Ich weiß nicht mehr weiter...

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Juba
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Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Juba »

Hallo, ich habe hier nur ein paar Mal geschrieben und sonst immer leise mitgelesen. Jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, an dem es mir so schlecht geht und ich nicht mehr weiter weiß, dass ich meine lange lange Geschichte hier möglichst kurz zusammen fassen will, in der Hoffnung auf Hilfe oder vielleicht ähnliche Geschichten.
Mein Freund, mit dem ich seit gut 2 Jahren zusammen bin, aber schon lange vorher befreundet war, hat eine Depression. Aufgrund schlimmer Erfahrungen in der Kindheit schlummert das wohl schon ewig in ihm und ist nun Anfang des Jahres so richtig ausgebrochen. Wie schlimm das für Betroffene und Angehörige ist, muss ich hier ja nicht schreiben. Es gab so viele traurige Momente, er hat mich zurück gestoßen, kam dann wieder lieb und zärtlich an. Hin und Her. Zwischendurch hatte er sich sogar mal getrennt, war dann ein paar Tage später entsetzt und kam traurig an und meinte er wolle mich doch, er wisse nicht, was da in ihn gefahren sei. Da es ihm sehr sehr schlecht geht, er sich selbst nicht fühlt (wie er selbst sagt), war er fast immer kalt zu mir, manchmal hab ich gedacht, dass zwischen uns eine dicke dicke Wand ist. Nach "nur" 4 Monaten bin ich am Rande meiner Kräfte, emotional total ausgedörrt. Dann kam ein Punkt, es ging um einen geplanten Wochenendtrip, den ich ihm geschenkt hatte und den er nun wegen eines Geburtstages abkürzen wollte, an dem wir stritten. Ich war total enttäuscht, dass unsere gemeinsame Unternehmung mal wieder wegen seiner Freunde ausfallen bzw. verändert werden sollte. Dazu muss man sagen, dass Teil seiner Krankheit ist, dass er massive Angst hat seine Freunde zu verlieren. Aber trotzdem, nachdem ich sooft zurück gesteckt hatte, habe ich ihm sachlich erklärt, dass ich mir wünsche, dass wir bei unseren Planungen bleiben. Daraus resultierte ein Streit aus dem eine Grundsatzdiskussion wurde. Nach einem Tag Sendepause war er wieder nur traurig, meinte er wolle doch nur, dass es schön ist mit uns und dass wir uns doch wieder treffen sollten. Haben wir getan. Ich wollte Lösungen finden, er hat nur noch erzählt, dass es alles keinen Sinn mehr macht, dass die Beziehung zerrüttet ist, dass wir zu unterschiedlich sind, manchmal hat er richtig gemeine Sachen gesagt. Darüber sind wir irgendwann beide erschöpft eingeschlafen. Am nächsten Morgen war er wieder lieb, fürsorglich, zärtlich, meinte, dass er mich liebt und für die Beziehung kämpfen will. Schrieb mir später, dass er mir eigentlich einen Brief auf dem Kopfkissen hinterlassen wollte, aber er dann zur Arbeit musste (dabei Smileys, die davon ausgehen lassen, dass er einen netten Brief schreiben wollte). Am Abend wollten wir noch einmal reden. Ich ging davon aus, dass wir uns zusammen raufen wollen. Er war dann noch negativer als am Tag zuvor, hat jeden meiner Lösungsansätze abgewiegelt. Und irgendwann meinte er dann, dass seine Therapeutin (die mich noch nie gesprochen und gesehen hat) sagt, dass wir uns nicht lieben und er glaubt das auch. Er habe keine Gefühle mehr, alles was zwischen uns war sei weg, ich ginge ihm auf die Nerven (u.a. mit meinen Vorschlägen was eine medikamentöse oder auch stationäre Therapie angeht), er wünscht sich wen anders.... Als ich dann gesagt habe, er müsse dann auch den Mumm haben zu sagen "ich will die Trennung", sagte er, das könne er nicht und er wolle ja auch keine Trennung. Nach ewigem hin und her sind wir irgendwann wortlos auseinander. Am nächsten Tag habe ich ihm geschrieben, dass das doch so nicht sein kann, dass ich nicht glaube, dass wir beide das so wollen, hab ihm gesagt dass ich ihn liebe und für ihn da sein will und ob wir uns abends sehen können. Da kam die Antwort, dass er momentan nichts dazu sagen könne, er müsse erst seine Therapiestunde abwarten. Da war mir eigentlich schon klar was kommt. Eine halbe Stunde nach der Therapie schrieb er mir nur "Ich will mich nicht mehr treffen. Für mich ist die Beziehung beendet". Das war gestern. Ich bin vollkommen verzweifelt. Verstehe die Welt nicht mehr. Morgens sagt er, dass er mich liebt. Abends liebt er ich nicht mehr. Dann macht er Schluss per SMS.. Und dass nachdem ich mich 4 Monate lang aufgeopfert habe (was falsch ist, das weiß ich auch). Aber das nun hat mir den letzten Rest gegeben. Wenn wir gesagt hätten, dass man mit der Krankheit zur Zeit keine Beziehung führen kann, okay... Aber seine Worte, dass zwischen uns alles kaputt ist, dass er mich nicht mehr will, die haben mich so unendlich getroffen. Meine Freunde und Familie meinen, dass sei nicht er, sondern die Krankheit. Aber ich kann das diesmal irgendwie gerade nicht mehr glauben. Man trennt sich doch nicht einfach so...

Problematisch ist seine Therapeutin, eine psychologische Psychotherapeutin mit tiefenpsychologischer Ausrichtung. Die hat ihm tatsächlich gesagt, er habe keine Depression, er habe eine einfache Lebenskrise, die er durchsteht, wenn er an seinem Leben etwas ändert. Dazu muss ich sagen, dass wir beide Ärzte sind, sein Bruder selber Psychotherapeut, sodass wir, denke ich, schon einschätzen können, dass er eine Depression hat. Seine Familie und ich haben ihm nahegelegt, dass er eine breitere Therapie braucht als einmal die Woche 45 min "quatschen". (Er hat sogar vage Suizidgedanken geäußert, von denen er sich aber immer wieder glaubhaft distanzieren konnte). Gerade hatte er sich gedanklich auf zB. eine Tagesklinik eingelassen, war er wieder bei seiner Therapeutin, die für ihn leider eine Heilige ist, die ihm gesagt hat das sei Quatsch, er brauche keine weitere Therapie. Seiner Mutter hat diese Therapeutin sogar gesagt, wir sollten uns da raushalten, viele Köche verdürben den Brei.

Ich bin so entsetzt. Von der Therapeutin, die meiner Meinung nach gerade sowohl ihn als auch unsere Beziehung kaputt macht. Von der ganzen Situation.
Ich fühle mich so hilflos und leer...

Ich wollte meine Geschichte einfach auch mal loswerden. Vielleicht habt ihr ja gute Ratschläge.. Soll ich vielleicht nochmal Kontakt zu seiner Mutter, seiner engsten Bezugsperson neben mir, aufnehmen? Wie sie die Situation sieht? Wenn sie sagen würde, dass das mal wieder seine Krankheit war und es nicht an mir persönlich liegt, könnte mir das vielleicht schon helfen. Und selbst wenn ich nicht mehr dabei sein darf, so muss doch was passieren.. Irgendwer muss doch dann auf ihn aufpassen
TaniB
Beiträge: 4
Registriert: 7. Jun 2017, 20:50

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von TaniB »

Hallo Juba,
ich bin gerade auch an einem Punkt angekommen an dem ich nicht mehr weiter weiß, daher kann ich dich gut verstehen.
Ich kenne zwar die Schwankungen nicht "einmal lieber Mann, danach wieder ablehnend", da mein Mann nur ablehnend mir gegenüber ist, jedoch haben wir die Diagnose auch seid Januar 2017. Wir sind im siebten Jahr verheiratet und haben eine kleine Tochter.
Ich habe jetzt für uns endschieden das ICH/WIR dringend Abstand und Ruhe brauchen, mein Mann ist jetzt seid Anfang der Woche zu seinen Eltern gegangen.
Wichtig ist das du dir auch Menschen zum reden suchst. Das habe ich gemacht, ich habe sonst niemanden um wirklich darüber reden zu können, jedoch konnte ich so Menschen kennen lernen die mir offen und ehrlich ihr Ohr leihen. Ich denke sehr häufig darüber nach ob ich Schuld an der Erkrankung habe und was ich noch machen kann damit es ihm besser geht. Jedoch ist mir klar geworden das ich, so lange er die Unterstützung nicht will, nichts tun kann. Ich habe jetzt eine Mutter/ Kind Kur beantragt und hoffe diese schnell antreten zu dürfen. Ich glaube das wir uns wohl trennen werden, zumindest und vor allem räumlich und vielleicht bekommen wir dann nochmal alles in die richtige Bahn gelängt.

Ich wünsche dir viel Kraft in deinen Entscheidungen !

Lieben Gruß
yogacat
Beiträge: 34
Registriert: 28. Apr 2017, 16:29

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von yogacat »

hallo juba
(erstmal formkritik, bitte bring ein paar absätze in deinem text unter, das ist sonst sehr schwer zu lesen)

ontopic: eine trennung ist in einer depressiven phase leider nichts ungewöhnliches. das ist bei mir auch grade (mal wieder) der fall. ich weiß wies dir geht.

ist sehr schade, dass der einfluss der therpeutin wohl so destruktiv für eure beziehung ist. in dieser sit kannst du leider nichts tun als deinen standpunkt klar machen. dass du damit nicht einverstanden bist, dass du ihn liebst/für ihn da sein willst. dieses furchtbare hin und her ist leider typisch. was sagt dir den dein gefühl?

ich hab mir auch schon viel anhören müssen, wo ich im nachhinein genau weiß das das so nicht wahr ist. die depression lügt. sie verzerrt die wahrnehmung des betroffenen aufs schlimmste.

versuch dir ruhepunkte zu schaffen, du kannst bei ihm nicht viel ändern, das muss er selber sehen. lass dich davon nicht unterkriegen.

alles gute
In every life we have some trouble, but when you worry, you make it double.
Juba
Beiträge: 15
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Juba »

Hallo Yogacat,
Danke für deine Antwort. Ein bisschen gibt sie mkt Hoffnung.
Während alle um mich herum immer nur sagen dass es keinen Sinn mehr hat und ich damit jetzt so zurecht kommen soll.
Du meinst also ich soll schon nochmal auf ihn zugehen?

Es tut mir leid, dass du das alles anscheinend schon öfter durchgemacht hast.
Gibt es Wege dabei nicht unterzugehen?
yogacat
Beiträge: 34
Registriert: 28. Apr 2017, 16:29

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von yogacat »

hallo juba,

ja auch mich hält die hoffnung noch aufrecht. bzw auch die erfahrung dass er wieder kommt. leider gibts es hier im forum auch unzählige schicksale wo das nicht der fall ist.

so geht es mir auch. sprüche wie " das wäre das beste für dich...". "das tut dir doch nicht gut..." etc... darf ich mir auch v überall anhören. ich sage dann immer dass ich das selbst entscheide, dass ich niemand bin, der den einfachen weg geht und dass ich ihn eben liebe. und ich zu stur bin um mich geschlagen zu geben und ich ihn nich auch aufgeben will wegen dieser blöden hinterhältigen krankheit. punkt.

ich meine du sollst auf dich acht geben, wie es immer heißt. versuche dich nicht komplett davon gefangen zu halten, kopftechnisch. mir fällt das zb super schwer. ich finde du solltest ihm nochmal, wenn dus nicht schon getan hast, klar sagen dass du diese bez willst, ihn liebst und für ihn da bist wenn er reden möchte.

danach ist er an der reihe. du weißt du kannst dann abwarten oder abschließen (was du ja nicht willst).

es ist leider vorherzusehen, es geht immer ne weile gut und wenns dann zu lange gut geht gibts wieder n krach. ich kam mir jetzt bei der trennung wieder so dämlich vor seine sachen schon wieder in kisten zu packen... aber. bis jetzt kam er jedesmal wieder zu mir. das geht jetzt seit 3 jahren so.

der beste weg, der mir auch hilft ist jemanden(/mehrere am besten) zu haben mit dem man reden kann. du musst darüber reden. auch viel lesen, die krankheit verstehen, aber da biste ja schon gut dabei. (das ärgert mich auch immer, dass ich sein verhalten lesen/verstehen/nachvollziehen kann aber halt nichts dran ändern, es beeinflussen kan.. und er sieht das eben nicht :/ gnarff). sei traurig, das bist du sowieso. aber versuch auch wieder zu lachen, freude an deinem job zu haben. immer mal tief durchatmen (in den bauch).

versuch zur ruhe zu kommen. ich hab durch den emotionalen stress mir ne erkältung eingefangen und war jetz ne woche zuhause und konnte natürlich ganz fabelhaft traurig sein, aber auch bisl ruhe kriegen.

lg, yc
In every life we have some trouble, but when you worry, you make it double.
Juba
Beiträge: 15
Registriert: 8. Mai 2017, 20:14

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Juba »

Ja ich habe jetzt auch gesagt, dass ich das nicht kann und will ihn einfach nichtabhaken.
In mir ist so tief ein Gefühl, dass er der richtige ist,das kann ich nicht einfach aufgeben.
Aber ich habe den Eindruck, dass alle anderen um mich rum sauer werden deshalb. Ich habe einige zum reden. Informieren usw tue ich mich auch. Ich bin sogar selbst in Therapie um zurecht zu kommen.
Verstehe ich nur zu gut mit in die Kisten einpacken. Hab ich ja auch schon ein paar mal.
Aber diesmal fühlt es sich irgendwie so endgültig an.
Hat dein Freund denn auch gesagt, dass er keine Gefühle mehr für dich hat und das überhaupt nichts mit
der Krankheit zu tun hat?

Vor der Trennung habe ich ihm gesagt, dass ich ihn liebe und die Beziehung will usw. Da hat er ja gesagt, er will das auch. War lieb und zärtlich. Hat mir den nächsten morgen noch lieb geschrieben.
Abends haben wir uns dann wieder gesehen und da kam dann die ganze litanei, dass das mkt uns keinen Sinn mehr hat. Auch da hab ich ja gesagt, dass ich schon Hoffnung sehe für uns,ihn will... Da haben wir uns nur im Kreis gedreht und sind wortlos auseinander.
Am nächsten morgen hab ich ihm dann nochmal eine Liebeserklärung geschrieben und dass ich für uns kämpfen will. Da kam dann nach seiner therapiestunde njr "ich will dich nicht mehr sehen. Für mich ist die Beziehung beendet".
Darauf hab ich jetzt seit einigen Tagen nicht reagiert, weil ich so erschüttert bin und auch nicht weiß was richtig ist.
Mein Gefühl sagt mir, dass ich mit dieser Art von Trennung auf keinen Fall klarkommen werde.
Und ich will mich dieser scheiß Krankheit einfach nicht geschlagen geben.

Danke!
sportkirsche
Beiträge: 13
Registriert: 19. Jun 2017, 16:31

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von sportkirsche »

Hey Juba,
Jetzt habe ich deine Geschichte auch gelesen und es tut mir wirklich leid wie es dir momentan geht. Ich versteh dich da voll und ganz! Gerade dieses hin und her, diese Stimmungsschwankungen! Das macht ein fertig. Weil ins geheim, auch wenn man weiß das der Partner krank ist, hat man in jeder lieben und zärtlichen Phase wieder hoffnung alles irgendwie besser hinzubekommen, eine nächste schlechte Phase zu verhindern bzw zu verringern. Aber es ist eine Krankheit gegen die wir nicht ankommen.

Bleib dran! Auch wenn es gerade schlimm ist und es so oft Momente gibt wo du völlig fertig bist, gerade weil er sich jetzt getrennt hat. Tu dich mit seiner Mutter zusammen, und selbst wenn ihr zusammen auch nicht weiter wisst, allein überhaupt mit jemandem zu reden, die ihn genauso kennt, und das mitbekommt, tut gut! Zu wissen hey ich bin nicht alleine! So wie es auch gut tut hier im Forum zu lesen!

Leider kann man nichts machen was die Therapeutin angeht. Es ist leider auch seine Entscheidung sie man respektieren muss wenn er nicht auf jemand anderen hört. In der Zeit versuch wieder Kraft zu sammeln, rede viel mit Freunden, auch darüber! Geh zum Sport, schnapp dir ein Buch, mach ein Wellnesswochenende um mal abzuschalten. Du wirst deine Kraft und Energie noch genug brauchen, weil du nicht aufgeben wirst, weil du ihn liebst!
Juba
Beiträge: 15
Registriert: 8. Mai 2017, 20:14

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Juba »

Liebe sportkirsche,
vielen Dank für deine liebe verständnisvolle Antwort.
Es hilft mir sehr, dass es hier Leute gibt, die das so sehen wie ich. Zuhause höre ich immer nur, dass es keinen Sinn mehr hat und dass ich ihn bloß in Ruhe lassen soll.
Leider reagiert seine Mutter nicht auf meine Nachricht. Die Situation gab es schon öfter. Dass er die Tatsachen verdreht und sie deshalb auf mich sauer ist. Wenn wir dann geredet haben, ist sie immer aus allen Wolken gefallen und hat mich verstanden. Sie kann es ja eig nicht gut finden, dass ihr Sohn per SMS Schluss macht aus heiterem Himmel.

Inzwischen,nach vielen Gesprächen mit engen Freunden und vielem nachdenken, habe ich selbst schon viele Erkenntnisse über mich selbst.
Ich denke, ich habe selbst ein Burn out. Nicht nur wegen der Situation mit meinem Freund,sondern ein bisschen schon immer. Durch den ganzen Mist jetzt ist es dann richtig rausgekommen. Schon lange kämpfe ich mit zig psychosomatischen Beschwerden, Kopf und Magenschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Tinnitus, Schlafstörungen, Panikattacken im Schlaf. Ich habe immer sehr viel gearbeitet, bin leider absolute Perfektionistin. Als mein Freund noch gesund war, konnte er das kompensieren weil er auch mal fünfe gerade sein lassen konnte, mitreißend und losgelöst war.
Das ist bei ihm krankheitsbedingt natürlich vorbei.
Ich habe meine Symptome nicht bemerkt oder nicht ernst genommen. Und so wurde unsere Situation und Kommunikation natürlich immer gestörter.
Zum Glück bin ich selbst ein bisschen vom Fach und habe gute Freunde, die mir jetzt auch ein bisschen die Augen geöffnet haben.
In mir reift der Plan eine Auszeit vom Job zu nehmen. Evtl selbst eine Art Kur oder intensivere Therapie zu machen.

Ich würde gerne mit meinem Freund reden. Dass sich die Situation so geändert hat. Dass es zwischen uns einfach nicht gut laufen konnte weil wir beide am Ende unserer Kräfte sind.
Mir ist schon klar, dass man nicht sofort wieder zusammen sein kann. Aber vllt können wir uns peu a peu wieder annähern.
Er hatte selbst mal vorgeschlagen dass wir beide eine Auszeit brauchen. Also nicht voneinander sondern vom Alltag. Das habe ich damals (wohl krankheitsbedingt bei mir) ausgeschlagen. Aber vllt hatte er da eig den richtigen Riecher.

Es wäre so schön, wenn ich einfach in Ruhe mit ihm reden könnte.
yogacat
Beiträge: 34
Registriert: 28. Apr 2017, 16:29

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von yogacat »

hey juba,

die erkenntnisse die du bekommen hat finde ich ganz toll (also is zwar negativ, aber jetz weißt du was los ist). dass du dich jetzt viel um ich kümmern willst und dir da die zeit nimmst ist ganz toll. mach das, nutze die zeit.

wenn du abstand bekommst und wieder besser mit dir und deiner eigenen welt klarkommst siehst du die bez vll auch wieder anders, bzw bekommst da noch mehr einblicke.

wenn du zuhause nur hörst du sollst endlich damit abschließen... da geht mir ja der hut! du bist iner emotionalen krise und da hat dir keiner zu sagen wie lange du dafür zum verarbeiten brauchst! wenn se kein offenes ohr für dich haben dann ist das ihre entscheidung, dann weißt du das dort das thema nich behandelt wird und suchst dir woanders wen zum reden. sowas doofes!!

lg, yc
In every life we have some trouble, but when you worry, you make it double.
Juba
Beiträge: 15
Registriert: 8. Mai 2017, 20:14

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Juba »

Liebe yogacat,

auch dir vielen Dank für deine verständnisvolle Antwort.

Ja die Erkenntnisse helfen mir auch schon irgendwie weiter. Und dass es jetzt einen Plan gibt, und wenn er auch erst mal quasi aus keinen Plan haben besteht, hilft mir. Ich glaube ich hatte noch nie keinen Plan...
Mit zuhause meine ich nicht unbedingt nur meine Familie, sondern viele in der "realen" Welt. Aber meine Eltern und mehrere gute Freunde stehen nun, nach langen Gesprächen, voll hinter mir.
Eine Freundin hat sich leider ins Aus katapultiert mit Sätzen wie "krieg deinen Hintern hoch und heul nicht rum. Hör auf dich im Selbstmitleid zu suhlen. Der Typ hat dich nicht verdient und fertig. Wenn du jetzt durchhängst machst du dir deine ganze Zukunft kaputt". Sie will es auch nach Erklärungen nicht verstehen. Deshalb muss ich den Kontakt jetzt erst mal auf Eis legen, denn das tut mir nicht gut.

Zu meinem Freund. Ich habe ihm geschrieben, dass bei mir was einschneidendes passiert ist. Dass es nicht um uns geht und ich ihn nicht bedrängen oder von etwas überzeugen oder zu etwas überreden möchte. Dass es mir wichtig ist, ihm davon zu erzählen und ich mich deshalb freuen würde, die Möglichkeit dazu zu bekommen.
Die Antwort kam sofort: "Wenn du dir das so wichtig ist, kannst du es mir auch schreiben" Erst mal war bei mir wieder Entsetzen. Das ist einfach so gar nicht der Mensch, den ich kenne.
Auch seine Mutter antwortet nicht. Verstehen kann man das alles nicht. Gerade ist bei mir tatsächlich eher Wut. Wut, dass er so ist und so mit mir umgeht. Und Wut ist besser als diese entsetzliche Trauer. Ich "genieße" sie solange sie da ist.

Nach Rücksprache mit Therapeutin und Freunden und auch nach meinem eigenen Bauchgefühl habe ich nun geantwortet, dass man das aber nicht schreiben kann und ein Gespräch daher wirklich wichtig wäre.
Ich war mir unsicher, ob ich da so drauf pochen soll. Aber meine Therapeutin meinte, wenn ich ihm sage, dass es nicht um uns geht usw. dürften bei ihm eigentlich keine Alarmglocken schrillen. Und dass sie es auch so sieht, dass ein Gespräch für mich sehr wichtig ist.
Jetzt antwortet er seit mehreren Stunden nicht. Werte ich gerade als gutes Zeichen, dass es in ihm arbeitet und er nicht wieder blitzartig schreibt "nein".

So ist es gerade bei mir. Auszeit ist angesagt... Aber die Erkenntnis hilft.

Vielen Dank für die liebe Hilfe. Auch dieses Forum hier hilft mir, was ich mir zunächst gar nicht vorstellen konnte.
Juba
Beiträge: 15
Registriert: 8. Mai 2017, 20:14

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Juba »

Update:
Seine Antwort. Nein. Schreib oder lass es. Ich will keinen Kontakt mehr.

Und wieder ist man am Boden...
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Katharina72 »

Liebe juba,
vorweg: ich bin keine angehörige sondern ich bin selbst depressiv erkrankt.

Ich sehe Deine verzweiflung und das sich klammern an jeden strohhalm, es ist Deine grosse liebe.
Ich weiss, dass es den angehörigen viel viel abverlangt den/die depressive/n partnerIn zu begleiten und
nicht fallen zu lassen. Und um seine grosse liebe sollte man in der tat kämpfen!

Aber, ja und jetzt kommt das grosse Aber:
Nicht alles kann man der Krankheit zuschreiben und insbesondere damit rechtfertigen
und schon gar nicht solch ein (aus meiner sicht!!!) unglaublich mieses, demütigendes und entwürdigendes verhalten Deines freundes wie ich es aus Deinen berichten heraus lese (schlussmachen per sms, antwort: schreib oder schreib nicht ...)
Depression bedeutet stimmungsschwankungen, verzweiflung, hoffnungslosigkeit ja
und es bedeutet in in der regel auch, dass man sich schuldig fühlt, dass man denkt, dass man
den anderen nur zur last fällt, dass die anderen ohne sie viel besser dran wären ...
Das sehe ich nach Deinen schilderungen hier nicht.

Liebe juba, ich weiss, dass Du dieses hier gar nicht so gerne lesen möchtest, das steht auch zum
grossen teil konträr zu anderen antworten hier. Glaub mir, ich möchte Dich nicht noch trauriger
machen, ich hab einfach nur das gefühl dass Du dabei bist Deine selbstachtung zu verlieren.

Sorry juba, dass ich Dir nichts tröstlicheres schreiben kann.
Es ist gut, dass Du Dir hilfe geholt hast!

zum schluss: ich bin in einer ähnlich schwierigen lage, auch bei mir steht möglicherweise
eine trennung an, das macht angst ... ... vielleicht haben mich Deine posts deswegen
so berührt.
Ich wünsche Dir ganz viel kraft
und dass Du die FÜR DICH richtige entscheidung treffen kannst!
lg Katharina
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
Juba
Beiträge: 15
Registriert: 8. Mai 2017, 20:14

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Juba »

Liebe Katharina,
vielen Dank für deine Antwort. Entweder können wir beide nicht schlafen oder du hast Nachtdienst oder so.
Du hast sicher recht, dass man nicht alles mit einer Depression entschuldigen kann.
Die Sätze "ich tue dir nicht gut. Du wärst mkt wem anders besser dran. Es tut mir leid dass du mit mir so viel zuntun hast" habe ich auch oft gehört.
Ich glaube bei meinem,mittlerweile muss ich wohl tatsächlich sagen Exfreund, ist das keine reine Depression oder eine reaktive Depression auf eine andere psychische Störung.
Wir waren ja lange beste Freunde bevor wir zusammen gekommen sind. Und ein paar mal wäre die Freundschaft ob seines Verhaltens in der eigentlich so schönen Anbandelungsphase zerbrochen.
Ein paar Tage war alles gut. Wir sind uns etwas näher gekommen, plötzlich habe ich dann nichts mehr von ihm gehört. So ging das 1000 mal. Sooft habe ich ihn gefragt was los ist. Einmal seine Antwort "ich habe in dieser Stadt ja sonst niemanden,deshalb hab ich mich mit dir getroffen".
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Dann war wieder alles gut. Wir kamen uns näher... Irgendwann nach 1,5 Jahren und noch zig Hürden kamen wir dann tatsächlich zusammen.
Wenn man das jetzt liest mag man sich fragen, warum ich das so lange mitgemacht habe,damals schon. Tja, weil ich ihn liebe und überzeugt bin dass wir füreinander gemacht sind.
Eine Woche waren wir zusammen, da folgte der große Knall. Ich fand ihn am Boden liegend,weinend, hyperventilierend vor. Er könne nicht mit mir zusammen sein, er schaffe das nicht, er habe Angst. Es war wirklich dramatisch. Ich hätte ihn beinahe in eine Notaufnahme gebracht. Am Ende seine Dauernotlösung um Situationen zu entkommen: "ich liebe dich nicht. Also geh weg"
Ich bin damals gegangen. Am nächsten morgen stand er vollkommen fertig vor meiner Tür,erschüttert über sich selbst.
Damals schon meinte ich (und er auch), dass er eine Therapie braucht. Ich habe ihn zu einer Therapeutin begleitet. Die zunächst gut erschien. Dann aber nur auf eine paartherapie hinauswollte und meinte, wir hätten nur ein Problem miteinander, er für sich nicht.
Das war natürlich Schwachsinn. Wir haben nichts weiter unternommen.
Und für dann 1,5 wunderbare Jahre lief alles toll. Wir waren glücklich, für alle ein Traumpaar. Wir (und zwar wirklich wir uns nicht nur ich) redeten vom heiraten und Kinder kriegen. Für die Zukunft, aber wir hatten gemeinsame Pläne.
Dann schlichen sich wieder für mich vollkommen unverständliche Dinge ein. Als ich übers Wochenende zu meinen Eltern gefahren war, rief er mich unter Tränen an er könne nicht mit mir zusammen ziehen, er brauche noch Freiraum. Mehrer solcher Dinge, aber am Ende haben wir uns wieder zusammen gerauft.

Nun seit Monaten die depressive Phase (im Zuge welcher Erkrankung auch immer). Er weint nur, hat Angst seine Freunde, Eltern und vor gut einer Woche auch noch mich zu verlieren. Schläft nicht mehr, isst nicht mehr. Hat keinen Spaß mehr an nichts und keinen Antrieb. Hat quasi kein Selbstwertgefühl mehr.
In dieser Phase hätte er auch schon Kurzschlussreaktionen. Er hat sich panisch getrennt weil er Angst hatte ich würde mich sonst trennen. Kam dann entsetzt wieder an. Hat sich schon einmal verbarrikadiert und einfach ein Konzert für das er mir Karten geschenkt hatte sausen lassen. Als ich da mit ihm reden wollte auch die Worte "ich will dich nicht sehen. Schreib oder lass es"
Das sind nur beispiele von vielen vielen solcher Situationen.
Dann war er aber wieder zärtlich, lieb, anhänglich. Meinte er will dass wir das zusammen schaffen.
Aber er lässt sich halt nicht adäquat therapieren. Eine Therapeutin, die dazu meint, er habe gerade nur eine Lebenskrise und er brauche keine intensivere Therapie er müsse nur zwischendurch mal mit ihr quatschen, die treibt mich halt zur Weißglut.

Jetzt habe ich schon wieder viel geschrieben. Was ich damit sagen will: er hat halt jetzt eine Depression aufgrund von irgendwas anderem was schon ewig in ihm schlummert.
Alle anderen Frauen, die ihm irgendwie näher gekommen sind, hatte er gleich so verletzt, sodass er sie quasi wieder losgeworden ist. Ich war nur hartnäckig genug.

Naja, ich werde ihm vllt einen Brief schreiben und von meiner eigenen Erkrankung, das damit auch viele Probleme zwischen uns erklärbar sind berichten. Werde ihm schreiben, dass ich vorerst aus dem Job aussteige, wahrscheinlich selbst bald erst mal irgendwo eine Art Kur mache.
Mehr kann ich wohl nicht mehr tun. So entsetzlich das gerade ist. Unvorstellbar und traurig.

Ich verstehe einfach nicht wie man einen so engen Menschen von heute auf morgen einfach aus dem Leben streichen kann.
Ebenso seine Mutter. Wir waren selbst Freundinnen. Haben zwischendurch was zusammen unternommen, geschrieben, telefoniert. In der letzten Zeit waren wir Verbündete im Kampf gegen seine Krankheit, haben uns gegenseitig geholfen und zugehört.
Auch sie antwortet nicht auf die schlichte Frage wie es ihr geht. Klar ist sie seine Mutter. Aber sie weiß auch dass er krank ist. Ich finde schon, dass sie mir eigentlich ein Gespräch schuldig ist.

So, jetzt ist es wenigstens bald Zeit zum aufstehen. Bevor ich mich erst mal ausklinke, muss ich heute die Formalitäten dafür klären.

Liebe Katharina,
ich hoffe dir geht es im Moment halbwegs gut. Aber du hörst dich ja ganz reflektiert an. Das mit der Trennung tut mir leid. Du weißt aber sicher, dass man in schwierigen Phasen keine wichtigen Entscheidungen treffen soll.
Ich wünsche dir, dass es die richtige Entscheidung ist und dass du und dein Partner zu einem anderem, einem würdigen Ende findet. Dass es dann okay ist und die Zeit alle Wunden heilt und dann irgendwann eine neue Tür aufgeht.


Vielen Dank und euch schon mal einen schönen (wenn gerade alles gut ist) und sonst einen bewältigbaren Tag.
Flussi
Beiträge: 102
Registriert: 28. Mai 2017, 13:34

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Flussi »

Liebe Juba,

das was Du schreibst klingt traurig. Sowas macht Dich vermutlich kaputt. Ein bischen klingt es auch nach einer Co-Abhängigkeit von einem kranken Menschen. Hat da schon mal jemand mit dir drüber gesprochen?
Dein Freund hat dich sehr oft tief verletzt, das macht nicht jeder Mensch mit.

Ich drücke Dich ganz doll und wünsche Dir eine gute Zukunft!!!
Flussi
Juba
Beiträge: 15
Registriert: 8. Mai 2017, 20:14

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Juba »

Ein kurzes Update:

Ich habe ihm nun in einem Brief geschrieben was bei mir alles los ist. Dass ich selbst total ausgebrannt bin und erst mal eine Auszeit nehme. Und dass viele unserer Probleme auch ua damit erklärbar sind.
Dass es für mich wichtig wäre nochmal mit ihm zu sprechen und dass wir mit losem Kontakt evtl einiges aufarbeiten und verstehen könnten.
Darauf haben wir kurz bei whatsapp geschrieben.
Es tut ihm leid für mich. Aber er hat selbst Probleme und dass wir für uns alleine erst mal gesund werden müssen.
Grundsätzlich hat er damit recht. Beziehung ja oder nein steht ja gerade auch gar nicht zur Debatte.
Aber ich würde mir für die Aufarbeitung schon noch ein Gespräch wünschen...
Naja,ich lass ihn erst mal. Vllt reagiert er ja wenn ich ihm in ein zwei Wochen mal belanglos schreibe.

Zu mir: ich bin jetzt wirklich erst mal ausgestiegen. Der Plan ist planlos zu sein. War ich noch nie in meinem Leben..
yogacat
Beiträge: 34
Registriert: 28. Apr 2017, 16:29

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von yogacat »

alles gute juba.
In every life we have some trouble, but when you worry, you make it double.
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