Wie geht ihr damit um? Leere oder halbherzige Zusagen, ...

krimi56
Beiträge: 1919
Registriert: 25. Dez 2011, 11:45

Re: Wie geht ihr damit um? Leere oder halbherzige Zusagen, .

Beitrag von krimi56 »

Liebe Mitleser,
liebe anna,

danke für deine Erklärung, den Einblick in deine Gefühle.

Ansatzweise finde ich meine Gefühle in deinen Erklärungen wieder. Nur nicht so tief, so intensiv.
Also, ich fühle ansatzweise ebenso.

Aus diesem Gefühl von verloren sein, verloren haben, habe ich die Ängste entwickelt wieder zu verlieren.
Ich verstehe da auch dein "an der Runde festhalten", nicht wieder Verlust zu erleiden.
Durch die Krankheit ist so viel verloren gegangen.

Umso mehr bin ich dagegen empfindlich geworden, wenn Floskeln in den Raum, in meinen Raum geworfen werden.

Ich aber auch Zugeständnisse mache, mich nicht wehre, wie Berta in finals Beispiel, um nicht zu verlieren. Oder mich aber zu spät wehre.

Danke!
krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
-Mara-
Beiträge: 117
Registriert: 6. Jan 2016, 04:07

Re: Wie geht ihr damit um? Leere oder halbherzige Zusagen, .

Beitrag von -Mara- »

Ist es nicht normal, Ängste zu entwickeln vor noch mehr Verlusten?
Wenn schon so viel verloren ging ...

wird es um so wichtiger, noch etwas zu bewahren.


Das Glatteis-Bild lässt mich nicht los. Es ist so treffend. Die endlosen Versuche, irgendwie, irgendwo, nochmal etwas aufzubauen, aufzurichten, in irgendeiner Richtung einen Anfang zu finden, an einer Ecke Halt zu finden .... und es rutscht in alle Richtungen weg.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Wie geht ihr damit um? Leere oder halbherzige Zusagen, .

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe krimi,liebe Mara
das Glatteisbild ist einmal die allgemeine Gefahr zu fallen,das kennt jeder und kann durch Vorsicht Schlimmeres vermeiden.
Es gibt aber auch das tückische Glatteis,verborgen und plötzlich fällt man ohne jeden Haltepunkt.

In dem unmöglichem Versuch,wieder auf die Beine zu kommen,immer wieder wegzurutschen,keiner da,der eine sichere Hand reicht----------das ist ein treffendes Bild für eine Depression.

Verluste sind schwer,falsche Freundschaften auch---weil sie den Weg versprerren,wo ich besser mit Menschen in Kontakt komme,die mir gut tun.
Immer bin ich mutig genug neue Kontakte zu knüpfen,das sind erst mal nur Verbindungspunkte mit Themen,die mich interesieren
Erst erschien es mir,ich würde mich verzetteln,aber es ist anders,nur weil ich mich so wenig kenne,mich so wenig einschätzen kann,muss ich wagen.
Loslassen fällt dann leichter,weil ich mir auch Fehlversuche eingestehe.
Ausprobieren und ins Fühlen kommen.
Halbherzig bin ich manchmal,wenn ich unsicher bin,was ich letztlich schaffen kann.
Da ist die Tagesform öfter der Bestimmer.
Eine wirkliche Freundschaft hab ich gefunden,als ich gewagt habe einen entscheidenen Schritt zu wagen,aus einer Bekanntschaft, ein regemäßiges Ritual der Begegnung zu schaffen.
Das war ein Glücksfall,den es selten gibt.

Es nicht zu wagen,aus Angst vor Verlusten,das wird weniger,wenn ich meine Erwartungshaltung begrenze.
Wie oft hab ich zu Beginn der Depression in einer Runde von Menschen gesessen,und war doch allein,weil niemand auch nur ansatzweise meine Not verstanden hätte.
Erst der Schritt,Fachärzte aufzusuchen,eine Selbsthilfegruppe zu besuchen,Erklärungen zu finden---hat mich aus dieser Not befreit-Verständnis zu bekommen.

Lange hab ich allein,oder nur unter Mitpatienten gelebt,aus diesem Kreis wegzugehen,war der wichtigste und schwerste Schritt.
Auch der andere Patient,mit einer ganz anderen Diagnose, kann nicht erwarten,dass jemand sein Leid ermessen und sein Leben damit verstehen oder begreifen kann.

Ich kann für mich die Erwartungshaltung begrenzen,meine Ziele festzulegen,mir den Rückzug leicht zu machen---------!!!
Enttäuschte Erwartungen sind Blei auf der Seele.

Kleinigkeiten wachsen zu Größen: ich verlasse das Altenheim,meine Tante ist schlecht versorgt,seit Monaten kämpfe ich erfolglos,sie ist mein Herzensmensch.
Da sitzt ein alter Mann in der Abendsonne,ich erkenne ihn im letzten Moment und wir reden über alte Zeiten------wie nah,wie wahrhaftig,wie tief seine Gedanken und wir verstehen uns mit wenigen Worten:jeder ins seinem Leid und es ist kein Klagelied.

Selten konnte ich das erleben,mein Ehrenamt hat das beflügelt. Da waren Momente so tragend,dass die tausend Versagensängste zum Fenster rausflogen.


Manchmal ist nur Glatteiswetter und ich verliere die Bodenhaftung,und bin wieder einmal nicht berechenbar.
Könnte ich nur früh genug warnen,wie der Wetterbericht,nein,da fehlen Worte und die Angst, nicht mehr ernst genommen zu werden, überwiegt.
Ausreden helfen nicht,zu oft,zu abgenutzt---wenig standhaft.
Ich bemühe mich mit allen Kräften,das ist meine wichtigste Grundhaltung.
anna54
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