Wer kennt das und weiß Rat?

Acedia
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Acedia »

Lieber Dietmar,

deine Worte machen mich verlegen, nein, ich bin bestimmt nicht mutiger als andere und Respekt - na ja, lassen wir das lieber. Trotzdem vielen Dank, dass du mir immer so freundlich und schonend gegenüber trittst. Es freut mich übrigens sehr, dass es dir wieder besser geht und du "den Mut zum Leben wieder gefunden" hast. Du schreibst, dass du es mit Hilfe lieber Mitmenschen geschafft hast. Meinst du damit Menschen im realen Leben oder Mail-Kontakte? Sicherlich sind es wirkliche Freunde, die dir geholfen haben. Ich glaube auch, dass dies ein wichtiger Aspekt ist, um seine Lebensfreude zurückzugewinnen oder überhaupt sie erst einmal kennenzulernen.

Welche Vermutung hast du denn, lieber Dietmar? Ich kann mich nicht an ein Post erinnern, in dem ich sehr viel von mir geschrieben hätte. Natürlich kann es sein, dass ein sehr feinfühliger Mensch aus manchen Andeutungen das tiefe seelische Leid, was dahinter steht, entdecken kann. Aber im Allgemeinen bin ich sehr froh, dass ich meistens nur auf "Nebenschauplätze" eingegangen bin und den eigentlichen "Brandherd" vermieden habe, hier aufzuschreiben. Inzwischen bin ich unempfindlicher gegen verbale Verletzungen aller Art geworden, so dass ich auch hier wieder ohne Angst schreiben kann, aber auch ohne jedwede Erwartungen auf Hilfe. Mir kam es oft so vor, als müsste ich immer erst viele harte Prüfungen bestehen, bis ich hier als wahre Hilfsbedürftige anerkannt werden. Aber das existiert ja alles nur in meinen Kopf....

Kann man denn wirklich alle krankmachenden Faktoren aus seinem Leben entfernen? Das ist schwer vorstellbar für mich. Würde das nicht in vielen Fällen auch ein sehr hartherziges und egoistisches Vorgehen verlangen? Na ja, das sind nur so ein paar Überlegungen von mir.

Liebe Grüße
Lea
sewi
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von sewi »

Munder
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Munder »

Hallo!

Zunächst ein Dankeschön an alle, die mir geantwortet haben.
Lea ich habe mich kündigen lassen. Ich kann und will nie wieder für diese Firma arbeiten. Gerne würde ich dir erkären, was da alles abging und ich bin sicher, das du es auch verstehen würdest, warum ich diesen Arbeitsplatz aufgegeben habe.

Meine Depression war und ist so schlimm geworden, das ich einfach nicht mehr arbeiten kann.
Ich war vor ca. 7 Jahren für 8 Wochen in einer psychosomatischen Klinik, da konnte man mir nicht helfen und ich habe dann halt einfach krank weitergearbeitet.
Ich kämpfe schon mein ganzes Leben mit dieser Depression, die mit zunehmenden Alter einfach immer schlimmer wird.
Im Moment habe ich auf ein Medikament angesprochen, das mir wenigstens das Aufstehen am Morgen etwas erträglicher macht.
Ich habe Rente beantragt und war auch bereits beim medizinischen Dienst. Nun habe ich Befürchtungen, das die Ärztin das einfach nicht so erkannt hat. Ich habe ja auch eine sehr starke Seite, die immer und immer wieder kämpft.

Sie hat mein ganzes Leben notiert, jedoch wie es mir im Moment geht, hat sie nicht interessiert.
Auf meine Frage, ob sie eine Rente befürworten würde, ist sie ausgewichen und hat gemeint, das würden andere entscheiden.
Mein Therapeut würde eine Rente befürworten, er kennt meine Situatuation so wie ich sie hier auch geschildert habe.
Ich fühle mich einfach krank und nicht mehr voll arbeitsfähig. Ich habe sehr gerne gearbeitet, in allen Betrieben in denen ich war. Ich war immer und überall eine geschätzte Mitarbeiterin. - Ich hatte natürlich auch überall den Arbeitsstress der heutigen Zeit.
Meine Depression hat mich einfach fertig gemacht und ich werde nun auch auffällig. Die Angst über meine Depression mit Menschen "draußen" zu sprechen ist bei mir sehr groß. - Es wird da einfach als "Faulheit" abgetan.
Gearbeitet habe ich zuletzt wie eine Maschine, die sich selber immer und immer wieder angeschoben hat.
Mir tut das daheimsein im Moment sehr gut, denn ich erhole mich ja auch, wenn auch nur sehr sehr langsam.
Ich habe auch noch sehr starke Sehstörungen. Mein rechtes Auge ist blind und das linke Auge hat nun auch noch den grauen Star.
Eine OP ist ein sehr großes Risiko, weil sich die Netzhaut ablöst.
Ich spüre auch, das meine Sehfähigkeit hier im Ruhezustand stabiler wird und komme immer wieder auf den Gedanken "Rente wäre echt das Beste" zurück.
Meinen nächsten Termin habe ich am 04.03.04 beim augenärztlichen Medizinischen Dienst.
Das warten und auch das Auf und Ab meiner Gefühle, geiseln mich halt sehr.

Ich möchte dann auch gemeinnützig tätig werden oder halt stundenweise irgendwo arbeiten, das ist keine Frage.

Liebe Grüße
Marga

PS. Sorry ich kann mich einfach im Moment nicht so gut mitteilen.
sewi
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von sewi »

Munder
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Munder »

Hallo Sewi,
gerade habe deine Mitteilungen nochmal gelesen und bewundere auch deinen Kampf.
Warum gewährt man dir keine Rente? Oder denkst du an sowas nicht? Deine Schikanen am Arbeitsplatz kenne ich zur genüge.
Ich denke, das du auch sehr am Ende deiner Kräfte bist und vestehe daher die Reaktionen der Ärtze nicht.
Gruße
Marga
sewi
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von sewi »

Munder
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Munder »

Hallo Sewi,

dann sind wir ja am selben Punkt angelangt.
Ich bin halt noch ganz am Anfang. Ob ich einen so langen Kampf wie du durstehen kann weiß ich nicht.
Ich denke, das meine Depression nicht so richtig erkannt wird, außer von meinem Therapeuten, weil ich mich einfach nicht so mitteilen kann. Ich bin ein Einzelkämpfer und mache einfach alles mit mir selber aus und bin dann tief traurig, wenn die anderen mich nicht verstehen. Ich leide oft immer im stillen Kämmerlein. Wenn ich mal draußen bin, dann zeige ich mich stark. Sobald ich wieder hier bin, breche ich zusammen und kann die Dinge einfach nicht verarbeiten. Ich lenke mich mit Fernsehen ab, ich habe jedoch auch oft Phasen, wo ich einfach nur weggetreten bin und kann dem Programm gar nicht mehr folgen. Ich bin dann nur noch starr und begreife nicht, das ich nicht begreifen kann. Eben ein Auf und Ab.

Gruß
Marga
sewi
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von sewi »

Acedia
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Acedia »

Hallo Marga,

wenn du dich hast kündigen lassen, ist das auch die richtige Entscheidung für dich und deine Situation gewesen. Vielleicht bekommst du ja auch eine Rente zugestanden, nach all dem, was du beschrieben hast, wäre das eigentlich nur logisch. Aber Kassen und Versicherungen denken meist nicht logisch, sondern eher überhaupt nicht an andere. Das sollte dich aber nicht entmutigen, weiterzukämpfen, sondern im Gegenteil. Wenn du so krank bist, dass du nicht mehr arbeiten kannst, ist es Dein Recht, eine Rente zu beziehen oder anderweitig finanzielle Unterstützung zu erhalten.

Ich wünsch dir alles Gute.
Lea
Munder
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Munder »

Liebe Lea,

danke für deine Antwort!
Ich habe lange nicht geschrieben, weil ich nur schreibe, wenn mein Freund nicht da ist. Und ich mich auch wegen meinem Hin und Her gerissen zu sein, manchmal auch nicht ein und aus weiß.
Über deine Mail war ich auf keinen Fall geschockt, weil ich auch lange so gedacht habe wie du geschieben hast. Das man mit 48 Jahren keinen Job hinschmeißt. Entlassen hätten die mich noch lange nicht. Nur ich konnte einfach nicht mehr. Ich habe meine Kündigung mit Hilfe eines Rechtsanwaltes erzielt.
Ich sehe meine Situation auch als neue Chance, nur habe ich oft keine Kraft wirkliche Entscheidungen zu treffen. Ich spüre, das ich vor einem erneuten Kampf einfach Angst habe ( Wegen Rente und so ). Ich habe an meinem Arbeitsplatz auch immer gekämpft und bin daher einfach nur noch müde.
Vielleicht bekomme ich ja wieder mehr Kraft und kann durch Reha Maßnahmen wieder arbeiten. Oder bekomme wirklich eine Rente auf Zeit. Ich weiß das es weiter geht, nur halt wie und ob sich mein Zustand mal wieder stabilisiert.

Liebe Grüße
Marga
Munder
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Munder »

Hallo Lisa,

ich wünsche dir auch sehr, das du deinen Weg findest. Ich denke das Warten macht einem halt noch mehr krank als man eh schon ist. Der behandelte Arzt/Therapeut gibt einem das Gefühl, das man richtig handelt. Nur die Entscheidungen der Behörden sehen oft sicher wieder anderst aus.

Liebe Grüße
Marga
Acedia
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Acedia »

Liebe sewi,

auf dein ausführliches Post möchte ich etwas genauer eingehen. Leider ist das im Moment nicht möglich. Hab also bitte noch Geduld. Ich möchte dir sehr gerne helfen, ist aber nicht für Forums-Ohren geeignet. Lässt du zu, dass ich dir eine Mail schicke?

Gruß Lea
Munder
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Munder »

Hallo Sewi,

ich hoffe du konntest dich ein bischen erholen heute. Auch ich bin ein Badewannenfrek . Das ich die mal aufgeben müßte, daran habe ich noch nicht gedacht.
Auf die Frage, wie komme ich da raus, habe ich auch nie eine Antwort erhalten. Meine eigene war einfach die mit der Rente. Nur ob man die mir gewährt, das wird ein langer Weg werden.
Sewi, ich würde dir sehr gerne mal eíne Mail schreiben, wäre das möglich?
Liebe Grüße
Marga
dietmar45
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von dietmar45 »

Liebe Lea,

die Hilfe bekomme ich von nahen Angehörigen. Ich mußte "nur" mitziehen und eine unumkehrbare Entscheidung treffen. Das fiel mir plötzlich unerwartet leicht, nachdem ich diesen Absturz hatte und aufgeben wollte. Danach konnte ich auch endgültig akzeptieren, dass ich mein Leben in den Sand gesetzt habe. Nun ist alles sehr viel leichter.
Ich wollte Dir eigentlich schon neulich schreiben, dass solche Hilfe, die wir(?) brauchen, nicht in der Welt des Internet zu finden ist, es sei denn, es entwickelt sich ein realer Kontakt. Das scheitert meist an der Entfernung. In reinen Mailkontakten kann man sich höchstens austauschen, Tipps geben und Mut zusprechen. Für die meisten(?) von uns reicht das aber nicht, um ernste Probleme zu lösen.

Nun, meine Vermutung bezüglich Deiner Probleme möchte ich hier aus verständlichen Gründen nicht ausbreiten. Das betreffende Posting von Dir, das ich nicht mehr gefunden habe, hast Du möglicherweise gelöscht. Dann wirst Du einen Grund dafür gehabt haben. Vielleicht liege ich ja auch total daneben und hab Gespenster gesehen.

Ob man wirklich alle krankmachenden Faktoren aus seinem Leben entfernen kann, ist schwer zu sagen. Zuerst mal muß man sie "sehen wollen". Das alleine hat bei mir viele Jahre gedauert. Dann muß die Bereitschaft da sein, sie konsequent entfernen zu wollen, ohne wenn und aber. Und dann braucht man jemanden, der einem dabei hilft. Alles in allem ein sehr langwieriger Prozess, der bei mir noch lange nicht abgeschlossen ist. Aber das Ziel ist schon sichtbar.
Ob das ein hartherziges oder egoistisches Vorgehen verlangt, hängt wohl vom Problem und der Sichtweise ab. Aber gibt es eine Alternative? Ich sehe keine!!! Es sei denn, alles soll weitergehen wie bisher.
Weißt Du Lea, ich lasse mir einfach keinen Stress mehr machen, von NIEMANDEN (mich selbst eingeschlossen). Ich kann eben nur noch 10 bis 20 Prozent des "Normalen" leisten. Und jeder, der das nicht akzeptiert, kann mir gestohlen bleiben.

Und denke daran: "Du bist nicht auf der Welt, nur um Deine Pflicht zu erfüllen!!!"

Alles Liebe für Dich

Dietmar
Munder
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Munder »

Hallo Dietmar,

ich bin zwar nicht Lea, aber ich habe einfach das Bedürfnis zu antworten.
Ich bin ein sehr gutes Beispiel für das "nicht sehen wollen". Ich habe schlechte Augen. Als es mir psychisch immer schlechter ging habe ich auch immer schlechter gesehen. Ich habe mir dann auch noch den grauen Star zugezogen, alles wurde nun noch unschärfer.
Ich habe mir Gedanken gemacht was will ich nicht sehen. Meine Einsicht war - mich selber, so wie ich bin. Ich habe für ein Unternehmen gearbeitet, dessen Machenschaften ich einfach nicht mehr vertreten konnte und wollte mich einfach für solch eine Arbeit nicht mehr hergeben.
Mein erster Schritt war eine selber erwirkte Kündigung, sogar mit Hilfe eines Rechtsanwaltes.
Ich bin regelrecht zusammengebrochen und wurde sofort krank geschrieben, wegen einer schweren Depression.
Ich spüre nun nach 6 Monaten eine ganz langsame Genesung. Belastbar bin ich jedoch überhaupt nicht. Ich mache nur das was ich gerade mag. Ich zwinge mich nur Termine einzuhalten. Manche Einladungen schlage ich ab, weil mich oft die Unterhaltungen so belasten, das ich hinter her wieder daheim sitze und mental friere. Leute die mich wirklich verstehen und die begreifen, das ich nie wieder so arbeiten kann wie ich bis vor kurzer Zeit getan habe ich leider noch nicht gefunden.
Ich muß nun auch lernen Dinge an mir anzunehmen, die ich nicht ändern kann. Mich einfach so anzunehmen wie ich bin. Mit weniger Geld zufrieden sein. Begreifen, das Äußerlichkeiten einfach nicht so wichtig sind.
Ob die Ärzte und Versicherungen das auch so sehen, das ist eine andere Frage.

Gruß
Marga

Ich bin noch ganz am Anfang damit.
dietmar45
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Marga,

Deine Zeilen an mich haben mich sehr berührt. Dass Du nicht mehr für dieses Unternehmen arbeiten wolltest, war eine absolut richtige Entscheidung! Ich habe meinen Traumberuf als Ingenieur an den Nagel gehängt und kann jetzt endlich einigermaßen damit leben. Ich bin durch meine vielen Probleme auch nicht mehr belastbar. Ich bin jetzt erstmal im selbstgewählten Ruhestand und mache nur noch das, was ich gerade schaffe. Ich muß jeden Druck unbedingt vermeiden, weil sonst unweigerlich eine Krise mit Suizidgedanken kommt. Ich habe die Sprache meiner Seele verstanden und handele jetzt danach. Wenn die Ampel auf Rot springt, mache ich eben eine Pause. Anders geht es nicht. Das muß man dann irgendwie mit dem Gewissen vereinbaren können. Da hab ich für mich eine Lösung gefunden, die an ein kleines trotziges Kind erinnert.

Du musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn Du die Rente beantragst. Du hast Dein ganzes Arbeitsleben lang Beiträge bezahlt. Und wenn Du jetzt nicht mehr in der Lage bist zu arbeiten, dann ist eben der Versicherungsfall eingetreten.
Angenommen, Du hast ein Haus gegen Feuer versichert. Dann schlägt ein Blitz ein und das Haus brennt ab. Hast Du dann auch ein schlechtes Gewissen, wenn Du von der Versicherung ein neues bekommst? Wo ist der Unterschied?

Wer weiß, was die Zukunft noch für uns bereithält. Das wichtigste ist erstmal, dass wir im Hier und Jetzt klarkommen. Wenn wir das geschafft haben, können wir weitersehen.

Liebe Grüße

Dietmar
Acedia
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Acedia »

Liebe sewi,

entschuldige bitte, aber ich habe für dein Leid und deinen Schmerz keine passenden Worte. Es ist alles so sehr schrecklich, was du auszuhalten hast. Ich kann deinen unermüdlichen Kampf für die Gerechtigkeit nur bewundern. Wahrscheinlich kann dir nur ein sehr starker und vor allem auch ein nichtdepressiver Mensch helfen. Eigentlich könnte ich dir nur zuhören und selbst das geht nicht über diesen Kontakt, weil deine Probleme viel zu groß sind und du eine intensivere Begleitung brauchst.
Gruß Lea
Munder
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Munder »

Hallo Dietmar,

deine Worte haben mir gut getan. Das mit der "Versicherung" sehe ich auch so, nur ob das von Seiten der Ämter und Medizinischen Diensten auch so beurteit wird, das ist halt nun meine momentane Frage, die mich sehr beschäftigt.
Ich befinde mich noch in einem Kampf mit mir selber - "zwischen wollen und können". Ich spüre jedoch immer wieder, das ich einfach nicht mehr "voll" kann. Ich sehe bedingt durch meinen jetzigen Ruhezustand wieder besser. Sobald ich mal wieder so richtig belastet/überfordert bin, dann verschwimmt auch schon wieder alles.
Es tut mir jedoch gut, das es hier Menschen gibt, denen es ähnlich geht.
Meine Probleme, sind sicher einfach zu viel und zu groß um sie aufzuarbeiten.
Ich kann und will sie ja nicht einmal mehr in ihrer vollen Stärke sehen. Es macht mich einfach alles nur noch starr und stumpf.

Gruß
Marga
sewi
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von sewi »

dietmar45
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Marga,

das klingt für mich so, dass Du mit Fehlern, die Du in der Vergangenheit gemacht hast, nicht mehr ins Reine kommst. Und das lähmt dich jetzt vollständig. Wenn das so ist, kann ich das sehr gut nachvollziehen. Auch mich quälen die Gedanken an die Fehler und der Wunsch nach Wiedergutmachung so stark, dass ich nicht mehr arbeiten kann.
Ich habe mir dafür jetzt einen "Zweistufenplan" vorgenommen. Der erste Schritt ist die Stabilisierung der Lebenssituation. Das heißt, erstmal alles wichtige in Ordnung bringen, damit ich wieder einigermaßen sorgenfrei Leben kann. Dazu versuche ich soweit es geht, die negativen Gedanken zu verdrängen, um das notwendige zu tun. Dabei ist jede Art von Überlastung unbedingt zu vermeiden. Wenn alles geregelt ist, kommt der zweite Schritt (Hoffentlich). Die Aufarbeitung (und wo es möglich ist) die Wiedergutmachung der Fehler zu versuchen (Es sind übrigens keine Fehler, die mit der Arbeit zu tun haben, aber darauf kommt es glaub ich auch garnicht an). Eventuell mit Hilfe einer Therapeutin (ja, da bevorzuge ich eine Frau). Wenn das gelingt, bin ich sicher, dass ich meine Arbeit weiterführen kann.
Das wichtigste aber habe ich schon geschafft. Die kleinen oder größeren Missgeschicke, die jedem von uns im Leben hin und wieder unterlaufen, werfen mich nicht mehr aus der Bahn.
Vielleicht hilft es Dir, wenn Du siehst, dass es auch anderen so geht.

Liebe Grüße

Dietmar
dietmar45
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Sewi,

das ist schon ein schlimmer Konflikt, in dem Du da steckst. Gibst Du auf, ist das bisher investierte Geld futsch. Machst Du weiter, kannst Du alles verlieren. Gibt es denn keine Möglichkeit für einen Vergleich (Ich kenn mich da nicht so aus). So dass Du wenigstens das bisher investierte wiederbekommst und endlich damit abschließen kannst. Anschließend strebst Du dann die Rente an und stellst auf diesem Umweg die Gerechtigkeit wieder her. Natürlich kann ich verstehen, dass Du diesen Arzt "bluten" sehen willst. Aber dafür läuft Dein Leben an Dir vorbei.
Das waren nur meine Gedanken, die mir gerade so einfielen.

Ich wünsche Dir, dass Du die richtige Entscheidung triffst.

Dietmar
Acedia
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Acedia »

Liebe Marga,

du hast weiter oben geschrieben, dass du nur schreibst, wenn dein Freund nicht da ist. Wieso? Verbietet er dir das oder kontrolliert er dich? In diesem Punkt ist es wichtig, dass du Klarheit schaffst. Es tut mir sehr leid, dass dein ganzes Leben offensichtlich ein einziger Kampf ist. Klar dass das müde macht, besonders dann, wenn man keine Siege erringt oder wenn man Kämpfe führt, die man gar nicht führen sollte. Oftmals glaubt man nur, dass man ständig um alles kämpfen müsste und irgendwelche Entscheidungen treffen und übersieht dabei, dass das Eigentliche und Schöne immer ein Geschenk ist. Nein, ich würde nicht um eine Rente kämpfen, das ist Kraftvergeudung, und an meinem Arbeitsplatz trage ich auch keine "Kämpfe" aus, ich wehre mich nur, wenn ich ungerecht behandelt werde.
Deine jetzige Situation ist ganz bestimmt auch eine Chance für neue Aufbrüche und andere Wege. Diese Chancen bekommt man eigentlich öfters, und es liegt an uns, sie zu ergreifen und für uns zu nutzen. Lass bitte nach Möglichkeit nicht so vieles mit dir "machen", entscheide lieber selber, was du tun möchtest.

Gruß Lea
Acedia
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von Acedia »

Lieber Dietmar,

danke für deine liebe Antwort. Mit anderen Worten, du hast es geschafft, und einen Weg gefunden, der dich tatsächlich wieder leben lässt? Hast du manchmal Angst, wieder in die alten Depressionen zurückzufallen? Weißt du, das sind nämlich meine Ängste.

Ich muss dir leider zustimmen, was du bezüglich Mail-Kontakt und Internet schreibst. Inzwischen habe ich diesbezüglich meine eigenen, schmerzlichen Erfahrungen machen müssen und habe gelernt, mich nicht mehr daran festzuhalten oder irgend etwas zu erwarten, schon gar nicht die Lösung meiner Probleme. Das ist in gewisser Weise auch eine Erleichterung und nicht nur Enttäuschung. Inwieweit ein persönlicher Kontakt an der Entfernung scheitert, wage ich zu bezweifeln. Für mich ist kein Weg zu weit, um eine Freundin oder Freund zu treffen – vorausgesetzt, ich will es auch. Und das ist wohl der Hauptgrund, warum man hier trotz allem alleine bleibt: weil es keiner ernsthaft will. Es hat gar nichts mit mir als Person zu tun, wie ich immer geglaubt habe, sondern am Desinteresse im allgemeinen. Zuerst war ich enttäuscht und die eigene Einsamkeit und Verlorenheit wurde mir noch deutlicher und bewusster als vorher. Doch wenn man nicht dabei stehen bleibt, dann geht es auch wieder weiter.

Du klingst jedenfalls viel ausgeglichener und überhaupt nicht mehr so verzweifelt, wie ich es manchmal in deinen Mails lesen konnte. Das freut mich sehr für dich.

Aber was soll dein lieber Gedanke, dass ich nicht nur auf der Welt sei, um meine Pflicht zu erfüllen? Doch, ich glaube schon, dass ich hier eine "Pflicht" zu erfüllen habe, und diese heißt leben müssen. Ob ich es schaffe, weiß ich nicht. Vielleicht – wenn es nicht mehr so lange dauert.

Ich wünsche dir alles Gute. Du bist sehr nett!

Lea
sewi
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von sewi »

dietmar45
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Re: Wer kennt das und weiß Rat?

Beitrag von dietmar45 »

Liebe Lea,

ich hab Dein Posting gerade gesehen und möchte auch sofort antworten.
Also, die Angst, wieder zurückzufallen hab ich im Moment nicht. Das hat mehrere Gründe. Zum einen hab ich endlich eine Lebenssituation in der ich keinem äußeren Druck mehr ausgesetzt bin (Ruhestand solange ich es will). Ich tue nur noch das, was ich will. Dann hab ich ja kürzlich ein Haus in einem sehr abgelegenen kleinen Ort erworben, wo ich mich sehr wohl fühle. Da will ich demnächst meine Hobbies wieder aufleben lassen. Ich kann mich schon wieder darauf freuen. Und das wichtigste ist, ich hab mich endlich damit abgefunden, wahrscheinlich mein Leben lang einsam zu bleiben und nicht mehr daran zu verzweifeln.
Man könnte sagen, die totale Aufgabe jedes zermürbenden Kampfes hat mir eine gewisse Gelassenheit verschafft. Ich bin nicht etwa depressionsfrei. Doch es gleicht jetzt eher einer depressiven Verstimmung (mal mehr mal weniger), die ich unter Kontrolle hab. Das einzige, was jetzt noch stört, ist die Sache mit den Fehlern der Vergangenheit. Aber daran will ich ja noch arbeiten.

Ich wundere mich etwas, dass Du schreibst Du wärest allein und einsam. Ich meine einmal gelesen zu haben, dass Du verheiratet bist. Oder schließt das eine das andere nicht aus?

In einem Punkt muß ich Dir aber energisch widersprechen. Ich betrachte das Leben nicht als Pflicht. Und schon garnicht, dass ich die Pflicht habe, leben zu MÜSSEN. Eher das Gegenteil. Ich hab auch das Recht glücklich und zufrieden zu sein. Sonst kann ich die "Pflicht" garnicht erfüllen.

Liebe Grüße an Dich und danke für das Kompliment (Wo ich doch eigentlich ziemlich egoistisch bin). Du bist wirklich sehr nett.

Dietmar

PS. Ich bin erst am Dienstag wieder hier.
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