Wie und wo bekommt man hilfe ?

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Grimm
Beiträge: 2
Registriert: 25. Jun 2017, 21:14

Wie und wo bekommt man hilfe ?

Beitrag von Grimm »

Hallo zusammen,
Heiße Grimm und bin 34 Jahre, bin ganz neu hier, und weiß nicht so recht ob ich richtig bin.
Bin mir nicht sicher ob ich Depressionen habe oder es einfach nur depri phasen sind die nun mal in gewissen Lebensabschnitten normal sind.

Habe schon seit ein paar Jahren immer wieder up and downs. Die tiefpunkt phasen werden aber irgendwie immer schlimmer. Bin dann antriebslos und empfinde überhaupt keinerlei freude an irgendwas.
Es ist nicht so als hätte ich konkrete Selbstmord Gedanken oder stelle mir vor wie ich es anstellen wollen würde. Es ist eher das Gefühl in nichts mehr einen sinn zu sehen und das alles viel leichter wäre wenns einfach vorbei ist.

Anfang des Jahres habe ich mich mal überwunden und habe ganz kurz offen mit meinem Hausarzt darüber gesprochen und ihn um hilfe gebeten.
Mein Gefühl war aber das er das nicht richtig versteht.
Er fragte mich relativ direkt ob ich Medikamente haben möchte, was ich verneint habe da ich etwas angst davor habe, es macht abhängig und ich persönlich finde das einfach Medikament zu nehmen nicht die lösung ist.
Ich fragte ihn nach anderer hilfe in form von einem Therapeuten oder Psychologen (ich kenne den Unterschied nicht wirklich)
Der Hautarzt sagte dann nur das er dazu keine Beziehung habe und das ich doch einfach im Internet kucken sollte.

Was ich allerdings natürlich zuvor schon mal getan habe.

Ich muss zugeben das ich mit dieser Situation total überfordert bin weil jedes mal wenn ich mich intensiv auf die suche begebe ich mir dann denke "was soll das stell dich mal nicht so an. Andere haben viel schlimmere Probleme".

Bin mir auch nicht sicher ob der ganz zu einem Therapeuten/Psychologen was bringt.

Meine Mom hat vor knapp 8 Jahren (nach dem Selbstmord meines Bruders) versucht sich Therapeutische hilfe zu suchen bzw per Trauer Therapeut. Sie hat über 2 Jahre mehrere anläufe vollzogen bei verschiedenen Therapeuten, und keiner konnte ihr helfen bzw sie fühlte sich überhaupt nicht wohl.
Sie hat dann ihren halt in einem so genannten Trauerkaffee gefunden.

Mit ihr kann ich auch nicht über meine lage sorechen, wir gehen komplett unterschiedlich mit dem Tod meines Bruders um. (Komplizierte Familien Geschichte)

Jedenfalls weiß ich nicht wirklich weiter weil ich nicht weiß ob es überhaupt Depressionen sind.
Man hört davon sehr viel und mir ist auch klar das menschen die davon nicht betroffen sind, das überhaupt nicht nachvollziehen können.

Wenn ich die down phasen bekomme hab ich manchmal echt angst über das was ich denke. Kann auch mit keinem darüber richtig reden....weil wenn ichs mal versuche, ich direkt merke das da das Verständnis fehlt. Da kommen dann solche Sätze wie "ach stell dich nicht so an" oder "das wird schon alles gut werden" "du hast gerade nur einen normalen tiefpunkt"
Doch diese Sätze verschlimmern es irgendwie

In meinem leben sehe ich zur zeit keinerlei sinn mehr (wie oben beschrieben hab ich keine konkreten Selbstmord Vorstellungen) doch ich glaube es zu ignorieren ist keine Lösung. Und sollten es tatsächlich Depression sein, dann schreiten diese Gedanken ja vorran und ich möchte auf keinen fall dann irgendwann den versuch machen. Weil gerade durch den Selbstmord meines Bruders weiß ich was man damit anrichtet.

Glaube mir fehlt da einfach die führende hand.


Keine Ahnung ob ich hier damit richtig bin. Vielleicht ist es ja wirklich nur ein tiefpunkt der irgendwann vorbei geht



Vielen dank fürs zuhören bzw lesen


Lieben Gruß an alle die sich meinen seelen Müll gerade durchgelesen habe

Grimm
kaizer
Beiträge: 79
Registriert: 21. Jul 2016, 14:30

Re: Wie und wo bekommt man hilfe ?

Beitrag von kaizer »

Hallo Grimm,

ob es sich um eine Depression handelt, kann dir am ehesten der Psychiater sagen, ich würde dir empfehlen, das mal abzuklären und deine Geschichte zu berichten. Viele Hausärzte haben da zwar inzwischen auch dazugelernt und können ggf. erste Ratschläge geben, deiner offensichtlich nicht so richtig.

Medikamente sind ja erst dann mal Thema, aber abhängig machen die nicht und verändern auch nicht die Persönlichkeit, wie viele Außenstehende befürchten, das kann ich dir auch aus eigener Erfahrung berichten. Auch wenn eine kritische Distanz zu Antidepressiva bestimmt berechtigt ist, wird da auch viel Unfug verbreitet, von dem man sich nicht verrückt machen lassen sollte. Aber auch da ist ein (guter) Psychiater der richtige Ansprechpartner.

Grüße
kaizer
Katerle
Beiträge: 11307
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wie und wo bekommt man hilfe ?

Beitrag von Katerle »

Hallo Grimm, herzlich willkommen im Forum.
Sprich nochmal bitte mit deines Hausarzt und er möchte dir doch bitte eine Überweisung geben zum Psychiater/Neurologen. Ausserdem frage nach Adressen von Therapeuten beim Hausarzt oder bei der Krankenkasse nach. Medikamente können nach ner gewissen Zeit wieder reduziert bzw.abgesetzt werden mit Absprache durch den Arzt, wenn es dein Zustand erlaubt.
Eine Kombination von Medikamenten und Therapie ist nach meiner Erfahrung zu Beginn am wirksamsten. Ausserdem kann dein Hausarzt oder die Krankenkasse dir behilflich sein in den Praxen anzurufen oder du gehst mit der Überweisung zum Facharzt direkt dorthin. Falls du dich nicht traust, nimm jemanden mit der/die dich das erstemal dorthin begleiten. Wenn du es allein schaffst, um so besser.

Wünsche dir alles gute bei deinem weg. LG Katerle
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Wie und wo bekommt man hilfe ?

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Grimm,

für mich hören sich deine Gedanken schon wie Depressionen an, ich kenne sie von mir selber auch.

Die Perspektivlosigkeit, in nichts mehr einen Sinn zu sehen, zuerst lebensmuede Gedanken ohne konkrete suizidale Gedanken ...

du hast vollkommen recht damit, dir Hilfe holen zu wollen.

Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, mich an eine Institutsambulanz der Psychiatrischen Klinik zu wenden (schau mal, ob du sowas auch in deiner Umgebung hast). Man bekommt dort ziemlich schnell Termine und die nehmen einen gut an die Hand. Sie koennen dir sagen, ob das, was du gerade fühlst, behandelt werden sollte und geben gute Möglichkeiten an die Hand.

Danach wärst du zumindest schon mal einen kleinen Schritt weiter - du wüsstest, in welche Richtung du gehen solltest.

Das mit deinem Bruder tut mir sehr, sehr leid. Ich finde es bei all dem Schmerz noch dramatischer, wenn junge Leute freiwillig aus dem Leben scheiden. Soviel Trauer und Hilflosigkeit verbirgt sich dahinter auch oder gerade für die Menschen, die sie zurücklassen. Da bist du ganz besonders belastet. Mein herzliches Mitgefühl für dich

Luna
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wie und wo bekommt man hilfe ?

Beitrag von Bittchen »

Liebe/r Grimm,

herzlich willkommen.
Du hast ja schon viele wertvolle Tipps bekommen.
Diagnosen kann nur ein Arzt stellen,aber auch ich meine ,dass du eine depressive Phase hast.
Selbst kannst auch Einiges tun,bewege dich genug ,ziehe dich nicht zuviel zurück,gehe raus unter Menschen.
Schreibe und lese hier ,denn hier unter Betroffenen von depressiven Störungen wirst du verstanden.
Wir wissen wie belastend diese Krankheit sein kann,versuche dich hier einzubringen,auch das kann dir gut tun.
Der Tod deines Bruders spricht auch dafür,dass du Hilfe brauchst.
Nehme deine Probleme nicht auf die leichte Schulter.

Einen guten Austausch und liebe Grüße
Bittchen
Grimm
Beiträge: 2
Registriert: 25. Jun 2017, 21:14

Re: Wie und wo bekommt man hilfe ?

Beitrag von Grimm »

Hallo zusammen.
Erst einmal ein riesen großes dankeschön an euch und eure worte.

Versuche die letzten tage immer wieder anläufe zu starten, aber jedes mal wenn Google mir dann adressen und Namen von Psychiater und Psychologen offen legt bin ich wieder komplett überfordert damit und sage mir dann...."auch kuck morgen nochmal"

Es gibt wohl auch jemanden hier im ort wo ich wohne....aber da würde ich nie hin gehen ! Die angst wäre zu groß das ich diese Person vielleicht kenne. Und bei meinem Beruf den ich die letzten 11 Jahre ausgeübt habe in der Gastronomie wäre das sehr wahrscheinlich.




Ich weiß es liegt an mir.....aber ich bekomms irgendwie nicht hin....es ist mit zu vielen Hindernissen bzw hürden verbunden.

Das lähmt vom kopf komplett:-(
Katerle
Beiträge: 11307
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wie und wo bekommt man hilfe ?

Beitrag von Katerle »

@ Grimm

Und wenn du im Nachbarort schaust?
silkesilke
Beiträge: 291
Registriert: 17. Jul 2015, 17:34

Re: Wie und wo bekommt man hilfe ?

Beitrag von silkesilke »

Hallo Grimm,

Sinn- und Freudlosigkeit sind belastend, ein Suizid in der Familie, verbunden mit einer komplizierten Geschichte zwischen den Verwandten ebenso. Liest sich für mich, als ob da einiges an erlebtem und Prägung vorliegt, was dir das Leben schwer macht. Es ist leider oft langwierig und auch zermürbend, eine Person zu finden (Therapeut), mit den man sich das mal genauer anschaut. Ganz besonders, wenn einem die Keaft dafür fehlt. Aber für mich liest es sich so, als würdest du mittelfristig davon profitieren können. Daher wünsche ich dir viel kraft, das anzugehen.

Silke
Flussi
Beiträge: 102
Registriert: 28. Mai 2017, 13:34

Re: Wie und wo bekommt man hilfe ?

Beitrag von Flussi »

Hallo Grimm,

such im Nachbarort. Die Antriebslosigkeit ist Teil der Krankheit, bleib dran, sei aber nicht böse auf Dich.

Liebe Grüße
Flussi
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