Krisenintervention

Rosenfan
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Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Hallo zusammen,

lange habe ich mich nicht mehr gemeldet. Meine Tochter hat schwere Depressionen und hat inzwischen 3 Klinikaufenthalte hinter sich. Eine Wiedereingliederung scheiterte nach kurzer Zeit. Die Symtome verschlechterten sich. Nach dem letzten Aufenthalt (3 Monate) ging es ihr aber deutlich besser, sie war so locker und fröhlich, wie früher. Aber krankgeschrieben wird sie immer noch.
Sie ist in psychotherapeutischer Behandlung und ist nun wieder in der Klinik. Auf Anraten der Therapeutin sollte sie 2 Wochen zur Krisenintervention.

Was muss ich mir darunter vorstellen? Es hat sich wieder alles verschlechtert? Nur, was passiert dann bei der Krisenintervention? Ich denke doch, wenn es wieder eine Verschlechterung gibt, daß man dort intensiver Therapie macht?

Nach einem Telefonat sagte sie mir, es passiert hier nichts. Sie langweilt sich und es tut sich rein gar nichts. Sie soll evtl. auf ein anderes Medikament eingestellt werden, ist aber schon seit einer Woche in der Klinik und es ist bisher nichts geschehen.

Ich frage mich so langsam, ob das stimmt? Vielleicht denkt sie so, weil ihr Zustand keine Fortschritte macht?

Vor 2 Wochen habe ich sie noch besucht und wußte, daß sie danach in die Klinik geht. Aber ihr Zustand erschien mir, als würde es ihr doch ganz gut gehen. Sie war ganz locker drauf und wir haben uns ein paar schöne Tage gemacht (ich kann sie nur selten besuchen, da sie nicht in meiner Nähe wohnt).

Bin am Verzweifeln, dieses auf und ab geht nun schon so lange und ich habe wirklich Sorge, daß es nie besser wird.

Wer kann mir näheres über eine Krisenintervention sagen? Und kann es auch länger dauern, als 2 vorgesehene Wochen?

LG
Rosenfan
Salvatore
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Salvatore »

Hallo Rosenfan,

"Krisenintervention" kann leider wirklich ALLES bedeuten, das wird nicht einheitlich gehandhabt. Der Begriff wird allerdings nur verwendet, wenn eine Krise bevorsteht oder schon da ist; also irgendeine Form der Verschlechterung wird schon da sein bei deiner Tochter.

Es bedeutet leider keineswegs automatisch, dass man sich darunter eine besonders intensive Behandlung vorstellen muss. Manche Kliniken verstehen unter Krisenintervention, den Patienten mit Medikamenten ruhigzustellen, ggf. einzusperren und abzuwarten. Wenn deine Tochter nicht zum Lügen neigt, wird es wohl so sein, wie sie es beschreibt.
Krisenintervention ist immer vergleichsweise kurz, soll eine akute Krise abwenden und im günstigsten Fall ausloten, was der Patient weiterhin benötigt. Im ungünstigsten Fall wird der Patient irgendwann einfach wieder entlassen, ohne dass noch irgendwas angeleiert wird.

Es gibt natürlich auch gute Kliniken, die mehr machen, allerlei Therapien anbieten und die Patienten aktivieren, für Gespräche sorgen. Das ist aber auch ein bisschen Glückssache und hängt vom Konzept der jeweiligen Klinik ab. Das Wort klingt aber immer spektakulärer als es in der Praxis dann aussieht.

Alles Gute für deine Tochter!

LG, Salvatore
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Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Salvatore hat geschrieben:Hallo Rosenfan,


Es bedeutet leider keineswegs automatisch, dass man sich darunter eine besonders intensive Behandlung vorstellen muss. Manche Kliniken verstehen unter Krisenintervention, den Patienten mit Medikamenten ruhigzustellen, ggf. einzusperren und abzuwarten. Wenn deine Tochter nicht zum Lügen neigt, wird es wohl so sein, wie sie es beschreibt.
Krisenintervention ist immer vergleichsweise kurz, soll eine akute Krise abwenden und im günstigsten Fall ausloten, was der Patient weiterhin benötigt. Im ungünstigsten Fall wird der Patient irgendwann einfach wieder entlassen, ohne dass noch irgendwas angeleiert wird.


LG, Salvatore
Vielen Dank Salvatore für deine Antwort. Meine Tochter sollte wohl auf ein neues Medikament eingestellt werden. Warum sie nun aber seit einer Woche in der Klinik ist und das Medikament immer noch nicht bekommen hat, ist mir ein Rätsel. Alles vertane Zeit
Es wurde gesagt, 2 Wochen und wenn das nicht gleich mit dem Medikament klappt, kann sich das ja auch hinziehen.
Das haben wir alles schon erlebt. Meist hat sie erstmal mit Nebenwirkungen zu tun. Manchmal hilft ein Medikament, aber nach kurzer Zeit ist die Wirkung dann wieder vorbei. So wie es aussieht, ist das auch jetzt der Fall.
Z.Zt. bekommt sie Venlafaxin hochdosiert und sie sagt, sie spürt keine Veränderung in der Stimmung.

Zum Lügen neigt meine Tochter nicht, aber sie sagt eben auch nicht alles und behält vieles für sich.

In der Klinik fühlt sie sich sonst wohl. Sie hat am 10wöchigen DBT Programm teilgenommen und gesagt, daß war das erste Mal, daß sie das Gefühl hatte, dieses ist richtig für sie. Danach schien es ihr auch wirklich gut zu gehen.
Danch sollte sie weiterhin in psychotherapeutische Behandlung. Da z.Zt. keine Therapeuten einen freien Termin haben, kann sie weiterhin zu der Therapeutin zur Gesprächstherapie einmal pro Woche in die Klinik, genauso zusätzlich noch ein Gruppenprogramm. Also da scheint mir die Klinik schon viel zu tun.

Da man ihr zur Krisenintervention geraten hat, dachte ich, würde man dadurch, wenn sie in der Klinik ist, natürlich viel intensiver mit ihr arbeiten.

LG
Rosenfan
Norea
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Norea »

Liebe Rosenfan,
du schriebst "Bin am Verzweifeln, dieses auf und ab geht nun schon so lange und ich habe wirklich Sorge, daß es nie besser wird."
Als ebenfalls betroffene Mutter kenne ich diese Zweifel und Sorge, dass es nie besser wird, sehr gut. Es gibt Zeiten, da greift einen das sehr an und man muss sehr auf sich achtgeben.
Ich wünsche dir viel Kraft und für deine Tochter eine positive Entwicklung. Für viel mehr Worte reicht meine Kraft momentan nicht.

Herzlichst
Norea
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Norea hat geschrieben: Es gibt Zeiten, da greift einen das sehr an und man muss sehr auf sich achtgeben.
Ich wünsche dir viel Kraft und für deine Tochter eine positive Entwicklung. Für viel mehr Worte reicht meine Kraft momentan nicht.

Herzlichst
Norea
Liebe Norea, ja es stimmt, zu manchen Zeiten greift es einen sehr an, manchmal kann man etwas besser damit umgehen. Ich denke auch, daß wir auf uns achtgeben müssen und ich beobachte mich schon sehr genau - ich kenne es selbst, wie es ist, wenn einen die Depression packt. Damals, als ich betroffen war (in den 90ern), hatte ich Therapie, ambulant, 2 Jahre und hatte seither nie wieder mit Depressionen zu tun. Deshalb fällt es mir ja so schwer, zu sehen, daß bei meiner Tochter gar nichts greift. D.h. immer nur zeitweilig etwas Besserung und dann wieder die Verschlechterung.

Ich habe aber immer im Hinterkopf, wenn ich mit der Situation gar nicht mehr zurechtkomme, dann werde ich mir wohl auch ein paar Therapiestunden verordnen lassen.

Norea, ich erinnere mich, du bist doch Mutter eines betroffenen Sohnes. Ich hoffe sehr, daß dein Sohn auch den Weg aus diesem Tief findet und wünsche dir viel Kraft und daß du es schaffst, dabei auch auf dich acht zu geben.

Ganz liebe Grüße
Rosenfan
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Hallo zusammen,

nun ist meine Tochter inzwischen seit 2 Wochen in der Klinik und es scheint kein Ende in Sicht zu sein.

Zu ihrem AD bekommt sie nun zusätzlich Lithium. Wie sie sagt, hat sich ihr Zustand in der Klinik nicht verbessert, sondern eher noch verschlechtert. Sie wird wohl nicht wie geplant nächste Woche entlassen werden können. Sie fühlt sich zu nichts mehr fähig. Sie weiß auch noch nicht, ob sie überhaupt zu Weihnachten kommt.

Dann ist da noch das Problem, daß sie ein Haustier hat und dieses in eine Tierpension gegeben hat. Das ist nun zusätzlich für sie auch eine Belastung. Zum einen, daß das Tier so lange von ihr getrennt ist, zum anderen ist das auch sehr kostspielig.

Ich verstehe es nicht, warum greift bei ihr überhaupt kein AD? Es sind ja schon mehrere probiert worden und zusätzlich zu ihren Klinikaufenthalten hatte sie auch immer noch ambulante Therapie gemacht, anscheinend alles wirkungslos. Ich hatte zwar zwischendurch dein Eindruck, daß es ihr besser ging, aber sie meint, sie kann das gut überspielen, wenn ich sie besuchte oder sie bei uns war.
Eigentlich hält dieser Zustand nun schon ca. 20 Jahre an, es überwiegen die schlechten Phasen und sie haben sich in den letzten Jahren verstärkt.

Ich weiß nicht mehr weiter, wie soll es nur weitergehen?
Zu uns ziehen will sie nicht, in der Ferne können wir sie auch nicht so unterstützen, wie es hier bei uns vor Ort möglich wäre. Und was machen wir nun Weihnachten? Hinfahren - obwohl sie z.Zt. Besuch anstrengend findet? Unseren anderen Kindern absagen, die ihren Weihnachtsbesuch bei uns geplant haben und meinen alten Eltern, also ihren Großeltern ebenfalls absagen?

LG
Rosenfan
Zarra
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Zarra »

Hallo Rosenfan,

ADs müssen nicht wirken, das sagt nur kaum einer laut, - das liegt nicht an Deiner Tochter. Ich würde sagen, daß da faktisch noch viel unklar ist. Dann: Hast Du nicht auch noch was von Zusatzdiagnosen erzählt?!? Bei einigen verschlechtert das die Aussicht auf eine durchschlagende Wirkung, auch wenn ADs dennoch u.U. hilfreich sein (d.h. beim einzelnen, wenn sie dennoch zumindest teilweise wirken, zumindest lindern). Dennoch hilfreich heißt z.B.: Ich bin immer noch depressiv, aber ich kann zumindest etwas besser schlafen. Damit ist nicht alles gut, doch es ist besser als ohne.

Sie ist erwachsen. Vielleicht mußt auch Du "loslassen", auch wenn Du ihr gern und noch lieber helfen möchtest. Vielleicht braucht sie den Abstand. (Sorry, das kann wirklich sein!! Und zwar ohne daß Du oder Ihr irgendeine Schuld oder etwas falsch gemacht habt!) - Sie hat das Angebot, zu Weihnachten zu kommen; sich das auch noch an Weihnachten oder kurz vorher selbst zu überlegen? Damit hat sie m.E. genügend Möglichkeiten und Entgegenkommen. Außer sie würde sich explizit Euer Kommen wünschen.

LG, Zarra
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Zarra hat geschrieben:
ADs müssen nicht wirken, das sagt nur kaum einer laut, - das liegt nicht an Deiner Tochter. Ich würde sagen, daß da faktisch noch viel unklar ist. Dann: Hast Du nicht auch noch was von Zusatzdiagnosen erzählt?!? Bei einigen verschlechtert das die Aussicht auf eine durchschlagende Wirkung, auch wenn ADs dennoch u.U. hilfreich sein (d.h. beim einzelnen, wenn sie dennoch zumindest teilweise wirken, zumindest lindern). Dennoch hilfreich heißt z.B.: Ich bin immer noch depressiv, aber ich kann zumindest etwas besser schlafen. Damit ist nicht alles gut, doch es ist besser als ohne.



LG, Zarra
Genau das macht mir Angst. Wenn also ADs nicht wirken, dann kann doch genau das bedeuten, daß ein Erkrankter mit dieser Aussicht, daß nichts hilft, so nicht mehr weitermachen möchte....

Ja sie hat noch Zusatzdiagnosen. Hat im Sommer am DBT Programm teilgenommen, was ihr sehr gut getan hat. Aber lt. ihrer Aussage sind es eben die schweren Depressionen, die ihr immer wieder zu schaffen machen. Diagnostiziert wurde ja noch Borderline (aber sie verletzt sich nicht selbst, es sind diese extremen Stimmungsschwankungen, die wohl auch zur Borderlineerkrankung dazugehören).

Ich verstehe es bis heute nicht, daß sie Borderline haben soll. Schwere Depression ist ja inzwischen gut erkennbar.

Sie möchte Weihnachten nach Hause, muss erst mal mit dem Arzt sprechen, wie lange sie an Feiertagen gehen kann. Ich habe mal gelesen, mehr wie 2 Übernachtungen geht während eines Klinikaufenthaltes aus Versicherungstechnischen gründen nicht...

Wir haben nun mit ihr abgesprochen, daß wir den Hund zu uns holen, bis es ihr wieder besser geht.

LG
Rosenfan
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Hallo,

bin gerade total geknickt. Meine Tochter hat uns Bescheid gegeben, daß sie Weihnachten nicht kommen wird. Sie bekommt von der Klinik nur eine Nacht Aufenthalt zu Hause und das lohnt sich nicht für sie hier anzureisen. Ist zeitlich nicht mal zu schaffen, bei der Entfernung.

Nun geht mein Kopfkino. Heiligabend in dem Zustand allein zu Hause. Gerade das ständige Alleinsein ist ja auch ein Problem, welches sie hat. Evtl. bleibt sie dann auch in der Klinik. Vermutet aber, daß sie dann die einzige Patientin ist. Gehen wohl alle zu Heilig Abend in ihre Familien. Diese wohnen ja auch in der Umgebung.

Bisher war es so, daß sie immer eine Nacht am Wochenende in ihre Wohnung konnte. Nun war sie heute auch in ihrer Wohnung und erzählt uns, in der Woche darf sie auch einmal raus. Das ist mir neu.

Wisst ihr davon näheres? Wer in der Klinik ist, also auf der offenen Station kann also einmal in der Woche und einmal am Wochenende für eine Übernachtung nach Hause?

Im MOment weiß ich gar nicht mehr, was ich noch glauben soll. Wenn man jemanden in diesem Zustand, also, sie kann sich z.Zt. nicht selbst versorgen, d.h. sie kauft nicht ein, macht sich nichts zu essen usw., für 2 mal die Woche nach Hause läßt, wo sie allein lebt, warum kann man so jemanden dann nicht über die Feiertage zur Familie lassen, wenn diese ausserhalb wohnt?

LG
Rosenfan
Sommermädchen
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Sommermädchen »

Hallo Rosenfan! :hello:
Viel kann ich Dir nicht dazu schreiben, aber zu Deiner Beruhigung: Ich war auch für 6 Monate in der Psychiatrie, genau das was Deine Tochter beschreibt hab ich genauso erlebt!
Bei uns hieß es TBE -> Therapeutische Belastungs Erprobung...
Je nach Verfassung des einzelnen konnten wir für einen halben Tag, einen ganzen Tag oder auch mal für eine Nacht nach Hause!
Für mich war es wichtig zu erkennen wieviel ich aushalten konnte, und auch das vorzeitige Zurückkehren in den geschützten Bereich war für mich wichtig!
Versuch gelassen zu bleiben, es kommen wieder bessere Zeiten und Deine Tochter muss sich ausprobieren, was geht, was nicht!
Ich verstehe Deine Sorge gut! Ich kann nicht sagen das sie unbegründet ist, dazu kenne ich ja die genaue Sachlage nicht, trotzdem versuche doch das Beste aus dem zu machen was grad geht und positiv ist! Wenn sie schon unter der Woche aus dem Krankenhaus darf, traut man ihr auch zu dass sie das schafft!
Ich wünsch Dir innere Ruhe und Geduld, mit Dir und Ihr!
Ganz liebe Grüße
Sommermädchen
Es kommt nicht darauf an mit dem Kopf durch die Wand zu rennen,
sondern mit den Augen die Tür zu finden!!!
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

@Sommermädchen: Vielen Dank für deine Antwort. Du hast mir sehr damit geholfen. Das sich diese Nächte zu Hause therapeutische Belastungsprobe nennen, höre ich jetzt zum ersten mal.

Dann sehe ich es mal so: Sollte sie Weihnachten für eine Nacht in ihre Wohnung gehen, hat sie ja immer noch die MÖglichkeit in die Klinik zurückzukehren, wenn sie so nicht zurechtkommt.

Aber es tut schon sehr weh, zu wissen, daß sie an Weihnachten allein ist und wir nicht zu ihr können.

Die Sorge ist ja auch, daß sie oftmals erstmal gar nicht ans Telefon geht, wenn wir anrufen, meist ruft sie dann nach 2-3 Std. zurück. In der Zeit sind wir hier natürlich total in Sorge, das Kopfkino läuft dann ohne Ende.

LG
Rosenfan
Salvatore
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Salvatore »

Hallo Rosenfan,

ja, das läuft unter dem Namen Belastungsprobe. Es ist aber mehr als nur ein Test - je länger man in einer Klinik bleibt, desto schwerer wird anschließend die Rückkehr nach Hause. Durch die Belastungstage oder -nächste verliert der Patient nicht völlig den Anschluss an Zuhause und behält im Blick, was dort an Problemen wartet (das vergisst man unter der Käseglocke in der Klinik leicht).
Wenn die Einsamkeit ein vorrangiges Problem bei deiner Tochter ist, ist die Klinik dahingehend sogar kontraproduktiv. Dort hat sie Sozialkontakte und Ansprache, ohne sich in geringster Weise anstrengen zu müssen. Das ist bequem und es entstehen Drehtürpatienten (solche, die zuverlässig immer wiederkehren), wenn man da von Klinikseite nicht interveniert. Daher kann es passieren, dass auch Patienten zum Belastungstag gewzungen werden, die das überhaupt nicht wollen.

Wie die rechtliche oder bezahltechnische (von der KK aus) Situation ist, weiß ich nicht. Bei meinem Psychiatrieaufenthalt waren zwei Belastungsnächte pro Woche ausgeschlossen. Ich hatte darum gebeten, weil an den Wochenenden sowieso nichts stattfindet, mir wurde gesagt, das ginge nicht. Belastungstage unter der Woche wurden nur gestattet, wenn es besondere Gründe dafür gab, also z.B. ein Facharzttermin außerhalb wegen einer anderen Erkrankung. Eine Patientin wollte zur Hochzeit eines nahen Familienangehörigen, das wurde auch gestattet (dafür musste sie dann aber am Wochenende in der Klinik bleiben).

Ich habe mal gehört, dass Psychiatrien über die Feiertage sogar ganz gut besucht sind, weil es ganz viele gibt, die keine Familie haben und sonst alleine wären. Das kann einen ganz schön in ein Loch reißen. Ich habe das allerdings nicht selbst erlebt, daher weiß ich auch nicht, ob das stimmt. Ich habe aber auch gehört, dass sich die Schwestern da manchmal viel Mühe geben, um es den Patienten so angenehm wie möglich zu machen.

Es ist richtig, dass man eine Belastungsprobe jederzeit abbrechen kann. Weihnachten alleine zu Hause, während die Familie, bei der man gerne wäre, weit weg sitzt... Puh, das klingt schwer erträglich. Vielleicht sollte sie sich dann doch lieber entscheiden, in der Klinik zu bleiben (auch wenn das ebenfalls ganz schön deprimierend ist). Sie kann ja auch die Schwestern mal fragen, ob nach deren Erfahrung noch andere Patienten bleiben oder die Station quasi leergefegt ist.
Eine andere Möglichkeit wäre, das müsste sie aber auf jeden Fall mit einem der Ärzte besprechen: Über die Feiertage entlassen werden und anschließend wieder aufgenommen. Keine Ahnung, wie realistisch das ist - aber fragen könnte man ja mal.

Alles Gute jedenfalls für euch,
Salvatore
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Lærke
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Lærke »

Sie wird nicht die einzige Patientin an Weihnachten sein. Ich war schon oft an Weihnachten in der Psychiatrie, ich weiß das. :mrgreen:
Norea
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Norea »

Rosenfan hat geschrieben: Aber es tut schon sehr weh, zu wissen, daß sie an Weihnachten allein ist und wir nicht zu ihr können.
Die Sorge ist ja auch, daß sie oftmals erstmal gar nicht ans Telefon geht, wenn wir anrufen, meist ruft sie dann nach 2-3 Std. zurück. In der Zeit sind wir hier natürlich total in Sorge, das Kopfkino läuft dann ohne Ende.
LG
Rosenfan
Ja, liebe Rosenfan, da fühle ich mit dir, das tut sehr sehr weh, wenn man sein krankes Kind alleine an Weihnachten sich vorstellt! Auch das mit dem Telefon und erst nach einigen Stunden zurückrufen, diese Qual kenne ich leider zu gut.
Vielleicht ergibt sich ja diese Möglichkeit, die Salvatore beschrieben hat, und sie kann über die Feiertage entlassen werden.

Und es ist schade, dass man als Eltern oft nicht mit "einbezogen" wird. Heute war ich das 2. Mal bei einer Angehörigengruppe und dort berichtete eine Mutter, dass in der Klinik, in der ihre Tochter ( 24 J.) gerade ist, es eine Ärztin gibt, die mit der Mutter sehr ausführlich Diagnostik und alle Therapieschritte bespricht. Die Tochter hatte dazu eine Einwilligung gegeben.
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

@Salavatore, vielen Dank für die Erklärung mit der Belastungsprobe! Das leuchtet mir nun ein, dass es notwendig ist.
Bei unserem letzten Telefonat hat sie auch angegeben, daß sie wohl in der Klinik bleiben möchte zu Weihnachten.
Es war nur mein Gedankengang, daß sie evtl. dann doch noch in ihre Wohnung geht, falls sie allein in der Klinik ist (sie meinte, sie ist bestimmt die einzige, die dann die Übernachtung zu Hause nicht in Anspruch nimmt) - aber wer weiß, daß denkt sie vielleicht nur und es bleiben doch einige da.

Salvatore, der Vorschlag klingt gut, sich über die Feiertage entlassen und dann wieder neu einweisen. Aber ich denke, daß wird nicht gehen. Sie wurde extra gefragt, ob sie bereit ist, über Weihnachten in die Klinik zu gehen und sie hat zugestimmt. Trotzdem würde sie wie gesagt, für eine Nacht rausgehen können.

@dLaerke - da magst du wahrscheinlich Recht haben Laerke ;) Ich denke auch, dass ist nur der Gedanke meiner Tochter, daß sie die Einzige ist, die dort allein in der Klinik bleibt.

@Norea - danke für deine Worte. Ich freue mich für dich, daß du die Möglichkeit hast, in eine Angehörigengruppe zu gehen.

Ich habe auf der Klinikseite gesehen, daß es dort auch eine Angehörigengruppe gibt. Nur leider nutzt es mir ja nichts, weil ich ja nicht dort wohne, wo die Klinik ist.

Habe mir vorgenommen, mir im neuen Jahr Hilfe zu suchen. Ich denke, ich gehe erstmal zum Sozialpsychiatrischen Dienst, den ich jetzt bei uns in der Stadt entdeckt habe und lass mich dort beraten. Mein Mann meint zwar, er könne sich nicht vorstellen, wie man uns dort helfen kann.
Evtl. könnte man doch auch seinen Hausarzt um Rat bitten?

LG
Rosenfan
Zarra
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Zarra »

Liebe Rosenfan,

einerseits möchte ich Dir zumindest die relativen "Fakten" schreiben, die ich weiß (folgt weiter unten); andererseits möchte ich Dir als Betroffene schreiben, die nicht gerade immer ein ungetrübtes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte.

Deine Sorge um Deine Tochter in Ehren (ernstgemeint), doch erstens ist sie erwachsen und muß sie (!) sich überlegen, wie sie ihr weiteres Leben gestalten will - Krankheit hin, Krankheit her, es steht schließlich nicht die Entmündigung bevor -, ferner hilft ihr es null Komma null weiter, wenn bei Dir oder Euch Kopfkino tobt. So verständlich das Kopfkino sein mag, - den Betroffenen hilft es nicht. Klar wollen sie anderen Menschen auch nicht gleichgültig sein (und Ihr seid ihr ja auch nicht gleichgültig, denn sie ruft dann ja zurück), doch wenn solch eine Belastung von der Mitteilung meines Befindens ausgeht, dann werde ich immer schweigsamer, erzähle eben nicht mehr, wie ich mich fühle, fühle mich nicht mehr frei im Umgang. (Das kann bei Deiner Tochter auch anders sein; ich weiß es nicht.) Was Ihr für sie tun könnt (und ja, das ist wichtig): Ihr mitteilen, daß Ihr für sie da seid. Und das habt Ihr ja wohl getan. Mehr geht einfach auch nicht, mal ganz realistisch. (Und klar, den Hund erst mal zu Euch nehmen u.ä.)
Dann sehe ich es mal so: Sollte sie Weihnachten für eine Nacht in ihre Wohnung gehen, hat sie ja immer noch die MÖglichkeit in die Klinik zurückzukehren, wenn sie so nicht zurechtkommt.
Ja, das ist ganz sicher so.

Weihnachten finde ich allerdings schon besonders schwierig. In jeder Hinsicht.
Im MOment weiß ich gar nicht mehr, was ich noch glauben soll. Wenn man jemanden in diesem Zustand, also, sie kann sich z.Zt. nicht selbst versorgen, d.h. sie kauft nicht ein, macht sich nichts zu essen usw., für 2 mal die Woche nach Hause läßt, wo sie allein lebt, warum kann man so jemanden dann nicht über die Feiertage zur Familie lassen, wenn diese ausserhalb wohnt?
Wem willst Du was glauben oder nicht glauben? Ich verstehe es nicht so ganz.

Diese Regelungen mit einer Übernachtung daheim - das hängt ganz von der jeweiligen Klinik ab. Ich kenne es auch nur mit einer Übernachtung außerhalb. Und ich glaube, daß da auch eine Abrechnungsgeschichte mit dahinter steht. Wie stark das tatsächlich eine therapeutische Belastungserprobung sein muß und wie sehr auch einfach nur Gepflogenheit der Klinik oder auch Entgegenkommen dem Patienten gegenüber (wenn dieser heim möchte), ist wohl je nach Klinik und nach Erkrankung und nach Familiensituation unterschiedlich. Bei einer Zwangserkrankten war die Zeit zu Hause eine echte und wichtige Übung. Ich war mal auf einer Station, die von Samstag morgen bis Sonntag abend generell geschlossen wurde - die, die nicht heim durften, wurden auf eine andere Station verlegt. (Ich glaube, da hätte man das Nicht-heim-Wollen begründen müssen, und da ich eine fremde Station und unbekannte Zimmergenossinnen schrecklicher fand als meine Wohnung, habe ich das nie ausprobiert.) Als Alleinlebende fand ich das damals nicht ideal (allein kühlschrank- und frische-lebensmittel-technisch) - und ich glaube, ich habe damals sogar öfters als sonst meine Eltern besucht, die zumindest relativ in der Gegend lebten. Es war halt auch der Kontrast zu einem z.B. Reha-Aufenthalt, bei dem man weg ist - und man auch dann nicht z.B. Kollegen auf der Straße treffen kann, die schauen und ggf. fragen.

Am Ende jenes Aufenthaltes habe ich auch noch ein zweites Mal unter der Woche daheim übernachtet (es gab einen Anlaß, der für therapeutisch gut befunden wurde).

Und hinsichtlich Weihnachten könnte Deine Tochter ja zumindest nochmals nachfragen, ob wegen Weihnachten und ihrer Familiensituation (Familie weit weg) sie nicht doch ausnahmsweise zweimal außerhalb übernachten könnte. Oder die Entlassung und Wiederaufnahme, die Salvatore angesprochen hat. Allerdings muß ich gestehen, daß ich die Hin- und Herreiserei quer durch Deutschland auch nicht so ohne finde, wenn es Deiner Tochter so schlecht geht, wie Du schreibst. Eigentlich ist das nicht naheliegend, wenn man aus Krisenanlaß in eine Klinik gegangen ist. Doch wirklich entscheiden kann man das immer nur im Einzelfall: Für den einen ein No-Go, für den anderen genau passend. - Und Weihnachten mit vielen Familienmitgliedern um einen kann für jemand Depressive u.U. auch sehr belastend sein, - weil er eben u.U. nicht so mitschwingen kann, u.U. auch merkt, daß er die anderen mit seinem Zustand belastet, ...

Ich würde Diagnosen nicht überbewerten. Wenn ihr das DBT-Programm geholfen hat, ist das wichtig und nicht die Diagnose - allerdings hätte sie wohl mit einer reinen Depressionsdiagnose nicht daran teilnehmen dürften ;-).

LG, Zarra
Zuletzt geändert von Zarra am 16. Dez 2016, 15:12, insgesamt 1-mal geändert.
Norea
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Norea »

Rosenfan hat geschrieben: @Norea - danke für deine Worte. Ich freue mich für dich, daß du die Möglichkeit hast, in eine Angehörigengruppe zu gehen.
Ich habe auf der Klinikseite gesehen, daß es dort auch eine Angehörigengruppe gibt. Nur leider nutzt es mir ja nichts, weil ich ja nicht dort wohne, wo die Klinik ist.
Habe mir vorgenommen, mir im neuen Jahr Hilfe zu suchen. Ich denke, ich gehe erstmal zum Sozialpsychiatrischen Dienst, den ich jetzt bei uns in der Stadt entdeckt habe und lass mich dort beraten. Mein Mann meint zwar, er könne sich nicht vorstellen, wie man uns dort helfen kann.
Evtl. könnte man doch auch seinen Hausarzt um Rat bitten?
LG
Rosenfan
Liebe Rosenfan,
Ich weiß nicht, in welchem Bundesland zu wohnst. Hier kannst du nachsehen, ob es bei dir in der Nähe eine Angehörigengruppe gibt: http://www.psychiatrie.de/bapk/selbsthi ... ende-bapk/" onclick="window.open(this.href);return false;
Bei mir finden diese Treffen 1x/Monat statt und es der Austausch hilft mir. Und ich habe jedes Mal hilfreiche Verhaltenstips bekommen. Beim 1. Mal empfahl eine Teilnehmerin das Buch " Aufopfern ist keine Lösung - Mut zu mehr Gelassenheit für Eltern psychisch erkrankter Kinder und Erwachsener" von Janine Berg-Peer, was ich mir gekauft habe. Hab es halb durch und empfehle es hier mit weiter.
Der sozialpsych. Dienst wird dir/euch bestimmt auch auf irgendeine Weise helfen können.

Wünsch dir viel Kraft,
Norea
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Heute hatte ich ein Gespräch mit ihr. Genau wie Salvatore vorschlug, sagte sie, sie hat noch mal mit den Ärzten gesprochen und sie könne es so halten, am 23. entlassen und nach Weihnachten wieder einweisen.

Zugreise ist ihr zu anstrengend. Fliegen zu teuer, würde sie sich aber am ehesten zumuten wollen. Mein Mann hat dann gleich einige Flüge rausgesucht, wollte für sie buchen und zahlen. Nun kommt es - sie kann sich nicht entscheiden, weiß nicht, ob sie es zu den genannten Uhrzeiten schafft usw. Mein Mann würde sie auch abholen, wenn er den Hund abholt. Würde extra eine Nacht dort bleiben, mit dem Auto mitfahren will sie auch nicht.
Sagt nun, dann bleibe ich doch lieber in der Klinik und wirft uns vor, wir setzen sie unter Druck. Also, sie läßt uns nun total ratlos zurück und je länger wir warten, desto teuer wird es ja auch mit den Flügen, wenn denn überhaupt noch Plätze frei sind. Gibt ja jetzt nur vereinzelte Plätze.

Sie hat uns am Telefon nun einfach abgehängt. Mein Mann ist schon ärgerlich wegen dieses Hin und Her. Es ist nicht das erste Mal, daß er versuchte für sie Flüge zu finden und sie sagt dann, ich weiß nicht...Nur wenn er dann bucht und sie überlegt es sich doch noch, so klang es ihrerseits, dann ist das auch noch rausgeschmissenes Geld.

Noch eine Frage - wenn sie denn doch dableibt, kann man eigentlich Weihnachtspäckchen in die Psychiatrie schicken? Obwohl ich im Moment nicht mal sicher bin, ob sie das belastet oder erfreut?

@Zarra - vielen DAnk für deine Antwort. Und du hast ja Recht. Sie weiß ja, das sie hier willkommen ist und auch das mein Mann sie abholen würde und ihren Hund holt er ja auch. Mehr können wir nun auch nicht tun. Ich werde versuchen, ihr das nochmal deutlich zu machen und dann liegt die Entscheidung bei ihr.
Ich hatte nur das Gefühl heute nach ihrem Anruf, daß sie kommen möchte, aber eigentlich doch nicht so recht weiß, ob sie wirklich will oder es schafft...

@Norea - vielen Dank für deine Tipps, werde mir die Bücher bestellen und hoffe darin ein wenig HIlfe zu finden, wie wir mit ihr umgehen können.

Eine Angehörigengruppe habe ich hier bei uns leider noch nicht gefunden. Gibt zwar eine Selbsthilfegruppe für Betroffene, leider nicht für Angehörige.

LG
Rosenfan
Zarra
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Zarra »

Liebe Rosenfan,

das "ich weiß nicht" und auch "ich weiß nicht, ob ich das schaffe", ist der Depression geschuldet. Ich kenne das leider gut.

... ... ich befürchte, daß sie in der Klinik oder bei sich daheim besser aufgehoben ist.

Auch wenn es hart für Euch ist: Nicht einfach für sie buchen, solange sie nicht eindeutig sagt, daß sie es will. - Die Krankheit ist leider so doof. - Trotzdem muß Deine Tochter lernen, möglichst gut damit umzugehen - und wenn man sich nicht entscheidet, trägt man halt auch die Konsequenz, daß es dann u.U. nicht mehr klappt.
kann man eigentlich Weihnachtspäckchen in die Psychiatrie schicken? Obwohl ich im Moment nicht mal sicher bin, ob sie das belastet oder erfreut?
Klar kann man!! (Vielleicht einkalkulieren, daß die intern vielleicht nicht sofort verteilt werden bzw. das etwas dauern kann.) - Ich finde das eine gute Idee! Und ich bin mir ziemlich sicher, daß sie sich freut! Weißt Du, das ist ja dann auch nichts, auf das sie minutengenau reagieren muß. (Telefonanrufe finde ich da schwieriger.)

LG, Zarra
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Zarra hat geschrieben:Liebe Rosenfan,

das "ich weiß nicht" und auch "ich weiß nicht, ob ich das schaffe", ist der Depression geschuldet. Ich kenne das leider gut.

... ... ich befürchte, daß sie in der Klinik oder bei sich daheim besser aufgehoben ist.

Auch wenn es hart für Euch ist: Nicht einfach für sie buchen, solange sie nicht eindeutig sagt, daß sie es will. - Die Krankheit ist leider so doof. - Trotzdem muß Deine Tochter lernen, möglichst gut damit umzugehen - und wenn man sich nicht entscheidet, trägt man halt auch die Konsequenz, daß es dann u.U. nicht mehr klappt.
kann man eigentlich Weihnachtspäckchen in die Psychiatrie schicken? Obwohl ich im Moment nicht mal sicher bin, ob sie das belastet oder erfreut?
Klar kann man!! (Vielleicht einkalkulieren, daß die intern vielleicht nicht sofort verteilt werden bzw. das etwas dauern kann.) - Ich finde das eine gute Idee! Und ich bin mir ziemlich sicher, daß sie sich freut! Weißt Du, das ist ja dann auch nichts, auf das sie minutengenau reagieren muß. (Telefonanrufe finde ich da schwieriger.)

LG, Zarra
ja ich verstehe, daß es der Depression zugeschrieben werden muss, Mein Mann versteht das nicht, er ist ungeduldig und fühlt sich veräppelt.

Würde ihr dann gerne etwas schicken zu Weihnachten, müßte dann nun aber auch schon losgeschickt werden und dann entscheidet sie sich womöglich doch zu kommen....Ich wei0 nicht mal ihre Adresse in der Klinik, auf welche Station, gibt eine Depressionsstation und eine für Borderliner. Sie hat mir nicht gesagt, auf welcher sie ist....Wir hatten vor Tagen schon gefragt, ob es dort eine Postadresse gibt, wußte sie nicht oder wollte uns nicht sagen...

LG
Rosenfan
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Hallo zusammen,

nun hatten wir uns inzwischen damit abgefunden, daß unsere Tochter Weihnachten nicht kommt und in der Klinik bleibt, da hat sie nun den Wunsch geäußert, doch zu kommen. Sie dürfte für eine Nacht und hat uns gebeten, ihr einen Flug zu buchen.

Was ich gerne noch mal wissen möchte, ob von euch jemand auch die Erfahrzbg gemacht hat, daß sich die Symptome in der Klinik noch verschlechtert haben. Meine Tochter beklagt, daß sie viel zu wenig Gespräche hat. Sie konnte seit Abschluß des DBT Programms im September aber regelmäßig einmal die Woche in die Klinik zum Gespräch, bis sie einen Psychotherapeuten ambulant gefunden hat. Sie ist auf der Warteliste und hatte nun Bescheid bekommen, daß sie im Januar dort in der Praxis beginnen kann.

Nun sagte sie mir, daß sie , wenn sie in der Klinik ist, natürlich nicht zur Therapie in die Praxis gehen kann und somit wohl ihren Platz dann verlieren wird. Sie ist inzwischen so hoffnungslos, daß sie glaubt, ihr wird es nie wieder besser gehen und der Zustand hält wohl schon seit einem Dreivierteljahr an.
Dann muss sie sich mir gegenüber aber sehr verstellt haben, denn bei Besuchen war ihr das nicht anzumerken.

Ok, ist es nun tatsächlich so, sollte sie im Januar noch nicht entlassen sein, daß sie ihren Platz in der Psychotherapiepraxis nicht antreten kann?

LG
Rosenfan
Zarra
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Zarra »

Liebe Rosenfan,
Meine Tochter beklagt, daß sie viel zu wenig Gespräche hat.
Glaube ich leider sofort, ... vor allem wenn sie als "Krisenintervention" aufgenommen wurde

Egal wie sehr Deine Tochter eine Borderline-Störung hat oder nicht, "emotional-instabil" bedeutet, daß das schwanken kann - ohne daß sie Dir Theater vorspielen muß, weder in die eine noch in die andere Richtung, beides stimmt. Außerdem bewirkt "Ansprache" u.ä. etwas, vielleicht nicht bei allen, doch bei mir auch.
Nun sagte sie mir, daß sie , wenn sie in der Klinik ist, natürlich nicht zur Therapie in die Praxis gehen kann und somit wohl ihren Platz dann verlieren wird.
DAS SIND ÄNGSTE!! - Regelungen können in der Tat sehr unterschiedlich sein, auch Reaktionsweisen von Therapeuten, doch sie sollte vorher dort zumindest mal angerufen und TATSÄCHLICH gefragt haben (und gesagt haben, daß sie gerade in der Klinik ist und und und)!!!
Ich hatte einmal ein banales Problem - und es war absolut kein Problem, den Termin um einige Wochen zu verschieben. Es müssen aber nicht alle so reagieren!
Es kann sein, daß das versicherungstechnisch nicht geht (vielleicht weiß das ja jemand anderes?), doch auch die Variante, daß sie das dann ja wohl das Erstgespräch von der Klinik aus mit dem ambulanten Therapeuten führt, halte ich nicht für ausgeschlossen. Man kann für alles mögliche beurlaubt werden, wenn es sinnvoll ist. In diesem Fall ist es garantiert sinnvoll. Also ist es nur noch eine Abrechnungsfrage. Oder ggf. gewohnte Sturheit, was ich nicht wünsche.

LG, Zarra
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Zarra hat geschrieben: DAS SIND ÄNGSTE!! - Regelungen können in der Tat sehr unterschiedlich sein, auch Reaktionsweisen von Therapeuten, doch sie sollte vorher dort zumindest mal angerufen und TATSÄCHLICH gefragt haben (und gesagt haben, daß sie gerade in der Klinik ist und und und)!!!
Ich hatte einmal ein banales Problem - und es war absolut kein Problem, den Termin um einige Wochen zu verschieben. Es müssen aber nicht alle so reagieren!
Es kann sein, daß das versicherungstechnisch nicht geht (vielleicht weiß das ja jemand anderes?), doch auch die Variante, daß sie das dann ja wohl das Erstgespräch von der Klinik aus mit dem ambulanten Therapeuten führt, halte ich nicht für ausgeschlossen. Man kann für alles mögliche beurlaubt werden, wenn es sinnvoll ist. In diesem Fall ist es garantiert sinnvoll. Also ist es nur noch eine Abrechnungsfrage. Oder ggf. gewohnte Sturheit, was ich nicht wünsche.

LG, Zarra
danke Dir Zarra für deine Antwort. Das beruhigt mich, dann werde ich ihr sagen, sie soll es genauso machen, falls sie dann noch in der Klinik ist. Und stimmt, ihr Erstgespräch könnte ja trotzdem stattfinden. Vielleicht lösen sich diese Ängste bald in Luft auf und die Sorge, den Platz zu verlieren, war umsonst.

Hmm Krisenintervention bedeutet dann lediglich, raus aus dem häuslichen Umfeld und in der Klinik mit Medikamenten ruhiggestellt werden....
Mein Mann ist inzwischen der Meinung, daß diese ganzen Medikamente nicht in Ordnung sein können. Schließlich geht es ihr trotzdem nicht besser und sie legen den Patienten ja nur irgendwie "lahm", können aber doch die Ursache nicht beseitigen.

Ob man so schwere Depressionen ohne AD´s überstehen kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber z.Zt. hat es bei uns wirklich den Eindruck, daß es bei ihr alles nur verschlimmert.

Sie bekommt Venlafaxin Höchstdosis und nun zusätzlich Lithium. Kein Anzeichen bisher für eine Verbesserung. Man hat ihr in der Klinik gesagt, manchmal kann es 1 Jahr dauern, bis Lithium wirkt.
Sollte man da wirklich so lange ein Medikament nehmen, ohne zu Wissen, ob es überhaupt wirkt? Dann war das ein Jahr umsonst. Na ja und zu den beiden Medikamenten muss sie noch ihre Schlaftabletten nehmen und jetzt das Beruhigungsmittel.

Aber - es gibt Neuigkeiten, sie hat nun doch eine Übernachtung bekommen und den Wunsch geäußert, uns auf jeden Fall zu besuchen. Flug ist inzwischen gebucht. Wird sicher stressig für sie, aber sie hat es nun so entschieden.

LG
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Rosenfan »

Hallo zusammen, ich hoffe, ihr habt besinnliche Feiertage erleben dürfen.

Meine Tochter ist tatsächlich gekommen, sogar für 2 Übernachtungen durfte sie die Klinik verlassen.

Die Weihnachtstage waren ganz schlimm. Sie lag nur herum, wenn sie aufstand, konnte sie kaum gehen, so als hätte sie Blei an den Füßen, lief auch mal gegen die Tür usw. Sie hat ja nun in der Klinik zum Venlafaxin noch Lithium bekommen und Tavor. Eigentlich war sie völlig neben der Spur.
Mich wundert, daß sie in diesem Zustand den Flug geschafft hat. Lt. ihrer Aussage, war es auch sehr sehr anstrengend für sie.

Ich war doch noch im November bei ihr, da haben wir einiges unternommen, nichts von diesem Zustand war vorhanden. Ich denke, daß kommt nun von Tavor. Wir , unsere Familie ist entsetzt über ihren Zustand und wir haben das Gefühl, es wird nicht besser, sondern mit den Tabletten nur schlimmer.

Wenn sie morgens aufstand und noch keine Tabletten eingenommen hatte, dann ging es ihr viel besser, sie lief normal und hat sich mit uns unterhalten und auch mal kleine Späße gemacht.

Wir sind total deprimiert, daß zu sehen und ihr nicht helfen zu können. Ganz schlimm auch, daß sie in diesem Zustand dann auch sagt, sie hat keinerlei Hoffnung mehr auf Besserung und auch keine Lust mehr zu kämpfen.

Wir sind ratlos und ich schlafe kaum noch, 4 Std. dann bin ich wach und die Gedanken kreisen nur noch im Kopf herum. Es viel uns auch schwer, sie in diesem Zustand wieder zum Flughafen zu bringen und hätten sie am liebsten hier bei uns in die Klinik eingeliefert, aber sie wollte zurück.


LG
Rosenfan
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Re: Krisenintervention

Beitrag von Zarra »

Liebe Rosenfan,

das klingt auch nicht gut für mich. Doch sonst kann ich dazu leider nichts sagen. Tavor (Lorazepam) ist ein Beruhigungsmittel. Mit Lithium habe ich glücklicherweise keinerlei Erfahrung, die Einstellung kann aber manchmal wohl länger dauern.

Ich drücke Euch einfach mal die Daumen, daß 2017 ein besseres Jahr wird.

LG, Zarra
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