Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

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sam1960
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Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von sam1960 »

Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr, du aber trotzdem weitermachst, weil du keine alternativen siehst.

Heut Morgen ist mit etwas passiert, dass mich erschreckt hat.
Heute Morgen, als ich auf der Arbeit ankam, ich saß auf Toilette (sorry, wenn ich´s so detailliert schreibe, aber es scheint mir wichtig)
Da überkam mich plötzlich eine Panik, ein Angstzustand, wie das Gefühl eingesperrt zu sein.
(nicht wegen der Toilette)
Mich bekam eine Angst, eine Ausweglosigkeit. ich fühlte mich in meinem Zustand gefangen, wollte ausbrechen, losheulen,
Montags ist es immer am schlimmsten aber so extrem ha ich es noch nie erlebt.
Montags wird mir immer wieder bewusst, dass ich im System gefangen bin. dass ich nun 8 Stunden, - 5 Tage „gefangen“ bin.
dass mir keiner da raushelfen kann, dass ich das ganz alleine durchstehen muss.
Therapeuten haben mir bisher nicht geholfen.
Ich habe mehr Sitzungen bei Therapeuten verbracht, als bei meinem Frisör.
Aber meine Lebenssituation ist die gleiche geblieben.
Ich weiß, dass ich etwas ändern muss, dass ich sonst „vor die Hunde gehe“ Aber ich weiß nicht, welchen Schritt ich gehen soll?
Therapien, endlose Sitzungen zusätzlich nach der Arbeit, die mich (gefühlt) nur Zeit kosten?
Ich falle manchmal in Tagträumereien, Dabei schwelge ich in Erinnerungen, schmerzhafte Erinnerungen.
Jeder kennt sicher das Gefühl, jemanden verloren zu haben, einen Partner, Freund, Eltern etc.
Man schaut sich Bilder an und wird traurig, unendlich traurig.
Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich beim Betrachten von Urlaubs Fotos in diese endlos tiefe Trauer stürze.. Ich danke an die Zeit, in der ich unbeschwert war. An die Erlebnisse.
Und im gleichen Augenblick wird mir bewusst, dass es Vergangenheit ist, dass die Realität mich eingeholt hat. Jedes Urlaubsende, jeder Montag ist wie ein Abschied für mich, ein schmerzhafter Abschied.
Und heute Morgen war es besonders schlimm, wie bereits erwähnt.
Viele Menschen denken, wenn sie einen neue Beziehung eingehen, an das mögliche Ende, dass es wieder schief geht. Ich denke bei jedem Urlaub daran, dass dieser Zu Ende geht, dass es nur ein Traum ist, der vorüber geht. Eine Seifenblase die zerplatzt.
Das Leben ist kein Ponyhof sagt man, aber ich komme in letzter Zeit immer weniger mit diesem Leben ohne Ponyhof zurecht.
Alles zieht mich runter. Wer kann mir da helfen? Ein Therapeut mit endlosen Sitzungen, das hatte ich schon.
Ich brauche wahrscheinlich momentan, wenigstens vorübergehend, einen „Ponyhof“
Auf der Arbeit kann ich mich oft nicht zu etwas aufrappeln, habe keine Motivation,
Alles erscheint mir Unglaublich schwer. Ich wühle mich meinen Aufgaben nicht mehr gewachsen, vertrage keinen Stress mehr. Probleme, die ich früher „mit links“ gelöst hätte, fallen mir schwer.
Es fällte mir schwer dies auf Dauer vor meinem CHef zu verbergen.
Manchmal tu ich tagsüber fast garnichts produktives, dank des großen Hauses, wo ich arbeite, kann ich das gut verbergen.
Aber da ist das schlechte Gewissen, dass es so nicht weitergehen kann, und natürlich die Angst den Job zu verlieren.

Ich bin in letzter Zeit öfter unkonzentriert.
Letztens habe ich sogar beim Autofahren ein paar Fehler gemacht. Hätte fast einen Poller gerammt, an einem anderen Tag beim Ausfahren aus dem Parkhaus eine Bordscheinkannte überfahren und beim Wenden eine Verkehrsinsel übersehen.
Da hab ich mich erst einmal an den Straßenrand gestellt und nachgedacht, dass es so nicht weitergehen kann.
Mein Letzter Therapeut (ist ein paar Jahre her) hatte mir gesagt, er könne mich nicht krankschreiben. Und so musste ich weiterhin „ertragen und erdulden“
Und seitdem ist es mit meiner Psyche eher abwärts als aufwärts gegangen.
Auch einen Therapeuten Psychiater o-ä zu suchen ist für mich eine extreme Anstrengung, vor allem, weil ich nicht wieder enttäuscht werden will.

Meine Symptome sagen mir, dass meine Psychischen Problem mittlerweile einen Einfluss auf meine Körperlichen Eigenschaften haben, und es nun an der Zeit ist zu handeln.
Aber wieder Zeit und Kraft zu investieren, das fällt mir schwer. Und der Glaube an den Erfolg fehlt mir leider auch.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Maggie+
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Registriert: 10. Dez 2016, 19:27

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von Maggie+ »

Hallo Sam,
Ich bin noch nicht so erfahren wie die alten lieben Hasen hier aber ich kann deine Angst gut nachvollziehen da es mir in der Zeit vor meiner Depression genau so ging. Nach all den Symptomen die du beschreibst kam von einem auf den anderen Tag der völlige zusammenbruch. Als hätte es einen endgültigen Kurzschluss gegeben. Im wahrsten Sinne des Wortes, ich konnte nicht mehr denken, im wahrsten Sinne des Wortes. Wollte nur noch das alles aufhört, vertrau dich deinem Hausarzt an schildere deine Situation um dich evtl erstmal krank schreiben zu lassen um " Luft zu holen".
Mehr Ratschläge kann ich dir im Moment leider nicht geben.

Hast du evtl schon einmal sonst eine intensive stationäre Psychotherapie in Betracht gezogen?

Lg Maggie
Kleines Pony
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Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von Kleines Pony »

Oh man, das alles kommt mir auch so bekannt vor. Hinzu die finanzielle Angst, wenn man sich wirklich krank schreiben lässt. Wie lange macht der Chef das mit? Wir sind ein kleines Unternehmen, da fällt sowas sehr auf und auch sehr ins Gewicht. Aber ich bin auf das Geld angewiesen.

Scheiße ist das. Einfach Scheiße. Keine Ahnung, was man da machen kann.

Mein Traum: als Selbstversorger in einer Hütte im Wald. Solarstrom und gut ist.
Keine Zwänge, kein Stress von außen, keine Schublade in die man gepresst werden muss.
ndskp01
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Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Sam,

wenn es so eindeutig an der Arbeit liegt ... ist denn in der Therapie nie darüber gesprochen worden, welche Alternativen es dazu gibt oder wie du Alternativen findest??

Man bastelt so an Nebensachen herum und das Wichtigste vergisst man manchmal.

Liebe Grüße, Puk
Mim
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Registriert: 21. Dez 2013, 19:41

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von Mim »

Hallo Sam,

mein erster Gedanke war auch: Was läuft auf der Arbeit schief, dass sie Dich so belastet?

Würdest Du sagen, dass Veränderungen in diesem Lebensbereich Dir eine Entlastung bringen würden?

Ich kenne das Gefühl der Ausweglsigkeit, das Gefühl des Gefangen seins. Aber ist das wirklich so bei Dir? Sehr oft gibt es ja Alternativen, die man nicht sieht, wenn es einem schlecht geht. Kannst Du Dich mit Kollegen austauschen? Ein Gespräch mit einem der Vorgesetzten führen?

Oder erfährst Du Belastungen in einem ganz anderen Bereich, die sich nur auf die Arbeit auswirken?

Herzliche Grüße,

Mim
sam1960
Beiträge: 142
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Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von sam1960 »

Zum Thema „Krank schreiben“
Ich hatte bei meinem letzten Therapeuten eine 2-Wöchige Krankschreibung.
Er sagte mir dass er mich nicht dauerhaft krankschreiben könne, wenn das Problem auf der Arbeit aufgetreten ist, dann müsste ich es auch auf der Arbeit austragen.

Da soll man noch Vertrauen zu Ärzten haben.
Auch der nächste wird wieder Therapie Sitzungen „runterrasseln“ aber ändern wird sich nichts.

@ ndskp01
@ Mim
Alternativen gibt’s sicher, (aber nicht für mich)
Welche Möglichkeiten hat schon jemand mit 56 Jahren?
Hatte mal vor ein paar Jahren mehrere Bewerbungen geschrieben, aber die ständigen Absagen haben mich nur weiter runtergezogen, und damals ging´s mir noch nicht so schlecht wie heute.
Außerdem weiß ich nicht, ob es am Job oder an mir liegt.
Liegt’s an mir, dann nehme ich die Depression mit und wird wahrscheinlich schon in der Probezeit wieder fliegen.

Die Antriebslosigkeit besteht auch im Private, nur dass ich dort nicht funktionieren MUSS.
Ich bin dort mein eigener Herr, ohne Stress und ohne Zwang. Dabei bedeutet es schon Stress wenn etwas außergewöhnliches passiert. Schon der Besuch beim Frisör bedeutet für mich Stress und kostet mich immense Überwindung.

@ Kleines Pony
Auch ich denke manchmal an Aussteigen.
So richtig gut fühle ich mich im Urlaub, in den Bergen. Da kommt es vor dass ich vor Freude heulen muss, ganz spontan, weil ich es als unsagbares Glücksgefühl empfinde dort sein zu dürfen.
Und dann kommt wieder die Furcht vor dem Ende.
Die Furcht liegt über mir, wie die Befürchtung eines Erdbebens, und dann die Gewissheit, dass die Katastrophe eintreten wird.
Am liebste würde ich auf einer Alm Kühe melken, aber das ist Utopie.
Mein Chef kennt meine Probleme ansatzweise, und er hat auch überwiegend Verständnis. Aber wie lange noch. Er kennt nur die Spitze des Eisbergs.
Er hat dafür gesorgt, dass ich einen anderen Arbeitsbereich bekomme, aber auch dort fällt es mir schwer Motivation zu zeigen.
es ist so, als wäre mein IQ, meine Geistigen Fähigkeiten gesunken. Es fällt mir alles unsagbar schwer. Ich fühle mich den Anforderungen nicht mehr gewachsen. es bedeutet Stress, und mir unterlaufen Fehler, die mir früher nie passiert wären.
Früher bin ich mit Leichtigkeit an eine Sache rangegangen. Neue Herausforderungen waren kein Probem. Heut fühle ich mich wie ein Hilfschüler, der den Anforderungen des Lebens genügen möchte.
Manchmal sitze ich vor dem PC will nur eine Zeichnung ändern, aber es liegt mir wie ein Stein auf der Brust, und wie ein Brett vor dem Kopf. das mich daran hindert weiterzumachen.
Einst hatte ich den Spitznamen „Daniel Düsentrieb“, weil ich für (fast) alle Probleme eine Lösung wusste. Jetzt scheitere ich bereits bei weitaus leichteren Aufgaben.
Auch zu Hause fallen mir technische Lösungen zunehmend schwerer.
Das würde ich als Indiz ansehen, dass es nicht an meinem Job, sondern an mir liegt.
Und dann gibt’s die Momente, da glaube ich, ich hätte Hummeln im Kopf, ich fühle mich aufgedreht, ruhelos, kann es gar nicht beschreiben. Jedoch kein Gefühl der Arbeitswut, der Motivation, Es ist wie ein Adrenalin-Dop. Der Kopf ist voll aber gleichzeitig leer, ein Gefühl des wegrennen wollens, und gleichzeitig des sich gefangen fühlens.
Kein räumlicher Käfig, sondern ein imaginärer Käfig, der mich zwingt hier zu bleiben, zu funktionieren. Der Hoffnungslosigkeit, keine Alternative zu haben.
Das Gefühl des Ausgeliefert sein, der Gesellschaft, dem Job, dem Zwang Geld zu verdienen, der Willkür der Ärzte, dass sie nicht meinen Tiefpunkt erkennen, dass ich mich nicht mitteilen kann, dass sie meinen Gemütszustand falsch einschätzen, mich weiter in die Tretmühle schicken. Dass es an mir liegt, dass ich mich nur zusammenreißen muss, dass ich schlichtweg zu faul bin zum Arbeiten. Dass ich mir alles nur einbilde.

@ Maggie+
Gerne würde ich eine Auszeit nehmen, am liebsten eine Kur, ambulant, wenn’s geht,
Da kann ich dann wieder auf die Beine finden
Ambulant, weil ich dann in meinem Umfeld nach Lösungen suchen kann, Job, Freizeit etc.
Vielleicht muss ich wirklich was ganz anderes machen. Meinem Arbeitsbereich komplett den Rücken kehren. keine technischen beruf, sondern etwas anders etwas kreatives, etwas mit Menschen, etwas künstlerisches …..

Momentan bin ich abends kaputt, hab keine Reserven, penne vor dem Fernseher ein, gehe dann irgend wann ins Bett.
Empfinde mehr als Müdigkeit, würde es schon als Erschöpfung bezeichnen.
Die Wochenenden reichen nicht mehr. Da ist Freitags wieder die Sorge dass es montags wieder weitergeht. Alles ziemlich inhaltlos.
Mein Leben besteht nur noch aus Arbeiten und Kaputt sein, keine Reserven.
Dabei ist mein Job körperlich wenig anstrengend. Woher die Erschöpfung stammt, kann ich nicht sagen.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
kaizer
Beiträge: 79
Registriert: 21. Jul 2016, 14:30

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von kaizer »

Hi Sam,

ich kann nur sagen, ich bin auch jahrelang depressiv und zunehmend mit Angststörung in diversen Bürojobs rumgetingelt und fühlte mich im "System" gefangen. Ich hab aber immer gedacht, mit mir stimmt was nicht, die andren machens doch auch, Arbeit ist Arbeit etc. Die ganzen schlauen Sprüche...

Im Nachhinein würde ich sagen, es waren die Jobs, das war eben für mich und nur mich nicht passend, ich bin da verkümmert. Nur durch einen Ausstieg in selbständige Tätigkeiten wurde es besser, nicht gleich alles super und mit vielen Hürden und Unsicherheiten, aber es gab keinen anderen Weg, ich wäre irgendwann daran eingegangen.

Vielleicht schaffst du es besser, dich mit Entspannung etc. noch ein paar Jahre durchzuhangeln - sonst wünsche ich dir von Herzen, dass sich vielleicht doch noch eine Alternative auftut, an die du bisher gar nicht denkst.
sam1960
Beiträge: 142
Registriert: 10. Okt 2014, 11:48

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von sam1960 »

@ Kaizer

ja ich bin auch der Meinung, dass nur 2 Ursachen in Frage kommen:
1. der Job.
2. ICH

oder die Kombination aus beiden.
Entspannungsübungen, auch das hab ich bereits durch. Ich hab mir sogar ein Buch gekauft, auf Anraten eines Therapeuten.
„Entspannung durch Muskelkontraktion“ oder so ähnlich.
Hab’s gelesen und die Übungen gemacht, aber wirklich besser ist es nicht.

Ich hab mittlerweile folgende Denkweise:
Was machst du wenn du Kopfschmerzen hast?
1. Schmerztabletten nehmen
2. Helm aufsetzen
oder
3. Dem Schläger endlich den Knüppel aus der Hand nehmen.
1 u 2 bekämpft die Symptome, aber nur 3 die Ursache.
Und beim Therapeuten hab ich das Gefühl, dass die nur 1 und 2 behandeln.

Zurück zu mir
Wenn’s an mir liegt, dann bringt auch der neue Job nichts
wenn’s am Job liegt, dann muss ich kündigen und von ALG und nachher von Hartz 4 leben, weil ich mit 56 wahrscheinlich nichts mehr finde.
Ob das meiner Psyche unbedingt guttut bezweifle ich.
Und einen anderen Job suchen, die Katze im Sack finden ?
wie du schreibst: „in diversen Bürojobs rumgetingelt“
und in meinem Alter hat man keine Alternativen zum „rumtingeln“, bis man hoffentlich was passendes findet.
Da bleibt nur durchhalten bis zur Rente.
Du siehst, dass es (aus meiner Sicht) ziemlich aussichtslos ist, etwas zu ändern.
also nur „Schmerztabletten oder Helm auf“

Oder weißt du eine andere Alternative?

Achja,
Angststörung, hatte ich vergessen zu erwähnen, die hab ich auch.
Angst im Aufzug, in einem 12-Stöckigen Gebäude sehr hinderlich.
Ich überwinde mich zwar, aber mit Herzklopfen bis zum Hals.
Angst in einem bestimmten Raum, der zu den technischen Anlagen gehört.
Ich vermeide es den Raum zu betreten und wenn ich mich überwinde, dann halt ich es nur kurz dort aus.
Angst vorm Zahnarzt, ich müsste dringend eine Behandlung vornehmen.
Behandlung unter Vollnarkose, auch davor hab ich Angst.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
kaizer
Beiträge: 79
Registriert: 21. Jul 2016, 14:30

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von kaizer »

Hi Sam,

es wird sicher eine Kombination aus beidem sein, denn der Job allein macht nix - den schaffen ja andere ohne auszubrennen. Aber in der Kombination mit deinem speziellen Ich, deinen Wünschen und Bedürfnissen, wird das vielleicht nix, dann ist auch egal, ob andere das schaffen, die bringen andere Voraussetzungen mit.

Das habe ich zumindest für mich rausgefunden. Ich will nur davor warnen, trotz schlechter Gefühle jahrelang zu glauben, dass man irgendwie schief gewickelt sei, dass man nur die richtigen Tabletten und bessere Entspannungstechniken finden müsste. Bei manch einem, wie mir, ist das nur Geschraube an den Symptomen. Vielleicht auch bei dir, dann man man aber noch so oft meditieren...

Den Ausstieg daraus finde ich nicht einfach - oder wir als gutsituierte, rationale Mitteleuropäer machen es so kompliziert. Ich hatte Glück, dass ich grad mit der Ausbildung fertig war, keine Kinder habe, mit knapp 30 jung genug war und finanzielle Unterstützung durch die Familie hatte, ich weiß, dass das nicht jedem gegeben ist und bin dafür unendlich dankbar. Auch wenn ich jetzt auch nicht im Paradies angekommen bin, so hört sich das ja fast an, es ist auch so noch ein Kampf und das Geld ist knapp, aber anders, ich weiß wofür.

Ich kann dir konkret wenig Tipps geben, weil ich deinen Background nicht kenne. Hast du Fähigkeiten, Interessen, Kenntnisse, die man über das Internet anbieten könnte? Ich hab in meiner Zeit als Selbständiger viele Menschen kennengelernt, die ihren Job geschmissen haben und dann selbstgebaute Iphone-Lautsprecher aus Holz, selbstgenähte Kuscheltiere, Schmuck auf Designmärkten oder übers Netz verkauft haben. Ich selbst hab immer für Freunde die Uni-Arbeiten gegengelesen und biete jetzt Korrekturlesen für Studenten an.

Reich wird man damit nicht, aber das Internet bietet viele Chancen, aus einer besonderen Fähigkeit was zu machen. Und selbst wenn nicht, ist ja die Frage, ob es nicht besser wäre, die Reißleine zu ziehen und mit staatlicher Unterstützung auszusteigen als bis zu den ersten Herzbeschwerden oder Selbstmordgedanken weiterzuleiden. Dafür haben wir ja zum Glück einen Sozialstaat, obwohl meine Hemmungen da auch riesig wären, aber mein Gott, wenns nun mal nicht anders geht.
tränendes herz

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von tränendes herz »

@ Sam

Lieber Sam,
bin "nur" 5 Jahre älter als du.
Seitdem ich in einem Jahr zwei schreckliche Trauerfälle hatte ( meine Mutter und mein Mann )
geht es mir so richtig schlecht.
Ich komme nicht mehr zurecht. Die Trauer ist so ganz allmählich auszuhalten.
Aber ich komme nicht mehr in mein Leben zurück.
Mir geht es ( ehrlich ) fast genauso wie dir. Jede " Kleinigkeit" und sei es nur einkaufen, fällt mir so schwer, dass ich für mich immer neue Ausreden erfinde, um erst morgen oder übermorgen zu gehen. Und so geht es mir mit allen Dingen.
Ich fühle mich dermaßen allein ( du weißt schon, dieses "andere" allein ) Auch, wenn ich mal mit Menschen zusammen bin, fühle ich mich allein. Ich habe keinen Antrieb. Keine wirkliche Freude.
Mein Körper sagt mir schon lange, es geht nicht mehr. Aber es muss, oder ?
Ich weiß auch nicht weiter und das tut so weh.
Von Herzen alles Liebe,
tränendes Herz
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von Bittchen »

Lieber Sam,

wenn ich deine Geschichte lese erinnert mich Vieles an mich.
Ich bin 10 Jahre älter wie du und wurde mit 59 Jahren verrentet.
Es war ein langer Weg,bis ich akzeptieren konnte nicht mehr so weiter machen zu können.
Immer wieder depressive Phasen hatten mich mürbe gemacht.
Klinik und Reha nach meinem Zusammenbruch haben mir dann gezeigt,
wie krank ich wirklich bin.
Die akute Phase fing an,da war ich 54 Jahre und es ging nichts mehr.
Gutachter und Ärzte haben meinen Abschied aus dem Arbeitsleben befürwortet.
Die Akzeptanz war für mich sehr schwer,aber es war auch eine Chance.
Der VDK hat mich auf dem Weg in die Rente unterstützt.
Natürlich weiß ich nicht wie deine finanzielle Situation aussieht und welche Ängste da berechtigt sind,aber es war für mich sehr wichtig für mich was zu tun.
Nach meiner Erfahrung ist da eine Auszeit um sich zu erholen sehr wichtig.
Arbeiten bis zum Zusammenbruch ist da der falsche Weg.

Gute Besserung und viele Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von Bittchen »

Liebe tränendes Herz,

da hast sehr große Verluste erlitten,du brauchst noch Zeit.
Wie ich meine Eltern innerhalb von 3 Monaten verloren habe,
bin ich danach zusammen gebrochen und musste in die Klinik.
Vorher war ich schon lange an einer depressiven Störung erkrankt,aber dann war die Belastung und Trauer zu viel.
Auch möchte ich mir nicht vorstellen,wie es wäre ohne meinen Mann zu leben.
Diesen Rückzug aus der realen Welt habe ich im Moment auch.
Einkaufen will ich auch nicht.
Ob es immer gut ist,das mir doch viel abgenommen wird ,weiß ich nicht,es ist jetzt mal so.
Meinen Haushalt hält eher mein Mann einigermaßen am laufen.
Meine Leistungsfähigkeit ist im Moment sehr reduziert,das sind die Symptome der Depression.
Auch körperlich bin ich etwas angeschlagen.
Habe Geduld,es geht vorbei ,aber deine Trauer beeinträchtigt dich noch länger.
Das nehme ich mal so an,denn geliebte Menschen habe ich nie vergessen und einfach so weiter gemacht.
Es sind Wunden und die brauchen Zeit um verarbeitet zu werden,oft auch mit Hilfe von Therapeuten .
Eine Trauergruppe,in der man über seine Gefühle sprechen kann,halte ich auch für hilfreich.

Viel Kraft und liebe Grüße

Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
sam1960
Beiträge: 142
Registriert: 10. Okt 2014, 11:48

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von sam1960 »

Mein größtes Problem ist momentan mein fehlendes Vertrauen zu den Ärzten.
Ich hatte bereits erwähnt dass ich einige Therapeuten hatte, und außer etlichen Sitzungen, und „Gelaber um den Brei herum“ hat es mir nichts gebracht.
Mein letzter verweigerte mir die Krankmeldung.
und deshalb hab ich das Gefühl, dass ich mich nur anstelle, dass ich die Zähne zusammenbeißen muss, damit es weitergeht.

Bin ich womöglich nicht in der Lage meine Lage dem Arzt verbal mitzuteilen?
Und da ist wieder der Stress einen Arzt zu finden, und Termine in unendlicher Entfernung
Und dann bringt es wieder nichts, und man hat nichts, außer verlorener Zeit.
Und somit schiebe ich die Suche nach einem Therapeuten auf morgen…auf übermorgen…
mit dem Gedanken: „Eigentlich geht’s doch noch“… „Ich schaff das noch“ .. „Ich bin nicht wirklich krank, ich bin nur faul, hab keinen Bock, ich muss mich nur zusammenreißen und den Schweinehund überwinden“
Auch liegt es an meiner Erziehung. Meine Mutter sagte immer „Faust in der Tasche machen und weitermachen“
Für meine Eltern waren Langzeitarbeitslose einfach nur faul. Und das haftet in meinem Kopf.
Damals waren ja noch andere Zeiten, denn da konnte man noch leichter einen neuen Job finden.
Da gab es dann die wirklichen Sozialschmarotzer
Finanziell hab ich Angst, wie es weitergehen soll.
Ich habe ein gutes Einkommen, und das ist das einzige, was mich täglich zur Arbeit „treibt“
Die Angst mich finanziell umstellen zu müssen erzeugt bei mir einen Gefühls-Stress.
Krankengeld, womöglich ALG und dann Hartz 4 ???
Und natürlich, dass ich mich als Simulant fühle, der einfach nur faul ist.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
tränendes herz

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von tränendes herz »

@ Bittchen

Liebes Bittchen,
magst du mir vielleicht mal persönlich schreiben ?
Ich würde mich sehr freuen.
Von Herzen alles Liebe, t.H.
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wenn dein Körper dir sagt, es geht nicht mehr

Beitrag von Bittchen »

Liebe tränendes Herz ,

ich wollte dir eine persönliche Nachricht schreiben.
Es hat bei mir nicht geklappt,weiß im Moment nicht was ich falsch mache.
Wenn es dir Recht ist ,antworte ich dir hier später.
Du kannst es mir ja mitteilen.
Es gibt nichts was Betroffene durch die Antriebsschwäche nicht kennen.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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