antriebslosigkeit

Bittchen
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von Bittchen »

Liebe Knalltüte ,

deinen Bericht hätte ich auch schreiben können.
Mit Faulheit hat das nichts zu tun.
Dir geht es besser,aber es funktioniert noch nicht so wie du dir das wünscht.
Habe Geduld,auch das Selbstverständliche kommt wieder,bei mir ist das immer schwankend,aber ich bin dankbar über das was HEUTE wieder geht.
Wenn ich schwächer und lustlos bin,lasse ich das zu,ohne mir ein schlechtes Gewissen zu machen.
Liebe Grüße Bittchen
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DracheSunwar
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von DracheSunwar »

Eine andere Art, mit der Antriebslosigkeit umzugehen, ist die "Arschtritt"-Methode nach dem Buch von Holger Senzel. Also sich ein Programm auferlegen und dies knallhart durchziehen.
Hat das schon jemand ernsthaft probiert?
(Und kann antworten, weil er/sie überlebt hat...?) Ich glaube, das kann ziemlich riskant sein; wenn man sich bis zum Äußersten treibt und das nicht durchhält, droht der totale Absturz; oder?
"Glaube nicht alles, was im Internet steht." (Albert Einstein)
Bittchen
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von Bittchen »

Lieber DracheSunwar,

das Buch habe ich gelesen und hat mich irgendwie frustriert.
Denn wer klinisch depressiv ist,kann so nicht handeln,das geht nicht.
Manchmal bin ich dann froh, den Weg zur Toilette zu schaffen.
Aber er hat damit viel Geld verdient und sein Leben auch sehr verändert.
Wieder eine glückliche Beziehung und noch mal ein Kind,das sind die Punkte,die ihm am Ende langfristig geholfen haben.
Auch arbeitet er nicht mehr in Kriegsgebieten,das ist ja auch sehr belastend.
In der Sendung Nachtcafe wurde er mal gefragt was ihm richtig geholfen hat,da sagte der Typ doch tatsächlich"Geld".
Na ,das hat er ja erreicht,ist aber nicht für jeden möglich.

LG Bittchen
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DracheSunwar
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von DracheSunwar »

Bittchen hat geschrieben:wer klinisch depressiv ist,kann so nicht handeln,das geht nicht.

Danke für Deine Einschätzung.
Ich denke auch, dass viel vom individuellen Schweregrad des Zustands abhängt. Bei leichtem bis mittleren Verlauf kann ich mir vorstellen, dass "dagegen ankämpfen" funktionieren kann, bei schwerem Verlauf eher nicht. Aber die Belastungsgrenze ist bei Jedem sicher auch unterschiedlich.
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katla
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von katla »

Auch ueberaus pflichtbewusste Menschen sind ja nun nicht vor Depression gefeit.
Wir denken uns also einen Menschen, der gestern noch Vollzeit gearbeitet hat, Sport trieb und den Elternabend aufsuchte. Wie kann es nach Herrn Senzels Theorie dann sein, dass so ein Mensch auf einmal von den Wogen der Depression verschlungen wird? Ein Mensch der seit eh und jeh exakt sein Programm durchzog?

Ich habe nach etlichen verheerenden Versuchen den festen Vorsatz gefasst, mich nie wieder brutal zu etwas zu zwingen. Ein gewisses Mass an Ueberwindung ist immer und ueberall notwendig - das ist viel weniger das Problem, als die Momente absoluter Unfæhigkeit zu erkennen und konsequent NICHTS zu tun. Das ist sehr, sehr schwer, wenn man nicht als Couchkartoffel veranlagt ist! Ich kann so aber ganz schlimmen Abstuerzen aus dem Wege gehen.

Ich habe Verhaltenstherapie immer als moderate "Arschhochtherapie" verstanden - also fordernd in vernuenftigem Mass, wenn der Therapeut meint, der Klient ist jetzt so weit.
Zuletzt geändert von katla am 11. Mär 2017, 20:31, insgesamt 1-mal geändert.
Bittchen
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von Bittchen »

Hallo katla,

genauso sehe ich das auch.
Immer nur so viel wie es gut geht,das kann täglich anders sein.
So halte ich es auch,im Moment geht wieder mehr,da muss ich aufpassen,damit ich nicht übermütig werde..

Liebe Grüße Bittchen
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Rav
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von Rav »

Konsequent Nichtstun?
Ich finde diesen Zustand extrem Zermürbend.
Zur Zeit bin ich auch extrem erschöpft und habe keine Energie bzw. merke nach kurzer Zeit einen Energieeinbruch.
Nur verstehen kann ich es nach wie vor nicht, wenn man auf regelmäßige Bewegung achtet, gesund isst, viel Wasser trinkt, etc.
Ich finde es frustierend wenn nichts mehr geht und es keine Erklärung dafür gibt. Das kann doch nicht alles die Psyche oder Stress sein? Und bei dem Wetter würde ich lieber wandern gehen, als kaputt auf der Couch zu hängen. Aber selbst ein kleiner spatziergang ist im Moment nicht drin. War gestern in der stadt und am Anfang ging es sogar, bis ich merkte meine Batterie ist mit einem Schlag leer gewesen.
Hilft das wirklich nur konsequentes schonen?
LG rav
katla
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von katla »

Hallo Rav,

ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen:
Schonen hilft ueberhaupt nicht in dem Sinne, dass es mir dann kurzfristig wieder besser ginge - das ist ja auch wirklich frustrierend, still zu bleiben! Es hilft mir ggf., einen furchtbaren Wutausbruch zu verhindern, der sich sofort einstellt, wenn ich versuche zur Tat zu schreiten.

Nach jahrelanger Erfahrung schenke ich mir inzwischen auch Gedanken wie "Mann, was hætte ich an diesem Sonntagnachmittag alles wegarbeiten können!" Mein Umfeld ist inzwischen derart hochangereichert mit Baustellen, da ist´s dann auch egal. (In Wirklichkeit bin ich dann aber nicht so cool wie es hier vielleicht rueberkommt.)
Zarra
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von Zarra »

Hi Rav,

ich war heute draußen (mit einer Bekannten; seit langem vereinbarter Termin, das Wetter war uns sehr hold) und es war superschön und es tat mir supergut. Drumrum ist allerdings Chaos und nichts gut; und so toll es WIRKLICH war, kann ich - anscheinend im Gegensatz zu vielen anderen - keine Energie für das andere Anstehende daraus ziehen.
(Und ich war froh, daß unsere Verabredung heute und nicht gestern war, weil ich dann erst mal gestern "abhängen" etc. konnte.)

Doch wenn es mir heute unterwegs nicht so gegangen wäre, wenn ich nach der ersten leichten Steigung am liebsten umgekehrt und in mein Bett gegangen wäre?!? Ich kenne das auch!! (Dann erscheine ich allerdings meist erst gar nicht am verabredeten Platz, sondern sage allerspätestens am Tag vorher ab bzw. mache erst gar nichts aus.) - Du kannst Deinen Körper ja nicht zwingen.
Und ja, das kann psychisch begründet sein. Am eindrücklichsten habe ich das mal bei einem Klinikaufenthalt beim Nordic Walken erlebt: Alles, was immer ging, ging plötzlich (vorübergehend) nicht mehr. - Im Alltag ist es zumindest bei mir mehr eine Kombi. Es kam auch schon mal eine Virusinfektion hinterher. O.ä. Im Prinzip ist es auch "wurscht".

Es gibt das, wo es dann auch gut ist, sich möglichst genußvoll in die Decke zu kuscheln u.ä. - Es gibt aber natürlich - siehe Threadtitel - auch die depressive Antriebslosigkeit, bei der ich mich nicht aufraffen kann rauszugehen und mich zu bewegen, "weil alles blöd ist", wenn ich das aber (allein oder, natürlich angenehmer, z.B. durch Aktivierung durch eine andere Person) hinkriege und erst mal draußen bin, geht es mir irgendwann dabei und hinterher besser.

Liebe Grüße, Zarra
Muschelsammlerin
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von Muschelsammlerin »

Ich habe auch sehr mit Antriebslosigkeit zu kämpfen, -mein Haushalt ist in keinem guten Zustand. Ich habe einen total verwilderten Garten, da habe ich seit zwei Jahren gar nichts mehr gemacht. Meine Erschöpfung und Kraftlosigkeit wird aber durch ständiges langes Schlafen z.B. ehr schlimmer....ich versuche morgens immer spätestens um halb neun aufzustehen, auch wenn ich das Gefühl habe, eine Tonne zu wiegen. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Um wenigstens das unbedingt Nötige zu schaffen, schreibe ich mir kleine To-do-Listen. Darauf stehen auch ganz kleine leichte Dinge, wie Blumen gießen oder Tisch abwischen. Wenn ich dann hinter diesen geschriebenen Aufgaben ein Häkchen machen kann, fühle ich mich gleich ein klein wenig besser. Ich habe eine Familie, die im Prinzip keine Ahnung hat, was mit mir los ist.....selbst mein Mann kann sich nicht vorstellen, wie ich mich fühle. Daher ist es schwer, sich einfach komplett der Antriebslosigkeit hinzugeben.....mein Mann macht nämlich so gut wie nichts hier im Haus und meine Kinder wohnen nicht mehr bei uns. Ich hasse es, dass alles im Haus so verkommt und es zeitweise unordentlich ist. Aber außer mir gibt es niemanden,der putzt oder wäscht. Ich zwinge mich daher oft, Arbeiten durchzuziehen. Danach falle ich oft in eine Art Erschöpfungsloch und bin stundenlang außer Gefecht.Meine Leistungsfähigkeit ist so reduziert, dass ich nur eine oder zwei Stunden am Tag aktiv sein kann. Dieser Zustand der Kraftlosigkeit ist sehr belastend und lässt mein Selbstwertgefühl in den Keller sinken.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Bittchen
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von Bittchen »

Liebe Muschelsammlerin,

dieses Gefühl kenne ich sehr gut.
Immer wieder beseitige ich nach einer Krise ganz langsam das Chaos.
Du machst es ja richtig ,immer nur die kleinen Schritte gehen,aber etwas Struktur halte ich ein.
Im Bett bleibe ich dann höchstens bis 9 Uhr und versuche dann so langsam in Gang zu kommen.
Mein Mann macht das Nötigste und sorgt für den Einkauf,auch dass ich esse und trinke.
Deine Angehörigen haben keine Ahnung ?
Verstehe ich nicht,dann würde ich ihnen sagen ,dass ich an einer Depression leide und sie können sich dann schlau machen.
Zwingen tue ich mich nicht mehr,sondern versuche das zu machen was ich gerne mache und mir gut tut.Da kannst du deine besseren zwei Stunden für nutzen.
Zarra beschreibt ja gut,wie uns die Krankheit so sehr einschränken kann.
Das du in Behandlung bist setze ich mal voraus.
Habe Geduld,es wird wieder besser,du bist nicht Schuld,dass es dir so schlecht geht.
Du bist schwer erkrankt und das solltest du akzeptieren und dir das Leben nicht noch schwerer machen,wie es im Moment schon Ist.
Bei einer anderen körperlichen Krankheit,würdest du dir da auch Selbstvorwürfe machen ?
Auch dieses herabgesetzte Selbstwertgefühl ist ein Symptom der Krankheit.
Gute Besserung und gebe die Hoffnung nicht auf,es geht auch wieder vorbei.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
knalltüte
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von knalltüte »

Hallo
Ich finde es erstaunlich wie viel Kraft ich doch irgendwie zusammenkratzen kann wenn es denn nötig ist.
Das Wochenende war sehr anstrengend, samstag Kindergeburtstag, sonntag noch mit Familie gefeiert.

Heute bin ich k.o. Bin echt froh das wieder Kindergarten ist und ich so wieder Kraft tanken kann.

Ich finde es trotzdem nach wie vor schwierig im Alltag herauszufinden wie weit kann ich gehen. Wie viel Selbstüberwindung tut mir gut und wann ist es zu viel.
Dieses Wochenende war für mich klar das es schwer wird, aber für meine Kleine nehme ich das in Kauf, immer mit der Hoffnung das ich nur ein paar tage ko bin und nicht völlig abstürze.

Wie Bittchen schon sagt, immer auch etwas Struktur einhalten, aber eben nicht zu viel. Da fällt es mir oft noch schwer das für mich richtige Maß zu finden. Vor allem mit dem Gefühl das diese Grenze sich ständig wieder verschiebt.

Wenn ich mich in einer Krise komplett der Couch hingebe, versinke ich eher noch mehr in meinem Elend. Ich brauche dann zwar mehr Pausen, aber ich muss auch aufpassen das ich nicht zu Passiv werde und dadurch die Negativ-Spirale erst recht in Gang setze. Schwierig da den richtigen Mittelweg zu finden.

Vielen Grüße
Muschelsammlerin
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Re: antriebslosigkeit

Beitrag von Muschelsammlerin »

Das stimmt, man sollte sich möglichst nicht komplett fallen lassen....ich hatte schon häufiger solche "Totalaussetzer",- meist geht es mir dann auch ehr schlechter, als wenn ich mich wenigstens zum Nötigsten aufraffe.
Meiner Familie habe ich das erst vor kurzem gesagt,das die Diagnose Depression ist.
Ich wollte es selbst ja nie akzeptieren und habe immer versucht, allein damit fertig zu werden.
Meine Kinder haben bisher so gut wie keine Reaktion gezeigt, beide haben ihre eigenen Baustellen und meine Tochter wohnt weit weg.
Mein Mann ist sehr lieb und aufmerksam, aber total hilflos.Was soll er auch machen?
Beruflich ist er sehr eingespannt und am Wochenende selbst total kaputt.
Ich war immer diejenige, die den "Laden" am Laufen gehalten hat.....nur schaffe ich das schon seit Monaten nicht mehr.....
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Rav
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Registriert: 2. Aug 2015, 18:33

Re: antriebslosigkeit

Beitrag von Rav »

Hallo zusammen,
@ Zarra
Ja kenne ich leider auch, dass so schön der Nachmittag oder das Treffen war, ich nichts davon rausziehen kann. Während des Treffens geht es (manchmal aber auch nicht) Trotzdem versuche ich so gut es geht etwas zu unternehmen, trotz antriebshemmung. Manchmal ist Sofa besser oder sinnvoller, Manchmal aber der weg Richtung depri. Deshalb hilft mir Sport. (Meine Hausärztin meint das wäre alles Bloss Ablenkung) na klar, wenn doch hilft.
LG rav
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