Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

szegfue75
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Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo liebes Forum,

ein komischer Tag, Tränen und ich kann mich nicht entscheiden..

wohin ich meinen Post unterbringen kann. Irgendwie passt der nirgends hin. Entweder passt es nicht zum Thread oder er ist zu lang, um irgendwo unterzukommen..

Ich fange mit meiner Geschichte bzw. dem Beginn der depressiven Episode vor ungefähr 2 Wochen an. Es war Montag und ich konnte nicht aufstehen. Ich hatte leichte Kopfschmerzen und alle Glieder schmerzten. Nach einem morgendlichen einstündigen Hin und Her, meldete ich mich bei der Arbeit krank. Ich fragte mich, ob ich nun eine Erkältung habe oder ob wieder eine depressive Episode im Anmarsch ist. Diese Frage konnte ich mir zunächst nicht beantworten. Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Dieses Mal ging ich zum Arzt und war aufgeregt. Ich gab an grippale Symptome zu haben. Von dem Verdacht, eine depressive Episode zu haben, äußerte ich nichts.

Ich wurde bis Donnerstag krank geschrieben. Am Donnerstag Abend bekam ich Besuch und stand kurz in der Küche und musste mich sofort setzen weil mir scharz vor Augen wurde. Am Freitag ging ich wieder zum Arzt und er schrieb mich auch für Freitag krank. Was ich bisher nicht erwähnte, möchte ich jetzt hinzufügen: Anfang Oktober gab unser Big Boss bekannt, dass es eine Art Betriebsfeier in einer anderen Stadt mit den dortigen Kollegen geben wird, inklusive einer Übernachtung im Hotel. Diese Betriebsfeier findet diese Woche statt.

Als dieses Event bekannt wurde, hatte ich schon meine Zweifel. Aber die Tendenz war eher positiv. Ich dachte mir, dass es vielleicht schön wäre mal den ein oder anderen Kollegen halb privat zu treffen und zu plauschen. Der Zweifel war Anfang Oktober noch ganz klein. Heute ist er allgegenwertig geworden. Aber zunächst möchte ich zurück schwenken in die letzte Woche nach der Krankmeldung als ich wieder im Büro war: Die Zweifel, die ich bezüglich dieser Betriebsfeier hatte, waren angewachsen und die Vorfreude auf die lieben Kollegen verflogen. Ich reichte für die 2 Tage während des Events Urlaub ein, mit der Begründung gesundheitlich angeschlagen zu sein. Der zuständige Chef, ist der Jüngere von den beiden und mein Teamleiter, reagierte nicht. Bis heute.

Er wollte mit mir unter 4 Augen sprechen und fragte, warum ich nicht mitkommen wolle. Ich behauptete, dass es mir gesundheitlich nicht gut ging. Er fragte wiederholt, woran es liege und er das traurig findet, wenn ich nicht mitkäme. Alle würden mitkommen. ich war den Tränen nahe und behaarte auf meiner Begründung. Er meinte, dass ich eine Entscheidung treffen soll und er kann mich nicht zwingen. Unser Gespräch endete als ein Kollege in den Raum kam. Als ich zurück an meinen Platz ging, fing ich leise an zu weinen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Das ganze ging bis zum Feierabend so. Ich fasste den Entschluss zum Arzt zu gehen. Obwohl auch darüber war ich mir nicht sicher. Es war der Horror. Ich fuhr wie ferngesteuert zum Arzt und meldet mich zur Sprechstunde an. Im Wartezimmer war ich dann einigermaßen ruhig und konnte mich immer noch nicht entscheiden, ob ich bleiben oder gehen solle. Als mich der Arzt aufrief und ich ins Sprechzimmer kam, brach ich sofort in Tränen aus. Ich erklärte diesmal ehrlich was los war und ich wurde bis Ende der Woche krank geschrieben.
Nun sitze ich zu Hause und habe mich einigermaßen beruhigt. Aber ich weiß nicht ob das stabil bleibt. Ich war fix und fertig nachdem ich vom Arzt nach Hause kam. Konnte mich kaum beruhigen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, dass ich mich krank gemeldet habe. Das Hotelzimmer habe ich auch schon storniert und man sagte mir, dass 90 % des Preises gezahlt werden müssen. Ich glaube, ich habe heute eine heftige Panikattacke bekommen.

Ich ärgere mich über mich. Dass ich so lange gebraucht habe, um mir einzugestehen, dass es so weit kommen wird, wie es jetzt gekommen ist. Also, dass ich kurz vor knapp vor einem sozialen Event kneife. Und eine Weihnachtsfeier steht noch an... Ich mag das nicht. Ich weiß noch nicht mal genau warum. Auch dorthin werde ich nicht gehen. Alle haben so ein tolles Leben. Nur ich nicht. Es tut mir weh. Ich bin allein. Und ich bin traurig und eine Zumutug für alle.

Heute denke ich sogar über einen Jobwechsel nach. Wer weiß? Vielleicht schmeißen sie mich sogar raus, nachdem ich am Teamevent nicht teilnehmen werde.
Einen weiteren Stich gab es heute übrigens gratis dazu. Aber das behalte ich lieber für mich.. Der Post ist eh wieder viel zu lange geworden... Seufz. Ich werde diese Woche dafür nutzen mir einen Therapieplatz zu suchen.
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Zarra
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Zarra »

Liebe Szegfue,

auch wenn Dir sicher nicht nach ;-) zumute ist:

Wenn es den Effekt hat, daß Du Dir einen Therapieplatz suchst, dann hat das Ganze immerhin eine positive Konsequenz!

Okay, wie stark man bei sozialen Events dabei sein "muß" oder sollte, mag arbeitsstellenabhängig sein. Doch oft wird durchaus auch abweichendes Verhalten toleriert, wenn man sonst eine gute Kollegin ist. Da geht es dann eher und in erster Linie darum, daß Du Dich nicht verurteilst! ... und daß Du wirklich nicht hin willst, zumindest nicht unter den gegenwärtigen Umständen. (Daß Dein Teamleiter Dich "überreden" wollte, spricht sowohl für ihn als für Dich.)
Auch dorthin werde ich nicht gehen. Alle haben so ein tolles Leben. Nur ich nicht. Es tut mir weh. Ich bin allein. Und ich bin traurig und eine Zumutug für alle.
Das sind sehr depressive Gedanken. Und das weißt Du auch, wenn Du hinschaust. Und Du bist keine Zumutung!

LG, Zarra

P.S. Wieso hattest Du immer noch ein Hotelzimmer reserviert, wenn Du inzwischen Urlaub eingereicht hattest?
szegfue75
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo liebe Zarra,

danke für deine schnelle Rückmeldung. Du hast gefragt, warum ich das Zimmer nicht schon letzte Woche storniert habe..

..weil ich keine richtige Entscheidung treffen kann. Selbst beim Arzt überlegte ich noch, ob ich gehen oder bleiben soll.

Und mein Chef hatte den Urlaub nicht genehmigt. Erst heute hatte er das Gespräch gesucht. Ich dachte, die letzten Tage, dass es ja vielleicht doch gehen würde. Aber nachdem Gespräch war alles vorbei. Und ich kann noch nicht mal sagen, warum ich so geweint habe.
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich zur Zeit solche Aktivitäten nicht schaffe.

LG,

Szegfue
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esperanto2015
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von esperanto2015 »

Liebe Szegfue,
sei bitte nicht verzweifelt. Es ist objektiv betrachtet doch recht wenig passiert.
Das Teilnehmen oder Nichtteilnehmen -je nach Stimmungslage-an betrieblichen Events ausserhalb der Arbeitszeit ist für mich auch immer eine grosse Herausforderung. Mittlerweile hab ich für mich die Lösung gefunden, dass ich nur zusage, wenn es mir gut geht und ich von Anfang an ein gutes Bauchgefühl habe. Ansonsten klare Ansage von Anfang an, dass ich nicht mitkommen kann. Wenn das dann von Anfang an so klar ist, will meistens noch nichtmal jemand eine Begründung (weil es ja auch eigentlich sowieso Privatsache ist). Das Nachhaken bis hin zum Bedrängen kommt eigentlich nur, wenn man Unsicherheit ausstrahlt. Dann machen es sich machne Menschen regelrecht zum Hobby dich umzustimmen zu wollen.

Naja, nun ist das bei dir wohl, wie du es schilderst auch so gewesen und lässt sich auch schlecht rückwirkend ändern. Sicherlich kommt auch noch ein anderer Aspekt hinzu: Da wir uns ja schon persönlich begegnet sind, darf ich behaupten, dass ich dich als sehr angenehmes Gegenüber empfunden habe; und ich kann mir vorstellen, dass es vielen deiner Kollegen ähnlich geht. Ich kann mir sogar vorstellen, dass für viele deiner (vor allem männlichen) Kollegen du eine der Hauptgründe bist, zu diesem Event hinzugehen bzw hingehen zu wollen. Da solltest du dein Licht wirklich nicht unter den Scheffel stellen! Kurz gesagt, kann ich deine Kollegen verstehen, wenn sie dich gern dabei haben möchten.
Das nur mal kurz als Perspektivwechsel. Das ändert natürlich nichts daran, dass es einzig und allein deine Entscheidung ist, und wenn du nicht teilnehmen möchstest bzw kannst hat das jeder zu akzeptieren ohne dich weiter zu bedrängen. Es ist nur eben sinnvoll sich wie ich oben beschrieben habe sich vorher zu positionieren.

Bzgl. Therapieplatz: Was du geschildert hast, ist doch einer von den vielen kleinen Kämpfen mit denen wir uns als Depressionsgeplagte herumschlagen. In wenigen Tagen ist da eh Gras drüber gewachsen. Kein Grund zu dramatisieren. Therapie ist grundsätzlich natürlich immer gut. Nur solltest du aus meiner Sicht nicht in diese Situation zuviel "Akutheit" reininterpetieren. Da haben wir doch auch schon schlimmere Situationen gemeistert, und jedesmal sogar ein bisschen besser wenn wir jeweils die für uns richtigen Lehren ziehen. Und wie ich dich kennengelernt habe (z.B. sehr reflektiert, logisch schlussfolgernd), traue ich dir das allemal zu; wenn nötig auch ohne Therapeutin.
LG, esperanto
Die grössten Menschen sind die, die anderen Hoffnung geben.
M1971
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von M1971 »

Hallo, normalerweise plädiere ich ja dafür den Arbeitgeber nicht über das Thema Depression zu informieren. Vielleicht solltest Du aber jetzt die Flucht nach vorne antreten. Wenn man Urlaub nicht gewährt bekommt und sich dann krank meldet hat das für den Arbeitgeber schon ein "Geschmäckle".
Daher würde ich davon ausgehen, dass Dein Arbeitgeber noch thematisierten wird. Um zukünftig solche Situationen zu vermeiden, wäre vielleicht ein offenes Wort angebracht.
Gruß
M
Botus
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Botus »

Ich würde es ok finden, wenn eine derartige Veranstaltung a) als freiwillige Teilnahme angeboten werden würde und b) ein paar Stunden in den Feierabend hinein reicht.

Ich finde es absolut unmöglich, wenn so eine Sache von Mitarbeitern gefordert wird, das Ganze komplett in der Freizeit abläuft, sogar mit einer Übernachtung und bei einem Nein ein "Verhör" durch einen Vorgesetzten erfolgt.

Wenn das so läuft, hat man ja schon Tage vorher ein mulmiges Gefühl. Nicht wegen der Veranstaltung, sondern aufgrund der Tatsache, dass man hier zu irgendwelchen Sachen genötigt wird, die sehr in`s Persönliche & Private gehen und weil ein Nein zu dem bereits beschriebenen Verhör führt.

Ich kann Szegfue`s Reaktion gut nachvollziehen. Vielleicht braucht sie einen Job, in dem die ausgeübte Tätigkeit an erster Stelle steht und derartige Drängeleien nach Vereinnahmung von Privatem und Persönlichen unterbleiben.
Zuletzt geändert von Botus am 1. Nov 2016, 08:43, insgesamt 1-mal geändert.
Bittchen
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Szegfue,

sehr gut kann ich nachvollziehen wie du dich fühlst.
Da bin ich ganz nah bei esperanto, auch ich meide größere Zusammentreffen wenn es mir nicht gut geht.
Auch kann ich M1971 zustimmen,ein offenes Wort mit deinem Arbeitgeber wäre nicht unbedingt falsch.
Das kannst du aber nur selbst beurteilen.
Wir kennen uns ja auch,du bist ein angenehmer Mensch und bestimmt gerne gesehen bei deinen Chefs und Kollegen.
Es ist nur die blöde Krankheit die dich so über dich selber denken lässt.
Das ist auf alle Fälle falsch,kennt aber jeder Betroffene.
Eine Therapie ist gut,ich habe in der kognitiven Verhaltenstherapie gelernt, meine Gedanken
anders zu bewerten.
Das hat nichts mit positiven Denken zu tun,sondern mit der Realität,die bewerten wir in Krisen oft falsch .
Mache dir keine Sorgen,es ist noch nichts passiert.
Vielleicht wäre so ein Event ja tatsächlich zuviel momentan für dich und du hast richtig gehandelt,es muss ja auch keine echte Episode werden.
Es kann ein kürzeres Tief sein,weil du dich überfordert gefühlt hast und in Panik geraten bist.
Alles Gute wünsche ich dir und gute Besserung.

Ganz liebe Grüße von Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Botus
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Botus »

szegfue75 hat geschrieben: Er wollte mit mir unter 4 Augen sprechen und fragte, warum ich nicht mitkommen wolle. Ich behauptete, dass es mir gesundheitlich nicht gut ging. Er fragte wiederholt, woran es liege und er das traurig findet, wenn ich nicht mitkäme. Alle würden mitkommen. ich war den Tränen nahe und behaarte auf meiner Begründung. Er meinte, dass ich eine Entscheidung treffen soll und er kann mich nicht zwingen. Unser Gespräch endete als ein Kollege in den Raum kam.
Ich finde die Strategie, die der Vorgesetzte da gefahren hat, einfach nur übel.

Ich würde diese Strategie dem privaten Bereich zuordnen. Da reicht ja manchmal schon ein Bekannter, der irgendwelche Hintergedanken hat, um eine Frau in so eine Situation zu bringen. Im Beruflichen haben derartige Strategien nichts zu suchen.
Zuletzt geändert von Botus am 1. Nov 2016, 09:58, insgesamt 1-mal geändert.
Bittchen
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Bittchen »

Lieber Dobi,

das kann man von zwei Seiten sehen.
Einmal finde ich es positiv wenn ein Vorgesetzter sich so für eine Mitarbeiterin interessiert.
Ein offenes Wort hätte vielleicht Vieles geklärt,aber da kann ich mir kein Urteil erlauben.

Auf der anderen Seite gebe ich dir Recht,der Vorgesetzte übt schon sehr viel Druck aus.
Da habe ich auch ein schlechtes Gefühl.

Liebe Grüße Bittchen
Zuletzt geändert von Bittchen am 1. Nov 2016, 10:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Zarra
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Zarra »

Hallo,

ich meinte das mit dem Therapieplatz bzw. der Therapie nicht bezogen auf das aktuelle Ereignis, höchstens daß sich an den Entscheidungs- etc. Problemen eben Handlungsbedarf zeigt, sondern eher so, wie ich vage Szegfue und ihre Probleme hier im Forum verfolge.

Und, Szegfue, ... zumindest ein paar Deiner Kollegen und vermutlich dieser Teamchef wissen doch tendenziell von (psychisch-)gesundheitlichen Problemen, da Du ja auch mal in einer Reha warst, oder?

LG, Zarra
Botus
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Botus »

Mich stört nicht der Druck als solches, sondern der Umstand, dass der Kollege offensichtlich privat und beruflich nicht auseinander halten kann.

Die Strategie, die der Kollege da angewandt hat, kann er im privaten Bereich anwenden, wenn er glaubt, damit aus dem Nein einer Frau ein Ja drehen zu können. Im Beruflichen ist sowas ein NoGo. Hier ist eine gewisse Distanz zu wahren.

Kolleginnen, die ihr Nein bereits erklärt haben, bedrängt man nicht weiter und weiter mit der hier angewandten Strategie. Was ist das denn bitte für eine Art. Wenn das mein Kollege wäre, würde ich den in aller Freundschaft fragen, ob er noch alle Latten am Zaun hat, bei einer Kollegin sämtliche rote Ampeln zu überfahren und so lange stur weiter zu fahren, bis sie schlußendlich weint.
anna54
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von anna54 »

Hallo szegfue
ich hab so viel wiedergefunden,was ich auch aus der Achterbahnfahrt der beginnenden neuen Episode der Depression kenne.
Es ist eine Fahrt ins Ungewisse,wo man sich zunächst retten will,ein zwei Tage Auszeit---dann geht es doch nicht und man gerät in den Konflikt-----die Schwere der Krise nicht gleich deutlich erkannt zu haben,mit den bekannten Missverständnissen am Arbeitsplatz und auch beim Arztbesuch.

Das ist völlig "normal" in einer Krise,die eine, wie auch immer verlaufende neue Episode der Depression startet.
Krisenhelfer sind gefragt,Notfallmedikamente könnten hilfreich sein.
Über "verschüttete Milch" nicht klagen,vorbei ist vorbei,der Tag heute braucht deine ganze Kraft.

Ob der Chef das verstehen kann,richtig einordnet----da wäre mein Vorschlag,sich genau zu überlegen,wie weit am Arbeitsplatz der Hintergrund bekannt sein darf.
Wenn ernsthafte Konsequenzen drohen,ein Attest vom Arzt könnte hilfreich sein.
Aber krank ist krank-----das würde ich wenig begründen,das macht nur neue Angriffpunkte deutlich.
Einzig möglich scheint mir die Erklärung,irgendwann wenn es passt,deutlich zu machen,dass du zu Beginn einer Krankschreibung immer versuchst,zu retten was zu retten ist,dich immer wieder bemühst,aber letztlich doch nicht der Schwere deiner Erkrankung ausweichen kannst.

Firmenveranstaltungen,besonders auf halb privater Ebene, sind schwierig,weil sie so tun,als ob ja alle so nett miteinander sind.aber sind sie nicht auch eine Falle----wo man sich als "angeschlagener Mitarbeiter" restlos um Kopf und Kragen reden könnte.
Da hast du ganz richtig erkannt,weg da--Gefahr!
Lass dir dein ungutes Gefühl nicht nehmen,nicht klein machen----eine therapeutische Begleitung wäre sehr hilfreich,Strategien entwickeln,das "schlechte Gefühl" relativieren,Notfallpläne machen.

Es ist in der Krankheit begründet,dass es fast immer eine schwierige Erkenntnis ist,wann man psychisch am Boden ist,oder sich nur eine Erkältung anbahnt---egal,man kann nicht mehr und sollte es sich wert sein,dann Auszeiten,eine Krankschreibung,ein Arztgespräch oder was auch immer einfordern.
Die Flucht aus dem Wartezimmer,vielleicht auch mit der inneren Stimme,sich bloß zusammenreißen zu müssen,dann ginge es schon-----das sind die Fallen der Depression,gehören zu den Symptomen,wie auch diese fast immer vorhandenen Stimmungsschwankungen.

Helfen kann ein Auflistung der Frühsymptome einer Krise,bei mir sind das Konzentrationsstörungen,alles fällt aus der Hand,nichts geht wie von selbst----immer schwerer,immer tiefer die Einbrüche----dann die Bemse ziehen,einen Arzttermin zeitnah,Bedarfsmedikamente und einfach raus aus den Pflichten,weil die sind schwer wie Mühlsteine,die einem um den Hals hängen.
Niemand,wirklich niemand kann das nachvollziehen,die das nicht selbst durchstehen mußte.
Mach dich nicht selbst verantwortlich für die Tücken deiner Krankheit.
Ich wünsche dir von Herzen,dass du den Impuls spürst,wenn du dich wieder stark genug fühlst um aus der "Deckung" zu kommen.
Alle guten Wünsche
anna54
szegfue75
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Ihr Lieben,

danke für eure zahlreichen Rückmeldungen. Es hilft mir zumindest jetzt die Sache etwas zu entmystifizieren. Für den einen mag das wie eine Lapalie klingen, aber ich war gestern total aufgelöst und habe das Schlimmste befürchtet.

Heute morgen hatte ich schon ein Erstgespräch bei einer potentiellen Therapeutin. Sie möchte mich nächste Woche wiedersehen. Ich bin zunächst ganz glücklich darüber, aber ich habe auch meine Zweifel. Sie ist schon etwas älter und wie wir beim letzten Forumstreffen erfahren haben, ist Gleichaltrigkeit ein entscheidendes Kriterium für eine gute Therapeuten-Patienten-Beziehung.

Die Therapiesuche beschäftigt mich schon länger. Aber bisher war es frustrierend und mühsam und wegen dieses Vorfalls ist es wieder brandaktuell in den Vordergrund gerückt.

Tja, so richtig gut geht es mir schon lange nicht mehr. Diese Unsicherheit hatte ich auch bei dem Forumstreffen. Mein Motto lautet eigentlich schon länger "einfach machen". Aber wie ich jetzt gesehen habe, klappt es doch nicht immer. Ich habe vorher gekniffen. Das macht die Situation nicht leichter. Ich möchte an mir arbeiten. Eigentlich weiß ich auch, dass ich mich meinen Ängsten stellen muss. Nur so kann ich sie eines Tages überwinden. Aber es gelingt mir immer wieder im letzten Moment den Hinterausgang zu nehmen und damit wieder ein Stück weit zurück zu fallen. Es ist für mich unverständlich, dass ich in meinem Alter und beachtlicher Therapieerfahrung, mich selbst immer noch hinters Licht führe und so tue als ob ich nicht wüsste was los ist. Der Tod meines Vater ist gerade 3 Monate her und nach wie vor präsent. Ich hatte erst kürzlich Geburtstag und der erste Gedanke nach dem Aufwachen war: Der erste Geburtstag ohne Papa.. Weihnachten steht vor der Tür und diese Gedanken wiederholen sich. Ich fürchte sie werde immer präsent sein. Ich fühle mich ganz schlecht seit dem Tod. Und ich kann es noch nicht mal genau benennen was das ist. Es kommen immer wieder Gedanken, dass ich ein schlechtes Karma habe. Das ich Schuld daran bin, weil ich so ein Trauerkloß bin. Es sind auch essentielle Ängste. Ich habe Angst meine Mutter zu verlieren. Angst irgendwann alleine zu sein und nicht klar zu kommen (obwohl ich das ja schon eigentlich bin). Ich fühle mich entwurzelt und heimatlos.

Der Gedanke, dass mich diese Gefühle und Gedanken bei dem Teamevent überkommen, haben mich regelrecht fertig gemacht.

Dieses Firmenevent ist nicht nur Spaß. Es ist eigentlich ein größeres Meeting. Ein Projekt ging vor ein paar Wochen erfolgreich zu Ende und die Firma wurde (mal wieder) verkauft. Bei diesem Treffen geht es zunächst um die Zukunft der Firma und anschließend soll etwas gefeiert werden. Ich empfand meinen Chef nicht so sehr fordernd. Ich kann ihm gar nicht böse sein. Im Gegenteil. Ich hatte eher Schuldgefühle, dass ich ihn enttäusche.

Mein Chef weiß Bescheid, was los ist bei mir. Ich habe ihm vor ein paar Jahren offenbart, dass ich wegen Depression in Behandlung war und auch Medikamente genommen habe. Auch als ich die Reha gemacht habe, habe ich mit ihm offen gesprochen. Auch das mein Vater gestorben ist, weiß er. Ich habe ihm nur wenig Stunden nachdem ich erfahren habe was passiert ist, per Sms mitgeteilt, was passiert ist. Um ehrlich zu sein, kann ich mit seiner Art wie er mit mir umgeht, ganz gut leben. Ich möchte nicht wie ein rohes Ei behandelt werden. Komisch, oder? Ich möchte kein Mitleid. Ich möchte auch keine Hilfe. Ich möchte mir selbst helfen können.

Ich konnte ihm gestern nicht den wahren Grund sagen, warum ich nicht am Firmenevent teilnehmen kann. Ich weiß es ja selbst auch nicht so genau. Oder soll ich ihm sagen, dass ich mich in letzter Zeit minderwertig fühle? Ich hatte kurz überlegt zu sagen, dass ich immer noch sehr um meinen Vater trauere. Aber irgendwie war ich mir nicht sicher, ob das wirklich der Grund für meine Abneigung gegen dieses Event ist. Ich trauere noch. Ja, keine Frage.
Beim Forumstreffen hatte ich auch meine schwierigen Momente. Auch wenn man es mir nicht richtig angemerkt hat. Wir hatten uns dort alle offenbart mit unserem Nicknamen. Plötzlich hatte jeder zu den Anwesenden und deren Nicknamen ein Gesicht. Sobald mir das bewußt wurde, hatte ich Angst vor Reaktionen auf den ein oder anderen Post von mir. Unter anderem war es mir plötzlich unangenehm, das man nun weiß wer ich bin und dass ich noch am selben Tag über den Verlust meines Vaters poste. Im Nachhinein hatte ich erfahren, dass sich der ein oder die andere gerne über das Thema Tod und den Verlust eines nahen Menschen ausgetauscht hätte. Mir ging das gar nicht so. Komisch, nicht?

Fakt ist, ich habe mich mit meiner Aufschieberitis oder Unsicherheit wieder in eine unangenehme Situation gebracht. Ich wollte kämpfen, aber kurz bevor die Spiele beginnen, habe ich meine Rüstung ausgezogen und mich wie eine Maus versteckt.

Liebe Grüße,

Szegfue
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anna54
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von anna54 »

Hallo szegfue
eine Rüstung ist Schutz,aber sie ist auch unendlich schwer.
Du bist keine kleine Maus,die sich versteckt.
Selbstvorwürfe,sich klein fühlen,sind das nicht alles nur Symptome.
Ich wünsche dir gute Gespräche bei der Therapeutin.
anna54
Bittchen
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Bittchen »

Liebe szegfue,

du bist noch sehr traurig und deine Stimmung und dein Selbstbewusstsein ist auch im Keller.
Wie Anna schreibt,alles Symptome unserer depressiven Störung.
Viel Erfolg bei deiner Therapie,mein Therapeut war sehr jung und hätte mein Sohn sein können,trotzdem hat die Chemie gestimmt.
Weiterhin alles Gute.
Bittchen
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Botus
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Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Botus »

Hallo Szegfue,

es ging aus Deinen Beschreibungen nicht hervor, dass Du und der Chef so persönlich miteinander seid. Da muss man ja erstmal drauf kommen. Normalerweise ist das ja nicht so. In so einem Fall ist es natürlich was ganz anderes.

Dass Du kein Mitleid und keine Hilfe möchtest, kann ich verstehen. So ist meine Partnerin auch. Ich habe sie trotzdem oft mit meinen Tipps genervt, weil ich sonst bei ihren Sachen, die sie so hatte, oftmals das Gefühl der unterlassenen Hilfeleistung gehabt hätte. Wir haben das aber gut gelöst, indem sie nun ihren Weg allein geht und ich meinen allein. Ich verstehe es sehr gut, dass man seine Sachen allein packen will.

Liebe Grüße vom Dobi
szegfue75
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Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Dobi,

alles gut. Mein erster Post ist ziemlich lang geworden und ich bin gedanklich 2 Wochen bzw. 4 Wochen zurück gegangen, um mein Problem verständlich zu machen.

So persönlich wie ich die Situation mit dem Chef im 2. Post erläutere, ist es nun auch nicht. In unserem Unternehmen haben alle Mitarbeiter ein Arbeitshandy. Und als mein Vater starb war Freitag Abend und die Beerdigung fand im Ausland statt. Ich hatte keine andere Wahl als ihm eine Sms zu schreiben bzw. eine E-Mail über das Smartphone. Als Chef ist er wirklich gut. Er schafft die Balance zwischen Nähe und Distanz zu seinen Mitarbeitern zu wahren. Ich glaube, mit seinem Nachhaken hat er ernsthaft versucht zu verstehen, warum ich nicht dabei sein will. Es gab früher mal ein Problem mit einem Kollegen und er dachte, den Grund dort suchen zu müssen.

Nun ist fast ein Tag vergangen und ich habe mich schon sehr beruhigt. Eine Kollegin hatte mir vorhin geschrieben und ich habe mich ihr gegenüber schemenhaft offenbart. Sie erkundigte sich, ob ich das Zimmer storniert hätte und ich mir keine Sorgen machen soll, das Kosten entstanden sind. Keine Ahnung ob das klug war von mir. Ich kann gerade nicht mehr. Immer dieses Aufpassen, ob jemand zu viel von mir mitbekommt. Mein positiver Gedanke dazu: geteiltes Leid, ist halbes Leid. Ich hoffe nur, ich bereue mein "Outing" nicht.

@Bittchen: Danke für deine Worte. Das hilft mir. Vor allem, dass du trotz Altersunterschied einen tollen Therapeuten hast. Ich weiß auch nicht. Entscheidungen treffen fällt gerade schwer. Ich schaue mir noch andere Therapeuten an, aber vielleicht bleibe ich auch bei dieser.

@Anna: Auch dir danke ich für den Erfahrungsaustausch. Ich versuche realistisch bleiben und zu meiner jetzigen Entscheidung zu stehen. Ich fühle mich heute schon viel entspannter und habe fast keine Angst mehr meinen Arbeitsplatz zu verlieren. Ich bin sogar richtig motiviert nächste Woche wieder richtig durchzustarten und mit Fleiß und Ehrgeiz wieder Leistung zu bringen. Oder zumindest wieder geregelt arbeiten zu gehen und an meinen Fehlzeiten zu arbeiten.

LG,

Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
haike1956
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Registriert: 25. Aug 2014, 14:01

Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von haike1956 »

Liebe Szegfue,

auch mir waren Betriebsfeiern u.ä. nicht angenehm. Ich kann deine Reaktion sehr gut nachvollziehen. Im Moment kommen bei dir doch mehrere Faktoren zusammen. Der Tod deines Vaters,der noch nicht lange her ist. Eine Veranstaltung, wo ich befürchten würde, mich nicht zurück ziehen zu können. Eine Firmenübernahme, die auch Unruhe ins Leben bringt. Und die Jahreszeit, wo Depressionen sich wieder deutlich verstärken.
Alleine, dass Du noch in der Trauerphase bist, sollte ein ausreichender Grund sein, dass Du nicht an dem Event teilnehmen musst.
Die Vorstellung, dass ein Therapeut ähnlich alt, wie man selber sein sollte, weist in eine Richtung und ist kein Muß. Eine ältere Therapeutin hat z.B. wesentlich mehr Erfahrung und das kann auch hilfreich sein.
Ich denke viel wichtiger ist, dass die Chemie zwischen euch stimmt.

Es wird wieder Zeiten geben, wo Du anders wirst mit solchen Situationen umgehen können. Diesmal war alles noch zu viel für dich.
Schön, dass wir uns in Bad Bevensen kennen gelernt haben.
Liebe Grüsse an dich und die anderen, (die ich aus Bad Bevensen kenne).

Haike
M1971
Beiträge: 731
Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von M1971 »

Hallo szefueg, Dein Chef wollte Dich mit der Einladung diesem Event mit Sicherheit nicht quälen. Vermutlich gibt es dort interessante Informationen, die Du nun nicht mehr aus erster Hand bekommst. Manche Firmen prüfen auf diesem Weg auch mal, wie der Mitarbeiter zum Unternehmen steht. Das ist ja auch legitim.
Du hast Deine Entscheidung getroffen und gut.
Gruß
M
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von T Ally »

Hallo Szegfue,

wie ich mich in Teilbereichen Deiner Beschreibungen wiedererkenne!
Leider kann ich erst jetzt antworten, da ich gerade erst Feierabend habe.

Mir geht es mit den Firmenveranstaltungen ganz genau wie Dir. Eine Wochenendveranstaltung mit Übernachtung wäre vor einigen Jahren sehr willkommen gewesen. Mittlerweile mag ich nicht einmal mehr bei Bekannten oder Freunden übernachten. Meine eigenen 4 Wände sind meine Sicherheitszone.
Es ist viel zu anstrengend, wenn ich den ganzen Tag angespannt überwachen müsste, wie ich mich verhalte, was ich wann wo sage und zu wem...

Von daher finde ich Deine Reaktion total in Ordnung. Du hast durch die Absage gut für Dich gesorgt und auch einen Arzt aufgesucht und Hilfe in Anspruch genommen. Verbuche das doch einmal als positiv!

Dass Du grundsätzlich ungern Hilfe in Anspruch nimmst, kann ich sehr gut verstehen. Ich helfe gern, darf aber selbst niemandem zur Last fallen.

Mit den Chefs ist es immer so eine Sache mit Distanz und Nähe. Ich rede meist zu viel und werde im Nachhinein für meine Offenheit schon mal bestraft. Aber ich mache mir auch nichts vor. Zwei Krankschreibungen über eine längere Zeit, eine Reha und ein Aufenthalt in der Psychiatrie. Meine Kollegen wissen ohnehin was los ist.
Du warst zu einer Reha, also musst Du Deinen Kollegen und den Chefs auch nichts vormachen. Ehrlich währt am Längsten.

Ich finde, Du hast alles richtig gemacht. Wenn Deine verwirrten Gefühle sich setzen, Du zur Ruhe kommst und dann noch die Therapie hilft, dann kannst Du es hoffentlich auch selbst sehen.

Meine Erachtens nach, hat man nach einer Woche Arbeit auch die zwei Tage Wochenende verdient. Wo soll man den sonst die Kraft für die nächste Woche herholen?

Ich wünsche Dir gute Besserung und drücke die Daumen, dass Du schnell wieder positiver ins Leben gucken kannst.
Du bist ein ganz toller Mensch! Ich habe unsere Gespräche sehr genossen.
szegfue75
Beiträge: 486
Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo,
es tut so gut von euch zu lesen... Mein Chef hatte mir heute Mittag nochmal geschrieben und mir schnelle Besserung gewünscht und meinen Urlaubsantrag abgelehnt, den er noch nicht genehmigt hatte. Er wollte wissen, ob ich das Zimmer storniert hatte. Da ich von dem Hotel noch keine schriftliche Bestätigung über die Stornierung bekommen hatte, rief ich das Hotel nochmal an. Und dieses Mal hat es geklappt, dass keine Stornierungsgebühren bezahlt werden müssen. Darüber bin ich sehr froh.

@Esperanto: über deine aufbauende Worte habe ich mich heute morgen gefreut und wollte mich noch dafür bedanken. Die männlich Kollegen sind bis auf eine Ausnahme alle glücklich vergeben, viele haben Kinder. Mit der einzigen Ausnahme, der Single ist, verstehe ich mich nicht bzw. wir verstehen uns nicht.
Nun habe ich mich großem Tam-Tam aus der Affäre gezogen.. Naja, nun habe ich mich beruhigt und gleichzeit auch etwas enttäuscht von mir. Aber ich will still sein. Wie geht es dir?

@Haike: Ja, es gibt mehrere Gründe warum ich mich letztendlich aus der Verpflichtung gezogen habe, an dem Event teilzunehmen. Auch dir danke ich für das Verständnis. Wie geht es dir? Einen lieben Gruß zurück und alles Gute.

@Tally: Ich freu mich von dir zu lesen und das ist lieb von dir was schreibst. Ich kann dir das nur zurück geben. Ich habe dich sehr lebensbejahend, amüsant und lebhaft erlebt. Ja, bis auf meinen Chef wissen die Kollegen bis heute nicht in was für einer Reha ich war :) Sie haben nicht weiter nachgefragt. Im Nachhinein war es, glaube ich, das falsche Konzept was ich mir da ab -Reha ausgesucht hatte. Ich konnte mich von Anfang an nicht richtig darauf einlassen und hatte Angst. Angst, dass ich nach der Reha noch instabiler werde als zuvor. Angst, bei der Arbeit gemobbt zu werden nach der Reha. Ich habe dann nach 5 Wochen abgebrochen und bin nach den Feiertagen wieder zur Arbeit. Meine Kollegen waren toll. Ich war ruckzuck wieder im Arbeitsalltag und das hätte ich ohne sie nie geschafft. Dafür bin ich sehr dankbar. Wenn ich das so schreibe, fällt mir das Wort Work-Life-Balance ein. Mir fehlt der Ausgleich im Leben. Wenn es da etwas gemütlicher wäre, dann könnte ich bestimmt friedlicher leben und so ein Event würde mich nicht so sehr aus dem Konzept bringen.

Ja, aber das mit dem Übernachten an fremden Orten fällt mir auch immer schwerer. Ich brauche meine 4 Wände um mich sicher zu fühlen.

Liebe Grüße,

Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Botus
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Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Botus »

Ich denke, dass das Bekanntwerden von psych. Problemen die Existenz gefährden kann, wenn der AG den Mitarbeiter ohnehin gern los wäre. Z.B. weil junge Leute frisch von der Uni den gleichen Job für die Hälfte machen würden. Oder weil den Mitarbeiter keiner mag, alle ihn unsympathisch finden. Ich hätte Verständnis, wenn ein Betroffener, der in einer solchen Situation arbeitet, Angst vor Bekanntwerden seiner Probleme hat.

Meine Partnerin konnte immer unbesorgt offen damit umgehen, weil ihr AG nicht auf Geld schauen muss, die dortigen Arbeitsplätze auf Lebenszeit garantiert sind und auch alle Kollegen und Vorgesetzten von meiner Partnerin sehr angetan sind. Ich habe Verständnis, wenn sie folgerichtig zu mir sagt, es sei überhaupt kein Problem, wenn jeder von der Erkrankung weiß.

Diese Unterscheidung gilt auch im Privaten. Wenn ein Mensch von vielen gut gefunden wird und auch einen Partner hat, der ihn unbedingt halten will, kann er tendenziell eher unbesorgt offen über seine Krankheit sprechen, ohne Angst zu haben, dass sich alle umgehend abwenden. Wenn ein Mensch von anderen nicht gewollt ist und man auch partnerschaftlich auf ihn verzichten kann, hätte ich Verständnis, wenn derjenige seine Probleme aus Angst vor den Folgen verschweigt.

Ich finde, dass der Umgang mit solchen Problemen (offen oder verschweigen...) sehr von der Situation abhängig ist, in der sich ein Mensch befindet. Das wäre mit äußeren Problemen ähnlich. Viele sind pleite, haben Schulden. Manche können sehr offen mit sowas umgehen, weil das ihren Lieben egal ist und man sie ohne einen Cent genauso mag. Aber man muss auch an die Menschen denken, die verlassen werden, wenn es in finanzieller Sicht bergab geht. Sowas gibt es sehr häufig. Wenn so ein Mensch verschweigt, dass er pleite ist, hätte ich Verständnis.
Luna1966
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von Luna1966 »

Ob man sich nun „outen“ sollte oder nicht, ist m.M. nach von Situationen aber AUCH von der jeweils betroffenen Person abhängig.

Auch mein Arbeitgeber ist kein gewinnorientiertes Unternehmen, und mein Chef ist nicht befugt, mich zu entlassen - ich bin unkündbar und daneben eine durchaus wertgeschätzte Kollegin im Kollegenkreis. Auch im privaten Bereich bin ich mir der Zuneigung anderer Personen durchaus bewusst. Ich denke auch nicht, dass mein Partner mich verlassen würde, wenn er einen Namen zu meinem „Charakter“ bekäme.

Trotzdem oute ich mich nicht.

Ich möchte nicht auf diese Krankheit reduziert werden und auch niemals jemanden erzählen müssen, warum ich krank bin. Bei einem Outing reicht wohl kaum der Hinweis auf diese Krankheit ohne gleichzeitig nach außen zu tragen, das etwas nicht in Ordnung war bzw. ist und das kommt für mich nicht in Frage.

Trotzdem habe ich für mich einen Rahmen gefunden, darüber zu reden – nämlich dieses Forum hier und das reicht mir.
Andere wollen es anderen Menschen in ihrer Umgebung, beruflich oder privat mitteilen auch das ist vollkommen okay. Jeder so, wie er es für sich als „gut“ empfindet.

@ szegfue75

Ich kenne das Gefühl sehr gut, dass du Eingangs beschreibst.

In meinen Beiträgen vom März 2016 ist so ein Beispiel mit dem 50 Geburtstag meiner Freundin. Ich konnte meine Grenze einfach nicht klar und deutlich vermitteln und bei einer geplanten Absage bleiben. Ich "eierte" bei jedem Gespräch darüber nur rum. Je mehr der Geburtstag nahte umso schlechter ging es mir. In mir keimte regelrecht Panik auf. Erst als der Geburtstag vorbei war, und alles einmal ausgesprochen wurde, ging es mir wieder besser.

Im Nachhinein schämte ich mich sogar etwas dafür, nicht deutlicher "nein" hab sagen zu können und dadurch aus einer Mücke einen Elefanten hab werden lassen.

Meiner Freundin kam übrigens gar nicht der Gedanke, dass sie mich mit ihren ständigen Nachfragen und Überredungsversuchen unter Druck setzen könnte, sie hatte es nur gut gemeint.
Am Ende ist nichts von der Geschichte übrig geblieben, alles ging weiter wie vor diesem Ereignis. Soviel Panik und schlechte Gefühle um eigentlich nichts.

Ich wünsche dir, dass du eine ähnliche Erfahrung machst, wie ich mit der Geburtstagspanik und ganz unkompliziert wieder in deinen Arbeitsalltag zurückfinden kannst.
Ich glaube, seine Grenzen nicht gebührend einfordern zu können, eigene Entscheidungen anzuzweifeln und sich selber damit unter Druck zu setzen ist auch eine Auswirkung der Krankheit. Damit muss man wohl umgehen lernen.

Liebe Grüße

Luna
szegfue75
Beiträge: 486
Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Dobi,

ich finde interessant was du zuletzt geschrieben hast.. aber ich weiß gerade nicht was ich dazu hinzufügen kann. Um ehrlich zu sein, bin ich mit meinem Verhalten nicht im Frieden. Aber nun habe ich diesen Weg eingeschlagen und muss es, ob ich möchte oder nicht akzeptieren.
Mir fällt auf, dass du immer noch Partnerin schreibst obwohl ihr nicht mehr zusammen seid. Hat das einen bestimmten Grund?

Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass ich nicht unangenehm auffallen mag. Aber wenn ich jetzt genauer hinschaue, was ich da veranstaltet habe, bin ich mir nicht mehr so sicher. Es ist unerträglich, dass ich in meinem Leben nicht voran komme. Gerne würde ich das ändern. Aber leider scheint das nicht zu klappen. Egal. Das ist ein anderes Thema.

@Luna: Ich erinnere mich an deinen Thread mit dem Geburtstag der Freundin. Es freut mich zu hören, dass das gut ausgegangen ist für dich und deine Freundin.

Das mit dem "outen" ist bei mir so eine heikle Sache. Ich möchte nicht bemitleidet werden oder igrendwie besonders behandelt werden. Ganz normal einfach. Aber ich möchte immer wieder versuchen in Kontakt zu kommen mit Menschen bzw. im Kontakt zu bleiben. Ich möchte nicht die Schwache sein. Ganz im Gegenteil. Aber ich weiß mir dann manchmal nicht anders zu helfen als ehrlich zu sein.

Naja, ich werde sehen wie es ist, wenn ich wieder zurück in die Arbeit komme. Eine Kollegin aus der anderen Stadt hat heute gefragt, ob ich komme. Ich mag sie sehr gerne. Naja, so ist das eben.. Alles im Leben hat seine Vor- und Nachteile.

Liebe Grüße,

Szegfue
Zuletzt geändert von szegfue75 am 2. Nov 2016, 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
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M1971
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Re: Angst vor Betriebsfeier - Krankmeldung - Konsequenzen?

Beitrag von M1971 »

Hallo szegfue,
Bitte gehe davon aus, dass man unter den Kollegen über Dich reden wird. Es klingt ja so, als hättest Du öfter mal Fehlzeiten. Aber auch davon abgesehen wird über jeden, der einer Firmenveranstaltung fern bleibt geredet.
Und dabei kommt es meist zu wilden Spekulationen.
Aber nur Du kannst entscheiden ob Du die Wahrheit sagst oder die Leute einfach spekulieren lässt und Dich nicht daran störst. Es hat alles seine Vor und Nachteile.
Gruß
M
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