Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin fragt.

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AlanisSüd
Beiträge: 5
Registriert: 25. Dez 2016, 11:53

Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin fragt.

Beitrag von AlanisSüd »

Hallo,
ich bin Sozialarbeiterin und leide an Depressionen. Daher bin ich bei der Arbeit und allgemein schnell erschöpft und müde. Ich mag den Umgang mit Menschen, jedoch nicht immer und vor allem nicht, wenn sie auch in einer Krise stecken oder aggressiv auftreten. Dann fühle ich mich hilflos. Ohnehin steht mir mein mangelndes Selbstwertgefühl oft im Weg. Ich zweifle an mir und meinen Fähigkeiten, bin aber immer nett und respektvoll. Das mögen meine Klienten wohl an mir, doch fühle ich mich oft nicht am richtigen Platz.

Ich wünschte, ich könnte mehr Pausen haben oder 1-2 Tage pro Woche frei, doch das geht bei uns leider schwer umzusetzen.

Da ich mit Menschen arbeite, die selber große Probleme haben, und ich mich nur schwer abgrenzen kann, bewegen mich die Schicksale der Menschen oft noch über die Arbeitszeit hinaus. Jetzt frage ich mich schon seit längerem, ob dieser Beruf wohl das Richtige für mich ist.

Ich muss dazu sagen, dass ich vorher lange im Bereich der Kundenbetreuung und Callcentern gearbeitet habe, und da auch schon oft den Job gewechselt habe, da ich nach 1-1,5 Jahren meist ausgelaugt war. Daher weiß ich nicht, ob ich generell dazu neige mich immer wieder zu überfordern. Ich weiß leider nicht, wie ich abschalten kann, so dass ich lange am Stück bei der Arbeit durchhalte, ohne krank zu werden oder wieder Urlaub nehmen zu müssen. Habt ihr Ideen?

Liebe Grüße,
Alanis aus Berlin, w, 36
caravaggio
Beiträge: 67
Registriert: 13. Dez 2016, 15:48

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von caravaggio »

:hello:
:idea: bist du in therapie? da könntest du ja vielleicht rauskriegen, was für dich möglich/passend wäre.
caravaggio
AlanisSüd
Beiträge: 5
Registriert: 25. Dez 2016, 11:53

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von AlanisSüd »

Hi! :)
Ja, aber mein Problem ist, dass ich ständig viele Ideen habe und meine Therapeutin immer nur zustimmt, so dass ich nicht wirklich weiter komme. Ich bewerbe mich oft, sie bestätigt mich darin. Dann will ich wieder studieren, sie findet das toll, usw. Am Ende mache ich nix.
Immerhin habe ich bei meiner jetzigen Arbeit erwirkt, dass ich bald 3 Monate Sabbatical machen kann. Ich hoffe, dass ich in der Zeit zu mir kommen kann.
Habe schon beim Arbeitsamt nach einer Umschulung gefragt, bin aber hin und hergerissen.....
Daher wollte ich hier mal fragen, mit welchen Jobs ihr gute Erfahrungen gemacht habt, also weder unter- noch überfordert wart/seid.
LG
silkesilke
Beiträge: 291
Registriert: 17. Jul 2015, 17:34

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von silkesilke »

Hallo!

Meine Erfahrung ist, dass ich von einem Job mit Verantwortung für Projekte, Termine, internen Mitarbeitern und externen Dienstleistern eine Stufe runter musste mehr in Projektassistenz. Das macht meinen beruflichen Lebenslauf nicht großartig, aber meinem Leben tut es gut. Bestätigung hole ich mir aus einem Ehrenamt, bei dem ich viel von meinem Können anwenden kann, aber mit mehr Freiraum, also soviel wie es für mich passt.

Grüße, Silke
Cynthia
Beiträge: 445
Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von Cynthia »

Und wie wäre es mit einem Verwaltungsjob als Sozialpädagogin?
Tink
Beiträge: 419
Registriert: 6. Jan 2016, 09:54

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von Tink »

Hey
Für mich klingt das nach dem sehr typischen Abgrenzungsproblem.
Meine Meinung Job wechseln bringt nichts. Jeder Job hat seine Spezifika, seine Besonderheiten und Tücken.
Ich fand das sehr spannend da es Abwechslung bringt und herausfordert...
Es gibt Fortbildungen zu eben jenem Thema. Wie Grenz ich mich ab wie Sorge ich für Ausgleich.
Vl ist das was für dich. Auch in der Verwaltung gibt es Stresssituationen...
Alles gute Tink
AlanisSüd
Beiträge: 5
Registriert: 25. Dez 2016, 11:53

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von AlanisSüd »

Hi Tink,
Danke für deine Antwort!
Das ist auch ein guter Hinweis! Ich bin immer sehr mit Abgrenzung beschäftigt, mal gelingt es mir nicht, aber dann bin ich wieder so sehr mit mir beschäftigt, dass ich die Arbeit aus den Augen verliere.
Ich guck mal nach Fortbildungen.
LG
Tink
Beiträge: 419
Registriert: 6. Jan 2016, 09:54

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von Tink »

Es gibt da etwas was dir bestimmt was sagt die professionelle Distanz.
Ich musste das ganz am Anfang sehr schmerzhaft lernen. Seid dem mach ich mir immer wieder klar: es sind keine Freunde es sind keine Familie. Wenn ich helfen will muss ich auch für meine Psyche Sorgen. Dh die Probleme beschäftigen mich ca ne Stunde vor dem setting bis ne Stunde danach. Darüber hinaus hilft es nichts.
Ich hoffe wirklich du findest ein weg für dich. Es gibt verschiedene Methoden vl hilft dir eine Fortbildung...
Habt ihr Supervision? Ein unterstützendes Team?
Alles gute Tink
RezDep
Beiträge: 498
Registriert: 13. Apr 2016, 18:09

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von RezDep »

Hy,

ich hatte im ersten Jahr einen totalen psychischen Einbruch, weil ich die Probleme der Pat. mit nach Hause genommen habe, mich verantwortlich gefühlt habe.

Seitdem mach ich mir (und den Pat./Klienten) von Anfang an klar, dass ich gerne mit der Person zusammenarbeite und mit ihr Wege finde bzw. aufzeigen kann, aber dass Umsetzung des ganzen nicht mehr in meiner Verantwortung liegt und sie diesen Weg allein gehen muss.
Wir können nur ein Stück des Weges Begleiter sein und jeder muss sein eigenes Leben leben/dafür verantwortlich sein.

Vielleicht hilft dir das etwas. Heute macht es mir überwiegend nichts mehr aus. Ich mach mir halt immer wieder klar, dass ich mein Bestes gebe, die Umsetzung aber nicht mehr in meinen Händen liegt. Und wenn es derjenige noch nicht schafft - ist dann halt so, dann braucht er vllt. noch eine Runde.

Zudem besteht ein regelmäßiger Austausch im Team und 1x mtl. Supervision. Das gibt etwas Sicherheit bei Fällen, wo man selber vllt. nicht weiter weiß usw.

Ich frage mich, inwiefern ein Berufswechsel oder so viel bringen soll? Das Abgrenzungsproblem nimmst du doch mit. Dann sind es irgendwann halt nicht die Klienten, sondern Kollegen, für die du den "seelischen Mülleimer" spielst, dich verantwortlich fühlst. Insofern würde ich deinen jetzigen Arbeitsplatz dazu nutzen, für dich Möglichkeiten der besseren Abgrenzung zu finden.

LG
Kessy
AlanisSüd
Beiträge: 5
Registriert: 25. Dez 2016, 11:53

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von AlanisSüd »

Hallo Tink, Hallo Kessy,
ich hab leider in Sachen Abgrenzung generell Probleme, also mit Kollegen und Vorgesetzten ist es bei mir auch ganz stark da. Und ich meine ständig, dass ich mich doof verhalte und mache mir über alles, was ich gesagt habe, ewig Gedanken und Selbstzweifel. Das ist sogar noch extremer als bei den Klienten. Ich will im Team akzeptiert werden, zweifle daran aber stark
Wir haben Supervision, doch da komme ich on der Gruppe nicht aus mir raus, halte meist alles oberflächlich, weil ich da sehr emotional und nervös bin. Daher hilft es mir nicht, sondern ist, wie die Teamsitzungen stark angstbesetzt. Das sind sogar die Hauptstressoren in meiner Arbeit.
Durch Antidepressiva bin ich nun etwas gedämpft, aber trotzdem Word das Problem ja nicht weniger. Meine Therapeutin hilft mir da auch nicht wirklich. Ich muss wohl mal wieder Entspannungstechniken einbauen..

Liebe Grüße,
Alanis
Tink
Beiträge: 419
Registriert: 6. Jan 2016, 09:54

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von Tink »

Hi
Das kenn ich gut Grad das im Team. Das ist für mich auch Horror. Kannst du da n direkten Grund ausmachen? Bei mir ist es die Chefin meiner Chefin.
Willkürlich vorführend darauf aus sich zu profilieren.
Darf ich fragen in welchem bereich du bist? Gerne auch per PN würde mich echt interessieren...
Secret
Beiträge: 1395
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von Secret »

Hallo,

ich bin von Beruf Buchhalterin in Teilzeit. Das kommt aber auch darauf an welche Kollegen und Vorgesetzte ich habe ob das auf Dauer funktioniert.
Ich habe sehr oft den Job nach 1-2 Jahren gewechselt. In der jetzigen Firma bin ich seit 4 Jahren. Denn ich bin Alleinbuchhalterin und habe ein eigenes Büro, da ist es schon unwahrscheinlicher mit jemanden in Konflikt zu geraten. Aber auch sehr einsam und eintönig.
Das ist halt schwer für uns das Optimale zu finden, denn totale Isolation ist auch nicht ideal.
LG

Secret
AlanisSüd
Beiträge: 5
Registriert: 25. Dez 2016, 11:53

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von AlanisSüd »

Buchhaltung scheint also auch nicht ideal zu sein. Ich glaube die Isolation ist nicht einfach. Hast du denn in den Pausen Kontakt zu deinen Kollegen?

Ich arbeite im Betreuten Wohnen mit psychisch kranken Menschen.
Mein Bereichsleitergeht wenig einfühlend mit seinen Mitarbeitern um...
Aber es sind auch die Kollegen, die mir "nichts getan haben", aber wo ich immer zweifle, ob ich akzeptiert werde oder nicht, da jeder für sich arbeitet, einzelkämpferisch und wir außerhalb der Teamsitzungen nur sehr wenig Berührungspunkte haben. Ich habe lange gebraucht, um mich da einzuleben und etwas Vertrauen zu fassen.
Jetzt werde ich das Team wechseln, aus organisatorischen Gründen, und hoffe natürlich, dass ich diesmal nicht wieder in meine Ängste rein komme.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Welche Arbeit geht für Depressive? Sozialarbeiterin frag

Beitrag von Zarra »

Hallo AlanisSüd,

... ... Callcenter erscheinen mir jetzt auch nicht so als der ausgeglichene Arbeitsplatz und ein guter Vergleich.

Auch zu wenig Kontakt mit Menschen kann für Depressive schlecht sein. Vielleicht "gut" (d.h. man arbeitet ohne Auffälligkeiten nach außen, fühlt sich aber besch...) in einer akuteren Phase, dauerhafter aber vielleicht kontraproduktiv.

Und neben der Betroffenheit von Depression sind die Menschen ja durchaus auch noch unterschiedlich!! Und ich würde behaupten, daß ich Depressive kenne, die gut im sozialen Bereich arbeiten können - und andere, für die es nichts war. Verallgemeinern läßt sich da nichts.

Für mich persönlich muß ich ich wohl Silke anschließen. (Wenn auch anderer Bereich.)
Daher weiß ich nicht, ob ich generell dazu neige mich immer wieder zu überfordern. Ich weiß leider nicht, wie ich abschalten kann, so dass ich lange am Stück bei der Arbeit durchhalte, ohne krank zu werden oder wieder Urlaub nehmen zu müssen. Habt ihr Ideen?
Zumindest nach Deinen diversen Zeilen scheint mir ganz wichtig: Entspannungsübungen o.ä.!! Und vor allem: Abschalten lernen!! Hast Du Freizeitaktivitäten?!!!?
Dann, bereits von Tink genannt: irgendetwas Richtung professionelle Distanz. Wenn das supersuperschwer ist, dann bräuchtest Du wohl zumindest eine Arbeitsstelle, bei der Dir das leichter fällt. (Auch für Sozialarbeiter gibt es ja doch sehr unterschiedliche Bereiche.)

Durchklingt aber auch:
Und ich meine ständig, dass ich mich doof verhalte und mache mir über alles, was ich gesagt habe, ewig Gedanken und Selbstzweifel. Das ist sogar noch extremer als bei den Klienten. Ich will im Team akzeptiert werden, zweifle daran aber stark
Wir haben Supervision, doch da komme ich on der Gruppe nicht aus mir raus, halte meist alles oberflächlich, weil ich da sehr emotional und nervös bin. Daher hilft es mir nicht, sondern ist, wie die Teamsitzungen stark angstbesetzt. Das sind sogar die Hauptstressoren in meiner Arbeit.
Das schreit nach entsprechender Psychotherapie in meinen Ohren!! Doch es scheint ja irgendwie nicht so richtig zu passen mit Deiner Therapeutin ... Wechsel, zumindest Testversuch mit jemand anderem? Reha?

LG, Zarra
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