Persönlichkeit und Depression abgrenzen

kaizer
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Registriert: 21. Jul 2016, 14:30

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von kaizer »

Hi!

Hab die Diskussion heute zum ersten Mal verfolgt und finde die Idee auch sehr interessant, Danke dafür. Oft habe ich auch von meiner Persönlichkeit als starrem, monolithischen Block gedacht, aber das mit den verschiedenen Anteilen scheint mir sehr einleuchtend.

Bin noch nicht sicher, ob ich es vollständig begriffen hab, das wird die Zeit zeigen - deshalb bin ich über die praktischen Beispiele an konkreten Situationen froh. :)

Grüße
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
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Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von Sieglinde1964 »

Ich habe hier mitgelesen. Besonders das mit dem "inneren Team".
Ich weiß nicht recht, ob ich meine Depression von meiner Persönlichkeit trennen kann.
Wenn ich zurückdenke, wie ich vor der Erkrankung war. Eher extroverrtiert auf Menschen zugehend. Was hat die Depression mit mir gemacht? Was macht sie noch immer mir mir? Ich bin eine mehr introvertierte Sieglinde geworden. Misstraue so manchen Menschen. Das liegt wahrscheinlich auch an meiner Persönlichkeit und der damit verbunden Störung (ängstlich vermeidend). Ich weiß nicht, ob ich das voneinander trennen kann. Wie ich das voneinander trennen kann. Manchmal bin ich einfach nur frustriert, dass ich die Krankheit schon über zehn Jahre mit mir rumschleppe. :(
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
ich finde es weiterhin spannend auf hoffe,mehr zu verstehen.
Irgendwann,ganz spät in meinem Leben, hab ich den inneren Kritiker in mir kennengelernt.
Einmal neugierig geworden,hab ich viel dazu gelesen und auch begriffen,konnte umsetzen und verändern.
Es hat dazu beigetragen,dass ich niemandem mehr erlaubt habe,mich und mein Aussehen zu beleidigen.
Vorher war da eher eine allgemeine Angepassheit an ein Frauenbild,dem vorgegeben wurde,wie frau zu sein hatte.
Auch meine andere Art, sich zu kleiden kommt, aus der Phase.
Letztlich bin ich zurück zu dem Kind,das ungehorsam und trotzig, sich selbst ein Bild von der Welt gemacht hat.
Immer wieder bin ich auf die Suche gegangen,habe Menschen getroffen,von denen ich gelernt habe----mich selbst zu erkennen.
Den Anteil in mir,der Wut und Agression hervorbringt,den hab ich lieben gelernt,weil er der stärkste Motivator ist. Frauen dürfen das jetzt endlich leben----ich komme aus einem Jahrgang,da war das fast unmöglich.
Meine Wut hat eine starke Botschaft,und läßt mich erst los,wenn ich begriffen habe,was sie mitzuteilen hat.
Dann ist da ein ganz großes Feld der Fürsorge und des Kümmerns---das ist ein schönes Feld,weil es mir so leicht fällt,das ist Herzblut und Bestärkung fast immer das Richtige zur richtigen Zeit zu tun.
Das Land der Heimat von tiefsten Gefühlen und größter Stärke verlasse ich ungern,aber ich bin nicht immer dort gut aufgehoben.
Wenn Druck und Notwendigkeiten mich da zu sehr einengen und mir den Atem verschlagen,dann muss ich mich retten.

Retten kann ich mich im Land der Ruhe,ich finde es selten,aber kenne die vielen Wege dorthin inzwischen besser.
Hoffnung ist der Wegweiser,wenn ich wieder belastbar werde und die Sicht auf den Tag wieder besser wahrnehme.
Wer das was an Anteilen meiner Persönlichkeit lauter oder leiser ist und wird,das erkenne ich nicht in Anteilen,sonder eher als ein Ganzes.
anna54
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von ben1 »

Hallo Kaizer

ja, das hab ich auch mal gedacht - das meine Persönlichkeit ein fester Block ist. Und da ist diese Herangehensweise mit dem inneren Team wirklich sehr fruchtbar. Erst mal kann es ganz schön erschüttern, das sich da lange verdrängte Anteile (wieder) melden, die man vielleicht gar nicht haben will - und dann gibt es aber nach und nach die Erkenntnis, das alles das eben auch ICH bin! Und das alle diese Anteile mein Leben extrem bereichern können. Ja sogar die Freiheit, neue Anteile in mir zu integrieren, die in meinem realen Leben fehlten (beispielsweise die "gute Mutter") und die immer mal wieder zu hören, ist sehr angenehm. Nun könnte man natürlich sagen "was nutzt mir so eine eingebildete gute Mutter" - und ich würde sofort entgegen - auch alle anderen Anteile, die wir als zu uns gehörig empfinden (bspw. den Kritiker, den Antreiber) sind genau so erschaffen - halt nicht von uns, sondern durch die Sozialisation und Erziehung, durch die wir gegangen sind. Warum sollten wir uns nicht die Freiheit nehmen, so eine Instanz zu etablieren, wenn sie uns gut tut?

Hallo Sieglinde
Wenn man das innere Team sehr vereinfachend über Deine Geschichte legt (entschuldige, das ich das so platt mache - ich möchte hier nur was verdeutlichen und bin mir der Kurzsichtigkeit meines Beispiels bewußt - ich möchte Deine Lebensgeschichte hier auf keinen Fall banalisieren!) könnte man die Hypothese aufstellen, dass es da sehr erwünschte und erfolgreiche Anteile in Dir gibt, die Dein Leben eine ganze Zeit lang gesteuert haben. Dieses Extrovertierte, weltoffene Sieglinde, die sicherlich fest im Leben gestanden ist - und plötzlich melden sich da Anteile, die sich durch diese Sieglinde einfach nicht repräsentiert fühlen. Und die machen sich aufs unangenehmste bemerkbar! Und die kriegt man auch nicht mehr weg. ABER - auch die haben Dir und mir was mitzuteilen. Teilweise sind das sehr ängstliche Anteile, die sich in der Welt einfach nicht sicher fühlen (die sind häufig im frühesten Kindesalter entstanden und da auf einem Entwicklungsniveau einfach stehengeblieben). Solchen Anteilen kann man sehr gut die "gute Mutter" zur Seite stellen, die die gar nicht weghaben will, sondern die hier Zeit und Raum und Erfahrungen ermöglicht, um diese Anteile nachreifen zu lassen. Was wir nämlich manchmal intuitiv machen ist, diese Anteile mit unseren Kritikeraugen zu sehen, der die einfach weg haben will und basta. Das kann auch eine hochinteressante Frage sein, wenn man seine Anteile so nach und nach benennt und kennenlernt - wie alt sind den diese Anteile? Ich kenne viele Menschen, die jenseits der 50 Jahre sind und deren innerer Kritiker so um die 3 Jahre alt sein dürfte. Der kennt nur "perfekt" und "looser" und hat keinerlei weitere Einstufungsmöglichkeiten. Und für den ist "looser" gleichzeitig ein lebensbedrohlicher Zustand (das war nämlich mit 3 Jahren so - da war man einfach dem Wohlwollen der anderen komplett ausgeliefert). Den sollte man ein wenig an die Hand nehmen und mit dem Wissen, das man heute hat, ein wenig Nachschulen.

Hallo Anna
Danke für Deine Geschichte. Ich denke, da ist schon sehr viel gutes geschehen, da hat schon sehr viel Entwicklung stattgefunden. Gratulation! Das hat viel mit Selbstbewusstsein zu tun - ein Begriff, den ich sehr wertvoll finde und der leider in der Alltagssprache nicht mehr dem Wortsinn nach benutzt wird. Sich seiner selbst bewußt werden, sich als der erkennen und annehmen, der man ist (und nicht der, der man sein möchte!) und gleichzeitig zu verstehen, das genau diese Annahme dessen, was ist, Veränderung erst möglich macht, scheint mir ein wichtiger Schritt zu sein.

Wieder viel geschrieben - ich hoffe, das der eine oder andere gute Gedanke für Euch dabei ist

Beste Grüße

Ben
-Mara-
Beiträge: 117
Registriert: 6. Jan 2016, 04:07

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von -Mara- »

Hallo Anna,

Danke dir für deine Ausführungen in diesem Thread, und Beschreibungen der Innenlandschaften. Damit kann ich viel anfangen, geht mir wohl in großen Teilen ähnlich. Verschiedene Gefühlslandschaften, sozusagen, aber es ist immer mein Ich, nicht verschiedene, so fühlt es sich für mich jedenfalls an.
Manchmal ist das auch gar nicht so leicht, die verschiedenen Gefühle oder auch Interessen, etc, unter einen Hut zu bringen. Aber eigentlich dachte ich das ist normal, dass man halt auch unterschiedliche Gefühle etc haben kann (und manchmal auch gleichzeitig), das gehört halt alles dazu.

Das mit den verschiedenen Personen, so fühle ich mich nicht. Da weiss ich irgendwie nicht so recht etwas mit anzufangen. Klar hab ich auch verschiedene Seiten, und unterschiedliche Stimmungen, etc, aber da sind keine verschiedenen Personen das bin alles ich, so bin ich.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
das Ich ist kein fester Block,wenn das Ich sich nicht hinter Schutzmauern verbergen muss.
Ich hab das Wort Eigensinn noch mal anders betrachten wollen,als ich das letzte Buch von Ursula Nuber entdeckte.
Was ist mein Eigensinn,kenne ich den überhaupt.
Eigensinn war lange eine schwieriges Wort für mich,weil frau nicht eigensinnig zu sein hatte.

Jetzt entwickle ich mehr und mehr einen fruchtbaren Eigensinn.
Das trotzige Kind darf in mir gern noch lange weiterleben
Aus dem Kintertrotz wurde ich sehr starke Frau,die sich zu wehren weiß.
Gestern bekam ich endlich die Unterlagen,die eine Ladung zu einem Gerichtstermin begründet.
Jemand versucht einen Versicherungsbetrug und will mich dazu benutzen.
Ich habe mich bisher erfolgreich gewehrt,bin aber nicht bereit,diesem Menschen meine Zeit zu "schenken".
Nach 30Minuten am Telefon hat die Anwältin meiner Versicherung das auch begriffen.
Die Zeit,alle Angaben noch mal schriftlich nachzureichen,die nehme ich mir.

Ich lasse mich nicht benutzen,nicht überall gelingt diese Abrenzung,aber ich muss auch keine tausend Baustellen anfangen,ich muss mir meiner Wehrhaftigkeit nur bewußt bleiben.

Wenn ich nicht immer alle Bewußtseinsanteile spüren und erfassen kann,so bleibt nichts verloren,manchmal zeitweise verschüttet,erschüttert.
Die Depression hat mir oft die Zuversicht geklaut,die Übersicht,die Weitsicht----und leider kann sie den inneren heilen Kern einfach zerspalten----und unendlich viel Zeit braucht es,diesen wieder
zusammenzufügen.
Daher wohl auch die Vorsicht,wenn Ben von den unterschiedichen Persönlichkeitsanteilen schreibt.
Ich lasse zu den Zeiten,wo ich kämpfen muss,wie jetzt um meine kranke Schwester,meine trotzige Seite voll zu,dann wird es aber auch wieder Zeit,es nicht zu übertreiben.
Ich bin ich,mal leiser---mal lauter,mal verunsichert,aber immer wieder hoffnungsvoll.
Diese Fähigkeit,immer wieder aufzustehen ist ein Teil meiner Persönlichkeit,zu der die Depression keinen Zugang hat. Gott sei Dank!
anna54
Enissa

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von Enissa »

Interessanter Pfad den du hier eröffnet hast, lieber TimJacobs!

Ich bin bei dem Begriff "nachschulen" von Ben hängengeblieben. Der klingt anregend und bringt etwas in mir in Resonanz. Er deckt sich mit meiner eigenen Erkenntnis, dass ich als nun fürwahr erwachsene Enissa (bin alt genug!;)), die Erziehungsberechtigte meiner Selbst bin.

Die Übung Inneres Team begleitet mich nun schon seit vielen Jahren und wenn ich vor großen Entscheidungen stehe, dann wende ich sie ganz bewusst an, so richtig nach Schulbuch mit allem was dazu gehört.
Als ich eure Beiträge las, kam mir der Gedanke, dass die Teammitglieder ja letztendlich so was wie unsere Gefühle sind. Eine Freundin nennt sie ihre "Gefühlskinder".

Und Gefühle sind mir, uns allen, zu eigen, sie bestimmen meine Gemütslage. Meinen Alltag. Mein Handeln.

Während einer depressiven Episode (ich persönlich leide unter rezidivierender Depression, nicht endogen) stehen meine Gefühlskinder Angst und Einsamkeit und Verzweiflung auf der Bühne. Und ich bin erst seit kurzem dazu in der Lage, sie dann auch erstmal wahr zu nehmen.

Ich persönlich kann Persönlichkeit und Depression nicht voneinander abgrenzen, aber ich übe mich darin, mich nicht mit meiner Depression zu identifizieren. Ich bin ja auch nicht meine Erkältung, oder meine Gastritis. Depression ist eine Krankheit und kein Gefühlskind.

Ein gesegnetes und wohliges Wochenende euch Allen,
Enissa
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von anna54 »

Liebe Enissa
mir hat das Wort, Gefühlskinder, sehr gefallen.
Ein sehr wahrhaftiges Bild.
In dem Wort Kind,erkenne ich auch das Potential der Entwicklung,auch den Ansatz,mit dem Kind achtsam und liebevoll umzugehen.
Dann kann ich auch die Depression als den Lump beschreiben,der sich heimlich eingeschlichen hat um dann irgendwann, die Hausmacht zu übernehmen.

Loben wie der grünen Klee,das gilt für mutige Kinder,erst recht dann für den Mut,seinem Gefühlskind mehr Zuversicht und Stärke zuzutrauen.
Verschreckte Kinder sind erst mal weggeduckt,ich wünsche mir und allen hier die Gewissheit,dass letztlich am Ende alles gut wird,immer!
anna54
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von malu60 »

Hallo Zusammen,wie immer bin ich sehr am Thema und staune......soviel zu erkennen und
verstehen.Ben,mir fällt ein Satz aus einem Gedicht von Anthony di Melly ein

Ändere Dich NICHT;Ändere Dich NICHT --------Ich liebe Dich---------
Und Wunder über Wunder ich änderte mich!

Welch ein gutes Bild,ich möchte mit meinen Gefühlskindern einen Kreis bilden...
zusammen tanzen,zusammen singen,sie wahrnehmen,annehmen,sie achten und ehren.

SIE SOLLEN Freude HABEN;LACHEN ;SPIELEN UND SICH WOHLFÜHLEN BEI MIR MALU
Leben ist mehr
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von Sieglinde1964 »

Hallo ben1,

du machst das keinesfalls platt und du banalisierst auch nicht meine Lebensgeschichte. Sie ist nun auch mal ein Teil von mir und ich muss damit leben. Danke für deine einfühlsamen Worte. Ich drucke sie mir am besten mal aus damit ich sie immer wieder lesen kann.
daysgoby
Beiträge: 5
Registriert: 12. Jan 2016, 19:07

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von daysgoby »

Hallo,

egal was ich versuche und unternehme, ich kann mich von der Depression bzw. den dazugehörigen Symptomen / Denkweisen nicht abgrenzen.
Ich bin ebenfalls 35 und habe vor zwei Jahren zum ersten Mal eine Diagnose bekommen. Dazu auch gleich die ersten Erfahrungen in Kliniken und mit Psychotherapien.
Leider habe ich die Depression schon zeitig entwickelt und kenne mich nicht als gesunden und symptomfreien Menschen. Es gibt nichts wohin ich wehmütig zurückschauen könnte. Jeder Versuch einen Kontakt zu meiner frühen Kindheit zu bekommen schlug fehl. Mir ist die Depression in Fleisch und Blut übergegangen, ich bin damit verwachsen und groß geworden. Habe sie gehegt und gepflegt ohne zu wissen, dass es sich um eine Krankheit handelt.
Und dann kommt nach 20 Jahren jemand und sagt dir: Das ist nicht normal, das ist die Krankheit. Die erste Erleichterung wich dann schnell der Verzweiflung, "es" nie wieder aus mir heraus zu bekommen.

Meine Erfahrungen mit Therapien/Therapeuten sind zwiespältig. Irgendwann stehen die da und können mir irgendwie nicht mehr weiterhelfen. So nach dem Motto: Standard abgearbeitet, jetzt ist nur noch der Patient schuld.
Und nun bin auch ich auf diesem Standpunkt, dass ich offensichtlich meine geliebte Depression nicht loslassen möchte. Nur wenn das tatsächlich so ist, dann weiß ich aktuell nicht wie ich weitermachen soll.
Ich habe immer wieder das Gefühl ich müsste mein gesamtes Leben in Frage stellen - und meine gesamte Persönlichkeit. Ob da noch so viel übrigbleibt?

Lieber Tim,
bitte entschuldige das ich dir auch keine große Hilfe sein kann.
Ich fürchte man muss alles was sich einem an Ideen bieten einfach ausprobieren, so lange bis man seine Hilfe gefunden hat. Das jedenfalls hoffe ich inständig.

LG
daysgoby
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von anna54 »

Hallo daysgoby
dein Satz :Standard abgearbeitet,jetzt ist nur noch der Patient schuld
der hat mich nachdenklich gemacht.
Im ersten Moment mag das so erscheinen,immer gilt das Trotzdem----dass du in jeder Phase der Krankheit einen Fortschritt machen kannst.
Der Weg aus der Depression ist nicht gradlinig und stromlinienförmig in Therapie abzuarbeiten.

Der lange Weg bis zur Diagnose,letztlich stehst du am Beginn des Weges,manchmal gibt es die Chronifizierung,aber auch dann gibt es lange gesunde Phasen und jeder kann lernen, auf seine Weise, die gesunden Anteile mehr leben zu lassen.

Wenn der Patient schuld ist,dann ist es auch das Symptom von Schuld und Scham,dass jede Depression begleitet. Schlimm,wenn Ärzte und Therapeuten dieses Gefühl bestärken.
Hilflosigkeit auf beiden Seiten,dann eine Veränderung suchen,ich hab fast 20Jahre gebraucht,bis ich an den Punkt gekommen bin,dass standfeste Therapeuten mich begleiten konnten.

Vorher hab ich gesucht ausprobiert,immer wieder enttäuscht in den Rückzug gegangen.
Letztlich ist der Patient der Fachmann für seine Depression,weil niemand erahnen kann,in welchen Schuhen du durch dein Leben gehen musst.
Alle guten Wünsche
anna54
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von ben1 »

Hallo in die Runde!

@Enissa
Ich finds schön, wie Du beschreibst, das wir nun in einem Alter sind, in dem wir selber die verantwortung übernehmen dürfen - oder besser müssen. Ich hab mal den Begriff "re-parenting" gehört - also sich selbst ein guter Elter zu sein.

@malu
Ein schönes Gedicht. Und oft so wahr! Was man nicht haben will, wird größer und bedrohlicher - was ich als zu mir gehörig sehen kann, kann sich dann auch ändern. Oft auf wunderbare Weise ohne, das wir uns da groß einmischen müssen.

@ Sieglinde
Ich freue mich über Deine Worte

Beste Grüße
Ben
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von malu60 »

Hallo Zusammen, Ben es freut mich sehr,dass Du das Gedicht so verstehst.Hab schon erlebt,
dass Leute es abtaten als Spinnerei.....Aber es ist wirklich die Liebe und die Akzeptanz ohne Wenn und Aber annehmen,dann kann "Sich was tun,im Innen,wie im Außen.

Heute erlebe ich mein inneres Team fröhlich,sehr entspannt.Sie dürfen auch ohne Außenreitze einfach sein.Wir sind im Moment alle im Fühlen.Da kommen Tränen,Freude und einfach sein.

Das tut mir so gut,unter Menschen schlagen meine inneren Leutchen manchmal die verrücktesten Kapriolen Doch es ist so,dass Menschen,sprich Spiegel ja auch alles zum Strahlen bringen können....Heute ist mir aber die Ruhe meiner fröhlichen Schar heilig.....Bloß nicht agro werden
heute nicht,fahr ich doch im Moment auch leicht aus der Haut,muss ich aber nicht haben,lieber für mich bleiben und den Frieden geniessen
Wie geht es bei Euch....alle im Schwimmbad,oder Lust auf Eisdiele!? l.g.malu
Leben ist mehr
Enissa

Re: Persönlichkeit und Depression abgrenzen

Beitrag von Enissa »

Guten Abend in die Runde,

es tut gut hier zu lesen.
Mir geht es heute, gemessen an den vorangegangenen Tagen, recht gut. Habe mir heute, nach dem gestrigen Beratungs-Treffen mit meiner Thera, nochmal eine Verlängerung meiner AUB ausstellen lassen. Ich gehe da immer noch mit meinem Gefühlskind "Angst" und "Scham" hin. Angst, keine Verlängerung zu bekommen und Scham, weil ich mich schäme, die Krankheit nicht "im Griff" zu haben.
Aber im Unterschied zu, sagen wir mal, zwei Jahren, geht da nun eben der Teil meines Selbst mit, den ich die Erziehungsberechtigte nenne. Und die hat idealelterliche Züge, ist souverän und bestimmt und ich kann ihr gut vertrauen. Was bedeutet, dass ich ein gesundes Selbstvertrauen entwickelt habe.

Lieber Ben,
ich glaube von "Re-Parenting" wird normalerweise gesprochen, wenn wir in unserem Umfeld so was wie Ersatzeltern finden. Eine Bekannte hat das geschafft, sie redet von diesen Menschen auch als ihre Ersatzeltern.
Therapeut*innen können ebenfalls die Aufgabe des reparentings übernehmen.
Wenn man sie denn lässt!!!!
Das schreibe ich hier mal aus meiner eigenen Situation heraus. Ich tue mich schrecklich schwer mit dem Thema Vertrauen. Stop! Korrektur: Ich tat mich schrecklich schwer mit dem Thema Vertrauen! :)
Das hat sich nun doch in den letzten Monaten gelichtet und ich konnte gestern in der Therapie verbalisieren, dass ich heute Trost brauche. Dass ich "ge-pampert" werden muss.
Schwäche und Bedürftigkeit zum Ausdruck zu bringen, um Hilfe zu bitten, das sind meine persönlichen Übungsfelder.
Aber warum sollte man sich auch nicht selbst reparentingen? Eine gute innere Mutter, ein guter innerer Vater sein. Kann ja nicht schaden.

Liebe Anna,
ja, das Wort Gefühlskind ist ein "sehr wahrhaftiges Bild", wie du schreibst und auch ich erkenne in dem Wort "Kind" das Potential der Entwicklung und meine Aufgabe mit dieser Facette meines Selbst achtsam und liebevoll umzugehen.
Überhaupt: Achtsamkeit und liebevoller Umgang! Ja, immer wieder: Ja!

Liebe Malu,
Danke für das Kurzgedicht, das soviel Wahrheit enthält. Annehmen, was ist. Auch wenn man manchmal viel lieber sagen würde "hau ab!" Ich denke ja, dass mir als gute Erziehungsbeauftragte meiner Selbst eben auch meine dunkelen, unangenehmen, nervenden, anstrengenden Kinder anvertraut sind. Die kann ich nicht in die Wüste schicken. Gerade die sind doch so bedürftig und wollen wahr genommen werden und mit liebevoller Aufmerksamkeit bedacht.

Einen angenehmen Abend uns allen, ich darf jetzt mit ganz, ganz lieben Menschen meinen Quinoa-Salat teilen und bekomme bestimmt im Tausch dafür genauso leckeres Abendessen. Es ist ein "Jeder bringt was mit"-Abend. Freu*****

LG Enissa
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