Umgang mit Schuldgefühlen

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Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von Katharina72 »

Eines der hauptsymptome einer depression sind die schuldgefühle - ?
Das steht z.zt. bei mir im vordergrund, es quält mich regelrecht.
"... ohne mich wäre mein mann/partner viel besser dran ... "
Ich geh mal davon aus, dass euch das bekannt ist.
Und wenn ja interessiert es mich, wie ihr damit umgeht?
Ich bin gespannt und dankbar für jede antwort.
Katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Katharina,

das ist auch ein Symptom der Krankheit und sehr oft der Fall..
Was hätte ich ändern können ,um nicht krank zu werden ?
Ich habe es nicht besser gewusst,sonst hätte ich vielleicht mehr auf mich geachtet.
Trotzdem habe ich meinen Mann schon gefragt wie er das sieht.
Er war entsetzt bei dem Gedanken ohne mich leben zu müssen,damit es ihm besser gehen soll.
Außerdem klingeln bei ihm alle Glocken,wenn ich so eine Frage stelle.
Die Depression hatte mir mein Selbstwertgefühl total genommen ,ich fühlte mich nur noch als Belastung.
Ich bin nichts und ich kann nichts,das waren so meine Gedanken.
Egal welche Krankheit,es betrifft immer auch die Angehörigen.
Würdest du bei einer schweren körperlichen Krankheit auch fragen,ohne mich bist du besser dran ?
Oder umgedreht,würdest du froh sein,wenn dein Mann erkrankt,wenn er nicht mehr da wäre ?
Aber wenn du diese dunklen Gedanken hast ,solltest du darüber sprechen.
Viel mehr kann ich darüber nicht schreiben,aber es ist eine falsche Wahrnehmung,die durch die Krankheit bedingt ist.
Wie ich damit umgegangen bin,weiß ich nicht mehr so genau,mir ging es da sehr schlecht.
Aber ich habe akzeptiert :"Auch das ist ein Symptom der Depression."
Natürlich habe ich das auch bei meinem Arzt und Therapeuten angesprochen.
Da war ich schon sehr hoffnungslos,die Depression sehr akut und ich brauchte schnelle Hilfe.

Gute Besserung und liebe Grüße

Bittchen
kaizer
Beiträge: 79
Registriert: 21. Jul 2016, 14:30

Re: Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von kaizer »

Hallo Katharina,

komischerweise war das für mich, bei allen anderen Auswirkungen und dem bunten Strauß an Symptomen dieser Erkrankung, nie so ein vordringliches Thema.

Wahrscheinlich weil ich mich selbst auch immer eher als Opfer bzw. Leidtragenden der Erkrankung gesehen habe, der alles mögliche dafür tut, dass es wieder besser wird. Dadurch habe ich auch die Verantwortung nicht so sehr bei mir gesehen und keine Schuldgefühle entwickelt, ich saß eher mit meinem Partner und Angehörigen in einem Boot, wir sehen die Depression als unerwünschten Eindringling wie eine andere Krankheit. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht trotzdem oft eine Belastung für die Beziehung oder das Umfeld darstellt und ich nicht auch immer mal ein schlechtes Gewissen habe, nicht mitmachen zu können oder mich zurückziehen zu müssen. Aber weniger Schuldgefühle, denn aus meiner Sicht trage ich keine oder nur wenig Schuld, ich habs mir nicht ausgesucht.

Den Gedanken, dass es jemandem in meinem engen Umfeld besser gehen würde, wenn ich mir was antun würde , hatte ich auch nie - das ist glaube ich wirklich eine sehr von der Depression verzerrte Sichtweise. Für mich wären die wohl jahre- oder jahrzehntelangen negativen Folgen solch eines Schrittes für liebe Menschen eher ein starker Hinderungsgrund.

LG
Kaizer
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von janedoe »

Oh ja Schuldgefühle sind sehr präsent.
Nicht unbedingt, dass ich depressiv bin, dass habe ich mir nicht ausgesucht. Eher wegen der Begleiterscheinungen. Nicht mehr so aktiv zu sein, keine gute Mutter sein zu können, weil ich den Tag einfach nicht geregelt bekomme, der Haushalt und das Zwischenmenschliche leidet, ich meiner Tochter das Gefühl gebe, sie stört mich, ich hätte sie nimmer lieb oder ich möchte nichts mit ihr unternehmen. Manchmal reicht eine Kleinigkeit und ich explodiere, weil ich einfach genug habe von diesem Leben. Den Job nicht mehr zu schaffen und dadurch alles zu verlieren.

Natürlich kommen dann auch Gedanken, ob meine Kinder nicht ohne mich besser dran sind, es für sie nicht einfacher ist, ob sie nicht freier sind.

Liebe Grüße
Janedoe
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von Katharina72 »

@ hallo bittchen, kaizer, janedoe,
erstmal danke für Euer feedback.
nee, also suididgedanken hatte und hab ich gsd nicht.

Es war diesmal ein tiefer fall und neben der verzweiflung und der hoffnungslosigkeit
- das ist jetzt aber wesentlich besser - sind diesmal diese verdammten schuldgefühle
so stark. Vom kopf her weiss ich, dass ich nichts dafür kann, aber diese sch ... gefühle
gegenüber den engsten menschen um mich sind halt da.
@ bittchen, du gehst nicht raus, wenns dir richtig schlecht geht und so ist es
dann auch bei mir, man sieht mir die depri dann auch an, mein gesicht "versteinert" und
ich seh dann auch ganz elend aus.
Ich weiss aber, dass die strategie sein muss "raus, raus, raus".
mein letzter versuch mein "training" durch zu ziehen ging volle kanne daneben.
Das war ein richtig heftiger rückschlag.
Da kommen dann schon versagensgefühle auf "jetzt schaff ich nicht mal mehr das ..."
Ich glaub, da ist dann kaum noch selbstwertgefühl vorhanden und dann kommen schon
mal die og. gedanken, aber gsd nie in suicidaler hinsicht.
Ich muss mir das stück für stück wieder erobern, das heisst morgen raus in de
stadt, mitten ins gewimmel ...
janedoe, von Dir hab ich auch schon viele posts gelesen, ich glaub Du hast es z.zt.
auch sehr schwer und vom kopf her weist du auch, dass du diese sch ... schuldgefühle
nicht zu haben bräuchtest, aber kopf und bauch ...
also, ab morgen gehts aufwärts, ich zieh mein training durch, ich werd mich
schön aufbrezeln und dann go ... ...
danke euch 3en nochmal für eure beiträge
und ich wünsche euch eine gute woche
Dir bittchen viel erfolg bei Deiner therapie!
liebe grüsse
katharina
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
frozenblossom
Beiträge: 18
Registriert: 2. Jul 2017, 20:58

Re: Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von frozenblossom »

Schuldgefühle sind mein ständiger Begleiter... manchmal nehmen Sie mir gefühlt die Luft zum atmen... fühle mich für ganz vieles was passiert "verantwortlich", wurde mir seit Kindheit an vermittelt "DU bist schuld dass..."
sehr sehr schwer dem zu entfliehn...sich nicht schuldig und schlecht zu fühlen immer wieder...
Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von Katerle »

@ Katharina

Hatte lange schuldgefühle, nicht nur wegen der Erkrankung. Und da kamen dann schon Gedanken, meine Leute wären ohne mich besser dran...
Oder selbstvorwürfe, deprimiert zu sein oder zur last zu fallen, keine kraft mehr zu haben. Und wenn man dann noch von anderen die schuld kriegt...

Natürlich gehören schuldgefühle zu einer Depression und wenn es wieder besser geht, werden sie wieder abklingen. Wenn man krank ist, kannst du nicht so, wie du willst und wenn dann auch null Verständnis da ist von der Umgebung, dann ist das nicht gerade aufbauend und schwer, dem standzuhalten. Da hilft dann nur, für sich selbst etwas Mitgefühl aufzubringe für seine Lage.

LG Katerle
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Katharina,

ich weiß ja nicht was dein Training bedeutet,aber ich gehe nur ganz kleine Schritte,
wenn ich so schlecht zurecht bin.
Oft fange ich dann mit einem kleinen Spaziergang an.
Auch wenn die Körperpflege gut geklappt hat und ich angezogen bin,ist das in einer schlechten Phase ein Erfolg.
Etwas Struktur,morgens aufstehen und abends immer zur selben Zeit ins Bett gehen ist für mich wichtig.
Ich lese gerne,manchmal kann ich Musik hören usw.
Andere machen sich Pläne für tägliche Pflichten und angenehme Tätigkeiten.
Das klappt bei mir nicht und setzt mich unter Druck.
Aber ich versuche doch Dinge zu machen,die mir gut tun.
Es darf mich nur nicht überfordern und brauche auch oft Pausen.
Aber ich bin ja nicht mehr jung,das kann bei dir ja anders sein.
Ich wünsche dir gute Besserung und wenn du heute nicht so viel schaffst,
wie du dir vorgenommen hast,macht das auch nichts.
Es wird wieder besser,das weißt du ja auch,Geduld ist ganz wichtig,wie du weißt.

Liebe Grüße Bittchen
kaizer
Beiträge: 79
Registriert: 21. Jul 2016, 14:30

Re: Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von kaizer »

Hallo Katharina,

dieses Training in Form von "raus, raus, raus" hört sich aber wahnsinnig anstrengend an... Vor allem, wenn einem in einem Tief eh schon alles zu viel ist.

Ist es wirklich dein Bedürfnis, oder zwingst du dich dazu, weil "man das eben so macht"? Ich finde immer wichtig, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu respektieren, vielleicht wollen deine Seele und dein Körper auch mal phasenweise "rein", das wär doch ok? Pass auf, dass du dich nicht selbst überforderst und zusätzlich unter Druck setzt, das tut dir dann sicher auch nicht gut.

Alles Gute,
Kaizer
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Umgang mit Schuldgefühlen

Beitrag von Katharina72 »

@ alle
kaizer, wenn du dieses symptom nicht hast, dann gratulier ich dir, ich empfinde es dieses mal als eines der schlimmsten symptome, aber jede depression ist individuell.
wenn du mit deinen nächsten menschen so eingebettet bist, dass Ihr es als eine gemeinsame
herausforderung anseht, dann klingt das nach einer ideallösung.
dann mach dir hier auch keine weiteren gedanken, ich denk du hast genug baustellen
zu bewältigen, streich das thema!
Eines unterscheidet uns aber wohl: Ich bin kein opfer bzw. ich will kein opfer dieser krankheit
sein, ich will mich dieser nicht willenlos ausliefern. ich kann bis zu einem gewissen grad selbst immer noch entscheiden was ich dagegen tue oder nicht. Wenn nix mehr geht, dann geht eben nix.
Meine strategie ist eben, dass ich "rausgehe", sobald es irgendwie geht und dann kann es auch
schon mal daneben gehen. Bei mir gehört dann aber auch eine gehörige portion disziplin dazu, dieses wort ist leider so negativ besetzt, aber ich glaube dass bei allen erkrankten diese dazu gehört um sich wieder aus dem
tiefen loch heraus zu arbeiten, mit kleinen schritten fängt es an und das nenne ich dann "mein training".
würde ich dann nur auf meine befindlichkeiten achten, dann käme ich aus dem bett bzw. von der couch
gar nicht mehr raus bzw. runter. Aber da entwickelt jede/r so seine eigenen strategien.
@ bittchen, ich wollte nie, dass du deinen mann befragst, um himmelswillen!
Dass bei ihm die alarmglocken schrillen, das kann ich mir vorstellen.
also streich das thema bitte, es tut dir wohl nicht gut und das möchte ich nicht!
@ frozenblossom, janedoe, katerle
ja bei euch find ich mich ein ganzes stück wieder, das gefühl nur eine last zu sein, nicht geben
zu können, was vermeintlich sein müsste ...
janedoe, mit kindern stell ich mir das noch heftiger vor.
aber so wie du hier schreibst, wie ich Dich wahrnehme, weiss Deine tochter, dass du sie liebst, da
bin ich mir sicher.
Im grunde genommen wäre es dringend erforderlich, die nächsten menschen mit in die therapie ein zu beziehen,
aufklärung über die erkrankung, umgang mit dieser als angehöriger, umgang in krisensituationen ... ...
habt Ihr das schon mal erlebt? Ich nicht.
danke nochmal für Euer feedback
und ganz liebe grüsse an Euch alle
katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
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