Wie geht es weiter? Medis?

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Luzerner
Beiträge: 14
Registriert: 1. Mai 2017, 20:56

Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von Luzerner »

Hallo zusammen. Es würde jetzt zu lange dauern, mich hier zu beschreiben. Kurz; Ich bin M, 38, aus der Schweiz, verh. und zwei kleine Kinder. Es geht mir nicht gut. Bin zu einem Einzelgänger geworden. Meine Laune spielt Achterbahn, sehe nichts (!) positives mehr im Leben. Bin schlecht gelaunt, habe keine Geduld, werde schnell laut... So sehr ich ein "normales" und ruhiges Leben auch anstrebe, es gelingt mir nicht. Stecke so verdammt tief im Dreck! Wirklich tief! Vor zwei Jahren sagte mein Arzt: Burnout! Also ging ich in die Klinik für 8 Wochen. War länger krankgeschrieben. Ich hatte die Hoffnung, alles sei danach wieder in ordnung. Aber dem ist leider nicht so...

Soll ich wieder zum Arzt? Soll ich ihn bitten, mir Medis zu geben? Wenn ja, was für welche? Ich gebe zu, ich habe Angst vor Medis...

Ich will doch nur ein ruhiges, normales Leben. Ich mit meiner kleinen Familie. Ich will ein guter Vater sein! Mit Spass und Liebe meine Kinder gross ziehen. Ist das denn zuviel verlangt!?!?!?
kaizer
Beiträge: 79
Registriert: 21. Jul 2016, 14:30

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von kaizer »

Hi!

Ich kann das so gut nachfühlen, auch ich will nicht mehr als ein "normales" Leben und fühle mich daran gehindert - geht sicher vielen hier so.

Ich glaube, Angst muss man vor den Medikamenten nicht haben, vielleicht eine gesunde Skepsis. Ich habe bestimmt sieben oder acht verschiedene AD ausprobiert, hatte nicht den Eindruck, dass sie mir geschadet haben, geholfen allerdings leider auch nicht. Probier es doch aus, wenns hilft, ist doch toll. Wenn nicht oder unangenehme Nebenwirkungen auftreten, hörst du eben wieder auf, die machen ja nicht abhängig.
nubilus
Beiträge: 113
Registriert: 11. Dez 2014, 18:59

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von nubilus »

Hallo,

ich würde dir in erster Linie raten, dir einen Psychotherapeuten zu suchen.
Begleitend kann man Medikamente geben. Ob das bei dir angebracht ist, ist abhängig von den Symptomen und der Schwere des Leidensdruck. Es gibt da so viele, dass man auch nicht zu viele Hoffnungen darauf setzen sollte, dass direkt das erste gut funktioniert. Dafür steckt die Forschung noch zu sehr in den Kinderschuhen.

Eine passende Psychotherapie halte ich jedoch für viel notwendiger.
Mir haben Medikamente nur sehr bedingt geholfen. Wirklich geholfen hat mir meine sehr gute Therapeutin, weil cih mir bei ihr sicher und wohl fühle. Da hatte ich Zeit und Raum mich quasi selbst zu therapieren und stets eine professionelle Anlaufstelle zu haben, die auch mal ihren Eindruck wiedergibt, was ich sehr hilfreich fand.
Luzerner
Beiträge: 14
Registriert: 1. Mai 2017, 20:56

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von Luzerner »

Danke für die Anregungen!!!
Ich hatte schon versch. Psychologen. Doch geholfen hat nie jemand. Daher bin ich sehr skeptisch was diese Variante betrifft...
nubilus
Beiträge: 113
Registriert: 11. Dez 2014, 18:59

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von nubilus »

Medikamente "heilen" in der Regel nicht die Depression, sondern versetzen einen in die Lage, etwas zu verändern.
Einen Fuß in die Türe zu bekommen. Du wirst wohl nicht drum herum kommen, dich mit dir und den Problemen auseinanderzusetzen. Ob du das allein schaffst oder Hilfe brauchst, weiß ich natürlich nicht.

Ich habe auch schon einige Therapeuten kennen gelernt (v.a. in der Klinik und in probatorischen Sitzungen). Und ja ... von all diesen konnte ich bis auf zwei alle in der Pfeife rauchen. Die passten nicht zu mir. Hätten tw. meine Probleme nur verschlimmert.
Es ist ein bisschen die Suche nach der Nadel im Heuhafen. Aber wenn man jemanden gefunden hat, der passt, ist es wirklich wunderbar.

Ich kann dir nur raten, lass dich von den Knalltüten nicht abhalten. Es gibt die guten, passenden Therapeuten.
Therapie ist aber halt auch zeitweise anstrengend. Darauf muss man sich auch einlassen können. Es wird auch keine Anleitung geben a la "Machen Sie soundso und alles wird super". Es ist mehr ein sich besser kennen lernen und mit sich leben und umgehen lernen.
Und Therapie dauert manchmal. Ich bin nach der langen Klinikzeit jetzt bald 3 Jahre durchgehend in ambulanter Therapie. Merklich besser geworden ist es nach 2 Jahren.
Die Seele braucht manchmal einfach lange zum Gesund werden. Eine Schnellschuss-Lösung gibt es selten.

Meine Therapeutin passt zu mir, ich habe ein gutes Gefühl bei ihr. Daher kann ich bei ihr auch alles abladen, was ich meiner Familie und Freunden nicht zumuten kann oder will. Allein das aussprechen hilft mir immer sehr. Auch wenn es dann keine Sofortlösung gibt.
DracheSunwar
Beiträge: 92
Registriert: 21. Feb 2017, 20:03

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von DracheSunwar »

Dies ist ja ein Forum, in dem es überwiegend um das Thema "Depression" geht. Daher bekommst Du auch Antworten und Ratschläge, die in diese Richtung zielen.
Ich würde gedanklich nochmal einen Schritt zurück gehen, und für eine möglichst klare Diagnose sorgen. Abhängig davon kann man dann (be-)handeln.
Kaum jemand nimmt gerne Medikamente, aber Antidepressiva sind nicht so schlimm wie Viele annehmen. Ich finde dieses Video ganz informativ: https://youtu.be/aMdCxehN4aI" onclick="window.open(this.href);return false;
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DracheSunwar
Beiträge: 92
Registriert: 21. Feb 2017, 20:03

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von DracheSunwar »

DracheSunwar hat geschrieben:möglichst klare Diagnose
Dazu gehört z.B. auch, eine Schilddrüsen-Fehlfunktion sicher ausschließen zu können.
"Glaube nicht alles, was im Internet steht." (Albert Einstein)
Luzerner
Beiträge: 14
Registriert: 1. Mai 2017, 20:56

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von Luzerner »

Was heisst "Schilddrüsen-Fehlfunktion"? Ist das ein bekanntes Problem? Stellt der Hausarzt die Diagnose??
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von janedoe »

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann Auslöser einer Depression sein. Die Untersuchung ist eine Blutabnahme beim HA.
Luzerner
Beiträge: 14
Registriert: 1. Mai 2017, 20:56

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von Luzerner »

Ok. Habe mal dr. Google gefragt. Man findet viele Beiträge dafür. Direkte Verbindung zu Depression habe ich jetzt auf die Schnelle nicht gefunden. Das Wort DYSTHYREOSE kam öfters vor. Wenn ich dann wiederum google frage, lande ich aber eher auf Homöopathischen Seiten.
Aber super Imput, danke! Werde mein HA mal anfragen...
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von janedoe »

Im Fall einer Schilddrüsenunterfunktion klagen Betroffene häufig über depressive Verstimmungen, Apathie, schnelle Erschöpfung, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Die Gefühlslage kann sehr schwankend sein und im Extremfall über Wahnvorstellungen bis hin zu Suizidgedanken reichen. Zu den körperlichen Symptomen zählen Gewichtszunahme, langsamerer Herzschlag, verlangsamte Reflexe und eine verminderte Libido.
Da sich die Hypothyreose oft sehr langsam und schleichend entwickelt, werden die Symptome leicht übersehen und die Diagnose meist auch erst spät gestellt. Außerdem wird die Hypothyreose – meist als Folge der Autoimmunthyreoiditis Typ Hashimoto – mit zunehmendem Lebensalter immer häufiger, weshalb die Symptome nicht selten fälschlicherweise dem Alter zugerechnet werden. Nach dem 60. Lebensjahr leiden etwa zwei Prozent der Bevölkerung an einer Unterfunktion der Schilddrüse.

Gib mal Schilddrüse und Psyche oder Schilddrüse und Depression ein.
DracheSunwar
Beiträge: 92
Registriert: 21. Feb 2017, 20:03

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von DracheSunwar »

Auch Eisenmangel oder zu wenig Vitamin D können die Symptome einer Depression bewirken. Genau wie bei Schilddrüsen-Fehlfunktion würde hier eine Psychotherapie nicht wirklich helfen.
Ein guter Arzt sollte daher für eine zuverlässige Diagnose diese möglichen Ursachen sicher ausschließen.
"Glaube nicht alles, was im Internet steht." (Albert Einstein)
Luzerner
Beiträge: 14
Registriert: 1. Mai 2017, 20:56

Re: Wie geht es weiter? Medis?

Beitrag von Luzerner »

Herzlichen Dank! Ihr seit die Besten :-)
Habe soeben dem Arzt geschrieben!

Komisch ist, dass ich mich schon immer anders gefühlt habe. Ich war schon in meiner Kindheit irgendwie in "meiner Welt" und ich konnte es noch nie (bis heute) erklären was das genau heisst. Ich passte mich also immer der Umwelt an um "dabei" zu sein. Als Kind wie auch heute mit 38 Jahren...
Ich wünsche mir so sehr, dass ich endlich eine Antwort darauf bekomme...
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