Depression + Parkinson + Dystonie...

[Wally]

Hallo zusammen,
bis vor ca. einem Jahr wusste ich - wahrscheinlich wie die meisten "Gesunden"- nicht, was eine Depression wirklich ist. Jetzt bin ich schlauer Nachdem ich das letzte Jahr ziemlich "durchgeheult" habe, habe ich in der Reha (neurologisch) auf eigenen Wunsch Venlafaxin bekommen und konnte endlich wieder ohne tägliche Tränen und schwarze Gedanken leben. Eigentlich war ich immer positiv eingestellt und liebe z.B. Sport. Leider wird Sport durch mein Parkinson + Dystonie Problem immer schwieriger und ohne Sport kommt die Depri wieder mehr durch. Da wird mein Optimismus immer weniger..
Haltet wenigstens ihr die Ohren steif,
Frustrierte Grüße
Wally

[timmie2002]

hallo wally und herzlich willkommen im forum. schön, dass du dich traust zu schreiben und danke für's ohren-steif-halten. das versuchen wir hier wohl alle, mal mehr und mal weniger erfolgreich.
wenn man merkt, dass die depri wieder kommt oder wieder stärker wird, rutscht man auch schnell in die hoffnungslosigkeit. mit mehrfacherkrankung zurecht zu kommen ist sicher auch ein riesenpäckchen mehr.

ich wünsche dir sehr, dass du deine frustration schritt für schritt überwinden kannst. und sicher kommmen auch für dich wieder bessere tage. mir hilft es immer sehr, daran fest zu glauben, wenn ich in einem tief bin.

und vielleicht kann dir das forum ein wenig helfen, z.b. trost zu finden.

mit den besten wünschen
final

[Bittchen]

Liebe Wally ,

dich hat es ja hart getroffen ,das tut mir sehr leid.
Wenn du Sport so liebst,versuche es doch mal mit schwingen auf dem Trampolin,da habe ich schon gehört,dass das bei Parkinson sehr hilfreich sein soll,bei Depressionen sowieso.
Das fiel mir spontan ein, wie ich von dir gelesen habe.
Seit ich auf dem Belicon(You Tube) meine Übungen mache, geht es mir besser,natürlich nur eine Maßnahme unter vielen.
Morgens schon flotte Musik und Bewegung geht wieder,aber erst seit ich besser drauf bin, ich genieße das.
Bespreche das doch mal mit deinem Arzt.
Alles Gute für dich und hier einen guten Austausch,auch hier schreiben und lesen kann dir gut tun.
Du bist zumindest hier, mit deinen seelischen Problemen, nicht alleine.

Liebe Grüße Bittchen

[Wally]

Liebe timmie2002 und Bittchen,

vielen Dank für eure tröstenden Worte. Leider habe ich oft das Gefühl, immer wenn ich dabei bin, mich selber aus dem Sumpf zu ziehen, rutscht der Boden wieder unter mir weg. Bittchen, du wirst lachen, aber genau das mit dem Trampolin habe ich vor ca. 1 Woche erst probiert. Gegen Parkinson (und Depri) wäre das sicher hilfreich, aber wie ich in der Überschrift erwähnt habe, plagt mich auch noch eine Dystonie, und zwar am Fuß Deshalb kann ich nicht mehr radfahren (HEUL), öfters nicht mal laufen, d.h ich eier/torkel (nochmal HEUL) und wenn es ganz schlimm ist, nicht mal mehr Auto fahren (großes HEUL), da es natürlich den rechten Fuß betrifft. Daher war das auf dem Trampolin auch ziemlich wacklig. Dystonie heißt, der Fuss macht was er will, nicht was ich will. Was momentan noch geht ist z.B. Volleyball und Dehn-/Entspannungsübungen. Da ich aber bis vor ca. 3 Jahren noch semiprofessionell radgefahren bin, ist das alles pillepalle
Und wenn mal wieder an einem Tag gar nichts geht und ich merke wie es schlechter wird, packt mich auch wieder voll die Depression. Gar nicht so einfach, da noch viel Positives im Leben zu finden...

[Bittchen]

Liebe Wally,

gib dir Zeit diese Diagnosen zu verkraften.
Das stelle ich mir sehr schwer vor,aber es kann jeden treffen und du kannst nur das Beste für dich daraus machen.
Mobil bleiben ist da ganz wichtig.
Hast du Unterstützung oder lebst du alleine?

Alles Gute für dich

Bittchen

[Wally]

Hallo Bittchen,
heute abend habe ich mich mit einer Freundin getroffen, die ich seit ca. 15 Jahren nicht gesehen hatte. Wir haben uns nett unterhalten und ausgetauscht. Aber dann hat es mich auf dem Heimweg übel gepackt wie schon lange nicht mehr. Habe nur mit den Tränen gekämpft...

Ich bin verheiratet, aber mein Mann versteht das alles nicht wirklich. Er leidet aber mit, da wir bis vor wenigen Jahren den Sport zusammen gemacht haben und er eben jetzt alleine z.B. Rad fahren muss. Du hast Recht, man muss das Leben nehmen wie es kommt und versuchen das Beste daraus zu machen.
Ich versuche ja auch die Ohren steif zu halten !
Dir auch alles Gute und halte durch.
Gruß, Wally

[Bittchen]

Liebe Wally,

mir bleibt gar nicht anderes übrig,als die Ohren steif zu halten,da ich schon lange an einer rezidivierenden Depression erkrankt bin.
Im Moment geht es mir gut,das genieße ich.

Was ich aber weiß ist,das bei Parkinson oft Depressionen auftreten,da hoffe ich für dich,dass es noch mehr Maßnahmen gibt ,die dir dein Facharzt erläutern kann.

Alles Gute und gebe bitte nicht auf,dein Leben so gut wie es noch geht zu gestalten.
Das Treffen mit der Freundin war schon gut,natürlich kommt dann auch Trauer hoch,über das was mal war,das steht dir aber auch zu.
Es reagiert doch Niemand lustig,wenn er mit schweren Krankheiten zu kämpfen hat.
Dein Mann wird dich hoffentlich unterstützen,mit leiden ist da nicht so gut.
Er sollte eher für dich stark sein,dich so oft es geht begleiten ,aber auch im vertretbarem Maß seinen Hobbys nach gehen.

Liebe Grüße Bittchen

[Wally]

Liebe Bittchen,
wie bekommst du deine Depression in den Griff ? Nimmst du dauerhaft AD ? Heute geht es mir wieder etwas besser als gestern, aber ich spüre, daß die Wirkung des AD nicht mehr so stark wie am Anfang ist. Vermutlich sollte ich die Dosis erhöhen, habe aber erst wieder in drei Wochen einen Termin beim Neurologen.
Was war bei dir die Ursache ? Oder kam das einfach so ? Meistens gibt es ja wohl keinen wirklichen Grund, wie bei jeder Krankheit eben. Wobei ich glaube, dass die Vergangenheit eine Rolle spielt Da habe ich wohl schon einige "Leichen im Keller"
Ein schönes Wochenende an dich und alle die das lesen !
Bis bald
Wally

[Bittchen]

Liebe Wally,

ich habe die Depression nicht im Griff,aber ich versuche so zu leben,dass die Abstürze nicht mehr so tief sind.
Seit meine Jugend habe ich depressive Phasen,aber einen schweren Zusammenbruch hatte ich erst vor 12 Jahren,da gab es Auslöser dafür.
Ads nehme ich schon fast 30 Jahre, immer mal mehr oder weniger,kommt darauf an wie ich es brauche und mich fühle.
Akutklinik,Reha,ambulante Therapie,da habe ich die ganze Palette durch.
Die Depression ist bei mir als chronisch diagnostiziert worden.
Aber im Moment geht es mir gut und ich habe mein Ad reduziert,aber ich setze noch nicht ganz ab..
In Behandlung bin ich immer ,jetzt werde ich ab Mai noch mal eine ambulante Therapie machen.
Das wurde mir nach der psychosomatischen Reha letztes Jahr empfohlen.
Liebe Wally,wir haben alle unsere Leichen im Keller,oft sogar unbewusst.
Da kann eine Therapie gut helfen,aber unser Leben können wir immer nur nach unseren Möglichkeiten gestalten.
In dem alten Bestseller "Sorge dich nicht ,lebe steht,gibt dir das Leben eine Zitrone,mache Limonade daraus."
Diese Positiven Gedanken kann ich gut nutzen,wenn es mir besser geht.
In einer Krise denke ich oft unrealistisch und negativ,aber das ist auch ein Symptom der Krankheit.
Da habe ich schon viel lernen dürfen in der Kognitiven Verhaltenstherapie.
Dir wünsche ich auch ein schönes Wochenende,es soll ja wieder kalt werden und regnen,da
stehe ich ja nicht so drauf.
Das Wetter ist eine Sache ,die wir nicht ändern können ,aber unser Denken und Verhalten schon,das gibt mir oft Hoffnung.

Liebe Grüße Bittchen

[Wally]

Liebe Bittchen,
du bist aber auch früh auf...oder noch ?
Und, wow, 30 Jahre ADs...da hast du ja echt eine Menge Erfahrung. Und ich dachte, ich könne das Zeug in ein paar Wochen/Monaten wieder absetzen. Naja, mal sehen, was mein Psychologe/Neurologe dazu sagt. Bisher habe ich noch keine Therapie o.ä. gemacht. Wie war das bei dir ? Hast du sofort nach der Diagnose eine Therapie begonnen ? Und wie oder wer hat dich in die Klinik geschickt ? Zur Zeit habe ich gehäuft Albträume (die ich nicht im Detail erzählen will, sonst sperrt die Moderation ), aber ich vermute, daß das mit einem Nachlassen der AD Wirkung zu tun hat.
Das tolle bei mir ist (Ironie an) daß ich es mir aussuchen kann, welche Krankheit gerade am meisten nervt (Ironie aus).
Aber man merkt, daß du schon Erfahrung hast, dich auch selber wieder am Schlafittchen raus zuziehen. Das muss ich erst noch lernen, vielleicht auch mal in einer Therapie.
Mal sehen, wie es weitergeht.

[Pummelchen]

Hallo Wally,


du hast es ja sicherlich nicht einfach mit 3 Diagnosen. Das tut mir echt leid!!! Bittchen hat ja schon viel hilfreiches geschrieben. Ich leide auch schon seit meiner Kindheit an Depressionen. Es war ein sehr langer Weg der Erkenntnis, bis ich mir eingestanden habe das ich Depressionen habe und es einigermaßen akzeptiert habe. Ich nehme seit 2006 ein Antidepressiva, zuvor hatte ich alles mögliche ausprobiert pflanzliches z.B. Johanniskraut.... Psychotherapie. Ich hatte einfach furchtbar Angst ein AD einzunehmen vor den Nebenwirkungen oder Veränderungen an meinem Verhalten..... Ich muss im nachhinein sagen mir wäre viel erspart geblieben an wirklich schlimmen Phasen wenn ich mich hätte früher dazu entschlossen.
Ich war auch mal auf einer psychosomatischen Reha, das war auch eine gute Unterstützung.
Die Einschränkung für dich mit dem Sport ist sehr nervig das kann ich mir gut vorstellen. Ich denke für unsere Männer ist es auch schwierig die Krankheit Depression zu verstehen. So richtig nachfühlen kann es wirklich nur derjenige wo selber betroffen ist. Ich hoffe sehr dein Mann ermutigt und unterstützt dich so gut er kann. Es ist auch überhaupt nicht gesagt das deine Depression nicht wieder plötzlich verschwindet. Ich kenne wirklich Menschen die nach 1/2 Jahr ihr AD wieder absetzen konnten und stabil blieben. Du hast ja durch deine Erkrankung Parkinson einiges zu verkraften und zu verarbeiten, aber es gibt immer einen Weg und Hilfe damit einigermaßen klar zu kommen. Ich wünsche dir von ganzem Herzen gute Besserung und ganz viel Kraft!!!! Liebe Grüße Pummelchen

[Wally]

Hallo Pummelchen,
dir auch vielen Dank für die aufbauenden Worte. Wie du auch richtig schreibst, niemand der nicht selbst mal eine echte Depression hat/hatte, weiß wirklich wie das ist. Aber das ist ja im Prinzip mit allen Krankheiten so. Als Kind schon an Depressionen zu leiden ist auch hart. Zumal es in dem Alter sicher keiner glaubt.
Eigentlich dachte ich auch, bei mir kommt die Depri durch Parki, aber vor kurzem habe ich ein altes Tagebuch von mir wieder entdeckt und da schreibe ich (mit ca. 18 J.) dass ich mir wünsche nie auf die Welt gekommen zu sein etc. Also vermutlich war das auch schon eine Depression (?) War mir allerdings nie wirklich bewusst, auch wenn ich mich damals mal am Oberarm ziemlich verletzt habe (die Narbe bereue ich jeden Tag).
Danach habe ich mich allerdings wieder gefangen und mein Leben gut gemeistert. Bis letztes Jahr....da kam einiges zusammen (Vater Tod, Stress im Büro, Parkinson-Diagnose etc.), da wurde ich zugegebenermaßen etwas dünnhäutig, was sich dann eben zu einer Depression entwickelt hat.
Aber wie du auch schreibst, ich bin froh, daß es ADs gibt. Dadurch bin ich jetzt einigermaßen stabil und gehe auch wieder arbeiten.
Halt die Ohren steif,
herzliche Grüße
Wally

[Bittchen]

Liebe Wally,liebe Mitleser,

ja,heute war ich früh auf,ich konnte nicht schlafen.
Trotzdem hatte ich einen guten Tag.
Schon seit meiner Jugend lebe ich mit den Einschränkungen,früher wurde da nicht viel behandelt.
Erst in den letzten 20 Jahren,so ist meine Erfahrung,ist das Thema Depression immer mal in der Diskussion.
Klinik,Therapie und Reha habe ich die letzten 12 Jahre gehabt,erst nachdem nichts mehr ging.
Vorher wurde ich immer nur mit Ads behandelt,heute halte ich das für einen ärztlichen Kunstfehler.
Eine Therapie ist nach meiner Meinung genauso wichtig ,wie Medikamente.
Medikamente sind nur Krücken um wieder laufen zu lernen,irgendwann sollte man sie weg legen können.
Gelingt leider nicht immer,aber so dramatisch sehe ich das auch nicht.
Die Schilddrüsenhormone nehme ich ja auch täglich,wenn ich sie ausschleichen würde,muss man ja auch da,kann es mir auch sehr viel schlechter gehen.
Die Therapie gibt mir Werkzeuge an die Hand,mir auch mal selbst zu helfen und bei einer erneuten Krise gegen steuern zu können.
Dünnhäutig bin ich auch ,wenn es mir schlecht geht ganz besonders..
Es ist ja nicht unbedingt was Schlechtes,wenn man etwas empfindlicher ist.
Du hattest ja wirklich viel zu verkraften,das macht nicht gerade fröhlich.
Du arbeitest wieder,es sollte dir aber Spaß machen und kein Zwang sein.
Nur zur Arbeit hin schleppen, tut dir auch nicht gut,aber es kann dir Struktur geben und den Beruf aufgeben ist nochmal eine Herausforderung,die an mir nicht so spurlos vorüber ging.
Du wirst selber spüren,wenn es zuviel wird und die Bremse ziehen musst.
Jetzt schaue ich noch etwas TV und dann werde ich bestimmt wieder ganz gut schlafen.

Noch einen schönen Abend und einen erholsamen Sonntag.
Liebe Grüße Bittchen

[Wally]

Liebe Bittchen,
dir auch eine hoffentlich erholsame schlafreiche Nacht !
Bis demnächst,
Grüße
Wally