ich versuche mich mal an einer Antwort auf Deinen Post von vor gefühlten 1000 Jahren.
Du schreibst das so logisch...(isses wohl auch). Bei mir hämmert permanent im Hinterkopf "Heuchlerin, Heuchlerin"...ggf. kann das für mich auch schon mal ein Grund sein, Kontakte zu meiden, weil ich das Gefühl habe, nicht ehrlich zu sein. Hmmm...Ich habe das Gefühl, ich nicht genug anzustrengen - und teilweise ist das wohl auch so. Andererseits verspüre ich immer wieder Erleichterung, wenn mir jemand, den ich als "normal" (bitte nicht auf den BEgriff festnageln) einstufe, mitteilt, er könne seinen inneren Schweinehund nicht überwinden. Weil ich dann weiß, dass es nicht nur mir so geht. Dass mich das generell nicht von Eigenverantwortung befreit, und ja auch nur einen Ausschnitt aus dem Leben der Person zeigt, steht auf einem anderen Blatt.@Mim: Ich denke, das Problem ist für alle dasselbe. Wenn ich eine Idee habe, kann die falsch sein - aber wenn mir was einfällt, dann schreibe ich das. Das ist unabhängig davon, was meine eigenen Baustellen sind und wie ich damit zurechtkomme. Auch wenn ich etwas umsetzen kann, heißt das nicht automatisch, dass ich es auch durchhalte. Und wenn ich etwas umsetze und durchhalte, heißt das trotzdem nicht, dass es auch was bringt. Aber darüber kann man sich ja genauso gut austauschen.
Darf ich fragen, wie es Dir damit geht? (nur wenn Du antworten magst ) Ich selbst empfinde es wie oben beschrieben. Im Nachhinein. Bei mir. Bei anderen kann ich recht gnädig sein.Jeder dürfte das Problem der Betriebsblindheit kennen - man sieht die Stolpersteine bei anderen, aber nicht bei sich. Ich sehe den riesigen Pickel im Gesicht meines Gegenübers, aber in mein eigenes Gesicht kann ich aus eigener Kraft nicht blicken; gut, wenn mir jemand den Spiegel vorhält!
Hm. Ja, das stimmt. Ich wüsste auch nicht, was wertiger wäre - ich glaube auch das mache ich von der Person abhängig. Wenn ich generell viel von ihr halte, isses eigentlich egal, WAS ihr besser gelingt. Je näher mir die Person steht, desto schärfer bewerte ich sie aber auch.Jeder kann andere Dinge und die Krux ist, das zu sehen, was man selber kann und nicht ausschließlich auf das zu schielen, das man nicht kann, andere aber schon. Ich kann in den letzten Wochen relativ gut meinen Haushalt organisieren, aber arbeiten kann ich nicht. Du kannst arbeiten, aber der Haushalt klappt nicht so. Da kann man sich fragen, was ist mehr wert? Würdest du wirklich sagen, dass deine Leistung geringer ist als meine?
Ich glaube ich sehe es eben auch nicht so, dass mir Arbeit gut gelingt und Haushalt nicht. Ich spüre nur meine generelle Unzufriedenheit. Es mag sein, dass ich sie dann auf den Zustand meiner Wohnung projiziere. Aber wie ändert man das? Bisher fällt mir immer nur ein: Was ändern. Das gelingt mir aber oft nicht, oder mir fehlen Ideen, oder ich bin einfach generell unzufrieden. Oft entsteht dann ein ungerichteter Aktionismus, an dessen Ende kurz Entlastung steht, bevor es wieder von vorne losgeht. Auch hier wieder das Thema Ziele setzen und darauf hinarbeiten und den rest links liegen lassen?
Harhar Jo, so sähe es bei mir wohl auch aus. Ich müsste Psychologie studieren, ne eigene Praxis haben, Kunstwerke verkaufen, mich in Kunstgeschichte perfekt auskennen, mehrere Sprachen sprechen, eine Familie gründen und lieben, ein eigenes Unternehmen aufbauen (inkl. Geschäftsidee) jeden Tag ein Dreigängemenue zaubern, Yogalehrerin werden, in den Alpen klettern, einen Animationsfilm drehen....in ein Entwicklungsland reisen, dort eine Schule gründenhinsetzen und sehr klar formulieren, wie ich mein Leben eigentlich haben möchte, schauen, was bereits passt und was nicht.
In gewissem Rahmen ist das sicherlich sinnvoll. Ich würde das aber definitiv übertreiben. Bei mir sähe das dann so aus: ich möchte wieder Vollzeit arbeiten gehen, eine Familie gründen und beides unter einen Hut bekommen, dazu noch den Haushalt schmeißen, mich fortbilden, ehrenamtlich engagieren, Hobbys und Sozialkontakte pflegen und nach Jesus' Vorbild leben.
Das ist sicherlich weniger sinnvoll, denn diese Ziele sind viel zu hoch gesteckt.
Irgendwie weiß ich, dass es nur so Sinn macht - leider gelingt mir oft nicht mal das, weil ich eben das Große möchte und mir alles andere nicht gut genug ist. Am Ende kommt dann nichts raus, was eben genauso unbefriedigend ist. Kann ich mir das nicht irgendwie ins Hirn hämmern?Also nehme ich mir eins nach dem anderen vor und fange klein an. Priorität Nummer eins ist, dass ich einen Zugang zu meinen Gefühlen finde, welche auch immer das dann halt sind. Wenn ich meinen Haushalt mittelmäßig schaffe, ist das schon viel. Meine Sozialkontakte pflege ich, meine Hobbys solala. Obdachlosen und Straßenmusikern gebe ich Geld - das rettet nicht die Menschheit, aber wenn derjenige sich davon einen Kaffee kaufen kann, ist das schon mal ein Kaffee mehr als er vorher hatte.
Ich werde mir die ersten Sätze rausschreiben. Ich denke, ich muss wieder mehr visualisieren und festhalten, weil ich eben viel zu schnell ins Große Ganze abdrifte. Ich will glauben, dass sich bei mir bereits was geändert hat, aber es fällt mir sehr schwer, das wahrzunehmen - auf Dauer. Dabei sehe ich in meiner Familie gerade (Depression), das eben das nicht gelingt. Ich nehme die PErson ganz anders wahr und er sieht - wie durch ein Brennglas - nur das Negative und das wo er gescheitert ist. Das kann einem keiner ausreden - nur versuchen, den Blick zu wenden.Es muss nicht das Große Ganze sein. Jedes geschaffte Bisschen ist ein bisschen mehr als vorher. Wenn ich das nicht durchhalte, ist trotzdem was gewonnen, denn das davor ist trotzdem passiert. In jeder Woche, wo die Wohnung aufgeräumt war, war sie aufgeräumt. Wenn ich heute nicht hinterherkomme, komme ich heute nicht hinterher, aber in jener Woche war es sauber.
Danke Dir nochmal Salvi.
Ich weiß, dass für mich wichtig ist, "in Bewegung zu bleiben". Da trickse ich mich selbst zu oft aus. Ich erlaube mir nicht, einfach mal nichts zu tun und werte das dann als "Versagen" - vielleicht muss ich auch hier ansetzen - damit ich im selben Atemzug mit gutem Gefühl wieder ans Werk gehen kann?
Aber Listen helfen mir z.B. richtig gut - ich frage mich nur manchmal, ob es wirklich so einfach ist, sich aus der Depression zu holen? Ich überlege, ob ich mich nicht teilweise unbewusst wieder "depressiv mache", weil die unbekannte Luft da oben - hinter der Depression einfach zu dünn ist?
Generell möchte ich weiter versuchen, den depressiven Gefühlen nicht mehr soviel Raum zu geben. Das gelingt mir oft nicht, weil ich dann glaube nach Schema F irgendwelche Methoden abarbeiten zu müssen, ja die Symptome im Blick behalten müsse und in jedem Gedanken, jedem unguten Gefühl einen Rückfall vermute. Um ehrlich zu sein beruhigt mich die Beschäftigung damit auch, aber ich ahne auch, dass ich mir damit im Weg stehe, weil ich mir Schritte in ein depressionsfreieres Leben verbaue. Ich fühle mich unsicher - und voll mit Lesestoff, der aber zusammengewürfelt ist und nicht für mich passend integriert. Worauf also hören? Ich lähme mich oft damit.
Puh. Genug erstmal. Meine Gedanken geraten ein wenig durcheinander. Für Heute will ich noch ein paar kleine Handgriffe machen. Ich bin seit 3:30 auf den Beinen und habe 12 Stunden gearbeitet. Ich habe mir meinen Feierabend verdient. So!
Liebe Grüße an alle und ein schönes Wochenende,
Mim