Tagesklinik /Abgrenzen

monimoni
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Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

Hallo,

ich komme gerade von meinem letzten Vorgruppengespräch aus der Tagesklinik zurück. Das wird einmal wöchentlich angeboten für Patienten, die 4 Wochen und länger auf den Beginntermin warten müssen. Bei mir gehts es ja am Montag los.
Nun ist mir aber etwas Negatives in der Vorgruppe aufgefallen: Die Patienten sind ja sehr gemischt, vielen geht es auch schlechter als mir. Das hat mich erneut sehr runter gezogen. Meine Stimmung ist jetzt schlechter als heute morgen, vor der Gruppe.
Ich frage mich , wie wird es wohl ab Montag werden, wenn ich nur mit "Kranken" konfrontiert werde? Hat jemand da Erfahrungen? Ich hoffe, dass es dort auch Tipps gibt, wie man sich abgrenzt. Ich kann es zurzeit gar nicht, sehe mir ja nicht mal Dramen oder Krimis im Fernsehen an, weil mich das nervös und unruhig macht.

LG
Moni
M1971
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von M1971 »

Hallo Moni, hast Du schon mal (älteren )Menschen bei einer Unterhaltung zugehört ? Oft geht es da um Krankheiten. Sowas hat den Vorteil, dass man gegenseitiges Verständnis bekunden kann. Und eben den Nachteil, dass man vergleicht und sich selber herunter zieht. Um das zu vermeiden muss man sich abgrenzen. Man kann anderen Patienten ja mitteilen, dass man nicht über die Krankheit reden möchten. Und im Zweifel eben sein eigenes Programm machen
Gruß
M
monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

In den Gruppengesprächen geht es ja nur um die Krankheiten, also werden da schon alle reden und ich werde zuhören. Es kommen dann Ängst bei mir hoch: hoffentlich wird es bei mir nicht auch so schlimm usw.
Genau dieses Abgrenzen ist dann sehr wichtig. Ich kann es allgemein nicht, also muss ich es vielleicht als Übung ansehen. Aber davor graut mir schon etwas...
Zwiebelchen
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo moni,

du kannst doch auch über dich und deine Befürchtungen reden, du musst doch nicht nur zuhören!
Sonst kann es doch für dich nicht erfolgreich sein.

Ich hoffe das Klinikpersonal hilft dir einen passenden Rahmen zu schaffen, damit du auch für dich etwas erreichen kannst.

Ansonsten kann ich mich auch schlecht abgrenzen, aber in der Klinik fand ich das nicht so problematisch, da da ja die Angestellten zuständig sind und die Verantwortung für die Patienten haben.
Also als Beispiel, wenn es jemandem sehr schlecht geht und er z. B. mit dir das Gespräch sucht, das dich aber überfordert, kannst du ihn an die Pfleger verweisen oder den Pflegern Bescheid sagen.

Ich frage mich aber, ob dieses Abgrenzen in Bezug auf Auseinandersetzung mit der Krankheit wirklich der richtige Umgang ist. Denn wenn du in der Tagesklinik bist, ist ja klar, dass Krankheit auch Thema sein wird. Du kannst das ja schlecht ignorieren, weshalb du da bist.

Aber da würde ich der Klinik vertrauen, das sie dir helfen dich zurecht zu finden.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

Hallo Zwiebelchen,

ja, ich muss wohl genau das ansprechen! Dass ich Ängste bekomme, wenn ich von den Problemen anderer höre. Da das Abgrenzen im "normalen" Leben ja auch mein Problem ist, kann ich das in der Tagesklinik ja üben... puhh, wird kein Spaziergang! ;-)
Bittchen
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Moni,

abgrenzen wegen Gesprächen über die Krankheit in einer Klinik ist nicht einfach,warum auch ?
Wir sitzen alle in einem Boot,nur die Stadien oder Auswirkungen sind immer anders.
Mitpatienten sind auch nur krank,genau wie du.
Da profitierst du ja von den Erfahrungen Anderer.
Natürlich hat mir auch nicht jeder Patient gelegen,das ist auch im wahren Leben so,dann habe ich den Kontakt außerhalb der Gruppen sehr sparsam gehalten. .
Dass du Angst hast, kann ich gut verstehen ,aber du wirst sehen,es tut dir gut.
Alles Gute für Montag.
Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Salvatore
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Moni,

Abgrenzung lernst du nur, wenn du dich in Situationen begibst, in denen du dich abgrenzen musst. Du kannst nicht erst ins Wasser gehen, wenn du Schwimmen kannst - zu irgendeinem Zeitpunkt musst du dich einfach überwinden, ins Becken steigen und hinnehmen, dass du dich die ersten Male ungeschickt anstellst. Die Tagesklinik ist aber ein guter Einstieg, weil da das Wasser sozusagen flach ist und du stehen kannst - es sind Therapeuten und Ärzte, sozusagen Schwimmlehrer da, die dich anleiten. Allerdings bleiben die am Beckenrand, die Arbeit nehmen sie dir nicht ab und sie können auch nicht verhindern, dass du Wasser in Mund, Augen und Ohren bekommst, dass du dich verschluckst und vielleicht auch mal in Panik gerätst.

Gefühle nutzen sich mit der Zeit ab. Wenn du einen Horrorfilm guckst, hast du beim ersten Mal noch Angst, kannst anschließend nicht schlafen oder hast Albträume. Auch noch, wenn du ihn ein zweites Mal guckst, aber schon weniger beim dritten Mal. Beim zehnten Mal ist dir beim Gucken langweilig und beim fünfzehnten Mal schläfst du darüber ein.
Ein dickes Fell entwickeln diejenigen, die häufig kritisiert werden und nicht diejenigen, die mit Samthandschuhen angefasst werden oder jeder Konfrontation aus dem Weg gehen. Es ist in einer Klinik fast immer so, dass es dort Menschen gibt, denen es besser geht als dir und andere, denen es schlechter geht. Beides kann einen runterziehen, aber aus beidem kann man auch eine positive Botschaft ziehen: "Eines Tages geht es mir auch wieder so gut wie YX." und "Mir geht es zwar schlecht, aber zum Glück nicht so schlecht wie XY und ich werde alles tun, damit es auch nie dazu kommt."

Jede Medaille hat ihre zwei Seiten und man kann lernen, nicht immer nur die eine anzugucken.

Viel Erfolg nächste Woche! Ich drücke dir die Daumen, dass du in eine gute, harmonische Gruppe kommst, mit passenden Therapeuten arbeiten kannst und viel aus dem Aufenthalt für dich mitnimmst.

Lg, Salvatore
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monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

Ganz lieben Dank für die Antworten.
Ja, vermutlich ist die "Konfrontation" mit anderen Kranken mit ihren Beschwerden wichtig für mich. Ist ja mit Ängsten auch so, man muss sich ihnen stellen, sonst überwindet man sie nicht.
Für mich ist die Krankheit "Depression" immer noch sehr sehr angstbesetzt. Da werde ich in der Klinik dran arbeiten, unweigerlich.

Ich wünsche euch allen einen schönen Tag!
anna54
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe monimoni
ich war öfter in einer Tagesklinik.
Mir hat ein "Nebenprogramm" sehr geholfen. Ich bin vielen Flurgesprächen aus dem Weg gegangen.
In den Gruppen ist es wichtig,sich den jeweiligen Situationen zu stellen,aber da hilft die Leitung der Gruppe und der Raum ist so beschützt.
Trotzdem ist man fast den ganzen Tag mit der Gruppe aller Patienten zusammen.
Mein Nebenprogramm waren lange Spaziergänge,auch kleine Besorgungen,einfach raus und zu mir kommen.
Zuletzt konnte ich später kommen,um den vielen Morgengesprächen aus dem Weg zu gehen.
Ich war einfach zu dünnhäutig,bekam zu viel Input und war immer mitten in den Konflikten der anderen.
Meine Therapeutin kannte mich inzwischen gut,dadurch war dieser Schonraum möglich.
Ich konnte noch nicht für mich sorgen,da hat sie mir sehr geholfen.
Heute würde ich viel reservierter sein,meine Dinge für mich regeln,nicht jedes Gespräch auch zulassen.
So ist eine Tagesklinik ein gutes Lernfeld,ich wünsche dir,dass du einfach Glück hast mit der Auswahl der Therapeuten und Gruppen,achte auf dich,und melde deine Bedürfnisse an!
Herzliche Grüße
anna54
Salvatore
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Anna,

da sagst du noch etwas ganz Wichtiges: Konfrontation ist zwar gut und schön, aber Selbstfürsorge ist genauso wichtig! Dazu gehört auch, sich Pausen zu erlauben, wo sie notwendig sind und sich nicht zu scheuen, sich an die Therapeuten zu wenden, wenn man überfordert ist. Extreme sind fast immer ungünstig, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung.

Ich habe bei meinem TK-Aufenthalt noch geglaubt, "viel hilft viel" und fast zwanghaft an allem teilgenommen, was angeboten wurde. Und mich wahnsinnig aufgeregt über alles, was ausgefallen ist. Andere konnten da besser auf sich achten, haben eben das umso mehr wertgeschätzt, was stattfand und die Leerläufe zur Erholung genutzt. Einige kamen später und gingen früher (immer nach Absprache), je nach ihrem Leistungsvermögen. So würde ich das heute auch versuchen zu machen, damals war ich jedoch noch nicht in der Lage zu so einer guten Selbstwahrnehmung.

Lg, Salvi
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monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

Vielen Dank für eure Antworten!
Viel hilft viel, das habe ich ja auch lange Zeit gedacht, bin aber dabei, das zu überdenken und achte mehr auf mich.
Ich habe Krankheitsängste , immer schon gehabt, und nun werde ich mit meiner Krankheit Depression konfroniert. Das ist schon schwer genug, wenn es nur um mich geht. In der Tagesklinik geht`s ja auch noch um andere. Einerseits ganz gut. Man kann die Angst ja nur besiegen, wenn man sich ihr stellt. Aber ein Zuviel ist vermutlich auch schädlich, wie Salvi schreibt.
Ich hoffe, dass ich gut genug auf mich achte. Und dass die Therapeuten gut sind.
Bin schon sehr aufgeregt...

LG
Moni
Zwiebelchen
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Moni,

das kann ich auch nur bestätigen, wie wichtig es ist individuell auf sich Rücksicht zu nehmen.

Ich brauchte in der Klinik auch viel Zeit für mich zum Ausruhen zwischen den Therapien und bin nicht wie die Anderen immer auch in der Freizeit die ganze Zeit in Gruppen herum gerannt. Das wäre mir einfach zu viel, den ganzen Tag lang.

Für die meisten Anderen war das ganz normal (ich war da eher der Außenseiter) und sie hatten auch viel mehr Kraft für weitere Aktivitäten... so verschieden sind die Menschen und Bedürfnisse.

Ich wünsche dir alles Gute für deinen Start Montag. :) :hello:
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Botus
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von Botus »

Salvatore hat geschrieben:
Gefühle nutzen sich mit der Zeit ab. Wenn du einen Horrorfilm guckst, hast du beim ersten Mal noch Angst, kannst anschließend nicht schlafen oder hast Albträume. Auch noch, wenn du ihn ein zweites Mal guckst, aber schon weniger beim dritten Mal. Beim zehnten Mal ist dir beim Gucken langweilig und beim fünfzehnten Mal schläfst du darüber ein.
Ein dickes Fell entwickeln diejenigen, die häufig kritisiert werden und nicht diejenigen, die mit Samthandschuhen angefasst werden oder jeder Konfrontation aus dem Weg gehen.
Ich finde dieses Beispiel sehr gut. Das wurde auch mir geraten. Ich stehe der Anregung offen gegenüber und zeige das auch, indem ich mich damit auseinander setze und auch Stellung dazu nehme.

Ich sage, dass ich kein Problem damit habe, mich gegen sowas abzugrenzen. Der einzige Grund, warum ich das bei bestimmten Sachen nicht tue, sondern aus dem Weg gehe, besteht darin, dass ich die Nachteile einer Abstumpfung (oder anders gesagt... eines dicken Fells) nicht haben möchte.

Würde ich abstumpfen und mir ein dickes Fell zulegen, wären auch die Glücksmomente nicht mehr in der bisherigen Intensität spürbar. Das große Glück gäbe es dann nicht mehr in meinem Leben. Nur noch das kleine. Aus diesem Grund ist Abstumpfung / ein dickes Fell keine Option für mich.

Ich finde auch, dass die Frage der Zielsetzungen eine Rolle spielt. Wenn ich das Gute und das Schöne anstrebe, muss ich den dazugehörigen Weg einschlagen, das Gute und das Schöne suchen, es finden, mich ggf. dran hängen, mich mitziehen lassen. Es wäre doch falsch, wenn ich statt dessen das Negative suche, in der Hoffnung, es zu finden, es zu stellen, um dann daran zu üben, wie man sich am besten gegen sowas abgrenzt.
monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

Guten Morgen,

gestern hatte ich meinen ersten Tag. Ich finde es so sehr anstrengend. Gleich am ersten Tag gab es 3 Runden Gruppengespräche. Habe mich in der Pause alleine in einen Raum gesetzt, um zur Ruhe zu kommen, das war ganz gut.
Ich brauchte zuhause 40 min Progressive Muskelentspannung, um wieder etwas wacher zu werden und mich um Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung usw kümmern zu können. Bin dann ganz früh ins Bett gegangen und habe gleich geschlafen...

Die Gespräche haben sich gestern weniger um die Symptome der Krankheit sondern um die Probleme (mit anderen, mit sich selber ) gedreht. Obwohl es sehr anstrengend war, mich die ganze Zeit zu konzentrieren, haben mich die Probleme der anderen nicht runter gezogen, wie befürchtet. Das fand ich interessant. Ich kann mich von dem Leid der anderen also schon abgrenzen. Mal sehen, wie es wird, wenn man sich besser kennt.

Gleich gehts wieder los! Lg und allen einen schönen Tag
Moni
monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

Hallo,
ich nehme diesen Thread mal wieder auf. Bin jetzt seit 3 1/2 Wochen in der Tagesklinik. Die ersten 2 1/2 Wochen waren anstrengend, aber es ging mir stetig besser. Dann sollte ich meine Nachttabletten (Pipamperon) weg lassen. Puuuh! Die Depression spüre ich nicht so sehr, aber die Angststörung ist schlimmer denn je! Ok, ich hab jetzt gelernt, woran es liegt. Ich versuche, immer alles perfekt zu machen. Denke das muss ich, damit man mich mag. Davon versuche ich ,weg zu kommen. Aber die Ängste sind schlimm. Heute habe ich einen sogenannten Belastungstag. Ich fahre mit dem Auto in ein Feriengebiet, dass ich nicht kenne und mache einen Wellnesstag . Habe ich noch nie. Sowas macht mir Angst. Neues zu machen, dumm auffallen, irgendwas falsch zu machen. Bin schon soooo aufgeregt. Aber ich werde es machen. Einfach fragen, wenn ich etwas nicht weiß. Versuchen, loszulassen. Vielleicht auch in Kauf nehmen, an irgendwas zu scheitern und trotzdem zu überleben ;-).
Ihr glaubt nicht, wie zittrig ich bin.
Morgen fahre ich dann mit dem Zug nach Hamburg. Auch so ein Angstziel. Das Wochenende habe ich mir frei gehalten.
Die Stimmung in der Tagesklinik ist eher gedrückt. Viele, denen es besser ging, sind entlassen worden. Jetzt sind viele neue da... das zieht mich auch runter. Alles nicht so einfach...
Naja, in 30 Minuten fahre ich los!

Viele Grüße
Moni
monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

So, bin zurück. Panikattacken im Cleopatrabad, große Ängste bei der Massage, mittlere bis kleine Ängste in der Schwimmhalle. Aber ich habe alles durchgezogen... mal sehen, wie Hamburg wird.
Es ist alles sooo anstrengend! Bin total fertig.
Salvatore
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Moni,

ich habe auch eine Angststörung und weiß genau, wie schwierig das jedes Mal ist... Aber es lohnt sich, wenn man dran bleibt und immer wieder auf die Angst zugeht, statt davor zu flüchten. Ich hatte jetzt schon lange keine ernstzunehmende Panikattacke mehr und hätte früher nie gedacht, dass es auch mal einen Tag ohne geben würde. Die Ängste begleiten mich weiter, aber auch schon weniger.
Niemand kann nachvollziehen, was es für Kraft kostet, sich zu überwinden. Mutig, was du dir vorgenommen und mit dem Wellnessbad heute schon durchgezogen hast. Eines Tages wird es dir leichter fallen und dann kannst du so einen Tag sicher sogar genießen - das ist ja auch ein schönes Ziel!

Ich fand es auch immer schwierig, wenn es Wechsel in der Gruppe kam. Liebgewonnene Mitpatienten wurden entlassen und stattdessen kamen Fremde. Und ich war recht schnell auch genervt, immer wieder meinen Text runterleiern zu müssen. Gerade um zu lernen sich abzugrenzen ist das aber gar nicht verkehrt. Ich fand die Tagesklinik anstrengender als arbeiten - wenn auch anders anstrengend. Meistens habe ich erstmal geschlafen, wenn ich zu Hause war.

Mach weiter so!

Lg, Salvatore
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monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

Hallo Salvatore,

danke für deine ermutigenden Worte! Ich werde heute mit der Bahn nach Hamburg fahren. Ich hatte schon immer Ängste, mal mehr, mal weniger. Nach jeder VT wurde es besser, doch mit Auftreten der Depression ist es wieder schlimmer geworden.
Besonders jetzt, wo ich die Pipamperon abgesetzt habe (wollte der Oberarzt in der Tagesklinik).
Mal sehen, wie ich die Fahrt nach Hamburg durchstehe..

LG Moni
marq
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von marq »

Nach 2 Kliikaufenthalten vor 7 Jahren Kassel und vor 2 Jahen Münster möchte ich es jetzt mit einer Tagesklinik versuchen. Wie sind eure Erfahrungen.
LG Gabi
monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

@Salvatore Hat sich mit der Besserung der Angst auch die Depression verbessert? Ich hoffe ja darauf, denke , dass die Depression durch die ständigen Ängste entstanden ist.

Der Tag in Hamburg war zwar durchweg mit Angst besetzt, aber es ging, keine Panik. Das ist ja schon mal gut. Nun bin ich total erledigt und muss auf die Couch... auch wenn das in der Tagesklinik nicht gern gesehen wird. Die treiben uns immer zur Aktivität an.

@Gabi , da ist jede Tagesklinik wohl anders. In "meiner" wird man nicht mit Samthandschuhen angefasst, das ist schon manchmal hammerhart... auch Provokationen sind dabei, sicher, damit man mal ins Nachdenken kommt. Man wird ziemlich angetrieben... aber es bewegt sich auch was dadurch.
Es gibt viele Gruppengespräche, sehr wenig Einzelgespräche, Musiktherapie, Gestalt- und Ergotherapie. Die Patienten übernehmen Aufgaben wie Getränkedienst, Einkaufsdienst fürs Frühstück, Kochen für 20 Leute...
Bewegung ist auch ein großes Thema. Dh Fitness oder Walken vor dem Frühstück, dann Hallensport, viele Spaziergänge in der Gruppe.

Ein schönes Wochenende an alle!
Salvatore
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Moni,

wieder was Großes geschafft! Und ohne Panikattacke, ist doch klasse. Meine Depression hat sich gebessert. Denke ich... Keine Ahnung. Ich bin auf jeden Fall handlungsfähiger, das ist mal klar. Wenn man z.B. einfach einkaufen fährt, ohne sich vorher groß überwinden zu müssen, erleichtert das so manches. Ich weiß nicht genau, woher die Ängste kommen, wie sie entstanden sind - ich war (oder besser: fühlte mich) eher furchtlos. Umso schwieriger ist es, Verständnis für mich selbst aufzubringen. Kann das überhaupt nicht nachvollziehen, dass ich so eine Memme bin. :roll:
monimoni hat geschrieben:Nun bin ich total erledigt und muss auf die Couch... auch wenn das in der Tagesklinik nicht gern gesehen wird.
Mag sein, aber lass die Tagesklinik doch mal in der Tagesklinik... Jetzt bist du zu Hause. Du hast hart gearbeitet und jetzt ist Feierabend. Also, rauf auf die Couch! Füße hoch! Erlaube dir den Müßiggang, du hast ihn dir verdient. Und erlaube es dir, auf dein Gefühl zu hören, dass es jetzt mal gut ist. Du gehst nicht in die TK um zu pennen, aber zu Hause ist das erlaubt.

@Gabi: Gib mal das Stichwort "Tagesklinik" in der Suchfunktion ein, es gibt hier reichlich Erfahrungsberichte.

LG, Salvi
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monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

Salvi,
ich habe Ängste, seit ich mich erinnern kann, nur so schlimm wie jetzt waren sie nie.
Der Abend gestern (auf der Couch) war ganz entspannend, jetzt sind schon wieder Ängste da. Werde mal in die Schwimmhalle fahren, Bewegung hilft häufig. Auch das ist angstbesetzt, aber ich muss mich ja überwinden. Ich glaube ich habe Angst vor der Angst, kennst du das? Es entzieht mir so viel Energie.
In der Tagesklinik bin ich wohl noch 2 Wochen, weiß gar nicht, ob ich im Anschluss wieder arbeiten kann.
Ich wünsche dir einen schönen Sonnabend!
LG
Moni
Salvatore
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Moni,

mein Therapeut ist der Meinung, dass meine Ängste auch schon immer da waren, nur nie gehört wurden und sich dann mit aller Macht Bahn gebrochen haben.
monimoni hat geschrieben:Bewegung hilft häufig
Und wenn du mal probierst, die Angst einfach auszuhalten, ohne etwas dagegen zu unternehmen? Ich denke mir ja immer, wenn ich eine Sache über einen nennenswerten Zeitraum erfolglos versucht habe, dann ist es der falsche Ansatz und ein anderer muss her. Und ich bin ein Verfechter davon, die Basis des Problems zu suchen. Wenn du Ängste mit Sport deckelst, dann ist das vielleicht (bei dir) so wie wenn du einen Knochenbruch mit Schmerzmitteln behandelst...?
Der verhaltenstherapeutische Ansatz bei der Behandlung von Angsterkrankungen ist, dass der Patient so lange in der angstauslösenden Situation verbleibt, bis die Angst von selbst verschwindet.

Angst vor der Angst kenne ich auch. Ich finde allerdings dieses "ich muss mich ja überwinden" auch nur halb richtig. Es ist ja so: die Dosis macht das Gift. Also, weder "immer überwinden" noch "nie überwinden" halte ich für den richtigen Weg. Du hast jetzt in zwei Tagen zwei Großprojekte in Angriff genommen, ist das denn nicht auch irgendwann mal genug? Wer sagt, dass du jetzt weiter durchpowern musst?

Wenn du länger in der TK bleiben willst, dann frag doch mal nach einer Verlängerung. Vielleicht kassierst du ein Nein, aber vielleicht auch nicht. Und es wäre auch wieder eine gute Übung.
Auch sonst kann ich dir nur raten, alles zu fragen und anzusprechen, was in der vorgeht. Niemand kann dir in den Kopf gucken und du darfst nicht warten, bis man auf dich zukommt. Hast du einen Bezugstherapeuten und siehst du den nächste Woche? Dann sprich das doch direkt an, dass du Angst davor hast, wie es mit dir weitergeht und dass du nicht weißt, ob du das mit der Arbeit schon wieder schaffst. Noch ist Zeit, einen Aktionsplan zu entwerfen - das geht nicht mehr, wenn du am allerletzten Tag mit dem Anliegen um die Ecke kommst...

LG, Salvi
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monimoni
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von monimoni »

Danke für deine Antwort Salvi. Selbst übliche Sachen wie in die Schwimmhalle fahren oder gestern eine Freundin zu einem bestimmten Zeitpunkt treffen sind neuerdings angstbesetzt. Das verunsichert mich total. Ist ja auch ein Zeichen, dass das bisher tatsächlich von den Pipamperon überdeckt war.
Ich habe mir heute bewusst nichts vorgenommen, aber schon wieder Angst, dass die Angst schlimmer wird... und davor, was morgen in der TK wieder auf mich zukommt. Da gehts ja auch darum, meine Angst zu triggern, damit ich es dann trotzdem machen. Puh... Ist zwischenzeitlich schon so, dass ich kaum eine Minute ohne Angst bin.
Meine Bezugstherapeutin (eine Ergotherapeutin mit Zusatzausbildung) spreche ich Mittwoch. Du hast recht, ich werde ihr sagen, dass ich Angst vor der Zukunft habe...
Jetzt erstmal einen Tee trinken und überlegen, was ich mit dem Tag so anfange..

LG
Moni
anna54
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Re: Tagesklinik /Abgrenzen

Beitrag von anna54 »

Liebe Moni,hallo liebe Salvi
ich lese mit Spannung,liebe Moni,was du alles geschafft hast!
Mir scheint das sehr viel zu sein----hat sicher auch damit zu tun,dass die Verweildauer in der Tagesklinik immer kürzer wird.
Der Vorschlag,nach einer Verlängerung zu fragen ist wichtig,wer nicht fragt,kriegt nichts!
Meine Zeiten in der Tagesklinik wurden immer verlängert,weil vor der Entlassung immer wieder neue Einbrüche kamen.
Meine Angststörung wurde mir nicht zugestanden,weil ich immer so stark und gefestigt rüberkam,aber es war in mir nur Panik und Chaos.
Jetzt habe ich ein Medikamet bekommen,endlich kann ich viel "einfacher" leben.
Ich gehe den Ängsten nicht aus dem Weg,die begleiten mich wie immer,aber ich habe gelernt mutig zu sein und mich für diese mutig sein zu loben,mich wertzuschätzen.
Daher sind auch meine Auszeiten nach anstrengenden Aktionen so wichtig,sonst geht das Gefühl wieder unter,das ich pflegen und behüten muss.
Daher liebe Moni,pflege deine Ruhezeiten,ganz egal,wie das andere sehen,du hast ein Bedürfnis nach Ruhe und das ist dann gut und richtig.
Tagesklinik ist sehr anstrengend,sicher anstrengender als ein Arbeitstag.
Die Dichte der Termine ist nicht gut,aber so wird heute Therapie immer enger und dichter,immer schneller---das Tempo legen die Kostenträger vor.
Kannst du für dich einfordern,was dir wichtig ist,hast du ein Gefühl gefunden,was dir wichtig ist?
Tagesklinik ist auch ein Übergang,frage früh nach weiteren Angeboten,hast du eine therapeutische Begleitung?
Kliniken ziehen das durch----in einer Zeit,die vorgegeben ist,jeder muss sich die Zeit erkämpfen,die er braucht!
Ich wünsche dir ganz viel Mut,und ein gutes Gefühl im Rücken,wenn du dich wieder aufmachst,und lobe dich----für jeden Schritt----dann wird es dir bewußt,was es gekostet hat an Energie,Überwindung,Angst und Panik----.
Wenn alles so schnell weiter geht,dann erscheint alles wie selbstverständlich---geht unter,dann kriegst du keine innere Rückmeldung.
Früher hab ich immer auf die nächste Katastrophe gewartet,irgendwie immer----ein anderes Leben kannte ich nicht,erst jetzt erkenne ich,dass das ein Leben in Angst und Depression war.

Stell dich nicht so an,das ist ein Satz,der geht nie mehr!
Ich hab mich endlich getraut,Respekt für meine Leistung einzufordern,ich hab immer schon alles gegeben,geben müssen.
Ganz liebe Grüße
anna54
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