Ich weiss einfach nicht weiter!

[Chinle]

Liebes Forum,

ich bin neu hier und moechte gleich mit der Tuer ins Haus fallen.

Zur Zeit geht es mir richtig beschissen. Eigentlich bin ich ein sehr lebensbejahender Mensch. Ich geh gern aus, hatte nie Probleme Leute kennenzulernen usw.

Leider aenderte sich das alles vor 1.5 Jahren. Arbeitsbedingt musste mein Mann umziehen und ich bin nateurlich mit. Ich habe mich an unserem alten Wohnort immer sehr wohlgefuehlt. Irgendwie hat es mir dort gleich von Anfang an gefallen.

Seit anderthalb Jahren geht nun nichts mehr. Vom ersten Tag an hasse ich den neuen Wohnort aus tiefstem Herzen. Es ist einfach alles...die Landschaft/Umgebung, die Menschen, das Wetter...einzig das Haus ist schoener, als unser Altes.
Ganz am Anfang war ich noch ganz guter Dinge. Ich habe mich in einem Wanderclub und Buchclub angemeldet. Ich habe ein paarmal teilgenommen, habe aber festgestellt, dass mir die Leute irgendwie nicht liegen.

An unserem alten Wohnort war ich wirklich immer unterwegs. Ich war viel mit Freunden und unseren Hunden wandern, irgendjemand hat immer bei sich im Garten gegrillt oder wir waren einfach in der Stadt oder am See.

Ich vermisse meine alte Clique sehr, habe auch noch Kontakt. Aber mir faellt immermehr auf, dass ich das nicht mehr haendeln kann. Eigentlich hatte ich vor in 3 Wochen in die alte Heimat zu fahren, werde das aber absagen, da es jedesmal mit sovielen Traenen fuer mich verbunden ist. Ich will den Leuten auch nicht jedesmal die Ohren vollheulen, wie beschissen es mir geht. Ich moechte im Moment eigentlich mit gar niemandem etwas zutun haben. Ich bin auch ganz schnell eifersuechtig, wenn ich all die Facebook posts sehe...alle sind zusammen, nur ich nicht .

Ich muss sagen, dass ich einen Job habe, bei dem ich sehr viel an den Wochenenden arbeiten muss oder um 22 Uhr Feierabend habe. Also konnte ich an vielen Sachen nicht teilnehmen. Ich fange jetzt nochmal eine Ausbildung an und hoffe auf freie Wochenenden. Als die Zusage kam, war ich auch ganz aus dem Haeuschen, das hat sich mitlerweile auch schon wieder gelegt.
Ich habe einfach keine Lust mehr morgens aufzustehen. Es erwartet mich nichts (ausser mein Mann und die Hunde). Ich kenne auch hier ein paar Leute, aber auch nur oberflaechlich. Viele sind einfach voellig unzuverlaessig und mit der Zeit hat man dann auch keine Lust mehr 10 mal nachzufragen, ob man sich treffen kann. Ich habe den Kontakt zu den meisten hier abgebrochen. Ich bin ehrlich, vielleicht habe ich auch zuviel gefragt und es hat dann irgendwann genervt. Vieles war auch einfach ein Lueckenfueller.

Ich weiss wirklich nicht mehr was ich machen soll. Das geht nun schon ueber ein Jahr so und ich habe mittlerweile voellig resigniert, mich noch an irgendwas zu erfreuen. Es wird einfach nicht besser. Ich weiss auch gar nicht, ob ich ueberhaupt noch jemanden kennenlernen moechte. Es wird eh nichts aendern. Es wird wohl so sein, dass wir naechstes Jahr nochmal umziehen und ich habe alle Hoffnung, dass es dann besser wird.

War schonmal jemand in so einer Situation?

Lg, Chinle

[Rebekka51]

Hallo Chinle,

dass kann ich wohl nachfühlen was Du geschrieben hast. Nach einem Umzug war ich auch einige Jahre sehr krank. Bei mir war aber anders das ich allein gelebt habe.

Aber auch aus einem ganz tiefen Tief kann es wieder raus gehen und es kommt wieder ein Licht in den Tunnel...das wünsche ich Dir herzlich.

Hast Du schon mal darüber nachgedacht Dir Hilfe zu suchen? Vielleicht psychologische oder seelsorgerische. Ich habe die in einer guten Klinik gefunden und durch eine freundliche Sozialarbeiterin vom sozial psychiatrischen Dienst der Stadt und durch Menschen denen ich sehr vertraue.

Heute geht es mir viel besser und ich fühle mich sehr wohl in meiner heutigen Wohnung und bin froh umgezogen zu sein. Geändert hat sich auch das ich einen lieben Partner gefunden habe und es macht einen großen Unterschied ein "Zuhause" zu haben wo ich mich wohlfühle.

Es grüßt Dich Rebekka

[Chinle]

Danke Rebekka fuer deine aufmunternden Worte. Vielleicht ist es wirklich keine schlechte Idee sich Hilfe zu suchen.

Im Moment kann ich mir gar nicht vorstellen, dass das mal wieder besser wird. Ich versuche oft Dinge zu planen und dann geht der Schuss wieder nach hinten los.

[Bittchen]

Liebe Chinle,herzlich willkommen.

Es ist nicht ungewöhnlich nach einem Umzug in ein tiefes Loch zu fallen.
Du musstest ja viele Verluste in Kauf nehmen und siehst auch durch deine düsteren Gedanken nichts Positives am neuen Wohnort.
Auch ich würde dir zu ärztlicher Hilfe raten,erst einmal abklären lasse,ob dir körperlich nichts fehlt,Schilddrüsenwerte usw.
Da du auch sehr viel arbeitest kann auch das zu deinen Problemen führen.
Der erste Ansprechpartner ist dein Hausarzt ,schilder ehrlich dein Befinden und er kann dir hoffentlich weiter helfen.
Selbst kannst du ja auch viel tun,dich bewegen etwas Sport,vielleicht in einem Verein.
Dich in deiner Freizeit mit Dingen beschäftigen, die dir schon früher Spaß gemacht haben.
Allerdings auch Pausen machen und nicht nur Pflichten erfüllen.

Gute Besserung und einen guten Austausch hier.
Liebe Grüße Bittchen

[Zwetschge]

Ich selbst wohne an einem neuen Ort seit knapp zwei Jahren, davor war ich fünf Jahre in einer Stadt, Die ich anfangs mochte und nun jeden Tag den ich immer noch dahin muss verfluche..
Meine Heimat hatte ich davor gefunden. Immer wieder überlege ich, zurück zu gehen.. Hier besucht mich niemand, das Haus ist toll aber sonst habe ich nichts. In der Stadt wo ich arbeite, mag ich auch kaum sein und die Kontakte die ich dort habe, pflege ich spärlich.

Wenn ich Heim fahre, heule ich regelmässig.. Das hält mich oft ab, hinzugehen. Die anderen verbringen ihre Zeit so, wie ich damals, Sind glücklich und zufrieden und dauernd steht die Frage darüber, ob ich eines Tages zurück komme.

Ich weiss aber nicht, ob es noch dasselbe wäre, bin ja sieben Jahre fort. Im Unterschied zu dir, Habe ich jedoch niemand auf den ich Rücksicht nehmen müsste. Aber meine Ausbildung hier ist irgendwie Priorität..

Hilft dir alles nicht weiter, weil es dasselbe in grün ist, das ist mir klar. Ebenfalls bringen mir hier vereine nichts - alleine der Altersunterschied ist zu gross.

Was ich bei dir noch erschwerend finde, wenn ihr sowieso bald umzieht, wozu dann Wurzeln schlagen jetzt.. Ich würde vielleicht überlegen, Doch den Kontakt zur alten Heimat verstärken, weil die schönen Momente vielleicht trotz Tränen etwas Licht ins Dunkel bringen.. Wie geht es denn deinem Mann dort? Ebenso?

Vielleicht würde ich mit ihm auch das Gespräch suchen, ob ihr nicht wieder versucht, zurück zu gehen und er da was sucht?

[Chinle]

Vielen Dank, Bittchen fuer das herzliche Willkommen.

Wenn ich Heim fahre, heule ich regelmässig.. Das hält mich oft ab, hinzugehen. Die anderen verbringen ihre Zeit so, wie ich damals, Sind glücklich und zufrieden und dauernd steht die Frage darüber, ob ich eines Tages zurück komme.

Ja...da geht es uns wohl gleich. Ich finde es immer ganz schlimm, Fotos zu sehen. Man gehoert eben nicht mehr dazu und das loest bei mir regelmaessige Heulattacken aus. Die anderen koennen einem aber auch nicht wirklich helfen .

Ich wollte ja eigentlich in 3 Wochen hinfahren, aber das werde ich wohl absagen. Ist zwar bloed, aber ich moechte und muss jetzt irgendwie an mein eigenes Seelenheil denken. Ausserdem kommen meine Eltern dann zu Besuch, da bin ich auch ein bisschen abgelenkt.

Wie geht es denn deinem Mann dort? Ebenso?

Meinen Mann stoert das nicht so. Er war immer der Einzelgaengertyp. Ist schon als Kind oft umgezogen. Ihm gefaellt es hier von der Landschaft her auch nicht, aber er kann sich gut beschaeftigen und hat viele Hobbies. Ich dagegen brauche die sozialen Kontakte sehr.

[Zwetschge]

Dann wird dein Mann auch nicht vermitteln können.. Im Sinn von, selber viele kennen lernen, Die du dann mögen könntest.. Ich wünschte mir jmd manchmal, der mit mir losgeht und Menschen kennenlernt hier.. Aber gleichzeitig weiss ich, dass ich momentan gar keine Menschen kennen lernen mag...

Ich habe auch bei mir das Gefühl, Seit meiner Depression ein kleiner misanthrop geworden zu sein.. Ich mag viele Menschen einfach nicht, denen ich begegne.. Entweder sind zu langweilig, zu fordernd, zu dumm, zu daneben, zu alt oder zu jung... Irgendetwas auszusetzen finde ich.. Früher war das nie so.. Oder ich bin einfach wohin gezogen wo die Menschen komplett anders sind als Dort wo ich mich daheim fühle.. Egal woher es kommt, es erleichtert die Sache nicht..

Mit Verabredungen daheim halte ich es mittlerweile so.. Ich entscheide am Tag selbst ob ich hinfahre oder nicht.. Ich hab noch eine andere Krankheit, Die mir jede Möglichkeit gibt, zu sagen, heute gehts nicht..

So warte ich oft bis zum Tag und entscheide dann, ob es mir hilft oder schadet..
Musste ich so weit im Vorfeld denken, Würde ich wohl eher öfter absagen noch, Als so..

Wie ist es, wenn dich jmd von dort besucht?

[Chinle]

Aber gleichzeitig weiss ich, dass ich momentan gar keine Menschen kennen lernen mag...

...und so gehts mir im Moment auch. Ich war wirklich guter Dinge, als ich her gezogen bin.

Ich kenne auch ein paar Leute, aber das sind nichts weiter als lose Bekanntschaften. Viele melden sich sehr unregelmaessig oder gar nicht oder sagen staendig ab. Ich bin da super empfindlich und ziehe mich dann zurueck.

Mich haben hier auch schon Leute besucht, aber das loest ja mein Problem nicht. Meine Eltern kommen jetzt erstmal ...da freu ich mich auch schon.

Ich war eben frueher auch so, dass ich unheimlich gern Menschen kennengelernt habe. Das ist momentan leider voellig ins Gegenteil umgeschlagen. Nur leider kann ich mich dann nicht beschweren, wenn ich niemanden treffe.