Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

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ela75
Beiträge: 73
Registriert: 27. Dez 2015, 19:05

Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von ela75 »

Guten Abend zusammen,

mich beschäftigt im Moment mal wieder aus eigenen Empfindungen heraus, wie ihr mit den ständigen Enttäuschungen -sofern ihr sie auch erlebt - umgeht.

Sei es der Umgang mit immer wieder Terminabsagen, nicht eingehaltene Versprechungen und Zusagen, unklare Äusserungen, nicht erwiderte Gefühle oder Körperlichkeiten etc.
Jetzt könnte man auch sagen, dass es eher mein "Problem" mit meinen Erwartungen ist, als eher das Problem meines Freundes. Ich mag auch nicht ständig immer meine Empfindungen ansprechen, da auch wenn ich es anspreche, sich micht viel geändert hat.

Muss ich einfach an mir arbeiten? Meine Erwartungen herunterschrauben, weil ich noch an seinen Worten und Zusagen glaube?

Mich würde es interessieren, wie ihr damit umgeht um euch nicht runterziehen zu lassen oder auch selbst in depressive Stimmung kommt?
Was erlebt ihr in dieser Beziehung bei eurem Partner? Ist es auch so, dass so eine "komm ich heut nicht komm ich morgen " Einstellung herrscht? Viell. auch aus einer Therapie heraus,
Wo ja oft vermittelt wird, "Schaue auf dich, tu was dir gut tut.... aber bedeutet das auch, sich nicht mehr an "Regeln" zu halten und anderen vor den Kopf zu stoßen?

Ich bin jemand ,der noch Zusagen ernst nicht und darauf vertraut, und es fällt mir immer schwer, wenn wieder mal eine Absprache nicht eingehalten wird- aus welchen Gründen auch immer....


LG
KateD
Beiträge: 17
Registriert: 13. Sep 2016, 18:10

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von KateD »

Hallo Ela,

naja, wenn dein Partner an Depressionen leidet und nicht 'Herr der (seiner) Dinge' ist, dann kann er eigentlich nichts dafür, die Krankheit lässt ihn leider nicht so funktionieren, wie er es wahrscheinlich gern möchte.
Im Normalfall, also wenn er nicht krank wäre, dann ist diese Unzuverlässigkeit ein echtes Beziehungsproblem, der Vorteil wäre dann aber, man könnte drüber reden, Entscheidungen treffen/verlangen und auch mal richtig herum toben oder selbst mal den Partner enttäuschen indem man den Spieß mal umdreht...

Aber ist derjenige psychisch krank.... dann ist mit viel Geduld, Verständnis und Nachsicht zu handeln und ja.... entweder man hält es aus und versucht damit klar zu kommen oder man muss sich trennen, wenn man selber daran kaputt geht, ich denke das muss auch jeder mit sich selbst ausmachen, kein Mensch sollte sich das Recht heraus nehmen, dem verzweifelten Angehörigen/Freund zu bevormunden, was er tun sollte nach dem Motto 'einen kranken Menschen verlässt man nicht'
Geht man selber daran kaputt und jeder Tag wird zur Qual, dann muss man für sich die Notbremse ziehen.

Mein Mann (alles auch in meinem Thread beschrieben) macht auch nur das, was sein Kopf gerade zulässt... :( das schlimmste Ding bisher war, dass er Tage lang verschwunden war und keiner wusste wo er ist, hat mich belogen, dass er 2 Tage bei einem Kumpel ist und das stimmte nicht und nach 6 Tagen war er wieder da... da bin ich natürlich auch etwas lauter geworden, denn ich war voller Panik, aber trotzdem habe ich 'gedämpfter' reagiert und war auch nicht nachtragend und Tage lang böse mit ihm.... er kann halt nicht so fühlen und denken wie er es vor der Krankheit konnte.

Wenn ich mal wieder (fast täglich) hilflos mit ansehen muss, wie kalt er ist oder Sachen macht, die mir nicht passen oder er ständig an den Wochenenden, 'Reisen' unternimmt, die ja auch kostspielig sind, dann könnte ich ihn zwar zur Rede stellen und von ihm verlangen, dass er 'sich' ändert oder Dinge unterlässt, die gar nicht gehen, aber.... da kann ich mich auch auf den Acker stellen und in die Ferne brüllen...
Ich versuch mir dann einzureden, dass er in solchen Momenten etwas weniger leidet, wenn er sein Ding macht und gebe natürlich die Hoffnung noch nicht auf, dass ich irgendwann meinen Mann wieder zurück bekomme und der 'Dämon' verschwunden ist... Ich hoffe ich halte es solange aus. :(

Noch mal abschließend: man muss sich sicherlich auch nicht alles gefallen lassen, ob krank oder nicht und jeder hat ja auch ein anderes Nervenkostüm, aber wenn man zu viel Druck ausübt und ständig 'Regeln' aufstellt oder daran erinnert und den Zeigefinger oben hält, erreicht man wahrscheinlich nur, dass derjenige sich noch schlechter/schuldiger fühlt oder eben in die 'Leck mich am A... Stimmung' verfällt und ich könnte mir auch vorstellen, dass die Krankheit dadurch nicht besser wird, weil er dann wieder zum Nachdenken 'gezwungen' wird und alles Denken ist doch eh schon nur noch Schmerz...

Tja... alles schwierig, jeder stirbt für sich allein, ich versuch oft selbst meine beste Freundin zu sein, weil man ja nun nicht immer seinen Leuten, die sich ja eh schon gut kümmern und zuhören etc. nicht immer auf den Nerven gehen möchte.

Deshalb ist es hilfreich für mich jedenfalls, dass es solche Foren, wie das hier, gibt, ich hab schon echt viel gelernt und auch 'praktiziert'.


Grüsse Kate
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
Rosalia
Beiträge: 14
Registriert: 2. Okt 2016, 17:44

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von Rosalia »

Hallo ela,
Ich bin bemüht nicht alles persönlich zu nehmen. Ich erfreue mich an den täglichen Dingen des lebens und versuche meinen mann dabei (auch wörtlich) mitzunehmen. Das klappt nicht immer, aber ich freue mich über jeden erfolg.
Wir reden viel und auch wenn das Fühlen fehlt, funktioniert ja der Verstand und gewisse erwartungen an zuverlässigkeit habe ich, das klappt auch. Ob das mit der schwere der erkrankung zu tun hat, ob das geht, mag sein.
Muss jetzt los, alles gute !
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von Uwe R »

Hallo ela75,

auch ich möchte dir sehr gerne antworten. Ich verstehe was du meinst, mit nicht eingehaltenen Versprechen, Zusagen, unklaren Äußerungen, nicht erwiderte Gefühle oder Körperlichkeiten. Sie können das sicher oft nicht, auf Grund ihrer Depressionen.
Aber du kannst nicht das Problem, was dein Freund hier hat umkehren und zu deinem Problem machen und deine Erwartungen als vielleicht zu hoch einstufen und diese dann immer weiter runter fahren, bis von deinen Erwartungen irgendwann garnichts mehr übrig bleibt und ist. Soweit darf es nicht kommen, denn dann bleibst du am Ende auf der Strecke.

Und was in Therapien und Kliniken vermittelt wird, wie du schreibst mit dem auf sich schauen oder nur an sich denken, kann im Umkehrschluss aber nicht bedeuten, dass sie sich an keine Regeln mehr zu halten haben, andere vor den Kopf stoßen oder wie den letzten Dreck behandeln können. Wenn Sie nach einer Therapie oder Klinik so massiv reagieren, dann ist m.E. dort gewaltig was schief gelaufen oder von Ihnen falsch verstanden und aufgefasst worden.

Wünsche dir einen schönen Abend.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
Der-Micha
Beiträge: 53
Registriert: 11. Mai 2015, 22:12

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von Der-Micha »

KateD hat geschrieben:Hallo Ela,

naja, wenn dein Partner an Depressionen leidet und nicht 'Herr der (seiner) Dinge' ist, dann kann er eigentlich nichts dafür, die Krankheit lässt ihn leider nicht so funktionieren, wie er es wahrscheinlich gern möchte.
Im Normalfall, also wenn er nicht krank wäre, dann ist diese Unzuverlässigkeit ein echtes Beziehungsproblem, der Vorteil wäre dann aber, man könnte drüber reden, Entscheidungen treffen/verlangen und auch mal richtig herum toben oder selbst mal den Partner enttäuschen indem man den Spieß mal umdreht...

Aber ist derjenige psychisch krank.... dann ist mit viel Geduld, Verständnis und Nachsicht zu handeln und ja.... entweder man hält es aus und versucht damit klar zu kommen oder man muss sich trennen, wenn man selber daran kaputt geht, ich denke das muss auch jeder mit sich selbst ausmachen, kein Mensch sollte sich das Recht heraus nehmen, dem verzweifelten Angehörigen/Freund zu bevormunden, was er tun sollte nach dem Motto 'einen kranken Menschen verlässt man nicht'
Geht man selber daran kaputt und jeder Tag wird zur Qual, dann muss man für sich die Notbremse ziehen.

Mein Mann (alles auch in meinem Thread beschrieben) macht auch nur das, was sein Kopf gerade zulässt... :( das schlimmste Ding bisher war, dass er Tage lang verschwunden war und keiner wusste wo er ist, hat mich belogen, dass er 2 Tage bei einem Kumpel ist und das stimmte nicht und nach 6 Tagen war er wieder da... da bin ich natürlich auch etwas lauter geworden, denn ich war voller Panik, aber trotzdem habe ich 'gedämpfter' reagiert und war auch nicht nachtragend und Tage lang böse mit ihm.... er kann halt nicht so fühlen und denken wie er es vor der Krankheit konnte.

Wenn ich mal wieder (fast täglich) hilflos mit ansehen muss, wie kalt er ist oder Sachen macht, die mir nicht passen oder er ständig an den Wochenenden, 'Reisen' unternimmt, die ja auch kostspielig sind, dann könnte ich ihn zwar zur Rede stellen und von ihm verlangen, dass er 'sich' ändert oder Dinge unterlässt, die gar nicht gehen, aber.... da kann ich mich auch auf den Acker stellen und in die Ferne brüllen...
Ich versuch mir dann einzureden, dass er in solchen Momenten etwas weniger leidet, wenn er sein Ding macht und gebe natürlich die Hoffnung noch nicht auf, dass ich irgendwann meinen Mann wieder zurück bekomme und der 'Dämon' verschwunden ist... Ich hoffe ich halte es solange aus. :(

Noch mal abschließend: man muss sich sicherlich auch nicht alles gefallen lassen, ob krank oder nicht und jeder hat ja auch ein anderes Nervenkostüm, aber wenn man zu viel Druck ausübt und ständig 'Regeln' aufstellt oder daran erinnert und den Zeigefinger oben hält, erreicht man wahrscheinlich nur, dass derjenige sich noch schlechter/schuldiger fühlt oder eben in die 'Leck mich am A... Stimmung' verfällt und ich könnte mir auch vorstellen, dass die Krankheit dadurch nicht besser wird, weil er dann wieder zum Nachdenken 'gezwungen' wird und alles Denken ist doch eh schon nur noch Schmerz...

Tja... alles schwierig, jeder stirbt für sich allein, ich versuch oft selbst meine beste Freundin zu sein, weil man ja nun nicht immer seinen Leuten, die sich ja eh schon gut kümmern und zuhören etc. nicht immer auf den Nerven gehen möchte.

Deshalb ist es hilfreich für mich jedenfalls, dass es solche Foren, wie das hier, gibt, ich hab schon echt viel gelernt und auch 'praktiziert'.


Grüsse Kate
Hey Kate,
muss ich jetzt einfach mal loswerden. Nicht als Angehöriger, sondern Betroffener. Ich wäre verdammt froh, dankbar und stolz, wenn ich auch nur annähernd so eine tolle Partnerin (gefunden) hätte, wie dich. Das du bei den - ziemlich drastischen - "Eskapaden" deines kranken Gatten dennoch "innen drin" so tolerant, liebevoll, verständnisvoll bleibst - das konnte ich mir von all meinen bisherigen Ex-Partnerinnen in bald 31 Lebensjahren nur wünschen.

Ich hoffe, dein Mann weiß, trotz Krankheit, dass das von dir nicht selbstverständlich ist und was er da an dir hat. Ich beneide ihn jedenfalls. :-)

Liebe Grüße,
Micha
DieNeue
Beiträge: 5549
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

ich möchte mich als Betroffene auch gerne dazu äußern. Ich bin ein sehr zuverlässiger Mensch, aber ich kenne das auch, dass ich Verabredungen, etc. immer wieder nicht einhalten kann. Es geht dabei nicht speziell um Partnerschaft, sondern ist ganz allgemein so. Mir geht es auch nur um Verabredungen, nicht um irgendwelche Regeln, die eingehalten werden sollen.

Ich musste oft, mittlerweile nicht mehr ganz so oft, Verabredungen absagen, weil es mir schlecht ging oder die Verabredung, und sei sie noch so klein und harmlos, mir wie ein riesen Berg erschien, der mich überfordert hat bzw. bei mir die Angst hochkam, "Schaff ich das? Oder ist das wieder zu viel und hinterher bin ich wieder ein paar Tage völlig im Eimer? Was ist, wenn es mir dort plötzlich schlecht geht? Was ist, wenn es mir plötzlich zu viel wird?" Das schaukelt sich natürlich dann hoch und dann geht es einem auch schlecht. Oft kam diese Angst auch kurz vor dem Termin, und ich hab mit mir gehadert bis zum Schluss, ob ich hingehe oder nicht. Irgendwann war ich dann oft zu fertig deswegen und konnte wirklich nicht hingehen, auch wenn die Verabredung eigentlich nicht so schlimm gewesen wäre.
Vielleicht hilft das euch zu verstehen, warum Verabredungen oft auch so kurzfristig abgesagt werden. Ich fand und finde es auch noch immer blöd, wenn ich jemandem absagen muss, weil es mir schlecht geht. Ich denke mir dann, der andere muss doch denken, ich will mit ihm gar nichts machen (vor allem wenn ich immer wieder den gleichen Leuten absagen muss) oder ist genervt, weil es wieder nicht geklappt hat. Denn eigentlich bin ich nicht so.
Ich musste nicht nur Dinge absagen, die für mich negativ besetzt waren, sondern auch schon Sachen, wo ich richtig gern hingegangen wäre und wo ich dann aber nicht in der Lage dazu war. Das k... mich ziemlich an, weil es mich auch sehr einschränkt und ich eigentlich auch mehr machen möchte.
Ich denke, dass es nicht nur für euch als Angehörige schwierig ist, damit klarzukommen. Auch für Betroffene ist das nicht immer einfach. Damit will ich euer Problem nicht kleinmachen, aber vielleicht kann ich euch einen kleinen Einblick "hinter die Kulissen" geben.

Das blöde an Depressionen ist, dass man seine Stimmungslage und seinen körperlichen Zustand nicht planen oder vorhersagen kann. Ich kann nicht sagen, ich gehe am Sonntag auf einen Geburtstag, weil es sein kann, dass es mir am Sonntag einfach nur schlecht geht. Klar kann das auch Gesunden passieren, aber bei Depressionen ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass das passiert. Mittlerweile sage ich den Leuten, die von meiner Depression wissen, schon vorher Bescheid, dass es sein kann, dass ich doch nicht kann und dass das keine Absicht ist, sondern es einfach sein kann, dass es mir zu schlecht geht. Bei den Leuten, die von meiner Krankheit wissen und mich gut kennen, ist das bis jetzt auch kein Problem gewesen. Natürlich ist es dann schade, aber so kommt die Absage dann nicht gar so aus heiterem Himmel. Und manchmal kann man Termine dann auch einfach verlegen.

Weiß nicht, ob das jetzt ganz zum Thema passt: Wenn ich mit Leuten etwas ausgemacht habe, v.a. wenn es eine größere Aktion ist, dann überlege ich mir vorher ein bisschen, wann und wo ich Pause machen kann, was ich mitnehmen kann, das mich beruhigt, falls es mir schlecht gehen sollte, solche Sachen. Gut ist es auch zu wissen, dass der Andere auch davon weiß, dann kann man auch während einer Verabredung einfach z.B. sagen "Mir gehts grad nicht gut. Mir ist es hier zu laut, ich brauche ein bisschen Ruhe, können wir ein bisschen an die frische Luft rausgehen, bis es mir wieder besser geht?" Wenn der andere Bescheid weiß, kann man das dann einfach sagen und man hat so auch mehr Kontrolle über die Situation und sie wirkt dann nicht so überfordernd, weil man sich ein paar Hilfen eingebaut bzw. bedrohliche Dinge ausgeschaltet hat. Vielleicht ist das eine Möglichkeit, wie ihr solche Absagen ein bisschen besser mit euren Partnern absprechen könnt.

Ich hoffe, dieser kleine Einblick hilft euch ein bisschen.

Viele Grüße,
DieNeue
Der-Micha
Beiträge: 53
Registriert: 11. Mai 2015, 22:12

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von Der-Micha »

Moin Neue :-)

ich muss gestehen, dann bist du in einigen Dingen da sogar schon weiter als ich! Ich tu mich noch oft sehr schwer damit. Selbst bei Treffen mit Leuten die davon wissen, mich dann akut zu äußern, wenn ich grad ne Attacke kriege, mal kurz 'nen Moment "Alleinzeit" brauche, oder im Gegenteil mal gerade das Bedürfnis habe, irgendetwas loszuwerden schaffe ich nie.

Ich weiß nicht, irgendwie bin ich einfach immer so höflich, dass ich mir dann denke, ich möchte jetzt nicht hier unterbrechen oder die Person "vor den Kopf stoßen". Vielleicht sollte ich daran mal arbeiten, öfter mal auszusprechen wie es mir geht und was ich gerade (nicht) machen möchte, oder wenn ich mal kurz eine Auszeit brauche. Ich weiß nicht, ob es mir dadurch im Vorfeld einfacher wird, dann weniger Treffen abzusagen. Aber wenigstens dürfte es bestimmt einfacher werden, in Situationen während eines Treffens ruhiger zu bleiben, wenn ich ausspreche, was ich gerade will.
ela75
Beiträge: 73
Registriert: 27. Dez 2015, 19:05

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von ela75 »

Guten Abend zusammen,
Vielen Dank an alle die hier ihre Sichtweise darlegen!!

Danke "Die-Neue" ja ich glaube, so ähnlich ist es bei meinem Freund auch! Auch wenn er nicht an einer klassischen Depression leidet, so erkenne ich ihn in deinen Schilderungen teilweise wieder. Vor allem dabei wenn es um Planungen in der ferneren Zukunft geht, da mag er sich nie festlegen.

Ein Beispiel war: Er möchte gerne im Januar zu einem Konzert gehen. War davon erst begeistert hat mir das dann erzählt, ich wollte es mir überlegen, da es nicht unbedingt meine Musik ist, und dann kommt wieder nix von ihm, dass er auch mal nachfragt und damit zeigt, dass es ihm ernst damit ist. Wenn ich jetzt sagen würde: Du ich habe es mir überlegt, ich komme mit, würde er sagen, ja lass uns "mal schauen" und mal schauen heisst dann oft ... es bleibt dabei!!

Wenn ich jetzt darauf drängen würde, es festzumachen, da ja die Karten auch irgendwann Wegsein könnten, würde er es wieder als Druck empfinden , dass er sich festlegen muss...

Wie soll man mit so einer Situation umgehen?? Ich kann nur verlieren!! Und Planungen gehen so gar nicht.. am Besten muss alles spontan passieren. Und das ist soooo unglaublich anstrengend!
Und das ist nur ein Beispiel.....

Ich kann natürlich verstehen, dass ihr Betroffenen oft auch krankheitsbedingt absagen müsst, aber deswegen so gar nichts planen oder zusagen??

Ich weiss ja als eine der Wenigen was bei meinem Freund los ist, aber das Problem ist auch, dass er sich so auch nicht unbedingt sieht als "krank" oder "das er ein Problem hat". So redet er fast nie mit mir über sein Befinden, nur wenn ich ausdrücklich nachfrage, dann kommt vielleicht mal was.... Aber Reden ist ein ganz großes Problem. Da wir auch weiter weg wohnen ist es doppelt schwierig.!

Er weiss, dass er sich mit seinem Verhalten nicht immer gut mir gegenüber verhält und deswegen wollte er auch den Kontakt reduzieren, um mich nicht trauriger zu machen, aber darüber sind wir offenbar wieder weg.



Ich glaube ich bringe schon viel Verständnis auf und wäre auch deutlich weniger Enttäuscht über Absagen oder sein Verhalten, wenn er mich einfach mehr mit einbinden würde oder mich teilhaben lassen würde, aber ER WILL UND MACHT ES EINFACH NICHT!! Ich habe es schon mehrfach Thematisiert, er gelobt Besserung und dann bleibt es wieder dabei!!

Einfach unglaublich anstrengend !! Und enttäuschend!! Wer Ratschläge hat, immer gerne!!

Wie Kate schon sagte, bei Gesunden könnte man die Spieß einfach mal umdrehen...aber bei diesen besonderen Situationen?


LG
Rosalia
Beiträge: 14
Registriert: 2. Okt 2016, 17:44

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von Rosalia »

Hallo!
Meinem Partner gelingt es oft Termine wahrzunehmen die er fest gemacht hat. So war er im Kino, hatte die Karten über 1 Woche vorher reserviert und (ganz wichtig!!!) schon bezahlt. Hätte er die nicht schon gehabt, hätte er abgesagt. Das Risiko, dass mal ne Karte verfällt, gehe ich gerne ein, wenn es ihm hilft hinzugehen. Alles was nicht verbindlich ist, ist schwierig und wird vor sich her geschoben...

Vielleicht ein Ansatz?
Gruß Rosalia
Hlfe123
Beiträge: 61
Registriert: 8. Aug 2015, 23:00

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von Hlfe123 »

@Micha @Kate
Ich hoffe auch, dass dein Mann das weiß... bei uns ist es so, dass ich seit mittlerweile zehn Jahren die Hochs und Tiefs mit trage und von Anfang an versucht habe zu helfen. Sicher am Anfang auch mit den "falschen" Ideen, damals, als ich noch nicht wusste, dass es bei ihm eine Depression (und auch anderes) ist. Er hat davon nichts, aber auch gar nichts wahrgenommen. Wenn es ihm besser geht, sagt er nur "Du gibst dir jetzt mehr Mühe". Da freut man sich :-( Er weiß, dass es ihm nicht gut geht. Aber den Rückschluss zu ziehen, dass es doch toll ist, dass jemand zu ihm hält, den zieht er nicht. Im Gegenteil werden uralte Geschichten ausgepackt, bei denen ich angeblich nicht zu ihm gehalten habe (Klar, mit drei ganz kleinen Kindern, schwierigen Entbindungen usw. habe ich vielleicht erwartet, dass er trotz Beruf mit anpackt!)

Wünsche euch allen starke Nerven
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von lisamarie25 »

Liebe Ela,

ich kann mich Kate nur anschließen. Ich handhabe das mittlerweile gleich.

Du kennst ja meine Geschichte, für mich war es anfangs ganz ganz schwer. Irgendwann habe ich einfach akzeptiert, dass er krank ist. So hart das ist aber ich stelle meine Gefühle und Erwartungen echt in den Hintergrunde, freue mich wie ein kleines Kind über jeden Fortschritt und stelle mich immer schon auf eine Absage ein. Ich freue mich dann, wenn es was wird.

Trotzdem holt mich die Enttäuschung hin und wieder ein. Ich versuche dann, das große Ganze zu sehen. Wir haben ja das Ding mit dem Mittagessen als Ritual. Das hat uns sehr verbunden und weitergeholfen. Anfangs stieß ich damit auf Ablehnung, mittlerweile freut er sich darauf. Nach über einem Monat täglicher Lieferungen hat er mir Anfang dieser Woche gesagt, wie gut ihm alles schmeckt und er hat sich erstmalig umfassend bedankt. Sonst kam immer nur ein knappes "danke", oft nichts. Nach solchen "Hochs" kommt meist wieder tagelang nichts oder sehr wenig. Donnerstag und Freitag hat er zB gar nicht mit mir gesprochen. Heute Samstag stand ich mit dem Essen beim Portier und habe vom Portier erfahren, dass er über's Wochenende weg ist. Normalerweise hatte er sich in den Wochen zuvor bei mir abgemeldet.... ich bin fast in Tränen ausgebrochen. Der Portier hat mir aber auch berichtet, dass er seit über einem Monat gar nicht mehr trinkt und auch sonst einen viel regelmäßigeren Tagesablauf hat.
Ich versuche dann, trotz meiner momentanen Enttäuschung das "Gesamtergebnis" zu sehen. Schlucke meinen Ärger runter, und mache weiter.
KateD
Beiträge: 17
Registriert: 13. Sep 2016, 18:10

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von KateD »

Hlfe123 hat geschrieben:@Micha @Kate
Ich hoffe auch, dass dein Mann das weiß... bei uns ist es so, dass ich seit mittlerweile zehn Jahren die Hochs und Tiefs mit trage und von Anfang an versucht habe zu helfen. Sicher am Anfang auch mit den "falschen" Ideen, damals, als ich noch nicht wusste, dass es bei ihm eine Depression (und auch anderes) ist.
10 Jahre? :shock: :shock: Ja da fehlen mir die Worte.

Falsche 'Ideen' hatte ich auch genug, bis man sich ein wenig mit Depression beschäftigt hatte.
lisamarie25 hat geschrieben: freue mich wie ein kleines Kind über jeden Fortschritt

Trotzdem holt mich die Enttäuschung hin und wieder ein. I

Ja so geht es mir auch seit einem halben Jahr, man ist so glücklich, wenn er im 'Wachzustand' lieb lächelt, Interesse zeigt, Pläne schmiedet und ich denk dann sofort Juhu, jetzt ist ganz viel Licht am Horizont... aber kaum durchgeatmet, schlägt der Dämon wieder zu, heute musste mein Mann in die Klinik weil gar nichts mehr ging. :cry:
Der-Micha hat geschrieben: Hey Kate,
muss ich jetzt einfach mal loswerden. Nicht als Angehöriger, sondern Betroffener. Ich wäre verdammt froh, dankbar und stolz, wenn ich auch nur annähernd so eine tolle Partnerin (gefunden) hätte, wie dich. Das du bei den - ziemlich drastischen - "Eskapaden" deines kranken Gatten dennoch "innen drin" so tolerant, liebevoll, verständnisvoll bleibst - das konnte ich mir von all meinen bisherigen Ex-Partnerinnen in bald 31 Lebensjahren nur wünschen.

Ich hoffe, dein Mann weiß, trotz Krankheit, dass das von dir nicht selbstverständlich ist und was er da an dir hat. Ich beneide ihn jedenfalls. :-)

Liebe Grüße,
Micha
Danke, Micha, das fühlt sich sehr warm an... brauchen wir Angehörige auch mal, aber ein Engel bin ich auch nicht, versuche nur so viel wie möglich zu verstehen und entsprechend zu handeln,
Alles Gute für Dich!!!
DieNeue hat geschrieben:Ich denke, dass es nicht nur für euch als Angehörige schwierig ist, damit klarzukommen. Auch für Betroffene ist das nicht immer einfach. Damit will ich euer Problem nicht kleinmachen, aber vielleicht kann ich euch einen kleinen Einblick "hinter die Kulissen" geben.
Ja, liebe Mira, Du gibst Dir echt viel Mühe, schreibst oft spät am Abend/Nacht um uns Angehörigen ein klareres Bild zu verschaffen, das kostet sicher sehr viel Kraft...wie ich Dir schon oft geschrieben habe....DAS hilft mir SEHR!
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
DieNeue
Beiträge: 5549
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Micha,

naja, gesagt ist leichter als getan... Mir fällt es auch nicht so leicht, v.a. bei Leuten außerhalb meiner Familie, selbst wenn sie von den Depressionen wissen. Leute außerhalb meiner Familie schätzen meine Belastbarkeit doch meistens höher ein als meine Angehörigen, die mich besser kennen. Da mach ich dann schon auch mal kürzer Pause, obwohl ich weiß, dass ich mehr Pause bräuchte oder bleibe irgendwo länger, als es mir eigentlich gut tut, weil ich den Anderen nicht enttäuschen will... da finde ich Schwäche zeigen auch nicht einfach. Und negativ auffallen will ich auch nicht.

Andererseits denke ich mir mittlerweile auch, dass es nicht nur für mich gut ist, wenn ich meine Grenzen beachte und auf mich achte, sondern auch für die Anderen. Wenn ich überstrapaziert werde, bin ich nämlich schnell gereizt und werde dann richtig pampig - das ist dann auch für die Anderen nicht so schön. Trotzdem ist es nicht leicht. Vor allem, weil man es selber auch oft nicht gleich merkt, dass man aus der Situation raus muss (wie auch immer man da rauskommt) oder es merkt und denkt, es geht schon noch und dann ist es plötzlich zu spät.

Ich finde es auch nicht immer so einfach rauszufinden, was man braucht. Einmal habe ich eine Radtour gemacht, für mich körperlich schon eine Herausforderung, aber die körperliche Belastung war eigentlich okay. Aber kaum waren wir angekommen, war ich voll fertig. Wir haben uns auf ne Bank gesetzt, aber ich war nicht körperlich k.o., sondern ich brauchte einfach Ruhe - nichts hören, nichts sehen, mich nicht unterhalten und mich nicht vollreden lassen. Obwohl es auf der Radtour vorher voll ruhig war. Hab mich dann auf ne Bank gelegt, mir Ohropax in die Ohren, Augen zu und Ruhe. Dann ging es mir irgendwann wieder etwas besser. Nach so einer Radtour denkt man ja eigentlich, man hat sich körperlich angestrengt und muss sich zum Ausruhen einfach hinsetzen und nichts tun. Aber ich brauchte was ganz anderes... aber auf die Idee, dass ich nichts hören und sehen will, kommt aber in der Situation wahrscheinlich keiner.
Und da musste ich meine Begleiterin auch in ihrem Redeschwall unterbrechen, weil ich ihr einfach nicht mehr folgen konnte, und hab ihr gesagt, dass ich jetzt Ruhe brauch und grad nicht zuhören kann. War dann auch okay. Aber hatte dann schon fast ein schlechtes Gewissen, der anderen Person so über den Mund gefahren zu sein. Aber wenn ich sie weiter reden hätte lassen, hätte ich sehr bald angefangen genervt und patzig zu werden. Und das bringts dann ja auch nicht.
Also lieber was sagen, dann haben alle mehr davon. Aber wie gesagt: Ist nicht so einfach.
Vielleicht ist es gut, wenn man sagt, ich brauch jetzt dies und das, hat mit dir nichts zu tun, danach geht es mir wieder besser und wir können wieder normal weitermachen. Dann weiß der Andere auch, er braucht sich keine Gedanken machen und kriegt nicht die totale Panik. (Soweit zumindest die Theorie 8-) )

Das Andere, was ich mir aber auch denke, ist: Wenn wir nichts sagen, sind es immer WIR, die die Situation und die Folgen aushalten müssen. Wenn ich eine Pause brauche, dann brauche ich eine Pause. Fertig. Und wenn die Anderen keine Pause machen wollen, dann mache ich alleine Pause oder die anderen müssen eben eine Pause mit mir machen, ob sie jetzt Lust drauf haben oder nicht. (Ich hab ja auch keine Lust drauf, Pausen machen zu müssen) Aber wenn ich nur den Anderen zuliebe keine Pause mache, dann bin ich es, der es schlecht geht und nicht den Anderen. Und ich muss - je nachdem, um was es geht - tagelang dafür büßen. Während die Anderen schon wieder ganz normal weitermachen, fall ich dann in mein Stimmungsloch, hab tagelang keinen Antrieb mehr, könnte nur noch heulen, krieg tagelang nichts mehr gebacken, bin wieder labil etc. etc.
Und da sehe ich es mittlerweile manchmal einfach nicht ein, warum ich nichts sagen sollte.
Ich muss mit den ganzen negativen Konsequenzen leben, wenn ich keine Pause mache. Die Anderen müssen nur mit einer kurzen Pause leben oder damit, dass jemand mal kurz rausgeht, sie etwas leiser sein sollen etc. Das ist ein ganz schöner Unterschied.
Leuten, die einem helfen wollen, tut man vielleicht sogar einen Gefallen, wenn man klar sagt, was man will. Ich denke aber, das braucht auch Zeit (bei mir auch), wie bei allem, was diese Sch...krankheit angeht :evil: . Man muss ein Gefühl für sich kriegen und auch die Angehörigen müssen erst lernen, solche Sachen nicht persönlich zu nehmen. Und das ist vielleicht auch nicht so einfach, wenn man als Betroffener das auch mal nicht so freundlich rüberbringt...

Aber es fühlt sich trotzdem immer blöd an, so ein Bremsklotz zu sein.

Sorry, das war jetzt etwas am ursprünglichen Thema des Threads vorbei, sondern eher auf Michas Beitrag bezogen. Hoffe, das ist trotzdem okay. :-)

Liebe Grüße
DieNeue
sunflower81
Beiträge: 49
Registriert: 10. Okt 2016, 07:25

Re: Umgang mit den wiederkehrenden Enttäuschungen?

Beitrag von sunflower81 »

Huhu,

ich habe nun nicht alles gelesen was hier geschrieben wurde, aber ich reihe mir hier mal ein.

Da ist noch relativ frisch vertraut bin mit dem Thema,
diese Anfangszeit, da wir eben erst 1Jahr zusammen sind, noch nicht so lange her ist und gewisse
Verhaltensmuster immer wieder kehren muß ich sagen.

Seit ich mich geöffnet habe, damit abgefunden habe das er depressiv ist und es annehme wird es leichter.
Egal welche Art von sagen wir besonderem Verhalten.
Er signalisiert in regelmäßigen Abständen seinen Dank, seine innere Liebe die er eben nicht so zeigen kann.
Wir reden, kurz und bündig, über Dinge die mich bedrücken um Klarheit zu kriegen.

So ist das bei uns. Wir sehen uns gerade nicht so häufig, womit ich mich auch abgefunden habe.
Er benötigt die Zeit für sich, dennoch stehen wir in gutem Kontakt.

Alles nicht so einfach, aber ich bin positiver Dinge.
Man kann auch aus STEINEN die einem in den WEG gelegt werden etwas SCHÖNES bauen ! :-)

Liebe Grüße
sunflower
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