl man nach außen heile Welt spielt.
Aber gerade niemand da ist, weil eben niemand davon erfahren soll.
Weil es eben leider immer noch ein gesellschaftliches Stigma ist, blödsinnigerweise.

Ich bin sicher, dass Du in deiner Situation- wie alle in ähnlichen Situationen - Unglaubliches leistest. Und es sich, ohne dem Erkrankten in irgendeiner Form eine Schuld geben zu wollen, manchmal einfach nur total ungerecht und viel zu viel anfühlt. Du damit haderst, dass die Realität so von dem Leben abweichst, dass Du willst, unverschuldet. Durch niemanden verschuldet. Aber trotzdem hart.

Vielleicht hilft es manchmal schon, diese Gefühle loswerden zu können, wenn man schon der Situation aktuell nicht auf einem guten Weg entfliehen kann.

Wenn schon nicht im realen Leben, dann wenigstens hier.
Und vielleicht findest Du auch im wirklichen Leben doch auch noch jemanden, bei dem wenigstens ab und zu Deine Sorgen und Nöte im Vordergrund stehen? Und im Zweifel wie oben gesagt über einen Therapeuten (oder eine Beratungsstelle)?

Ich wünsche dir ganz viel Kraft,

Dani

[Becky Bean]

Hallo liebe Franzi!

Oh je, es tut mir leid, dass es für dich/euch gerade so schwer ist!
Mein Freund hat auch Depressionen, vor ca. 3 oder 4 Jahren hatte er eine ziemlich schlimme Phase. In dieser Zeit hatte er starke Schlafstörungen, hat seine wache Zeit fast ausschließlich vor dem Computer verbracht und hat mich eigentlich nur wahrgenommen, wenn ich ihm etwas zu essen gebracht habe. Körperkontakt, Gespräche, oder eben auch Sex waren damals ebenfalls so gut wie gar nicht vorhanden.

Diese Zeiten sind schrecklich hart, daran kann ich mich noch gut erinnern. Mein Rat schließt sich daher LisaSusi und Dani an: Achte auf dich (oh Mann, wie sehr ich mich früher immer geärgert habe, wenn ich das irgendwo auf einer Selbsthilfeseite gelsen habe ) und vor allem - such dir jemandem zum Reden. Es ist natürlich eine doofe Situation, wenn den Partner nicht gern möchte, dass andere davon erfahren - mein Freund war da zum Glück immer sehr offen. Aber ich denke, ich hätte die Zeit damals nicht durchgestanden, wenn ich nicht meine beste Freundin und meine Mama mindestens 2mal wöchentlich hätte vollheulen können. Es mag ein Klischee sein - aber drüber reden hilft wirklich. Vielleicht hast du ja eine Freundin von früher, die nicht direkt was mit deinem Freund zu tun hat, die du mal anrufen könntest?

Und vielleicht macht es dir ja ein bisschen Mut - mein Freund hat wieder aus dieser schlimmen Phase herausgefunden.
Wenn er jetzt wieder depressive Phasen hat, dass muss ich ganz ehrlich zugeben, weiß ich allerdings häufig immernoch nicht, wie ich mich richtig verhalten soll. Mal hilft es ihm, wenn ich ihm essen mitbringe und soviel wie möglich den Haushalt übernehme, mal fühlt er sich davon erdrückt. Mal "wacht" er ein bisschen auf, wenn ich ihn um Hilfe bei etwas bitte, mal überfordert ihn das völlig. Ich glaube, die "richtige" Methode gibt es nicht. Das einzige, was immer geht, ist, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe und froh bin, ihn zu haben - auch, wenn er es in den schlimmen Zeiten nicht erwidern kann.

Ich wünsche dir und euch alles, alles Gute und ganz viel Kraft!
Liebe Grüße,
Becky

[Franzi86]

Hallo ihr Lieben! Ganz lieben Dank für eure Antworten! Ich freu mich so sehr, dass ich wenigstens hier bei euch ein offenes Ohr gefunden habe und ihr mich verstehen könnt.. da fühl ich mich nicht mehr ganz so allein und isoliert. Ich durfte Christian gestern übrigens in den Arm nehmen, ohne dass er zurückgezuckt ist. Das ist doch schonmal was! Eine Therapie für mich hier in der Umgebung ist svhwierig. Ich arbeite im Jobcenter und die psych.beratungsstellen haben schon beruflich mit mir zu tun. Da kann ich dann nicht noch meine privaten Probleme mit den Beratern klären..

Ich geb auf jeden Fall nicht auf! Ich liebe ihn und wenn ich das einmal tue, dann kann auch eine Krankheit nichts daran ändern. Ach ja, ich hab durch Zufall ein Schreiben von seinem Rentenbescheid gesehen(die Krankheitsauswertung). Er hatte in der Klinik einen Suizidversuch, er war wohl auch schon früher (also bevor er mich kannte) svhonmal wegen Suizidgedanken in kurzzeitiger Therapie. Kennt sich jemand mit "anankastischet Persönlicjkeitsstörung" aus?? Stand in der Diagnose.. mhh, wir wollen ja eigentlich in 2 Monaten heiraten. Er reagiert ja zur Zeit auf nichts, bin mal gespannt, ob das ihm evtl Sicherheit gibt..?

Ganz liebe Grüße, und danke füts zuhören, Verstehen und Antworten!

[Vani]

Hey.
Spezielle an Franzi aber auch an alle anderen...

Ich bin vanessa. Ich möchte keine Tips geben aber von meiner Erfahrung die letzten Monate sprechen und austauschen. Ich kann weniger mit dem Umfeld sprechen weil ich meinen Mann trotz allem noch schützen möchte.
Er hatte vor unserer Zeit ein burn out und kannte seine Situation schon. Ich nicht...
Er verhielt sich erst distanziert abweisend egoistisch. Sprach nicht mit mir. Es eskalierte ständig weil ich nicht wusste was los ist. Er hat seine Situation auf mich geschoben. Ich hab ihn keine Liebe gegeben letztes Jahr... Ich muss dazu sagen das wir in dem letzten Jahr ein Kind bekommen haben was ich groß ziehe und ich keine einfache Geburt hätte..
Jetzt nach 4 Monaten und der krassen panikattacke an Samstag unternimmt er endlich was und nimmt Termine bei dem alten neurologen und psychiater

Vielleicht hat ja wer Lust zu schreiben?
Liebe grüße

[Vani]

Hallo.
Als ich gemerkt habe das es gut tut nicht alleine zu sein und mir denke das es zu wenig Hilfe für Angehörige gibt habe ich beschlossen einen Blog aufzumachen bzw eine facebook Gruppe. Vielleicht hat ja wer Lust rein zu kommen


kopfkarusel.blogspot.com

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