Innere Unruhe

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Minu76
Beiträge: 6
Registriert: 2. Jan 2017, 07:37

Innere Unruhe

Beitrag von Minu76 »

Ich habe in 8 Jahren 3 depressive Phasen hinter mir
Jetzt geht es wieder los, mit einer massiven inneren Unruhe.
Wer kennt das und was hat euch geholfen?
Bin derzeit krank geschrieben
In guten Zeiten habe ich dieses Symptom nicht.
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Innere Unruhe

Beitrag von ben1 »

Hallo Minu

diese innere Unruhe ist depresionstypisch und gleichzeitig höchst unangenehm (aber das brauch ich Dir ja nicht erzählen). Bei mir trat diese Unruhe immer ein, wenn mein Körper irgendwas tun wollte (meistens flüchten, kämpfen oder totstellen, also all die Reaktionen, die wir noch von unseren Urahnen in den Genen haben, wenn Gefahr droht) - nur hatte ich meistens nicht des Hauch einer Ahnung, wo die Bedrohung gerade herkam - sprich, ich war objektiv in Sicherheit, mein Körper rebellierte aber gegen irgendwas.
Und das rauszubekommen ("um was gehts denn hier eigentlich?") ist gar nicht einfach, sind das doch häufig völlig verdrängte oder tabuisierte Geschichten. Bei mir warens häufig Themen wie ein unreflektierter Perfektionismus, ein Minderwertigkeitskomplex oder auch die Themen, die man allein durchs Menschensein hat (die eigene Sterblichkeit z.B. oder das "geworfen-sein" ins Leben - oder auch die Sinnproblematik - was mach ich überhaupt hier?). Also hab ich mich Stück für Stück auf den Weg gemacht - und immer wieder gibt es auch heute Situationen, in denen mein Körper schon mit einem Thema beschäftig ist, das ich noch gar nicht kenne. Und wenn man sich drauf einlassen kann, ist das auch sehr spannend!
Kleiner Tipp - was überhaupt nicht geht (zumindest bei mir nicht) war, dagegen anzukämpfen, das ganze zu bagatellisieren oder auch zu dramatisieren. Es war eher eine Haltung der Neugierde, die die besten Resultate lieferte - und da war auch der Gedanke dabei, die Unruhe jetzt eben nicht weghaben zu wollen, sondern sie zu beobachten, zu beschreiben und vielleicht sogar in eine Art Dialog mit ihr zu treten.

Vielleicht kannst damit was anfangen? Würde mich freuen

Ben
monimoni
Beiträge: 256
Registriert: 6. Sep 2015, 15:12

Re: Innere Unruhe

Beitrag von monimoni »

Ich kann Ben voll und ganz zustimmen. Ich kenne die Unruhe sehr gut, je schlechter es mir geht, desto unruhiger bin ich. Bei mir hat es keinen Sinn, gegen die körperliche Unruhe zu kämpfen. Auch Sport/Bewegung hilft da nur bedingt. Ich versuche heraus zu finden, warum es wieder dazu gekommen ist. Meist Perfektionismus oder ich habe mich mal wieder „verbogen“, sprich mit Leuten getroffen, die eigentlich nicht zu mir passen, und dann meine eigenen Bedürfnisse missachtet. Ich mache das immer wieder (wie blöd) um nicht allein zu sein. Ist mir in den letzten Tagen wieder passiert und zack : mir geht’s schlechter. Vielleicht hilft es dir auch, das mal zu hinterfragen.

Moni
Katerle
Beiträge: 11378
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Innere Unruhe

Beitrag von Katerle »

@ Minu

Ich kenne auch diese Unruhe. Nach Weihnachten ging es mir damit z. B. ziemlich schlecht und ich habe wieder angefangen, Entspannungsübungen zu machen. Diese helfen mir, meine innere Unruhe abzubauen und inzwischen fühle ich mich in der Hinsicht wieder besser.

Wünsche dir alles Gute,
Katerle
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Innere Unruhe

Beitrag von Zarra »

Hallo Minu,

daß Du innere Unruhe aus guten Zeiten nicht kennst, ist ja eigentlich klar, wenn es ein Depressionssymptom ist; oder?

Ben hat das Wesentlichere geschrieben.

Nichtsdestotrotz: Ausreichend Bewegung (!) und ausreichend Entspannung (bei mir z.B. auch durch Sauna, Mineralwasser; Wandern) "schaden nicht", sollten da sein. Oft geht manches bei zuviel innerer Unruhe ja eher nicht, z.B. Entspannungsübungen. - Je nachdem, ob ich "motorisch" auch eher unruhig bin oder ob ich einfach nur noch schlapp in den Seilen hänge, mache ich Unterschiedliches, hat sich Unterschiedliches bewährt.

Außerdem: Durchaus auch Medikamentöses. Ich habe Opipramol als Bedarfsmedikament. (Meiner Erfahrung nach eher hochdosierten) Baldrian könnte man ausprobieren. - Auch Beruhigungstees oder ein Entspannungsbad schaden nicht.

Und: Falls Gedanken sich halbwegs fassen lassen, hilft mir manchmal das Aufschreiben zum Sortieren.

LG, Zarra
Caligineus
Beiträge: 39
Registriert: 17. Mär 2015, 11:49

Re: Innere Unruhe

Beitrag von Caligineus »

ich kenne die auch... manchmal so stark das man denkt das man verrückt wird.
Egal was man tut, es wird nicht besser..

Heute bin ich nach über 10 Jahren mit Depressionen (natürlich nicht durchgehend, immer wieder kleine und große Phasen), doch bereit gewesen mal eine Tavor zu nehmen.
Habe die 1mg und hab erstmal ne halbe genommen, hatte panische angst vor Tavor, über mehrere Jahre.
Ich hab vor allem Angst was irgendwie ins Bewusstsein eingreift.
Aber die Tavor hat mich normal gemacht... Die Innere Unruhe ist schlagartig weg.
Soll natürlich kein Allheilmittel sein, zumal es echt ein übles Medikament werden kann, je länger man es nimmt.

Aber manchmal gehts scheinbar kaum anders.

Heute morgen war meine innere Unruhe so stark, das ich nicht einmal mehr sitzen konnte, war nur noch am hin und her laufen, die gedanken zuckten wie blitze durch den kopf und ich konnte keinen festhalten.
Da wusste ich, ich muss sofort was machen.
Da fiel mir ein das ich Tavor da habe für den Notfall... Wasserflasche, halbe Tavor, rein damit.

Nach 30 min merkte ich schon wie sich die erste unruhe legte.

Und jetzt gegen 16:30 fühle ich mich von den Depris bzw der Unruhe her fast normal.


Bitte nicht falsch verstehen, Tavor sollte niemals leichtfertig eingenommen werden!
Aber wenns nicht anders geht, kann es nützlich sein um einen klaren Kopf wieder zu bekommen.


Ansonsten hilft gegen die innere unruhe bei mir ein Bad... 30 min Baden gehen und entspannen.
Dazu muss man sich aber auch durchringen können zu Baden, was nicht immer einfach ist wenn man grad so unruhig ist.
Minu76
Beiträge: 6
Registriert: 2. Jan 2017, 07:37

Re: Innere Unruhe

Beitrag von Minu76 »

Danke für eure Tipps und Antworten.
Das hat mir gut getan. :hello:
Ich bin jetzt krank geschrieben, ich habe es nicht mehr geschafft,zur Arbeit zu gehen.
Die Unruhe und Angstgefühle waren wieder da und die Konzentration weg.

Bin jetzt gleich 2 wochen vom Psychiater krank geschrieben.
Wir testen jetzt mal mein Medikament zu erhöhen,vielleicht bringts was.

Im Moment fühle ich mich morgens schlapp und die Knochen tun weh, wie bei einer Grippe. Am Tag wirds besser.

Das ist ein Symptom der Krankheit oder Nebenwirkung der Medi Erhöhung? ich weiss es nicht.
Am Mittwoch habe ich wieder einen Termin beim Arzt, mal sehen was er meint.

Ich denke mal, ich brauche noch Zeit. Zuhause sein.
Ich setze mich immer unter Druck, das ich bald wieder “funktionieren“ will.Arbeiten muss.

Ich bin so ängstlich und enttäuscht von mir selbst. Und ich weiss, diese Gefühle kommen ja auch von der Krankheit. :(
Caligineus
Beiträge: 39
Registriert: 17. Mär 2015, 11:49

Re: Innere Unruhe

Beitrag von Caligineus »

Minu76

Wie sind denn deine Gänge zum Psychiater?
kommst du da gut hin oder ist das auch beschwerlich und mit ängsten verbunden?

Sprech ihn mal auf ein Notfallmedikament an, das wird dir bei Ängste meist problemlos verschrieben.
Hintergrund ist aber nicht der, das du es nehmen sollst... Sondern das du es Zuhause hast.
Dies ist ein guter Psychologischer Trick. Meist hilft es, das man weis das etwas da ist was in allergrößter not hilft.

Wie ich oben bei mir schrieb mit dem Tavor, hat es bei mir mehrere Jahre funktioniert... 2 mal musste ich die Pillen neu Holen in den letzten Jahren, nicht weil sie alle waren, sondern weil sie abgelaufen und unbenutzt waren.

Wie sehen deine Ängste Morgens direkt nach dem aufstehen aus?
Hast du auch Panikattacken?

Ändert sich dein befinden über den Tag, oder bist du immer gleich drauf?
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