Bin ich faul (geworden)?

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DieNeue
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Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

ich bin nun schon fast drei Jahre aus dem Studium draußen, das ich wegen den Depressionen aufgeben musste. Nach einem Klinikaufenthalt und Umzug, etc. wohne ich mittlerweile seit 1 Jahr alleine in meiner eigenen Wohnung und werde vom Ambulant betreuten Wohnung betreut. Am Anfang war es etwas schwierig, aber mittlerweile komme ich relativ gut klar und hab mich gut eingelebt. Nun habe ich seit dieser Woche eine neue Betreuerin bekommen, da die Diakonie ihre Arbeit umstrukturieren musste.

Bei der neuen Betreuerin könnte ich auch im Rahmen des Betreuten Wohnens eine Reittherapie machen (werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren) und die Betreuerin hat auch noch irgendwelche anderen Zusatzausbildungen, wo sie mir konkrete Hilfen anbieten könnte, mit denen ich auch wirklich praktisch an mir/meinem Leben arbeiten könnte. Klingt eigentlich ganz gut bzw. fast schon irgendwie ideal, aber für mich klingt das auch so anstrengend.
Im Moment fällt mir auch auf, dass so vieles anstrengend ist und ich frage mich, warum die Sachen alle so anstrengend sind. Sind die Tätigkeiten in meinem Zustand an sich anstrengend, weil ich damit körperlich/psychisch an meine Grenzen komme oder sind sie anstrengend, weil ich schon so lange „nichts“ machen muss und mich dadurch an das Nichts-tun gewöhnt habe? Dass sich quasi meine, ich nenn sie jetzt mal so, Anstrengungs-Toleranzgrenze nach unten verschoben hat und mir Sachen anstrengend vorkommen, die eigentlich nicht anstrengend wären. Klar, ich mache nicht nichts, ich mache ja etwas. Ich arbeite nicht, aber ich mache meinen Haushalt. Und das reicht mir meistens eigentlich schon. Ich wüsste nicht, wie ich daneben auch noch arbeiten gehen sollte. Aber ich frage mich, wenn ich es jetzt anstrengend finde, konkret etwas an meinem Alltag zu ändern, ist das dann wirklich so anstrengend, weil ich durch den Haushalt etc. an meine Grenzen komme und noch ein zusätzliches „Projekt“ oben drauf zu viel wäre, oder bin ich einfach zu lethargisch, faul, unehrgeizig geworden, dass jedes zusätzliche Ding nervt?

Natürlich soll mein Leben sich bessern. Aber will ich wirklich was verändern? Mit Verhaltenstherapie konnte ich nie wirklich viel anfangen, ich muss Dinge eigentlich (erst) verstehen, das allein hilft mir schon oft. Bin ich wirklich faul (geworden) und habe mich in meinem langsamen, stressreduzierten Leben schön eingerichtet? Wird man durchs Nichts-Tun faul?
Natürlich nervt es mich, dass ich z.B. extrem spät ins Bett gehe und extrem spät aufstehe. Mein Tagesrhythmus ist nicht mehr so kompatibel mit dem anderer Leute und durch das späte Ins-Bett-gehen bin ich am anderen Morgen auch gerädert, egal wann ich aufstehe, aber es hat sich mittlerweile so eingependelt und ich krieg es nicht anders hin. Und ich habe keinen Bock drauf, zu versuchen früher ins Bett zu gehen, um diesen Kreislauf zu unterbrechen und das dann durchzuziehen, bis es klappt. Und wenns nur an einem Tag der Woche ist, wo ich versuche eher ins Bett zu gehen. Irgendwie weigert sich alles in mir. Selbst das Wissen, dass ich dann am nächsten Tag nicht so gerädert bin und es mir besser geht, motiviert mich nicht.

Mit der Betreuerin vorher habe ich mich sehr gut verstanden, und mit ihr war es so, dass ich versucht habe, meinen Alltag aufrechtzuerhalten, einfach so dass alles läuft. Aber ich hatte nicht so ein konkretes „Projekt“, das ich in Angriff genommen habe. Das Jahr lief einfach so dahin und ich war froh, wenn mein Alltag so „dahingeplätschert“ ist, nichts unerwartetes Negatives passiert ist und am besten ging es mir, wenn ich einfach meine Alltags-Erledigungen machen konnte und so noch Zeit für mich hatte. Über Weihnachten war ich zwei Wochen bei meinen Eltern und musste mich da um nichts kümmern (vor allem nicht um meine Hassbeschäftigung „Kochen“) und hab auch nichts erledigt, was ich machen hätte „müssen“. Da war ich so entspannt, wie schon lange nicht mehr (für einen Gesunden wäre das wahrscheinlich aber immer noch ziemlich unentspannt gewesen). Da hatte ich dann den Kopf frei, um mich auch auf schöne Dinge einzulassen. Kaum war ich aber wieder bei mir, war ich sofort wieder unter Stress und Anspannung, ich hab wieder nur noch gesehen, was ich alles machen muss, was ich aufräumen muss, entscheiden muss, zu erledigen habe. Und das hat sich bis jetzt nicht geändert, das ist mein Standardzustand, es war vorher so und danach ist es jetzt auch wieder so.

Mein Problem ist auch, dass mich kleinste Sachen schon unter Druck setzen. Ich will keine Struktur haben, ich will einfach machen, wie es mir gerade passt, sonst bekomme ich die Krise. Aber ich sehe auch, dass das irgendwie auch nicht so läuft, wie es gut wäre. Ich hätte wenigstens gerne einen normalen Schlaf-Wach-Rhythmus und würde gerne regelmäßig essen.

Ich frag mich echt, ob ich die Einstellung habe: Ich will, dass sich was ändert, aber ich will nichts dafür tun. Ich will etwas haben, aber ich will mich nicht anstrengen müssen. Andere Leute können das doch auch einfach. Genauso wie mit Entspannungsübungen. Ich hab sie jahrelang regelmäßig gemacht, aber nach dem letzten Klinikaufenthalt war ich aus der Gewohnheit draußen und jetzt mach ich sie nur noch alle paar Monate mal. Aber ich hab auch keinen Bock mehr drauf. Wieso muss ich irgendwelche Übungen machen, damit ich normal sein kann, und andere brauchen nichts dafür machen? Bin ich therapieresistent oder „übertherapiert“? Bin ich faul?

Ich habe angefangen, mich selber mit einem Thema zu beschäftigen, das ich eigentlich gerne mit der Therapeutin in meinem ehemaligen Studienort aufarbeiten würde. Das geht allerdings nicht, ist zu weit weg (zu anstrengend :roll: ), aber eine neue Therapeutin will ich gerade auch nicht. Deshalb versuch ich das eben selber, mich damit zu beschäftigen, Sachen zu dem Thema zu lesen, mich bisschen mit anderen auszutauschen, will auch mal meine ehemalige Therapeutin um ihre Einschätzung bei was bestimmten bitten. Und ich will das alleine machen und nicht in der Reittherapie/in Gesprächen mit der Betreuerin. Mit der früheren könnte ich da vllt drüber reden, aber wenn, dann auch nur ansatzweise, aber sie ist auch keine Therapeutin und dafür brauche ich aber nen Therapeuten. Oder ich mach es alleine und so wie ich das meine.

Mir gehen gerade so viele Gedanken durch den Kopf und ich häng da irgendwie fest. Durch den Betreuerwechsel hab ich grad auch niemandem zum Reden, die frühere Betreuerin ist nicht mehr da und bei der neuen fehlt noch das Vertrauen.
Deswegen: Kennt jemand von euch diese Situation und diese Fragen? Oder kann mir bitte jemand helfen, diese Gedanken und Gefühle irgendwie einzusortieren? Danke!

Liebe Grüße,
DieNeue
RezDep
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Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von RezDep »

Hy DieNeue,

vieles kommt mir erstaunlich bekannt vor, nur hab ich leider auch noch keine Lösung finden können.

Mit dem ins Bett gehen ist bei mir auch so. Ich gehe zwar nicht extrem spät ins Bett, brauche aber meine 8-9 Stunden Schlaf, muss morgens pünktlich wg. Arbeit raus. Ich schaffe es nicht, ehr ins Bett zu gehen. Morgens komme ich schlecht raus, stehe in letzter Minute auf (Wecker geht schon eine ganze Weile vorher), frühstücke auf der Arbeit.
Ich will keine Struktur haben, ich will einfach machen, wie es mir gerade passt, sonst bekomme ich die Krise.
Mein Psychiater hat mir bereits öfter nahegelegt, einen Plan mit Tagesstrukur zu machen - scheitert genau an den Sachen, die du beschreibst. Ich steh mir selber im Weg, komme mir eingeschränkt vor. Ihc muss dazu sagen, dass meine Tagesstruktur sehr überschaubar wäre, also nichts mit Familie, Kindern usw.
Sind die Tätigkeiten in meinem Zustand an sich anstrengend, weil ich damit körperlich/psychisch an meine Grenzen komme oder sind sie anstrengend, weil ich schon so lange „nichts“ machen muss und mich dadurch an das Nichts-tun gewöhnt habe? Dass sich quasi meine, ich nenn sie jetzt mal so, Anstrengungs-Toleranzgrenze nach unten verschoben hat und mir Sachen anstrengend vorkommen, die eigentlich nicht anstrengend wären.
Steh ich die ganze Zeit vor. Heute noch mit dem PT drüber gesprochen (ohne wirklich schlauer zu sein). Ich werde am WE und danach auch ein paar Tage unterwegs, treffe Freundinnen usw. Also eigentlich schön. Habe aber schon echt Sorge, dass es mir zuviel wird, ich mich überfordere, wieder in eine Depression u/o Erschöpfung rutsche.
Ich glaub, letzteres ist vllt. der Hauptproblempunkt. Ich trau mir selber nicht, hab mich schon zu oft vertan.

Mir schoss auch schon durch den Kopf, ob das irgendwie sowas passiv-aggressives ist. Ist aber doch total bescheuert, sich selber so im Weg zu stehen. Irgendwie müßte ich mich selber austricksen, hab den Dreh noch nicht gefunden, grübel da schon seit längerer Zeit drüber nach. Ich denke schon, dass ich mit passiv-aggressiv auf der richtigen Spur bin, kann es aber überhaupt nicht fassen oder nutzen. Das ist so, als würde es am Rücken jucken und man kommt nicht dran....

Haushalt ist bei mir ein wunder Punkt, ich glaub, da hab ich fast meinen Friedne mit geschlossen. Ich setze andere Prioritäten (ok, so destruktive wie Internetspielchen, Fernsehen, lesen), Haushalt bleibt liegen. Das ist für mich bis zu einem gewissen Punkt egal, gleichzeitig nervt es mich manchmal. Ich könnte es einfacher haben....
Aber ich frage mich, wenn ich es jetzt anstrengend finde, konkret etwas an meinem Alltag zu ändern, ist das dann wirklich so anstrengend, weil ich durch den Haushalt etc. an meine Grenzen komme und noch ein zusätzliches „Projekt“ oben drauf zu viel wäre, oder bin ich einfach zu lethargisch, faul, unehrgeizig geworden, dass jedes zusätzliche Ding nervt?
Ich hatte während meiner Wiedereingliederung auch so in die andere Richtung gedacht: wie soll ich neben Arbeit den Alltag auf die Reihe kriegen....
Ich bin nicht mehr so kaputt wie früher, das seh ich als positiv - aber ich krieg meinen Alltag halt nicht geregelt. Ich habs schon mit To-Do-List oder Tagesplan probiert (trotz massiver Abneigung mehr als einmal), vergesse aber, drauf zu schauen oder vergesse wieder, was draufstand. Liege mit diesem Thema sowohl PT als auch Psychiater in den Ohren, ohne wirklhc zu einer lösung zu kommen ("Frau...., sie wissen an sich doch genau, was sie machen müßten, nämlich Tagesstruktur....") - Ja, verflixt! Ich weiß es! Und??!! Ändert nix.
Ich glaub, das einzige, was vorhersehbar klappt, ist die Tabletteneinnahme - da steckt wahrscheinlich die zu große Angst vor einem Rückfall hinter.

Ich will jetzt mal versuchen, wie es funktioniert, wenn ich mir die Wahl lasse. Also mich nicht festlege, ich mache heute um soundsoviel Uhr x (geht gar nicht!), sondern eher: irgendwann heute nachmittag mache ich x oder y oder z. Oder vllt auch nicht. Ich glaube, das könnte ein weg sein, mich auszutricksen.

Welcher Gedanke mir vor ein paar Tagen kam: vllt. hänge ich auch zu sehr in der Routine drin, treffe viel zu wenig bewußte Entscheidungen, sondern mache vieles mehr oder weniger automatisch, ohne mal über Alternativen nachzudenken. Ich hab jetzt mal bewußt versucht, darauf zu achten. Es geht besser, wenn ich mich absolut bewußt (mit zuende gedachten Konsequenzen) für oder gegen etwas entscheide. Ich vergesse es im Moment noch oft, weil dieser Gedanke erstmal wieder neu ist (ich war schon mal irgendwann an diesem Punkt....)
Ich will, dass sich was ändert, aber ich will nichts dafür tun.
Ich glaube nicht, dass es so einfach ist. Ich will ja was dafür tun, stehe mir nur selber im Weg. Typisches Beispiel (sozusagen fast live): ich will abnehmen, weiß, dass es gut mit ohne Süßigkeiten geht. Habe neben einer Tafel Schokolade noch was weiß ich alles vertilgt. Mit vollem Bewußtsein, dass ich mich selber sabotiere. Dann kommt der Gedanke, "ach, ist jetzt auch egal" und fertig.....

Hatte heute morgen auch überlegt, ob es teilweise Antriebslosigkeit oder Faulheit ist. Ich denke, ein kleiner Teil Faulheit (bzw. große Toleranz, was Ordnung angeht) ist, aber die Antriebslosigkeit vermute ich stärker dahinter. Morgens steh ich fast neben mir, abends fühl ihc mich so, wie man sich vermutlich fühlen sollte. Und dann ins Bett - Unwille. Wird mir grade klar, dass diesr Unwill daran liegen kann.

Dein Thema ist echt super, trifft mich grad voll. `Stehe dem ganzen leider auch etwas hilflos gegenüber, bin noch auf der Suche nach der besten Methode. Vllt. brauchich was spielerisches, kreatives, nicht starr vorgegebens. Fällt mir aber nichts ein. Ich werden den Thread auf jeden Fall interessiert weiter verfolgen.

LG
Kessy
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von ndskp01 »

Hallo DieNeue, hallo Rezdep,

hmm, vielleicht geht es ja auch nicht darum, irgendetwas, oder mehr zu machen, sondern das, was wirklich zu mir passt. Vielleicht erwarte ich mein Leben in einer für mich falschen Richtung, und wage nicht, zu machen, was ich wirklich will. Irgendwas blockiert, ist verboten.

Was ich nie gemacht habe, von dem weiß ich auch nicht, dass ich es gerne und gut mache.

Viele Grüße, Puk
Dave23
Beiträge: 36
Registriert: 24. Jan 2017, 12:51

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von Dave23 »

Hey,
alles hängt irgendwie miteinander zusammen.
Man steht spät am Morgen oder Mittags auf und nutzt bereits die erste Möglichkeit sich zu verurteilen nicht früher aufgestanden zu sein, um z.B. Sport zu machen oder einen Spaziergang, ein ausgiebiges Frühstück, etc.
Das fördert bei mir gleich mal liegen zu bleiben und mich mit Fernsehen und Internet wegzuballern. Nur um auch dieses negative Denken zu blocken. So vergeht der Tag, mittlerweile koche ich nur noch selten, bestelle mein Essen übers Internet.
Nach so einem Tag wie heute, frage ich mich wat soll das Alles, ich hätte die Freiheit zu tun was ich möchte aber gleichzeitig hängt dieser dunkle Schatten über mir und frisst alles an Licht auf.
Die Fragen die Du Dir stellst, stelle ich mir gerade auch oft, wie auch in den vorangegangen Episoden.
Dadurch merke ich immer wieder, dass ich zwei Seelen in mir habe und wenn die Depression schwächer ist, packe ich auch Dinge an und spüre die Freude am Leben zu sein. Da beginnen meine Tage auch ohne das Gefühl garnicht aufstehen zu können/wollen, ohne Schwermut.
In letzter Zeit, fühlt sich für mich ausser an diesen besseren Tagen, alles so unglaublich schwer an und ich frage mich wie lange das noch zu ertragen ist.
Vor allem wie ich die Kraft bekomme mit meinem Leben und mir Glücklich zu werden, diese Energie die gerade täglich verpufft für meine Zukunft einzusetzen, das Vergangene zu akzeptieren.

Alles Gute
Dave
RezDep
Beiträge: 498
Registriert: 13. Apr 2016, 18:09

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von RezDep »

Hy,
vielleicht geht es ja auch nicht darum, irgendetwas, oder mehr zu machen, sondern das, was wirklich zu mir passt. Vielleicht erwarte ich mein Leben in einer für mich falschen Richtung, und wage nicht, zu machen, was ich wirklich will. Irgendwas blockiert, ist verboten.
Könnte vllt. sein, wird sich rausstellen. Fange grade an, mich erstmal richtig kennenzulernen.
Vllt ist das aber wirklich der Knackpunkt. Allerdings bin ich mit den grundsätzlichen Dingen (Freunde, Arbeit usw) sehr zufrieden. Habe da nicht das Gefühl, dass sich was in die falsche Richtung entwickelt.
Man steht spät am Morgen oder Mittags auf und nutzt bereits die erste Möglichkeit sich zu verurteilen nicht früher aufgestanden zu sein, um z.B. Sport zu machen oder einen Spaziergang, ein ausgiebiges Frühstück, etc.
Das fördert bei mir gleich mal liegen zu bleiben und mich mit Fernsehen und Internet wegzuballern. Nur um auch dieses negative Denken zu blocken
Das ist es zum Glück bei mir nicht (mehr). Bei mir geht es um total normale Sachen, die ich vermutlich so oder so machen würde, wenn ich sie mir NICHT vornehmen würde. Dummerweise vergesse ich dadurch auch häufig wichtiges, was halt termingebunden ist. Ich kann morgens in den Kalender gucken und nachmittags den Termin trotzdem vergessen.
Ich hab schon das Gefühl, größtenteils aus der Depression raus zu sein, es fällt also das negative Denken weg. Es ist teilweise auch wirklich eine bewußte Entscheidung gegen etwas "pflichtmäßiges", wo es schön wäre, sich auch mal bewußt DAFÜR entscheiden zu können....

Bei mir ist eher dieser "Trotz gegen sich selbst" das Problem. Es ist nicht unbedingt eine Frage des Könnens (Antrieb), sonder eher der Motivation (?). Trifft es aber auch nicht ganz.

@DieNeue: bin gespannt, wie du das siehst

LG
Kessy

edit: Mein Psychiater schiebt es eher auf mehr hirnorganische Veränderungen durch die Erkrankung, so dass quasi eine Störung an Stelle für die Ausführung vorliegt (habs jetzt mal laienhaft umschrieben). Sehe das bisher nicht so, hieße ja, es wäre nicht oder nur extrem schwer zu ändern. Ich probier es lieber weiter und hoffe, irgendwann mal auf den Knackpunkt zu stoßen.
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von ndskp01 »

Das mit der Störung, liebe Kessy, verstehe ich eher so: Wenn du die Störung aufgespürt und ausgeräumt hast, das Handlungshindernis aus dem Weg geräumt hast, wirst du auch wieder Handlungsmotivation spüren. Das Hindernis hat erstmal Vorrang, setzt sich zur Zeit durch und will Beachtung finden.

Viele Grüße, eure Puk
RezDep
Beiträge: 498
Registriert: 13. Apr 2016, 18:09

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von RezDep »

Hy Puk,

ich glaub, ich versteh dich noch nicht ganz. Meinst du es so, dass eine Störung (falsche Richtung?) besteht und dadurch damit zusammenhängendes Handeln nicht klappt? Oder allgemein?

Ich tu mich halt mit so ganz normalen Alltagsdingen (spülen, aufräumen, mal putzen) schwer. Wobei ich grad den Weg versuche, einfach zu akzeptieren, dass mir das auch nicht so wichtig ist (ist es auch nicht) und ich mich halt nach meinem Tempo und meinen Weg richte.
Einkaufen klappt z. B., mach ich aber oft direkt nach der Arbeit (dann bin ich in Schwung). Fitness-studio manchmal, obwohl ich auch mit gepackten Sportsachen, von der ARbeit nach Hause statt zum Sport gefahren bin....

LG
Kessy
M1971
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Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von M1971 »

@ Die Neue
Die Frage ist, wie Du Dir Deinen weiteren Lebensweg vorstellst. Vermutlich bist Du noch relativ jung, da Du von einem abgebrochenem Studium berichtest.
Welche Aufgaben und Ziele hast Du? Dadurch ergibt sich dann automatisch eine Struktur und damit verbundene Pflichten. Und somit wieder einen geregelten Tagesablauf.
Mim
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Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von Mim »

Liebe DieNeue,

auch ich kenne Dein Problem sehr gut - die Frage ob ich was ändern will - und gleichzeitig darauf warte, dass es von alleine (ohne mich) geschieht, kann ich definitiv mit "Ja" beantworten.

Ich bin der festen Überzeugung, dass "Nichts-tun", bzw. die Verringerung von Aktivitäten dazu führt, dass man immer weniger macht, bzw. immer weniger Lust und Energie hat, etwas zu tun. Wozu denn auch? Wenn es keine (Lebens-)Notwendigkeit gibt, gewisse Dinge zu tun - warum dann überhaupt irgendetwas tun? Genau so habe ich es erlebt - bzw. ich stecke immer mal wieder drin in diesem Sumpf. Ich versuch mal Beispiele zu geben, wie es sich bei mir entwickelt hat:

Mein Leben ist derzeit eine Mischung aus vorgegebener und selbstgewählter Struktur - Uni, Angestelltenverhältnisse und kleinere Bereiche, in denen ich selbstverantwortlich arbeiten muss. Das Angestelltenverhältnis funktioniert irgendwie. Ich muss zu ner bestimmten Zeit da sein, die Arbeit macht meistens irgendwie Spaß - zumindest ist man nie allein - ich kann zu einer bestimmten Zeit wieder gehen. Uni steckt ziemlich fest in mir drin: Ich weiß, wenn ich die Seminare zu sehr schleifen lasse, komme ich nicht mehr rein - und müsste mich wahrscheinlich mit Minderwertigkeitskomplexen und Ängsten rumquälen - will ich nicht. Also gehe ich hin - auch wenn es Überwindung kostet.
Das selbständige Arbeiten fordert eigentlich immer Überwindung. Wenn ich darauf warten würde, dass ich mich mit gutem Gefühl an die Arbeit setze, kann ich es im Grunde sein lassen. Das tritt - wenn überhaupt - währenddessen ein. Und um Geld zu bekommen, muss ich die Dinge ja trotzdem machen - will ich keinen Stress bekommen, sollte ich die Arbeiten nicht permanent aufschieben, etc.
Es ist also im Großen und Ganzen ein äußeres Gerüst, dass mich stützt und "motiviert" - und die Hoffnung, dass es mal besser wird (nach Uniabschluss, wenn der Winter vorbei ist, wenn die Prüfungen vorbei sind, wenn was Neues kommt, etc ....)

Mein Privatleben gestaltet sich schwieriger. Außer Arbeiten und danach "abhängen" kriege ich derzeit nicht viel zu stande. Sport versuche ich regelmäßig zu machen - aber auch das kostet immer wieder Überwindung. Alles andere liegt gerade brach - und oft hat es damit zu tun, dass ich entweder keinen Sinn sehe, oder Angst habe anzufangen, zu "versagen", angst vor der Mühe habe, die ich vorher investieren müsste. Da schiebe ich ganz viel auf.

Mein Energielevel hat sich aber ganz klar verschoben. Vor einigen Jahren habe ich mich nach langem rumjobben für eine Vollzeitausbildung entschieden. Da ich von dem Geld nicht leben konnte, bin ich nebenher Samstags arbeiten gegangen - ich musste von einer "ab und an mal jobben und und ein bisschen freiwillig arbeiten, in eine 50 Stunden Woche wechseln. Dass das ein ziemlicher Unterschied sein würde, war mir nicht bewusst - ich war rund um die Uhr fertig und fühlte mich unfähig (klar, dass noch Versagensängste, Erschöpfung, neues Umfeld, wieder Schule hinzukamen). Irgendwann habe ich abgebrochen, weil es mir einfach immer schlechter ging. Die Jobs, die dann folgten waren immer so 20-30 Stunden Jobs. In meiner Freizeit bin ich versackt, die Arbeit war langweilig und nervig - ich hatte wahnsinnig viel Zeit zu hadern und zu grübeln. Mein Energielevel war extrem weit unten.
Als ich mich vor ca. 2 Jahren entschied, wieder zu studieren, musste gleichzeitig wieder Geld her. Weil auf die schnelle nichts anderes zu finden war, jobbte ich ein halbes Jahr bei einem Paketservice, für den ich sehr früh aufstehen musste, führ Samstags (noch früher) auf den Markt. Plus Uni. Zu Spitzenzeiten lag ich bei 70 Stunden/Woche. Ich war ständig müde - aber es ging. Und es tat mir erstaunlich gut - weil ich viel positives Feedback bekam, nette Menschen kennenlernte - und vor allem: Wieder eine Perspektive.
Mittlerweile arbeite ich ca. (+/-)30 Std/Woche und studiere. Es fällt mir wieder schwerer meine Struktur aufrecht zu halten, ich bin lustlos und ja - kenne das Gefühl nur zu gut: "Warum etwas ändern?" Es ist bei mir aber keine Zufriedenheit - es ist ein stückweit gerade auch Resignation. Ich sehe momentan keinen Sinn in dem was ich mache, habe das Gefühl, auf der Stelle zu treten - und das blockiert mich.
Ich KANN mich aufraffen. Ich kann Arbeit "kloppen" - Stundenlang aufräumen, 12 Stunden am Stück auf dem Markt stehen. Alles, was mein geistiges Engagement fordert, Kreativität, Ideen, Motivation, Lust - versuche ich immer wieder aufzuschieben. Es fällt mir schwer. Ich könnte scheitern. Es ist mühsam - und ein Erfolg nicht garantiert. Im Gegenteil - ich bewege mich immer weiter auf das "Haifischbecken Leben" zu, das ich zu Hause wunderschön ausblenden kann. Gehalt reicht auch (auch wenn`s wenig ist), Kontakte sind da (durch die Arbeit) - warum also was ändern.
Ich habe diese Gedanken also auch immer wieder - und mir fällt nichts besseres ein, als von Tag zu Tag erstmal weiter zu machen - auch ohne Lust. Und mir immer nur Kleinigkeiten vorzunehmen, die ich versuche zu ändern.

Wie steht es denn bei Dir mit Sinn? Ich meine herauszulesen, dass es da bei Dir gerade nicht viel gibt und ich glaube ohne "leuchtende" Ziele, für die es sich lohnt, sich aus der Komfortzone herauszubewegen, wird es schwer bleiben. Es muss ja kein "Riesen-Ziel" sein - aber etwas, wofür sich die Veränderung lohnt. Der Mensch ist wohl in beide Richtungen extrem anpassungsfähig - gerade die Ängste "es nicht zu schaffen" oder wieder depressiv zu werden, die Angst, sich dem Leben zu stellen sehe ich als größte Blockade - und ich würde das was Du hier geschrieben hast in jedem Fall in der Therapie ansprechen.

Ich hoffe, ich habe nicht am Thema vorbeigeschrieben... :?
Liebe Grüße,

Mim
ndskp01
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Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Mim,

verstehe ich es richtig, ein sinnvolles (Berufs-)Leben ist für dich eines, in dem geistiges Engagement gefordert wird, Kreativität und Ideen im Fordergrund stehen, und du mit Motivation und Freude an deine Tätigkeit gehst?

Die Jobs, die du machst, die machst du, aber es reicht dir nicht, das zu tun, was du da tust. Warum?

Ich stelle die Frage natürlich auch an mich: Erwarte ich etwas von mir, was eigentlich nicht zu mir passt? Gehe ich mit meinen Erwartungen an mich selbst, in eine falsche Richtung? Folge ich Zielen, die nicht zu mir passen, sondern von außen (oder einem verinnerlichten außen) angelegt werden, die aber zu hinterfragen wären? Passen meine Handlungsversuche nicht zu meinen wirklichen, echten Träumen?
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Kessy, ich wiederum verstehe nicht, was du nicht an meinem Deutungsvorschlag verstehst .... :roll:

Ich glaube, es gibt ein inneres Problem, das dich blockiert. Was das genau ist, weißt du nicht, es läuft im Unterbewusstsein (oder wo auch immer) ab. Der Weg der Psychotherapie führt zu einem Aufspüren des inneren Problems und darüber kannst du es idealerweise lösen. Und dann bist du frei.

Ist natürlich stark vereinfacht, aber so verstehe ich Störung. Ein Problem, das im Hintergrund liegt und starken Einfluss hat.

Besser kann ich es nicht erklären.

Puk
DieNeue
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Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

puh, ich hätte nicht gedacht, dass das Thema auf so große Resonanz stößt. Danke für eure Beiträge! Es sind einige Gedankenanstöße dabei, über die ich mir mal noch näher Gedanken machen will.
Ich denke, die Spur Richtung passiv-aggressiv und auch das mit dem Sinn sind ganz interessant.
Meine erste Betreuerin hat mir auch mal den Gedanken gesagt, dass es vllt auch ein bisschen ein trotziges/rebellisches Verhalten sein könnte, bisschen wie Pubertät nachholen oder so, gegen sich selbst gerichtet bzw. rebellieren im Kleinen (sich als Erwachsener so aufführen wie ein Teenager kommt ja eher nicht so gut...). Bin mir aber nicht mehr ganz sicher, wie sie das gemeint hat. Muss ich mal noch drüber nachdenken. Ich melde mich dann wieder, wenn ich meine Gedanken ein bisschen sortiert habe.
Was auch noch interessant wäre, wäre, ob es Gesunden auch manchmal so geht. Vielleicht würden sie auch irgendwann "fauler" werden, wenn sie lange nichts zu tun hätten? Dann wäre zumindest das ein "normaler" Prozess.

Wie gesagt, ich muss mir das mal noch durch den Kopf gehen lassen.
Aber wenn ihr weitere Ideen habt, immer her damit! :-)

Liebe Grüße,
DieNeue
RezDep
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Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von RezDep »

Hy DieNeue

ich glaub, es gab mal Studien bzgl. Langzeitarbeitslosigkeit. Das waren gesunde Menschen, die Gefahr, in eine Depression zu rutschen, stieg aber mit der Zeit der Arbeitslosigkeit. Eben durch mangelnde Motivation, Antrieb usw. Insofern könnte ich mir schon vorstellen, dass "Gesunde" unter den "richtigen" Bedingungen auch so oder so ähnlich ticken würden.

LG
Kessy
RezDep
Beiträge: 498
Registriert: 13. Apr 2016, 18:09

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von RezDep »

Hy Puk,

so hatte ich das schon verstanden, ich krieg nur den Zusammenhang nicht auf mich übertragen.
Wenn mich ein inneres Problem blockiert (kann ja sein, da ist was und ich seh es nicht), wieso wirkt sich das dann so selektiv bei so trivialen Dingen aus? Wäre ja bei wirklich wichtigen Dingen nachvollziehbarer.

Die Einzige Erklärung, die mir manchmal bzgl. Aufräumen und alles, was damit zu tun hat, einfällt ist, dass ich früher quasi zur Strafe in mein Zimmer gehen und aufräumen sollte. Also ist es sowieso schon mit Strafe verbunden. Meine Schwester ist komischerweise anders und ordentlicher (aber von Anfang an schon, ich war schon immer chaotischer). Vermutlich auch deshalb der Trotz.

Danke Puk, das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt, könnte aber gut sein.

LG
Kessy
M1971
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Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von M1971 »

Nichtstun und keine Verpflichtungen haben ist in der ersten Zeit angenehm. Oft zieht es einen aber noch mehr runter und setzt dann immer mehr die Spirale nach unten in Gang. Jeder Mensch, insbesondere Depressive, erhalten durch Aufgaben und Tätigkeiten Selbstbestätigung. Wer nichts macht, fällt oft immer tiefer in ein Loch.
@ die Neue: du hast ja geschrieben, dass Du mit dem Studium aufgehört hast. Das ist doch nicht schlimm. Man braucht kein Studium. Eine gute Ausbildung ist allerdings notwendig. Überlege Dir was Dir Spaß machen könnte und beginne noch in diesem Jahr eine Ausbildung. Das schafft struktur und Du kannst Dich schrittweise ans Arbeitsleben gewöhnen. Nur Mut
silkesilke
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Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von silkesilke »

Hallo DieNeue,

Ich habe auch mein Studium nicht abgeschlossen, ziemlich an Ende, meine Ängste und Zustände machten es unmöglich. Im schlimmsten verzweifelten Zustand habe ich nach Monaten eine Ausbuldung gesucht und mit Glück gefunden. Man ist garnicht so unattraktiv als "ältere" Auszubildene. Schwer war es für mich trotzdem. Mir tat jedoch die Struktur in der Ausbildung besser als das Studium. Mir tut der Rhythmus des Arbeitens gut. Das trägt alles zur Stabilität bei.

Letztendlich musste ich nach einigen Jahren in einem Job mit mehr Verantwortung eine Stufe runter gehen Richtung Assistenz. Damit komme ich besser zurecht. Ich bin stabil, und gut in dem, was ich mache.

Ich möchte dir auch Mut machen, noch einmal etwas anzugehen, ob das sich nicht positiv auswirken könnte.

Silke
Zuletzt geändert von silkesilke am 11. Feb 2017, 22:29, insgesamt 1-mal geändert.
RezDep
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Registriert: 13. Apr 2016, 18:09

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von RezDep »

Hy silkesilke,

nett was du geschrieben hast und mutmachend - betrifft aber DieNeue :P

LG
Kessy
silkesilke
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Registriert: 17. Jul 2015, 17:34

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von silkesilke »

Danke, gleich mal geändert ;)
Mim
Beiträge: 1383
Registriert: 21. Dez 2013, 19:41

Re: Bin ich faul (geworden)?

Beitrag von Mim »

verstehe ich es richtig, ein sinnvolles (Berufs-)Leben ist für dich eines, in dem geistiges Engagement gefordert wird, Kreativität und Ideen im Fordergrund stehen, und du mit Motivation und Freude an deine Tätigkeit gehst?

Die Jobs, die du machst, die machst du, aber es reicht dir nicht, das zu tun, was du da tust. Warum?
Liebe Puk,

ich habe gestern etwas unbedacht geschrieben, aber das kann ja manchmal auch ungeahntes zu Tage fördern. Ja, ein Berufsleben wo all die von Dir genannten Aspekte gefordert/gefördert würden, wäre super. Noch schöner, wenn es sich dabei um den absoluten Herzensberuf handelt. Ich glaube das allein führt dann schon zu Motivation und Freude im Beruf. Das sieht für jeden natürlich unterschiedlich aus. Bei den Jobs, die ich gemacht habe (vor dem Studium) gab es meistens nette Kollegen, mit denen ich mich gut verstanden habe - das hat viel geholfen. Dennoch war ich oft unzufrieden, weil ich mich so fehl am Platz fühlte. Gleichzeitig wäre ich aber wohl mit allem anderen komplett überfordert gewesen.

ABER: Diese Dinge sind mir auch so wichtig, weil es mir generell nicht gut geht. Ich fühle mich leer und einsam und weiß nicht, wie ich das ändern kann. Ich habe Freunde, aber unternehme viel zu selten etwas mit ihnen und auch dann - ich glaube es entsteht sehr oft keine Nähe. Wohl auch wegen Vergleichen, Auf- und Abwertung in beide Richtungen (naja, anderes Thema). Wenn ich so darüber nachdenke, soll der Job hier für mich wohl ganz viel flicken, was im Privatleben nicht da ist.
Ich stelle die Frage natürlich auch an mich: Erwarte ich etwas von mir, was eigentlich nicht zu mir passt? Gehe ich mit meinen Erwartungen an mich selbst, in eine falsche Richtung? Folge ich Zielen, die nicht zu mir passen, sondern von außen (oder einem verinnerlichten außen) angelegt werden, die aber zu hinterfragen wären? Passen meine Handlungsversuche nicht zu meinen wirklichen, echten Träumen?
Schön, dass Du auch darüber nachdenkst :D Auf mich bezogen gehe ich ganz stark davon aus, dass es ist wie Du schreibst. Beispiel: Es gibt für mich theoretisch die Möglichkeit, mich für den Job, den ich neben der Uni habe zu entscheiden. Ich würde an drei bis vier Tagen in der Woche arbeiten und hätte genug Geld für mich. Die Arbeit macht meistens Spaß, ich fange früh an und habe verhältnismäßig früh Feierabend. Aber: Was mache ich mit meiner Freizeit. Was mache ich damit, das hier dann "Stopp" ist. Wo entwickle ich mich wie weiter? Einfach so leben? Die Leere und Stille aushalten? Ich würde aufstehen, arbeiten, nach Hause gehen, schlafen, aufstehen, arbeiten, brrrrrrr.... Ich weiß wahrscheinlich einfach viel zu wenig vom Leben, dass ich annehme, hier wäre dann Schluss - bzw. genau hier würde mir die Leere der anderen Bereiche bewusst werden. Vielleicht kann ich da ansetzen - aber ich habe Angst davor.

Ich lass das mal so stehen,

liebe Grüße,
Mim
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