Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

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Nitroglycerin
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Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von Nitroglycerin »

… Ist jemand mit diesem furchtbaren Gefühl vertraut? :cry:

Ich habe es geschafft, mittlerweile wieder aktiver zu werden (Es gab Tage und Wochen, wo ich nichts, gar nichts tun konnte…). Dank guter Analyse über die Ursachen meiner Depression und der eigenen Persönlichkeit gelingt es mir - wenn auch langsam - Schritt für Schritt der Depression zu entkommen. Soweit so gut. Eines bleibt jedoch: das Gefühl selbst menschlich überhaupt nichts wert zu sein und für andere eine reine Belastung darzustellen. Gründe gibt hierfür es unterschiedliche. Sie liegen teilweise in meiner Kindheit und zum großen Teil an zwei verkrachten Beziehungen. Die beiden Männer mit denen ich eine Beziehung geführt habe, waren zwar nicht körperlich gewalttätig, aber auch Worte haben die Macht, einen anderen Menschen zu zerstören. Verbale Verletzungen in Form wüsten Beleidigungen und aggressiven Beschimpfungen, öffentlichem Lächerlichmachen des Partners, nie loben nur kritisieren … waren an der Tagesordnung. Warum ich nicht früher gegangen bin, weiß der liebe Herr Gott…Naiv wie ich bin, dachte ich wahrscheinlich, dass man an der Beziehung „arbeiten“ kann und sie verändern kann. Das ist aber nicht so… Menschen sind keine Computer, die man umprogrammieren kann. Die Angst, dass mir das gleiche noch einmal passieren könnte, sitzt derart tief, dass ich niemanden mehr an mich heranlasse bzw. heranlassen kann.
Sieglinde1964
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Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von Sieglinde1964 »

Ja, das kenne ich auch und es liegt wohl auch die Ursache in meiner Kindheit, wo ich auch meistens nur kritisiert wurde und selten gelobt. Mich verfolgen diese Gedanken auch immer noch, andere haben einen besseren Schulabschluss geschafft als ich usw. und was kann ich schon. Ich vertrraue auch nur noch Menschen, die ich erst "geprüft" habe, ob ich denen vertrauen kann und die mich akzeptieren, wie ich bin.
Verletzungen sitzen tief, ja und man wird sie schlecht wieder los. Von wegen: Zeit heilt Wunden.
Raven78
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Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von Raven78 »

Ja bin damit vertraut.
Kommt immer wieder, auch wenn es eigentlich nur die Depression ist die mich dahin manipuliert.
Diesen Wissen hilft aber leider auch nicht bei mir :(
frozenblossom
Beiträge: 18
Registriert: 2. Jul 2017, 20:58

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von frozenblossom »

Nitroglycerin hat geschrieben:… Ist jemand mit diesem furchtbaren Gefühl vertraut? :cry:

Ich habe es geschafft, mittlerweile wieder aktiver zu werden (Es gab Tage und Wochen, wo ich nichts, gar nichts tun konnte…). Dank guter Analyse über die Ursachen meiner Depression und der eigenen Persönlichkeit gelingt es mir - wenn auch langsam - Schritt für Schritt der Depression zu entkommen. Soweit so gut. Eines bleibt jedoch: das Gefühl selbst menschlich überhaupt nichts wert zu sein und für andere eine reine Belastung darzustellen. Gründe gibt hierfür es unterschiedliche. Sie liegen teilweise in meiner Kindheit und zum großen Teil an zwei verkrachten Beziehungen. Die beiden Männer mit denen ich eine Beziehung geführt habe, waren zwar nicht körperlich gewalttätig, aber auch Worte haben die Macht, einen anderen Menschen zu zerstören. Verbale Verletzungen in Form wüsten Beleidigungen und aggressiven Beschimpfungen, öffentlichem Lächerlichmachen des Partners, nie loben nur kritisieren … waren an der Tagesordnung. Warum ich nicht früher gegangen bin, weiß der liebe Herr Gott…Naiv wie ich bin, dachte ich wahrscheinlich, dass man an der Beziehung „arbeiten“ kann und sie verändern kann. Das ist aber nicht so… Menschen sind keine Computer, die man umprogrammieren kann. Die Angst, dass mir das gleiche noch einmal passieren könnte, sitzt derart tief, dass ich niemanden mehr an mich heranlasse bzw. heranlassen kann.
Kenn ich alles nur allzu gut aus eigener Erfahrung...und die Angst vor erneuter Verletzung /Enttäuschung lässt einen nicht mehr vertrauen...
Katerle
Beiträge: 11378
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von Katerle »

Kann ich auch einiges davon nachempfinden...
Pummelchen
Beiträge: 1632
Registriert: 2. Sep 2015, 17:21

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Katerle,

du warst ja heute schon wieder früh wach. Wie geht es dir denn? Ich habe deinen Beitrag wegen der Familienfeier gelesen und ich finde auch das du richtig handelst. Wenn du dich dort nicht wohlfühlst und wenn einfach frühere Verletzungen stattgefunden haben, ist das denke ich auch die richtige Entscheidung.Andererseits könntest du mit stolz erhobenen Hauptes hingehen, und allen zeigen das du dich trotz allem durchgekämpft hast und im Leben stehst!!!
Jeder Mensch ist auf seine Weise wertvoll, auch wenn einem die Depression oft was anderes einredet. Man traut sich nichts mehr zu usw..... Ich wiederhole mich jetzt nochmal eine Psychotherapeutin sagte zu mir mal, jeder Depressive bräuchte ein Gütesiegel weil sie so empfindsam sind und bei anderen Menschen mitfühlen. Klar jeder hat seine Lebensgeschichte und Kränkungen lassen sich nicht einfach löschen.

Alles Liebe und Gute für alle Betroffenen!!! Pummelchen
Katerle
Beiträge: 11378
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von Katerle »

Danke liebe Pummelchen, dass du danach fragst. Nun, es geht mir noch nicht so gut, aber ich denke, dass ich das wieder hinbekomme. Tränen kommen mir auch manchmal. Das habe ich mir auch schon überlegt, doch hinzugehen..., aus diesem Grund...

Ja so sehe ich das ja auch, dass jeder Mensch auf seine Weise wertvoll ist...

Das hat die Psychotherapeutin gut gesagt, weil es stimmt.

LG Katerle
John4155
Beiträge: 395
Registriert: 23. Mai 2011, 18:41

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von John4155 »

Hallo Nitroglyzerin,

ich kenne das Gefühl sehr gut. Es ist tief in mir verankert und bestimmt als Grundüberzeugung meinen Umgang mit Menschen. In den Lebensphasen wo ich mich in und an meiner Umwelt orientiert habe, haben mir meine sozialen Bezugspersonen und Peers die Rückmeldung gegeben das ich so wie ich bin nicht liebenswert und nicht okay bin. Diese Grundüberzeugung hat dazu geführt das ich immer wieder an Menschen geraten bin die nicht nett zu mir waren. Im Rahmen einer Therapie versuche ich jetzt sehr hart daran zu arbeiten mich selbst positiver zu sehen, und zumindest einen Waffenstillstand mit mir selbst zu schliessen.

Du hast geschrieben das die Kindheitserlebnisse und die verletzende Art Deiner Partner dein Selbstwertgefühl ruiniert haben. Das Du versucht hast diese Partner zu ändern und die Beziehung zu retten. Das kann ich gut verstehen. SIch in einer PArtnerschaft jemandem zu öffnen und dann erniedrigen zu lassen ist mit das Schmerzhafteste was einem passieren kann. Das perfide ist das man es dann auf sich selbst bezieht und meint die Fehlurteile anderer Menschen, die es nicht gut mit einem meinen, annehmen zu müssen. Aber nein! Das Opfer, Du, bist nicht wertlos!!! Du bist wertvoll!! Das Frauen versuchen ihren PArtner zu ändern kommt sehr oft vor, und regelmässig scheitern sie daran. Ich habe es bei meinen platonischen Freundinnen beobachten können. Auch deshalb solltest Du Milde mit Dir walten lassen.

Ich denke das eine Beziehung keinen Sinn macht wenn man dabei seinen Selbstwert und seine Ziele aufgeben muss. Lass uns doch, jeder für sich, daran arbeiten!

Alles Gute!
Viele Grüße

John
frozenblossom
Beiträge: 18
Registriert: 2. Jul 2017, 20:58

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von frozenblossom »

"Im Rahmen einer Therapie versuche ich jetzt sehr hart daran zu arbeiten mich selbst positiver zu sehen, und zumindest einen Waffenstillstand mit mir selbst zu schliessen"

Genau an diesem Punkt befinde ich mich auch und es ist sehr sehr harte Arbeit und kostet immens viel Kraft diese Grundüberzeugungen die sich so sehr manifestiert haben durch Kindheitserlebnisse und eben auch mit durch das trotzdem immer wieder versuchen und massive Verletzungen/ Vertrauensbrüche erleiden aufzulösen...

"Waffenstillstand mit mir selbst".... wäre ein erster guter Schritt...
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von timmie2002 »

hallo explosiver stoff! :-)
hast du dir diesen nicknamen gegeben, weil du dich oft so fühlst, als ob du auf einem pulverfass sitzt, das jeden moment explodieren könnte? na, ich seh da durchaus parallelen. :-)

zu deinem threadthema:

früher ständig, heute immer wieder und noch viel zu massiv.
da ich auch langzeiterkrankt bin und in ständiger therapie, würde ich aus meiner erfahrung sagen, dass ich dieses gefühl wohl nie ganz los werde. es sitzt wirklich zu tief und hat sich ganz fest verankert.
deshalb habe ich mir zum ziel gemacht, einen besseren umgang damit zu erlernen. das schaffe ich nicht von heute auf morgen.

was ich bisher geschafft habe, ist, dass ich mir in entsprechende nsituationen wenigstens schon mal sagen kann, dass das gefühl der wertlosigkeit "nur" zur depression gehört und wieder vergeht. damit ist es nicht mehr ganz so schmerzlich wie früher.

von anderen wird so schön vom waffenstillstand mit sich selbst geschrieben. das finde ich richtig gut.

ist bei mir auch so. ich muss wohl lernen, milder, nicht so hart zu mir selbst zu sein, mir selbst mit wohlwollen begegnen: ich darf müde sein. ich darf missgelaunt sein. ich darf wütend sein. ich muss nicht so gut wie andere sein oder gar besser...

mein ganz aktuelles thema dabei ist selbstmitleid.

ich kann selbstmitleid überhaupt nicht leiden, hasse es förmlich, finde es eklig und erbärmlich. durch ein gespräch mit einer bekannten habe ich erst vor kurzem so einen funken von einsicht bekommen, dass diese denkweise von mir wohl nicht richtig ist. die erwachsene final sollte zur kleinen final sagen: du darfst selbstmitleid haben. selbstmitleid ist nichts schlimmes. es hilft, sich selbst zu trösten.

das ist noch keine überzeugung von mir. aber ich will versuchen, das anzunehmen.

und so arbeite ich mich schritt für schritt zu einem gesünderen Ich-bezug vor und hoffe irgendwann doch mal ein stück weit zu mir sagen zu können: du bist nicht wertlos. du bist kein schlechter mensch.

aber was man in der kindheit nicht mitgegeben bekommen hat als erwachsene aufzuholen ist so richtig verteufelt schwer.


glg final
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von jolanda »

Hallo,

eine Gedankenanregung von mir:

Das mit der Wertlosigkeit, das ist kein Gefühl - das sind doch Gedanken oder? Gedanken, dmit denen Du Dich selber bewertest. Also Urteile über dich selber. Und die lösen Gefühle aus. Spannend kann es sein, sich auf die Suche der eigentlichen Gefühel zu machen: Traurigkeit? Wut? Verzweiflung? Ohnmacht? was fühlst Du, wenn Du so über dich denkst? "Ich bin nichts wert" "Ich habe es nicht verdient, dass man respektvoll mit mir umgeht" oder was die Gedanken auch sein mögen?

Und was steckt hinter diesen Gefühlen die du dann findest an Wünschen (Bedürfnissen)?
Akzeptanz - so angenommen zu werden wie Du bis?
Wertschätzung - für das wie Du bist, was du kannst?
Mitgefühl - für Deine Gefühle?
Verbindung - mit anderen?
was könnte es sein?
Das alles von anderen, von dir selber?

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
timmie2002
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Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von timmie2002 »

hallo jolanda,

deinem denkanstoß kann ich vollkommen zustimmen. ich denke aber auch, dass sich denken und fühlen oft und gerade in bezug auf selbstwertgefühl sehr stark vermischen.
bei mir ist es im grunde so, dass ich mir in zeiten, in denen es mir gut geht, auf rationaler ebene durchaus sagen kann, dass ich nicht wertlos bin. auf der gefühlsebene funktioniert das nicht so,schon gar nicht, wenn ich mich in einer depressiven episode befinde bzw. meine abgespaltenen kindlichen persönlichkeitsanteile in den vordergrund rücken.
ich denke auch, das sich das gefühl der wertlosigkeit wirklich als solches im unterbewusstsein stark verankert hat. unser fühlen wird nun mal durch erfahrungen geprägt und was sich fest manifestiert hat, ist nicht so einfach auszulöschen.

für mich kann ich deine gestellten fragen so beantworten, dass mit dem gefühl der wertlosigkeit immer eine ganz tiefe traurigkeit verknüpft ist. im Ursache-folge-verhältnis kann ich für mich meist gar nicht bestimmen, was ursache und was folge ist, also ob mein fehlendes selbstwertgefühl ursache der depri ist oder die depri ursache des anderen.

mein wunsch und bedürfnis ist ganz klar die akzeptanz und wertschätzung von anderen. nur ist das auch wieder problematisch, wenn kein inneres selbstwertgefühl vorhanden ist. bei mir ist es oft so, dass ich lob und würdigung gar nicht annehmen kann.
und dann kenne ich wiederum einige narzissten, die förmlich süchtig nach anerkennung von außen sind, dafür alles tun. sieh dir doch den trump an. das beste beispiel dafür. die selbstüberhebung ist letztendlich auch nur eine folge zu geringen selbstwertgefühls.

menschen mit einer gesunden portion selbstwert sind im grunde gar nicht auf anerkennung angewiesen. sie ruhen in sich selbst, sind mit sich selber zufrieden und können mit anerkennung gut umgehen.

abschließend meine erfahrung: kein selbstwertgefühl zu haben, sich unwert zu fühlen mit ganz vielen unterschiedlichen aspekten, ist ein ganz schlimmes gefühl, so sehr, dass ich gar nicht in worte fassen könnte, wie sich das anfühlt. wenn ich in die depressive suizidalität gerate, geht dem immer diese gefühle voraus: nichts wert sein, ein schlechter mensch sein, liebe und zuwendung gar nicht zu verdienen.

nitroglyzerin hat in seinem eingangsposting gefragt, ob jemand mit diesem FÜRCHTERLICHEN gefühl vertraut ist. es ist ganz riesig fürchterlich, dieses gefühl. und in der hinsicht bleibe ich eben auch bei gefühl, nicht denken.

glg final,

die froh ist, dass sie diese zeilen ohne weinen schreiben konnte.
Nitroglycerin
Beiträge: 23
Registriert: 10. Dez 2016, 20:57

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von Nitroglycerin »

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten!

@John4155: Danke für die tollen Worte. Sie treffen den Nagel genau auf den Kopf. Ich habe angefangen Zitate wie: “Your value doesn't decrease based on someone's inability to see your worth. Never let someone else's opinion of you become your reality” zu sammeln. Wenn ich mal wieder in einer Notsituation bin, lese ich sie mir selbst vor, um mich daran zu erinnern, dass ich nicht wertlos bin. Es klingt simpel, aber hilft.

@timmie 2002: So kreativ war ich bei der Auswahl meines Nicknames leider nicht :lol: Der Nickname hat mit dem Beruf meiner Mutter zu tun. Sie kümmert sich um die Entsorgung von hochexplosiven Stoffen. „Nitroglycerin“ wurde deshalb und weil der Name sehr selten ist, mein Nickname ;)

@Jolanda: dein Denkanstoß klingt sehr rational. Du analysierst. Das fällt mir sehr schwer, weil ich ein sehr emotionaler Mensch bin. Selbst wenn es anfänglich „nur“ Gedanken sein sollten, sind diese sehr mächtig über unsere Psyche und werden leider oft unterschätzt. Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass sich durch negative Gedanken unser Gehirn verändert und das sich das dann sogar in körperlichen Symptomen manifestieren kann. Das ist auch das Grundprinzip von Depressionen. Ich selbst verbinde mit Wertlosigkeit, wie mein Vorredner, eher ein Gefühl und nicht so sehr Gedanken. Das Gefühl selbst ist sehr komplex und schwierig zu beschreiben. Es ist eine Mischung aus Einsamkeit und Isolation, tiefer Traurigkeit bei gleichzeitigem vor Augen führen der eigenen Verletzlichkeit. Kennst du das Märchen der kleinen Meerjungfrau von Thomas Anders? Als sie ein Mensch wurde, musste sie bei jedem Schritt an Land Messerschmerzen leiden. Gerade, wenn du bspw. in einer erniedrigenden zwischenmenschlichen Beziehung (egal, ob Freundschaft, Partnerschaft, Familie) bist, fühlt es sich bildlich gesprochen leider oft genauso an.
Ein Nebeneffekt ist, dass der Selbstwert komplett zerstört wird. Es fällt mir mittlerweile auch sehr schwer, die eigenen Stärken richtig einschätzen zu können. Das ist vollständig verloren gegangen. Wenn ich z.B. etwas gut gemacht habe, werde ich meistens von anderen darauf hingewiesen. Mir selbst fällt es gar nicht mehr auf.
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von janedoe »

Das Gefühl selbst ist sehr komplex und schwierig zu beschreiben. Es ist eine Mischung aus Einsamkeit und Isolation, tiefer Traurigkeit bei gleichzeitigem vor Augen führen der eigenen Verletzlichkeit. Kennst du das Märchen der kleinen Meerjungfrau von Thomas Anders? Als sie ein Mensch wurde, musste sie bei jedem Schritt an Land Messerschmerzen leiden. Gerade, wenn du bspw. in einer erniedrigenden zwischenmenschlichen Beziehung (egal, ob Freundschaft, Partnerschaft, Familie) bist, fühlt es sich bildlich gesprochen leider oft genauso an.
Ein Nebeneffekt ist, dass der Selbstwert komplett zerstört wird. Es fällt mir mittlerweile auch sehr schwer, die eigenen Stärken richtig einschätzen zu können. Das ist vollständig verloren gegangen. Wenn ich z.B. etwas gut gemacht habe, werde ich meistens von anderen darauf hingewiesen. Mir selbst fällt es gar nicht mehr auf.
Treffender hätte ich es nicht schreiben können. Du sprichst mir soooo sehr aus der Seele.
Mir fehlen oft die Worte, um meinen Gefühlszustand zu beschreiben.

Liebe Grüße

Janedoe
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit

Beitrag von jolanda »

Hallo,

gerade weil die Gedanken so mächtig sind, lohnt es sich, Gedanken und Gefühle auseinander zu klamüsern.

Du beschreibst einige Gefühle jetzt sehr genau, die die Gedanken bei dir auslösen: Einsamkeit, Traurigkeit
Dann benennst Du wieder Gedanken: gleichzeitigem vor Augen führen der eigenen Verletzlichkeit

Die Gefühle sind so wie sie sind, während sich die Gedanken evtl. beeinflussen lassen - was dann vielleicht wieder die Gefühle verändert.

Ich persönlich habe es ziemlich eingestellt an meinem Selbstwert zu arbeiten - der ist zu sehr abhängig von äußeren Bedingungen, wenns gut läuft = Selbstwert ok, wenns schlecht läuft = Selbstwert am Boden. Und der ist immer abhängig von eigenen und fremden Bewertungen. Selbstmitgefühl zu erlangen erscheint mir da erstrebenswerter. Ein gutes Buch genau zu diesem Thema: Andreas Knuf "Sei nicht so hart zu dir selbst - Selbstmitgefühl ind guten und in schlechten Zeiten"

Mag sein, dass ich dir sehr analytisch vorkomme. Ich glaube ich habe inwzischen ein sehr hohes Maß an Selbstreflektion. Früher fühlte ich mich meinem Gesmisch aus Gefühlen und Gedanken hilfos ausgeliefert. Das Analysieren und Spüren!! dessen, was gerade bei mir los ist hilft mir sehr und hat mich zunehmend wieder handlungsfähig gemacht.
Früher wollte ich Gefühle nicht wahrnehmen, ich dachte das mache alles nur noch schlimmer. Heute weiß ich, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Gefühle sind wie Warnlampen im Auto, die mir sagen, was ich brauche. Und wer käme auf die Idee, die Benzinleuchte abzukleben nur weil er nicht sehen mag, dass das Auto Sprit braucht.

Wenn ich einsam bin z.B., brauche ich Kontakt mit (wohlwollenden & mitfühlenden) Menschen. Dafür kann ich selber sorgen, ich muss nicht warten, bis es mir passiert, so wie früher, als ich jahrelang auf den "weißen Ritter" gewartet habe, der mich retten würde. Diese Erkenntnis und daran zu arbeiten, zu spüren was ist und was ich brauche war ein langer Prozess und er dauert immer noch an, aber er lohnt sich.

LG, jolanda


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