Ich weiß nicht mehr weiter...

Sonne02
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Sonne02 »

Hallo ihr Lieben!

Ich bin da um mich vorerst zu verabschieden. Ich merke, dass ich erstmal Zeit brauche um alles zu verarbeiten. Und ich muss erstmal schauen ob ich das so weiterhin schaffe...Im Moment ist es ehrlich gesagt nicht so der Fall. Ich bin einfach so nicht glücklich.
Ich weiß man muss auf die Krankheit Rücksicht nehmen...Aber im Moment fehlt mir so viel..
Ich brauch erst mal ruhe und Zeit um wieder klar zu werden. Mir ist die ganze Beziehung zu einseitig geworden.

Ich werde bestimmt als Stille Leserin weiter mit verfolgen...

Ich wünsche allen hier ganz viel Kraft und Sonnenschein in ihrem Leben.

VG sonne
Matthias1960
Beiträge: 40
Registriert: 27. Dez 2016, 14:01

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Matthias1960 »

Hallo Ihr Lieben,
auch ich werde mich jetzt hier etwas rarer machen. Ihr habt mir alle sehr geholfen, mich mit der Situation zurecht zu finden. Ich habe, nicht nur hier in diesem thread, viel gelesen, und habe für mich jetzt meine " Taktik " zurecht gelegt, wie ich mit allem umgehen möchte.

D.h., ich denke wieder verstärkt an mich, so war ich z.B. gestern mit einem Freund im Kino, um selber die Kraft zu behalten für meine Frau da zu sein, wenn sie mich wirklich braucht.

Ich werde sie zu nichts drängen, und sie alles so machen lassen, dass sie nicht das Gefühl hat, " funktionieren " zu müssen. Allerdings werde ich sie auch nicht komplett in " Watte " packen, falls es mir zu bunt wird. Ich merke aber, dass sie mir zuhört, wenn sie auch im ersten Moment auf stur schaltet.

Sobald möglich werde ich in unsere Einlieferwohnung ziehen, und habe somit eine gute Rückzugsmöglichkeit. Ende Februar fahre ich für vier Tage alleine an die Nordsee, um den Kopf frei zu bekommen.

Schauen wir mal, wohin unsere Reise führt. Für mich auf jeden Fall eine Erfahrung in meinem Leben, auf die ich zwar liebend gerne verzichtet hätte, aber auch daraus ziehe ich Kraft und Lehren für den verbleibenden Rest des Lebens.

In diesem Sinne allen Schreibern und Lesern viel Kraft und alles erdenklich Gute
Birko
Beiträge: 501
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Birko »

Hallo an euch hier in diesem thread

Ich schreibe von der anderen seite. Ihr wisst schon. Ich habe euch sehr gerne gelesen und empfinde euch als sehr beeindruckende menschen. Ihr haltet viel aus.
Von meiner seite muss ich sagen, dass ich auch kurz vor ende stand aber habe mich meinem partner gegenüber niemals so verhalten. Habe mich zurückgezogen auch an der beziehung gezweifelt aber ihn trotzdem einbezogen.
Ich würde mich freuen, wenn ihr ab und zu nochmal berichtet. Ist schon wichtig für das forum.

Euch alles gute
Birko (weiblich)
DieNeue
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

ich finde das einen guten Weg, Matthias. Ich wünsche dir und auch euch anderen alles, alles Gute.

Ich würde mich auch freuen, irgendwann wieder von euch zu hören. Es ist gut, zu hören wie Geschichten ausgegangen sind, egal ob gut oder schlecht. So erfahren auch Andere, was eine mögliche Lösung sein könnte (oder eben auch keine). Aber keinen Stress deswegen!

Liebe Grüße,
DieNeue
micky2507
Beiträge: 62
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von micky2507 »

Hallo zusammen!
Ich bin neu hier und habe mich gleich bei diesem Thema "so richtig zu Hause" gefühlt.
Unter jeden einzelnen Inhalt in den vorangegangenen Nachrichten könnte ich meine Unterschrift setzen.
Kurz zu meiner Geschichte:
Mein Lebensgefährte und ich sind seit fast genau 4 Jahren ein Paar (Samstag haben/hätten wir Jahrestag!).
Er lebt in der Nähe von Frankfurt, ich im Ruhrpott, was bisher nie ein Problem für uns dargestellt hat. Er ist/war alles, was ich mir jemals von einem Mann erträumt habe: liebevoll, zugewandt, rücksichtsvoll, zärtlich....ich könnte Seiten mit all seinen positiven Eigenschaften füllen. Die letzten vier Jahre waren unter dem Strich sehr turbulent, wenn man es positiv formulieren möchte und wir haben gemeinsam viele schwierige Situationen gemeistert.
Leider ist seine größte Stärke, nämlich sich liebevoll um andere zu kümmern auch gleichzeitig seine größte Schwäche, denn darüber hat er sich selbst vergessen und ist mit beiden Füßen voran in eine heftige Depression geschlittert.
Der Prozess ging schleichend vor sich und als ich dann Anfang Dezember die Zeichen nicht mehr ignorieren konnte, dass sich etwas grundlegend verändert hatte, wollte ich Antworten. Zuerst habe ich eine andere Frau hinter allem vermutet (und um ehrlich zu sein, wünsche ich mir heute manchmal, dass das der Grund gewesen wäre). Ich habe so lange gebohrt, bis er mit der ganzen Wahrheit rausgerückt ist.
Er hat fast nur noch geweint, war lethargisch und energielos, hatte an nichts mehr Freude und auf die Frage, ob er mich denn noch liebt, habe ich die Antwort bekommen, die ich ganz bestimmt nicht hören wollte: Er weiß es nicht. Er hat mich immer noch sehr, sehr lieb, weiß aber nicht, ob das noch Liebe ist(Wörtliches Zitat!)
Ich hätte nicht erwartet, dass es noch schlimmer kommen könnte!
Wenigsten ist er einsichtig, ist zwischen Weihnachten und Silvester zum Arzt gegangen und hat sich fürs erste Medikamente geholt. Seine Ärztin hat wohl auch den Ernst der Lage erkannt, so dass sie sich dahinter geklemmt hat und er seit zwei Wochen in therapeutischer Behandlung ist.
Darum muss ich mir also wenigstens keine Sorgen machen.
Allerdings geht es mir mit allem, was ihr schon beschrieben habt, ziemlich schlecht. Emotional bin ich im freien Fall, da wo Sicherheit war, ist Angst und Verwirrtheit, wo Wärme und Nähe war Unzugänglichkeit, Schweigen und Eiseskälte! Es ist kaum zu ertragen, dass der Mensch, den man liebt, so sehr leidet und man keine Chance hat, zu ihm durch zu dringen!
Ich bin fest entschlossen zu kämpfen, um ihn und um uns.
Über den Verstand weiß ich, dass ich auf ich selbst achten muss (Hab ich auch schon getan: Therapeut gesucht und gefunden, Selbsthilfegruppe für Angehörige rausgesucht und Kontakt aufgenommen, viel darüber gesprochen)-trotzdem drehen sich alle Gedanken um ihn!

Ist das alles ein verdammter Mist! Depression ist ein A---loch!
Eule12345
Beiträge: 68
Registriert: 7. Dez 2016, 17:32

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Eule12345 »

Wünsche dir viel Kraft! Und ich denke da ihr beide Hilfe gesucht u gefunden habt wird sicher alles gut.
Matthias1960
Beiträge: 40
Registriert: 27. Dez 2016, 14:01

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Matthias1960 »

Auch von mir alles Gute. Ein Schritt in die richtige Richtung ist definitiv seine Erkenntnis sich behandeln zu lassen.
Echt schwierig ist es dann, wenn der Partner null Einsicht zeigt, und glaubt selber aus der Situation rauszukommen, und wenn er überhaupt nicht reden will.
Da bleibt nur eines, Geduld, Geduld, Geduld

Und ja, Du hast recht: Depression ist ein A.....loch !
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von micky2507 »

Danke, liebe Eule und lieber Matthias, für eure Worte.

Nachdem ich zwei Tage völlig aufgelöst war, hat mir eine liebe Freundin gestern gehörig den Kopf gewaschen und durch lange Gespräche meine Sichtweise wieder ein wenig auf das Positive gelenkt. Heute ist wieder ein Tag, an dem ich zuversichtlich bin, dass wir es schaffen können und werden!
Matthias1960
Beiträge: 40
Registriert: 27. Dez 2016, 14:01

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Matthias1960 »

Hallo Micky2507,
das Wichtigste ist nie den Blick für die Realität zu verlieren, auf sich selbst zu achten und, das ist mein wichtigstes Entscheidungskriterium, auf dein Gefühl vertrauen.
Du wirst immer wieder in ein Loch fallen, aber solange du fühlst, dass dein Partner es wert ist, und du die Kraft hast, kämpfe ....
Auch bei mir ist es ein ständiges auf -und Ab. Heute war nach längerem wieder ein besserer Tag, wo sie mich zumindest für drei Stunden in ihrer Nähe " ertragen " konnte. Es war beinahe wie früher, es wurde sogar geblödelt, und sie hat auch von sich aus etwas erzählt. Nach diesen drei Stunden war es dann offensichtlich auch wieder genug, und si hat sich zurück gezogen. Noch bis vor kurzem hätte ich geflucht, wäre hinterher und hätte diskutieren wollen. Jetzt tue ich so, als wenn das alles das Normalste der Welt wäre, und zehre von den gemeinsamen drei Stunden.
Und wer weiß, vielleicht sind es ja auch bald wieder ein paar mehr.
Also Kopf hoch, und weiter so. Ihr schafft das
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von micky2507 »

Hallo Matthias,
diese Achterbahn der Gefühle ist schlimm, aber ich hoffe, ich lerne noch, damit umzugehen!

Eben das, was du beschreibst hat meine Freundin mir gestern nochmal ganz deutlich vor Augen geführt. Sie hat selbst eine schwere Depression gehabt und kann von daher sehr gut nachempfinden, was mein Lebensgefährte fühlt und denkt.
Sie hat meinen Blick darauf gelenkt, dass das letzte Wochenende nach meiner Erzählung sehr schöne und nahe Momente enthalten hat und sie hat mir ein Bild gegeben, dass ich mir jetzt immer wieder vor Augen führe. Sie meinte: Du verlangst doch von jemandem, der ein Bein gebrochen hat, auch nicht, dass er einen Marathon in Rekordzeit absolviert!...Er tut, was er kann. Er gibt, was er kann, was willst du mehr?

Daran halte ich mich fest- das Bild ist sehr gut und ich finde es sehr passend! Wir haben einen Marathon vor uns und im Moment ist er gerade dabei, sich mit seinen "Krücken" vertraut zu machen, um den Kampf aufzunehmen. Es wird dauern und es wird bestimmt Momente geben, in denen er oder ich am liebsten aufgeben würden. Aber es wird besser werden, langsam, mit Pausen und Rückschlägen, aber es wird besser werden!

Ich wünsche dir auch viel Kraft für "euren Marathon". Ich glaube, wir müssen alle lernen, die keinen Fortschritte mehr zu achten und keine Wunder zu erwarten!
Eule12345
Beiträge: 68
Registriert: 7. Dez 2016, 17:32

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Eule12345 »

Ich verabschiede mich...

Meine "Geschichte" ist hier zu Ende.
Fazit für mich:
Auch wenn meine Beziehung daran gescheitert ist, so bin ich doch um eine Erfahrung reicher. Klar hätte ich gern darauf verzichtet, aber sie wird mich in meinem weiteren Leben begleiten und ich werde eine andere Sichtweise auf mich und meine Mitmenschen haben. Man lernt nie aus ;-)

Danke an dieses Forum, es hilft zu verstehen und der Austausch gibt Kraft.
Und genau die wünsche ich allen die noch mitten drin stecken! Passt auf euch auf! Alles Gute!
Matthias1960
Beiträge: 40
Registriert: 27. Dez 2016, 14:01

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Matthias1960 »

Ciao Eule,

Dir alles Gute, und danke für die guten Wünsche. Habe gerade geschaut, wielange Du hier im Forum angemeldet warst, knapp zwei Monat waren es. Bin mal gespannt, wie lange ich noch durchhalte, aber momentan verspüre ich Anflüge von Optimismus.
natalia2
Beiträge: 41
Registriert: 26. Jan 2017, 20:13

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von natalia2 »

Ich war bisher stille Mitleserin und finde mich in euren Beiträgen so wieder....
Ich bin nach sechs Jahren Auf und Ab mittlerweile wirklich am Ende meiner Kräfte.Mal wieder befinden wir uns an dem Punkt,wo nichts mehr geht!
Mein Mann hat keine Hoffnung, dass ihm noch irgendjemand helfen kann, und mir wird ganz schlecht,wenn ich daran denke, dass das noch jahrzehntelang so weiter gehen soll!
Die Klinik habe nicht geholfen,Medikamente würden ihm auch nicht helfen und eine weitere Therapie sei sinnlos.So denkt er...Ich bin mittlerweile seine einzige Vertraute, Er wirft mir vor,ich wolle ihn fertig machen, sobald ich Kritik übe, oder er macht mir bittere Vorwürfe. Ich weiß, es ist die Krankheit,aber es tut trotzdem weh...
Klar gibt es auch eine andere, schöne, liebevolle, lustige Seite,sonst würde ich das ja nicht schon so lange mitmachen! Aber unsere Beziehung glich von Anfang an einer Achterbahnfahrt!Gerade befinden wir uns wieder im freien Fall.
Ich habe in den letzten Jahren für mich gesorgt,habe Urlaun gemacht und meinen Freundeskreis gepflegt.Aber am Ende wünsche ich mir von meiner Beziehung doch etwas anderes...
Wo vorher Angst war,das Alte und Bekannte loszulassen,ist jetzt ein kleiner Hoffnungsschimmer,dass es da draußen noch etwas anderes gibt, etwas Positives.Dass ich irgendwie den Absprung schaffen muss,um mir in ein paar Jahren noch in die Augen schauen zu können und sagen zu können,dass ich mein Leben nicht dieser schrecklichen Krankheit unterworfen habe. Aber natürlich fühle ich mich verantwortlich für ihn, liebe ihn, tue mich schwer, ihn im Stich zu lassen. Und natürlich weiß ich, dass für ihn alles zusammenbricht,wenn ich gehe...
natalia2
Beiträge: 41
Registriert: 26. Jan 2017, 20:13

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von natalia2 »

Ich dazu noch sagen,dass mein Mann eine mittelschwere Depression hat. Er quält sich zur Arbeit,mehr ist bei ihm seit Langem nicht drin.Nach der Arbeit und am Wochenende ist er völlig ausgelaugt.
Er sagt,ich sei sein einziger Lebenssinn.Ich bin mittlerweile auch die einzige Ansprechpartnerin.Deshalb fällt es mir auch so schwerzu gehen. Was soll er ohne mich machen, wenn sein Leben ohnehin so hoffnungslos ist? Was,wenn er sich etwas antut, wenn ich gehe?
Matthias1960
Beiträge: 40
Registriert: 27. Dez 2016, 14:01

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Matthias1960 »

Hallo Natalia,
wie uns allen hier treibt die Angst um den geliebten Partner einen um. Alle unsere Fälle klingen gleich, oder zumindest doch sehr ähnlich, aber sind doch alle so unterschiedlich.

Es ist absolut bewundernswert, dass Du dieses Au- und ab bereits seit sechs Jahren mitmachst. Aber letztendlich musst Du auch an Dich denken.
Es gibt, und das ist hier auch immer wieder zu lesen, leider keinen ultimativen Ratschlag, den man geben kann.
Ich denke, dass muss jeder von uns, deren Partner Betroffener ist, für sich selber entscheiden.

Das ist Schei......., ist aber leider so, und wie bei vielen anderen Dingen im " normalen " Leben auch, muss man(n) / Frau irgendwann einen Entscheidung treffen, und dann auch die evtl. Konsequenzen ertragen.

Auch ich stehe immer wieder vor diesen unterschiedlichen Überlegungen, aber eines ist für michh klar, dass ich das nicht mehr lange aushalten kann. Und dann werde ich für mich die Entscheidung fällen müssen, wobei es bei meiner Frau nicht so schlimm scheint wie bei Deinem Mann, sodass die Gefahr, die Du beschreibst bei mir nicht gegeben ist.
Daher ist für mich diese Entscheidung leichter, obwohl sie mir trotzdem so unheimlich schwer fallen wird.

LG
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von micky2507 »

Liebe Natalia, lieber Matthias,

da bin ich zu 100 Prozent bei euch!

Natalia, ich kann dich mehr als gut verstehen. Ich hänge erst seit 3 Monaten in dieser Schleife fest und weiß jetzt schon manchmal nicht, wie ich das aushalten soll. Hut ab, dass du das schon so lange erträgst!

Aber ich denke, Matthias hat Recht damit, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem man/frau eine Entscheidung treffen muss - schon aus dem eigenen Überlebensinstinkt heraus. Aber es stimmt auch, dass es keinen finalen Rat gibt, was der richtige Weg ist!

Es gibt Tage, da kann ich recht gut mit der Situation umgehen, aber es gibt auch immer wieder Abstürze. Dieses Hin und Her macht mürbe und bei aller Liebe kommt dann irgendwann der Punkt, an dem es nötig ist, eine Entscheidung zu treffen. Und der Zeitpunkt ist bei jedem individuell verschieden.

Was für mich schwierig ist, ist dass meine Kinder davon so sehr betroffen sind. Mein Lebensgefährte ist zwar nicht ihr Vater, aber sie haben ihn voll akzeptiert und er ist ein Teil ihres Lebens. Hinzu kommt, dass Mama ganz oft mit ihren Gedanken und ihrer Aufmerksamkeit bei ihrem Freund ist und nicht so ansprechbar und aufmerksam wie sonst.
Ich liebe ihn, aber ich muss nicht nur an mich, sondern auch an die beiden denken, bei jeder Entscheidung die ich treffe. Das macht es nochmal zusätzlich schwierig!

LG
Micky
diedunkle76
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von diedunkle76 »

Liebe Natalia,

diese Situation mit dem Arbeiten und dem als alleiniger Ansprechpartner kenne ich sehr gut. Mein Mann ist aktuell in einer Reha, da er sich einsichtig zeigte und Hilfe holte. Auf der Reha wurde ihm gesagt, die Menschen mit Depression ab einer bestimmten Ausprägung es noch schaffen zu Arbeiten sind Kämpfer und wollen es schaffen. Ich kann das zwar nicht wirklich einordnen, aber habe das mal so angenommen. Auch ich spüre diesen Druck in gewisser Weise nicht verlassen zu können. Wobei bei mir auch zum Tragen kommt, dass ich damit eventuell meinen vier Kindern den Vater nehmen würde.... Aber wem nützt es, wenn Du Dich da noch länger quälst und selbst an diesen Punkt kommst. Auch ich schwanke sehr in meinem Gefühlen. Vor allem wenn ich sehe, wie es sich zu Hause entspannt, seit mein Mann in der Reha ist. Wir essen wieder gemeinsam, wir lachen wieder und es zieht wieder Freude bei uns ein, zumindest bei den Kindern. Ich bin mir aber bewusst, dass es wahrscheinlich auch darin liegt, dass ich wieder etwas entlasteter bin und die Verantwortung für meinen Mann an die Reha abgegeben konnte und dass, aber auch von Anfang an so gesehen habe, als ich von Reha hörte. Ich denke aber wenn mein Mann sich nicht um Hilfe bemüht hätte, war mir ein Schlussstrich allein der Kinder wegen "leichter" gefallen. Ich hatte meinem Mann gesagt, wenn Du Dir keine Hilfe suchst, kann ich nicht weiter machen und er hat dann die Schritte eingeleitet. Bei der Umsetzung und Terminierung habe ich ihm geholfen. Aber den ersten Schritt musste er selber machen, aber er hat es getan, vielleicht hilft Deinem Mann ja auch das Gefühl er hat noch eine "Chance". Ich kann mir aber vorstellen, dass nach sechs Jahren Depression bei Deinem Mann auch das Gefühl, dass irgendetwas besser werden kann sich ziemlich manifestiert hat, aber auch dass ist leider ein Krankheitszeichen. Egal wie Du Dich entscheidest, letzt endlich trägt dein Mann die Verantwortung für sein Leben und nicht DU! Ich weiß genau, dass sich das leichter sagen lässt, wenn man nicht der Betroffene ist, aber vielleicht hilft es auch uns selbst, dass so zu sehen, wenn wir es oft genug sagen.
Matthias1960
Beiträge: 40
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Matthias1960 »

Hallo zusammen,
manchmal, wenn ich meine Situation so betrachte, und das alles hier so lese, sind wir als Angehörige fast genau so schlimm dran.
Die Ungewissheit, was mit unseren geliebten Menschen wird, die Verantwortung, die man meint tragen zu müssen und dann so manche Geschichte, die man hier liest, wo sich der Partner dann anderweitg orientiert, auch wie hier in diesem Thema einigen passiert, macht micht gerade total irre.
Ich sehe meine Zeit davonrasen, und weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte.
Aber noch habe ich nicht resigniert.
micky2507
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von micky2507 »

Hallo zusammen,

manchmal denke ich genau das, nämlich dass es mir in der ganzen Situation genauso schlecht geht, wie ihm.

Und die Angst, was passiert, wenn er zur Therapie geht oder in eine Reha, die Gefahr, dass er sich anderweitig orientiert oder eventuell mich als "Schuldige" für seine Depression auszumachen meint, macht mich fast wahnsinnig! Mir ist klar, dass er die Hilfe braucht, aber es ist nun mal immer wieder so, dass Beziehungen an der Erkrankung und den Folgen zerbrechen.
Und dann?

LG
Micky
Matthias1960
Beiträge: 40
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Matthias1960 »

Hallo Micky,

dann sind wir vermutlich die, die mit dummem Gesicht dastehen, während vorrübergehnd unsere Partner glücklich zu sein scheinen, bis es für sie wieder von vorne losgeht.
Es wäre so einfach zu sagen, ich lasse jetzt los, und dann ist es vorbei. So stehen wir demnächst vor einem Schrebnhaufen, und fangen von vorne an zu leben.
Aber genau das ist wichtig, egal wie und was wir jetzt alles machen, solange wir der Meinung sind, es ist richtig, müssen wir es durchziehen.
Aber es darf nie soweit kommen, dass wir, egal was passiert, selber daran zerbrechen. Ich habe für mich schon alle Szenarien durchgespielt, das gute Ende, und die verschiedenen Formen der bösen Enden, aber niemals, niemals werde ich dabei untergehen !!!
Wir müssten den Schmerz verarbeiten, und dann nach vorne schauen. Und auch, wenn ich schon altersmäßig weit mehr als die Hälfte meines Lebens hinter mir habe, es bleibt noch genug übrig, um glücklich zu sein und Freude zu haben.
Das sollten wir uns immer vor Auge halten. Vielleicht hilft das, noch ein wenig Kraft zu halten.
LG Matthias
natalia2
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von natalia2 »

Der Aspekt mit der fortlaufenden Zeit ist interessant.Ich denke,jetzt noch den Absprung schaffen und vielleicht noch die Chance haben,eine Familie zu gründen.Und klar,mit 50/60 denkt man,so möchte ich meine nächsten 30 Jahre nicht verbringen.Es zeigt einfach,dass man an jedem Punkt seines Lebens innehalten und überlegeb kann,ob und wie man mit seiner Situation glücklich ist...
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von micky2507 »

Das mit dem Alter ist schon ein Aspekt, den man nicht aus dem Auge verlieren darf.
Ich werde dieses Jahr 50 und hab nicht unendlich Zeit!
Irgendwann möchte ich mal in ruhigeres Fahrtwasser gelangen und nicht immer nur kämpfen müssen....vor allem, wenn der Ausgang so ungewiss ist!

Im Moment denke ich noch nicht wirklich daran, mich zu trennen, weil er einfach der Mann ist, mit dem ich alt werden wollte. Aber es geht so viel zu Bruch durch die Verletzungen und die Kränkungen! Sie geschehen zwar nicht absichtlich, tun aber trotzdem weh!
natalia2
Beiträge: 41
Registriert: 26. Jan 2017, 20:13

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von natalia2 »

Ja,sie tun weh,auch wenn sie nicht so gemeint sind. Und jedes Mal geht doch ein Teil von einem kaputt.
Man ist zwar noch der Partner,aber manchmal vergisst man, dass man ja eigentlich eine Liebesbeziehung führt.
Matthias1960
Beiträge: 40
Registriert: 27. Dez 2016, 14:01

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Matthias1960 »

Das ist ja das Schlimme. Man weiß, dass die Verletzungen nicht absichtlich geschehen, und dass, zumindest bei mir ist es so, meine Frau einfach nur ihr Ding durchzieht, weil sie es für sich durchziehen muss, und glaubt alles mit mir geklärt zu haben, indem sie gesagt hat, dass ich ihr / uns momentan die Luft zum Atmen lassen soll. Und, dass unsere Beziehung definitiv noch eine Chance hat.
Wenn man dann aber manchmal das Gefühl suggeriert bekommt, gar nicht da zu sein, von Liebesbeziehung brauchen wir hier schon seit einiger Zeit, nicht mehr zu sprechen, geht bei jeder Aktion wieder ein kleines Teil in einem kaputt, und irgendwann denkt man darüber nach, ob diese " kaputte Vase " jemals wieder zusammen geklebt werden kann, so dass man noch einmal Blumen hinein tun kann.
natalia2
Beiträge: 41
Registriert: 26. Jan 2017, 20:13

Re: Ich weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von natalia2 »

Ihr Lieben,
vielen Dank für eure umfangreichen Antworten. Der Autausch tut gut! In anderen Kontexten bekommt man oft Unverständnis zu hören, dass man sich das antut. Hier stößt man auf Verständnis, weil ihr eben alle auch erlebt hat, dass das Gegenüber sich nicht mit Absicht so verhält und man eben nicht ganz rational sagen kann: "Ich gehe, sobald mein Partner sich so verhält."
"Diedunkle76", ich verstehe, was die in der Klinik mit den Kämpfern meinen, die zur Arbeit gehen. Mein Mann ist ein totaler Kämpfer. Hat sich am absoluten Tiefpunkt nochmal aufgerafft, um sich einen neuen Job zu suchen. Am Ende scheitert er immer an seinem eigenen Gefühl, nicht gut genug zu sein. Er steckt alle seine Kraft in den Job, der für ihn das Allerwichtigste ist. Nur am Ende löst das wieder diese mächtigen Ängste aus.
Ich habe meinem Mann vor einem halben Jahr auch gesagt, dass ich einen Schlusstrich ziehen muss, wenn er sich keine Hilfe holt. Daraufhin ist er in die Klinik gegangen. Das Problem war, dass er danach wieder komplett auf sich gestellt war und wir mit der Situation völlig überfordert waren. Er fing wieder an zu arbeiten, und fand keinen Therapeuten, und jetzt, ein paar Monate später, ist er völlig in die alten Muster zurückgefallen. Für ihn ist es der Beweis, dass das alles Quatsch war. Er steht auf der Warteliste für einen Therapeuten, aber geht nicht davon aus, dass es helfen wird (okay, dieser Gedanke ist natürlich der Depression zuzuschreiben, aber er wird sich schon auf die Therapie einlassen müssen, damit sie was bringt). Antidepressiva nimmt er schon über Jahre und setzt sie regelmäßig wieder ab. Kein Arzt legt sich in Bezug auf die Dosis fest, er soll rumprobieren. Die Nebenwirkungen fühlen sich für ihn stärker an als die Wirkung. Ja, unser Liebesleben, wenn es denn unter Depressionen überhaupt eins gibt, ist dadurch völlig zum Erliegen gekommen. Das stört ihn regelmäßig so sehr, dass er wieder absetzt, wodurch es ihm wieder schlechter geht.
Ach, ich will hier auch gar nicht so desillusioniert schreiben, aber so viele Dinge sind in letzter Zeit schief gegangen, dass ich selbst die Hoffnung verloren habe. Was sagt man jemandem, der über sich sagt "Ich werde nicht mehr gesund", wenn einem selbst die Ideen ausgegangen sind?
Micky, die Angst, dass er sich anderweitig orientiert, war und ist bei mir auch immer gegeben. Dieser Gedanke 'Ich gehe und er findet eine andere, mit der er plötzlich alles kann, was mit mir nicht ging'. Aber erstens denke ich, Matthias hat recht, dass die alten Muster ja irgendwann zurückkommen und die Probleme in einer neuen Beziehung genauso auftauchen würden. Und zweitens, nach so langer Zeit denke ich, sollte es so sein, dann ist es so. Aber wenn ich unglücklich im Status Quo bleibe und sich nichts ändert, ist ja im Grunde genommen beiden nicht geholfen...Soll nicht heißen, dass ich frei von solchen Ängsten bin, aber rational betrachtet ist es doch so!
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