Arbeit in der Altenpflege

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Haferblues
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Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Haferblues »

Ich habe vor ca, 2,5 Jahre nach langer Erwerbslosigkeit wieder einen 50%-Job gefunden in der Hauswirtschaft eines Altenpflegeheims. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich mich (für mich selbst) erstaunlich gut eingearbeitet. Ich konnte das Arbeitstempo halten, ich bin mit Kolleginnen und Bewohnerinnen gut ausgekommen. Ich habe keinen einzigen Tag wegen Krankheit gefehlt. Es hat meinem Selbstwertgefühl sehr gut getan, wieder etwas zu leisten und mein Geld selber verdienen zu können.

Nun gab es zum Ende 2016 organisatorische Veränderungen im Betrieb. Die Großküche wurde geschlossen und es mussten hauswirtschaftliche Mitarbeiterinnen in verschiedene Abteilungen übernommen werden. Da ich noch relativ kurz da arbeite, sollte ich zum Ende 2016 gehen.

Das war erstmal ein Schlag vor den Kopf. Da ich aber eine „sehr gute und zuverlässige Mitarbeiterin“ bin, hat man mir angeboten, in der Pflege zu arbeiten. Mein Problem: 2000 bin ich nach 20 jähriger Tätigkeit in der Altenpflege total ausgebrannt. Eigentlich hatte ich geschworen, nie wieder einen Fuß in ein Pflegeheim zu setzen.

Den Eid hab ich schon 2024 gebrochen als ich in der Hauswirtschaft angefangen habe zu arbeiten. Für mich selbst überraschend hat mir die Arbeit und der Umgang mit den Bewohnern und ihren Angehörigen wieder Freude gemacht. Natürlich schmeichelt es mir auch, wenn die Leute mich gern mögen.

Jetzt habe ich mich angesichts der Alternative (Harzt4) wieder auf die Arbeit in der Pflege eingelassen. Vorerst als Helferin, da ich 16 Jahre aus dem Beruf raus bin und vieles nicht mehr weiß. Es hat auch viele neue Entwicklungen gegeben. Ich fühle mich oft als wüsste ich garnix.

Jetzt bin ich seit Januar Neuling in der Pflege – und es macht mir richtig Freude. Jetzt weiß ich wieder warum ich in diesen Beruf gegangen bin. Die Arbeit geht mir recht gut von der Hand. Nur an die viele Dokumentiererei muss ich mich gewöhnen. Leider habe ich so viel von der Theorie vergessen, dass mich mich manchmal unsicher fühle. Deshalb mach ich jetzt einen Fernkurs Palliativ Care.

Manchmal frag ich mich: ist das wirklich richtig, was ich da mache? Habe ich den Burnout wirklich ganz überwunden?? Klar, es ist lange her. Und bis zur Rente sinds nur noch 5 Jahre.

Was meint ihr?

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
RezDep
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von RezDep »

Hy,

ich denke, du solltest es versuchen und dabei vermeiden, "die Arbeit mit nach Hause zu nehmen". Als du den Burnout hattest, warst du ja noch jünger und hattest weniger Erfahrung. Ich könnte mir vorstellen, dass du dich seitdem geändert und auch etwas verändert hast? Zudem ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du diesmal eher bemerkst, wenn du Richtung burnout steuerst.

Ich hatte zu Beginn meiner Weiterbildung einen Burnout. Dabei ist es geblieben, obwohl ich weiterhin in meinem Beruf arbeite. Ich hatte damals irgendwie gelernt, mir nicht noch Zu Hause Gedanken zu machen und alles, was ich tat, zu hinterfragen. Heute achte ich auf pünktlichen Feierabend und Ausgleich. Klappt nicht immer, aber überwiegen. Ich denke echt oft, ich wäre "geschützter", wenn mir die Arbeit weniger Spaß machen würde - aber dann hätte ich wohl andere Probleme durch diese :)

LG
Kessy
Haferblues
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Haferblues »

danke Kessy,

du hast recht: ich bin heute älter und habe ne Menge gelernt in der Zwischenzeit. Ich werde mich selbst nicht mehr völlig hinten anstellen, so wie früher. Ich arbeite nicht mehr Vollzeit und achte auf Ausgleich. Außerdem ist die Zeit bis zur Rente absehbar.

Darf ich fragen was du beruflich machst??

Gruß Rifka
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Danny Keye
Bittchen
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Bittchen »

Liebe Rifka,

die Arbeit in der Altenpflege habe ich angenommen, wie ich in meinem Beruf als Restaurantfachfrau berufsunfähig wurde.
Ich war zuletzt in der gehobenen Gastronomie als Restaurantleiterin tätig.
Durch einen schwierigen Beinbruch mit anschließender Infektion war ich drei Jahre krank.Auch hatte ich großes Glück,das mir mein Fuß erhalten blieb.
In der Gastronomie war die Belastungs des Beines noch höher,wie in der Altenpflege.
Damals hätte ich noch Berufsunfähigkeitsrente bekommen,aber die war sehr gering.
Umschulung wäre auch gegangen,aber die jüngste Tochter war erst eingeschult,da konnte ich nicht den ganzen Tag weg fahren.
Ich fing auch in der Stationsküche in einem privaten Pflegeheim an und wechselte dann in eine kirchliche Einrichtung als Pflegehelferin.Das habe ich nie bereut.
Damals haben ja Helferinnen noch viel mehr medizinische Aufgaben übernommen wie heute.
Auch die Dokumentation war nicht so viel und so zeitraubend.
Meiner Meinung nach gehört sehr viel Einfühlungsvermögen zu dieser Aufgabe.
Hätte ich nur für mich sorgen müssen und wäre nicht durch andere Faktoren sehr viel mehr belastet gewesen,hätte ich bis zur regulären Rente gerne gearbeitet.
Leider bekam ich dann,nach immer mal schwierigen Zeiten,die erste schwere Episode,von der ich mich nicht mehr so richtig erholt habe.
Halbe Tage finde ich gut,da bleibt genug Zeit zum regenerieren.
Allerdings sind gerade die Pflegeberufe psychisch und physisch sehr belastend.
Du wirst auf dich aufpassen,denn zu Hause sein,ohne Aufgabe ,ist auch nicht so prickelnd.

Weiterhin alles Gute und liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Ziege04
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Ziege04 »

Hallo Rifka

Bin eben auf diesen Thread gestoßen;

Komme auch aus dem Metier - nach Ausbildung und Kinderpause in der Hauswirtschaft einer Pflegeeinrichtung ( 9 Jahre) in die Pflege ( 1 Jahr) - dann wurde ich krank....

Wenn es ein Zurück in Arbeit gäbe, wäre es bei mir ähnlich. Darüber habe ich mir Gedanken gemacht, und fand als Alternative die Option, eine Quali als Hygiene Fachkraft zu machen.... Oder die Demenzbetreuung nach Paragraph 87b.....
Weniger körperlich, und gerade kleinere Einrichtungen bieten, auch wegen Fachkräfte - Mangel, auf verschiedene Aufgabenbereiche unterteilte Verträge.

Bringe das mal als Idee ein......
Wünsche Dir alles Gute.
LG Ziege04
Gerhild
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Gerhild »

Ob es richtig ist was du machst ist wahrscheinlich schwer zu beantworten. Du kannst es nur probieren. Ich selbst habe 2001 in der Altenpflege angefangen. Ich bin gelernte Krankenschwester und war zu dieser Zeit 16 Jahre aus dem Beruf raus. 2013 landete ich dann im burnout und habe seitdem Depressionen. Ich konnte erstmal nicht mehr in die Pflege zurück. Seitdem arbeite ich als Lehrerin an einer Altenpflegeschule. Jetzt ist dort mein Unterrichtsumfang erhöht wurden und ich gehe wieder über meine Grenzen.
Einer meiner Schüler hat es mal so formuliert "Pflege ist krank" und ich glaube er hat recht. Nicht wir sind krank, sondern dass System in dem wir arbeiten.
Haferblues
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Haferblues »

Hallo ihr Lieben,

stimmt Gerhild: das System ist krank. Nicht menschengerecht. Daran können wir leider nur ganz wenig ändern. Wir können nur unseren Standpukt dazu verändern und so weniger leiden.

Wollte mal berichten: mir gehts erstaunlich gut wieder in der Pflege. Ich merke, dass ich viel gelernt habe. Z. B. kann ich mich inzwischen (meistens) im Tun entspannen. Und ich habe einen Hin- und Rückweg von jeweils ca. 1 Std. Diese Zeit nutze ich zum runterkommen. Ich lese oder höre Musik.

Jetzt sind die Kollegen und Bewohner total begeistert von mir. Das ist mir fast ein wenig peinlich. Ich mache nämlich nix besonderes. Ich hab nur die Ruhe weg. Bis jetzt bin ich ja auch nur 50% beschäftigt. Genug freie Zeit für mich. ABER: die PDL liegt mir in den Ohren, ich soll mehr Stunden arbeiten. Klar schmeichelt mir das. Ich könnte mehr Geld dringend brauchen, weil irgendwie bin ich z. Zt. total pleite. Und für die Rente wärs auch nicht schlecht.

Was mach ich jetzt? Ich fühle mich total gesund. Schlafe wie ein Baby. Das kann sich aber erfahrungsgemäß jederzeit ändern. Andererseits: wenn ich ständig an einen möglichen Rückfall denke, dann kommt der auch.

viele Grüße an alle, die mich noch kenne
und an die anderen auch
Rifka
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Danny Keye
Zarra
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Zarra »

Hallo Rifka,

solche sich positiv entwickelnden Lebensgeschichten liest man doch immer gerne!

Vielleicht nicht gleich auf ganz viel mehr, sondern nur ein wenig mehr erhöhen und schauen, wie es Dir damit geht?

Alles Gute, Zarra
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Bittchen »

Liebe Rifka,

du denkst natürlich an einen Rückfall,dass ist auch richtig so.
100 % arbeiten in der Pflege und das in höherem Alter ist sehr anstrengend.
Allerdings bist du weniger gestresst wie bei 50 %,das ist meine Erfahrung.
Was mir zu schaffen gemacht hat,waren die Überstunden und auch das Klima unter den Kollegen.
Wenn dir deine Arbeit Spaß macht ,du dich wohl fühlst und sonst keine persönlichen Belastungen hast,was spricht gegen 80 % Arbeitszeit ?
Allerdings rechne dir das genau aus,manchmal kommst du in eine andere Steuerklasse und dann bleibt nicht viel.
Dein Bericht macht Hoffnung,es gibt einen Weg aus der Krankheit.
Aber die Empfindlichkeit neu zu erkranken bleibt,du machst es aber richtig und hast die Ruhe weg,ich nenne es mal Gelassenheit.

Weiterhin alles Gute für dich und liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Bittchen
Beiträge: 5430
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Bittchen »

Liebe Rifka,

du denkst natürlich an einen Rückfall,dass ist auch richtig so.
100 % arbeiten in der Pflege und das in höherem Alter ist sehr anstrengend.
Allerdings bist du weniger gestresst wie bei 50 %,das ist meine Erfahrung.
Was mir zu schaffen gemacht hat,waren die Überstunden und auch das Klima unter den Kollegen.
Wenn dir deine Arbeit Spaß macht ,du dich wohl fühlst und sonst keine persönlichen Belastungen hast,was spricht gegen 80 % Arbeitszeit ?
Allerdings rechne dir das genau aus,manchmal kommst du in eine andere Steuerklasse und dann bleibt nicht viel.
Dein Bericht macht Hoffnung,es gibt einen Weg aus der Krankheit.
Aber die Empfindlichkeit neu zu erkranken bleibt,du machst es aber richtig und hast die Ruhe weg,ich nenne es mal Gelassenheit.

Weiterhin alles Gute für dich und liebe Grüße Bittchen
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Bittchen
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Bittchen »

Gleich doppelt,das ist ein gutes Zeichen ,lach.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Haferblues
Beiträge: 1004
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Haferblues »

Hallo,

ein update, falls es jemand interessiert.

Ich bin nun schon seit Januar wieder in der Pflege tätig - und ich wurde inzwischen wieder zur Fachkraft befördert.

Die Arbeit macht mir nach wie vor Freude. Nur das ganze Drumherum geht mir verschärft auf die Nerven. Die Dienstpläne kommen spät (oft erst am 20sten), die Dienste sind total unregelmäßig, man kann gar nichts planen. Ständig fehlt irgendwer und Fachkraft muss einspringen. Außer 2 sind alle Fachkräfte Teilzeit eingestellt. Alle schieben ewig viele Überstunden vor sich her. Ich seit Januar ca. 150.

Die PDL wollte mich für mehr Stunden einstellen, der neue Heimleiter meint, wir seien ausreichend besetzt. Am selben Tag, an dem er mir das gesagt hat, kommt der September Diensplan: ich mit ca. 40 Mehrstunden eingeplant. Eine Woche sollte ich 47 Arbeitsstunden leisten. Ich war extrem wütend und bin auf die Barrikaden. Die Mehrstunden sind alle raus aus dem Plan. Jetzt bin ich natürlich nicht gerade die Lieblingsmitarbeiterin des neuen Leiters.

Ich glaube, ich habe diesen Tritt irgendwie gebraucht. Ich war schon wieder dabei mein ganzes Leben nach dem Dienstplan auszurichten. Jetzt bin ich auf dem Kriegspfad. Ich will jetzt auf etwas Regelmäßigkeit in meinen Diensten bestehen. Vor allem Wochenenden und Nachtwachen mir nicht mehr endlos aufdrücken lassen. Und meine Nebenjobs wichtiger nehmen. Mit denen habe ich die ganze Zeit rum jongliert, dass ich nur immer im Pflegeheim zu Diensten sein kann. Ich Depp!!!!!

Jetzetle will ich endlich lernen mich durchzusetzen ohne viel Geschwätz. Einfach zu sagen: das geht - das geht nicht. Zur Eigenunterstützung hab ich mich zu einem Selbstverteidigungskurs angemeldet. Schon wieder ein wöchentlicher Termin, der im Diensplan berücksichtigt werden muss.

bin gespannt ob ich auf meine alten Tage noch dazu lerne

eure ansonsten zufriedene Rifka
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Danny Keye
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Bittchen »

Liebe Rifka,

in pflegenden Berufen ist die Überforderung ja eher die Regel.
Bei deiner Schilderung und auch deiner Vorgeschichte, sehe ich es als sehr positiv,das du selbst schon merkst,es kann wieder zuviel werden.
Jetzt kannst du früh genug dagegen halten.

Passe weiter gut auf dich auf.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Haferblues
Beiträge: 1004
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Haferblues »

Guten Morgen Gemeinde,

jetzt hats mich wieder erwischt. Ich mache mich zunehmend unbeliebt bei den Vorgesetzten. Erst meutere ich gegen aufgedrückte Mehrstunden - jetzt musste ich schon wieder auf die Barrikaden. Anscheinend als Retourkutsche hat mich die Wohnbereichsleitung am WE alleine mit einem Azubi im ersten Lehrjahr zum Dienst eingeteilt. Normalerweise sind wir abends zu dritt.

Ich kann ja schon flott arbeiten - aber 27 Bewohner plus evtl. Notfälle im betreuten Wohnen schaffe ich nicht. Also hab ich ne Überlastungsanzeige geschrieben. Auch, weil ich es falsch finde, die Auszubildenden zu verheizen. Jetzt wird mich die WBL erst recht hassen.

Was mich am meisten nervt: ich selbst. Ich tu mich soooo schwer damit mich für mich selbst einzusetzen. Ich kann schon wieder nicht gut schlafen und habe Kopfschmerzen. Wieso denke ich immer darüber nach ob ich es überhaupt wert bin?? Überhaupt irgendwelche Ansprüche stellen darf???? Heilige Makrele!!!!! Was ist nur in meinem Hirn falsch verdrahtet????

Fühle mich wie vom Bus überfahren.

Grüßr Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Katzenstube
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Registriert: 20. Aug 2017, 12:44

Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Katzenstube »

Ich selber habe jahrelang in der Verwaltung eines Pflegeheims gearbeitet (weiß also bestens was alles unmögliche abgeht) und war über drei Jahre in der Pflege weil ich meine kranke Mutter zu mir nehmen wollte (ging leider nur kurzfristig, weil sie zu krank war). NIE wieder freiwillig in die Pflege! Machst Du den Job aus Überzeugung und Liebe zu den Menschen dann schmeissen Dir die Vorgaben die Knüppel zwischen die Beine. Machst Du Dienst nach Vorschrift, nehmen es meistens die Kollegen besonders übel, die nicht einmal das verrichten.

In der Pflege hatte ich das Gefühl es gibt eine ganz extreme Hackordnung - diejenigen die über die Vergangenheit überlebt haben; und andere weg gehackt haben, gegen die muss ein Neuling anstehen.

Das, was ich in der Pflege erlebt habe war menschenverachtend. Auch in der Privaten Pflege, wo ich einen querschnittsbehinderten Mann als Assistentin begleitet habe. Wohl war die Bezahlung besser, aber die Situation war genau gleich: Ich musste tun was mir andere diktieren und durfte keine eigene Gedanken oder Vorstellungen haben.

Mich hat es krank gemacht keinen eigenen Gedanken einbringen zu dürfen oder Wege zu gehen, die unüblich sind. Wir hatten eine Dame, die während meiner Abwesenheit (weil sie schwierig war) immer im Bett gelassen wurde und einfach nur durch Infusionen ernährt wurde. Diese Frau, die kaum sprechen konnte wegen Schlaganfall hat jeden Morgen wenn sie mich gesehen hat gestammelt "Gott sei Dank" und mir die Hand geküsst, lieber Gott ... und das nur, weil sie aus dem Bett geholt wurde, gerichtet und im Rollstuhl ins Leben gefahren wurde. Mich hat es viel Zeit gekostet, die Kolleginnnen haben mich so oft angemacht, dass ich zu langsam bin.... weil ich die Behandlung der Dame für unwürdig fand. Ja, so habe ich mich sehr unbeliebt gemacht ... bei manch einem Kollegen .... diese Dame hat dadurch etwas Lebensqualität gewonnen, ich aber verloren weil auf mir rumgehackt wurde... Letztendlich (und das gibt es viel in der Pflege) war ja ich die Dumme, weil ich dann länger arbeiten musste und das mein persönliches Vergnügen war....

Dein, nie wieder freiwillig!!!!!

Ich kann mir nicht vorstellen Haferblues, dass es viele Häuser gibt, in denen es anders ist als bei Dir (einfach weil der Arbeitgeber verdienen will und die Kassen so wenig wei möglich geben wollen).

Ja, sie haben uns gut im Griff wenn wir in der Pflege sind! Sie machen uns immer kleiner damit wir bei keiner Überstunde was böses sagen und um wieder als "liebes Kind" angenommen zu werden. Nun, ich wurde es trotz vieler Überstunden nicht. Nee, im Gegengteil : ich habe mich nicht für mich selber eingesetzt und war ein guter Fußabtreter.

Ich bin nun wieder im kfm. Bereich. Die vergangenen 10 Jahre habe ich nicht gemuckt, weil ich als älterer Arbeitnehmer meinen Job behalten wollte. Durch die Zeit in der Pflege, in der ich unwürdig behandelt wurde habe ich nun nach einem halben Jahr Arbeit meine Krallen gezeigt und beginne zu sagen "Nein". 10 Jahre unterordnen haben mir die Stellung als Fußabreter garantiert. Ich will nicht mehr.... weder von einem Behinderten, der meint er weiss alles besser, noch von Kolleginnen, die mir jeden Bewohner zum duschen überlassen, damit sie einen schönen Lenz haben, noch Kaufmänner, die meine Kollegen (die ich delegieren soll) verheizen.

Ich war nach meiner Zeit in der Pflege so klein, ich hätte mit dem Fahrrad unter dem Teppich fahren können. Ganz, ganz langsam rapple ich mich wieder hoch ... und das ist schwer, dieses klein gemachte wieder zu verändern. Bleib bei Dir und sei Dir die und das wichtigste!!!!! Sonst fährst Du wie ich mit dem Fahrrad unter dem Teppich....

Lieben Gruß von Katzenstube
Haferblues
Beiträge: 1004
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Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Haferblues »

jo Katzenstube,

kenn ich sehr gut, das Drama. Ich bin 2000 komplett ausgebrannt aus der Pflege geflüchtet. Depressionen vom Feinsten. Leider habe ich keinen Einstieg in einem anderen Beruf gefunden, trotz Anstrengungen und Weiterbildung. Jetzt bin ich über die Küche seit Janar 2017 wieder in der Pflege gelandet.

Die Arbeit mit den alten Menschen macht mir Freude. Nur das ganze Drumrum ist furchtbar. Es gibt keine Regelmäßigkeit im Dienstplan. Man kann gar nix planen. Im Oktoberplan habe ich jedes WE Dienst. Das ist jetzt die Retourkutsche für meine Meuterei im September. 2 WE in Folge Tagdienst, die nächsten beiden WE jeweils von Freitag auf Samstag Nachtdienst. Ich habe zum ersten Mal überhaupt etwas im Wunschbuch eingetragen: Do und Fr nur Frühdienst, weil Nebenjobs. Was hab ich??? Nachtwache!!!

Reagiere ich übertrieben, wenn ich Schikane wittere??? Oder kann eine Wohnbereichsleitung so dämlich sein????

genervte Grüße
Rifka
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Danny Keye
Gertrud Star
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Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Rifka,
für mein Gefühl könnte das sowohl Dusseligkeit/Ignoranz sein, bzw. Schema F.
Es könnte aber auch Schikane sein.
Ich würde wenn möglich die Kollegen fragen, ob bei denen auch sowas vorkommt, und wenn ja ob häufiger.
Dann weißt du bescheid.
LG Gertrud
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Arbeit in der Altenpflege

Beitrag von Zarra »

Hallo Rifka,

vorweg: Ich habe nicht alles gelesen. Doch vom Hin- und Wieder-Reinlesen her:

Ich finde jedoch, daß Du Deinen Wiedereinstieg super (!!!!) angegangen bist und super angehst. (Ich hoffe sehr, daß Du gelernt hast, Lob anzunehmen!)

Vor allem kannst Du wohl auch Dich selbst besser einschätzen.

Ansonsten: Ja, es gibt dumme oder doofe Vorgesetzte oder KollegInnen! - ... muß es in Deinem Fall nicht sein (kann es aber!).

Spontan würde ich so reagieren, daß ich die Plänemacherin sachlich (!) fragen würde, ob sie sich noch an an Deine Wünsche erinnert, auch die Gründe dafür nennen. Mal schauen, wie sie/er reagiert. Wenn ein: "Huch, das hatte nicht mehr auf dem Schirm, tut mir leid", kommt, ist es gegessen; wenn eine pampige Antwort, die auch am Tag drauf nicht revidiert wird, kommt, weißt Du auch, was davon zu halten ist.

LG, Zarra
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