Frisch verliebt in derpressiven Mann

Rosali1305
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Rosali1305 »

Hallo,

Also ich muss Eule Recht geben. Ich bezweifle das er darauf anspringt. Meine Freundinnen geben mir auch immer solche Tipps wo ich mir denke das funktioniert bei einem gesunden Partner aber nicht bei jemandem mit Depression. Dein Freund ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, der kann einfach gerade nicht anders so gern er auch möchte.

Ich habe meinem Freund auch ein Ultimatum gestellt, weil ich für mich nicht mehr konnte. Ich wollte das eigentlich nie machen, aber ich hab gehofft das er sich das doch mal zu herzen nimmt. Ich habe ihm 4 Tage Zeit gegeben sich mit mir zu treffen wenn er das nicht schafft dann muss ich meine Konsequenz ziehen. Ich habe es bereut nachdem ich das ausgesprochen hatte, weil ich ihn damit unter Druck gesetzt habe und ich insgeheim weis das er einfach nicht anders kann, aber ich hatte mir einfach nicht mehr anders zu helfen gewusst. Ich bereue es immer noch, du siehst ja wie ich jetzt dastehe und ich bin tot unglücklich damit. Entweder hast du ganz ganz ganz viel Geduld oder du musst für dich deine Entscheidung treffen was du möchtest.

Deine Verlustängste kann ich absolut dabei verstehen, ging/geht mir nicht anders. Ich habe versucht zurückzurudern, aber es war ausgesprochen und nicht mehr rückgängig zu machen. Meine größte Angst ist ihn nun an eine andere Frau zu verlieren. Das er nun für immer aus meinem Leben verschwindet obwohl er mir der liebste Mensch in meinem Leben ist.

Ich habe mir für mich vorgenommen ihm erstmal nicht von mir aus zu schreiben. Es bringt mir nichts wenn ich ihn jetzt zutexte und ihn damit nur noch weiter von mir treibe. Damit erreiche ich das ganze Gegenteil von dem was ich eigentlich möchte. Wenn er was von mir hören möchte dann meldet er sich und dann antworte ich ihm auch normal. Vielleicht nützt es was, vielleicht auch nicht. Mehr als abwarten kann ich im Moment einfach nicht.

Liebe Grüße
Sabine68
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Sabine68 »

Also ich habe auch versucht viel Geduld zu zeigen. Hm glaube so etwa 20 Jahre in denen sich die Depression schleichend verschlimmert hat. Du stehst als Partner daneben und kannst nur zuschauen. Ich habe Partnerseminare mit gemacht, gemeinsame Beratungsgespräche, hab zu Hause mit Kindern und Haushalt allein dran gehangen und habe ihn immer wieder darauf hin gewiesen dass mir die Kraft aus geht. Jetzt grad die letzten Monate. Er warf mir jetzt dann doch öfter vor ich meinte wohl meine immer im Mittelpunkt stehen zu müssen. Autsch....
Ich such mir grad eine Wohnung und hab gesagt "ich gebe dir ein Jahr Zeit dein Leben zu sortieren "....
Ich muss einfach jetzt die Notbremse ziehen. Auch wenn ich da jetzt allein durch muss mit meiner ganzen Unsicherheit und Angst....
Zickelhexe
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Zickelhexe »

Hallo zusammen!

Mir ist klar, dass mein Freud ein Stück weit in der Depression feststeckt.
Und mir ist ebenso klar, dass ich ihn besser nicht unter Druck setze. Das ist überall zu lesen.

Für mich steht fest, dass ich so auf Dauer nicht weitermachen kann.
Ich habe Angst selber in das schwarze Loch zu fallen.
Habe zwei Kinder für die ich Verantwortung trage.
Ich brauche die Kraft nicht nur für meinen Freund, sondern auch für mich, meine Kinder, mein Leben.
Bisher war ich bereit eine Menge zu opfern, aber nicht ALLES!

Bisher ging alles so wie er es sich gewünscht hatte. Auf wirklich alles habe ich Rücksicht genommen.
Mir ist klar, dass ich viel mehr bekomme, als sich manch ein Angehöriger hier erhoffen darf.
Und vermutlich ist es so, dass die klitzekleinen Zeichen von ihm für ihn riesengroße Zugeständnisse sind.

Wir führen derzeit einfach keine Beziehung auf Augenhöhe - das war mir immer wichtig.
Mein Plan ist nicht, von jetzt auf nachher Alles oder Nichts zu fordern.
Dennoch brauche ich für mich Zuneigung. Ich kann ohne das nicht leben. Mein Selbstbewusstsein war noch nie so am Boden wie derzeit.
Entweder es ändert sich in langsamen Schritten etwas oder ich krepiere.

Sabine, ich finde es stark und richtig, dass Du die Notbremse gezogen hast.
Hut ab, dass Du es so lange geschafft hast. Dagegen ist meine Story ja grad ein Kindergarten.
Und Hut ab, dass Du ihm ein Jahr Zeit gibst sein Leben zu sortieren.
Ich wünsche Dir, dass Du schnell eine Wohnung findest und zur Ruhe kommen kannst.
Wirklich, auch wenn ich nur einen kleinen Ausschnitt zu Deiner Geschichte kenne, ich bewundere Dich, wie lange Du ausgehalten hast!

Ich selbst habe ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht so geduldig bin.
:-(
Sabine68
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Sabine68 »

Danke dir, ich weiß auch nicht warum ich so "dämlich "War und mich immer wieder hab hin halten lassen. Bestimmt auch weil ich zu feige War meine Ankündigung eher durch zu ziehen. Ich glaube er hat mich schon lange nicht mehr ernst genommen und wußte ja dass ich keine eigene Familie hab die hinter mir steht. Das hat er natürlich auch ausgenutzt.
Ich hoffe auch dass ich schnell raus komme hier. Aber es sieht noch nicht nach einer schnellen Lösung aus. Aber mein Mann ist wieder mal auf Reha. Zumindest kann ich jetzt 3 Wochen etwas durch atmen. Über das danach mag ich noch nicht nachdenken. Sollte ich noch keinen Rückzugsort gefunden haben.
Liebe Grüße. ..
Zickelhexe
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Zickelhexe »

Guten Morgen!

Gestern Abend war mein Freund nach seiner Wanderung spontan bei mir.
Er hat berichtet wie gut es ihm getan hat und kaum war er zurück, hat "es" ihn am nächsten Morgen auch schon wieder eingeholt.
Er hofft nun auf eine schnelle Aufnahme in der Tagesklinik.

Gefühle für mich empfindet er derzeit keine. Er erinnert sich im Kopf an die schöne Zeit mit uns und will dort wieder hin - mit mir zusammen.

Wir haben viel geweint, uns unserer Sorgen und Ängste erzählt, ich hab von meiner Wu berichtet, meiner Hilflosigkeit, was es mit mir macht.

Es quält ihn, mich so leiden zu sehen.
Aus diesem Grund überlege ich, ob ich nicht ihm zuliebe die Sache beende.
Ihn freilasse, damit er befreit von mir gesund werden kann.
So lange er sich um mich sorgt kann er nicht abschalten, kann seine Gedanken nicht sortieren.
Er kann nicht gesund werden, wenn ich ihm am Bein hänge.

Mein Herz blutet und ich weiß nicht was ich machen soll.
Ich bin am Ende mit meiner Kraft und kann heute nicht zur Arbeit.

So viel zu meinen schlauen Ausführungen von gestern......ich kotz mich grad selber an.

Kommt alle gut durch den Tag!!!!
Sabine68
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Sabine68 »

Guten Morgen, hey Kopf hoch bitte. Muss es gleich eine komplette Trennung sein? Kannst ihm nicht auch "einfach" (ist es nicht, weiß ich!!!) eine gewisse Wartezeit einräumen? Vielleicht fühlst du dich damit besser. Und ihm geht es evtl.auch damit besser weil er nicht glaubt sich mit dem gesund werden beeilen zu müssen. Eine Psychologin sagte zu mir "ihr Mann sieht dass sie leiden, kann es aber in seinem Zustand nicht fühlen"
Gib nicht auf!!!! Gib euch Zeit!!! Nutzen die Zeit für dich. Ich glaube das ist für uns Partner immer wieder das Angebot und O. Nach einer gewissen Zeit kannst du immer noch deine Entscheidung ändern und lässt dir so noch ein bisschen offen wie es weiter gehen soll. Liebe Grüße und Wünsche für dich....
Sabine68
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Sabine68 »

...... es müssen ja nicht 20 Jahre werden .....
Luna1966
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Luna1966 »

Liebe Zickelhexe,

als ich gestern deine Beiträge las, wollte ich spontan eine ganze Menge schreiben, habe mich aber zurück gehalten, weil es einem Einmischen gleich käme.

Eines der schwerwiegendsten Symptome einer Depression sind SCHULDGEFÜHLE (vermutlich hat er die ohnehin schon seinen Kindern gegenüber, derentwegen die Depression ausgebrochen ist).

So schön es ist, dass ihr euch aussprechen konntet, so sehr ist genau DAS Gift für eure Beziehung. Du verstärkst das Gefühl in ihm, dass du besser ohne ihn dran wärst. Zumindest in der Art, in der du es geschildert hast.

Dein Freund hat eine Therapeutin, mit der er die negativen Dinge besprechen kann, ihm fehlt das Gefühl der Freude, der Liebe, des Glücklichseins ... Ein bisschen davon scheint er ja auch auf seiner Wanderung ohne dich gefunden zu haben.

Wenn du euer Treffen gestern noch einmal betrachtest, mit welchem Gefühl glaubst du, ist dein Freund gegangen? Welche Art von Gefühlen hat er bei dir gehabt? Trauer, Sorgen, Kummer ...
Muss natürlich nicht so sein.

Wenn ich überhaupt irgendeinen Rat geben kann bzw. darf würde ich sagen:

Schau dir mal das Video "Ich hatte einen schwarzen Hund. Sein Name war Depression“ an.

Das beschreibt sehr gut, in welcher emotionalen Lage sich dein Freund derzeit befindet.
– er sucht und braucht dringend POSITIVE Gefühle.

Vielleicht kannst du dich auf eure anfängliche unbeschwerte Zeit besinnen, und ein Teil davon wieder in sein Leben zaubern. Das würde ihm enorm helfen, seine Schwierigkeiten für einen Augenblick zu vergessen und Kraft für die anstrengende Therapie zu schöpfen. Bring einfach Licht und positive Gefühle in sein Leben. Das würde eurer Beziehung sicherlich sehr gut tun.

Sofern ich jetzt doch über das Ziel hinausgeschossen bin, verzeih bitte.

Ich lese hier so häufig, dass die hier beschriebenen Partnerschaften genau wegen diesem ständigen Reden über Probleme in die Brüche gehen. Da kann sich ein Depressiver nur Luft verschaffen, indem er die Beziehung beendet oder auf Eis legt.
Manchmal rühren mich Schicksale aber besonders – so wie deines. Vielleicht weil meine Ehe vor 27 Jahren genauso begann, 2 gebundene, liebende Menschen gegen den Rest der Welt (bei dir leider auch noch gegen den Kampf gegen Depressionen).

Deshalb wollte ich dir das dann doch noch als Gedankengut mit auf den Weg geben.



@ Sabine - deine Geschichte ist natürlich ganz anders. Ich finde es gut, dass du deinen Mann mal aus der Komfortzone holst, indem du dir eine eigene Wohnung suchst und ihn zwingst, sich mal um sich selber zu kümmern. Sowas ist bei langjährigen, eingefahrenen Partnerschaften ohnehin immer mal ganz angebracht - auch ohne die Erkrankung Depression ;)

Herzliche Morgengrüße

Luna
Sabine68
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Sabine68 »

Vielen Dank für die positive Rückmeldung. Trotz meiner Entscheidung habe ich immer noch das Gefühl ich darf
Nicht nach mir schauen. Liegt auch an
Der Erziehung. Ich habe Angst vor dem
Schritt, freu mich aber auch ein bisschen wieder tiefer atmen zu können.
Ich wünsche euch allen ein bisschen Unbeschwertheit. Auch wenn immer wieder mal nur für einen Moment. ..
Zickelhexe
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Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Zickelhexe »

Vermutlich verstärke ich das Gefühl, dass ich ohne ihn besser dran wäre.
Genau aus diesem Grund überlege ich, ob ich ihn "einfach" freigeben soll.
Frei, da mit er sein Leben regeln kann, damit er seinen Kopf sortieren kann, damit er seine Gedanken ordnen kann.....damit er gesund wird.
Ich frage mich grad, ob er das mit mir im Gepäck überhaupt kann?????

So gerne würde ich ihm helfen und hab das Gefühl, nur eine Belastung für ihn und seine Genesung darzustellen.
Vielleicht ist das einzige, dass ich für ihn tun kann, mich von ihm zu verabschieden.
Ich schäme mich so sehr, dass ich nicht stärker bin.

Er hat mir gestern gesagt, dass ich nicht der Grund für seine Depression bin, dass ich nichts falsch mache und noch nie falsch gemacht habe.

Die Frage, ob er aus Mitleid, Sorge und Pflichtgefühl bei mir sei, hat er mit einem Nein beantwortet.
Er sei bei mir, weil er es MÖCHTE und weil er mit mir reden WOLLE.
Ich probiere trotz meiner Unsicherheit es so anzunehmen und zu glauben.
Ich war noch nie so unsicher in meinem Leben, hatte noch nie solche Angst, war noch nie zu einem Menschen so offen und ehrlich.

Er fragte, ob er meine Hand halten darf, ob er mich umarmen darf .Wir saßen lange eng umschlungen da, fest umklammert, die Nähe tat uns beiden gut, er hat sich körperlich SEHR zu mir hingezogen gefühlt, wollte gerne Sex haben (was wir auch hatten und beide genießen konnten - ob das gut war - ich weiß es nicht).
Er ging mit einem Lächeln, zu dem er sich gezwungen hat. Meinte: "Wir sollten heute lächelnd und nicht traurig auseinander gehen".

Ich habe das Gefühl total gestört zu sein.

Leichtigkeit täte uns gut. Das stimmt! Mal nicht über die Depri-Scheiße reden. Das stimmt!

Ich bin durcheinander, irgendwie verzweifelt, war bisher immer überzeugt mit Liebe schafft man alles, weiß nicht was ich denken soll, kann meine Gedanken auch nicht richtig formulieren.
Es dreht sich wie verrückt in meinem Kopf, ich weiß nicht wo oben und unten ist.
Von dem her lasse ich es jetzt einfach auch mit dem Schreiben.

Danke Euch für Eure Antworten. Das ist alles sehr gut gemeint, niemand ist mir zu nahe getreten. Ich werde in den nächsten Tagen darüber nachdenken!

Liebe Grüße an alle!
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Luna1966 »

Gott sei Dank, liebe Sabine,

sind die Verläufe dieser Krankheit unterschiedlich.

So habe ich es nach (nur) 4 Jahren Teilzeitarbeit wieder in eine Vollzeitbeschäftigung geschafft und bin weitestgehend stabil. Eine glückliche, harmonische Partnerschaft führe ich seit etwas über 3 Jahren wieder.
Ich habe eben gelernt, auf mich zu schauen und rechtzeitig gegenzusteuern. Das klappt noch nicht ganz so gut, wie ich es gerne wollen würde, aber millionenfachst besser als zu Anfang meiner depressiven Erkrankung. Für meinen Partner bin ich keine Belastung sondern eher die „starke Stütze“, denn er ist noch dabei zu lernen, auf sich acht zu geben. Wir genießen unsere gemeinsame neue Lebensanschauung.

Deinen Mann wirst du nach 20 Jahren sicherlich nicht mehr ändern können. Der muss so erlebt werden, wie er eben ist.

Aber du kannst auf dich schauen.

Ich habe auch eine Ehe nach 20 Jahren beendet und bereue es bis heute nicht. Wir hatten uns einfach auseinandergelebt. Es war die richtigste Entscheidung, die ich treffen konnte.
Der Anfang ist sicherlich sauschwer. Deine Ängste und Sorgen kann ich daher gut verstehen. Aber vielleicht reicht bei euch beiden ja schon eine räumliche Trennung damit er aufwacht und sich bewegt? Ich kenne einige Paare mittleren Alters die zusammen blieben, sich aber räumlich getrennt haben (auch hier aus dem Forum). Sowas kann gut funktionieren.

Ich kann dir nur Mut machen, deinen Weg zu gehen - eigentlich schafft es ja jeder, also warum solltest du daran scheitern? Es kann doch nur besser werden.

Liebe Grüße

Luna
Sabine68
Beiträge: 41
Registriert: 29. Jun 2017, 10:17

Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Sabine68 »

Ich danke dir sehr für deine Worte die mir wieder ein bisschen mehr Mut machen. Man fühlt sich auf einmal so leer und stellt so viel vergangenes in Frage, Er weiß dass ich ausziehe. Aber ich habe keine Hoffnung mehr dass er sich bewegt. Hab gar keine Ahnung mehr wie das ist wenn man sich bei jemandem anlehnen kann, wenn jemand für einen selbst da ist. Der Glaube an die Liebe ist mir unterwegs verloren gegangen. Aber ich werde irgendwann wieder positiver nach vorne schauen können. Hoffe ich. Danke dir noch ein mal. Ich bin froh dass ich zu diesem Forum gekommen bin. Liebe Grüße. ...
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von DieNeue »

Hallo Zickelhexe,

ich bin auch Betroffene und würde auch gerne meinen Senf dazugeben :-)
Sabine68 hat geschrieben:Dein Partner empfindet sein Verhalten bestimmt nicht als abhauen.
Ich glaube auch nicht, dass er das als abhauen empfindet. Wenn ich in der Situation wäre und für mich beschlossen hätte, dass ich auf die Wanderung gehe, hätte ich das vielleicht auch so gemacht. Ich hätte das gemacht, weil ich nicht wollen würde, dass jemand seinen Kommentar dazu abgeben und mich wieder verunsichern würde. Wenn ich das einfach für mich entscheide und quasi alle Möglichkeiten abschneide, dass mir jemand reinredet, dann würde ich mich unabhängiger fühlen und könnte mehr mein Ding machen. Manchmal ist es mir sogar lieber, wenn ich irgendeinen Plan habe, gar niemandem was davon zu sagen, weil dann niemand was sagen oder nachfragen kann. Wenn ich z.B. irgendeinen Kurs machen würde, der mich interessiert, dann würde ich das im Moment auch ungern jemandem erzählen, weil dann wieder Nachfragen kämen, wie es denn so läuft, was ich da mach und ob ich weiterkomm etc. und das würde mich dann nerven.
Aber ich kann auch verstehen, dass du dir zumindest ab und zu gerne ein Lebenszeichen gewünscht hättest. Das hätte ich mir an deiner Stelle auch gewünscht!
Zickelhexe hat geschrieben:In meinem Bekannten- und Freundeskreis gibt es niemanden der mit Depressionen konfrontiert ist, da hatte ich bisher auch noch nicht den Mut, es wirklich anzusprechen.
Bist du dir da sicher? Ich habe die Erfahrun gemacht, dass, sobald ich erzählt habe, dass ich Depressionen habe, meistens doch irgendwer dabei war, der irgendwen kennt, der auch betroffen ist oder der sogar selber von Depressionen oder einer anderen psychischen Krankheit betroffen ist.
Zickelhexe hat geschrieben:Versprechen geben die der Partner nicht einhalten kann!!!
GENAU das ist auch Thema bei uns. Mein Freund sagt, er kann mir keine Versprechen machen und sie dann nicht einhalten. Manchmal verstehe ich gar nicht was er damit meint....
Ich weiß auch nicht genau, welche Versprechen dein Freund meint, aber ich mache mittlerweile auch sehr ungern irgendwelche Versprechungen, weil es so unsicher ist, ob ich sie einhalten kann. Beispielsweise wenn ich irgendwo eingeladen bin oder mich mit Freunden treffen will, sage ich mittlerweile immer nur unter Vorbehalt zu und sage, dass es sein kann, dass ich spontan doch nicht kommen kann, weil ich im Voraus einfach nicht sagen kann, wie es mir da geht. Wenn ich das nicht sage, habe ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich dann doch absage.

Ich erhalte Unterstützung durch eine Sozialarbeiterin von der Diakonie und am Anfang hat sie vorgeschlagen, dass wir uns immer an einem bestimmten Tag treffen. Das allein hat mich aber schon gestresst, weil ich einfach nicht weiß, wie es mir an dem Tag geht und ich trotzdem "auf der Matte stehen" muss. Obwohl sie ja gerade auch dafür da ist, wenn es mir schlecht geht.
Wir haben dann ausgemacht, dass wir jede Woche den nächsten Termin neu ausmachen und das ist für mich wesentlich entspannter. Im Prinzip sind es oft die gleichen Tage und es macht nicht wirklich einen Unterschied, ob wir das von vornherein ausgemacht hätten, an welchem Tag wir uns treffen oder ob wir jede Woche ausmachen, dass wir uns am gleichen Tag treffen, wie die letzten Wochen auch. Aber für mich ist es vom Druck her ein Unterschied, ob jemand was von mir erwartet oder ob ich das einigermaßen noch selber steuern kann.

Man muss vielleicht als der Partner/Angehörige drauf vertrauen lernen, dass es auch ohne Versprechungen gut laufen kann. Ich kenne das ein bisschen von damals, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe... nach meinem Zusammenbruch haben meine Eltern gemeint, sie müssten mich wieder etwas aktivieren, und ich solle doch mal an einem Montag eine Ladung Wäsche waschen. Ich hab die totale Krise bekommen. Irgendwann haben sie solche Vorschläge gelassen und ich hab irgendwann von selber angefangen, wieder was zu machen. Ein Versprechen abgeben, dass ich an diesem Tag dieses oder jenes mache, konnte ich da nicht geben - zu viel Druck, weil ich nicht wusste, ob ich das schaffen kann.
Zickelhexe hat geschrieben:ch stelle sicher keine große Ansprüche, ich möchte allerdings ehrlich und klar geliebt werden. Ohne Wenn und Aber!

So wie ich dich verstehe, möchtest du, dass er sich entscheidet und es sicher ist, dass er dich liebt. Wenn er aber immer wieder Phasen hat, wo er gar nichts empfindet, ist es schwierig, jemandem zu versprechen, ihn immer zu lieben. Allerdings hat diese Gefühllosigkeit nichts mit dir zu tun. Ich habe das schon mal einer Angehörigen erklärt, vielleicht kannst du das in dem Thread direkt nachlesen: https://www.diskussionsforum-depression ... 66&t=35572" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Vielleicht kann er dir deshalb keine konkreten Versprechungen bzgl. eurer Beziehung machen, weil er einfach nicht weiß, was er empfindet und selber dadurch verwirrt ist. Ich denke, das würde jeden verwirren, wenn man weiß man liebt eigentlich jemanden, aber irgendwie sind dann plötzlich alle Gefühle weg (nicht nur die für dich, sondern für alles). Dann muss man sich eher am Verstand orientieren, wobei der einem ja wieder sagt, wenn ich nichts für die Person empfinde, dann kann ja irgendwas nicht stimmen... und dann kommt man in ein Dilemma.

Zu dem freilassen... ich bin echt kein Beziehungsexperte, aber vielleicht (!) wäre es gut, wenn ihr das trotzdem durchzieht, was ihr euch vorgenommen habt. Ihr habt eure Ehepartner verlassen, wolltet euch zusammen ein gemeinsames Leben aufbauen, ihr habt Kinder, die mit drinhängen, ihr führt die Beziehung heimlich, das alles sind Stressfaktoren. Vielleicht wäre es gut, wenn ihr zumindest an eurem Plan festhalten könntet, damit wenigstens eine Konstante noch da ist. Es ist bei Depressionen immer gut, wenn zumindest das Umfeld so stabil wie möglich ist und nicht alles komplett wegbricht. Und bei euch sind ja viele Konstanten weggebrochen. Aber das ist nur eine Idee... vielleicht ist es auch Quatsch, wenn es nicht passt, dann verwirf es einfach. Und denk dir deinen Teil ;)
Eule12345 hat geschrieben:Auf die nächste WhatsApp werde ich erst mal einen Tag lang nicht antworten.
Wenn ich antworte nur kurz und knapp.
Beim nächsten Treffen werde ich mich sehr zurückhalten.
Vielleicht bemerkt er so, dass es MICH auch noch gibt!!

Ich verstehe Deine Wut, Deine Enttäuschung, Deine Denkweise, aber Du wirst bei ihm mit so einem Verhalten leider nicht das erreichen was Du Dir erhoffst. Erst gefangen in seiner Depression, seiner Emotionslosigkeit. Er "tickt" leider nicht wie ein "Gesunder". Er würde es registrieren, aber er hat nicht die Kraft um sich damit noch zusätzlich zu seinem Gedankenkarussel zu befassen, zu hinterfragen oä. Er ist nicht so weil er es so will, sondern weil es der Depression geschuldet ist. Er will Dir nicht absichtlich schaden, Dich verletzen, Dich "in die 2. Reihe setzen", er hat mit sich und der Depr genug zu tun. Er weiß dass Du da bist, das zeigt alleine schon dass er Dir von sich aus schreibt.
Da kann ich Eule nur komplett recht geben! Solche Hinweise mit dem Zaunpfahl werden nicht funktionieren!
Zickelhexe hat geschrieben:Es quält ihn, mich so leiden zu sehen.
Aus diesem Grund überlege ich, ob ich nicht ihm zuliebe die Sache beende.
Ihn freilasse, damit er befreit von mir gesund werden kann.
So lange er sich um mich sorgt kann er nicht abschalten, kann seine Gedanken nicht sortieren.
Er kann nicht gesund werden, wenn ich ihm am Bein hänge.

Ich habe zu dem Thema "freilassen" schon mal was in dem oben genannten Thread geschrieben. Vielleicht hilft dir das weiter.
Zickelhexe hat geschrieben:Gefühle für mich empfindet er derzeit keine. Er erinnert sich im Kopf an die schöne Zeit mit uns und will dort wieder hin - mit mir zusammen.
Auch wenn er im Moment gar nichts fühlt, ist es definitiv schon gut, dass er sich zumindest im Kopf an schöne Zeiten erinnert!!! Manche sehen gar nichts positives mehr, sehen ihr ganzes bisheriges Leben nur noch in grau und haben jegliche Hoffnung verloren.
Und auch, dass er von sich aus deine körperliche Nähe sucht, finde ich positiv!
Zickelhexe hat geschrieben:Vermutlich verstärke ich das Gefühl, dass ich ohne ihn besser dran wäre.
Ich denke auch oft, dass ich anderen eine Last bin und ich denke, das ist auch typisches Depressionsdenken, dass man denkt, dass es anderen schlecht geht, weil man so ist, wie man ist. Gleichzeitig machen sich die Angehörigen Vorwürfe und denken sich, der Depressive wäre ohne einen besser dran. Also jeder denkt, es wäre besser, wenn man sich vom anderen entfernen würde. Wärst du denn ohne ihn wirklich besser dran?
Ich denke, ihr habt soviel für einander aufgegeben, es wäre schade, wenn ihr jetzt einander auch noch verlieren würdet.
Ich muss Luna recht geben. Es ist am besten, wenn dein Freund die negativen Dinge bei seiner Therapeutin ablädt. Vielleicht kannst du dir ja auch jemanden zum Reden suchen. Der Sozialpsychiatrische Dienst (von Diakonie/Caritas) z.B. bietet die Möglichkeit sich kostenlos und vertraulich beraten zu lassen bzw. Gespräche zu führen. Meinem Vater haben die in einer schweren Zeit sehr geholfen. Mein Vater war wegen eines Burnouts auf Reha und in der ersten Zeit haben meine Eltern ständig miteinander telefoniert und er hat immer erzählt, wie es ihm geht und mit was er nicht zurecht kommt etc. Meine Mutter war dann mehr seine Therapeutin, hat immer versucht ihn aufzubauen, und hat irgendwann gemerkt, dass das nicht so weitergehen kann, weil es sie total auslaugt. Sie haben dann das Thema reduziert und mein Vater hat versucht, sich mehr Hilfe bei den Therapeuten zu holen, und dann wurde es wieder besser und sie konnten auch unbeschwerter miteinander umgehen.
Wenn ihr beide jeweils das Negative wo anders abladet, als beim Partner, dann habt ihr mehr Energie für euer Leben zusammen.
Zickelhexe hat geschrieben:Er hat mir gestern gesagt, dass ich nicht der Grund für seine Depression bin, dass ich nichts falsch mache und noch nie falsch gemacht habe.
Das sollst und darfst du ernst nehmen und dir immer wieder selber auch sagen, dass er das so sieht! Natürlich sucht man als Depressiver meistens die Schuld eher bei sich, aber trotzdem finde ich, dass du ihn da ernstnehmen kannst! Wenn du ihm nicht wichtig wärst, würde er das nicht sagen. Vielleicht kannst du versuchen, das als bare Münze zu sehen und dich dran festzuhalten.

Ich hoffe, es waren ein paar gute Gedanken dabei!

Liebe Grüße und alles Gute für euch!
DieNeue


P.S. Da das Thema in diesem Thread aufgetaucht ist: Mit Freunden kann man sich einfach treffen, nur mit dem Partner ist es ein Problem.
Bei Freunden muss man nicht über tiefgehende Probleme reden, man kann sich leichter verstellen oder eine Maske aufsetzen, aber in einer Beziehung geht es um tiefergehende Themen, um Verbindlichkeit und Probleme. Da kann es sein, dass bei Treffen immer das Damoklesschwert "Probemgespräch" drüber hängt, bei Freunden natürlich nicht (oder nicht so stark).
Zickelhexe
Beiträge: 20
Registriert: 23. Jul 2017, 16:30

Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Zickelhexe »

Hallo Die Neue!

Noch nie hat es mir so gutgetan, wenn jemand "seinen Senf" zu mir/meiner Situation abgegeben hat.
Wirklich! Danke Dir dafür!

Mein Freund hat sein Verhalten nicht als Abhauen empfunden. Er meinte, er wollte einfach los und seine Ruhe haben -so wie Du es geschrieben hast. Er meinte, er hätte auch gar nicht Bescheid geben brauchen und einfach losziehen. Da musste ich ihm recht geben, er hätte es auch anders machen können. Da hab ich wohl Zuviel verlangt von ihm. Meine Sorge konnte er nachvollziehen, in dem Moment war sein Vorgehen für ihn aber so der richtige Weg. Diesen Punkt konnten wir diskutieren und klären, so dass jeder den anderen verstehen konnte.

Was die Versprechen betrifft, haben wir gestern auch diskutiert. Es ist wieder so, wie Du schreibst. Er sagt, er kann im Moment nicht auf längere Sicht planen, will einen Tag nach dem anderen angehen. Er kann und will mir derzeit nicht sagen, wir treffen uns am Samstag zum Essen und am Ende will er es dann doch nicht. Er will nicht mehr zu Beginn der Woche das Leben komplett durchorganisieren und dann nur noch funktionieren müssen bis endlich das Wochenende erreicht ist und er total geschlaucht ist. So verliefen die letzten Jahre und das hat wohl auch mit zu seiner Depression geführt. Das kann ich verstehen und das werde ich so akzeptieren müssen. Da wir uns ohnehin nur sehr selten sehen, fällt es mir dann schwer, kurzfristige Absagen wegzustecken. Meine Enttäuschung ist dann schon groß und ich kann sie nicht so gut verbergen. Ein Stück weit sicher auch verständlich.
Wir hatten zu Beginn unserer Beziehung viele, viele Träume und Wünsche, haben Ausflüge, Reisen und verschiedene Dinge geplant. Er hat immer gesagt, ich verspreche Dir, wir machen dies und jenes... Nun kam es bisher aber noch nicht dazu und im Moment ist er gar nicht in der Lage, an irgendeines der Versprechen zu denken, bzw. an das Einhalten. Für mich ist das so in Ordnung und ich habe auch noch nie moniert, dass manche Dinge nicht stattgefunden haben. Noch nie! Trotzdem hat er ein schlechtes Gewissen deswegen, weil man(n) Versprechen einzulösen hat - Ehrensache sozusagen.
Ich habe ihm gestern gesagt, dass wir das eine oder andere vielleicht gemeinsam einlösen, und das ein oder andere eben nicht. "Nennen wir es Träume statt Versprechen und warten ab, ob sie wahr werden". Aber das kann er im Moment so nicht annehmen - es kratzt sehr an seinem Ego.
Von dem her kommt nun ganz klar die Aussage: Er kann mir in Zukunft keine Versprechen mehr machen.

Ich würde so gerne klar und ehrlich und bedingungslos geliebt werde. Ja, dazu stehe ich.
Dass er mir nicht versprechen kann, das wir bis an unser Lebensende zusammenbleiben ist mir klar. Das könnte er auch ohne Depression, in gesundem Zustand nicht. Das kann auch ich ihm nicht versprechen. Man weiß nie, was im Leben noch kommt.
Was ich damit meinte war, dass wir nicht ständig darüber diskutieren sollten, ob oder ob nicht Gefühle für mich da sind. Natürlich MUSS er das wohl diskutieren, es ist Hauptbestandteil seiner Krankheit.
Es ist so schwer für mich es in Worte zu fassen.
Ja, ich vermisse die Sicherheit, die er mir derzeit nicht geben kann. Ich würde mich so gerne sicher, geborgen und geliebt fühlen.
Seine Gefühle sind nicht nur für mich weg (was mich einerseits ja auch wieder etwas beruhigt) sondern auch für seine Kinder, seine Eltern.... Es verwirrt ihn, es macht ihn "irre" wie er es immer nennt. Er sagt es ist unerträglich und nicht in Worte zu fassen, nicht zu erklären. Er leidet abartig darunter und macht sich selbst Vorwürfe. "Die Zeit, die Zeit. Alle sagen es braucht Zeit, ich kann es nicht mehr hören"! So seine Aussage gestern. Aber mehr als das fällt mir ehrlich gesagt auch nicht ein. Zeit und Warten, darauf vertrauen, dass es wieder spürbar wird, weiter zur Therapie zu gehen, raus in die Natur gehen,.., mehr fällt mir auch nicht ein.

Er hat gesehen wie sehr ich leide und wie sehr mich manche Dinge mitnehmen - da musste er schrecklich weinen. Von daher MÜSSEN da doch irgendwo im Verborgenen welche Gefühle sein!?!?!? Man weint doch nicht, wenn man nichts fühlt? Oder wie ist das? Ich kann es nicht nachvollziehen. Ich weiß es nicht. Kann es sein, dass er Gefühle hat und sie nicht richtig durchdringen? Ich bin mir sicher, da sind Gefühle, habe ihm das aber nicht gesagt, weil ich nicht schlau daher reden wollte und ihm auch nicht das Gefühl geben wollte "Stell Dich nicht so an" oder so in der Art.

Er hat die körperliche Nähe zu mir gesucht, erst zaghaft, weil er nicht wusste ob ich es haben will. Dabei sehne ich mich so danach, möchte ihn aber wiederum nicht bedrängen.
Die körperliche Nähe tat unheimlich gut - und ich weiß sicher, dass es nicht nur mir so ging.
Ob das Thema Sex hierher gehört weiß ich nicht. Wir hatten jedenfalls welchen und es war wunderschön, absolut liebevoll, zärtlich, rücksichtsvoll, wir lagen hinterher lange, lange zusammen, hielten uns fest, einer hatte mehr Angst als der andere sich gegenseitig loszulassen. Solchen Sex kann man(n) doch nicht haben, wenn man gar nichts fühlt!?!? Ich bin doch nicht plemplem.
Hinterher war auch nichts peinlich oder unangenehm, nach dem Motto "Ohje, hätte das jetzt passieren sollen". Nein, es hat sich für beide richtig und gut angefühlt. Dies macht mir Hoffnung.

Jeder denkt, es wäre besser, wenn man sich vom anderen entfernen würde. Aus dem Grund, dass man keine Last sein will. Auch als Angehöriger hat man solche Gedanken, dass man eine Last sein könnte. Das hat mir sehr zugesetzt heute Nacht und heute morgen.
Er hat mir versichert, dass ich keine Last für ihn bin.
Ich habe ihm versichert, dass er keine Last ist für mich. Die Situation ist für mich belastend, ja, aber nicht er als Person.
Vielleicht wäre es gut, wenn wir da beide dem anderen glauben würden. Die Unsicherheit die uns beide plagt macht das etwas schwer.
Und nein, ich wäre nicht besser dran ohne ihn!!!!! Da bin ich mir sicher!!!
Ich frage mich nur ab und zu, ob er besser auf sich achten könnte, wenn er nicht noch Gedanken um/an mich hätte. Ich weiß es nicht......

Ich gebe offen zu, dass es mir fast unmöglich ist, mich in ihn und seine Situation hineinzuversetzen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie es sich anfühlt (blöder Ausdruck bei diesem Problem) wenn man nichts mehr fühlt. Vermutlich ist das nicht in Worte zu fassen und nicht zu erklären.

Damoklesschwert "Problemgespräch" - noch so ein Thema!
Ganz automatisch kommen wir auf das Thema Depression. Wie gesagt, wir sehen uns sehr selten, daher wird immer zuerst die aktuelle Lage besprochen, wie geht es jedem und schon ist man mittendrin im Problem, dreht und wendet jede Kleinigkeit hundertmal, heult, weint, ist verzweifelt und die Leichtigkeit ist weg über alle Berge.
Ich habe vorgeschlagen, mal ein Treffen zu haben, bei dem es NICHT um Krankheit und Probleme geht. "Einfach" unbeschwert sein, etwas machen das vorher Spaß gemacht hat, mal nicht so viel denken...das würde ich mir wünschen. Ob wir es demnächst schaffen??? Ich würde mich freuen und es würde meinem Freund sehr gut tun und mir auch!

Deine ausführliche Antwort hat mir sehr gut getan. Über den Tag konnte ich mich etwas beruhigen und nun geht's mir wieder etwas besser. Ich werde heute Abend eine Freundin treffen, wir werden natürlich meine Beziehung oder was auch immer wir gerade führen (...sehr gute Freundschaft fiel seinerseits auch schon mal....darüber denke ich erst gar nicht groß weiter) diskutieren und sie wird sich meine Sorgen anhören. Anschließend werde ich wieder geweint haben, aber dennoch besser als gestern ins Bett gehen und hoffentlich auch wieder ein paar Stunden schlafen.

DANKE
Zickelhexe
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Katharina72 »

@hallo Zickelhexe,

Luna und DieNeue haben Dir aus meiner sicht schon wunderbare und kluge
antworten gegeben.

meine gedanken als depressiv erkrankte:
würde mein partner mit solch einer geballten erwartungshaltung - wie Du sie von Dir beschreibst -
vor mir sitzen, ich glaube ich würde "alle viere von mir strecken".
Bei allem verständnis für Deine lage, Deine wünsche und erwartungen (und die habe
ich, das kannst Du mir glauben!):
Dein freund ist in einer depression gefangen und eines der schlimmsten symptome dieser
sind schuldgefühle, die wird er eh schon massenhaft haben (frau und kinder verlassen ... ... ).
Er ist z.zt. nicht (mehr) der mensch in den Du Dich verliebt hattest ...
Es steht mir nicht zu Dir ratschläge zu geben, ich kann nur versuchen Dir mitzuteilen, was
es bei MIR bewirken würde, stünde vor mir ein partner mit solch einer erwartungshaltung:
Ich würde mich unglaublich unter druck gesetzt fühlen, mich bedrängt fühlen und es würde
mir mit sicherheit noch schlechter gehen als sowieso schon ...
Dein freund KANN Dir z.zt. nicht das geben was Du (verständlicherweise!!!)
erwartest.

vielleicht kannst Du ihn (zeitweise?) loslassen und ihm so ein stück erleichterung
verschaffen?
Aus meiner sicht wäre das auch ein beweis Deiner liebe, vielleicht der grösste - ?
Ich weiss nicht ob Du das kannst und willst, es ist letztendlich Deine entscheidung.
Ich wollte Dir nur einmal meine gedanken mitteilen, die mir
als depressiv erkrankter beim lesen Deiner beiträge einfielen.

Ich wünsch Euch beiden alles liebe
egal wie euer weg aussieht
herzlichst
katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
Zickelhexe
Beiträge: 20
Registriert: 23. Jul 2017, 16:30

Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Zickelhexe »

Hallo Katharina72

Ich arbeite sehr daran, meinen Freund loszulassen, ihm Zeit und Raum zu geben.
Ich stelle keine Bedingungen, nehme mich zurück so gut es geht, versuche ihm nicht zu nahe zu kommen, körperlich wie emotional, versuche ihn nicht zu bedrängen.....
Es ist schwer aber aus Liebe bin ich dabei daran zu arbeiten.
Es geht nur Schritt für Schritt, so melde ich mich von mir aus nicht bei ihm, warte bis was von ihm kommt. Auch körperlich halte ich mich zurück, warte bis er aus sich raus kommt, um ihn ja nicht zu bedrängen.
Ich äußere ihm gegenüber nicht, dass ich gerne Sicherheit und Geborgenheit hätte, weil ich weiß, er kann es mir derzeit nicht geben.
Ich versuche Positives zu vermitteln, auch wenn mir nicht danach ist.
Meinen Tränen lasse ich meistens erst dann freien Lauf, wenn ich wieder alleine bin.
Mal klappt es besser, man weniger gut. So sehr ich mich bemühe, ich habe immer das Gefühl ich mache es falsch.....

Meine Gefühle bekomme ich an manchen Tagen genauso schwer in den Griff wie mein Freund seine nicht vorhandenen Gefühle.

Wir werden beide weiter an uns arbeiten müssen...

Lieben Dank für Deine Nachricht und Deine Ansicht!
Liebe Grüße Z!
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Zickelhexe,

der wichtigste Punkt in deiner Beziehungsdramatik ist doch, dass ihr BEIDE einen GUTEN Umgang miteinander finden müsst, oder?

Ich versuche das einmal an einem Beispiel zu verdeutlichen:

Ich neige seitdem ich an Depressionen leide unter einem immensen Fluchtdrang. Wenn mir eine Situation zu bedrängt ist oder meine Gedanken zuviel an schlechte Zeiten hängen, dann verlasse ich das Haus – auf der Stelle, alleine, ohne Rücksicht auf diejenigen, die ich zurücklasse.

Für meinen Partner war diese Flucht sehr belastend. Er machte sich Stunde um Stunde mehr Sorgen, dass mir was passiert sei, ich mir selber etwas antun könnte (hab leider einen suizidalen Versuch hinter mir) und versuchte deshalb Situationen zu vermeiden, in denen ich weglaufen muss, versuchte mich zu verstehen, ohne es wirklich zu schaffen. Er verbog sich und stellte seine Bedürfnisse in zweiter Reihe nur damit ich keinen Grund mehr hatte, wegzulaufen.

Das Ende vom Lied war, dass wir eine sehr unschöne Zeit miteinander erlebten, in der ich sogar an das Ende der Beziehung dachte. Er war nicht mehr der, den ich liebte. Wir haben uns paartherapeutische Hilfe gesucht, und haben ein Fluchtzimmer in unserem Haus entstehen lassen.
Er kann seither wieder „normal“ mit mir umgehen, sagt auch seine Meinung oder äußert Wünsche, ist auch mal schlecht drauf und wenn mir irgendwas zuviel wird, dann gehe ich in mein Zimmer, in dem er niemals hinterhergehen würde. Jetzt weiß er wo ich bin, ängstigt sich nicht meinetwegen und ich kann zur Ruhe kommen, ganz alleine für mich. Wir haben beide das, was wir beide brauchen – FLUCHT UND SICHERHEIT.

Dein Freund macht jetzt gerade eine schwere Zeit durch, dass verstehe ich gut. Aber Sätze wie:“ Ich weiß gerade nicht, was ich für dich empfinde“ oder noch schlimmer „ich empfinde gerade gar kein Gefühl mehr für dich“ sind einfach sehr verletzend für jemanden, der liebt und gar nicht weiß, was damit überhaupt ausgedrückt werden soll. Sowas darf gerne bei der Therapeutin bleiben.

Ich finde, DU darfst und solltest ihm sagen, dass dich sowas verletzt.

Ein depressiver Mensch ist nicht auf einmal geistig behindert und kann nicht mehr hören oder denken. Aus einem Rücksicht nehmenden Menschen wird nicht einfach ein ignoranter Rüpel. Aber wenn du ihm nicht sagst, was du dir von ihm wünscht, was dich verletzt --- wie soll er das denn wissen und danach handeln?

Du hast hier schon soviel aufgeschrieben …

Ich will nicht, dass sich alles nur um die Depression handelt,
ich will nicht immer in der zweiten Reihe stehen,
ich habe auch Bedürfnisse,
ich will geliebt werden und brauche Sicherheit.

Warum sagst du es ihm nicht?
Du sitzt zuhause und wartest auf den Moment, bis er endlich bereit ist, sich mit dir zu verabreden. Warum? Wer bist du denn, dass du sowas aushalten musst? Du hast Kinder und eine Verantwortung für sie. Du musst dafür sorgen, dass es dir auch gut geht.

Ja, er kann sicherlich nicht weit vorausplanen und es werden je nach Stimmung Situationen entstehen, in denen er absagen muss. Aber zur Therapeutin MUSS er doch auch gehen und Termine einhalten. Was spricht also dagegen, einen festen Termin wie z.B. jeden Donnerstag mit dir zu vereinbaren, aber dabei die Option offen halten, dass er absagen darf.
Ich könnte mir vorstellen, dass es leichter ist, eine Absage zu verkraften, als tagelang in dieser ungeklärten Situation auf eine Verabredung zu hoffen.

Vielleicht hast du sogar eine gute Freundin, die dann „Donnerstags“ ein offenes Ohr für dich hat, wenn dein Freund absagen musste. Dann schleppst du das Ganze nicht tagelang mit dir rum.

Ganz ehrlich, deinem Freund wird es weder schaden noch wegtun, wenn er Sätze wie „ich habe kein Gefühl mehr für dich“ für sich behält, oder einen zusätzlichen Termin in seinen Kalender einträgt aber dir könnte es dadurch viel besser gehen. Deine Beziehung braucht Rahmenbedingungen an die du festhalten kannst, und nicht diese wabbelne Aushaltsituation.

Du musst dich wirklich nicht aufgeben oder verbiegen, Zickelhexe. Rücksichtnahme und Kompromissbereitschaft - das sind die Zauberworte für BEIDE!!!

Soweit meine Gedanken
Liebe Grüße

Luna
Zickelhexe
Beiträge: 20
Registriert: 23. Jul 2017, 16:30

Re: Frisch verliebt in derpressiven Mann

Beitrag von Zickelhexe »

Liebe Luna,
Danke für Deine Nachricht!
Ich werde sie mir noch viele male durchlesen heute. Aber jetzt muss ich erst mal weinen.
Du hast das alles sehr feinfühlig geschrieben.
Danke!

Ich werde Deine Worte beherzigen und weiter an mir arbeiten.
Werde versuchen mich und meine Gefühle nicht unsichtbar werden zu lassen.

Danke und einen schönen Tag Dir!!!!
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