Auf Anraten Beziehung während Tiefenpsychologie beendet

Uwe R
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Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Auf Anraten Beziehung während Tiefenpsychologie beendet

Beitrag von Uwe R »

Hallo Der Wolf und alle Anderen,

ich habe deine Geschichte hier gelesen und sofort war meine Geschichte wieder präsent und ich dachte verdammt, immer wieder diese Gemeinsamkeiten in unseren Beiträgen.

Ich weiß genau wie es dir geht und du dich fühlst. Es tut mir sehr leid, dass auch du es so erleben musstest.

Ich weiß nicht, ob du meine Geschichte hier auch gelesen hast. Aber genau wie bei dir, langjährige harmonische Beziehung und mit/nach der Klinik änderte sich alles um 180 Grad. Auch meine Ex-Freundin wandte sich immer mehr ihren Mitpatienten zu und lehnte mich dann nach der Klinik völlig ab, auch ich hab sie durch die Klinikzeit begleitet und jedes Wochenende besucht. Nach der Klinik war sie völlig verändert. Es existierten nur noch ihre Mitpatienten, ich war vollkommen Luft und bei allem außen vor. Und die Affaire mit einem Mitpatienten, so wie man es immer wieder liest, auch sehr typisch, leider so auch bei mir.
Genau wie du, war auch ich dermaßen geschockt und es haut einem die Füße weg, man versteht die Welt nicht mehr. Aus ihrer Sicht macht man nichts mehr richtig, selbst wenn man nichts macht, ist auch das falsch.

Und genau wie bei dir, schien auch meine Ex-Freundin irgendwie Angst zu haben. Auch sie sagte mir, ich wäre eine Gefahr und Bedrohung für sie. Keine Ahnung warum und wieso. Wenn ich das so bei dir lese, hatte ich wohl noch mal Glück, denn die Polizei hatte sie nicht dazu gerufen. Und dabei wollte auch ich nur für sie da sein, als Partner, ganz genau wie du auch.
Und auch ich zweifle bis heute an ihrer Wahrnehmung zu dieses Zeitpunkt.

Deine Partnerin hatte dann ja wenigstens nochmal das Gespräch mit dir gesucht, wenn auch für dich nicht zufriedenstellend. Das blieb mir leider verwehrt. Es gab also für mich leider keine nachvollziehbare Begründung oder Erklärung ihrerseits. Auch ich habe lange Zeit gedacht, man schmeißt doch eine langjährige Beziehung nicht so einfach weg. Hätte nie gedacht, dass man das tu kann. Wie man sieht, sie können es, für mich völlig unbegreiflich. Sie schmeißen die/den geliebten Menschen/Partner weg, der die ganze Zeit vorher für sie da war.

Auch ich bin nach wie vor der Meinung, dass man solches Verhalten nicht einzig und allein mit der Krankheit Depression erklären kann. Es spielt sicherlich eine Rolle, aber nicht jedes Verhalten kommt von und aus der Depression heraus.

Und auch in dem Punkt des Gesprächs in der Klinik gebe ich dir recht. Genau das hätte ich mir auch gewünscht, ob nun ein Einzel- oder Paargespräch. Ich hatte meine Ex-Freundin auch danach gefragt, sie sagte damals, so etwas gebe es in der Klinik nicht. Ob das stimmt, weiß ich leider nicht. Ich hab es zum damaligen Zeitpunkt akzeptiert.

Natürlich steht in aller erster Linie der Patient im Vordergrund, daran gibt es auch keine Zweifel oder Fragen. Aber wenn ein Partner/eine Partnerin da ist, dann sollte man sich gerade und erst recht in einer psychosomatische Klinik, mit einem so komplexen Themengebiet wie Depressionen, schon die Mühe machen und den Partner/die Partnerin zumindest zu einem Gespräch bitten. Um a) ihn kennen zu lernen, b) seine Sichtweisen zu kennen, c) an einer gemeinsamen Lösung für alle Beteiligten zu arbeiten. Aber genau das scheint wohl sehr oft gar nicht gewollt zu sein.

Und genau das ist ja auch passiert, dass meine Ex-Freundin nach der Klinik in ein tiefes Loch gefallen ist und ich den Eindruck hatte, sie sei in einem schlimmeren Zustand aus der Klinik gekommen, als sie dort rein gegangen ist. Diesen Eindruck hatte nicht nur ich, sondern auch andere die sie kennen, u.a. Ihre Oma.

Am Ende kann man es wohl leider nur akzeptieren, auch wenn man auf gewisse Fragen nie mehr eine vernünftige und nachvollziehbare Erklärung oder Antwort bekommen wird. Bevor man selbst daran zerbricht oder kaputt geht. Ich habe für mich selbst psychologische Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um das Ganze irgendwie zu akzeptieren und zu verarbeiten. Mir geht es nach über einem Jahr wieder deutlich besser. Und ich habe auch gemerkt, wie tief ich selbst schon in einer Abwärtsspirale steckte, ohne das ich das vorher registriert oder erkannt habe. Und genau hier steckt die große Gefahr für uns als Partner. Jeder Einzelne von uns sollte hier ganz genau auf sich achten, um nicht am Ende auf der Strecke zu bleiben.

Auch habe ich gelernt, wir lieben alle unsere depressiven Partner, trotz alledem immer noch. Aber es bringt für einen selbst absolut nichts, an etwas festhalten zu wollen, was der Andere gar nicht mehr sieht oder wahrnimmt. Wenn unser Bemühen, unsere Hilfe und unser Gutes tun wollen, bei unseren geliebten Partner/Partnerinnen nicht mehr ankommt und registriert wird, dann können wir, so schwer und unerträglich das für uns auch ist, leider nichts mehr tun als die Situation anzunehmen und zu akzeptieren. Alles andere macht einen nur selbst kaputt.

Lieber Wolf, ich wünsche dir alles erdenklich Gute und das du es irgendwie und irgendwann für dich verarbeiten kannst. Achte sehr gut auf dich, such dir ggf. professionelle Hilfe. Es braucht ne Menge Zeit, eh man dies halbwegs wieder für sich verarbeitet hat. Ich hab es leider selbst erleben müssen.

Ich wünsche allen einen schönen Sonntag.

Ganz liebe Grüße
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
DerWolf
Beiträge: 47
Registriert: 5. Mär 2017, 16:21

Re: Auf Anraten Beziehung während Tiefenpsychologie beendet

Beitrag von DerWolf »

Hallo Uwe,

ja ich habe deine Geschichte auch gelesen und es gibt viele Parallelen. Danke für deinen Beitrag und du hast in allen Punkten sowas von Recht.
Ich hatte ihr vor 3 Wochen noch einen 20seitigen Brief (rechnergeschrieben) gesendet, wo ich all meine Gedanken und Gefühle zu mir, ihr, unserer Zeit, der Beziehung und aber auch meine Verärgerung mitgeteilt habe. Es hat mir sehr geholfen, dies zu tun, auch wenn es mir danach einen Tag sehr schlecht ging, weil es nochmal wie ein Abschluss war. Bis jetzt keine Reaktion darauf.
Stattdessen schreiben wir alle 2-3 Tage kurze Emails, wo es aber um Fragen zu konkreten Zeitpunkten unseres Zusammenseins und Diagnosen, Therapien usw. ging. Darin sind oftmals die üblichen Verletzungen, Herabsetzungen meiner eigenen Sichtweise und unempathische rationale Erklärungen, die aus der Therapie kommen.
Ich finde die Therapie hat sie mittlerweile sehr verändert, aber nicht zu ihrem Vorteil. Sie ist noch selbstbezogener und egostischer geworden. Vordergründig scheint es ihr damit aber erst einmal besser zu gehen.
Aber aus der Klinik und der Therapie selbst sind da immer mehr Dinge, die zum Teil sehr fragwürdig sind.

Viele Grüße
Gute Fee
Beiträge: 19
Registriert: 27. Mär 2017, 14:47

Re: Auf Anraten Beziehung während Tiefenpsychologie beendet

Beitrag von Gute Fee »

Hi,

mir fallen dazu als "Angehöriger" mit einem Freund, der gerade eine schlimme Episode hatte, auch noch Dinge ein. Zum einen: Natürlich bist Du verletzt und verstehst die Welt nicht, denn was Deine Freundin gemacht hat, ist gemein. Auch Depressive können gemein sein. Man möchte ihnen immer alles mit der Krankheit verzeihen, aber das ist zu kurz gegriffen. Mir wurde das klar, nachdem ich mit der Mutter meines Freundes telefoniert habe und festgestellt habe, er redet mit direktem Vorsatz nicht mit damit, aber mit anderen Menschen. Er hat sich quasi gegen mich gewandt. Und das hat Deine Freundin bei Dir auch gemacht, und zwar ganz drastisch.

Ich denke Du darfst Dir auch ganz ehrlich das Gefühl der Erleichterung darüber erlauben, dass die Sache zuende ist und Du Dir diese Verantwortung (zum Beispiel Weihnachten in der Klinik zu sein und dann noch sitzengelassen zu werden) nicht mehr antun musst. Schau nach vorne! Deine Freundin hat einen viel zu großen Teil Deiner Gedankenwelt eingenommen. Dadurch hat sich ihre Depression auch über Dich gelegt. Du hast ein eigenes Leben und Recht auf Freude. Hoffe nicht auf ein Wiedersehen, sondern sei dankbar, dass Du wieder leben kannst. Es ist natürlich kein schönes Ende, aber es schafft Dir dennoch Raum zum Leben und Atmen.
Wachstumschance-D
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Registriert: 24. Mär 2017, 01:04

Re: Auf Anraten Beziehung während Tiefenpsychologie beendet

Beitrag von Wachstumschance-D »

Lieber Wolf.

Mir ist ein Hinweis vorab außerordentlich wichtig(!): Bitte nimm alles, was ich schreibe, lediglich als meine persönliche "Ich-Botschaft" wahr. Niemand kann aus der Ferne und bei so wenig Informationen die Lage "beurteilen". Allenfalls kann jeder nur seine persönlichen Eindrücke schildern, die natürlich auch ganz viel mit jedem selbst zu tun haben, etc.. Weder spreche ich "objektive Richtigkeiten" aus, noch ginge ich selbst davon aus. Ich wünsche mir, dass das auch so differenziert zur Kenntnis genommen wird. Bitte setze das bei meinen Zeilen immer entsprechend voraus ;)

Mein Mitgefühl für Deine Situation. Es ist nachvollziehbar, dass Du davon sehr mitgenommen bist und ich finde es super, dass Du eigene Therapie in Anspruch nimmst. Das zeugt von klugem und selbstfürsorglichem Handeln, was gerade Männern zumeist schwer fällt.

Allerdings scheinst Du diese Selbstfürsorge noch nicht in Bezug auf Dich innerhalb Deines gegenwärtigen Verhältnisses zu Deiner Expartnerin erstrecken zu können. Und das würde ich Dir sehr wünschen.

Man kann meiner Ansicht nach Deinen Zeilen anmerken, dass Du sehr verletzt bist und die Beziehung nicht aufgeben möchtest. Möglicherweise bist Du auch aufgrund Deiner Biografie jemand, der so geprägt ist, sich solchen Verletzungen "auszusetzen". Das könnte evtl Dein Therapeut mit Dir aufarbeiten.

Ich denke, Du kannst das "Problem" nicht ändern.
Aber du könntest es akzeptieren.
Das ist letztlich "nur" eine Frage Deiner persönlichen BEWERTUNG.
Natürlich ist das emotional schwierig, keine Frage. Aber es ist der Weg zu Deiner psychischen Stabilisierung.

Es spielt dabei meines Erachtens keine Rolle, ob die Entscheidungen Deiner Expartnerin innerhalb von Depressionen oder innerhalb von Therapien getroffen wurden und wie sie da ggf "beeinflusst" wurde. Sie leidet unter Depressionen, ja. Und natürlich befindet sie sich währenddessen in dem berühmten Nebel. Aber sie ist nicht "verrückt" und kann vermutlich schon die Folgen ihrer Handlungen abschätzen. Es sind sehr deutliche Entscheidungen, die sie getroffen hat und die Du nach meinem Dafürhalten zu Deinem persönlichen Besten annehmen solltest.

Ich habe auch das Gefühl, dass Du Dich mit ihr in einer Art "unsäglichen persönlichen Verbindung" befindest. Denn offensichtlich seid Ihr dennoch weiterhin in Kontakt und sie "versorgt" Dich weiter mit Vorwürfen und Verletzungen, wie in einer "neverending story".

Und du hast da bislang keinen "Selbstschutz" aktiv, so nehme ich das wahr. Sondern bist dem durch Deine Haltung und Hoffnungen schutzlos ausgeliefert. Und deshalb geht es Dir so schlecht damit, denke ich.

Du bist dadurch ggf. sozusagen der "perfekte Resonanzkörper" für ihre gegen sich selbst gerichteten Aggressionen. Das ist traurig, ja, aber vielleicht die Realität? So etwas geschieht im Übrigen häufig, wie ich aus vielen ähnlichen Fällen mit meinen ehemaligen MitpatientInnen und heutigen KlientInnen weiß.

Du und nur Du (....und das ist aber auch das Gute daran...) hast die Macht, darüber zu entscheiden, ob Du dafür weiter zur Verfügung stehst.

Und damit meine ich nicht nur die Verbindung zu Deiner Expartnerin, sondern damit meine ich (was ja auf lange Sicht viel wesentlicher ist) Deine generelle Position, die Du im Leben einnimmst...

Es geht hier meines Erachtens gar nicht so sehr um diese Beziehung.
Sondern um Deine künftige Fähigkeit zur Abgrenzung ggü. allen möglichen Situationen und Menschen und um Deine Fähigkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Alles Liebe, Stephan
:hello:
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