Rückfall?

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bibo
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Registriert: 13. Jan 2012, 10:54

Rückfall?

Beitrag von bibo »

Hallo liebe Forianer,

ich weiß, ich habe schon lange nicht mehr hier im Forum geschrieben.
Es ging mir schon länger sehr gut und ich habe mich ehrlicherweise nicht sehr um das Thema Depression gekümmert.
Ein Jahr lang war ich bis auf kleinere, sehr kurze Tiefs (eher Schwankungen) stabil.
Ich war gut medikamentös eingestellt, konnte wieder arbeiten und auch sonst mein Leben genießen. In einer Psychotherapie habe ich schon vor Jahren viele hilfreiche Dinge an die Hand bekommen, die auch gut umsetzen kann.
Trotzdem habe ich jetzt einen Rückfall bekommen! Ich bin darüber traurig und mache mir viele Sorgen, ob ich es wieder in den Griff bekomme. Medikamentös wurde schon viel ausprobiert, auch mehrere Antidepressiva kombiniert. Ich muss schon seit Jahrzehnten Medikamente nehmen, da ich schon viele Rezidive hatte.
Hat jemand vielleicht eine ähnliche Geschichte? Oder mag so etwas schreiben?

Viele Grüße bibo
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Rückfall?

Beitrag von Katerle »

Hallo bibo, leider lassen sich Rückfälle nicht ganz vermeiden, auch wenn man schon einiges für sich umsetzen kann durch PT und verständlich, dass dies auch traurig macht. Kann deine Sorge da auch gut nachvollziehen, ob du es wieder in den Griff bekommen wirst.
Was für mich dann hilfreich ist, mich daran zu erinnern, was mir geholfen hatte, dass es mir wieder besser ging. Ansonsten versuche ich mich zu fragen, was dazu geführt hatte, dass es wieder schlechter ging, damit ich zukünftig von Rückfällen besser verschont bleibe.

Ich bin nun auch schon länger medikamentös eingestellt, bin aber nicht mehr arbeitsfähig und wenn zum Beispiel meine Kinder da sind und mein Enkel, strengt mich das auch ganz schön an. Freue mich immer sehr, wenn sie da sind, dennoch ging es mir danach immer ziemlich schlecht. Bis jetzt hatte ich es auch immer wieder geschafft, da allein rauszukommen.

In ein paar Wochen kommen meine Lieben wieder zu Besuch und diesmal für eine Woche und ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe Angst, dass es mir danach erneut schlechter geht, mag nicht daran denken. Auch wenn ich mir vorgenommen habe, mich zwischendurch etwas zu schonen, was ja auch nicht so einfach ist, wenn Besuch da ist. Ich überlege schon, wie ich meinen Kindern das klarmache, damit es mir nicht zuviel wird, ohne sie vor den Kopf zu stoßen. Denn man siehts mir auch nicht so an, wenn meine Grenze erreicht ist. Möchte ich ja gerne, dass wir uns weiter sehen und in unsere Arme schließen können und meinen kleinen Enkel geniessen.

Liebe Grüße
Katerle
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Rückfall?

Beitrag von Bittchen »

Hallo liebe Bibo,liebe Katerle,

diese Angst begleitet mich auch immer,wann ist es zuviel,wie viel kann ich mir zumuten?
Wenn man noch arbeitet ist ja noch viel mehr Belastung da.
Akzeptieren,dass ich nicht so leistungsfähig bin war bei mir die Lösung.
Bis dahin ist es ein langer Weg.
Bei mir habe viele private Sorgen und Verletzungen zu ständigen neuen Krisen geführt.
Auch heute noch, bin ich vor Krisen nicht gefeit,aber ich gehe anders damit um und nehme mich sofort zurück.
Einen schweren Rückfall hatte ich vor gut 2 Jahren,da habe ich aufgehört zu rauchen.
Das hat auch eine Verlustsituation bei mir ausgelöst.
Dann war ich in einer Reha und so langsam ging es besser.
Heute war die Entscheidung ohne körperliche Sucht zu leben sehr gut.
Auch achte ich auf genug Bewegung und gesunde Ernährung.
Meine Pausen halte ich ein,wenn ich müde werde ,ruhe ich mich sofort aus,auch mitten in einer Aufgabe.
Mein Perfektionismus und immer das Letze zu geben,hat mir oft im Weg gestanden.
Auch immer nach Außen stark sein und ja keine Schwäche zeigen war kontraproduktiv.
Meine Familie weiß sehr gut mittlerweile,das nicht immer Alles geht.
Meine Berliner Tochter kommt bald 8 Tage mit ihrem Freund,sie wohnen dann in der Wohnung unserer Jüngsten und die ist in dieser Zeit hier.
Unsere Tochter feiert hier ihren 40 Geburtstag,weil eine lange Planung in Berlin zu feiern wäre bei meinen Schwankungen zu unsicher.
Sie hat ein schönes Waldlokal ausgesucht und wir können da auch in schöner Landschaft mal um den Teich laufen,sehr idyllisch.
Sie will dann in Berlin ihre Freunde auch noch einladen.
Den 40.Geb unserer ältesten Tochter ,vor fast 2 Jahren ,konnte ich nicht mit feiern,mir ging es zu schlecht.
Mein Mann blieb auch wegen mir zu Hause und unsere Jüngste war noch sehr krank.
Das hat mir und unsere Ältesten sehr weh getan,denn es war eine richtig große tolle Feier mit grillen und Musik,viele Freunde kannten wir gut.
Aber wir haben uns ausgesprochen und wir machen es jetzt hoffentlich richtig.
Wir haben genug Platz,aber mich, auf einen für mich Fremden einrichten, würde mich überfordern und verunsichern.
Dann wäre ich sehr damit beschäftigt ,alles zum Wohlbefinden der Zwei zu tun und würde zu viel machen.
Das geht oft nach hinten los.
Im Moment geht es mir gut,das versuche ich so gut wie es geht zu erhalten,eine Garantie gibt es nicht,aber ich spreche ehrlich über mein Befinden.
Meine Familie arrangiert sich mit meiner Krankheit und das hilft mir auch.
Hätte ich eine körperlich schwere Erkrankung müsste das auch so sein.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Rückfall?

Beitrag von Katerle »

Ja bittchen, auch ich musste es lernen zu akzeptieren das ich nicht mehr so leistungsfähig war und auch heute nicht mehr so belastbar bin. Was für mich anfangs auch nicht so einfach war. Schlimmer war jedoch für mich von einigen aus meinem Umfeld als dumm und faul abgestempelt zu werden, obwohl ich in Zeiten von Krankheit viel allein auf mich gestellt war und dabei auch die hauptverantwortung für meine Kinder hatte.
Denke meine Kinder verstehen das, wenn ich ihnen sage, dass ich mal ne pause brauche wenn der kleine Schatz da ist. LG. Sorry wegen der Rechtschreibfehler. Katerle
bibo
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Registriert: 13. Jan 2012, 10:54

Re: Rückfall?

Beitrag von bibo »

Liebe Katerle, liebe bittchen! :)

Ich danke euch für eure lieben und aufschlussreichen Zeilen.
Es tut mir gut, mich mit in der selben Sache erfahrenen Menschen auszutauschen.
Immer wieder strauchle ich und erschrecke mich, dass ich nicht so belastbar bin.
Dabei habe ich ja nun mehr als genug Zeit gehabt über meine Erkrankung nachzudenken ;)

Wenn es mir gut geht, möchte ich einfach leben und vergesse dann doch hin- und wieder, dass ich krank bin.
Es ist außerdem wirklich schwer viel an sich selber zu denken, da ich verheiratet bin und mittlerweile 2 erwachsene Kinder habe. Ich habe viel dazu gelernt, trotzdem kommt es immer wieder zu Situationen in denen ich an meine Grenzen komme.

Häufig gehe ich einfach fröhlich meiner Wege und merke erst danach, dass es zu viel ist.
Es gibt natürlich auch Menschen, die mich gerne in Watte packen möchten, aber das möchte ich auch nicht. Ich möchte mein eigener Chef sein. OK, ich sollte dann hin und wieder doch daran denken, dass ich eigentlich krank bin und auch bei noch so guter Laune und Gefallen an der jeweiligen Situation mehr Ruhe einfordern.
Ich bin nun relativ wenig ängstlich und nehme gerne Herausforderungen an, das macht es zum Teil vielleicht schwer.
Ihr seht schon, ich lerne natürlich nicht aus.
Ich bin gerade krank geschrieben, was wohl auch richtig ist. Trotzdem kommen dann Gedanken an Krankenkasse, Arbeitgeber etc. hoch. Mein Krankengeld ist durch die lange Erkrankung vor 1,5 Jahren ausgeschöpft und irgendwie bin ich genervt von den immer wieder kehrenden Fehlzeiten. Naja, ich mache es ja nicht mit Absicht. ;)

Katerle, ich wünsche dir viele schöne Momente mit deinen Enkeln. Familie ist das Wichtigste.

bittchen, ich lese aus deinen Zeilen, dass du gut mit dir umgehst. Da kann ich noch eine Menge lernen.


Ich wünsche euch einen schönen Tag. Ich hänge leider durch, versuche aber das zu akzeptieren.

Viele liebe Grüße bibo
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Rückfall?

Beitrag von Katerle »

Hallo liebe bibo,
Danke dir.

Und genau da liegt die Gefahr. Wenn es einen wieder besser geht das zu vergessen was gutgetan hatte. Und wenn man Familie hat kommt man auch schnell an seine Grenzen. Also ich versuche schon mich nicht zu überfordern aber manchmal kommt man halt in solche Situationen als es mir zu. B.nach Weihnachten wieder schlecht ging, da hatte ich mir auch erstmal wieder Ruhe verordnete, meine Entspannung gemacht und mit spazieren gehen angefangen und dann wurde es wieder besser. Und jetzt geht es mir auch wieder besser was mich sehr freut.

Klar das du dir Gedanken machst wegen Arbeitgeber und Krankenkasse. Wünsche dir das es bald wieder besser geht bei dir.wichtig ist eben auch auf seine Bedürfnisse zu achten wenn man Familie hat und seine Verpflichtungen mal verringert.

Vlg katerle
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Rückfall?

Beitrag von Katerle »

Wollte noch schreiben, dass zwar ein Rückfall vielleicht nicht zu vermeiden geht, doch es könnte ja weniger schlimm auftreten bzw. Weniger sein, denn im Prinzip weiß man ja inzwischen was einen schon geholfen hatte, um da wieder rausbekommen. LG
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Rückfall?

Beitrag von Bittchen »

Liebe bibo,

danke für deine lobenden Zeilen.
Ich versuche gut mit mir umzugehen,ja ,
das ist wahr.
Trotzdem habe ich auch schlechte Zeiten,das Leben wirft mir immer mal einen Stein zwischen die Beine und dann bin ich schnell überfordert.
Das ist ja bei anderen Menschen auch so,nur wir sind durch unsere depressive Störung empfindsamer.
Heute wird ein guter Tag ist meine Devise im Moment.
Mit Depressionen leben zu lernen ist ein langer Weg,aber es steht nicht in Stein gemeißelt,dass wir für immer unter der Krankheit leiden werden.
Darum dürfen wir nie die Hoffnung verlieren,es gibt immer wieder auch gute Zeiten.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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