Kennt ihr das? Den eigenen Gedanken zuhören

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xulix
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Registriert: 4. Sep 2013, 23:57

Kennt ihr das? Den eigenen Gedanken zuhören

Beitrag von xulix »

Kennt ihr das Gefühl, dass man gar nicht mehr denken kann und du dir nur selbst zuhörst, wie du im Kopf statt zu denken, mit anderen sprichst? Dich immer wieder erklärst oder versuchst etwas darzustellen?

Mein Kopf platzt und ich hab das Gefühl die Stimme hört gar nicht mehr auf.

Ist es schon wieder Zeit die Notbremse zu ziehen?

Meine Situation: chronische Depressionen,zwei Klinikaufenthalte in den letzten zwei Jahren, Medis usw.,EKT,Reha steht an... zwei Kids (10/8),HSP,Tochter ebenfalls in der Psychiatrie gewesen...
Zuletzt geändert von xulix am 20. Feb 2017, 20:17, insgesamt 1-mal geändert.
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Kennt ihr das? Den eigenen Gedanken zuhören

Beitrag von malu60 »

Hallo Xulix,
ich weiß nur,dass ich im Kopf manchmal Selbstgespräche führe,oder auch schon mal
geübt hab,wie sag ich was beim Arzt ect.
Auch halte ich schonmal Zwiesprache mit Thera,wenn was auf der Seele brennt.
Da daneben aber für denken Platz bleibt und ich das auch lassen kann,also steuern kann
hat mich das noch nie beunruhigt.Dann kenne ich Grübelschleifen,sehr unangenehm,
meist negativ,voller Zukunftsangst.Ja,auch Tagträume,fast kleine Theaterstückchen mit mehreren
Personen laß ich schonmal in meinem Kopf entstehen,die sind total positiv,Träume eben

Du kennst Dich,wenn es beängstigend ist und Dich fertig macht,solltest Du schnell einen ärzt.Rat
einholen.Es gibt bestimmt auch medi,s,die da helfen.Ein Klinikaufenthalt muss nicht zwingend
nötig sein,aber Hilfe schon,damit Du zur Ruhe kommen kannst.
Liebe Grüße an Dich,dass hört wieder auf,ich halt Dir die Daumen. Malu
Leben ist mehr
somebody
Beiträge: 221
Registriert: 3. Jul 2014, 10:55

Re: Kennt ihr das? Den eigenen Gedanken zuhören

Beitrag von somebody »

Hallo,
ich hatte jetzt auch an so Dinge gedacht, die malu aufzählt. Kenne diese Dinge auch. Selbstgespräche (bewusst, steuerbar), Grübeln, nur meine Tagträume (haben auch ein klein bisschen was von Theatherstücken/einem Film) sind von eher spezieller Art, meist sehr detailliert und nicht positiv, teilweise auch nicht ganz steuerbar. Hatte auch schon sich aufzwängende Gedanken, die aber Gott sei Dank nie länger blieben.
Wenn dir dein Zustand Angst macht und du das Gefühl hast, nicht aus dem Zustand heraus zu kommen, hole dir besser Hilfe. Muss ja vielleicht keine komplette "Notbremse" sein. Vielleicht helfen ja auch schon kleinere Dinge im Sinne von Gespräch mit Arzt/Therapeut und/oder Medis.

Liebe Grüße,
somebody
DieNeue
Beiträge: 5829
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Kennt ihr das? Den eigenen Gedanken zuhören

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

ich glaub, ich weiß was du meinst. Zumindest hoffe ich es, denn dann hätte ich auch mal jemandem gefunden, dem es genauso geht wie mir :-)

Ich führe auch oft in Gedanken Gespräche mit anderen Leuten. Ich diskutiere oft stundenlang in Gedanken mit Anderen rum, erkläre, sage ihnen die Meinung, rechtfertige mich für irgendwas, usw.

Oft ist es "nur" so, dass ich Leuten irgendwelche Sachen erzähle oder völlig unwichtige Dinge erkläre, irgendwelche Dinge im Haushalt... wie wenn jemand zum ersten Mal bei mir zu Besuch wäre. Z.B. "Ach, die Schüssel da im Kühlschrank...da tu ich immer das übriggebliebe Gemüse rein, das kriegen dann die Hasen. (Pseudo-Antwort: Ach, du hast Hasen?) ... ne, das sind nicht meine Hasen, die gehören meinen Nachbarn, aber ich kümmer mich auch immer wieder drum und sie kriegen meine Gemüseabfälle... blablabla"
Sowas finde ich zwar nervig, aber ich erkläre es mir damit, dass ich alleine wohne und mir der Gesprächspartner fehlt, mit dem man so im Alltag über irgendwelche stinknormalen Themen redet. Wobei es traurig ist, dass man dann irgendwann anfängt mit sich selber zu reden. :?

Dann gibt es auch so Situationen, wo ich etwas wirklich mache und ich mich in Gedanken vor irgendwem rechtfertige, obwohl es das überhaupt nicht braucht, weil derjenige nicht da ist, bzw. noch nie irgendjemand deswegen zu mir gesagt hat. Z.B. Ich steh im Supermarkt an der Kasse und ich hab mir Erdbeeren gekauft. Im Winter. Erdbeeren sind das einzige Obst, das ich problemlos essen kann, alles andere vertrage ich wegen meiner Fruchtzuckerintoleranz nicht. Deswegen sollte ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mir im Winter mal schweineteure Erdbeeren aus was weiß ich woher kaufe. Aber jedesmal hab ich im Kopf so ein Gespräch, wie wenn mich jemand blöd anreden würde und ich mich dafür rechtfertigen müsste wie z.B. "Waaaas? Sie kaufen Erdbeeren im Winter? Im Winter kauft man doch keine Erdbeeren! Wo kommen die denn her? Aaaach, aus Tunesien! Die transportiert man dann um die halbe Welt! Dass Sie sich nicht schämen!" , wo ich dann patzig zurückgebe: "Erdbeeren sind das EINZIGE Obst, das ich vertrage und deswegen ess ich die auch im WINTER!" oder "Was ich kaufe, geht Sie gar nichts an!"
Und das denke ich ohne Witz JEDES Mal, wenn ich mir Erdbeeren kaufe und an der Kasse stehe. Irgendwie krieg ich das nicht aus dem Kopf und ich denk mir, es kann doch nicht sein, dass sich ein Gedanke im Kopf sooo festsetzt. Und v.a. so ein Quatsch.

Aber es geht noch schlimmer. Das ist, wenn ich in Gedanken wirklich mit jemandem rumdiskutier, wütend werd, immer mehr diskutier, und mich reinsteiger, von einer vorgestellten Situation zur nächsten komme, wo es dann genauso so weiter geht. Ich stell mir dann vor, wie der andere irgendwas antwortet, was mich dann noch wütender macht und ich mich immer mehr und mehr reinsteiger bzw. das irgendwie alleine läuft. Allerdings habe ich auch noch nicht versucht, das ganze irgendwie zu stoppen, aber ich wüsste auch nicht wie, außer mir ständig zu sagen, dass ich aufhören soll zu diskutieren. Aber dann müsste ich ständig "dagegenreden" oder versuchen, das Thema nicht an mich ranzulassen, aber irgendwie kann ich nicht unterscheiden, was wichtig und nichtwichtig. In meinem Kopf ist alles gleichwertig.
Manchmal sind es Situationen, die es wirklich gab, die mich wütend gemacht haben. Wo ich aber nie meine Meinung gesagt hab. Ich dachte eigentlich nicht, dass ich nachtragend bin, aber anscheinend hab ich mich da geirrt ;-) Das sind tw. Sachen, die schon Jahre zurückliegen, die mir aber immer noch manchmal in den Kopf kommen. Es sind immer wieder die gleichen Leute.
Bei diesen Leuten kommt dazu, dass ich durch dieses ständige Diskutieren und sich beschimpfen sie in echt nur noch negativ sehe. Dann entwickel ich in Gedanken irgendwie erfundene Situationen, wo die Leute mich irgendwie blöd anreden und ich dann wieder explodier und anfange, denen die Meinung zu sagen. Und ich habe auch das Gefühl, mein Kopf platzt. Das ist so ätzend. Vor allem habe ich das Gefühl, ich kann die echten Leute dann wirklich nicht mehr positiv oder zumindest neutral sehen und meine Welt wird immer dunkler, weil ich alles so negativ sehe. Und ich will auch gar nicht so aggressiv sein. Nach außenhin bin ich das auch nicht.

Was ich zur Zeit extrem habe, ist, dass ich ein Gespräch mit jemandem führe, bei dem ich denke, dass er mich unbewusst von oben herab behandelt, weil er mir ständig helfen will und ich die Hilfe eigentlich nicht will. Ich will nicht ständig nur als die Kranke gesehen werden, die sich nicht selber helfen kann. Und dann hab ich im Kopf die Situation, dass ich ihm versuch zu erklären, wie er sich mir gegenüber verhält und mit mir redet und mir so das Gefühl gibt, mich nicht ernst zu nehmen und eigentlich nicht mehr mich sieht, sondern nur noch ein "Hilfsprojekt". Dann fang ich an zu erklären, er sagt was und ich flipp aus und reg mich auf, weil er genauso antwortet, dass er mir wieder das Gefühl gibt, er nimmt mich nicht ernst. Dann erklär ich weiter und er sagt wieder was und wieder regts mich so auf, weil ich mich fühl, als würde er mir nicht glauben und das, was ich ihm erzähl, geht völlig an ihm vorbei.
Das ist so ein Gedankengespräch, das mich zur Zeit extrem nervt und echt anstrengend ist.

Bei manchen Sachen, wie jetzt dem Gespräch im letzten Absatz, da hab ich das Gefühl, dass das nicht nur irgendein chaotisches gedankenwirrwarr ist, sondern da irgendwelche Mechanismen oder so reinspielen.
Ich hab die letzten Jahre einige Therapeuten und Ärzte kennengelernt, von denen mich der Großteil behandelt hat wie ein Kind und mich nicht ernst genommen hat, bzw. so seltsam reagiert hat, dass ich nicht wusste, ob ich jetzt noch alles richtig wahrnehm und die irgendwie blöd sind oder andersherum. Oft war es die Erfahrung, dass die Ärzte gemeint haben "Machen Sie XY! Dann wirds besser!" - es hat nichts gebracht - dann hieß es "Dann ist es noch nicht genug! Machen Sie noch mehr XY! - wieder nichts gebracht - "Machen Sie noch mehr XY!" - ich hab gesagt, das funktioniert nicht, es hat noch nie funktioniert - dann kam die Antwort "Sie wollen doch gar nicht!"

Und ich glaube, gerade dieses nicht-ernst-nehmen hat schon Spuren hinterlassen. Mittlerweile fühle ich mich extrem schnell angegriffen, v.a. wenn mich jemand etwas fragt. Dann denk ich sofort, derjenige traut mir nichts zu, vertraut mir nicht, hält mich für zu blöd usw. und dann werd ich schnell gereizt.

Und bei dem Gespräch oben (das ich in echt wirklich mal noch führen sollte :? ) muss ich genau das erklären. Aber ich weiß nicht genau, wie. Ich weiß, dass mich bestimmte verhaltensweisen oder Sätze oder die Art zu reden triggert, aber ich weiß nicht, wie ich das jemandem verklickern soll. Da versuch ich immer noch bei dem Gedankengespräch bisschen hinzuhören, was der "Andere" sagt und worauf ich dann so extrem patzig antworte. Das komische ist, ich krieg das nicht zu fassen, was der andere sagt. Anscheinend ist das mehr ein Gefühl oder etwas nur grob gedachtes, was der Andere sagt, weil ich könnte da keinen konkreten Satz wiedergaben. Sprich, ich weiß auch nicht genau, was mich so aufregt. (aber genau das sollte ich dem anderen dann in echt erklären...)

So... ich hoffe, du findest dich in meinem Geschreibsel ein bisschen wieder?! Ich habs einfach so spontan runtergeschrieben... hoffe, ich bin nicht vom Thema abgekommen.
Ich bin genauso ratlos wie du, wie man das wieder loswird. Manchmal würde ich gerne meinen Kopf einfach austauschen oder ein paar Gehirnwindungen rausschrauben, damit mein Kopf wieder leichter wird.

Ich hab mir schon gedacht, dass es praktisch wäre, wenn man solche Gespräche aufzeichnen könnte. (zum MItschreiben denke ich viel zu schnell...) Dann könnte man sie analysieren, was man sich da den ganzen Tag so erzählt. Ich habe das Gefühl, es ist immer wieder das gleiche. (wie z.B. bei den Erdbeeren, aber genauso wie bei dem beispiel mit den Hasen, - immer wieder das gleiche. Kaum komm ich mit den Erdbeeren an die Kasse...zack!" Waaas? Sie kaufen Eeeerdbeeeren? Im Winteeeer?", kaum seh ich die Schüssel für die Hasen "Ach, das ist die Schüssel für die Hasen..." - vielleicht ist das schon konditioniert?!? :? ) Bei den unwichtigen Sachen wie den Hasen usw. hab ich das Gefühl, die Gedanken gehen aus dem Kopf, wenn man es wirklich mal jemandem erzählt hat. (Also braucht man einen, der sich mal die ganzen banalen Sachen anhört, die man so zu erzählen hat ("Guck mal, den Blumentopf hab ich heute gekauft, schön oder? Hab ihn billiger gekriegt, weil er eine kleine Macke hat. Aber die hab ich übermalt, sieht man gar nicht mehr. Eigentlich sollte ich mal einen Besen für die Terrasse kaufen. Hm, die Gläser stell ich immer hier ins Regal, dann kommt man besser hin, wenn man sie aus der Spülmaschine nimmt. Und meine Fenster putz ich jetzt noch nicht, erst wenn die ganzen Pollen im Frühling wieder vorbei sind blablabla... :roll: :roll: :roll: ) (vielleicht sollte man das wirklich mal mit nem diktiergerät aufnehmen und sich anhören. zum einschlafen am abend :lol: )

In der Klinik hat mir eine Therapeutin mal gesagt, ich soll so einen inneren Dialog mal aufschreiben und dann haben wir in ihrem Gymnastikraum die drei "Gesprächspartner" mit Gegenständen dargestellt und ich sollte mich dann immer zu einem hinsetzen und sagen, was ich fühle (?) oder was ich zu den anderen sagen möchte. Das war nicht schlecht. Hab dann schon durchschaut, was da eigentlich los war und konnte auch gefühlsmäßig irgendwie draufreagieren, nicht nur mit den Gedanken.
Ich weiß nicht, ob es mir wirklich geholfen hat bzw. ob sich dauerhaft was geändert hat. Aber das so mit den Gegenständen zu machen, war schon hilfreich.
Allerdings war das nicht so eine mega Diskussion, wie sie mittlerweile in meinem Kopf stattfinden. So schnell, wie mittlerweile, waren die Gedanken damals auch nicht. Vor allem war das nur ein Dialog mit Anteilen von mir selbst und nicht mit jemand anderem.
Das alleine hinzukriegen, das aufzudröseln, was da eigentlich los ist in den Diskussionen ist mit Therapeut wahrscheinlich um einiges einfacher als wenn man selber versucht dahinter zu kommen.

Sind das bei dir immer wieder die gleichen Situationen, die dir vorstellst, also kommen die gleichen Situationen immer wieder? Sind das Gespräche, die du mit jemandem in echt hattest, aber die nicht so gelaufen sind, wie sie sollten? Sind das immer die gleichen Leute, mit denen du redest, oder die gleichen Themen?

Irgendwie müsste man diese Situationen ein für alle mal aus dem Kopf löschen können und dann wär die Sache gut. Manchmal denke ich mir, vielleicht hat es mit unterdrückter Wut zu tun. Dass ich damals nichts gesagt habe, als man mich blöd angeredet habe und das jetzt eben dem anderen jetzt in Gedanken ins Gesicht sage. Naja... vielleicht wäre Vergebung da die beste Lösung... aber wahrscheinlich auch die schwierigste. Damit könnte man die Gedanken zu der Situation vielleicht mundtot machen. Aber frag mich nicht, wie man das macht...
Und wieso reicht es nicht dem anderen das einmal in Gedanken zu sagen?

Ich frag mich auch, ob man da irgendeinen Nutzen aus diesen Gedankendiskussionen hat. Wenn es nicht irgendwas zwanghaftes ist, das immer wieder kommt, müsste man es doch eigentlich lassen, wenn es einem nix bringt, oder?
Kann ich dabei meine Wut rauslassen? Aber eigentlich müsst ich dann diese Kapitel der Situationen mit den nichtgegebenen Antworten doch mal abhaken können. Oder ist das die negative Depressionsspirale, die einen dann so reinzieht?
Vielleicht liegt das ständige Wiederkäuen der Gespräche daran, dass man sich irgendwie erhofft, den inneren Konflikt irgendwann doch noch ganz zu lösen... und man eben nicht einfach sagen kann: "So, das war die Vergangenheit. Das ist jetzt vorbei. War so. Und jetzt denk ich nicht mehr dran. weil das für mich abgeschlossen ist." Dass man eine Situation/inneren Konflikt abgibt ohne eine Lösung gefunden zu haben. Dass man sich quasi kampflos geschlagen gibt. Vielleicht geht es ums Loslassen? (Das kann ich gar nicht. Und will ich auch immer nicht :x )
Und vielleicht hat das Wiederkäuen damit zu tun, dass man irgendwas wirklich noch nicht verdaut hat :lol:

Vielleicht mal überlegen, was die Person sagen würde, wenn man in dem "Rededuell" gewinnen würde und sie (langsam) verstehen würde?

Vielleicht hat das nicht loslassen können was mit Prioritäten setzen können zu tun? Wenn ich wüsste, dass eine Situation, die vorbei ist und die ich sowieso nicht mehr ändern kann, eigentlich nicht mehr wichtig ist (oder sein sollte), könnte ich sie vielleicht hintenanstellen...
wobei etwas ja doch irgendwie wichtig sein muss, wenn es sich so aufdrängt...

Tjaaaaa.... das waren jetzt viele Gedanken, einfach mal so drauf losgeschrieben. Hoffe, du meintest nicht etwas ganz anderes, sondern kannst was damit anfangen!
Wie gesagt, ich weiß auch nicht genau, wie man damit umgehen kann. Aber vielleicht gibts ja noch mehr Ideen!

Liebe Grüße,
DieNeue
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