Hallo in die Runde,
die Therapiestunde gestern war gut - vielleicht eine der besten, die wir je zusammen hatten. Es hat mich aber auch sehr mitgenommen und alles muss noch sacken. Es ist viel in mir passiert, was erstaunlich, beängstigend und ungewohnt ist. Jetzt ist erstmal ein Weilchen Pause wegen der "drohenden" Feiertage. Ich hoffe, dass ich danach gut anknüpfen kann, mache mir aber keine Illusionen. Immerhin sind wir uns beide einige, dass wir zusammen weitermachen. Es ist nur gerade schwer, durch die Tage zu kommen.
@Zarra: Tagebuch schreibe ich sporadisch. Regelmäßig führe ich ein Therapietagebuch, wo ich notiere, was wir besprochen haben und was mir im Nachhinein dazu auf- und einfällt.
Mit der Laufgruppe, das ist halt im Grunde eher etwas, das ich mir selbst wünschen würde, dass es das gäbe. Mit gängigen Sportvereinen habe ich das schon oft versucht, in verschiedenen Sportarten. IMMER hat mich da gestört, dass auch neu aufgestellte Gruppen sich beinahe zwangsläufig irgendwann messen wollen, was ich zwar nachvollziehen kann, für mich selbst aber nicht möchte. Ich will just for fun was machen und es soll reichen, dass ich da bin und nach meinen Möglichkeiten mitmache. Ich will nicht ein gewisses Maß an Ehrgeiz als Grundvoraussetzung mitbringen müssen und dann z.B. regelmäßig an den Wochenenden zum Turnier etc. antreten. Ich will mich auch nicht mit einem Jahresbeitrag verpflichten müssen.
Inwiefern da noch bei anderen Interesse bestehen könnte, kann ich nicht einschätzen. Und ich bin mir selbst nicht mal sicher, ob es überhaupt was für MICH wäre. Würde es gerne mal unverbindlich ausprobieren
Bücher vorstellen geht deshalb im Moment schlecht, weil mir selber eben äußerst wenig gefällt. Das meiste lege ich unzufrieden zurück oder vielleicht noch mit dem Gefühl "joa, ganz okay". Das reicht aber nicht. Dazu kommt, dass ich inzwischen nicht mehr an die Außenseiter-Autoren rankomme (bzw. die Quellen meiner alten Wirkstäte nun wirklich nicht mehr anzapfen möchte) und was die Stadtbücherei anbietet, sind eher nur die üblichen Verdächtigen.
@T Ally: Nö, du störst oder nervst überhaupt nicht. Es ist DEIN Gefühl. Und vermutlich ist es im Zusammenhang mit deinen Freunden auch DEIN Gefühl.
Du "denkst", du hast Hilferufe ausgesandt... Also, wenn du dir selber nicht ganz sicher bist, würde ich sagen, hast du es dann wohl doch nicht.
Weißt du, so wie du dein Verhalten beschreibst - das erinnert mich an das, was meine Mutter mit mir macht. Und es ist ein Aspekt, den ich über alle Maßen hasse. Sie wird ebenfalls nie konkret, sie kommt mit allem immer nur hintenrum und ich darf dann rumrätseln und raten, was sie will. Das führt dazu, dass es im Grunde immer falsch ist (bis auf wenige Glückstreffer) oder jedenfalls nie genug. Nie genau das Richtige. Es ist unfair und ungerecht und macht mich unheimlich wütend und lässt mich zunehmend resignieren. In ihrer Angst mich zu belasten oder mir Umstände zu bereiten, macht sie genau das. Und ich wünschte so sehr, sie würde einfach mal geradeheraus sagen, was sie sich wünscht - dann würde ich dem herzlich gerne nachkommen. Aber so ist es mir ehrlich gesagt auch irgendwie zu blöd. Egal was ich mache, es ist immer verkehrt. Wenn sie sagt, dass es ihr nicht so gut geht und ich nehme das ernst, rudert sie sofort zurück. Nee, doch nicht alles so schlimm, das Leben ist doch prima, jippieh, haha, guck wie fröhlich ich bin. Was soll man da machen? Ich kann ja nur verlieren. Ich sage mir inzwischen, tja, dann eben nicht. Wenn du Wischiwaschi aussendest, bekommst du Wischiwaschi zurück.
Ich frage mich, ob das deinen Freunden wohl auch so geht.
Ja, Wünsche können anders sein als die Realität (ist das nicht sogar meistens so?). Wünschen darf man sich alles. Es ist dann aber sehr ungesund, wenn man glaubt, dass Wünsche in Erfüllung gehen, ohne dass man selbst was dazu tut. Wenn du gesehen werden willst, musst du aufhören dich unsichtbar zu machen.
Das Thema mit dem auf Krampf zu Ende machen müssen: da habe ich sehr von der stationären Ergotherapie profitiert, muss ich sagen, und das auch zu Hause weitergeführt. Es steckt immer noch in mir drin, aber es ist besser geworden. Zu Hause laufe ich immer noch Gefahr, dass ich über jede Grenze gehe und noch weiterschaffe, wenn ich eigentlich schon am Umfallen bin. Jedes Warnzeichen schiebe ich beiseite, weil ich unbedingt noch was fertig machen möchte. In der Ergotherapie war die Zeit eingeteilt, irgendwann war ja die Stunde einfach zu Ende und es hieß, stellt eure Sachen bitte alle hier zur Seite. Das ist mir erst schwergefallen, ich dachte immer, nur noch dieses kleine, ich mache nur noch kurz, einen Moment ich hab's gleich. Aber das ging da nicht, wenn Schluss war, war Schluss. Und (sicher aus gutem Grund
) wir durften die Sachen auch nicht mitnehmen - sonst hätte ich das nämlich einfach zu Hause gemacht.
Das ist das Eine - ich will das einfach abhaken können, vom Tisch haben. Erst dann kann ich mich anderen Dingen widmen. Das andere ist ein typisches Denkmuster, für das es auch einen Fachausdruck gibt, der fällt mir nur gerade nicht ein.
Ein typisches Beispiel dafür ist die Elbphilharmonie in Hamburg. Sollte am Anfang 180 Mio Euro kosten. Damit kamen sie aber nicht aus, es wurde mehr Geld nachgelegt. Und noch mehr Geld nachgelegt. Alles ging schief, was schiefgehen konnte, aber trotzdem hat man sich nicht von dem Projekt verabschiedet und es für gescheitert erklärt, weil man ja schon so viel investiert hatte. Das wäre ein Verlust gewesen, den man nicht hinnehmen wollte. Also weitermachen, koste es was es wolle. Am Ende waren es 800 Mio Euro. Jetzt ist das Ding fertig und alle sind happy. Realistisch betrachtet wäre es aber evtl. günstiger gewesen, das bereits investierte Geld in den Wind zu schreiben und Buße zu tun. Hätte ich aber auch nicht gekonnt!
@Mim: Hallo und welcome back! Bin jetzt schon gespannt, was dich vor ein paar Tagen so animiert hat.
LG, Salvi