Täglicher Kampf gegen die Depression

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Happy Girl
Beiträge: 397
Registriert: 23. Nov 2016, 22:02

Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von Happy Girl »

Hallo!
Seitdem ich Therapie mache, kämpfe ich jeden Tag gegen die negativen Gedanken, gegen aufsteigende Wut, gegen die extreme Antriebslosigkeit usw. Zurzeit bin ich an einem Punkt wo ich mir denke, warum muss ich täglich kämpfen? Andere Leute sind so gut drauf, so unternehmungslustig usw. Ich habe zwar auch gute Phasen gehabt, aber im Grunde bin ich seit grob 20 Jahren immer mal wieder depressiv und allgemein antriebslos. Körperlich Ursachen (Schilddrüse, Eisen) liegen nicht vor. Gibt's denn keine Gute-Laune-und-Energie-Pille auf dem Markt?

Ach, ich musste meinen Frust jetzt einfach mal hier loslassen.
Dave23
Beiträge: 36
Registriert: 24. Jan 2017, 12:51

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von Dave23 »

Hallo Happy Girl,

die gibt es, die sind nur illegal und auf Dauer wird es damit auch nicht besser ;)

Ich kann Deinen Frust verstehen, mir geht es genau so, 20 Jahren xtrem auf und ab. Mehrere depressive Phasen immer gepaart mit hoher Antriebslosigkeit, negatives Selbstbild und immer der Vergleich mit "normalen" Menschen.
Gerade dieser Vergleich hat mir auch immer vor Augen geführt wie wenig ich bisher in meinem Leben erreicht habe, bzw. erreichen werde.
Doch bei genauen Hinsehen ist es oft garnicht so wenig und was bringt es mir ausser, dass ich dieser beschissenen Gedankenspirale nur mehr Futter gebe so ala, hätte ich damals, wäre damals, dann wäre ich jetzt, bla, bla. Ich konnte damals nicht, ich war krank.
Was bringt es mir heute? Manchmal denke ich nichts, es ist immer wieder der gleiche Punkt, die gleiche Antriebslosigkeit, der gleiche Schmerz.
Doch ich habe gemerkt, dass die schlechten Phasen kürzer geworden sind. Das gibt mir Hoffnung!
Alles Gute für Dich :hello:
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von malu60 »

Wie Dein Nickname schon sagt. "happy Girl" das wärs.
Leider hat jeder sein Päckchen,ob man Diabetes oder was auch immer an dauernden
Leiden hat,läßt sich ja auch nicht wegzaubern.
Depressionen zu akzeptieren,fällt sooo schwer,weil meist sieht es Niemandem auf Anhieb an
und dann gibt es blöde Sprüche:Du hast doch gar keinen Grund oder :Reiß dich mal zusammen.

Manchmal hält man es auch einfach nicht mehr aus,diese seelische Qual,die durch Therapie
und ständiges reflektieren so schwer auf einem lastet.
Wenn,s geht versuch auch mal über Dich zu lachen,aber wenn das geht,ist "Frau",schon aus dem Gröbsten raus.Alles liebe malu
Leben ist mehr
M1971
Beiträge: 731
Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von M1971 »

@ happy Girl
Nein, das Leben lässt sich nicht durch eine Gute Laune Pille regulieren.
Aber man kann lernen, sein eigenes Leben mit allen Höhen und Tiefen anzunehmen.
somebody
Beiträge: 221
Registriert: 3. Jul 2014, 10:55

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von somebody »

Hallo Happy Girl,
ich kämpfe momentan auch wieder Tag für Tag. Ich kann deinen Frust grad soo gut verstehen. Da ich noch recht jung bin, sinds bei mir lediglich weniger Jahre. So etwas wie eine Alles-ist-wieder-gut Pille hätten wohl die meisten hier recht gerne. Besonders das Unverständnis anderer, was es bedeutet, täglich mit sich zu kämpfen, macht es nicht einfacher. Zu erklären, dass man nicht einfach mit "durchbeißen" Unikram erledigen kann, wenn man sich kraftlos fühlt, verzweifelt ist, die Hoffnung verliert, sich wie der größte Looser vorkommt, Ängste hat, sich in Phantasien verliert und düstere Gedanken hat. Dann sind es viel kleinere Dinge, bei denen man sich versucht "durchzubeißen".
Wir sollten uns versuchen dafür zu loben, was wir trotz dieser Arschlochkrankheit schaffen, jawohl!
liebe Grüße,
somebody
Emma52
Beiträge: 331
Registriert: 4. Nov 2016, 00:01

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von Emma52 »

Ja, M1971. Aber wie? wenn es einem sehr schlecht geht, ist es sehr schwer.
Aber nur so geht's.

Ich grüsse Euch und alles Gute, Emma
Happy Girl
Beiträge: 397
Registriert: 23. Nov 2016, 22:02

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von Happy Girl »

Danke euch für eure Antworten!
Ja, das Akzeptieren dieser Krankheit fällt mir oft nicht leicht.
Der Vergleich mit einer physischen Krankheit ist gut! Vielleicht sollte ich mich regelmäßig daran erinnern, was manche Leute da durchmachen (Dialyse und ähnliches)....
M1971
Beiträge: 731
Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von M1971 »

Sehr guter Ansatz happy Girl. Es hat doch fast jeder irgendeine gesundheitliche Einschränkung. Die Depression ist eben nur nicht so salonfähig wie andere Erkrankungen.
Gruß
M
Sette
Beiträge: 22
Registriert: 31. Okt 2016, 15:40

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von Sette »

Hallo Happy Girl,

mit so 'ner Pille könnte man steinreich werden...

Ich finde es auch sehr anstrengend, mich jeden Tag zu "erziehen" - und kenne auch gut das Gefühl der Lustlosigkeit dazu. Alternativen dazu gibt es aber für mich nicht. Wenn ich total genervt bin, gehe ich unter Leute - mir persönlich tut das meistens gut und lenkt mich ab.

Und zu den "anderen": ganz viele von den "anderen" sind gar nicht so anders und kennen diese Situationen auch. Und die anderen"anderen" haben eben andere Baustellen... Mir hilft es oft, das so zu sehen.

Trotzdem: so eine Pille wäre toll...

Einen schönen Abend, Sette
DracheSunwar
Beiträge: 92
Registriert: 21. Feb 2017, 20:03

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von DracheSunwar »

Happy Girl hat geschrieben:Der Vergleich mit einer physischen Krankheit ist gut! Vielleicht sollte ich mich regelmäßig daran erinnern, was manche Leute da durchmachen (Dialyse und ähnliches)....
Das Gehirn IST ein Körperteil. Aber eben sehr komplex, Funktionsweisen und Zusammenhänge sind erst teilweise enträtselt.
Im Altertum schien es einfacher zu sein, da war ein zu viel an schwarzer Galle der Grund für "Melancholie" (=Depression).
Gute-Laune-und-Energie-Mittelchen findet unser Belohnungssystem so klasse, dass es immer mehr davon will, bis zur Selbstzerstörung. Das geht indirekt (mit Drogen) oder auch direkt, mit Elektroden an der richtigen Stelle. Im Tierversuch hat man das schon mal gemacht, die Ratten konnten ihr Belohnungszentrum durch Knopfdruck selber stimulieren und haben schließlich nichts mehr gefressen oder getrunken, sondern nur noch auf den Knopf gedrückt.
Im Menschenversuch sieht man das z.B. bei Magersüchtigen.
Oder bei Sportlern. Die Herausforderung besteht darin, das Belohnungssystem so zu stimulieren, dass auch langfristig kein körperlicher Schaden dabei entsteht.
Und nein, ich habe leider auch keine Universallösung dafür gefunden. Noch nicht einmal eine Lösung nur für mich, sonst wäre ich vermutlich nicht in diesem Forum...
Aber es gab in meinem Leben schon ein paar "Flow"-Momente, und ich hoffe, dass ich noch welche haben werde. (Wobei diese Hoffnung total depressions-untypisch ist; aber die Hoffnung ist auch eher diffus, nicht konkret...)
"Glaube nicht alles, was im Internet steht." (Albert Einstein)
Wally
Beiträge: 12
Registriert: 5. Mär 2017, 15:10

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von Wally »

Hallo Happy Girl,
kann dich auch gut verstehen, mit einer Depression kämpft man irgendwie gegen einen unsichtbaren Geist. Und man versteht sich meist selbst nicht mehr. Zusätzlich zu diesem "Geist" kämpfe ich auch noch gegen Parkinson und Dystonie, beides unheilbare fortschreitende Nervenkrankheiten (siehe sep. Thema), die ebenfalls nicht lustig sind :shock:
Also, Kopf hoch, denk daran, du hast wenigstens die Möglichkeit, dich körperlich auszupowern und dir dadurch vielleicht selbst zu helfen.
Einen schönen Tag euch,
Wally
Katerle
Beiträge: 11309
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Täglicher Kampf gegen die Depression

Beitrag von Katerle »

Sehe das wie M...
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