Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Antworten
Gute Fee
Beiträge: 19
Registriert: 27. Mär 2017, 14:47

Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von Gute Fee »

Liebes Forum,

ich stecke in einem unschönen Gewissenskonflikt. Mein Freund seit über einem Jahr (wir sind beide 47) zeigt Symptome einer schweren Depression und sagt von sich selbst gelegentlich (wenn es besonders schlimm ist), er sei schwer depressiv. Als ich ihn kennenlernte, war er voller Tatendrang, aber offenbar hat ihn die extrem stressreiche Trennung von seiner Exfrau eingeholt. Es gab auch Streit um die gemeinsame Tochter (11 Jahre), die er zu selten sieht, was ihn extrem belastet.

Er kann nur mit Mühe sein normales Leben leben führen. Immer wieder gibt es Phasen, in denen er abtaucht. Er hat mich mehrfach um Geld bitten müssen, weil er komplett und hoffnungslos pleite war und nicht einmal seine Wohnung bezahlen konnte. Er schafft es aber auch kaum, beruflich (selbständig) wieder auf einen grünen Zweig zu kommen, weil er von der Krankheit gelähmt wird. Uns so kommt er allenfalls knapp und mehr schlecht als recht über die Runden. Insgesamt war unsere Beziehung nach der anfänglichen fröhlichen Phase sehr sehr einseitig zu meinen Lasten. Ich bin eher eine Krankenschwester als eine Partnerin. Ich musste mich zwischenzeitlich selbst in Therapie begeben, weil ich mit der Situation nicht zurecht gekommen bin. Der Vater meines Freundes hat sich das Leben genommen, als mein Freund 10 Jahre alt war. Das habe ich erst jetzt von seiner Mutter erfahren. Mein Freund sagte mir immer, sein Vater sei bei einem Unfall gestorben. Mein Freund weigert sich, sich in Psychotherapie zu begeben. Wir haben seine Situation mehrfach besprochen. Er leidet unter Schuldgefühlen mir gegenüber, ist hilflos. Ich habe noch immer Gefühle für ihn. Ich liebe den Mann, der er war und wahrscheinlich verborgen von der Depression noch ist. Und er tut mir wirklich leid. Aber das Gefühl ist sehr stark von dem Mitleidselement geprägt. Ich sehe den armen kleinen Jungen, der seinen Vater verloren hat, und so verhält er sich bei mir dann auch. Er versinkt schlaff in meinen Armen wie ein kleiner verletzter Junge. Nur weinen tut er nicht.

Ich könnte hier noch lange weiterschreiben, aber die Forumsteilnehmer kennen die Situation sicher allzu gut. Nun zum Kern des Problems: Ich weiß nicht, ob ich diese Situation noch mitmachen oder mich trennen soll. Auf der einen Seite ist klar, dass ich für meinen Freund eine wichtige Stütze bin. Auf der anderen Seite lähmt mich die Situation. Ich kann kaum etwas planen. Mein Leben hängt in der Luft. Ich wollte mit ihm zusammenziehen, aber es stellt sich die Frage, wie das überhaupt gehen soll mit einem kranken Menschen, der keine Hilfe ist. Ich weiß nicht, ob diese Depression je vorübergeht, ob er jemals wie ein normaler Partner funktionieren und zurückgeben kann oder ob ich lebenslang in ihn reininvestiere und nichts zurückbekomme. Ich mache mir andererseits auch Sorgen, was aus ihm ohne mich wird. Es hängt ja auch der Selbstmord seines Vaters in der Luft. Mein Freund beteuert zwar, er würde sich schon im Interesse seiner Tochter nichts antun (er weiß ja, wie das bei seinem Vater war). Aber wer kann das wissen? Für die Prognose wäre ja auch wichtig, dass er in Therapie geht, aber er weigert sich und hat mit mir die Kommunikation kürzlich für mehrere Tage fast komplett verweigert, als ich ihn nachdrücklich gebeten habe, er solle etwas unternehmen. Ich habe ihm trotzdem die Kontaktdaten von ärztlichen Psychotherapeuten geschickt und ihm auch angeboten, dass ich das selbst einfädele, wenn er Hemmungen hat, anzurufen und einen Termin auszumachen.

Was könnt Ihr mir raten? Ich war eine fröhliche, sportliche, soziale und beruflich erfolgreiche Frau, und nun habe ich das Gefühl, dass sich der Schatten seiner Depression allmählich auch über mein Leben legt. Ich ziehe mich zurück, bin ständig in Sorge um ihn, stecke zu wenig Energie in meinen Job, empfinde in sozialen Situationen Stress, habe keine Geduld mit den Problemen anderer Menschen. Bitte gebt mir Tipps!
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von micky2507 »

Hallo gute Fee,

deine Geschichte hört sich für mich ziemlich vertrackt an. Anscheinend bist du ja die einzige Bezugsperson, die er noch hat und das macht die Situation für dich sehr belastend.

Ich kann deine Sorge, ob du mit deinem Partner jemals eine "normale" Beziehung führen kannst, gut verstehen. Aber eine Prognose kann keiner von uns hier stellen, denn keiner weiß, wie sich die ganze Situation weiter entwickeln wird und ob und wann er einen Weg aus der Depression heraus finden wird. Es gibt in den Geschichten, die man hier lesen kann, die verblüffendsten Wendungen. Also kann ich dir auch nicht raten, ob du dich trennen oder bleiben solltest!

Was die Therapie, die er nicht machen möchte angeht, kann ich nur aufgreifen, was an anderer Stelle schon mehrfach als Rat erteilt wurde und den ich gut finde:
Stell ihm ein Ultimatum. Sprich mit ihm, sag ihm, wie sehr dich die Situation belastet, dass du ihn liebst und unterstützen möchtest, dass es aber dafür UNERLÄSSLICH ist, dass er sich in Therapie begibt. Ansonsten wird es nicht besser werden und ihr geht beide daran zu Grunde. Zwingen wirst du ihn nicht können, aber wenn er auf dein Ultimatum nicht reagiert, hast du auch eine Antwort und dann kannst du dich besser abgrenzen.

Jeder Mensch hat eine individuelle Belastungsgrenze, die bei dir anscheinend erreicht ist. Die Verhaltensänderung, die du bei dir selbst beobachtest, kommt nicht von ungefähr. Ich kenne das von mir selbst sehr gut. Teilweise war es so arg, dass mich meine Freunde schon angesprochen haben, weil sie sich Sorgen um mich gemacht haben.
Wenn du dich entscheidest zu bleiben ist es, glaube ich ganz wichtig, dass du auf dich selbst achtest. Du sagst selbst, du warst mal anders, dann versuche dir das wieder zurück zu holen. Tue Dinge, die dir Spaß machen und gut tun, triff dich mit Freunden und lade so deine Akkus wieder auf. Wie sagt man so schön: Du kannst den Wind nicht ändern, aber du kannst die Segel anders setzen!

Ich habe mir unter anderem eine eigene Therapeutin gesucht, wo ich selbst mit meinen ganzen Gefühlen und Gedanken aufgefangen werde und wo ich meinen Druck ablassen kann und Lösungen für mich finde. Für mich war es auch sehr hilfreich, mich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen, an der ich regelmäßig teilnehme.

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft, egal welche Entscheidung du auch treffen magst!

Liebe Grüße
Micky
Gute Fee
Beiträge: 19
Registriert: 27. Mär 2017, 14:47

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von Gute Fee »

Ich möchte noch ergänzen, dass die Freunde oder Angehörigen, denen ich von der Sache erzähle, fast durchweg sagen: Trenn Dich! Er ist ein Parasit! Er nutzt Dich aus! Was hat er jemals für Dich getan? Das Problem ist, dass diese Menschen nicht verstehen, wie eine Depression funktioniert, und deshalb meinem Freund sein Verhalten persönlich anlasten. Es ist schwierig, sich von solchen gut gemeinten Ratschlägen abzugrenzen. Irgendwann findet man sich in einer Situation, in der man nicht einmal mehr über seine Sorgen reden kann, weil man von außen mit uninformierten Meinungen überhäuft wird.
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von micky2507 »

Hallo gute Fee,

ja, das kenne ich auch zu genüge. Deshalb auch die Selbsthilfegruppe und die eigene Therapeutin! Auch gutgemeinte Ratschläge sind Schläge und können verdammt weh tun!

Liebe Grüße!
Micky
Wachstumschance-D
Beiträge: 11
Registriert: 24. Mär 2017, 01:04

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von Wachstumschance-D »

Liebe Gute Fee :hello:

Zuerst einmal möchte ich Dir mein Mitgefühl für Deine sehr fordernde Lebens- und Erlebenssituation aussprechen.

Mir ist ein Hinweis vorab außerordentlich wichtig(!): Bitte nimm alles, was ich schreibe, lediglich als meine persönliche "Ich-Botschaft" wahr. Niemand kann aus der Ferne und bei so wenig Informationen die Lage "beurteilen". Allenfalls kann jeder nur seine persönlichen Eindrücke schildern, die natürlich auch ganz viel mit jedem selbst zu tun haben, etc.. Weder spreche ich "objektive Richtigkeiten" aus, noch ginge ich selbst davon aus. Ich wünsche mir, dass das auch so differenziert zur Kenntnis genommen wird. Bitte setze das bei meinen Zeilen immer entsprechend voraus ;)

Du hast alles Recht, Dich zu trennen.
DU DARFST Dich trennen.


Damit sage ich nicht, dass Du das tun solltest, denn das ist "bitte schön" ganz alleine Deine persönliche und selbstverantwortliche Entscheidung als die erwachsene Frau, die Du bist. :)

Dein gegenwärtiges Hauptproblem ist - so höre ich es heraus - Dein schlechtes Gewissen.
Du spürst da ein gewisses Verantwortungsgefühl für Deinen Partner. Und ich finde, das Dich das ja auch prinzipiell als eine Frau mit "guten Wertvorstellungen" auszeichnet, ... die eben nicht einfach direkt wegrennt, wenn mal was nicht richtig läuft etc. .... :)

Hinzu kommt - so denke ich - , dass Du die Ratschläge aus Deinem Freundeskreis nicht annehmen kannst, weil sie beweisen, dass deine Freunde die Lage falsch beurteilen, z.B. eher als eine Art "Charakterproblem" deines Partners. Das verunsichert Dich vermutlich zusätzlich bzw gibt Dir evtl das Gefühl, dass Du so nicht handeln dürftest.

Ich finde, Du solltest Dir über 3 Dinge im Klaren sein:

1. Das Leben mit einem von psychischen Störungen betroffenen Menschen kann außerordentlich schwierig sein und sich auch immer weiter zuspitzen. Und das weißt Du ja auch schon. Du beschreibst ja auch Deine gegenwärtigen Symptome, die ja auch evtl.(!) auf eigene Depressionen hindeuten. Du hattest ja auch schon selbst - und das finde ich ganz außerordentlich toll und selbstwirksam!! - mal in der Vergangenheit deswegen Therapie in Anspruch genommen.

2. Auch wenn es unter seinen Lebensumständen für ihn natürlich schwierig ist - fast jeder Mensch kann die Verantwortung übernehmen und sich seiner Genesung zuwenden. Das ist meines Erachtens ganz wichtig, hierbei zu verstehen und das richtig einzuordnen! Diese Entscheidung zur Übernahme von Selbstverantwortung kann ihm auch niemand abnehmen und muss freiwillig geschehen, da es sonst eh nichts Nachhaltiges ist. Du siehst aber ja, wie zurückgezogen und wenig aufgeschlossen er dafür ist... - an seinen Reaktionen (mehrtägige kommunikationsverweigerung) Dir gegenüber. Er ist dann halt in Bedrängnis, er will das noch nicht einsehen, sein Leidensdruck ist vermutlich noch nicht groß genug. Das ist auch ein typischer Teil des Prozesses bei depressiven Verläufen. Insbesondere, weil er Therapien verweigert, ist mit einer gesundheitlichen Verbesserung eher nicht zu rechnen. Eher ist das Gegenteil zu erwarten. So ähnlich sieht Deine Ausgangssituation vermutlich aus.

3. Du trägst KEINE Verantwortung für ihn, auch wenn Sich das verständlicherweise für Dich bisher (noch) so anfühlt. Du beschreibst ja auch das Thema mit "Krankenschwester" und "Mitleid" etc.. Überwiegend aus Mitleid oder aus Angst vor seinem Suizid mit ihm zusammen bleiben, wird vermutlich zu Deinem persönlichen Unglück weiter beitragen. Du beschreibst das ja auch treffend bereits mit dem "Schatten der Depression", der sich mehr und mehr über Dich legt und Dich verändert hat ...

Intuitiv habe ich das Gefühl, dass Du eigentlich schon weit bist, um Dich dort abzulösen und Du vielleicht "nur" noch das Gefühl einer "inneren Erlaubnis" brauchst (?)

Du bist Dir eigentlich schon sicher, dass es das Beste für Dich wäre, sich zu trennen, aber da steht Dir noch was im Wege, richtig?

Du DARFST Dich FÜR DICH entscheiden, ohne schlechtes Gewissen. Du bist damit kein "Im-Stich-Lasser" oder Egoist. Sondern Du wärst dabei einfach nur selbstfürsorglich und das zeichnet einen in seiner Mitte stehenden Menschen aus. Sei es Dir wert, Dich für Dich zu entscheiden, ganz egal ob es trennung bedeutet oder nicht.

Du bist der Mittelpunkt Deines Lebens und Du trägst die Verantwortung für Dich selbst ... ;)

Ich hoffe, meine Ausführungen waren einigermaßen nachvollziehbar und etwas hilfreich für Dich.

vlG, Stephan
Zuletzt geändert von Wachstumschance-D am 5. Apr 2017, 15:10, insgesamt 1-mal geändert.
toffy8077
Beiträge: 13
Registriert: 27. Mär 2017, 06:27

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von toffy8077 »

Hallo gute Fee
mir geht es so ähnlich wie dir. Auch wenn die Ausgangs Situation ein wenig anders ist.
Mein Mann ist auch seit langen depresiv und auch seine Mutter hat sich als er ein junger Erwachsener war das Leben genommen.Aller Dings macht mein Mann eine Therapie und nimmt antidepresiva... Mit langsamen bis mäßigen Erfolg.
Auch ich habe aus den selben gründen wie du überlegt mich zu trennen. Oft denk ich auch evtl wer es sogar für ihn besser wen er sich nur um sich kümmern braucht.zumindest bräuchte er Dan kein schlechtes gewissen mehr haben, wen er sieht wie es mich traurig macht das unsere Ehe irgend wie nicht mehr existiert,weil nur einseitig in die Beziehung investiert wird und er es einfach nicht Schaft etwas zurück zugeben.Oft denke ich ziehen wir uns gegenseitig runter. Ich will es ihm wegen meiner Enttäuschung nicht schwerer machen.
Wir haben zu sammen zwei wunder voll Kinder, ich denke momentan ist das der Haupt Grund warum ich bleibe. Zu gross die Angst das er es macht wie seine Mutter und dan? Selbst da mit umgehen müssen die eine Sache... Aber was wäre Dan mit unseren Kindern. Was macht es mit ihnen?
Ich verstehe dich man investiert so viel von allem für diesen Menschen und es kommt kaum etwas zurück. Es ist eine sehr egoistische Krankheit.
Mein Mann und ich reden viel mit einander, das musste er erst lernen. Ich verstehe ihn besser. Aber des wegen Schaft er es auch nicht mal was zugeben.
Ich werde immer wissen was für ein toller Mensch er ist und ich werde in immer lieben. Aber manch mal denke ich liebe alleine scheint manchmal nicht zu reichen. Es ist verzwickt evtl liebt einer zu viel und der andere zu wenig. Die Seite wer mehr o weniger liebt sind da bei austauschbar.
Du bist nicht alleine
lg
toffy8077
Beiträge: 13
Registriert: 27. Mär 2017, 06:27

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von toffy8077 »

Hallo gute Fee
mir geht es so ähnlich wie dir. Auch wenn die Ausgangs Situation ein wenig anders ist.
Mein Mann ist auch seit langen depresiv und auch seine Mutter hat sich als er ein junger Erwachsener war das Leben genommen.Aller Dings macht mein Mann eine Therapie und nimmt antidepresiva... Mit langsamen bis mäßigen Erfolg.
Auch ich habe aus den selben gründen wie du überlegt mich zu trennen. Oft denk ich auch evtl wer es sogar für ihn besser wen er sich nur um sich kümmern braucht.zumindest bräuchte er Dan kein schlechtes gewissen mehr haben, wen er sieht wie es mich traurig macht das unsere Ehe irgend wie nicht mehr existiert,weil nur einseitig in die Beziehung investiert wird und er es einfach nicht Schaft etwas zurück zugeben.Oft denke ich ziehen wir uns gegenseitig runter. Ich will es ihm wegen meiner Enttäuschung nicht schwerer machen.
Wir haben zu sammen zwei wunder voll Kinder, ich denke momentan ist das der Haupt Grund warum ich bleibe. Zu gross die Angst das er es macht wie seine Mutter und dan? Selbst da mit umgehen müssen die eine Sache... Aber was wäre Dan mit unseren Kindern. Was macht es mit ihnen?
Ich verstehe dich man investiert so viel von allem für diesen Menschen und es kommt kaum etwas zurück. Es ist eine sehr egoistische Krankheit.
Mein Mann und ich reden viel mit einander, das musste er erst lernen. Ich verstehe ihn besser. Aber des wegen Schaft er es auch nicht mal was zugeben.
Ich werde immer wissen was für ein toller Mensch er ist und ich werde in immer lieben. Aber manch mal denke ich liebe alleine scheint manchmal nicht zu reichen. Es ist verzwickt evtl liebt einer zu viel und der andere zu wenig. Die Seite wer mehr o weniger liebt sind da bei austauschbar.
Du bist nicht alleine
lg
Gute Fee
Beiträge: 19
Registriert: 27. Mär 2017, 14:47

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von Gute Fee »

Ich danke Euch für Eure Antworten. Ich war emotional am Wochenende schon ganz aus der Sache raus. Und da sich mein Freund so gut wie gar nicht gemeldet hat, dachte ich, vielleicht kann man die Sache dann einfach so auslaufen lassen. Und dann kam der "Rückfall". Wir waren eigentlich am Samstag Abend bei mir zum Essen verabredet. Ich habe liebevoll gekocht und den Tisch gedeckt. Er ist einfach nicht aufgekreuzt. Meine Anrufe und Nachrichten hat er nicht beantwortet. Ich habe dann irgendwann beschlossen, dass es spaßlos ist, alleine zu essen, die Sachen alle eingepackt und bin zu ihm gefahren. Er meinte er sei eingeschlafen, was ihn daran gehindert hat, ans Telefon zu gehen. Er meinte dann er bräuchte noch Milch. Ich werfe einen Blick in den Kühlschrank, der komplett leer ist. Ich ziehe ihn in de Rewe, der bis 22 Uhr auf ist und kaufe für ihn Basics ein. Wir essen zusammen. Wir setzen uns vor die Glotze, haben Sex (ach, oh Wunder) und er schickt mich dann heim, weil er meint er würde alleine besser schlafen. Ich bin dann um zwei zuhause. Am nächsten Tag schrieb er er wolle bei mir abends vorbeikommen und mir mit einer IT-Sache helfen. Das hat er dann im laufe des Tages wohl vergessen. Gestern war er dann trübsalblasend bei mir und hatte es aber nach dem Essen verdammt eilig, wieder nach Hause zu fahren. Wir haben vorher noch einmal eingehender über seine Probleme geredet. Und heute bin ich selbst wieder depressiv verstimmt. Ich liebe ihn, habe Mitleid mit ihm, wünsche mir, dass es ihm besser geht, aber irgendwie ist er wie eine Bleikugel an meinen Beinen. Eine Spaß- und Lebensbremse. Vielleicht besteht der Konflikt für den Partner des Depressiven darin, dass wir gemeinhin einen Grund suchen, um uns zu trennen, und dieser Grund in einem verantwortlichen Verhalten des anderen liegen muss. Wir trennen uns von jemandem, weil er böse ist.
Lærke
Beiträge: 138
Registriert: 16. Jan 2014, 21:51

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von Lærke »

Fee, Du hast einen Grund Dich zu trennen und der Grund liegt in einem verantwortlichen Verhalten Deines Partners.

Dein Partner verhält sich Dir gegenüber respektlos. Keine Depression der Welt kann rechtfertigen, dass er die Verabredung zum Essen noch nicht einmal abgesagt hat (wozu man heutzutage ja keinen Boten in der Postkutsche mehr losschicken muss) und dann noch nicht einmal erreichbar ist und Du Dich noch fragen kannst, ob er eigentlich noch lebt.
Der Rest des Tages ist ebenso von Respektlosigkeit Dir gegenüber geprägt.

Die interessante Frage ist doch: was hat es mit Dir zu tun, dass Du Dich an einen Mann bindest, der Dich so behandelt?

Lærke
Gute Fee
Beiträge: 19
Registriert: 27. Mär 2017, 14:47

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von Gute Fee »

Tja, das ist eine gute Frage. Anfangs war ja alles noch super. Er war von Hormonen high. Und dann kamen allmählich die Anzeichen durch, und es wurde nur immer schlimmer. Ich habe glaube ich immer gehofft, er würde da wieder rauskommen. Und nun bin ich an dem Punkt angekommen, wo glasklar ist: Das ändert sich nicht.

Ja, er ist ein sehr attraktiver Mann. Ja, er kann unterhaltsam und lustig sein. Aber seit fast einem Jahr ist er einfach nur depressiv und nutzlos. Wir haben kein gemeinsames Leben. Es gibt keinen Lichtblick. Er engagiert sich nicht.

Ich wollte mich vor einem halben Jahr schon trennen und war bei einem Therapeuten, um zu klären, was da eigentlich abläuft. Der Therapeut warf mir vor, empathielos zu sein. Mein Freund sei ja evident schwer depressiv, und da bräuchte man den Partner. Daraufhin hatte ich mit meinem Freund ein Gespräch. Er öffnete sich. Es schien erst einmal besser zu werden. Und nun sind wir an diesem absoluten Tiefpunkt angekommen. Es ist zum Heulen. Ich denke ich hatte zuletzt noch Gewissensbisse, ihn so sitzenzulassen. Ich habe ihm gegenüber noch Loyalität empfunden. Hatte Mitleid. Aber es ist so drastisch, dass ich einfach nur mich selbst retten muss, egal, was mit ihm los ist.
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Gewissenskonflikt - gehen oder bleiben?

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Gute Fee,

eins verstehe ich nicht, du schreibst

DU BIST MIT "DER SACHE" DURCH, trotzdem

kochst du für ihn
bist enttäuscht, dass er das Treffen zum Essen nicht einhält
fährst mit dem Essen zu ihm
Und hast sogar Sex mit ihm

UND DAS ALLES, OBWOHL DU DOCH DURCH BIST?

Sorry, dass kann ich dir nicht wirklich abnehmen.
Bist du wirklich ehrlich zu dir (und zu uns)?

Grüße

Luna
Antworten